So Leute, 12. 19. und 27. wurden nochmal deutlich umgeschrieben und erweitert.
Ich hoffe es passt soweit.
Weitere Anregungen aller Art, immer her damit
Vielen Dank für die Hilfe an alle nochmal
und schönes Wochenende
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Es war der 20.05.2019. Ich arbeitete zu dieser Zeit als Kellner im Bierzelt. Es war ein sonniger und heißer Montag im Mai; es waren wenig Leute im Zelt und damit ein Umsatz schwacher Tag. Ich war von 17:00 bis ca. 20:30 im Bierzelt auf der Arbeit und trank ab 18:00 währenddessen ein Mass Bier und ein 0,5l Weißbier.
Da wie gesagt ein rentabler Umsatz ausblieb verließ ich gegen 20:30 die Arbeit, ließ einen Kollegen meine Box übernehmen und traf mich mit Kollegen von meiner anderen Arbeitstelle (einer Kneipe meiner Heimatstadt), die in einem anderen Bierzelt feierten.
Dort trank ich im weiteren Verlauf 2 weitere Mass Bier und diverse Schnäpse mit meinen Kollegen (2cl ca. 5-6) bis 23:00.
Im Anschluss stieg ich auf mein Fahrrad, um nach Hause zu fahren. Ich fuhr vom Festplatzgelände und wurde wenige Meter danach von einer Polizeistreife angehalten.
Ein Atemalkoholtest ergab einen Wert von 1,00 mg/l. Ich wurde im Anschluss auf die naheliegende Wache mitgenommen. Dort ergab die BAK einen Wert von 2,16 Promille.
Im Anschluss ging ich zu Fuß nach Hause.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
18:00 – 19:00 – 1l Bier
19:00 – 20:00 – 0,5l Weißbier
20:30 – 21:30 – 1l Bier, 2x 2cl Schnaps
21:30 – 23:00 – 1l Bier, 3-4x 2cl Schnaps
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr insgesamt keine 200m bis ich aufgehalten wurde. Insgesamt wollte ich gut 1km bis nach Hause fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich habe ehrlich gesagt aufgrund meines alkoholisierten Zustands und weil es außerdem damals für mich “normal” war angetrunken/betrunken noch Fahrrad zu fahren, gar nicht darüber nachgedacht und habe es einfach getan.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe die Trunkenheitsfahrt nicht verhindern wollen. Wie gesagt für mich war es damals “normal” und ich sah keinen Konflikt zwischen Alkoholkonsum und Fahrrad fahren. Dass ein solches Verhalten falsch und extrem gefährlich für mich, aber auch für andere Verkehrsteilnehmer ist, war mir damals nicht bewusst.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich schätze insbesondere in der Zeit von 2014-2020 werde ich durch mein häufiges Feiern am Wochenende und von 2018-2020 durch meine Arbeit in der Gastronomie mindestens 2x pro Monat alkoholisiert mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilgenommen haben.
Für die Jahre zuvor kann ich keine genauen Angaben machen, da auch mein Alkoholkonsum in den Jahren immer wieder sehr unterschiedlich war.
Ich halte es allerdings für durchaus realisitisch in meinem Leben über 200 Mal alkoholisiert mit dem Fahrrad gefahren zu sein.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Den ersten bewussten Kontakt hatte ich mit 11 Jahren auf dem 70. Geburtstag meiner Oma. Es wurde mit Sekt angestoßen und ich war neidisch, weil mein 4 Jahre älterer Cousin und meine Schwester mit anstoßen durften.
Erster Konsum war mit 14 Jahren. Das war mit Freunden aus dem Fußballverein. Wir holten uns in einem Studentenwohnheim aus einem Automaten jeder 1 Bier (0,5l).
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ja ich trank sehr regelmäßig.
Von 2004-2005 trank ich 1-2 mal im Monat am Wochenende zunächst in geringen Mengen, dann mehr und hatte auch bald kurz vor meinem 15. Geburtstag eine erste Alkoholvergiftung mit 3,2 Promille.
