MPU E-Scooter mit 1,65 %

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VivaMoguntia

Gast
Hallo,

erstmal vielen Dank für die tollen Informationen und Hinweise die es hier gibt. Echt eine klasse Sache was Ihr hier betreibt. Ich war lange stiller Mitleser und wollte euch nun mal meinen Fall schildern und um Eure Meinung beten.

Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 184cm
Gewicht: 85
Alter: 28

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 11.09.2020
BAK: 1,65
Trinkbeginn: 21:00 Uhr
Trinkende: 03:00 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 04:50Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: Ja Januar 2020
Dauer der Sperrfrist: bis 21.10.2020

Führerschein
Hab ich noch: Nein
Hab ich abgegeben: In der Tatnacht abgegeben
Hab ich neu beantragt: 09.06.2021


Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: JA
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: 1 Punkt wegen Geschwindigkeit (03/2018)
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):

«Kann X trotz der Hinweise auf Alkoholmißbrauch ein Kfz der Klasse X sicher führen?»
«Ist insbesondere nicht zu erwarten, daß er/sie ein Kfz unter Alkoholeinfluß fahren wird?»

Bundesland
: RLP

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: KT zu besonderen Anlässen max. 10x pro Jahr und max. 2 TE


Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: JA, 1x kurz vor MPU
Urinscreening ja/nein: nein


Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Ja insgesamt 2 ( April 21 und Anfang Juli 21)

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: 4 Einzelsitzungen á 1h
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein


MPU
Datum: Mitte August 2021
Welche Stelle (MPI): TÜV Hessen Life Service
Schon bezahlt?: ja
Schon eine MPU gehabt? Nein


Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: 1 Punkt wegen Geschwindigkeit (03/2018)


Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten. (wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
In der Woche der TF war ich geschäftlich in Düsseldorf. Dort findet jährlich die größte Caravaning Messe weltweit statt. Im Anschluss an den überaus erfolgreichen Messetag am 10.09.2020 wurde ich von Kollegen zu einer Afterwork-Party eingeladen. Die 10 Arbeitskollegen, mieteten sich ein AirBnB mit Dachterrasse um den Tag ausklingen zu lassen. Ich hatte nach Messeschluss um 19:00 Uhr noch einiges zu tun und wollte mich im Hotel nochmal ausruhen bzw. frisch machen. So stieß ich erst gegen ca. 21:00 Uhr dazu.

Ich war mit dem ÖPNV zu Location angereist, da die Party nur ca. 3km vom Hotel entfernt war. Mit der S-Bahn wollte ich gegen 24 Uhr auch wieder zurück ins Hotel fahren, da ich etwas trinken wollte. Ich kaufte also zwei Flaschen Riesling, die ich mit der Gruppe teilen wollte. Auf der Party angekommen mixte ich mir meine erste Weinschorle und unterhielt mich angeregt mit einer Kollegin. Die Zeit verging wie im Flug, so dass es schnell 24 Uhr war und ich die erste Flasche Riesling fast allein als Schorle trank. Ich beschloss noch etwas auf der Party zu bleiben und einen späteren Zug zu nehmen und öffnete die zweite Flasche Wein. Mit steigendem Alkoholpegel sang auch meine Hemmungen mit meinen Kollegen über sehr private Themen zu sprechen. Ich outete mich als Homosexuell. Familie und Freunde wussten seit 2016 bereits, dass ich schwul bin. Auf der Arbeit ginge dies niemanden etwas an. Sie war die erste im beruflichen Umfeld, die davon erfuhr. Ich merkte aber zunehmend, dass mich diese Einstellung belastete, fand aber keinen geeigneten Zeitpunkt.

Meine Kollegen waren super neugierig und hatten sich in erster Linie mit mir gefreut, dass es raus ist. Letztendlich sahen wir dies als Anlass um weiter zu trinken und etwas zu tanzen. Es wurden Schnäpse und meine eigentlich gemiedenen Mischgetränke aus Rum + Multivitaminsaft verteilt. Gegen 03:00 Uhr löste sich die Party auf, ich blieb noch etwas länger, da meine Bahn später kommen sollte. Ich merkte, dass ich nichtmehr Herr meine Sinne war und wollte nur noch ins Bett und verließ die Party gegen 03:30 Uhr. Zuvor trank ich noch einige Gläser Wasser. Ich taumelte Richtung Düsseldorfer HBF, dort stellte ich fest, dass mein Zug (der Letzte) ausfiel. Für ein Taxi war ich zu geizig, also entschied ich ins Hotel zu laufen. 2km fast nur gerade aus, dass sollte ich hinbekommen. 500m vorm Hotel leuchtete mir das grüne Licht eines E-Scooters entgegen. Da wir diese Roller auch in Mainz haben und ich die App installiert hatte, schaltete ich mir den Roller frei. Dies ging ohne Probleme, da ich schon öfters E-Scooter fuhr. Beim ersten Gas geben merkte ich, dass ich das Gleichgewicht verliere und flog hin. Jedoch war der Drang schnell ins Bett zu kommen größer als die Vernunft und ich stieg wieder auf, entschloss aber auf dem Gehweg, mit minderer Geschwindigkeit zu fahren um mich vor nächtlichen Rasern zu schützen. Was auch einigermaßen gut klappte. Ca. 100m vorm Hotel, befand sich eine Fußgängerampel. Diese war rot, ich hielt an, vergewisserte mich, dass kein Verkehr kam und fuhr los. Den Streifenwagen einige Meter entfernt übersah ich dabei, die Streife mich aber nicht. Sie hielt mich an, ließen mich gegen 04:10 Uhr meinen AKK messen, dass Gerät meldete 0,88mg/l. Sie nahmen mich mit auf die Wache um meinen BAK zu messen. Dieser lag schlussendlich um 04:50 Uhr bei 1,65%..

Eine Kollegin holte mich von der Wache mit einem Taxi ab und brachte mich gegen 05:30 Uhr ins Hotel.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge)


  • 2x 750ml Flaschen Riesling als Weißweinschorle
  • 4x 4cl Schnaps (alte Marille)
  • 3x 200 ml Mischgetränke Rum (4cl) + Multivitaminsaft
Meinen Berechnungen zufolge waren dies 220g Alkohol in 7h.


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich lief ca. 2,5 km, fuhr ca. 400m mit dem E-Scooter und hatte noch 100m zum Hotel.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Nein, meine Wahrnehmung und Reaktionszeit war deutlich verschlechtert. Der Gleichgewichtsinn hatte sich verabschiedet, dennoch schaffte ich es einige hundert Meter mit reduzierter Geschwindigkeit Scooter zu fahren.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte mit dem ÖPNV fahren, den letzten Zug verpasste, beschloss ich zu laufen, da ich 3 km für machbar hielt. Die 20€ fürs Taxi wollte ich mir sparen und hatte Angst mich darin zu übergeben. Nach 2,5 km zu Fuß machte mein Körper schlapp und ich wollte nur noch in Hotel. Ich wollte nun doch ein Taxi nehmen, leider konnte ich keines ausfindig machen. Da sah ich den E-Scooter leuchten. Auto oder Fahrrad wäre ich definitiv nicht gefahren, hier habe ich mir selbst die 0,0% Regel auferlegt. Die Strafen für eine Scooterfahrt waren mir damals nicht bewusst.


6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein. Selbst mit Restalkohol kann ich ausschließen, da ich überwiegend den ÖPNV nutze oder mich von Freunden/Familie abholen ließ.

7.Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Einige Male als Fußgänger, bei Auto und Fahrrad habe ich mir immer 0,0% geschworen.

