TF Fahrrad 2,44‰

Andi18

MPU Profi
Ich finde auch, daß wohl AB die erfolgversprechendere Variante ist. Bin da aber zugegeben aufgrund des jungen Alters hin und her gerissen.

Was das Motiv angeht wird die Bedeutung des Gruppenzwangs bei so jungen Kadetten höher gewertet, wie bei älteren.
Aufgrund des extrem hohen BAKs bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, ob noch etwas mehr schlummert.
Du führst in folgenden Passen Hinweise an (fett markiert), auf welche Du denke ich mehr eingehen solltest:

Du hattest Problem Freundschaften zu scließen und Anschluss zu finden. An was liegt das denn?
Spiele hier auf das Selbstwertgefühl eher ab..

Ich denke, wenn hierzu noch mehr erwähnst, dann wird die Vermeidung automatisch schlüssiger.
Des Weiteren wäre natürlich der finale FB auf AB gemünzt noch sinnig zu posten.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

In meinem Heimatfreundeskreis führte mein Konsum zunächst zu einer gewissen Akzeptanz, da schlicht erwartet wurde, viel zu trinken. Das half in dieser etwas schwierigen Phase meiner Jugend tatsächlich dabei, Freundschaften zu schließen, die auch noch unabhängig vom gemeinsamen Alkoholkonsum Bestand haben, und die ich sehr schätze. Später habe ich unter Alkoholeinfluss keine wertvollen oder beständigen Bekanntschaften mehr gemacht.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Intrinsisch überzeugen mich die gesundheitlichen Vorteile und die Erkenntnis der Verantwortung mir und anderen gegenüber von der Richtigkeit und Beständigkeit der Änderung des Trinkverhaltens. Dazu weiß ich, dass ich von meiner Familie und meinen engsten Freunden hier nur Unterstützung zu erwarten habe und bei Problemen stets ein offenes Ohr finde. Ferner habe ich mit einigen Freunden abgesprochen, dass diese im Zweifelsfall von sich aus auf mich zugehen werden. Letztlich verleiht die klare Planung der Trinkanlässe meinem neuen Konsummuster die nötige Struktur, die es braucht, um spontan entstehende Trinkgelegenheiten systematisch auszuschließen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Ich bin mir in dieser Hinsicht sehr bewusst, wo die größte Gefahr lauert, nämlich an Abenden, an denen die meisten Anwesenden trinken und damit scheinbar zunächst eine einfache, gute Zeit zusammen erleben. Das hätte früher dem Ziel meines Alkoholkonsums entsprochen.

Allerdings weiß ich mittlerweile aus der nüchternen Perspektive, wie diese Abende in aller Regel enden und habe die Erfahrung gewonnen, auch ohne Alkohol Teil einer solchen Runde sein zu können und dabei auf meine Kosten zu kommen. Die oben angesprochene, aus der Jugend tradierte Maßlosigkeit ist mit meinen heutigen Vorstellungen von Geselligkeit und einem erholsamen Wochenende nicht mehr vereinbar.

Zentral zur abschließenden Beantwortung dieser Frage ist die Gewissheit, dass sich alle als Vorteile wahrgenommenen Wirkungen des Alkohols auch ohne diesen erzielen lassen. Um an einem Abend mit Freunden Spaß zu haben und auch seinen eigenen Beitrag zu allgemeiner Heiterkeit zu leisten, benötigt es weniger Alkohol als vielmehr ein gesundes Bewusstsein um seine eigene Person und das Wissen, dass niemand mehr die Gruppenzugehörigkeit vom Alkoholkonsum abhängig macht.

Die zu stressigen Zeiten nötige Entlastung habe ich vermehrt durch Urlaube, die zuvor jahrelang kaum nennenswert stattfanden, und regelmäßigere Ausflüge in die Natur oder andere Städte erzielt. Auch der Sport hilft mir als kurzfristige und stets verfügbare Abwechslung vom Schreibtischalltag sehr.
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Was das Motiv angeht wird die Bedeutung des Gruppenzwangs bei so jungen Kadetten höher gewertet, wie bei älteren.
Aufgrund des extrem hohen BAKs bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, ob noch etwas mehr schlummert.
Das denke ich auch. Mir wäre für den Pegel und die recht kurze Zeit als Motiv der Gruppenzwang zu wenig.
Bei so hohem Pegel ist such Pflicht-AB nicht ganz aus dem Rennen, das wären dann 12 Monate AN…
Es ist also eh schon allerdünnstes Eis…
 
Moin,

Du hattest Problem Freundschaften zu scließen und Anschluss zu finden. An was liegt das denn?
Spiele hier auf das Selbstwertgefühl eher ab..
genau das ist auch der Plan, ich habs vielleicht nicht explizit genug herausgearbeitet, aber der Schritt, den ich in der Argumentation gehen möchte ist der von Gruppenzwang/dynamiken zu einer Selbstbewusstseinsproblematik, die nach meiner Aufarbeitung das Hauptmotiv fürs Saufen gewesen ist, je weiter man zurückgeht, desto stärker. Ich versuche, den finalen FB noch anzufertigen, bevor dann hoffentlich in ein paar Wochen der MPU Termin ist, hab aber momentan leider eigentlich eh schon alle Hände voll zu tun...

Bei so hohem Pegel ist such Pflicht-AB nicht ganz aus dem Rennen, das wären dann 12 Monate AN…
Das versteh ich nicht ganz, ich hab AN über 12 Monate?
 
