So, habe mir jetzt am Abend einmal die Zeit genommen, den FB umzudichten. Teil 1 lasse ich raus,
xxx an den Tatsachenfeststellungen ändert sich nichts mehr. Verändert wurden vor allem die Fragen 12, 15, 23 und 27. Ich konnte leider nicht genau herausfinden, was du mit der Markierung bei Frage 28 meintest
@Andi18
xxx = Das ist ungünstig, da man sich dadurch den gesamten FB von verschiedenen Seiten des Threads "zusammenklauben" muss, ich habe daher den fehlenden Teil des FB noch eingefügt *Nancy*
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Anlass der TF in der Nacht vom 24. Auf den 25.01. war das Ende der Examensklausuren eines Freunds. Diese enden um 13:30, ich musste bis 14 Uhr arbeiten, habe dann noch einige Erledigungen in der Stadt getätigt und bin zwischen 14:30 Uhr und 15 Uhr bei besagtem Freund eingetroffen. Wir tranken zur Begrüßung 2 kleine Gläser Whisky, gingen danach essen und für den restlichen Tag einkaufen.
Im Verlauf des Nachmittags trafen nach und nach mehr Leute ein, es wurde in normalem Tempo Bier getrunken (0,33l), Musik gehört und über alles Mögliche geredet, im Wesentlichen natürlich über die nun beendeten Klausuren, deren Inhalt, die gewählten Lösungen usw. Einige Leute wechselten auf Mischgetränke, ich blieb beim Bier, das mittlerweile nur noch in halben Litern vorhanden war.
Der Abend endete gegen 0:30 Uhr aufgrund allgemeiner Müdigkeit und Betrunkenheit. Von den letzten Stunden habe ich keine Erinnerungen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich angehalten worden bin, ab dann setzen lückenhafte Erinnerungen ein. Ich befand mich hier am absoluten Limit meiner Alkoholverträglichkeit.
Ich machte mich auf den Heimweg, auf dem ich um 0:55 Uhr von der Polizei wegen unsicheren Fahrens angehalten und zum Pusten gebeten wurde. Der festgestellte Atemalkohol betrug 2,27‰. Ich schloss mein Rad an einem Laternenpfahl an und wurde mit zur Wache genommen, auf der mir gegen 1:30 Uhr Blut abgenommen wurde; die BAK lag bei 2,44‰. Die Beamten fuhren mich freundlicherweise zurück zu meinem Rad, das ich dann nach Hause schob, und mich schlafen legte.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Trinkzeit von 15 Uhr bis ungefähr 0 Uhr.
Nach der kleinen Alkohollehre hier im Forum gehe ich zunächst von 24,4 TE aus, zu denen ein Alkoholabbau von 9 x 0,15 = 1,35 kommt. Im Ergebnis stünden dann leicht aufgerundet 38 TE, die sich in 2 mal 20ml Schnaps und 7,2l Bier aufteilen. Die genaue Anzahl habe ich mir nicht gemerkt, es müssten demnach aber in etwa 14x 0,33l + 5x 0,5l Flaschen gewesen sein.
Mit der Widmark-Formel lande ich tendenziell bei zu hohen Werten und bin mir da nicht sicher, wie die korrekte Rechnung aussähe: Ich setze getrennt voneinander die Mengen Bier und Schnaps in die Alkoholmengenformel A = m * Vol%/100 * s * rp nebst dem Resorptionsdefizit und dem Gewicht von Alkohol von jeweils 0,8(g) ein und addiere die beiden Werte, was 240,64g Alkohol ergibt. Damit lande ich in der Widmarkformel c = A / (p * r) bei einem Körpergewicht von 81kg und Reduktionsfaktor 0,7 für Männer bei c = 4,24. Das erscheint mir sehr hoch, ergibt aber genau die festgestellten 2,44, wenn man bei der neunstündigen Trinkdauer stündlich 0,2 abzieht. Ich meine mich zu entsinne, dass der Alkoholabbau mit diesem Tempo bei starker Alkoholisierung ablaufen kann, kann diese Rechnung also stimmen?