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Meinen ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich mit ca. 10 Jahren, als ich bei meinem Onkel die Schaumkrone vom Bier probierte. 2008 an meinem 16. Geburtstag trank ich das erste Mal Alkohol, ein Alcopop und ein Bier. Jedoch schmeckte mir Alkohol nicht. In der Familie war Alkohol nie ein Thema. Meine Eltern tranken ganz selten mal einen Sekt oder einen Wein. Für mich war Alkohol in dieser Zeit nicht interessant.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Bis zu Volljährigkeit 2010 trank ich sehr selten, 1x pro Monat 4 TE. Ich hatte kaum soziale Kontakte, schon gar keine, die Alkohol tranken. Ab dem 18. Lebensjahr habe ich regelmäßig Tennis gespielt. Nach dem Training gab es öfters ein Bier. Ich fühlte mich zu dem Zeitpunkt sehr unwohl in meinem Körper. Also nahm ich 2011 innerhalb von 6 Monaten ca. 35 Kilogramm ab was meinem Selbstwertgefühl zugutekam. Ich traf mich plötzlich mit Personen aus dem Tennisverein und merkte, wie gelockert ich mit Alkohol bin und ich dachte, dass ich im angetrunkenen Zustand besser bei meinen Mitmenschen ankomme.

2012 schloss ich meine Ausbildung ab und bin aufgrund eines neuen Jobs an Ravensburg in die Nähe des Bodensees gezogen. Hier lernte ich durch mein Fitnessstudio meine Ex-Freundin und ihren Freundeskreis kennen. In dem Freundeskreis war es normal, dass man sich am Wochenende zum exzessiven „Saufen“ traf. So kannte ich es damals nicht, ließ mich aber mitreißen. Da ich froh war einen festen Freundeskreis zu besitzen. 2014 war mein Höchststand bezogen auf den Alkoholkonsum. Mitte 2014 verließ ich meine Freundin und ihren Freundeskreis, da wir nicht mehr auf der gleichen Welle waren und ich mich nicht über Trinkmengen identifizieren wollte. Folge dessen ging auch mein Alkoholkonsum wieder zurück.

Ich verspürte schon immer das ich „anders“ bin als andere Männer in meinem Alter und ich hatte mein inneres Coming Out. Ich stand mir ein, dass ich schwul bin. Jedoch war ich nicht happy damit, haderte 1-2 Jahre mit mir, fand aber wenig später ich neue Freunde in meiner alten Heimat, größtenteils homosexuell oder sehr liberal wo Sexualität keine Rolle spielt. Ich fühlte mich akzeptiert und angekommen. Mein Alkoholkonsum stieg erneut an Wochenenden auf ein sehr hohes Niveau an. Ich outete mich 2016/2017 bei meiner Familie. Der bisher größte Schritt in meinem Leben. Ich fühlte mich rückblickend wie neugeboren und wollte mein „Neues Ich“ feiern und war dementsprechend viel unterwegs. Getrunken wurde, wie sonst auch nur in Gesellschaft, niemals allein und meist an Wochenenden.

2018 beschloss ich dem Bodensee den Rücken zu kehren, da ich immer unzufriedener bzgl. fehlender Freunde wurde. Ich beschloss für 2019 insgesamt 8 Monate ein Work-Travel in Kanada zu machen. Dort kann man sagen, holte ich meine Pubertät und das junge Erwachsensein nach. Ich tobte mich aus, fühlte mich frei und lebte in den Tag hinein, ohne jegliche Verpflichtungen. Als Kellner unter anderen Travellern war es vollkommen normal 2x wöchentlich nach Feierabend mit den Kollegen Alkohol zu trinken (ca. 6-10 TE) und anschließend feiern zu gehen. Im Dezember 2019 flog ich nach Deutschland zurück, da ich seit Mai 2019 in einer festen Beziehung mit meinem jetzigen Partner bin und ich ein gutes Jobangebot erhielt. Mein Alkoholkonsum reduzierte sich. Ab März 2020 startete mein neuer Job und der erste Lockdown griff. Bis Juni 2020 konsumierte ich kaum Alkohol. Im Sommer als die ersten Lockerungen kamen, stieg auch der Alkoholkonsum, da man sich wieder mit Freunden treffen durfte. An meinem 28. Geburtstag feierten wir ausgiebig. An diesem Tag hatte nahm ich ca. 25 TE zu mir. Also etwas mehr als an der TF, jedoch über eine größere Zeitspanne (ca. 12h)

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
2008-2010: sehr selten und wenig, pro Monat ca. 6 TE, Radler oder Colabier

2010-2012: Freundeskreis innerhalb des Tennisvereins, pro Monat ca. 10 TE, Bier

2013-2015: Falscher Freundeskreis, 1x wöchentlich ca. 20-25 TE, Vodka-Energie, Bier

2015-2019: Outing, neue Freunde, 2x monatlich, ca. 20-24 TE, Rum+Cola, Cocktails, Bier

2019: Work & Travel Kanada, 2x wöchentlich, ca. 6-10 TE, Bier, Wodka+Soda, GinTonic

2020 bis 05/2020: Neuer Job, COVID-19, pro Monat ca. 15 TE, Weinschorle

Sommer 2020: 2-4x pro Monat ca. 15-25 TE, überwiegend Weinschorle
 
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VivaMoguntia

Gast
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Nur mit Freunden zu Veranstaltungen. Für mich stand schon immer fest, Alkohol nur in Gesellschaft.

12. Warum haben Sie getrunken? (Innere + äußere Motive)

Früher, bis zum 20. Geburtstag war ich sehr introvertiert und wusste insgeheim schon lange vor meinem Outing, dass ich „anders“ bin, wusste aber nicht weshalb. Ich konnte mir früher nicht eingestehen, dass ich homosexuell bin. Daher kam meine Unsicher- und Schüchternheit folgedessen hatte ich kaum soziale Kontakte. Mit 20 nahm ich 35 Kilogramm ab, da ich mein Leben ändern wollte. Mit dem Gewichtsverlust kam mein Selbstbewusstsein und ich hatte keine Hemmungen neue Leute anzusprechen. Auch die Lust am Feiern kam. Alkohol, an dem ich anfangs kaum Interesse hatte, wurde interessanter, da ich mich damit noch selbstbewusster und akzeptierter fühlte. Meine Probleme mit meiner Selbstfindung und sexuellen Orientierung konnte ich so ausblenden. Es fühlte sich so an, als wurde ich eher akzeptiert, sogar teilweise dafür gefeiert, wenn ich Alkohol trank.

Das Jahr in Kanada war für mich wie ein Neuanfang. Neue Leute, Umgebung, Sprache usw. als hätte jemand den Resetknopf gedrückt. Dort lernte ich mich richtig kennen und fühlte mich direkt akzeptiert, ohne mich zu verstellen. Ich verband meine „Beliebtheit“ jedoch ebenfalls mit dem Alkoholkonsum, da ich auch im Ausland dachte das mich die Leute deswegen feierten.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Anfangs wurde ich noch lockerer, selbstsicherer, vergaß meine Probleme mit meiner sexuellen Orientierung und fühlte mich „normal“. Ich kam mit Leuten ins Gespräch mit denen ich sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Aber auch negative Dinge mit Alkohol kamen vor. Ich wurde teilweise ausfällig und beleidigend zu meinen Mitmenschen, jedoch nicht aggressiv. Auch musste ich einige Male unter Alkoholeinfluss weinen, da ich mit mir unzufrieden war.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein. In meinen Freundeskreisen wurde immer viel getrunken. Ich dachte es sei normal. Heute weiß ich, dass es definitiv nicht normal war.

Meine Eltern bekamen es hin und wieder mit, dass ich öfters betrunken war. Sie ermahnten mich weniger zu trinken. Es sei nicht gesund. Da ich nicht zuhause wohnte, nahm ich es nicht ernst. Wie immer haben die Eltern recht.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Gefühlt litt mein Immunsystem darunter, nach durchzechten Nächten war ich meist Erkältet. Auch die Kater nach einer Partynacht wurden mit den Jahren schlimmer, aber das nahm ich für den Spaß in Kauf.

Teilweise war ich mit Alkohol sehr anstrengend, da ich mich öfters von meinen Freunden getrennt hatte um mit neuen Leuten zu quatschen.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?

