Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 07.05.21 (Freitag) habe ich nach der Arbeit eine Einladung bei einer Freundin zu einem Abendessen wahrgenommen. Ich hatte mich sehr gefreut sie und vier weitere Freundinnen nach längerer Zeit wieder zu sehen (damals herrschten noch Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperre ab 22:00 Uhr) und mich mit ihnen auszutauschen, jedoch war ich sehr gestresst und frustriert vom Arbeitstag und meiner allgemeinen Lebenssituation. Wir stießen erstmal mit einem 0,5l Hellem an und ich erzählte von meinem kürzlich stattgefunden Umzug (01.05.21), dass ich nicht so zufrieden mit der Wohnung sei, wir aber wenig Alternativen hatten… Und über die Belastungen in der Arbeit mit unterschiedlichen Klienten. Meine Freundin hatte viel Wein da, da ihre Hochzeit aufgrund von Corona abgesagt werden musste (auch Frustration bei ihr). Wir aßen und tranken, tauschten uns aus. Manche Themenbereiche waren für mich interessanter, manche weniger. Um 22:00 Uhr beschlossen wir, trotz der Ausgangssperre weiter bei meiner Freundin zu bleiben, in der Hoffnung, dass schon alles gut gehen würde. Ich verspürte Lust, in Gesellschaft zu bleiben (aber auch Alkohol zu trinken), trank immer mehr, relativ schnell, dann verschwimmt der Abend. Ich kann mich noch erinnern, dass irgendwann über Themen gesprochen wurde, welche mich weniger interessierten, ich mich somit mehr mit dem Trinken beschäftigte, ich zog mich eher zurück, wurde ruhig, war müde. Gegen Mitternacht brach ich mit einer Freundin mit dem Fahrrad auf. Sie meinte noch, ob es ne gute Idee sei, mit dem Fahrrad zu fahren, meine Antwort war, dass es schon klappen wird. Den ersten km fuhren wir gemeinsam, dann war sie bei sich, ich hatte noch einen weiteren km vor mir. 600 m vor zuhause bin ich mit dem Rad gestürzt (gegen eine Stange gefahren) und auf dem Boden liegen geblieben. Ein Taxifahrer hatte das beobachtet und die Polizei gerufen, welche dann kam. Der Handalkomat stellte 0,85mg/l fest. Die Polizei rief den Notarzt, welcher keine Verletzungen feststellte (deckungsgleich mit meinen Angaben). Wir fuhren gemeinsam mit der Streife zum Blutabnehmen, dann brachte mich die Polizei nach Hause. (Im Polizeibericht wurde vermerkt, dass ich eine verwaschene Sprache hatte, ich mich höflich und kooperativ verhalten habe – im ärztlichen Bericht wird mein Gang als sicher, die Kehrtwendung als sicher, die Sprache als deutlich, die Pupillen als unauffällig, das Bewusstsein als klar, das Verhalten als beherrscht, die Stimmung als unauffällig beschrieben. Der „äußerliche Anschein des Einflusses von Alkohol sei leicht bemerkbar“ gewesen, zudem ergänzte die Ärztin per Hand „leicht gerötete Augen + Alkoholgeruch).
Zuhause angekommen merkte ich, dass meine Schulter extrem schmerzte, ich ging ins Bett, am nächsten Tag nach dem Aufstehen direkt ins Krankenhaus. Diagnose: Fraktur des rechten Schulterblattes, multiple Hautabschürfungen und Thoraxprellung.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Genau benennen kann ich das nicht, da ich den Abend nicht mehr voll rekonstruieren kann:
18:30-19:30 2x0,5l Bier
19:30 – 0:00 ca. 1,5l Weißwein
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich bin 1,5 km gefahren, 600m haben noch gefehlt
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ja, bzw. habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Nein
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Mit dem Fahrrad oft, aufgefallen bin ich nie (Polizei hat mich 2x leicht alkoholisiert aufgehalten, vermuteten Alkohol, pusten musste ich aber nie).
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mit dem Fahrrad leicht alkoholisiert oft (ca. 150 Mal). Stärker alkoholisiert wahrscheinlich um die 20 Mal. Mit dem Auto nie stark alkoholisiert, sicher immer unter der Promille-Grenze, da trank ich immer max. 1 Bier oder 1 Glas Wein (aber leicht alkoholisiert oder mit Restalkohol sicher auch schon über 50 Mal).