So, habe mir jetzt am Abend einmal die Zeit genommen, den FB umzudichten. Teil 1 lasse ich raus, xxx an den Tatsachenfeststellungen ändert sich nichts mehr. Verändert wurden vor allem die Fragen 12, 15, 23 und 27. Ich konnte leider nicht genau herausfinden, was du mit der Markierung bei Frage 28 meintest @Andi18

xxx = Das ist ungünstig, da man sich dadurch den gesamten FB von verschiedenen Seiten des Threads "zusammenklauben" muss, ich habe daher den fehlenden Teil des FB noch eingefügt *Nancy*

Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Anlass der TF in der Nacht vom 24. Auf den 25.01. war das Ende der Examensklausuren eines Freunds. Diese enden um 13:30, ich musste bis 14 Uhr arbeiten, habe dann noch einige Erledigungen in der Stadt getätigt und bin zwischen 14:30 Uhr und 15 Uhr bei besagtem Freund eingetroffen. Wir tranken zur Begrüßung 2 kleine Gläser Whisky, gingen danach essen und für den restlichen Tag einkaufen.
Im Verlauf des Nachmittags trafen nach und nach mehr Leute ein, es wurde in normalem Tempo Bier getrunken (0,33l), Musik gehört und über alles Mögliche geredet, im Wesentlichen natürlich über die nun beendeten Klausuren, deren Inhalt, die gewählten Lösungen usw. Einige Leute wechselten auf Mischgetränke, ich blieb beim Bier, das mittlerweile nur noch in halben Litern vorhanden war.
Der Abend endete gegen 0:30 Uhr aufgrund allgemeiner Müdigkeit und Betrunkenheit. Von den letzten Stunden habe ich keine Erinnerungen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich angehalten worden bin, ab dann setzen lückenhafte Erinnerungen ein. Ich befand mich hier am absoluten Limit meiner Alkoholverträglichkeit.

Ich machte mich auf den Heimweg, auf dem ich um 0:55 Uhr von der Polizei wegen unsicheren Fahrens angehalten und zum Pusten gebeten wurde. Der festgestellte Atemalkohol betrug 2,27‰. Ich schloss mein Rad an einem Laternenpfahl an und wurde mit zur Wache genommen, auf der mir gegen 1:30 Uhr Blut abgenommen wurde; die BAK lag bei 2,44‰. Die Beamten fuhren mich freundlicherweise zurück zu meinem Rad, das ich dann nach Hause schob, und mich schlafen legte.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Trinkzeit von 15 Uhr bis ungefähr 0 Uhr.
Nach der kleinen Alkohollehre hier im Forum gehe ich zunächst von 24,4 TE aus, zu denen ein Alkoholabbau von 9 x 0,15 = 1,35 kommt. Im Ergebnis stünden dann leicht aufgerundet 38 TE, die sich in 2 mal 20ml Schnaps und 7,2l Bier aufteilen. Die genaue Anzahl habe ich mir nicht gemerkt, es müssten demnach aber in etwa 14x 0,33l + 5x 0,5l Flaschen gewesen sein.

Mit der Widmark-Formel lande ich tendenziell bei zu hohen Werten und bin mir da nicht sicher, wie die korrekte Rechnung aussähe: Ich setze getrennt voneinander die Mengen Bier und Schnaps in die Alkoholmengenformel A = m * Vol%/100 * s * rp nebst dem Resorptionsdefizit und dem Gewicht von Alkohol von jeweils 0,8(g) ein und addiere die beiden Werte, was 240,64g Alkohol ergibt. Damit lande ich in der Widmarkformel c = A / (p * r) bei einem Körpergewicht von 81kg und Reduktionsfaktor 0,7 für Männer bei c = 4,24. Das erscheint mir sehr hoch, ergibt aber genau die festgestellten 2,44, wenn man bei der neunstündigen Trinkdauer stündlich 0,2 abzieht. Ich meine mich zu entsinne, dass der Alkoholabbau mit diesem Tempo bei starker Alkoholisierung ablaufen kann, kann diese Rechnung also stimmen?

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich fuhr 2,5km bei einer Gesamtstrecke von 3,7km.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Ich habe mir in der Situation keine Gedanken zu meiner Fahrtüchtigkeit gemacht und war aufgrund meiner Alkoholisierung auch nicht mehr dazu in der Lage, eine verantwortliche Entscheidung zu treffen. Ich bin schlicht aufgesattelt und losgefahren.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich hatte keine Vorkehrungen zur Verhinderung der TF getroffen. Mir fehlte zum Zeitpunkt der TF die Sensibilität für die mit der betrunkenen Verkehrsteilnahme verbundenen Risiken für andere und mich.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich habe das Autofahren und Trinken stets bewusst voneinander getrennt und kann sagen, dass ich nie nach dem Genuss von mehr als einem Bier ins Auto gestiegen bin und sich die übrigen Fälle an einer Hand abzählen lassen. Selbst dann habe ich auf eine ausreichende Zeitspanne zwischen Konsum und Fahrtantritt geachtet. Dazu muss gesagt werden, dass ich selbst kein Auto habe und es auch in meinem Elternhaushalt nicht immer zur Verfügung stand. Ich habe mich fahren lassen oder das Rad genommen, um das Trinken zu ermöglichen.

Das Fahrrad ist bis heute für mich das Fortbewegungsmittel der Wahl, auf ihm habe ich häufig alkoholisiert am Verkehr teilgenommen. Unter Berücksichtigung von Fahrten mit Restalkohol an Folgetagen und mehreren Fahrten am selben Abend könnten hier schätzungsweise 200 bis 300 Fahrten unter Alkoholeinfluss zusammengekommen sein.

Ich schließe aus diesen Befunden, dass bei mir mit der Zeit ein unterbewusstes Verlassen auf die geringe Kontrolldichte gerade in dem ländlichen Raum, aus dem ich stamme, eingetreten ist und ich dieses verlassen mit in die Stadt genommen habe. Infolgedessen habe ich die allgemeine Folgenlosigkeit meines Handelns mit einer Sicherheit unterstellt, die mich an der verantwortungsbewussten Reflektion meines Verhaltens gehindert hat. Ich schließe hieraus ebenfalls, dass mir die Möglichkeit, zu trinken, schon früh so wichtig erschien, dass ich teilweise lange Fahrradtouren bei schlechtem Wetter in Kauf nahm, um nicht Auto fahren zu müssen.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Auch wenn ich den Vorfall damals nicht mit Alkohol in Verbindung bringen konnte, kann ich mich an eine Szene aus meiner Kindheit erinnern, in der ein Angehöriger nach einer Familienfeier auf dem Heimweg erbrechen musste.