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr 2,5km bei einer Gesamtstrecke von 3,7km.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich habe mir in der Situation keine Gedanken zu meiner Fahrtüchtigkeit gemacht und war aufgrund meiner Alkoholisierung auch nicht mehr dazu in der Lage, eine verantwortliche Entscheidung zu treffen. Ich bin schlicht aufgesattelt und losgefahren.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich hatte keine Vorkehrungen zur Verhinderung der TF getroffen. Mir fehlte zum Zeitpunkt der TF die Sensibilität für die mit der betrunkenen Verkehrsteilnahme verbundenen Risiken für andere und mich.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich habe das Autofahren und Trinken stets bewusst voneinander getrennt und kann sagen, dass ich nie nach dem Genuss von mehr als einem Bier ins Auto gestiegen bin und sich die übrigen Fälle an einer Hand abzählen lassen. Selbst dann habe ich auf eine ausreichende Zeitspanne zwischen Konsum und Fahrtantritt geachtet. Dazu muss gesagt werden, dass ich selbst kein Auto habe und es auch in meinem Elternhaushalt nicht immer zur Verfügung stand. Ich habe mich fahren lassen oder das Rad genommen, um das Trinken zu ermöglichen.
Das Fahrrad ist bis heute für mich das Fortbewegungsmittel der Wahl, auf ihm habe ich häufig alkoholisiert am Verkehr teilgenommen. Unter Berücksichtigung von Fahrten mit Restalkohol an Folgetagen und mehreren Fahrten am selben Abend könnten hier schätzungsweise 200 bis 300 Fahrten unter Alkoholeinfluss zusammengekommen sein.
Ich schließe aus diesen Befunden, dass bei mir mit der Zeit ein unterbewusstes Verlassen auf die geringe Kontrolldichte gerade in dem ländlichen Raum, aus dem ich stamme, eingetreten ist und ich dieses verlassen mit in die Stadt genommen habe. Infolgedessen habe ich die allgemeine Folgenlosigkeit meines Handelns mit einer Sicherheit unterstellt, die mich an der verantwortungsbewussten Reflektion meines Verhaltens gehindert hat. Ich schließe hieraus ebenfalls, dass mir die Möglichkeit, zu trinken, schon früh so wichtig erschien, dass ich teilweise lange Fahrradtouren bei schlechtem Wetter in Kauf nahm, um nicht Auto fahren zu müssen.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Auch wenn ich den Vorfall damals nicht mit Alkohol in Verbindung bringen konnte, kann ich mich an eine Szene aus meiner Kindheit erinnern, in der ein Angehöriger nach einer Familienfeier auf dem Heimweg erbrechen musste.
Das erste Mal Alkohol getrunken habe ich anlässlich der Schulabschlussfeier eines damaligen Freundes, ich war zu der Zeit 16.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich habe mit 16 Jahren begonnen, Alkohol zu konsumieren. Das waren zunächst kleine Mengen Mischbiere oder süßere Sekte. Je älter mein Freundeskreis wurde, desto häufiger sind Pilsbier und billige Schnäpse aufgetaucht. In dieser Zeit trank ich häufig Mischgetränke. Langfristig war mein Hauptgetränk das Bier. Im Laufe der Jahre war ein deutlicher Anstieg in der Alkoholverträglichkeit zu beobachten, den ich lange Zeit mit einem gewissen jugendlichen Stolz begleitet habe. Die Trinkanlässe wurden in den ersten Studiensemestern häufiger, da ich nun die Wahl zwischen zwei Wochenendangeboten in meinem Heimatdorf und der Studienstadt hatte. Als reines Genussmittel entdeckte ich zu dieser Zeit das Weizenbier, von dem ich gerne zu Sportereignissen oder als Erfrischung an heißen Sommertagen ein Glas trank.
Nach der Eingewöhnung in die neue Umgebung, der Etablierung eines neuen Freundeskreises und den ersten Kontaktverlusten zu dem alten, hat sich eine unregelmäßige, im Schnitt aber etwa bei ein bis zwei wöchentlichen Trinkanlässen liegende Häufigkeit herausgestellt. Dabei stiegen die vertragenen Alkoholmengen sukzessive an. Das ganze kulminierte in der Weihnachts- und Silvesterzeit 2021, in der ich diverse alte Freunde wiedertraf und mir die getrunkenen Alkoholmengen allmählich selbst suspekt wurden.