Zwischen 2013 und 2017 mit dem damaligen Freundeskreis am Bodensee, während meiner Phase des inneren und äußeren Outings. Ab 2018 stabilisierte sich meinen Konsum auf einem sehr hohen Niveau.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, 2013-2017 ca. 1-2x im Monat. Was ich zurückblickend sehr befremdlich finde und mir es absolut nicht vorstellen kann, dass ich damals so getickt zu haben. Ich konnte jedoch immer stehen, übergeben musste ich mich, in alle den Jahren, nur einmal.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
2011 als ich damals 35 Kg abspeckte und während des ersten COVID-19 Lockdowns, da es keine Gelegenheit ergab Alkohol zu trinken und man keine Freunde besuchen durfte.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Beta-Trinker, Gelegenheitstrinker dementsprechend gefährdet

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Siehe Diagramm.
Trinkhistorie.jpg


Nach der TF (11.09.2020) war ich wie in einer Schockstarre und hatte den Spaß am Alkohol verloren. Das erste Mal, dass ich wieder Lust auf Alkohol verspürt, war an Silvester, jedoch nur um mit meinem Partner anzustoßen. Den ersten Alkohol (1 TE Sekt) nach der TF trank ich am 13.03.2021 zum 90. Geburtstag meiner Oma. Seit diesem Ereignis betreibe ich KT. Max. 10 Trinkereignisse pro Jahr mit absolutem Maximum von 2 TE pro Anlass.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
14.08.2021 – (geplant) Hochzeit von Freunden (1 Sekt + 1 Weinschorle)
16.06.2021 – Firmenveranstaltung (1 Aperol Spritz)
01.05.2021 – 30. Geburtstag meines besten Freundes (2 Sekt)
13.03.2021 – 90. Geburtstag Oma

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe die Lust am übermäßigen Konsum verloren. Die TF hängt mir noch nach und bin erschrocken und enttäuscht, dass ich so unvernünftig und dumm war. Gott sei Dank ist niemanden etwas passiert. Es hätte auch anders kommen können. Letztendlich bin ich sogar dankbar, dass ich dieses Schockerlebnis hatte. Mir ist nun klargeworden, dass mich meine Freunde nicht wegen meiner Trinkfestigkeit mögen sondern wegen meines Charakters. Ich muss niemanden etwas beweisen. Meine Freunde meinten beim Feiern sogar, sie merken nicht mal, dass ich nüchtern bin.

Zudem habe ich in der Zeit wo ich auf Alkohol verzichtet habe festgestellt wie gut mir es geht. Meine Haut wird besser, ich habe über 10 kg abgenommen und ich fühle mich vital wie noch nie. Ich gehe wöchentlich ca. 30 km joggen. Natürlich spare ich auch noch eine Menge an Geld, die ich besser investieren kann.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Vor der TF verknüpfte ich Alkohol immer mit Spaß und Geselligkeit. Beides gehörte für mich untrennbar zusammen. Zudem mochte ich es, wie mein Umfeld auf mich regieren, wenn ich angetrunken war. In der Phase des Outings war Alkohol für mich auch ein Mittel zum Abschalten und nicht ständig an meiner sexuellen Orientierung denken zu müssen. Gerade als betrunkener Mann, konnte man sich unter Männern auch mal, näherkommen, ohne dass man direkt als „Schwuchtel“ beleidigt wurde. Nüchtern hätte ich mich damals nicht getraut. Ich bin nun froh das die Zeit vorüber ist und ich sein kann, wer ich bin.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Wie bereits beschrieben viel mir die Abstinenz von der TF bis März 2021 nicht schwer. Ich verspürte keinen Drang Alkohol zu konsumieren. Das ich zum 90. Geburtstag meiner Oma in KT gewechselt bin, hatte ich mir schon im Januar überlegt. Ich wollte mit meinen Liebsten auch mal zu besonderen Anlässen anstoßen. Zudem kann ich mir nicht vorstellen lebenslang auf Alkohol und/oder Balsamicoessig, Tiramisu, Sauerkraut, Kohl, Traubensaft und alles was Gärstoffe beinhaltet komplett zu verzichten.

Dieses Jahr hatte ich bisher 3 Trinkanlässe, 2 sind noch geplant und vermisse weder Alkohol, noch das Gefühl betrunken zu sein. Zudem ist ein Leben ohne Sonntagskater wesentlich angenehmer, als den kompletten Sonntag auf der Couch zu liegen und zu jammern.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Mein Umfeld ist von meiner Entwicklung begeistert und unterstützen mich in meinem Vorhaben mit KT weiterzumachen. Es gibt keine Anstachelungen wie früher „Ich solle mich doch nicht so anstellen oder Wie du trinkst heute nichts!?“. Ich konnte sogar 2 Freunde überzeugen ebenfalls ihr Trinkverhalten zu überdenken.

Mein Partner und ich planen uns in den nächsten 3 Jahren außerhalb von Mainz ein Haus zu kaufen, zu heiraten und Kinder zu adoptieren. In solche Pläne passt mein früherer Lebensstil nicht hinein. Auf den ich auch gerne verzichte.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe mein Leben und das Trinkverhalten um 180 Grad geändert. Zudem ist meine Selbstfindungsphase überwunden und ich weiß wer ich bin und welche Werte ich vertreten und weitergeben möchte. Ich habe seit Mai 2019 einen festen Partner mit dem ich eine gemeinsame Zukunft planen kann. Meine „Strum- und Drangzeit“ ist endgültig vorbei, wofür ich dem Auslöser des Umdenkens der TF sogar im Nachhinein dankbar bin.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Nein. Klar gibt es keine 100%igen Garantien, aber mein Umfeld hat sich derartig gefestigt, dass ich auch in schweren Zeiten halt finde. Zudem ist die Zeit Phase des Outings und der sexuellen Orientierung vorbei. Ich mache mir längst keine Sorgen mehr, was andere Leute von mir halten. Nur weil ich vielleicht nicht der Norm entspreche. Ich bin mir sicher, dass die Zeit des exzessiven Alkoholkonsums endgültig vorbei ist.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Da ich KT betreibe plane ich meine Trinkanlässe 2-4 Wochen, teilweise sogar länger im Voraus. Für mich habe ich bereits vor der TF eine 0,0 Promillegrenze bei Auto und Fahrrad festgelegt. Diese Regel hatte ich auch nie gebrochen, bis zur TF. Den Scooter selbst sah ich vor der TF nicht als Kraftfahrzeug, sondern als neuartiges Gadget.

Ich habe aus meinen Fehlern der Vergangenheit gelernt und auch ein Haufen Lehrgeld bezahlt, dieser Fehler wird mir keine zweiten Mal passieren.

Wenn ich meine Trinkanlässe habe fährt mein Partner, lasse mich abholen oder nutze den ÖPNV. Im Notfall greife ich auf das Taxi zurück oder übernachte bei Freunden in der näheren Umgebung.

Sämtliche E-Scooter Apps habe ich gelöscht, da ich solch ein Fahrzeug nicht mehr bewegen werde.


30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich hatte mir vor der TF nie wirklich Gedanken um meinen Alkoholkonsum gemacht. Dacht es sei vollkommen normal als junger Mann in der Zwanziger etwas mehr Alkohol zu trinken. Aber inzwischen ist mir klargeworden, dass ich es übertrieben hatte und früher oder später musste mir etwas passieren. Nicht unbedingt im Straßenverkehr, aber ich hätte mir im Suff auch genauso gut mich verletzen können.

Ich bereue jetzt, dass ich damals so sorglos mit meiner Gesundheit umgegangen und bin froh, dass ich jetzt weiß, dass es auch ohne Alkohol geht. Die TF, MPU und die ganze Vorbereitung war ein teures und zeitaufwändiges Lehrgeld, aber ich habe daraus gelernt, dass ich nie wieder an diesen Punkt angelangen mag.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo VivaMoguntia,

willkommen im Forum :smiley138:

Entschuldige dass du bisher noch keine Antwort erhalten hast (obwohl dein Thread von sehr vielen Usern gelesen wurde), aber es kostet einiges an Zeit um einen FB zu kommentieren.