Schlussfolgerung: Es ist zu lange zu „gut“ gegangen, sodass ich mir keine Gedanken mehr über Alkoholkonsum in Verbindung mit Fahrradfahren und möglichen Folgen/Konsequenzen gemacht habe. Es wurde leider „normal“ unter Alkoholeinfluss mit dem Fahrrad zu fahren, was retrospektiv als überaus trügerisch und leichtsinnig zu betrachten ist und ich froh bin, dass bei der TF anderen und mir nicht schlimmeres passiert ist.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen? (Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Erste Erinnerungen kann ich nicht mehr konkret benennen. Mein Vater war Geschäftsführer einer Weinkellerei zwischen meinem 10. und 26. Lebensjahr, wodurch Wein/Alkohol in der Familie stets präsent war. Im Vordergrund stand der Genuss, meine Eltern tranken am Abend öfter Wein, das machen sie immer noch. Im Alter von 15 Jahren trank ich zuhause Mal ein Glas Wein mit, abends mit Freunden trank ich ab 16 beim Feiern manchmal etwas (1-3 0,5l Bier ca. 1 Mal pro Monat).
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Nach dem ersten Kontakt mit Alkohol trank ich in unregelmäßigen Abständen. Innerhalb der Familie immer in Maßen, mit Freunden am Wochenende mehr. Zu Studienzeiten (Alter zwischen 19-25) erhöhte sich mein Alkoholkonsum (v.a. zu Beginn des Studiums). Häufiger habe ich bei Freunden in WGs oder beim Feiern Alkohol getrunken (ca. 4 x Monat bis 1,5 Fl. Wein oder 6 Bier (0,5l)). Mit dem Wechsel in Arbeitsleben hat sich mein Alkoholkonsum reduziert. Abends in Gesellschaft trank ich 1-2 Gläser Wein (ca. einmal pro Woche), bei Partys oder größeren Anlässen bis eine Flasche Wein (ca. 1x Monat). Mit der Geburt meines Sohnes Sommer 2019 und der anschließenden Pandemiezeit (Beginn 2020) begann ich erstmalig auch alleine Alkohol zu konsumieren, sodass sich die Häufigkeit erhöhte. Mehrere Belastungsfaktoren kamen zusammen: Kontaktbeschränkungen (Ressource mit anderen über meine aktuelle Lebenslage zu sprechen, sich auszutauschen, brach weitestgehend weg), die Wohnungssuche verlief erfolglos, was sehr frustrierend war, am Arbeitsplatzt war ich sehr unzufrieden, thematisierte dies auch häufig (u.a. Wunsch weniger zu arbeiten angesprochen, jedoch nicht bewilligt worden, es änderte sich nichts). Der Alltag nahm mich ein, ich „funktionierte“ von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends, dann trank ich zur Entspannung Wein, u.a. um Stress zur reduzieren und die Frustrationen/Sorgen des Alltages zu verdrängen (ca. halbe Flasche Wein, mehrmals die Woche). Im Sommer 2020 waren wieder vermehrt Kontakte und Zusammenkünfte möglich, ich ging öfter feiern, flüchtete auch da mittels Alkohol aus dem Alltag (bis zu 1,5 Flaschen Wein, zwei Mal war es mehr (ca. 2 Flaschen)). Ab Oktober 2020 galten erneut die Kontaktbeschränkungen, feiern wurde erneut weniger, meine Freundin hatte jedoch abgestillt, sodass wir häufig abends gemeinsam eine Flasche Wein tranken. Bei der Arbeit wurde es noch stressiger/frustrierender, ich erhöhte meine Alkoholkonsum ab dieser Zeit auf ca. 1-2 Bier und ca. halbe Flasche Wein, mehrmals pro Woche. Anfang 2021 habe ich gekündigt, und parallel einen neuen Job angefangen (Doppelbelastung), was ich als sehr stressreich empfand. Zudem zogen wir im April 2021 um, was auch sehr arbeitsintensiv war. Ich hatte mich schlichtweg übernommen. Das erste größere soziale Zusammentreffen im Mai 2021 mit Freunden mündete dann auch in der TF.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
16-19 Jahren: an den Wochenenden 1 Mal pro Monat ca. eine halbe Flaschen Wein (0,375l) oder ca. 2x 0,5l Bier, selten Liköre oder Mischgetränke (z.B. Colarot, Flügerl), getrunken; mit meinen Eltern zum Abendessen manchmal ein Glas Wein
19-25 Jahren (Studienzeit): ca. 4x pro Monat 1,5 Flaschen Wein oder 6 Bier, ca. 4x pro Monat ca. 3 Bier
25-31 Jahren: 1 Mal pro Woche 1-2 Bier/1-3 Gläser á 0,1l Wein, 1x pro Monat an Wochenenden ca. 1,5 Flaschen Wein oder ca. 6 Bier
