Hallo Leute,
bei mir steht demnächst meine MPU bevor. Die Einverständniserklärung für eine MPU wurde an die Führerscheinstelle abgeschickt und das Gutachten muss bis zum 04.05.2021 beim Ordnungsamt vorliegen. Bis jetzt habe ich einen LW und einen Termin für die Haaranalyse habe ich nächste Woche. Ich war bis jetzt 6 mal beim VP und habe den Fragebogen beantwortet. Ich bitte um euer Feedback und entschuldige mich schon mal für Rechtschreib und Grammatikfehler :-(
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Ich habe einen zweiten Wohnsitz in Coburg und bin wegen meinem Praxissemester wieder nach Nürnberg zu meinen Eltern gezogen. Am Freitag den 05.10.2019 habe ich mich mit paar Freunden bei einem Freund verabredet für ein Wiedersehtreffen. Gegen 18:30 haben wir das Trinken angefangen und der Abend ging ca. 2.30 Uhr. Anschließend machten wir uns auf den Heimweg als sich dann unsere Wege trennten und ich in eine andere Richtung laufen musste, sah ich einen E-Roller am Straßenrand. Ich meldete mich am Roller an und fuhr damit lost. Nach einer Fahrt von ca. 1km war ich kurz davor den E Roller abzustellen und wurde von der Polizei angehalten und kontrolliert.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Gin mit 47,3% ca. 400ml
Rum 32% ca. 300-350ml
Trinkbeginn war ca.19.00 und Trinkende ca. 2 Uhr
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
1 km fuhr ich ca. und wurde fast vor meiner Haustür kontrolliert
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ja, ich hatte das Gefühl noch sicher fahren zu können aufgrund der aufgedrehten Stimmung und ich diese kurze Strecke(bekannte) überwältigen kann.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Gar nicht, weil ich mit einem E Roller unterwegs und alles spontan war
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich bin gelegentlich auch nach einem oder zwei Biere Auto gefahren, da bei mir immer die 0,5 Promille Regel im Kopf war und davon ausgegangen bin, das ich innerhalb der Grenze bin. Aber heute ist mir bewusst, dass diese Grenze nur vom Staat toleriert wird und nicht wirklich gesetzlich vorgeschrieben ist.
Außerdem weiß ich heute, dass ich sicherlich mehrere male mit Restalkoholwerten am Steuer saß.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Begonnen habe ich mit dem Alkoholkonsum mit 18 Jahren an meinem Geburtstag
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
An jedem zweiten Wochenende hat man sich getroffen und gemeinsam was getrunken.
Anfangs waren Höchstmengen 2-3 Longdrinks und ca. nach dem ich 21 wurde ist der Alkohol mehr geworden, weil meine Toleranz gestiegen ist. Die Höchstmengen waren so 4-5 Longdrinks plus 2-3 Biere.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
2012-2015 2 mal im Monat 2-4 Longdrinks (Whiskeycola oder Wodkaenergy)
2015-2019 2 mal im Monat 4-5 Longdrinks plus 2-3 Biere
Im Jahr vor der Alkoholfahrt habe ich dann ca. 1 Mal pro Monat mit dem Tag der Alkoholfahrt vergleichbare Alkoholmengen getrunken
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich habe am Wochenende bei Freunden oder Disco/Bar zusammen mit Freunden getrunken
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich komme aus einem „recht strengen“ Elternhaus, wo Alkohol keine Rolle gespielt hat. Anfangs, mit 18, war es der „Reiz des Verbotenen“, und Alkohol hatte mein Bedürfnis nach Zugehörigkeit erfüllt und es war auch so etwas wie „Männlichkeitsgehabe“. Dann war Alkohol für mich eine Art „soziales Schmiermittel“(ich konnte unter Alkohol leichter neue Leute ansprechen) bzw. eine Krücke, um mit meiner Angst vor Zurückweisung umgehen zu können. Von meiner Persönlichkeit her bin ich ein eher ruhiger, zurückhaltender Mensch, und Alkohol hat mir geholfen, meine Hemmungen zu überwinden. Unter Alkoholeinfluss war ich mutiger/selbstbewusster (habe z.B. bei Frauen nicht lockergelassen und mich mit ihnen reden getraut). Auch in meiner Clique war ich selbstbewusster und offener (ich habe dann mehr z.B. mehr über meine familiären Sachen erzählt). Eigentlich hatte ich mit 18 Jahren ein ganz gutes Selbstbild, dann habe ich aber mit dem Sport aufgehört und etwa 20 Kilo zugenommen. Ich war dann mit mir selbst unzufrieden, statt an der Situation was zu ändern, bin ich lieber mit meinen Leuten unterwegs gewesen und habe dabei eben auch Alkohol getrunken. Mit 21 Jahren entstanden nach meinem Studiumabbruch Unsicherheiten bzgl. meiner beruflichen Zukunft (Existenzangst) dies gehörte dann auch zu einem ausschlaggebenden Faktor warum der Alkoholkonsum sich erhöht hat. Mit Alkohol habe ich negative Gefühle verändert (z.B. Hemmungen/Unsicherheiten „wegtrinken“)
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig war es leicht stimulierend und entspannend