Ich startete sozusagen intrinsisch motiviert ins neue Jahr mit dem Vorsatz, zunächst die Zahl der Trinkanlässe auf einen im Monat zu minimieren; bezüglich der Trinkmengen machte ich mir keine derartigen Vorsätze. Der einzige Anlass, zu dem ich im Jahr 2022 Alkohol getrunken habe, ist derjenige der TF gewesen.
Seitdem bin ich abstinent und kann dies für den Zeitraum von der TF bis zum 27.01.23 mit Haaranalysen forensisch beweisen.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Über die Jahre hinweg herrschte eine große Unregelmäßigkeit bezüglich der Häufigkeit, mal trank ich wochen- oder monatelang gar nicht, mal mehrfach in einer Woche große Mengen. Die Häufigkeit korrespondierte stets mit der universitären Auslastung. Im Schnitt würde ich sagen, dass in eine Woche ein Anlass mit geringen Mengen Alkohol zum Genuss (a) und einer mit großen Mengen und dem Ziel, sich zu berauschen, (b) fielen.
Zu einem Anlass habe ich jeweils,
(a) 1-2 Weizenbiere je 0,5l,
(b) große Mengen Pilsbier je 0,33l, selten 0,5l, insgesamt oft 10 bis 15 Flaschen, und gelegentlich angebotene Schnäpse je 0,2cl
konsumiert.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Zunächst an einer Hütte auf einem ansonsten unbebauten Grundstück eines Freunds, dann häufiger in Kneipen und Diskotheken. Diskothekenbesuche sind schnell seltener geworden; ich habe nie wirklich Gefallen an ihnen gefunden. In der Regel wurde zu Hause bei jemandem oder in Kneipen getrunken, gelegentlich zu besonderen Anlässen andernorts, etwa auf Festivals oder im Fußballstadion.
In der Heimat bestand mein Freundeskreis im Wesentlichen aus Schul- und Sportskameraden und dem, was man vielleicht als „Dorfjugend“ zusammenfassen könnte. In der Studienstadt entstand ein neuer Freundeskreis mit Menschen mit völlig anderen Hintergründen. Im Laufe der Jahre kristallisierte sich ein kleiner, enger Freundeskreis heraus. Zwischen beiden Kreisen gab es vereinzelt Überschneidungen.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Mein erster regelmäßiger Alkoholkonsum begann, nachdem ich über Leute aus meiner Jugendfußballmannschaft in einen größeren Freundeskreis eingeführt wurde, der sich zu einem großen Teil aus Leuten zusammensetzte, die im selben Abiturjahrgang waren, zu denen ich aber vorher wenig bis keinen Draht hatte. Generell kam ich hier aus einer schwierigen Jugendphase, nach der ich im schulischen Umfeld nicht besonders gut integriert war. Ich ergriff die Gelegenheit also beim Schopf und schloss mich mit allem, was dazugehörte, diesem Kreis an. Der Trinkdruck war hier außergewöhnlich hoch. Wenn man so will, könnte man sagen, der Modus der Sozialisierung war der gemeinsame Alkoholkonsum. Viel zu trinken und zu vertragen, galt als erstrebenswert, es war ein Symbol von Männlichkeit und der Schlüssel zur Akzeptanz. Ich ging darauf ein und überließ mich den Regeln der Gruppe.
Auch im Studium wurde mir und ganz allgemein allen „Erstis“ der exzessive Alkoholkonsum von Beginn an vorgelebt. Die Tutoren der Einführungswoche ermunterten einen, betranken sich selbst, die Uni richtete ganz offiziell Partys aus und warb mit den geringen Preisen für alkoholische Getränke. Das entsprach in etwa dem, was ich aus meinem heimatlichen Umfeld kannte. Es ging unverändert weiter: Alle waren neu in der Stadt und standen unter dem Druck, Bekanntschaften fürs Studium zu schließen, einen neuen Freundeskreis aufzubauen etc. Also trank ich, um mich den Leuten zu beweisen und Freundschaften anzuknüpfen.