Das erste Mal Alkohol getrunken habe ich anlässlich der Schulabschlussfeier eines damaligen Freundes, ich war zu der Zeit 16.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ich habe mit 16 Jahren begonnen, Alkohol zu konsumieren. Das waren zunächst kleine Mengen Mischbiere oder süßere Sekte. Je älter mein Freundeskreis wurde, desto häufiger sind Pilsbier und billige Schnäpse aufgetaucht. In dieser Zeit trank ich häufig Mischgetränke. Langfristig war mein Hauptgetränk das Bier. Im Laufe der Jahre war ein deutlicher Anstieg in der Alkoholverträglichkeit zu beobachten, den ich lange Zeit mit einem gewissen jugendlichen Stolz begleitet habe. Die Trinkanlässe wurden in den ersten Studiensemestern häufiger, da ich nun die Wahl zwischen zwei Wochenendangeboten in meinem Heimatdorf und der Studienstadt hatte. Als reines Genussmittel entdeckte ich zu dieser Zeit das Weizenbier, von dem ich gerne zu Sportereignissen oder als Erfrischung an heißen Sommertagen ein Glas trank.

Nach der Eingewöhnung in die neue Umgebung, der Etablierung eines neuen Freundeskreises und den ersten Kontaktverlusten zu dem alten, hat sich eine unregelmäßige, im Schnitt aber etwa bei ein bis zwei wöchentlichen Trinkanlässen liegende Häufigkeit herausgestellt. Dabei stiegen die vertragenen Alkoholmengen sukzessive an. Das ganze kulminierte in der Weihnachts- und Silvesterzeit 2021, in der ich diverse alte Freunde wiedertraf und mir die getrunkenen Alkoholmengen allmählich selbst suspekt wurden.

Ich startete sozusagen intrinsisch motiviert ins neue Jahr mit dem Vorsatz, zunächst die Zahl der Trinkanlässe auf einen im Monat zu minimieren; bezüglich der Trinkmengen machte ich mir keine derartigen Vorsätze. Der einzige Anlass, zu dem ich im Jahr 2022 Alkohol getrunken habe, ist derjenige der TF gewesen.

Seitdem bin ich abstinent und kann dies für den Zeitraum von der TF bis zum 27.01.23 mit Haaranalysen forensisch beweisen.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Über die Jahre hinweg herrschte eine große Unregelmäßigkeit bezüglich der Häufigkeit, mal trank ich wochen- oder monatelang gar nicht, mal mehrfach in einer Woche große Mengen. Die Häufigkeit korrespondierte stets mit der universitären Auslastung. Im Schnitt würde ich sagen, dass in eine Woche ein Anlass mit geringen Mengen Alkohol zum Genuss (a) und einer mit großen Mengen und dem Ziel, sich zu berauschen, (b) fielen.

Zu einem Anlass habe ich jeweils,
(a) 1-2 Weizenbiere je 0,5l,
(b) große Mengen Pilsbier je 0,33l, selten 0,5l, insgesamt oft 10 bis 15 Flaschen, und gelegentlich angebotene Schnäpse je 0,2cl
konsumiert.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Zunächst an einer Hütte auf einem ansonsten unbebauten Grundstück eines Freunds, dann häufiger in Kneipen und Diskotheken. Diskothekenbesuche sind schnell seltener geworden; ich habe nie wirklich Gefallen an ihnen gefunden. In der Regel wurde zu Hause bei jemandem oder in Kneipen getrunken, gelegentlich zu besonderen Anlässen andernorts, etwa auf Festivals oder im Fußballstadion.

In der Heimat bestand mein Freundeskreis im Wesentlichen aus Schul- und Sportskameraden und dem, was man vielleicht als „Dorfjugend“ zusammenfassen könnte. In der Studienstadt entstand ein neuer Freundeskreis mit Menschen mit völlig anderen Hintergründen. Im Laufe der Jahre kristallisierte sich ein kleiner, enger Freundeskreis heraus. Zwischen beiden Kreisen gab es vereinzelt Überschneidungen.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Mein erster regelmäßiger Alkoholkonsum begann, nachdem ich über Leute aus meiner Jugendfußballmannschaft in einen größeren Freundeskreis eingeführt wurde, der sich zu einem großen Teil aus Leuten zusammensetzte, die im selben Abiturjahrgang waren, zu denen ich aber vorher wenig bis keinen Draht hatte. Generell kam ich hier aus einer schwierigen Jugendphase, nach der ich im schulischen Umfeld nicht besonders gut integriert war. Ich ergriff die Gelegenheit also beim Schopf und schloss mich mit allem, was dazugehörte, diesem Kreis an. Der Trinkdruck war hier außergewöhnlich hoch. Wenn man so will, könnte man sagen, der Modus der Sozialisierung war der gemeinsame Alkoholkonsum. Viel zu trinken und zu vertragen, galt als erstrebenswert, es war ein Symbol von Männlichkeit und der Schlüssel zur Akzeptanz. Ich ging darauf ein und überließ mich den Regeln der Gruppe.

Auch im Studium wurde mir und ganz allgemein allen „Erstis“ der exzessive Alkoholkonsum von Beginn an vorgelebt. Die Tutoren der Einführungswoche ermunterten einen, betranken sich selbst, die Uni richtete ganz offiziell Partys aus und warb mit den geringen Preisen für alkoholische Getränke. Das entsprach in etwa dem, was ich aus meinem heimatlichen Umfeld kannte. Es ging unverändert weiter: Alle waren neu in der Stadt und standen unter dem Druck, Bekanntschaften fürs Studium zu schließen, einen neuen Freundeskreis aufzubauen etc. Also trank ich, um mich den Leuten zu beweisen und Freundschaften anzuknüpfen.

Drittens wurde ich auch in meinem sonstigen sozialen Umfeld mit ganz ähnlichen Phänomenen konfrontiert. Wo sich Leute abends in freundschaftlicher Atmosphäre trafen oder einen offenbar feierlichen Anlass ausgemacht hatten, tranken sie. Das zog sich von den Verhaltensweisen meiner Eltern, wenn sie Besuch hatten, bis hin zu dem, was ich am Wochenende beim Fußball sah. Der Alkohol war allgegenwärtig.