Von 2005-2011 war es sehr unterschiedlich und ich kann keine genauen Angaben mehr darüber machen. Im Durchschnitt wird aber auch alle 1-2 Monate ein Vollrausch stattgefunden haben.
Von 2012 – 2014 trank ich sehr selten, wenn aber sehr viel mit Kontrollverlust, Filmrissen etc.
Mit 24, genauer ab Ende 2014 ,wurde durch das viele Feiern auch der Alkoholkonsum ständiger Begleiter am Wochenende. Ich trank meist Bier, Weinschorle und Longdrinks über das ganze Wochenende verteilt. Unter der Woche trank ich nichts.
Ab 2018 fing ich an in der Gastronomie Vollzeit zu arbeiten als Barkeeper und Kellner, ab dann konsumierte ich meist 4-5 Tage die Woche Alkohol ca. 3-5 Bier (0,5l) pro Abend, während und nach meinem Dienst. Wenn ich in meiner Freizeit Alkohol konsumierte, dann in Gesellschaft jedoch auch oft mit Kontrollverlust und Filmrissen.
Kontrollverluste und hohe Trinkmengen bestimmten quasi meine gesamte Alkoholkonsumgeschichte.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
2018-2020
4-5 Tage pro Woche, 3-5 Bier in der Arbeit, in Gesellschaft deutlich mehr und auch Weinschorle Longdrinks
2014-2018
2-3 Tage pro Woche, Bier, Weinschorle, Longdrinks... Mengen waren unterschiedlich. 4-8 Bier, 2-4 Weinschorlen, 1-2 Longdrinks innerhalb einer Woche bzw. Eines Wochenendes
Für die Zeit davor kann ich keine genauen Angaben machen. Ich kann lediglich sagen, dass wenn ich getrunken habe, ich schnell die Kontrolle verloren haben und sehr viel getrunken habe bis zum Vollrausch und getrunken wurde “alles” was Alkohol enthält.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Eigentlich zum Großteil mit Freunden in der Stadt beim Feiern oder auf Partys. Ab 2018 auch während der Arbeit und danach mit Kollegen.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
In den ersten Jahren war Alkoholkonsum für mich und meinen Freundeskreis aufregend, cool und hat Spass gemacht. Ich fuehlte mich erwachsener. Mit den Jahren gehoerte es auch schlichtweg fuer uns dazu, um ausgelassen auszugehen oder zu feiern.
Ich machte auch schnell die Erfahrung, dass ich betrunken, vermeintlich gelassener und entspannter unter Menschen bin und ich weniger nachdenke ueber mein Tun. Ich habe mich dadurch mehr getraut (z.B. ein fremdes Maedchen ansprechen) und ich dachte ich sei witziger.
Über die Jahre stellten sich in meinem Leben auch vermehrt Gefühle von Perspektivlosigkeit, Minderwertigkeitskomplexen, Selbsthass und andere negative Gefühle ein, welche ich betäuben wollte. Außerdem hat mein Alkoholkonsum mir vermeintlich dabei geholfen soziale Ängste und mein geringes Selbstbewusstsein zu kompensieren.
Dies fuehrte insbesondere auch in der Zeit ab 2018 in der Arbeit dazu, dass ich trank, um ein “besserer” Barkeeper/ Kellner zu sein. Der Smalltalk mit Gaesten viel mir leichter und die Arbeit machte mehr Spass. Ausserdem missbrauchte ich Alkohol, um einen langen Arbeitstag schneller vergehen zu lassen oder eine anstrengende Schicht leichter zu machen.
Durch die tiefgehende Reflektion und Aufarbeitung im Rahmen meiner absolvierten Therapie bin ich mittlerweile darueber im Klaren, dass ich ein Mensch bin, der zu Extremen neigt. So erkläre ich mir, dass ich in meiner Freizeit immer bis zum Vollrausch trank und die Kontrolle über die Konsummengen verlor. Schon als Kind suchte ich extreme Bewusstseinsveränderung, so habe ich mich schwindelig gedreht bis zum Umfallen und mir die Augen gerieben um Halluzinationen zu bekommen. Ich habe mich von Freunden würgen lassen um ohnmächtig zu werden.
