26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich habe mehr Selbstvertrauen als früher und mag mich und vor allem akzeptiere ich mich so wie ich bin. Ich brauche keine künstliche Gelassenheit zu generieren, wo keine ist, sondern höre auf mein tatsächliches Gefühl und richte mich danach. Ich fühle mich belastbarer, schlafe viel besser, fühle mich jünger und gehe Aufgaben und Herausforderungen schneller an und schiebe sie nicht mehr auf. Ich nutze die Zeit intensiver und habe auch mehr Zeit zur Verfügung die früher als Katertage versifften. An der Arbeit habe ich die Leitung für einen Arbeitskreis übernommen und auch meinen Ingenieur absolviert. Ich gehe heute anders mit Druck von außen um und nehme meine eigenen Bedürfnisse bewusster war.
Mir wurde in den letzten Monaten oft gesagt, ich habe mich verändert und das ich anders aussehe als früher, nicht nur schlanker auch viel zufriedener im Vergleich zu früher und das merke ich auch an mir selbst.
Ich weiß es jetzt umso mehr zu schätzen wie wichtig mein bester Kumpel, meine Freundin und meine Mutter und mein Bruder für mich sind und dass sie für mich das sind, wenn ich Hilfe brauche, wenn ich reden möchte oder auch einfach nur mal in den Arm genommen werden möchte. Von einigen Freunden habe ich mich getrennt, da ich mit Ihnen nichts mehr anfangen konnte und merkte, dass es nur aufs feiern gehen ausgelegt war. Ich nehme seit Anfang des Jahres an unserer Fitnessgruppe Arbeit teil und jogge wöchentlich und habe im Herbst meinen ersten offiziellen Crosslauf.
Ich fühle mich gut selbstbestimmt zu sein und meine Verantwortung zu tragen und nicht mehr versuchen zu wollen den Erwartungen von anderen zu entsprechen. Ich fühle mich geistig und auch körperlich viel fitter und gesünder als früher und merke bei den Gesprächen die ich führe, dass diese mehr Tiefe haben als früher mit Alkohol. Durch das Reflektieren mit mir habe ich viel gelesen und dabei für mich herausgefunden, dass es mir viel Spaß macht ein Buch zu lesen und das habe ich auch im Urlaub dieses Jahr das erste Mal gemacht. Heute schnappe ich mir auch einfach mal ein Buch und lese was ich früher nie getan habe und gehe zum Yoga um mich zu entspannen. Auch die Zeit mit meinem Sohn erlebe ich intensiver, ich nehme mir mehr Zeit für ihn, für seine Bedürfnisse und seine Fragen und wir sind aktiver als früher, gehen in den Zoo und reisen mit der Bahn um Freunde und Verwandte zu besuchen. Zusammenfassend kann ich sagen hat mein Leben eine neue Qualität ohne Alkohol gewonnen.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Mein Wissen über mein Trinkmotiv, die Annahme durch Alkohol mir eine heile Welt schaffen zu können in der man mich mag, ich ein perfekter Mensch bin der geachtet und geliebt wird hat meinen Blick auf mich selbst geändert, den genauen Blick auf meine Gefühle (Wut, Trauer, Einsamkeit). Ich schaue mir dieses Gefühl genau an, es hat seine Berechtigung und ich ändere bei der Betrachtung die Perspektive darauf. Früher habe ich den Grund warum ich trinke und meine Gefühle dahinter nicht gekannt. Heute achte ich darauf was passiert und warum passiert es und was genau hat es mit mir zu tun. Wie schlimm ist das jetzt wirklich und wie realistisch sind meine Gedanken dazu. Im Zweifel suche ich mir Hilfe, wenn ich nicht weiterkomme rede ich mit meinem besten Kumpel, meiner Mutter und meinem Bruder und suche mir Rat und Unterstützung. Auch nach der negativen MPU habe ich die Ratschläge meine Ansätze zu vertiefen und meine neuen Glaubensätze noch mehr zu vertiefen verinnerlicht und dabei auch mit der Verkehrs-Psychologin gesprochen. Ich habe auch gelernt die Dinge zu akzeptieren wie sie sind und dass ich es hinbekommen damit umzugehen, so auch ohne Auto zurecht zu kommen. Ich habe mein Leben neu geordnet und komme mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut zurecht und kann mich gut auf neue Situationen einlassen.