Ich bin lange Zeit für solche Gruppendynamiken empfänglich gewesen. Wenn es mir die Tür zu einer Art freundschaftlicher Akzeptanz unter Gleichaltrigen öffnete oder dem entsprach, was Ältere als normal vorlebten, wollte ich dabei sein. Ich reproduzierte Verhaltensweisen, deren Gründe ich nie hinterfragte, solange sie das benannte Ergebnis erzielten. Zentraler interner Beweggrund zum Trinken war damit ein Zugehörigkeitswunsch. Diesen führe ich mittlerweile auf eine Selbstbewusstseinsproblematik zurück: Ich habe mein Selbstwertgefühl aus der Meinung Dritter über mich bezogen und daraus, möglichst breit akzeptiert zu werden. Den Alkohol habe ich dafür als Türöffner missbraucht. Aus Angst, als langweilig oder bloß anders empfunden zu werden, habe ich mir im Zusammenhang mit Alkoholkonsum ein Verhalten angewöhnt, dass die Kreise, in denen ich Akzeptanz suchte, gemeinhin als „cool“ wahrnehmen konnten.

Die charakterliche Stärke, einen eigenen Weg zu finden und sich aus anderen Bereichen - obwohl es diese durchaus gab, beispielsweise in den schulischen Leistungen oder aus dem Status im Sportverein - die Bestätigung abzuholen, die ich als Heranwachsender so stark suchte, konnte ich nicht aufbringen. Letztendlich kann ich diese Umstände damit begründen, dass ich die Dinge, die ich nicht anders kannte, also, vereinfacht ausgedrückt, gute Noten oder einen Stammplatz auf der Lieblingsposition, irgendwann als unveränderlich zu betrachten begann und die durch sie ausgedrückte Wertschätzung meiner Leistung gar nicht groß als Bestätigung in Betracht gezogen habe. Zu einem gesunden Bewusstsein um meine eigene Person hat mir Bestätigung aus den Bereichen gefehlt, in denen das Ergebnis nicht von einer definierbaren Leistung abhing. Gerade diese Form der Bestätigung ist für mich als recht sozialen Menschen aber schon damals die bei Weitem wichtigste gewesen. Aus der eben angestellten Differenzierung kann ich mir auch schlüssiger erklären, wieso ich für den Alkoholkonsum derart empfänglich war. Mit dem Eintritt in das Alter des Feierns oder spezifischer des Trinkens stellte ich eine Gleichung auf, in der der Alkohol die Funktion der Leistung eingenommen hat und die soziale Akzeptanz die des Ergebnisses. Ich erkenne darin auch Elemente eines Mechanismus wieder, mit dem ich zu verhindern versuchte, sozial abgehängt und allein dazustehen.

Im Laufe der Zeit trat diese Selbstbewusstseinsproblematik nach und nach zurück. Es hatte sich in späteren Studiensemestern ein beständiger Freundeskreis gebildet, sodass diese Motivation allmählich entfiel. An ihre Stelle trat im Studium zunehmend das Bestreben, mit dem Alkohol eine Entlastung oder Ablenkung vom Studienstress zu schaffen. Insbesondere in der schier unendlichen Vorbereitungszeit auf das Erste Staatsexamen wollte ich durch den Konsum irgendeine Art von Highlight im monotonen Lernalltag schaffen. Ich dachte, mit dem Alkohol könnte ich garantiert kurzfristig Spaß haben, was zu der Zeit genau das war, was am meisten fehlte.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Nach geringen Mengen Alkohol wurde ich grundsätzlich leicht euphorisiert, offener gegenüber fremden Menschen und redseliger, als es nüchtern der Fall ist.
Mit steigenden Mengen wiederholte ich oftmals dasselbe zigfach, begann anderen damit auf die Nerven zu gehen, Schwierigkeiten bei der Wortfindung und der Aussprache zu haben oder zu taumeln. Ebenfalls habe ich eine sinkende Hemmschwelle für intime Gespräche und peinliche Verhaltensweisen beobachtet.
Bei starker Alkoholisierung bin ich in der Regel ruhig, in mich gekehrt oder abwesend geworden.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Es gab vereinzelt Hinweise seitens meiner Eltern, die ihre Sorgen hinsichtlich meines Alkoholkonsums ausdrückten. Ich habe das wahrgenommen, aber in der Regel auf einen besonderen Anlass oder die Tatsache, dass ich morgen eh keine Verpflichtungen hätte, verwiesen. Jedenfalls habe ich mir diese Bemerkungen nie wirklich zu Herzen genommen und meinen Konsum insofern für unbedenklich gehalten.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

In meinem Heimatfreundeskreis führte mein Konsum zunächst zu einer gewissen Akzeptanz, da schlicht erwartet wurde, viel zu trinken. Das half nach meiner damaligen Wahrnehmung in dieser etwas schwierigen Phase meiner Jugend tatsächlich dabei, Freundschaften zu schließen oder zu halten, die auch noch unabhängig vom gemeinsamen Alkoholkonsum Bestand haben, und die ich sehr schätze. Auch wenn es am Ende keine beweisbare Tatsache ich, meine ich, dass diejenigen Freundschaften, die schon bestanden, bevor ich Teil des besagten größeren Kreises wurde, auch ohne den Alkohol weiterhin bestehen würden. Das schließe ich daraus, dass Freunde heute noch, wo der Kontakt deutlich unregelmäßiger geworden ist, mich auch bei zwischenmenschlichen Problemen häufig ansprechen und um meinen Rat fragen. Damit möchte ich den Alkoholkonsum zu dieser Zeit auf keinen Fall als Jugendsünde relativieren, sondern meine damalige naive und falsche Vorstellung von der Bedeutung des Trinkens verdeutlichen.

Später habe ich unter Alkoholeinfluss keine wertvollen oder beständigen Bekanntschaften mehr gemacht, was ich maßgeblich darauf zurückführe, dass sich die Trinkmotivation wie oben unter 12. gezeigt mit der Zeit verlagerte.

Der Alkoholkonsum führte dazu, dass ich freie Tage oftmals in miserabler körperlicher Verfassung untätig im Bett verbracht habe, an diesen Tagen unausgeglichen und schlechtgelaunt war. Ich möchte indessen klarstellen, dass mein Alkoholkonsum nie negativen Einfluss auf meine sozialen Verpflichtungen oder Leistungen in Schule und Uni hatte.