31-32 Jahre: werktags fast täglich ca. halbe Flasche Wein + 0,5l – 1l Bier, 1x pro Monat 1,5-2 Flaschen Wein oder ca. 6-8 Bier
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
In der Jugendzeit an Wochenenden im Jugendraum mit Freunden oder gemeinsam mit der Familie (geringe Mengen), zur Studienzeit in unterschiedlichen WGs oder in unserer WG, dann meist in Bars/Clubs weiter (mit Freunden), Eintritt ins Arbeitsleben mit Partnerin zuhause oder mit unterschiedlichen Freunden auch zuhause oder in Kneipen/Clubs. Ab 2020 auch alleine (bis 2 Bier/2-3 Gläser Wein), z.B. nach Feierabend daheim zu einem Film oder zum Musik hören.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Innere Motive: In der Jugendzeit waren es ein „Dazugehören“, ein „cool und lässig sein/wirken“, Grenzen auszutesten und zu fühlen, auch um lockerer zu werden, Mädchen anzuquatschen, unbedachter/-bedarfter zu werden, u.a. auch um positive Gefühle zu verstärken. Auch im Studium diente der Alkohol oft als Wellenbrecher, ich wurde gesprächiger, lockerer, offener, witziger. Mit Eintritt ins Arbeitsleben diente der Alkohol am Wochenende oft als Belohnung nach einem „anstrengenden Arbeitswoche“, er erleichterte das „Runterkommen“ und diente der Entspannung. Mit der Geburt unseres Sohnes (Juli 2019) verspürte ich mehr Druck/eine höhere Verantwortung, der ich mich nicht immer gewachsen fühlte (z.B. über 1,5 Jahre ergebnislose Wohnungssuche), durch die Elternzeit geringeres Einkommen, Alkohol half mir häufig zu entspannen, „abzuschalten“, weniger zu denken. Ich hatte zu hohe Ansprüche an mich, wollte alles gut machen, setzte mich selbst unter Druck (Arbeit, Umzug, Vater sein, Partner sein). Die Möglichkeiten nach der Arbeit in Ruhe nach Hause zu kommen und erstmal „runterzukommen“ war nicht mehr gegeben, häufig stand dann gleich kochen + Abendessen auf dem Programm. Meine Bedürfnisse nach mehr Autonomie und mehr Zeit für mich konnte ich durch den Alkohol etwas reduzieren bzw. verdrängen, Stress abbauen. Auch in der Arbeit habe ich zunehmende Unzufriedenheit häufig mit Alkoholkonsum versucht zu kompensieren. Innerhalb des letzten Jahres vor der TF trank ich häufig vor dem Essen ein oder zwei Bier und zum Essen Wein. Nach der Abstillzeit „genossen“ meine Partnerin und ich noch ein gemeinsames Glas Wein. Damals merkte ich erstmalig eine Toleranzentwicklung. Wenn ich Mal am Wochenende auf Feiern oder Partys war trank ich mehr als vorher, u.a. auch um eine Wirkung zu verspüren und vom „Alltag“ abschalten zu können (Gedanke: „Wenn du schon mal rauskommst, dann musst du es genießen/feiern“).
Zusammengefasst: In der Zeit zwischen der Geburt meines Sohnes im Sommer 2019 und der TF (Mai 2021) war ich nicht mehr in der Lage funktional auf die Belastungen meines Lebens zu reagieren. Ich bürdete mir selbst zu viel auf, setzte mich unter Druck, wollte in allen Lebensbereichen „gut“ sein, sodass sich der Stress und die Überforderung zunehmend erhöhte, welchen ich durch Alkohol verdrängte. Mit den Frustrationen (viele Wohnungsabsagen, den Wunsch am Arbeitsplatz zu reduzieren) konnte ich nicht adäquat umgehen und nicht funktional lösen (z.B. früher kündigen). Um die Unzufriedenheit und die Überforderung zu reduzieren und zu relativieren trank ich häufiger, auch um mehr „Gelassenheit“ zu verspüren. Die Belastungen wurden somit „weggespült“, kurzfristig weniger spürbar. Langfristig löste sich dadurch natürlich gar nichts, sondern erhöhte die Unzufriedenheit, den Druck, die Überforderung, ein Teufelskreis entstand.
Äußere Motive: Ursprünglich konsumierte ich Alkohol beim Feiern oder besonderen Anlässen, ab 2020 war es der wahrgenommene Druck durch unterschiedliche Belastungsfaktoren (schwierigen Strukturen am Arbeitsplatz, weniger Zeit für sich, weniger finanzielle Mittel (durch Elternzeit meiner Partnerin), erfolglose Wohnungssuche, Einschränkungen aufgrund der Pandemie und somit Wegfall von wichtigen Ressourcen (Treffen mit Freunden, Freizeitaktivitäten).