Ich kann selbst nicht genau sagen, woher dieses Verlangen in mir kam.
Ich weiß auf jeden Fall, dass speziell die Jahre 2000-2003 für mich eine emotional extrem anstrengende und traumatisierende Zeit war. Dies war die Scheidungsphase meiner Eltern, in der ich viele heftige Streits und diverse Suizidversuche meiner Mutter hautnah miterlebte.
Eine psychotherapeutische Aufarbeitung dieser Zeit hat damals nicht stattgefunden, da meine Mutter nach der Trennung sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Im Anschluss an diese Zeit pubertierte ich sehr stark, es begannen dann die ersten schulische Probleme und ich lernte die Schulkameraden und Freunde kennen, mit denen ich die ersten Konsumerfahrungen machte.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol wurde ich entspannter und gelassener. Kam mehr aus mir heraus. Wurde gespraechiger. Die Zeit beim Arbeiten verging schneller und ich dachte weniger ueber mich nach.
Bei viel Alkohol wurde ich meist komplett enthemmt und Risiko bereiter. Ich liess mich meist komplett gehen und konnte gar nicht mehr richtig ueber mein Handeln nachdenken. Ausserdem bekam ich meist schnell Filmrisse und wusste am naechsten Tag vieles vom Vorabend nicht mehr.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ich habe seit ich in der Gastronomie arbeitete immer wieder Probleme mit Vorgesetzten und Kollegen bekommen, weil ich angetrunken im Dienst war, eine Fahne hatte oder schlichtweg Sachen die mir aufgetragen vergas. Ich aenderte meine Verhalten, wenn ueberhaupt nur wenn der Aerger groesser war und arbeitete vielleicht die kommenden 1-2 Schichten dafuer nuechtern und aufmerksamer. Ein paar Tage darauf oder wenn der Chef nicht mehr da war, zapfte ich mir sofort wieder ein Bier fuer mich.
Die Jahre zuvor waren kritische Hinweise bzgl meines Alkoholkonsums eigentlich nicht vorhanden. Es war eher wenn ein Art Running Gag fuer meine Freunde, wenn ich schon wieder total besoffen gar nichts mehr auf die Reihe bekam.
Mir war das am naechsten Tag total peinlich und ich trank vielleicht fuer ein paar Wochen nichts.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich wurde in meiner Gastronomie Zeit einmal gekuendigt und bekam ein anderes mal die Kuendigung angedroht, wegen Alkoholkonsum waehrend des Dienstes,
Ausserdem nahm ich in dieser Zeit einiges an Gewicht zu aufgrund des Alkohols
Ich hatte auch die ersten starken Cravings in dieser Zeit, weil fuer mich Alkohol schnell ein wichtiger Bestandteil waehrend des Arbeitens war. Ausserdem hatte ich oft Schlafprobleme. Depressive Episoden nach einem Vollrausch, bei dem etwas peinliches vorgefallen war und litt auch sehr oft an starker Uebelkeit und Sodbrennen.
Meine gesamte Familie, allen voran meine Mutter, machten sich zunehmend Sorgen. Meine Mutter bekam damals natuerlich meine Alkoholvergiftung mit und musste ueber die Jahre miterleben, wie ich ein Studium nach dem naechsten abbrach und letztlich in der Gastronomie landete.