Oftmals betrachtete ich einen Trinkanlass am Wochenende als eine Art Etappenziel oder Zäsur, um mich durch eine harte Woche zu kämpfen, und als eine Garantie für einen fröhlichen Abend. Mit diesem Belohnungseffekt konnte ich mich manchmal zusätzlich zum Lernen motivieren.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Nein, mengenmäßig war die letzte Zeit vor der TF der Höhepunkt meines Alkoholkonsums.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ja, das ist vorgekommen. Ich habe einige Filmriss gehabt, was für mich immer der Indikator dafür war, es erheblich übertrieben zu haben. Insgesamt dürfte dies 15 bis 20-mal der Fall gewesen sein.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ja, im Rahmen diverser Prüfungsphasen für kürzere Perioden und insbesondere die letzten Monate vor meinem Ersten Staatsexamen.

19. In welcher Kategorie eines alkoholtrinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Früher habe ich mir diesbezüglich keine ernsthaften Gedanken gemacht. Vielmehr lebte ich durch mein soziales Umfeld, in dem ein ähnlicher Konsum vorherrschte, in dem Glauben, mein Trinkverhalten entspräche dem eines durchschnittlichen Heranwachsenden.

Mit der infolge der TF gewonnenen kritischen Distanz schätze ich meinen damaligen Konsum als missbräuchlich ein. Ich trank, um mich anderen zu beweisen oder persönliche Probleme wie eine ausufernde Studienbelastung zu verdrängen. Insbesondere die sich immer weiter steigernden Mengen führen mich zu dem Schluss, dass mein Konsum die geläufigen Ausmaße überschritten hatte.


 
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Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Nein.


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

In der Nacht vom 24. Auf den 25.01.2022.


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein.


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich habe mich mit der Frage, ob für mich das KT in Frage käme, ausführlich beschäftigt, gerade auch wegen meines jungen Alters. Im Laufe der zunächst auf ein Jahr angelegten Trinkpause habe ich mich entschieden, dass mir der konsequente Alkoholverzicht so gut gefällt, dass ich kein Bedürfnis nach KT mehr ausmachen konnte.

Für die Zwecke des FBs würde ich für die Vorteile, die ich durchs Nichttrinken erlebt habe, einmal auf Frage 25 verweisen, statt hier alles zu wiederholen. Ich habe durch die Abstinenz so viele positive Erfahrungen gemacht, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, Alkohol zu trinken.

Zu diesen Vorteilen kommt, dass mich die Gründe, die man für KT anführen könnte, nicht überzeugen. Insofern wird regelmäßig vorgebracht, dass man Alkohol wieder als Genussmittel entdecken oder ihn als Geste der Geselligkeit zu besonderen gesellschaftlichen Anlässen trinken könnte. Der einzige Alkohol, den ich zuvor geschmacklich wirklich als Genussmittel betrachtet habe, war das Weizenbier. Den Genusseffekt kann ich aber problemlos mit anderen Erfrischungsgetränken ersetzen, wenn ich ihn denn einmal haben will. Grundsätzlich kann ich an mir aber schon gar kein besonderes Bedürfnis an Genussmitteln im Allgemeinen entdecken. Ich trinke so gut wie nie Softdrinks oder konsumiere andere Dinge, die als Genussmittel gelten. Für mich scheitert es hier schon am Begriff des Genießens. Denn so lecker, dass ich auf ihn nicht komplett verzichten könnte, habe ich Alkohol geschmacklich nie gefunden.

Andere entscheiden sich für KT, um zu besonderen Anlässen eine kleine und eher symbolische Menge Alkohol trinken zu können. Meine Erfahrung mit Abstinenz ist mittlerweile so umfangreich, dass ich sagen kann, an allen typischen Anlässen, die dafür in Frage kämen, ohne Alkohol teilgenommen zu haben. Diverse auch runde Geburtstage, alle Feiertage, eine Hochzeit samt selbst organisiertem Junggesellenabschied, sogar eine Geburt. Zu keinem dieser Anlässe habe ich damals oder jetzt im Rückblick die im KT zulässige Menge Alkohol vermisst. Grundsätzlich meine ich, dass die Leute an diesen Anlässen Alkohol trinken, um durch seine Wirkungen die Stimmung zu lockern und selbst mehr Spaß haben zu können. Bei der Befolgung der KT-Regeln soll aber gerade ausgeschlossen werden, dass die enthemmenden Wirkungen des Alkohols auftreten. Dass Alkohol wirklich ausschließlich als Geste in geringen Mengen konsumiert wird, ist meiner Beobachtung nach ein Mythos oder zumindest entspricht es nicht dem Verhalten der Leute um mich. Ich selbst sehe keinen Sinn darin und kann einen Augenblick oder Anlass auf andere Weise genügend würdigen.

Für das KT sprechen damit keine Gründe, die mich von seiner Sinnhaftigkeit überzeugen konnten.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Der bei der TF festgestellte Promillewert löste bei mir zunächst einen gewissen Schockeffekt aus. Es war das erste Mal, das mir mein Konsum in so greifbarer, numerischer Art vor Augen geführt wurde. Ich habe mich daraufhin entschlossen, meine alten Trinkmuster zu rekapitulieren und ihnen abzuschwören.
Ein Argument, das ich ebenfalls sofort hinzufügen konnte, waren die gesundheitlichen Implikationen meines Konsums. Lange hatte ich Alkohol als bewusste Ausnahme in einen ansonsten recht bewussten und gesunden Lebensstil integriert. Nun hatte ich eindeutig gesehen, zu welchen Ausmaßen diese „Ausnahme“ herangewachsen war.
Zunächst nicht bedacht, mit der Zeit aber schätzen gelernt, habe ich die zusätzliche Qualitätszeit an Wochenenden und die Geldersparnisse.

Ich habe mein Trinkverhalten vorher nie ernsthaft und ausführlich überdacht, sondern lebte in der Meinung, mein Konsum sei sozial- und gesundheitsverträglich, behindere mich nicht an der Erfüllung meiner Verpflichtungen und mehr oder weniger im Rahmen dessen, was im studentischen Umfeld noch als normal gilt.