Drittens wurde ich auch in meinem sonstigen sozialen Umfeld mit ganz ähnlichen Phänomenen konfrontiert. Wo sich Leute abends in freundschaftlicher Atmosphäre trafen oder einen offenbar feierlichen Anlass ausgemacht hatten, tranken sie. Das zog sich von den Verhaltensweisen meiner Eltern, wenn sie Besuch hatten, bis hin zu dem, was ich am Wochenende beim Fußball sah. Der Alkohol war allgegenwärtig.
Ich bin lange Zeit für solche Gruppendynamiken empfänglich gewesen. Wenn es mir die Tür zu einer Art freundschaftlicher Akzeptanz unter Gleichaltrigen öffnete oder dem entsprach, was Ältere als normal vorlebten, wollte ich dabei sein. Ich reproduzierte Verhaltensweisen, deren Gründe ich nie hinterfragte, solange sie das benannte Ergebnis erzielten. Zentraler interner Beweggrund zum Trinken war damit ein Zugehörigkeitswunsch. Diesen führe ich mittlerweile auf eine Selbstbewusstseinsproblematik zurück: Ich habe mein Selbstwertgefühl aus der Meinung Dritter über mich bezogen und daraus, möglichst breit akzeptiert zu werden. Den Alkohol habe ich dafür als Türöffner missbraucht. Aus Angst, als langweilig oder bloß anders empfunden zu werden, habe ich mir im Zusammenhang mit Alkoholkonsum ein Verhalten angewöhnt, dass die Kreise, in denen ich Akzeptanz suchte, gemeinhin als „cool“ wahrnehmen konnten.
Die charakterliche Stärke, einen eigenen Weg zu finden und sich aus anderen Bereichen - obwohl es diese durchaus gab, beispielsweise in den schulischen Leistungen oder aus dem Status im Sportverein - die Bestätigung abzuholen, die ich als Heranwachsender so stark suchte, konnte ich nicht aufbringen. Letztendlich kann ich diese Umstände damit begründen, dass ich die Dinge, die ich nicht anders kannte, also, vereinfacht ausgedrückt, gute Noten oder einen Stammplatz auf der Lieblingsposition, irgendwann als unveränderlich zu betrachten begann und die durch sie ausgedrückte Wertschätzung meiner Leistung gar nicht groß als Bestätigung in Betracht gezogen habe. Zu einem gesunden Bewusstsein um meine eigene Person hat mir Bestätigung aus den Bereichen gefehlt, in denen das Ergebnis nicht von einer definierbaren Leistung abhing. Gerade diese Form der Bestätigung ist für mich als recht sozialen Menschen aber schon damals die bei Weitem wichtigste gewesen. Aus der eben angestellten Differenzierung kann ich mir auch schlüssiger erklären, wieso ich für den Alkoholkonsum derart empfänglich war. Mit dem Eintritt in das Alter des Feierns oder spezifischer des Trinkens stellte ich eine Gleichung auf, in der der Alkohol die Funktion der Leistung eingenommen hat und die soziale Akzeptanz die des Ergebnisses. Ich erkenne darin auch Elemente eines Mechanismus wieder, mit dem ich zu verhindern versuchte, sozial abgehängt und allein dazustehen.
Im Laufe der Zeit trat diese Selbstbewusstseinsproblematik nach und nach zurück. Es hatte sich in späteren Studiensemestern ein beständiger Freundeskreis gebildet, sodass diese Motivation allmählich entfiel. An ihre Stelle trat im Studium zunehmend das Bestreben, mit dem Alkohol eine Entlastung oder Ablenkung vom Studienstress zu schaffen. Insbesondere in der schier unendlichen Vorbereitungszeit auf das Erste Staatsexamen wollte ich durch den Konsum irgendeine Art von Highlight im monotonen Lernalltag schaffen. Ich dachte, mit dem Alkohol könnte ich garantiert kurzfristig Spaß haben, was zu der Zeit genau das war, was am meisten fehlte.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Nach geringen Mengen Alkohol wurde ich grundsätzlich leicht euphorisiert, offener gegenüber fremden Menschen und redseliger, als es nüchtern der Fall ist.
Mit steigenden Mengen wiederholte ich oftmals dasselbe zigfach, begann anderen damit auf die Nerven zu gehen, Schwierigkeiten bei der Wortfindung und der Aussprache zu haben oder zu taumeln. Ebenfalls habe ich eine sinkende Hemmschwelle für intime Gespräche und peinliche Verhaltensweisen beobachtet.