Ich weiß heute im realen Leben gibt es immer neben Schatten auch Licht und deswegen sehe ich es als große Chance mein Leben dauerhaft so zu ändern, dass ich vor allem durch die Abstinenz von Alkohol meine Ziele erreiche. Ich versuche nicht mehr den ganz großen Plan zu schmieden und setze mir kleinere Ziele die ich erreichen möchte. Ein Ziel war der Ingenieursabschluss, ein weiteres den Halbmarathon zu Laufen und beide Ziele habe ich erreicht. Ich habe gelernt stolz auf mich zu sein, für die kleinen und größeren erreichten Ziele und gewinne dadurch immer mehr Selbstvertrauen. Wenn ich mich heute gestresst fühle gehe ich zum Yoga oder in die Sauna und suche mir bewusst die Auszeit um runter zu kommen und in mich hinein hören zu können. An der Arbeit mache ich am Schreibtisch Atemübungen um mich wieder zu entspannen. Ich rede ganz offen über das was mich stört und wo ich mich übergangen fühle und dieses Jahr um Frühling war es das erste Mitarbeitergespräch wo ich meinem Chef gesagt habe das ich mich nicht verstanden fühle in den Aussagen die ich treffe, wenn man gleich noch eine Lösung dazu liefern soll und das ich ein Feedback brauche über die Dinge die gut gelaufen sind und nicht nur Kritik. Das war eine völlig neue Erfahrung.
Der Kurs Spurwechsel hat mir zusätzlich viele Einsichten und Möglichkeiten gegeben mein Leben und mein Handeln selbstbestimmt und verantwortungsvoll auszuleben und die Warnsignale bewusst wahrzunehmen.
28. Könne Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen? (Ja/Nein Begründung)
Aktuell kann ich mir nicht vorstellen in meine alten Gewohnheiten zurück zu fallen, dafür habe ich die letzten Jahre sehr viel erlebt. Es wäre aber auch unrealistisch zu sagen es sei unmöglich, dass ich wieder in alten Gewohnheiten falle. Es wird immer eine Möglichkeit geben einen Fehler zu machen, ich achte jetzt viel mehr darauf aus welchen Gründen ich mein Handeln generiere und was die Ursachen dafür sind. Sollte es mir nicht gelingen alleine mit den Herausforderungen im Leben her zu werden und Warnsignale wie das Gefühl Angst nicht gut genug zu sein und nicht liebenswert zu sein aufleuchten werde ich alles dafür tun um ein Abrutschen in alte Denkmuster und Gewohnheiten zu verhindern und mir auch von außen Hilfe suchen. Eine Strategie ist es aus der Situation herauszutreten und diese neu zu bewerten und zu überprüfen ob z.B. meine Ängste real sind. Ich weiß das ich nicht alleine da stehe und mir Hilfe suchen darf. Leben heißt für mich, dass ich immer wieder schöne Momente genießen darf, mit tollen Menschen um mich und meiner Familie die ich liebe und die mich liebt und gleichzeitig weiß ich das es auch die nicht so schönen Momente im Leben geben wird, das ich auch schwere Zeiten erleben darf und in denen ich Zuwendung und Unterstützung brauche die ich mir holen werde. Im Ganzen gesagt ich bin mutiger geworden meine Gefühle zu akzeptieren, diese aber auch zu hinterfragen und mir auch mehr zuzutrauen. Ich bin mir meiner bewusst und ich bin gut so wie ich bin und so darf ich auch sein.
29. Wie wollen Sie zukünftig das Trinken vom Fahren trennen?
Ich lebe abstinent, daher wird es diese Fragestellung zukünftig nicht mehr geben.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin dankbar für alle Erfahrungen die ich bisher erleben durfte und auch wenn nicht alle schön waren, lerne ich daraus und freue mich darauf zukünftig mein Leben das ich als 2. Chance sehe nach meinen Vorstellungen gestalten zu können.