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Ich lebe seit der TF ohne Alkohol. Ich hatte zunächst geplant, eine einjährige Trinkpause einzulegen und danach KT zu praktizieren. Von diesem Plan habe ich im Laufe der Trinkpause Abstand genommen und mich dafür entschieden, dauerhaft auf Alkohol zu verzichten. Das Tatgeschehen habe ich nicht geheim gehalten, sondern meinen sozialen Kontakten bekanntgemacht. Diese zeigten durch die Bank weg Verständnis für meine Situation und unterstützten mich bei dem Erreichen des Ziels zum Beispiel dadurch, dass sie mich gar nicht erst auf die Möglichkeit eines Biers ansprachen.
Erleichternd kam hinzu, dass wegen der pandemischen Lage während eines Teils der Trinkpause keine größeren Partyangebote existierten, bei denen der Alkohol mich früher typischerweise lockte.

Die Phase der Trinkpause habe ich je länger sie dauerte, desto positiver erlebt. Wie oben geschildert, hatte ich den Plan, seltener zu trinken, bereits eigenständig gefasst. Die TF hat mir insofern den entscheidenden Grund geliefert, diesen Plan mit der notwendigen Disziplin umzusetzen. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich seitdem das Verlangen, Alkohol zu trinken. Im Gegenteil meine ich sogar an mir festzustellen, dass ich seitdem mit etwas besserer Laune durch meinen Alltag gehe.

Die Trinkpause hat mich nicht daran gehindert, weiterhin in dem für mich gewöhnlichen Umfang an sozialen Veranstaltungen teilzunehmen und regelmäßig Freunde zu treffen, auch zu Anlässen, zu denen diese trinken und ich früher ebenfalls getrunken hätte. Ich habe bemerkt, dass von niemandem ein unangenehmer Druck zum Trinken auf mich ausgeübt wird, und, dass auch ohne Alkohol nichts von der Qualität des Abends für mich verloren geht. Im Gegenteil habe ich regelmäßig mit der fortschreitenden Alkoholisierung anderer festgestellt, dass ich mit der Nüchternheit sehr zufrieden war. Seitens meines Freundeskreises habe ich nicht bemerkt, dass ich aufgrund der Trinkpause zu einem Anlass nicht eingeladen oder dabei auf irgendeine Art und Weise ausgeschlossen worden wäre.

Wie bereits angesprochen, habe ich schon immer großen Wert auf Sport und einen mit Ausnahme des Alkohols gesunden Lebensstil gelegt. Die Abschaffung dieser Ausnahme habe ich zu meiner Freude an sportlichen Fortschritten messen können. Insgesamt würde ich konstatieren, dass sich mein allgemeines körperliches Befinden dadurch seit der TF spürbar gebessert hat. Nicht zuletzt möchte ich erwähnen, dass ich im Laufe des letzten Jahres meine erste, wenn auch am Ende eher kurze, Beziehung geführt habe, was ich zwar nicht unmittelbar in den Zusammenhang zum Alkoholkonsum stellen kann, was mir aber erneut vor Augen geführt hat, dass etwaige Selbstbewusstseinsprobleme unbegründet sind, und dazu beigetragen hat, dass ich 2022 als ausgesprochen gutes Jahr in Erinnerung halte.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Die Änderung meines Trinkverhaltens hat auf meine sozialen Kontakte keine Auswirkungen gehabt, ich verkehre mit denselben Leuten in demselben Umfang und bin froh darüber, entdeckt zu haben, dass der in der Jugend spürbare Druck zum Mittrinken nicht mehr in dieser Penetranz existiert. Mir wurde in dieser Hinsicht mit Verständnis und der nötigen Unterstützung begegnet, insbesondere auch aus familiären Kreisen.

Ich selbst komme mir seither ausgeglichener vor und habe erfreut bemerkt, dass der Verzicht auf Alkohol schon kurzfristig positive Veränderungen in meinem Hautbild bewirkt hat. Auch freue ich mich über die gewonnene Zeit am Wochenende, die ich in der Regel mit Sport und anderen Hobbys sinnvoller ausfülle.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Intrinsisch überzeugen mich die gesundheitlichen Vorteile und die Erkenntnis der Verantwortung mir und anderen gegenüber von der Richtigkeit und Beständigkeit der Änderung des Trinkverhaltens. Dazu weiß ich, dass ich von meiner Familie und meinen engsten Freunden nur Unterstützung zu erwarten habe und bei Problemen stets ein offenes Ohr finde. Dass ich mittlerweile mit Gewissheit sagen kann, einen etablierten und sehr guten Freundeskreis um mich zu haben, und außerdem über eine liebevolle und hilfsbereite Familie verfüge, versichert mich in der Annahme, dass die oben erörterten Selbstbewusstseinsprobleme endgültig der Vergangenheit angehören. Es bereitet mir heute keine Mühe mehr, mein Selbstbewusstsein unabhängig von den Meinungen anderer auf einem gesunden Niveau zu halten. Indem ich mich darauf besinne, kann ich mich von meinem früheren Ich abgrenzen und mich in der Richtigkeit meiner Abstinenzentscheidung bestärken. Stress, der durch das Referendariat oder die Arbeit auftritt, gleiche ich durch Kraftsport und möglichst viel Zeit in der Natur aus. Ich habe zudem im Laufe der letzten 15 Monate einen regelrechten Ekel vor Betrunkenen entwickelt, der mich bestärkt, nie wieder in diesen Zustand zu geraten.

Die Absicherungsmechanismen sind damit vor allem innerer Natur, da es meiner Ansicht nach in erster Linie einer starken Eigenüberzeugung bedarf, um den Entschluss, keinen Alkohol mehr zu trinken, dauerhaft umzusetzen. Dass ich das leisten kann, hat mir die Zeit seit der TF gezeigt. Als Absicherungsmechanismus von außen kommt hinzu, dass mittlerweile alle in meinem Umfeld wissen, dass ich nicht trinke, und mir niemand mehr Alkohol anbietet. Das ist mit Blick auf meine Trinkmotivationen von großer Bedeutung, da es gerade der Situation entspricht, in der ich vor einigen Jahren noch ohne Weiteres angenommen hätte. Ich habe meine Trinkgründe einer Anzahl von Freunden so offengelegt, wie ich es hier in Schriftform tue. Mit diesen Leuten ist vereinbart worden, dass sie von sich aus auf mich zu sprechen kommen würden, wenn sie vergleichbare Probleme oder Entwicklungen bei mir wahrnehmen sollten.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Ich bin mir in dieser Hinsicht sehr bewusst, wo die größte Gefahr lauert, nämlich an Abenden, an denen die meisten Anwesenden trinken und damit scheinbar zunächst eine einfache, gute Zeit zusammen erleben. Das hätte früher dem Ziel meines Alkoholkonsums entsprochen.

