Was ist passiert?
Vorgeschichte:
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
In der 6. Klasse. Aufklärungsstunde in der Schule.
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
2003 auf einer Hausparty an einem Joint mitgeraucht.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
2003 auf einer Hausparty an einem Joint mitgeraucht. Wollte es mal ausprobieren und nicht als Aussenseiter da stehen.
2005 als sich meine Mutter und ihr Lebenspartner getrennt haben und wir in einer Nacht- und Nebelaktion nach Frankfurt gezogen sind. Bin in einen falschen Freundeskreis reingekommen.
Dort habe ich am Anfang nur mal mitgeraucht, um Teil der Gruppe zu sein. Doch der Konsum hat sich stetig gesteigert. 2-3x die Woche und nach einigen Monaten sogar alleine konsumiert und nicht mehr sozial wie vorher, fast jeden Tag 2-3 Joints. Das ging so weiter bis wir wieder nach 2 Jahren nach München gezogen sind und ich den Konsum eingestellt habe.
2007-2009 Konsumpause
2009 gelegentlicher Konsum
Mit meiner neuen Freundin und ihren Freunden an Wochenenden 1-2 Joints zusammen geraucht , bis wir uns Oktober 2010 getrennt haben.
Oktober 2010 - 2017 Konsumpause
Neuer Job als Serviceleiter, parallel dazu September 2012 Matura/Abitur. 2016 Hotelbetriebswirt.
2017 - 2021 gelegentlicher Konsum
2017 rauchte ich dann wieder gelegentlich auf Partys oder vor Konzerten.
Ich war frustriert in meinem Job und stellte mir die Frage, wie ich mein Leben weiter gestalten wollte.
Ich lernte bei einem Konzert eine neue Bekanntschaft kennen, die über ähnliche Probleme in ihrem Alltag berichtete.
Wir trafen uns von nun an einmal pro Woche, meist Freitags, um zwei bis drei Joints zusammen zu rauchen.
Dabei sahen wir uns Filme an und tauschten uns über unsere Arbeit und unser Leben aus.
Ich begann mir auch Cannabis zu beschaffen und auch mal Abends nach der Arbeit alleine einen Joint zu rauchen.
Bis zu meiner Auffälligkeit Mittwoch 04.08.2021 zog sich das Konsummuster so weiter, dass ich nahezu jeden Freitag und sporadisch unter der Woche rauchte.
Dezember 2021 abstinent.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Nein
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Ich trinke an besonderen Anlässen Alkohol, z.B. an Geburtstagen ein Bier oder ein Glas Sekt an Silvester, zum Anstoßen.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
1 Tasse Kaffee oder 1 schwarzen Tee am Morgen. Habe Anfang 2022 mit Zigaretten aufgehört.
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Ja. Durch den Konsum von Cannabis wurde ich an und nach Konsumtagen gleichgültiger und antriebslos.
Desweiteren bin ich meinen Hobbys weniger nachgegangen. Ich habe z.B. nach dem Konsum meine Besuche im Fitnessstudio auf den nächsten Tag verschoben, weil ich keine Lust hatte mich körperlich zu betätigen oder habe Kumpels abgesagt wenn wir uns treffen wollten und gemeint mir geht es nicht gut lass es uns verschieben.
Habe den Konsum auch verharmlost und mir eingeredet, dass es doch nicht so schlimm ist. Ins Fitnessstudio kann ich ja auch am nächsten Tag gehen oder ich kann mich ja auch wann anders mit Kumpels treffen.
Auch habe ich meinen Konsum von Cannabis meinen Hobbys vorgezogen.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Die Gleichgültigkeit, die ich durch den Konsum bekommen hatte, hat mich die Folgen damals nicht als negativ wahrnehmen lassen.
Die Einschränkungen durch den Konsum ließen mich mein Verhalten nicht kritisch hinterfragen.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
2,0 ng/ml THC
11 ng/ml THC-Carbonsäure
ca. 0,30 ng/ml Hydroxy-THC
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Am Wochenende davor 2-3 Joints und am Vorabend um ca. 24 Uhr einen Joint.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit konsumiert?
Am Tag der Auffälligkeit habe ich nichts konsumiert. Der letzte Konsum war am Abend vor der Auffälligkeit: ein Joint gegen 24 Uhr
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Nein.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Von der Arbeit nach Hause.
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
Wollte 8 km fahren und bin nach ca. 5 km angehalten.
16. Wie oft waren Sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Unter Berücksichtigung, dass man bis zu 72 Stunden nach dem letzten Konsum von Cannabis noch unter Einfluss dieser Droge steht und ich mir dessen nicht wirklich bewusst war, war ich ungefähr 600 mal unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Ich hatte keinen Konflikt. Ich habe damals gedacht, wenn ich meinen Rausch ausgeschlafen habe und mich nicht mehr bekifft fühle, sei ich wieder fahrtauglich. Die Gefahr, die damals von mir für andere und mich ausging, habe ich nicht wahrgenommen.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
(Beschreibung bitte für die zutreffende Substanz)
Während eines Rausches lässt die Reaktionsfähigkeit stark nach. Auch die Konzentration, Blendempfindlichkeit und die motorischen Fähigkeiten sind stark beeinträchtigt. Zudem kann man die Geschwindigkeit und Distanz nicht sicher einschätzen.