Darum - habe bitte noch etwas Geduld, du wirst noch ein Feedback bekommen.
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Hallo,

ich wage mich mal ran:

  • 2x 750ml Flaschen Riesling als Weißweinschorle
  • 4x 4cl Schnaps (alte Marille)
  • 3x 200 ml Mischgetränke Rum (4cl) + Multivitaminsaft
Das ist schon eine ordentliche Hausnummer. Das muss man erst mal schaffen. Da sind die 1,65o/oo gefühlt recht "wenig" - hast du das mal mit einem Promillerechner und einem detaillierteren zeitlichen Verlauf geprüft?

12. Warum haben Sie getrunken? (Innere + äußere Motive)
Deine Erklärung kratzt noch ziemlich an der Oberfläche.

homosexuell bin. Daher kam meine Unsicher- und Schüchternheit
Das hat es sicherlich verstärkt, aber war DAS der Grund für deine Unsicherheit? Und war diese DER Grund für deine Trinkerei?

Mit dem Gewichtsverlust kam mein Selbstbewusstsein und ich hatte keine Hemmungen neue Leute anzusprechen.
Entkräftet ja deinen eben genannten Grund fürs Saufen, oder? Jetzt müsste doch alles gut sein...

Neuanfang. Neue Leute, Umgebung, Sprache usw. als hätte jemand den Resetknopf gedrückt
Verstehe ich, das fühlt sich so an, aber war das wirklich ein Neuanfang? Oder glaubst du das nur? Wie nachhaltig war der Neuanfang als du wieder in D warst?

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
2011 als ich damals 35 Kg abspeckte und während des ersten COVID-19 Lockdowns, da es keine Gelegenheit ergab Alkohol zu trinken und man keine Freunde besuchen durfte.
Deine Trinkhistorie oben sagt aber was anderes, als dass es keine Gelegenheit zum Saufen gab...

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe die Lust am übermäßigen Konsum verloren.
Ab wann ist es denn übermässig und auf welche Menge an Konsum hast du noch Lust?

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe mein Leben und das Trinkverhalten um 180 Grad geändert. Zudem ist meine Selbstfindungsphase überwunden und ich weiß wer ich bin und welche Werte ich vertreten und weitergeben möchte.
Du hattest doch schon deinen Neuanfang und mit deinem Outing auch schon mal eine grosse Wendung, was soll da jetzt anders sein?

Meine „Strum- und Drangzeit“ ist endgültig vorbei
Warum? Woran machst du das fest?

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Nein. Klar gibt es keine 100%igen Garantien, aber mein Umfeld hat sich derartig gefestigt, dass ich auch in schweren Zeiten halt finde.
Erstens, mit deinem "nein" bist du nochmal eine Weile Fussgänger. Zweitens, auch hier wieder, worin liegt diese Festigung? In 27 hast du von 180°-Wende gesprochen, aber die auch nicht irgendwie belegt oder untermauert.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Jetzt kommt die entscheidende Frage und dann...
Da ich KT betreibe plane ich meine Trinkanlässe 2-4 Wochen, teilweise sogar länger im Voraus.
Das ist zu wenig geplant und somit kontrolliert.
Für mich habe ich bereits vor der TF eine 0,0 Promillegrenze bei Auto und Fahrrad festgelegt. Diese Regel hatte ich auch nie gebrochen, bis zur TF. Den Scooter selbst sah ich vor der TF nicht als Kraftfahrzeug, sondern als neuartiges Gadget.
Recht unüberlegt, was ist da eine 0,0-Grenze schon wert?
Im Notfall greife ich auf das Taxi zurück oder übernachte bei Freunden in der näheren Umgebung.
Zu KT gehört auch dieser Teil der Planung



Mir fehlt in deinen Antworten das "Fleisch am Knochen", das ist alles wahnsinnig dünn.
Du hattest mehrere Neuanfänge und tolle Vorsätze, geklappt hat es in der Praxis nicht, du hast einen weiteren Neuanfang und neue Vorsätze, aber keine echte Strategie, wie das laufen soll, deine KT-Strategie ist wachsweich, ich sehe nicht, dass du mit diesen Antworten den FS so bald zurückbekommst.

viele Grüsse,
rüdscher
 
V

VivaMoguntia

Gast
Hallo Rüdscher,

vielen Dank für dein Feedback. Ich werde mich am Wochenende nochmals dransetzen.

Bzgl.:
VivaMoguntia schrieb:
  • 2x 750ml Flaschen Riesling als Weißweinschorle
  • 4x 4cl Schnaps (alte Marille)
  • 3x 200 ml Mischgetränke Rum (4cl) + Multivitaminsaft
Das ist schon eine ordentliche Hausnummer. Das muss man erst mal schaffen. Da sind die 1,65o/oo gefühlt recht "wenig" - hast du das mal mit einem Promillerechner und einem detaillierteren zeitlichen Verlauf geprüft?

Wollte ich mich vorab äußern. Diese habe ich öfters durchgerechnet, da sie mir selbst sehr viel vorkommt. Meine VP riet mir alles in Standardgläser zu rechnen. 22 Gläser = 220g Alc =ca. 2,2 % abzgl. Abbauzeitrum.

Mit Widmark komme ich auf:

220 g Alk / 66,5 (95kg Gewicht x 0,7 Reduktionsfaktor=66,5) = 3,31% BAK
3,31% BAK - 15% Resorptionsdefizit = 2,81% BAK
2,81% BAK - 1,05 (0.15 Abbau/h *7h) = 1,76% BAK

Die beiden Flaschen Wein habe ich nicht komplett alleine getrunken. Vermutlich sind 2-3 Gläser anderweitig getrunken worden.

Vielleicht mag mir hier nochmal ein Profi helfen.
 

Andi18

MPU Profi
12. Warum haben Sie getrunken? (Innere + äußere Motive)

Früher, bis zum 20. Geburtstag war ich sehr introvertiert und wusste insgeheim schon lange vor meinem Outing, dass ich „anders“ bin, wusste aber nicht weshalb. Ich konnte mir früher nicht eingestehen, dass ich homosexuell bin. Daher kam meine Unsicher- und Schüchternheit folgedessen hatte ich kaum soziale Kontakte. Mit 20 nahm ich 35 Kilogramm ab, da ich mein Leben ändern wollte. Mit dem Gewichtsverlust kam mein Selbstbewusstsein und ich hatte keine Hemmungen neue Leute anzusprechen. Auch die Lust am Feiern kam. Alkohol, an dem ich anfangs kaum Interesse hatte, wurde interessanter, da ich mich damit noch selbstbewusster und akzeptierter fühlte. Meine Probleme mit meiner Selbstfindung und sexuellen Orientierung konnte ich so ausblenden. Es fühlte sich so an, als wurde ich eher akzeptiert, sogar teilweise dafür gefeiert, wenn ich Alkohol trank.

Das Jahr in Kanada war für mich wie ein Neuanfang. Neue Leute, Umgebung, Sprache usw. als hätte jemand den Resetknopf gedrückt. Dort lernte ich mich richtig kennen und fühlte mich direkt akzeptiert, ohne mich zu verstellen. Ich verband meine „Beliebtheit“ jedoch ebenfalls mit dem Alkoholkonsum, da ich auch im Ausland dachte das mich die Leute deswegen feierten.
Deine Erklärung kratzt noch ziemlich an der Oberfläche.
Rüdscher hat das super getroffen. Bei der Auflistung des inneren Motivs revidierst Du mit der Gewichtsabnahme Deine Unsicherheit und somit das Argument des Outings und genau auf das Letztere liegt doch Dein Augenmerk?