Allerdings weiß ich mittlerweile aus der nüchternen Perspektive, wie diese Abende in aller Regel enden und habe die Erfahrung gewonnen, auch ohne Alkohol Teil einer solchen Runde sein zu können und dabei auf meine Kosten zu kommen. Die oben angesprochene, aus der Jugend tradierte Maßlosigkeit ist mit meinen heutigen Vorstellungen von Geselligkeit und einem erholsamen Wochenende nicht mehr vereinbar.

Zentral zur abschließenden Beantwortung dieser Frage ist die Gewissheit, dass sich alle als Vorteile wahrgenommenen Wirkungen des Alkohols auch ohne diesen erzielen lassen. Um an einem Abend mit Freunden Spaß zu haben und auch seinen eigenen Beitrag zu allgemeiner Heiterkeit zu leisten, benötigt es weniger Alkohol als vielmehr ein gesundes Bewusstsein um seine eigene Person und das Wissen, dass niemand mehr die Gruppenzugehörigkeit vom Alkoholkonsum abhängig macht.

Die zu stressigen Zeiten nötige Entlastung habe ich vermehrt durch Urlaube, die zuvor jahrelang kaum nennenswert stattfanden, und regelmäßigere Ausflüge in die Natur oder andere Städte erzielt. Auch der Sport hilft mir als kurzfristige und stets verfügbare Abwechslung vom Schreibtischalltag sehr.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Da ich auf Alkohol verzichte, bin ich jederzeit fahrtüchtig.


30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein.​
 
Ich war eben zur Akteneinsicht und hab die Übersendung der Akte an das MPI veranlasst. Stand erwartungsgemäß nix Neues drin, was irgendwie spannend wäre.

Hab beim Ausfüllen des FB gestern noch mal gemerkt, dass ich wirklich gar keine Ahnung habe, ob in meinem Fall AB oder KT überzeugender wäre. Die Gemengelage ist genau so, dass es immer Argumente für den Gutachter gäbe, das jeweils andere zu fordern. Ich würd jetzt bei der Abstinenz bleiben, einmal damit ich mich endgültig vorbereiten kann, was ich denn zum Termin vortragen will, und einmal, weil es auch seit jetzt 14,5 Monaten den Tatsachen entspricht. Kann man dann halt nur hoffen, dass ich dem Gutachter dafür nicht pauschal zu jung bin...
 

barns13

Erfahrener Benutzer
Hallo. Will kein neues Thema anfangen, hätte aber trotzdem mal ne frage zu kontrolliertes Trinken oder Abstinenz. Bin immer noch am kämpfen für meine Führerscheine, bei mir wurde nix davon verlangt. Das erste war wegen Alkoholfahrt mit 0,9Promille mit Unfall (auffahren auf Polizeiwagen) und das zweite wegen Nötigung.
Und ich habe keine Auflage bekommen von irgendwelchen Abstinenz oder kontrolliertes TRINKEN bekommen. Außer ein positives Gutachten
 

Thomas F.

Erfahrener Benutzer
@barns13

Du bekommst keine Auflage von der Fsst, außer das du ein positives MPU Gutachten bringen musst.

Aber für das Gutachten musst du proaktiv sein. Du musst dich für einen Weg entscheiden. Und der Gutachter entscheidet dann in der MPU ob ihm das reicht was du bringst an Nachweisen und Performance.

Das ist der Haken. Niemand sagt dir vorher was für dich reicht.

Deswegen besser übererfüllt, als zu wenig.
 
Moin, könnte vielleicht noch jemand etwas zum aktualisierten FB sagen? Ich wär euch sehr dankbar. Die Zahlungsaufforderung vom MPI müsste heute oder morgen kommen und dann würde ich das Thema eigentlich gerne zeitig auf unsichtbar stellen. :)
 
Noch ein vermutlich (hoffentlich) letztes Moin meinerseits,

ich habe die Zahlungsaufforderung vorhin im Kasten gehabt und auch direkt bezahlt, weshalb ich dir @Nancy dankbar wäre, wenn du den Thread jetzt erstmal unsichtbar machen würdest. Solltest du nicht vorher noch über meinen FB schauen wollen, versteht sich! :)
Ansonsten reite ich da einfach mal rein und geb mein Bestes, ich fühl mich eigentlich ganz vernünftig vorbereitet und freue mich drauf, wenn das endlich ein Ende genommen hat.

Liebe Grüße
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Gut, dann lasse uns erstmal abwarten wann der sein wird.
Ich bin fast sicher, dass noch die Zeit bleibt dir eine Rückmeldung zu deinem FB zu geben... :smiley138:
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo FährtkünftigBus,

ich habe mir deinen FB nun durchgelesen und finde deine Antworten plausibel. Gleichzeitig möchte ich nicht unerwähnt lassen dass ich deine AB-Entscheidung für absolut richtig halte. Einige deiner Aussagen könnten dem Gutachter (neben der hohen BAK) die Einstufung in A3 so sehr erschweren dass er AB von dir fordern müsste (auf Wunsch kann ich dir die entsprechenden Aussagen noch mitteilen), von daher - alles richtig gemacht.

Zur Trinkmenge:
Damit lande ich in der Widmarkformel c = A / (p * r) bei einem Körpergewicht von 81kg und Reduktionsfaktor 0,7 für Männer bei c = 4,24. Das erscheint mir sehr hoch, ergibt aber genau die festgestellten 2,44, wenn man bei der neunstündigen Trinkdauer stündlich 0,2 abzieht. Ich meine mich zu entsinne, dass der Alkoholabbau mit diesem Tempo bei starker Alkoholisierung ablaufen kann, kann diese Rechnung also stimmen?
Mit Widmark rechne ich idR nicht, bin von daher zu weit raus um es schnell mal zu überprüfen. Ich benutze zumeist einen Promillerechner der recht genau ist, mit diesem komme ich bei deiner angegebenen Trinkmenge auf jeden Fall auf die festgestellte BAK (sogar leicht drüber), von daher erscheinen mir deine Mengenangaben realistisch. Über 4‰ ist aus meiner Sicht deutlich zu hoch, der höchste Wert dürfte noch unter 3‰ gelegen haben. 0,2‰ pro Stunde erreichen meiner Erfahrung nach eher die Menschen die sehr regelmäßig hohe Alk.mengen konsumieren, der Abbau dürfte in deinem Fall eher bei 0,1 - 0,15‰ p. Std. gelegen haben.