Ausserdem kam es durch meinen Alkoholkonsum natuerlich auch zu der Trunkenheitsfahrt. Ich brachte mich selbst und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr, weil ich ohne gross nachzudenken betrunken auf mein Fahrrad stieg, um nach Hause zu fahren.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ja, vor meiner Abstinenz, von 2018 bis 2020 trank ich mit Abstand am meisten und am regelmaessigsten Alkohol in meinem Leben.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, wie schon gesagt, Kontrollverluste und hohe Trinkmengen bestimmten quasi meine gesamte Alkoholkonsumgeschichte.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ueber einen laengeren Zeitraum nicht. Wenn nur ueber wenige Wochen oder maximal 2 Monate.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Anfangs war ich ein Wochenend-, Geselligkeitstrinker. Ich benutzte jedoch den Alkohol sehr schnell, in zunehmendem Mass , um mehr Spass zu haben, vermeintlich gelassener und witziger zu sein. Ich wollte mich gehen lassen. Grenzen ueberschreiten und mich mehr trauen. Dadurch kam es immer haeufiger zu sehr bedenklichen Vollraeuschen mit Filmrissen.
Ich wuerde sagen ich missbrauchte Alkohol schon sehr frueh und setzte mein Gesundheit bzw. Sogar mein Leben aufs Spiel.
So würde ich sagen, dass sich mein Konsum über die Jahre hinweg zu starkem Alkoholmissbrauch und später mit der Arbeit eine handfeste Alkoholabhängigkeit entwickelt hat. Ich missbrauchte Alkohol als Werkzeug, um mir die Arbeit ertraeglicher zu machen und besser mit den Gaesten klarzukommen. Dadurch trank ich 4-5 Tage die Woche Alkohol.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich lebe vollständig abstinent.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Mai 2020
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Dadurch dass ich durch meinen Drogen- und Alkoholkonsum ueber die Jahre eine ausgepraegte Polytoxikomanie entwickelt habe, kommt fuer mein zukuenftiges Leben ausschliesslich die vollstaendige Abstinenz in Frage. Auch wenn ich mir erlauben wuerde zu speziellen Anlaessen z.B. Anzustossen zum Geburtstag oder Silvester: Mein Suchtgedaechtnis in Bezug auf alle Substanzen wuerde davon getriggert und die Gefahr wäre zu groß innerhalb kürzester Zeit in alte Verhaltensmuster zurückfallen, heißt, also sehr bald wieder täglich konsumieren mitsamt allen negativen Folgen für meine Psyche, meinen Körper und mein soziales Umfeld. Das abstinente Leben hat mittlerweile so viele Vorteile und ich empfinde es als so viel mehr lebenswert, dass Alkohol- und Drogenkonsum für mich nicht mehr in Frage kommt.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich weiß, dass ich ein intelligenter, reflektierter und kreativer Mensch mit und sehe in mir viel ungenutztes Potential. Mein Alkohol- und Drogenkonsum hat mein Leben die letzten 15 Jahre bestimmt und mich dadurch massiv behindert, dieses Potential auszuschöpfen und ein Leben, einen Beruf, eine Zufriedenheit in mir zu finden, die ich schon lange suche.
Ich möchte nicht noch weitere 15 Jahre verstreichen lassen, sondern, so kitschig das auch klingen mag, endlich anfangen zu leben und meine Ziele und Träume verfolgen.
Durch meine Arbeit in der Gastronomie war Alkohol ein staendiger Begleiter und auch “Werkzeug” fuer mich. z.B. Um gelassener mit den Gaesten umzugehen, eine anstrengende Schicht ertraeglicher oder einen langweiligen Montag schneller vergehen zu lassen.
Erst durch eine weltweite Pandemie und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit kam es am Ende des Ende des ersten Lockdowns zum Umdenken. An einem Pfingstwochenende nahm mich mein älterer Bruder mit seinem Wohnmobil mit in die fränkische Schweiz zum Klettern, wo ich seit Monaten mal ein paar Tage nichts konsumierte. Stattdessen unterhielt ich mich mit mein Bruder über das Leben, über das älter werden und über unsere Träume und übers Nüchtern sein. Nach diesem Wochenende entschloss ich mich zur vollständigen Abstinenz.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Die erste Woche war hart. Ich hab so gut wie nicht geschlafen und hatte starke Schweißattacken. Die Wochen danach waren anstrengend. Vor allem emotional war es eine Achterbahnfahrt. In der Natur spazieren gehen und Musik hören hat mir dabei gut geholfen.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich empfinde mein Leben seit langem wieder als richtig lebenswert, habe mir Ziele gesteckt und blicke zuversichtlich in die Zukunft. Ich bin wesentlich klarer, kann mich besser konzentrieren, habe eine deutlich gehobenere und vor allem stabilere Stimmung und Gemuetslage. Ausserdem achte ich wesentlich mehr auf eine gesunde Lebensweise in Bezug auf Ernaehrung und Bewegung:
Auch die soziale Komponente in meinem Leben ist deutlich besser. Ich pflege meine jetzigen Freundschaften wesentlich besser. Auch z.B. Dates mit Frauen (welche frueher eigentlich immer in berauschtem Zustand stattgefunden haben) “klappen” nuechtern inzwischen so viel besser.