Ich meine Du solltest diese innere Zerrissenheit noch detaillierter darstellen. Das Problem des Outings ist doch die Unwissenheit wie wohl das direkte Umfeld und damit Familie reagiert. Kamen nie Äußerungen wie sehr sich Deine Eltern ein Enkelkind wünscht oder Schwiegertochter etc.? Hoffe Du verstehst was ich meine.
Bin mir sicher, daß da viel mehr erzählen kannst von Deinen Ängsten bis dahin und wie gut sich dann das Verständnis womöglich angefühlt hat.

Deine Trinkkurve lt Trinkhistorie passt recht gut zeitlich mit dem Motiv überein, Outing war zwischen 2015-2019.

Noch was zur Promilleberechnung. Ich habs jetzt nicht nachgerechnet. Bin nur kürzlich auf diesen Rechner nach Widmark gestoßen.
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Hallo Rüdscher,

vielen Dank für dein Feedback. Ich werde mich am Wochenende nochmals dransetzen.

Bzgl.:



Wollte ich mich vorab äußern. Diese habe ich öfters durchgerechnet, da sie mir selbst sehr viel vorkommt. Meine VP riet mir alles in Standardgläser zu rechnen. 22 Gläser = 220g Alc =ca. 2,2 % abzgl. Abbauzeitrum.

Mit Widmark komme ich auf:

220 g Alk / 66,5 (95kg Gewicht x 0,7 Reduktionsfaktor=66,5) = 3,31% BAK
3,31% BAK - 15% Resorptionsdefizit = 2,81% BAK
2,81% BAK - 1,05 (0.15 Abbau/h *7h) = 1,76% BAK

Die beiden Flaschen Wein habe ich nicht komplett alleine getrunken. Vermutlich sind 2-3 Gläser anderweitig getrunken worden.

Vielleicht mag mir hier nochmal ein Profi helfen.
Hallo,

passt für mich, habe es nicht nachgerechnet. Klang spontan nach mehr o/oo... ;)

vg
rüdscher
 
V

VivaMoguntia

Gast
Zunächst einmal vielen lieben Dank euch allen für die Mühe und Zeit.
Anbei meine Überarbeitung:

Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten. (wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
In der Woche der TF war ich geschäftlich in Düsseldorf. Dort findet jährlich die größte Caravaning Messe weltweit statt. Im Anschluss an den überaus erfolgreichen Messetag am 10.09.2020 wurde ich von Kollegen zu einer Afterwork-Party eingeladen. Die 10 Arbeitskollegen, mieteten sich ein AirBnB mit Dachterrasse um den Tag ausklingen zu lassen. Ich hatte nach Messeschluss um 19:00 Uhr noch einiges zu tun und wollte mich im Hotel nochmal ausruhen bzw. frisch machen. So stieß ich erst gegen ca. 21:00 Uhr dazu.

Ich war mit dem ÖPNV zu Location angereist, da die Party nur ca. 3km vom Hotel entfernt war. Mit der S-Bahn wollte ich gegen 24 Uhr auch wieder zurück ins Hotel fahren, da ich etwas trinken wollte. Ich kaufte also zwei Flaschen Riesling, die ich mit der Gruppe teilen wollte. Auf der Party angekommen mixte ich mir meine erste Weinschorle und unterhielt mich angeregt mit einer Kollegin. Die Zeit verging wie im Flug, so dass es schnell 24 Uhr war und ich die erste Flasche Riesling fast allein als Schorle trank. Ich beschloss noch etwas auf der Party zu bleiben und einen späteren Zug zu nehmen und öffnete die zweite Flasche Wein. Mit steigendem Alkoholpegel sang auch meine Hemmungen mit meinen Kollegen über sehr private Themen zu sprechen. Ich outete mich als Homosexuell. Familie und Freunde wussten seit 2016 bereits, dass ich schwul bin. Auf der Arbeit ginge dies niemanden etwas an. Sie war die erste im beruflichen Umfeld, die davon erfuhr. Ich merkte aber zunehmend, dass mich diese Einstellung belastete, fand aber keinen geeigneten Zeitpunkt.

Meine Kollegen waren super neugierig und hatten sich in erster Linie mit mir gefreut, dass es raus ist. Letztendlich sahen wir dies als Anlass um weiter zu trinken und etwas zu tanzen. Es wurden Schnäpse und meine eigentlich gemiedenen Mischgetränke aus Rum + Multivitaminsaft verteilt. Gegen 03:00 Uhr löste sich die Party auf, ich blieb noch etwas länger, da meine Bahn später kommen sollte. Ich merkte, dass ich nichtmehr Herr meine Sinne war und wollte nur noch ins Bett und verließ die Party gegen 03:30 Uhr. Zuvor trank ich noch einige Gläser Wasser. Ich taumelte Richtung Düsseldorfer HBF, dort stellte ich fest, dass mein Zug (der Letzte) ausfiel. Für ein Taxi war ich zu geizig, also entschied ich ins Hotel zu laufen. 2km fast nur gerade aus, dass sollte ich hinbekommen. 500m vorm Hotel leuchtete mir das grüne Licht eines E-Scooters entgegen. Da wir diese Roller auch in Mainz haben und ich die App installiert hatte, schaltete ich mir den Roller frei. Dies ging ohne Probleme, da ich schon öfters E-Scooter fuhr. Beim ersten Gas geben merkte ich, dass ich das Gleichgewicht verliere und flog hin. Jedoch war der Drang schnell ins Bett zu kommen größer als die Vernunft und ich stieg wieder auf, entschloss aber auf dem Gehweg, mit minderer Geschwindigkeit zu fahren um mich vor nächtlichen Rasern zu schützen. Was auch einigermaßen gut klappte. Ca. 100m vorm Hotel, befand sich eine Fußgängerampel. Diese war rot, ich hielt an, vergewisserte mich, dass kein Verkehr kam und fuhr los. Den Streifenwagen einige Meter entfernt übersah ich dabei, die Streife mich aber nicht. Sie hielt mich an, ließen mich gegen 04:10 Uhr meinen AKK messen, dass Gerät meldete 0,88mg/l. Sie nahmen mich mit auf die Wache um meinen BAK zu messen. Dieser lag schlussendlich um 04:50 Uhr bei 1,65%..

Eine Kollegin holte mich von der Wache mit einem Taxi ab und brachte mich gegen 05:30 Uhr ins Hotel.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge)
  • 2x 750ml Flaschen Riesling als Weißweinschorle
  • 4x 4cl Schnaps (alte Marille)
  • 3x 200 ml Mischgetränke Rum (4cl) + Multivitaminsaft
Meinen Berechnungen zufolge waren dies 220g Alkohol in 7h.

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich lief ca. 2,5 km, fuhr ca. 400m mit dem E-Scooter und hatte noch 100m zum Hotel.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Nein, meine Wahrnehmung und Reaktionszeit war deutlich verschlechtert. Der Gleichgewichtsinn hatte sich verabschiedet, dennoch schaffte ich es einige hundert Meter mit reduzierter Geschwindigkeit Scooter zu fahren.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte mit dem ÖPNV fahren, den letzten Zug verpasste, beschloss ich zu laufen, da ich 3 km für machbar hielt. Die 20€ fürs Taxi wollte ich mir sparen und hatte Angst mich darin zu übergeben. Nach 2,5 km zu Fuß machte mein Körper schlapp und ich wollte nur noch in Hotel. Ich wollte nun doch ein Taxi nehmen, leider konnte ich keines ausfindig machen. Da sah ich den E-Scooter leuchten. Auto oder Fahrrad wäre ich definitiv nicht gefahren, hier habe ich mir selbst die 0,0% Regel auferlegt. Die Strafen für eine Scooterfahrt waren mir damals nicht bewusst.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein. Selbst mit Restalkohol kann ich ausschließen, da ich überwiegend den ÖPNV nutze oder mich von Freunden/Familie abholen ließ.

7.Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Einige Male als Fußgänger, bei Auto und Fahrrad habe ich mir immer 0,0% geschworen.