Bei viel Alkohol war ich sehr gesprächig zu dem entstand eine Selbstüberschätzung und Überheblichkeit. Es fiel mir leichter auf fremde Menschen zuzugehen und sie anzusprechen.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich war am nächsten Tag nach dem Trinkabend erledigt(Kater, Kopfschmerzen). Ich kam fast zu nichts und vorgenommene Sachen wurden einfach liegen gelassen. Natürlich war das nicht jedes Wochenende aber einmal im Monat.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Ja, da ich heute kaum Alkohol zu mir nehme kam es mehrmals vor. Vorallem nach meinem Studiumabbruch. Ansonst waren die Mengen wie oben beschrieben (10)
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja an meinem 18ten Geburtstag
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja als ich abnehmen wollte
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Vor der TF habe ich mich als normalen Trinker gesehen, der mal an Wochenenden mit Freunden trinken und feiern geht. Heute weiß ich aber, dass ich dem Alkohol eine Funktion gegeben habe, um meine Probleme zu lösen bzw. zu überwinden. Natürlich war dies nur eine temporäre Lösung, am nächsten Tag waren diese Probleme wieder da. Aus Gründen von der Frage 12 habe ich den Alkohol missbraucht.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich trinke heute Alkohol nur an bestimmten Anlässen maximal zwei alkoholische Getränke, also maximal 0,5 Promille. Pro Monat trinke ich maximal 2 alkoholische Getränke.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
12.02.2021
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke heute nur noch aus Genuss z.B. in einem Biergarten, Weihnachten oder Neujahr. Außerdem bin ich soweit, dass ich an einem Anlass nicht unbedingt Alkohol trinken muss und automatisch es ablehne, wenn es mir angeboten wird.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Bis zur TF waren mir die Mengen nicht bewusst und habe es für normal gehalten. Der hohe Alkoholkonsum war mir erst nach der TF bewusst. Ich habe dann bis Weihnachten gar keinen Alkohol mehr getrunken, weil ich Angst vor den Folgen der Alkoholfahrt hatte und unter Schock stand.
Mit Alkohol hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es mit Alkohol funktioniert bzw. war das für mich der einfachste Weg(z.B. Selbstbewusster werden) . Rückblickend hatte ich auch einen total unreflektierten Umgang mit Alkohol, ich habe mir zu der Zeit gar keine Gedanken gemacht, ob und wie ich z.B. mit meinen Unsicherheiten anders umgehen könnte, oder auch auf andere Art „Spaß“ auf Feiern hätte haben können.
Ich fing dann an mich selbst zu reflektieren und stellte fest das ich mehr trank als guttat. Mir wurde bewusst, dass ich durch den häufigen Alkoholkonsum eine hohe Trinkfestigkeit (Toleranz) angeeignet hatte. Ich fing an mein Trinkverhalten zu reflektieren und zu hinterfragen. Ich habe erkannt das Alkohol meine Probleme nur kurzfristig löst und ein kurzzeitiges besseres Gefühl verschafft.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Nach der TF stand paar Tage unter Schock und musste mich erstmal zurechtfinden. Ich habe angefangen im Internet zu recherchieren und mich mit Thema Alkohol zu befassen. Auch was es heißt unter einem BAK Wert von 1,83 Promille alkoholisiert zu sein. Dabei habe ich festgestellt, dass ich mir eine hohe Toleranzgrenze angetrunken habe. Nach der TF habe ich wieder das erstmal Alkohol an Weihnachten getrunken (2 Gläser Wein). Anschließend habe ich eine Trinkpause bis Juni 2020 zu meinem Geburtag gemacht.
Ich war sehr oft zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs und bemerkte dabei das mit dieser Umstellung sehr guttat. Ich fühle mich viel aktiver und habe einen viel gesünderen Schlaf. Mein Arzt machte mich ebenfalls auf mein Gewicht aufmerksam und das ich sofort jetzt was tun muss. Daraufhin habe ich eine Ernährungsumstellung gemacht und angefangen mehr Sport zu machen.
Ich habe dann seit August 2020 mein Alkoholkonsum stark reduziert, nach dem ein Freund mich auf die MPU hingewiesen und angefangen mich zu dem Thema KT zu informieren.
Ich habe eine Veränderung auf 3 Ebenen positiv erlebt. Einmal auf meiner persönlichen Einstellung, ich bin viel konsequenter geworden bzw. zielstrebiger. Seit 2017 hab ich ein neues Studium anfangen und werde es diesen Sommer erfolgreich beenden. Anschließend fange ich ein Masterstudium an für den ich einen bestimmten Notendurchschnitt benötige. Dafür habe ich vorgenommen in den letzten zwei Semestern meine gesamt Note zu verbessern und habe viel bessere Noten geschrieben als am Anfang des Studiums. Ich werde Alkohol zukünftig nur als Genussmittel trinken und auf Alkohol auch mal zu verzichten.