Ich habe aber noch eine Nachfrage. Sieht deine MPU-Fragestellung wirklich so aus?
Fragestellung ist die klassische: Ist zu erwarten, daß X auch zukünftig ein Kfz unter Alkoholeinfluß führen wird und/oder liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kfz der Klasse X in Frage stellen?
 
Moin Nancy,

danke für deine Rückmeldung! Die angesprochenen Stellen würde ich schon ganz gerne kennen und unter Umständen dann noch etwas davon glattbügeln...

Die Fragestellung lautet wortgleich so, wie du sie aufgeschrieben hast, nur das Wörtchen "auch" fehlt. Was hat es damit auf sich?
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo FährtkünftigBus,

ich habe überlegt, ob ich dir nur die Zitate schicke und diese für sich sprechen lasse da ich mir vorstellen kann, dass du alleine durch das Lesen schon die richtigen Schlüsse ziehst, habe mich aber dann doch dagegen entschieden und mache kurze Anmerkungen dazu:
Ich schließe hieraus ebenfalls, dass mir die Möglichkeit, zu trinken, schon früh so wichtig erschien, dass ich teilweise lange Fahrradtouren bei schlechtem Wetter in Kauf nahm, um nicht Auto fahren zu müssen.
Wie du selbst schreibst, war dir der Alkohol so wichtig dass du alles andere "ausgeblendet" hast, das deutet auf eine vertiefte Problematik hin.
Im Schnitt würde ich sagen, dass in eine Woche ein Anlass mit geringen Mengen Alkohol zum Genuss (a) und einer mit großen Mengen und dem Ziel, sich zu berauschen, (b) fielen.
"Rauschtrinken" gehört ebenfalls dazu...
Ich startete sozusagen intrinsisch motiviert ins neue Jahr mit dem Vorsatz, zunächst die Zahl der Trinkanlässe auf einen im Monat zu minimieren; bezüglich der Trinkmengen machte ich mir keine derartigen Vorsätze.
Du hast selbst schon bemerkt dass es "zuviel" war und hast damit begonnen die Trinkanlässe zu reduzieren, wobei du dir allerdings für die Trinkmenge weiterhin kein Limit gesetzt hast...
Zu einem Anlass habe ich jeweils,
(a) 1-2 Weizenbiere je 0,5l,
(b) große Mengen Pilsbier je 0,33l, selten 0,5l, insgesamt oft 10 bis 15 Flaschen, und gelegentlich angebotene Schnäpse je 0,2cl
konsumiert.
Sehr große Trinkmengen, und das über längere Zeiten hinweg, sind ebenfalls in die Kategorie Missbrauch einzustufen.
Mit steigenden Mengen wiederholte ich oftmals dasselbe zigfach, begann anderen damit auf die Nerven zu gehen, Schwierigkeiten bei der Wortfindung und der Aussprache zu haben oder zu taumeln. Ebenfalls habe ich eine sinkende Hemmschwelle für intime Gespräche und peinliche Verhaltensweisen beobachtet.
Du bist bei hohem Alk.einfluss negativ aufgefallen, das hat aber nichts an deinem Trinkverhalten geändert...
Ich habe einige Filmriss gehabt, was für mich immer der Indikator dafür war, es erheblich übertrieben zu haben. Insgesamt dürfte dies 15 bis 20-mal der Fall gewesen sein.
Bei derart vielen Filmrissen ist ein zukünftiges KT praktisch ausgeschlossen.
Mit der infolge der TF gewonnenen kritischen Distanz schätze ich meinen damaligen Konsum als missbräuchlich ein. Ich trank, um mich anderen zu beweisen oder persönliche Probleme wie eine ausufernde Studienbelastung zu verdrängen. Insbesondere die sich immer weiter steigernden Mengen führen mich zu dem Schluss, dass mein Konsum die geläufigen Ausmaße überschritten hatte.
Immer weiter steigende Mengen um die gleiche "Rauschwirkung" zu erzielen stehen einem KT ebenfalls im Weg...

Die angesprochenen Stellen würde ich schon ganz gerne kennen und unter Umständen dann noch etwas davon glattbügeln...
Musst du aus meiner Sicht gar nicht da du ja mit lebenslanger Abstinenz zur MPU antreten möchtest. Die Erkenntnis dass du mit dem Alkohol "nicht umgehen" kannst, unterstreicht ja noch einmal deinen Entschluss auf ihn zu verzichten.
Die Fragestellung lautet wortgleich so, wie du sie aufgeschrieben hast, nur das Wörtchen "auch" fehlt. Was hat es damit auf sich?
Okay, wenn das Wort "auch" fehlt ist es in Ordnung, ansonsten hätte die Fragestellung impliziert dass du mit einem PKW aufgefallen bist und wäre somit falsch gestellt worden.

Da es nun bald soweit ist, möchte ich dir hier noch meine Tipps für euren MPU-Tag mit auf den Weg geben. Ich werde deinen Thread 3 Tage vor deinem Termin bis zur MPU unsichtbar machen. Ich wünsche dir schon jetzt, gutes Gelingen. :smiley138:
 
Moin Nancy,

ich kann die Punkte alle gut nachvollziehen und werde da vllt an der einen oder anderen Stelle etwas entschärfen, auch wenn es nicht unbedingt sein muss. Nur bei den Trinkmengen muss ich dazu sagen, dass ich mir die halt gewissermaßen ausgedacht habe, um irgendwie ein Trinkverhalten im Mittel der letzten Jahre zu veranschaulichen. Damit habe ich natürlich nicht mit 15/16 angefangen und mit 20 sah es auch noch anders aus. Ich hätte mir da wohl etwas mehr Mühe bei der Rekonstruktion machen können. Wie auch immer. Wird schon schiefgehen. Vielen Dank für Deine Hilfe!
 
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