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Meinen ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich mit ca. 10 Jahren, als ich bei meinem Onkel die Schaumkrone vom Bier probierte. 2008 an meinem 16. Geburtstag trank ich das erste Mal Alkohol, ein Alcopop und ein Bier. Jedoch schmeckte mir Alkohol nicht. In der Familie war Alkohol nie ein Thema. Meine Eltern tranken ganz selten mal einen Sekt oder einen Wein. Für mich war Alkohol in dieser Zeit nicht interessant.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ab meinem 16. Lebensjahr bis zu Volljährigkeit 2010 trank ich sehr selten, max. 1x pro Monat 4-6 TE. Ich hatte kaum soziale Kontakte, schon gar keine, die Alkohol tranken. Ab dem 18. Lebensjahr habe ich regelmäßig Tennis gespielt. Nach dem Training gab es öfters ein Bier. Ich fühlte mich zu dem Zeitpunkt sehr unwohl in meinem Körper. Also nahm ich Ende 2011 innerhalb weniger Monate ca. 35 Kilogramm ab was meinem Selbstwertgefühl zugutekam. Ich traf mich plötzlich mit Personen aus dem Tennisverein und merkte, wie gelockert ich mit Alkohol bin und ich dachte, dass ich im angetrunkenen Zustand besser bei meinen Mitmenschen ankomme.

2012 schloss ich meine Ausbildung ab und bin aufgrund eines neuen Jobs nach Ravensburg in die Nähe des Bodensees gezogen. Hier lernte ich durch mein Fitnessstudio meine Ex-Freundin und ihren Freundeskreis kennen. In dem Freundeskreis war es normal, dass man sich am Wochenende zum exzessiven „Saufen“ traf. So kannte ich es damals nicht, ließ mich aber mitreißen. Da ich froh war einen festen Freundeskreis zu besitzen. 2014 war mein Höchststand bezogen auf den Alkoholkonsum. Ende 2014 verließ ich meine Freundin und ihren Freundeskreis. Folge dessen ging auch mein Alkoholkonsum wieder zurück.

Ich verspürte schon immer das ich „anders“ bin als andere Männer in meinem Alter bin und hatte 2015 mein inneres Coming Out. Ich stand mir ein, dass ich schwul bin. Jedoch war ich nicht happy damit, haderte 1-2 Jahre mit mir, fand aber wenig später ich neue Freunde in meiner alten Heimat, größtenteils homosexuell oder sehr liberal wo Sexualität keine Rolle spielt. Ich fühlte mich akzeptiert und angekommen. Mein Alkoholkonsum stieg erneut an Wochenenden auf ein sehr hohes Niveau an. Ich outete mich 2016/2017 bei meiner Familie. Der bisher größte Schritt in meinem Leben. Ich fühlte mich rückblickend wie neugeboren und wollte mein „Neues Ich“ feiern und war dementsprechend viel unterwegs. Getrunken wurde, wie sonst auch nur in Gesellschaft, niemals allein und meist an Wochenenden.

2018 beschloss ich dem Bodensee den Rücken zu kehren, da ich immer unzufriedener bzgl. fehlender Freunde wurde. Ich beschloss 2019 insgesamt 9 Monate ein Work-Travel in Kanada zu machen. Dort kann man sagen, holte ich meine Pubertät und das junge Erwachsensein nach. Ich tobte mich aus, fühlte mich frei und lebte in den Tag hinein, ohne jegliche Verpflichtungen. Als Kellner unter anderen Travellern war es vollkommen normal 2-3x wöchentlich nach Feierabend mit den Kollegen Alkohol zu trinken (ca. 4-6 TE) und anschließend feiern zu gehen. Im Dezember 2019 flog ich nach Deutschland zurück, da ich seit Mai 2019 in einer festen Beziehung mit meinem jetzigen Partner bin und ich ein gutes Jobangebot erhielt. Mein Alkoholkonsum reduzierte sich. Ab März 2020 startete mein neuer Job und der erste Lockdown griff. In dieser Zeit trank ich nichts, da ich von der neuen Situation überfordert war und ich bis Juni 2020 keine Freunde traf bzw. die Gelegenheiten fehlten. Im Sommer als der erste Lockdown vorüber war, stieg auch der Alkoholkonsum, da man sich wieder mit Freunden treffen durfte. Zu meinem 28. Geburtstag feierten wir ausgiebig. An diesem Tag hatte nahm ich ca. 25 TE zu mir. Also etwas mehr als an der TF, jedoch über eine größere Zeitspanne (ca. 12h)

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Siehe Diagramm.
Trinkhistorie.jpg

2008-2010: sehr selten und wenig, pro Monat ca. 6 TE, Radler oder Colabier
2010-2012: Freundeskreis innerhalb des Tennisvereins, pro Monat ca. 10 TE, Bier
2013-2015: Falscher Freundeskreis, 1x wöchentlich ca. 20-25 TE, Vodka-Energie, Bier
2015-2019: Outing, neue Freunde, 2x monatlich, ca. 20-24 TE, Rum+Cola, Cocktails, Bier
2019: Work & Travel Kanada, 2x wöchentlich, ca. 6-10 TE, Bier, Wodka+Soda, GinTonic
2020 bis 05/2020: Neuer Job, COVID-19 – Kein Alkohol
Sommer 2020: 2-3x pro Monat ca. 15-20 TE, überwiegend Weinschorle

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Nur mit Freunden zu Veranstaltungen. Für mich stand schon immer fest, Alkohol nur in Gesellschaft.

12. Warum haben Sie getrunken? (Innere + äußere Motive)

Als Kind war ich sehr introvertiert und wusste insgeheim schon lange vor meinem Outing, dass ich „anders“ bin, wusste aber nicht weshalb. Daher kam meine Unsicher- und Schüchternheit folgedessen hatte ich kaum soziale Kontakte und wurde von den Jungs in meiner Klasse oft ausgeschlossen und gemobbt (das übliche wie Schwuchtel oder Mädchen). Bis 12 Jahren nahm ich deshalb viel an Gewicht zu und hatte mit 16, 106kg. Es war ein ewiger Teufelskreis. Ich wurde fortan nicht nur wegen dem „anderssein“ gemobbt, sondern nun auch noch wegen des Übergewichts. Das Mobbing bzgl. des Übergewichts empfand ich angenehmer, wie als „schwuchtel“ bezeichnet zu werden. Dennoch wollte ich abnehmen, aber alle Abnehmversuche schlugen fehl. Auf der weiterführenden Schule oder während der Ausbildung wurde ich nicht gemobbt.

Ende 2011 war bereits klar, dass ich beruflich an den Bodensee ziehen werde. Ich wollte mit meiner Vergangenheit abschließen und einfach weg aus meinem Heimatort, wo ich mich heute übrigens immer noch nicht gerne aufhalte. Ich wollte am Bodensee einen Neustart ohne überflüssige Pfunde und so ging ich täglich joggen. Jeden Tag etwas länger und stellte mich unter eine krasse Diät. Im Juni 2012 hatte ich 35 Kilogramm abgenommen. Im neuen schlanken Körper fühlte ich mich wohl, endlich anziehen was einem gefällt. Jedoch kam im „neuen“ Körper auch die alte Identitätskrise zurück. Ich war mir meiner Homosexualität sicher, versuchte sie aber auszublenden, da ich es nicht wahrhaben wollte. Trotz den Zweifel traf mich über Dating-Portale mit anderen Jungs um mich auszuprobieren. Obwohl bereits klar war, dass ich schwul bin, wollte ich die Norm erfüllen und hatte 2014 eine Freundin für ca. 1 Jahr. In dieser Zeit trank ich auch den meisten Alkohol. Im Suff konnte ich sein wie ich bin. Selbst anderen Jungs auf den Mund küssen war in dem Freundeskreis meiner Ex unter Alkohol völlig normal. (Was ich damals schon eigenartig fand, aber gut) Dies sah ich als Anreiz mich zu betrinken um ggf. wieder einen Kuss zu erhaschen. Letztendlich war ich auch in einen Freund meiner Freundin verknallt.