Bei starker Alkoholisierung bin ich in der Regel ruhig, in mich gekehrt oder abwesend geworden.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Es gab vereinzelt Hinweise seitens meiner Eltern, die ihre Sorgen hinsichtlich meines Alkoholkonsums ausdrückten. Ich habe das wahrgenommen, aber in der Regel auf einen besonderen Anlass oder die Tatsache, dass ich morgen eh keine Verpflichtungen hätte, verwiesen. Jedenfalls habe ich mir diese Bemerkungen nie wirklich zu Herzen genommen und meinen Konsum insofern für unbedenklich gehalten.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
In meinem Heimatfreundeskreis führte mein Konsum zunächst zu einer gewissen Akzeptanz, da schlicht erwartet wurde, viel zu trinken. Das half nach meiner damaligen Wahrnehmung in dieser etwas schwierigen Phase meiner Jugend tatsächlich dabei, Freundschaften zu schließen oder zu halten, die auch noch unabhängig vom gemeinsamen Alkoholkonsum Bestand haben, und die ich sehr schätze. Auch wenn es am Ende keine beweisbare Tatsache ich, meine ich, dass diejenigen Freundschaften, die schon bestanden, bevor ich Teil des besagten größeren Kreises wurde, auch ohne den Alkohol weiterhin bestehen würden. Das schließe ich daraus, dass Freunde heute noch, wo der Kontakt deutlich unregelmäßiger geworden ist, mich auch bei zwischenmenschlichen Problemen häufig ansprechen und um meinen Rat fragen. Damit möchte ich den Alkoholkonsum zu dieser Zeit auf keinen Fall als Jugendsünde relativieren, sondern meine damalige naive und falsche Vorstellung von der Bedeutung des Trinkens verdeutlichen.
Später habe ich unter Alkoholeinfluss keine wertvollen oder beständigen Bekanntschaften mehr gemacht, was ich maßgeblich darauf zurückführe, dass sich die Trinkmotivation wie oben unter 12. gezeigt mit der Zeit verlagerte.
Der Alkoholkonsum führte dazu, dass ich freie Tage oftmals in miserabler körperlicher Verfassung untätig im Bett verbracht habe, an diesen Tagen unausgeglichen und schlechtgelaunt war. Ich möchte indessen klarstellen, dass mein Alkoholkonsum nie negativen Einfluss auf meine sozialen Verpflichtungen oder Leistungen in Schule und Uni hatte.
Oftmals betrachtete ich einen Trinkanlass am Wochenende als eine Art Etappenziel oder Zäsur, um mich durch eine harte Woche zu kämpfen, und als eine Garantie für einen fröhlichen Abend. Mit diesem Belohnungseffekt konnte ich mich manchmal zusätzlich zum Lernen motivieren.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Nein, mengenmäßig war die letzte Zeit vor der TF der Höhepunkt meines Alkoholkonsums.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, das ist vorgekommen. Ich habe einige Filmriss gehabt, was für mich immer der Indikator dafür war, es erheblich übertrieben zu haben. Insgesamt dürfte dies 15 bis 20-mal der Fall gewesen sein.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja, im Rahmen diverser Prüfungsphasen für kürzere Perioden und insbesondere die letzten Monate vor meinem Ersten Staatsexamen.
19. In welcher Kategorie eines alkoholtrinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher habe ich mir diesbezüglich keine ernsthaften Gedanken gemacht. Vielmehr lebte ich durch mein soziales Umfeld, in dem ein ähnlicher Konsum vorherrschte, in dem Glauben, mein Trinkverhalten entspräche dem eines durchschnittlichen Heranwachsenden.
Mit der infolge der TF gewonnenen kritischen Distanz schätze ich meinen damaligen Konsum als missbräuchlich ein. Ich trank, um mich anderen zu beweisen oder persönliche Probleme wie eine ausufernde Studienbelastung zu verdrängen. Insbesondere die sich immer weiter steigernden Mengen führen mich zu dem Schluss, dass mein Konsum die geläufigen Ausmaße überschritten hatte.