Mein Umfeld reagierte durchweg positiv. Alle, von meiner Mutter, über meinen Vater, meine Geschwister, Freunde und Bekannte, die ich traf, sagten ich sehe so gesund und gut aus wie nie. Sei so ausgeglichen, wirke zufrieden. Ich war im Herbst 2020 auch manchmal Abends aus, um bewusst nüchtern die Erfahrung zu machen, so auch (oder vielleicht sogar auch mehr Spaß haben) zu können. Manche Freunde von damals konnten es kaum glauben, mich in einem klaren Zustand zu sehen und machten mir dafür Komplimente. Es gab im Grunde niemand aus meinem engeren Bekanntenkreis der meinen Lebenswandel nicht gut hieß.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
In dem ich sicherstelle nicht in alte Verhaltensmuster zurueckzufallen. Das heisst einmal, dass ich keine Arbeitsstelle in der Gastronomie haben kann, welche Alkohol ausschenkt. Hierfür habe ich schon einen Job in einem Café als Barrista und Kellner in Aussicht. Dort kann ich zudem eine 1-jährige Weiterbildung als Kaffeeröster beginnen.
Mir ist ebenfalls durch die Therapie klargeworden, dass die Abhängigkeit und der Teufelskreis, in die ich hineingeschlittert bin, auch maßgeblich von einer Plan-und Perspektivlosigkeit und fehlender Struktur bedingt wurde. Ich habe mir daher wieder Ziele gesteckt und werde mein Studium wieder aufnehmen, neben der Arbeit im Café/Kaffeerösterei.
Ausserdem pflege ich weiterhin meine Hobbys (Sport, Wandern; Gitarre, Meditation und Yoga), die bei mir sehr gut fuer Ausgeglichenheit und Entspannung sorgen und meinen Alltag bereichern.
Ich habe einen sehr lieben und umsichtigen Freundeskreis, die alle um meine Vergangenheit wissen und die mit mir jederzeit diverse schoene Aktivitaeten im nuechternen Zustand unternehmen.
Last but not least werde ich regelmäßig zu einer SHG mit Schwerpunkt Polytoxikomanie gehen, weil ich schon die Gruppensitzungen innerhalb der Reha als sehr gute Unterstützung für ein abstinentes Leben erfahren habe.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Mir ist bewusst, dass für mich als abhängiger Mensch ein Rückfall quasi immer hinter der nächsten Ecke lauern kann und mich somit als eine ernstzunehmende Gefahr mein Leben lang begleiten wird.
Aktuell fühle ich mich stabil und zufrieden in meinem nüchternen Leben und ich weiß, wie ich mir das Ganze aufgebaut habe und ich es aufrechterhalten kann. Sollte ich aus welchen Gründen auch immer, denken meine Gefühle nur durch Konsum in den Griff zu bekommen und drohen rückfällig zu werden, kann ich mir jederzeit professionelle Hilfe bei meiner Therapeutin von der Reha holen. Außerdem habe ich einen umsichtigen und hilfsbereiten Freundeskreis und eine Mutter, die immer zu mir steht, denen ich mich offen und ehrlich anvertrauen kann und die mich unterstützen.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich halte mich strikt an meine Abstinenz.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.