Ab 2015 habe ich mit meiner Sexualität Frieden schließen können, zuvor beendete ich die Beziehung zu meiner Ex-Freundin und verließ ihren Freundeskreis. Ich lernte über Apps andere Queers kennen und fühlte mich nun nicht mehr allein. Ihre eigenen Geschichten machten mir Mut und zeigten mir, dass es absolut nicht schlimm ist „anders“ zu sein. Mit diesen Freunden konnte ich ganz belanglos über das Thema Homosexualität reden. Mit meinen hetero Freunden, Arbeitskollegen oder meiner Familie offen über dieses Thema zu reden ging zu dieser Zeit nicht. Ab 2016 löste sich dieser Knoten. Ich outete mich erst bei Freunden. Dies ging jedoch nur, wenn ich stark alkoholisiert war.

Im Mai 2017 outete ich mich schlussendlich bei meiner Familie. Der wohl größte Schritt in meinem bisherigen Leben. In meinem Elternhaus selbst, war Homosexualität nie ein Thema. Weder positiv noch negativ. Es wurde komplett neutral betrachtet. Dennoch hatte ich große Angst, wie meine Familie reagiert. Das Outing verlief einwandfrei und meine Familie steht voll hinter mir. Ein Outing mit 24 ist recht spät, aber ich brauchte diese Zeit. U.a. wollte ich den Beleidigungen aus der Kindheit/Pubertät nicht Recht geben.

In den Jahren 2017/2018 stieg mein Alkoholkonsum erneut an, da meine neue Freiheit ausgiebig feierte. Leider wird aus meiner heutigen Sicht in der LGBTQ+ Community sehr viel Alkohol konsumiert. Ich dachte damals es sei völlig normal und hielt mit. Heute weiß ich, dass der übermäßige Konsum keinesfalls normal ist.

Mit dem Outing in Familie und Freundeskreis war der größte Schritt gemeistert. Dennoch wollte ich andere Laster abwerfen. Da ich es damals bereute nie für längere Zeit im Ausland gewesen zu sein, kündigte ich meinen Traumjob, löste die Wohnung auf und verließ den Bodensee im Nov. 2018, um im März 2019 für 9 Monate ein Work-Travel in Kanada zu absolvieren. Dort wohnte ich Mitten im Davie Village, das LGBTQ-Viertel von Vancouver. Dort trank ich, für meine damaligen Verhältnisse nicht viel auf einmal, sondern eher regelmäßig 4-6 TE.

Im Mai 2019 kam ich mit meinem jetzigen Freund zusammen, obwohl ich zu der Zeit noch in Kanada war. Wir entschlossen uns für eine Fernbeziehung. Seit Dez. 2019 wohnen wir auch zusammen, wir planen nächstes Jahr zu heiraten, ein Haus zu kaufen und möchten uns um eine Adoption bemühen. Durch ihn, meine erste richtige Beziehung wurde ich deutlich ruhiger.

Vor der Trunkenheitsfahrt verband ich Alkohol immer als „Locker-/ Mutmacher“. Ich konnte über meine Sexualität sprechen, was nüchtern nicht ging. Letztendlich fand jedes Outing im stark alkoholisierten Zustand statt. Durch den Abend vor der TF wissen nun auch erstmalig meine Arbeitskollegen bescheid. Dies war der letzte große Ballast der von mir fiel. Da ich mich ähnlich wie bei den anderen Outings nicht überwinden konnte. Hier half mir der Alkohol diese Blockaden abzulegen. Seit der TF gehe ich viel selbstverständlicher mit meiner Homosexualität um. Ich stellte im November 2020 meinen Freund meiner Oma vor, die bis dato nichts von meiner Sexualität wusste. Ich habe gelernt, dass ich mich auch ohne Alkohol outen kann, ebenso benötige ich ihn nicht um über meine Sorgen und Nöten zu sprechen.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Anfangs wurde ich noch lockerer, selbstsicherer, vergaß meine Probleme mit meiner sexuellen Orientierung und fühlte mich „normal“. Ich kam mit Leuten ins Gespräch mit denen ich sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Aber auch negative Dinge mit Alkohol kamen vor. Ich wurde teilweise ausfällig und beleidigend zu meinen Mitmenschen, jedoch nicht aggressiv. Auch musste ich einige Male unter Alkoholeinfluss weinen, da ich mit mir unzufrieden war.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein. In meinen Freundeskreisen wurde immer viel getrunken. Ich dachte es sei normal. Heute weiß ich, dass es definitiv nicht normal war.

Meine Eltern bekamen es hin und wieder mit, dass ich öfters betrunken war. Sie ermahnten mich weniger zu trinken. Es sei nicht gesund. Da ich nicht zuhause wohnte, nahm ich es nicht ernst. Wie immer haben die Eltern recht.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Gefühlt litt mein Immunsystem darunter, nach durchzechten Nächten war ich meist Erkältet. Auch die Kater nach einer Partynacht wurden mit den Jahren schlimmer, aber das nahm ich für den Spaß in Kauf.

Teilweise war ich mit Alkohol sehr anstrengend, da ich mich öfters von meinen Freunden getrennt hatte um mit neuen Leuten zu quatschen.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?

Zwischen 2013 und 2017 mit dem damaligen Freundeskreis am Bodensee, während meiner Phase des inneren und äußeren Outings. Ab 2018 stabilisierte sich meinen Konsum auf einem sehr hohen Niveau.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, 2013-2017 ca. 1-2x im Monat. Was ich zurückblickend sehr befremdlich finde und mir es absolut nicht vorstellen kann, dass ich damals so getickt zu haben. Ich konnte jedoch immer stehen, übergeben musste ich mich, in alle den Jahren, nur einmal.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während des ersten COVID-19 Lockdowns, völlig neue Situation. Keiner wusste wie es weitergeht. Mein Partner und ich fuhren unsere Kontakte auf null herunter. Zuhause trinken wir ohne Gesellschaft keinen Alkohol.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Beta-Trinker, Gelegenheitstrinker dementsprechend gefährdet
 
V

VivaMoguntia

Gast
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Siehe Diagramm.
Nach der TF (11.09.2020) war ich wie in einer Schockstarre und hatte den Spaß am Alkohol verloren. Das erste Mal, dass ich wieder Lust auf Alkohol verspürt, war an Silvester, jedoch nur um mit meinem Partner anzustoßen. Den ersten Alkohol (1 TE Sekt) nach der TF trank ich am 13.03.2021 zum 90. Geburtstag meiner Oma. Seit diesem Ereignis betreibe ich KT. Max. 10 Trinkereignisse pro Jahr mit absolutem Maximum von 2 TE pro Anlass.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
14.08.2021 – (geplant) Hochzeit von Freunden (1 Sekt + 1 Weinschorle)
16.06.2021 – Firmenveranstaltung (1 Aperol Spritz)
01.05.2021 – 30. Geburtstag meines besten Freundes (2 Sekt)
13.03.2021 – 90. Geburtstag Oma

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe die Lust am übermäßigen Konsum von mehr als 2 TE verloren. Da ich gemerkt habe, dass ich auch ohne Alkohol über meine Probleme sprechen kann. Jedoch möchte ich an bestimmten Anlässen (Hochzeiten, Geburtstage, Neujahr usw. nicht komplett darauf verzichten und mit meinen Liebsten anstoßen. Die TF hängt mir noch nach und bin erschrocken und enttäuscht, dass ich so unvernünftig und dumm war. Letztendlich bin ich dankbar, dass ich dieses Schockerlebnis hatte. Mir ist klargeworden, dass mich meine Freunde nicht nur wegen meines betrunkenen Egos mögen, sondern hautsächlich wegen meines Charakters. Ich muss niemanden beweisen wie viel ich trinken kann oder wie lustig ich mit Alkohol bin. Das wurde mir erst nach der TF klar, kurz darauf meinte eine Freundin, sie merke nicht mal, dass ich nüchtern bin.