Auf der Ebene „Verhalten“ habe ich auch einige positiven Veränderungen gemacht. Ich habe angefangen mich gesünder zu ernähren nach meinem Arztbesuch und wenn es mal nicht gesund ist nur in Mengen es zu mir zu nehmen. Da in meiner Familie Diabetes üblich ist besteht bei mir ein Risiko. Ich habe gelernt Nein zu sagen und bei Anlässen auf Alkohol zu verzichten oder wenn es mir angeboten wird. Im Studentenwohnheim koche ich mit anderen Studenten zusammen und habe gelernt, dass es doch ohne Alkohol auch geht neue Leute kennenzulernen.
Beim Punkt Selbstbild/Körper habe ich 10 Kilo abgenommen. Ich habe mehr Verantwortung für mich und mein Leben übernommen z.B. zukunftsorientierter bzgl. berufliche Zukunft oder unterstütze meine Eltern viel mehr als früher. Meine Kommunikationsstärke hat sich gebessert (mit Schüchternheit gelernt ohne Alkohol umzugehen).
Als die TF passiert ist habe ich grad mit meinem Praxissemester angefangen und mich persönlich sehr weiterentwickelt. Mein Chef hat mich da sehr gefördert viel offener mit Kollegen umzugehen und Konflikte anzusprechen. Auch wurde mein Selbstbewusstsein verstärkt, in dem ich größere Verantwortungen bekommen und selbstständig Projekte geleitet habe und die Ergebnisse vor einem größeren Publikum regelmäßig präsentieren musste. Anfangs war das natürlich sehr schwer vor neuen Gesichtern eine Präsentation zu halten, aber ich habe es als Lernprozess gesehen. Nach einer Weile fiel mir vor Leuten frei zu sprechen viel einfacher. Ich bin noch immer noch eine etwas „schüchterne Persönlichkeit“ Weiß aber heute mehr, was mein Wert als Mensch ist und wie ich auf andere wirke.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich glaube hier passen einige Punkte aus 25.
Mir ist das Thema Gesundheit viel bewusster geworden, was mir vorher gar nicht so klar war. Ich habe meine Liebe zum Wandern gefunden sowie Fahrradtouren. Neue Orte zu erkundschaften, die Natur zu genießen, dadurch habe ich mich zu mir gefunden. Statt am Wochenende zu saufen und am nächsten Tag verkatert im Bett zu liegen. Heute geht es mir gesundheitlich viel besser und habe auch ein positives Feedback von meiner Ärztin bekommen und am Ball bleiben soll. Das Ganze hat mich motiviert mein Leben komplett umzustellen. Momentan schreibe ich meine Bachelorarbeit und durch meine konsequentere Einstellung läuft zeitlich sehr gut, so dass ich sogar Zeit für andere Sachen wie Sport und lesen finde. Dabei habe ich die übrig geblieben Zeit zu schätzen gelernt und verbringe viel mehr Zeit mit meiner Familie. Ich bin heute ein glücklicherer Mensch und bin total selber zufrieden mit mir. Selbstverständlich ist noch nicht alles perfekt, aber ich befinde mich auf dem Richtigen Weg.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe aus der ganzen Situation vieles gelernt und bin ein selbstbewussterer Mensch geworden. Es wird trotzdem in meinem Leben Situationen vorkommen, wo ich vor Probleme stehen werde, aber ich habe nun gelernt meine Probleme entgegenzutreten und nicht mit Alkohol wegzutrinken. Wenn ich mal keine Lösung habe wende ich an meine Familie oder Freunde, die mir in jeder Situation helfen werden. Ich habe mich persönlich sehr positiv entwickelt, es geht mir gesundheitlich besser und es fühlt sich einfach toll an. Ich will auch weiterhin gesund bleiben und werde mir das niemals Kaputt machen. Durch positive Veränderungen, die ich bei der Frage 25 erklärt habe, bestärkt nochmal meine Entscheidung.
Falls ich in mein altes Muster reinfallen sollte, werde ich mich an meinem VP wenden und überlegen Abstinenz zu leben.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ja kann ich mir vorstellen. Aber heute weiß ich, dass ich Hilfe von meinem VP, Familie und Freunden bekommen kann.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich bin sehr sicher, dass es zu einer Situation nicht mehr kommen wird. Hier halte ich mir vor Augen, dass ich die Situation in der mich befinde nicht nochmal brauche. Jedes Mal, wenn ich einen E Scooter sehe, wird mir die TF in meinem Kopf abgespielt. Ich habe auch seit der TF die App für die E Scooter gelöscht. Am steuer herrscht ab sofort auch eine Nullpromillegrenze und werde die 0,5 Promille Toleranz nicht zu Vorteil nutzen um 1-2 Biere zu trinken.