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Wenig Alkohol: redseliger, lustiger/witziger, entspannter
Viel Alkohol: zweimal ist es passiert, dass ich verletzend zu anderen Menschen wurde aufgrund meiner übertriebenen Direktheit, da Gedanken ungefiltert „raussprudelten“, meist eher müde und matt
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
In der Zeit ab 2020 wurde mir sehr wohl bewusst, dass sich mein Alkoholkonsum erhöht hatte, dennoch bagatellisierte ich ihn innerlich und auch in Gesprächen mit meiner Freundin. Mein Gedanke war häufig „bald ändern sich die Umstände, dann trinke ich wieder weniger“. An den beiden Abenden, wo ich verbal verletzend zu anderen wurde, war es nachher sehr wohl ein Thema zwischen den betreffenden Personen und mir, wir konnten uns jedoch gut aussprechen. Sonst gab es nie/wenig negative Konsequenzen (z.B. Fehlen am Arbeitsplatz o.ä). Ein einziges Mal musste ich ein Treffen an einem Sonntag absagen, da ich verkatert war, ich habe mich innerlich verurteilt, ein paar Tage nicht getrunken, dann aber sehr wohl wieder.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Es gab verkaterte Tage, die als solche aber „gefühlt“ okay waren. Z.B. Freitag Party, Samstag ausschlafen, nachmittags Spaziergang oder kleinere Aktivität, Sonntag dann ausgiebiges Freizeitprogramm (zumindest das, was in der Pandemie davon noch möglich war). An einem Abendessen mit Arbeitskollegen reagierte ich mal sehr direkt/beleidigend, dies führte zu einem Konflikt, welcher sich dann aber klärte. Damals hatte ich ein extrem schlechtes Gewissen, dass ich so unprofessionell gehandelt hatte. Retrospektiv kann ich feststellen, dass mein Schlaf durch den Alkohol viel weniger erholsam war, was logischerweise dann zu einem erhöhtem Stresslevel/und Druckempfinden beigetragen hat. Ich fühlte mich häufig müde, unausgeruht (einerseits wurde ich durch meinem Sohn öfter wach/geweckt, anderseits durch den Alkohol leichter/unerholsamer Schlaf), wodurch die körperliche und psychische Belastbarkeit sank, was manchmal in einer erhöhten Reizbarkeit mündete.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Heute trinke ich gar keinen Alkohol mehr, seit dem 10.07.2021 lebe ich abstinent. Wie oben beschrieben trank ich vor meiner Abstinenz vermehrt Alkohol ab Mitte 2019/Anfang 2020. Die Ursachen waren meine mangelnden funktionalen Strategien mit den neuen Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Unzufriedenheit/Hilflosigkeit/Unsicherheit/Überforderung in meinem Leben umzugehen.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, es gab Abende, wo ich mehr getrunken hatte, als ich es wollte bzw. habe ich meine Trinkmenge nie bewusst kontrolliert. Meist ging ich, wenn die Party zu Ende war, ich müde war, nicht mehr trinken wollte. Mit der steigenden Toleranz gab es auch wenige Abende, an denen ich betrunken werden wollte, um „mehr Spaß“ zu haben bzw. „besser Abschalten/besser Probleme verdrängen“ zu können. An einzelnen Abenden hatte ich Erinnerungslücken, wie auch am in der Nacht der TF.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein. Es gab immer Mal wieder Phasen, wo ich mehrere Wochen nichts getrunken hatte (die letzte Phase war nach der Geburt meines Sohnes (Sommer 2019), vorher immer wieder Mal), aber nicht bewusst.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Zu meiner Jugend- und Studienzeit habe ich ähnlich viel wie meine Freunde/Studienkollegen getrunken. Häufig war es mit Genuss verbunden, beim Feiern mit Ausgelassenheit und Spaß (Beta-Trinker). Ab 2020 nahm der Alkoholkonsum zu, ich wurde zum Alpha-Trinker mit Hang/Vorstufe zum Gamma-Trinker, was ich rückblickend als überaus bedenklich werte. V.a. die Geschwindigkeit, mit welchem sich der erhöhte und häufigere Konsum etablierte hatte schockiert mich im Nachhinein, weshalb ich auch die Abstinenz gewählt habe. Heute ist es mir bewusst, dass ich die Wirkung des Alkohols eingesetzt habe, um mich kurzfristig besser zu fühlen, daraus entwickelte sich aber ein Teufelskreis. Retrospektiv stelle ich fest, dass das das Gegenteil eines „funktionalen/gesunden“ Umgangs und Konsums war. Auch das Risiko, welches ich mit jeder Alkoholfahrt in Kauf genommen habe, war ich mir (erschreckenderweise) nicht bewusst. Erst mit der TF wurde mir klar, wie oft ich und andere Verkehrsteilnehmer „Glück“ gehabt hatten und welche gravierenden negativen Konsequenzen mein Verhalten mit sich bringen hätte können. Durch die TF habe ich mich intensiv mit meinem vergangenen Alkoholkonsum beschäftigt und festgestellt, dass dieser missbräuchlich war, insofern die TF für mich wirklich ein „Wachrüttler“ war.