Zudem stehe ich auch ganz anders zu meiner Sexualität. Ich habe sie voll akzeptiert und gehe damit komplett offen um. Keine Geheimnistuerei
In der Zeit als ich auf Alkohol verzichtet habe, habe ich festgestellt wie gut mir es geht. Meine Haut wird besser, ich habe über 10 kg abgenommen und ich fühle mich vital wie selten zuvor. Ich gehe wöchentlich ca. 30 km joggen. Natürlich spare ich auch noch eine Menge an Geld, die ich besser investieren kann.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Vor der TF verknüpfte ich Alkohol immer mit Spaß und Geselligkeit. Beides gehörte für mich untrennbar zusammen. Zudem mochte ich es, wie mein Umfeld auf mich regieren, wenn ich angetrunken war. In der Phase des Outings war Alkohol für mich auch ein Mittel zum Abschalten und nicht ständig an meiner sexuellen Orientierung denken zu müssen. Gerade als betrunkener Mann, konnte man sich unter Männern auch mal, näherkommen, ohne dass man direkt als „Schwuchtel“ beleidigt wurde. Nüchtern hätte ich mich damals nicht getraut. Ich bin nun froh das die Zeit vorüber ist und ich sein kann, wer ich bin.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Wie bereits beschrieben viel mir die Abstinenz von der TF bis März 2021 nicht schwer. Ich verspürte keinen Drang Alkohol zu konsumieren. Das ich zum 90. Geburtstag meiner Oma in KT gewechselt bin, hatte ich mir schon im Januar überlegt. Ich wollte mit meinen Liebsten auch mal zu besonderen Anlässen anstoßen. Zudem kann ich mir nicht vorstellen lebenslang auf Alkohol und/oder Balsamicoessig, Tiramisu, Sauerkraut, Kohl, Traubensaft und alles was Gärstoffe beinhaltet komplett zu verzichten.
Dieses Jahr hatte ich bisher 3 Trinkanlässe, 2 sind noch geplant und vermisse weder Alkohol, noch das Gefühl betrunken zu sein. Zudem ist ein Leben ohne Sonntagskater wesentlich angenehmer, als den kompletten Sonntag auf der Couch zu liegen und zu jammern.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Mein Umfeld ist von meiner Entwicklung begeistert und unterstützen mich in meinem Vorhaben mit KT weiterzumachen. Es gibt keine Anstachelungen wie früher „Ich solle mich doch nicht so anstellen oder Wie du trinkst heute nichts!?“. Ich konnte sogar 2 Freunde überzeugen ebenfalls ihr Trinkverhalten zu überdenken.
Mein Partner und ich planen uns in den nächsten 3 Jahren außerhalb von Mainz ein Haus zu kaufen, zu heiraten und Kinder zu adoptieren. In solche Pläne passt mein früherer Lebensstil nicht hinein. Auf den ich auch gerne verzichte.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Mit meinem neuen Trinkverhalten geht es mir wesentlich besser. Ich bin fitter und vitaler. Meine Selbstfindungsphase ist überwunden und ich weiß wer ich bin und welche Werte ich vertreten und weitergeben möchte. Ich habe seit Mai 2019 einen festen Partner mit dem ich eine gemeinsame Zukunft plane. Meine „Strum- und Drangzeit“ ist endgültig vorbei, ich bin älter und reifer geworden und habe meine Sexualität voll akzeptiert und gehe damit komplett offen um. Keine Geheimnistuereien mehr. Die Zeit der großen Outings ist vorbei. Sicherlich wird es immer Outings geben. Ab ich habe in den vergangenen Monaten gelernt, dass Outings auch ohne Alkoholkonsum funktionieren. Dafür bin ich dem Auslöser des Umdenkens, der TF im Nachhinein dankbar.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Es gibt es keine Garantien, aber mein Umfeld ist seit 2019 derartig gefestigt, dass ich auch in schweren Zeiten halt finde. Meine Familie und Freunde wohnen in unmittelbaren Umfeld. Die Phase des Outings und der sexuellen Orientierung ist vorbei. Ich mache mir längst keine Sorgen mehr, was andere Leute von mir halten. Nur weil ich vielleicht nicht der Norm entspreche, doch wer bestimmt die „Norm“. Aktuell bin ich zufrieden/glücklich wie lange nicht mehr. Die Lust auf große und alkoholreiche Partys ist vergangen. Denke dies ist auch ein Nebeneffekt des Älterwerdens.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Da ich KT betreibe plane ich meine Trinkanlässe weit im Voraus. Meist mehrere Monate. Meine persönliche Promillegrenze mit dem Auto waren und sind schon immer die 0,0%. Diese Regel hatte ich auch nie gebrochen, bis zur TF. Ich war mir damals nicht bewusst, dass ich mit dem E-Scooter ebenfalls massiv in den Straßenverkehr eingreife und dass dieser wie ein PKW gewertet wird. Sämtliche E-Scooter Apps habe ich gelöscht, da ich solch ein Fahrzeug nicht mehr bewegen werde.
Sobald ich meine Trinkanlässe geplant habe, überlege ich mir auch im Voraus, wie ich nach Hause komme. Meist fährt mein Partner, lasse mich abholen oder nutze den ÖPNV. Übernachte bei Freunden in der näheren Umgebung oder greife auf ein Taxi zurück.
Ich habe aus meinen Fehlern der Vergangenheit gelernt und ein Haufen Lehrgeld bezahlt. Dieser Fehler wird mir kein zweites Mal passieren.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich hatte mir vor der TF nie wirklich Gedanken um meinen Alkoholkonsum gemacht. Dacht es sei vollkommen normal als junger Mann in der Zwanziger etwas mehr Alkohol zu trinken. Aber inzwischen ist mir klargeworden, dass ich es übertrieben hatte und früher oder später musste mir etwas passieren. Nicht unbedingt im Straßenverkehr, aber ich hätte mir im Suff auch genauso gut mich verletzen können.
Ich bereue jetzt, dass ich damals so sorglos mit meiner Gesundheit umgegangen und bin froh, dass ich jetzt weiß, dass es auch ohne Alkohol geht. Die TF, MPU und die ganze Vorbereitung war ein teures und zeitaufwändiges Lehrgeld, aber ich habe daraus gelernt, dass ich nie wieder an diesen Punkt angelangen mag.
 
V

VivaMoguntia

Gast
Hi Leute, dürfte ich nochmals um ein kurzes Feedback zu meinem überarbeiten FB bitten ;-) habe bereits in 14 Tagen meine MPU
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Moin,

ich habe das mal durchgelesen. Du hast definitiv viel Gedanken reingesteckt und dich mit vielen Aspekten auseinandergesetzt. Finde ich prinzipiell schon einen ganz guten Stand, aber...

Insgesamt spielt das Thema deines Outings und deiner Sexuellen Orientierung eine sehr grosse Rolle. Das war sicherlich auch lange ein massives und bestimmendes Element in deinem Leben, aber du musst aufpassen, dass du dich nicht in eine Opferrolle redest. Ich finde Esser ehrlich und offen, aber teilweise eben schon an der Kippe zur Opferrolle. Letzten Endes hast du freiwillig gesoffen und bist gefahren, es sollte aber eben nicht klingen, als ob du ja so arm dran warst und nix dafür konntest. Nimm da noch etwas mehr deine eigene Verantwortung auf.

Du hast bei der Frage 27 von mehr Reife gesprochen, das ist noch etwas dünn. Eine gute Vermeidungsstrategie hat mehr zu bieten, als mehr Reife. Du hast z.B. Kontakte, die du anrufen kannst, einen Psych/Therapeuten/Vertrauten, ... Zudem sprichst du auch hier sehr viel von deinem Outing, aber das ist schon eine Weile her und du bist dennoch besoffen gefahren, hier musst du unbedingt nochmal nachbessern. Immerhin ist das eine der Kernfragen der MPU.

Und lass bei der 29 weg dass du schon immer 0,0 beim Auto hattest, nette Vorsätze bringen nix und haben auch offensichtlich nicht gegriffen...

Viele Grüsse,
rüdscher
 
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