Generell sind die wichtigsten Voraussetzungen zum Führen eines Fahrzeugs nicht mehr gegeben und daher stellt man eine große Gefahr dar. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Bei Cannabis ist davon auszugehen, dass man bis zu 72h nach dem Konsum noch unter dem Einfluss der Droge steht. Das ist abhängig vom jeweiligen Konsummuster. Auch wenn man sich bereits nüchtern fühlt, kann durch den unkontrollierten Abbau von THC aus dem Fettgewebe der aktive THC Wert im Blut wieder steigen.
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Die Konsummenge erhöht sich meist, da die Toleranzgrenze steigt und kann in eine Abhängigkeit münden. Neben körperlichen Gesundheitsrisiken (Lunge, Herz,..) gibt es auch psychische Risiken wie Depressionen, Angstzustände oder Psychosen. Ebenso kann es die Hemmschwelle für härtere Drogen senken. Weiter denke ich, dass ein täglicher Konsum von Cannabis auch einem geregelten und aktiven sozialen Alltag im Wege steht.
----------------------------------------------------------
Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Zuerst war es reine Neugierde was neues zu erleben. Im späteren Verlauf meines Konsums habe ich Cannabis als Stressbewältigung und Konfliktbewältigungsmittel genutzt. Da ich relativ früh angefangen habe Cannabis zu konsumieren und ich als Jugendlicher noch sehr unsicher war, was die Bewältigung von Konflikten und Stress angeht, hat sich die Methode Cannabis zu rauchen, um Konflikte beiseite zu schieben, als vermeintlich gut angefühlt, da durch den Rausch die Probleme, die mich Abends trieben in den Hintergrund gerückt sind. Es hat nur eine Kleinigkeit gebraucht, wie ein Brief, Aufgaben die ich noch nicht erledigt habe und mir im Kopf schwirrten, eine Auseinandersetzung mit meiner Familie, Freundin oder Freunden und ich fühlte mich gestresst und griff zum Cannabis.
Oft habe ich mich auch von meinen ehemaligen Freundinnen dazu leiten lassen.
Durch meine Abstinenz habe ich auch bemerkt, dass der dauerhafte Konsum von Cannabis mich in meiner Kompetenz, in der Bewältigung von Stress und Konflikten gebremst hat.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Als mein damaliges Umfeld größtenteils aus Menschen bestand mit denen ich gelegentlich Cannabis am Wochenende konsumierte, gar nicht.
Später durchmischte sich durch die Arbeit mein Umfeld mehr mit Leuten, die selbst nicht konsumieren, mein Konsum war jedoch kein Thema, da ich entweder allein oder mit meinem „alten“ Bekannten konsumierte.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Als sich meine Mutter von Ihrem Lebenspartner getrennt hat (2005) und wir nach Frankfurt gezogen sind. Meine Freundin hat mit mir Schluss gemacht.
Ich kam mit der Trennung nicht wirklich klar und wusste nicht wie ich meinen Frust bewältigen sollte. Wollte zum neuen Freundeskreis dazugehören.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Nein.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Spitze 2005: Trennung meiner Mutter und Ihrem Lebenspartner, nach Frankfurt gezogen und die Trennung meiner damaligen Freundin.
Pausen: Gab es viele. Meist im Sommer, wenn ich über einige Wochen im Ausland war oder 2007 – 2009. 2011-2017.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich selbst, da es mir an alternativen Strategien mangelte. Anstatt mich mit meinem Konsum und den dahinter liegenden Bedürfnissen (Problemen) auseinander zu setzen, konsumierte ich um meine Gefühle der Überforderung, Trauer, ... nicht spüren zu müssen und scheinbar vergessen zu können.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Jeder, der Drogen konsumiert, ist gefährdet, in eine Abhängigkeit zu geraten. Auch ich habe die Gefahr bei mir gesehen. Durch bewältigen längerer Pausen und einem ausschließlich gelegentlichen Konsum, konnte ich aber feststellen, dass ich nicht abhängig war.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein.
----------------------------------------------------------
Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja. Es standen mir keine hinreichenden Bewältigungsstrategien zur Lösung der Konflikte zur Verfügung, so dass ich im Konsum von Drogen ein Mittel vermeintlicher Problemlösung bzw. Problemverdrängung gesucht habe.
Hätte ich mich auf mich Selbst, meine Interessen, Hobbys und meine Persönlichkeit verlassen, diese als interessant genug empfunden, um bei anderen Anschluss zu finden, hätte sich der Konsum verhindern lassen.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Weil ich realisiert habe, dass ich zu viel Zeit verschwendet habe mit der Droge und in den Phasen nichts produktives geschehen ist und es bringt einen nur runter.
Ich wollte auch wieder eine langfristige Partnerschaft führen und Zukunftspläne mit jemandem schmieden. Zu diesen Wünschen und Zielen passt es für mich nicht mehr Drogen zu konsumieren.
In meinem Beruf, übernehme ich außerdem die Verantwortung für andere Menschen, auch das lässt sich nicht mit dem Konsum von Drogen vereinbaren.
Seit meiner Abstinenz bin ich Betriebsleiter geworden, meditiere täglich, gehe wieder jeden Sonntag zum Fußball, mache regelmäßig Sport, rauche keine Zigaretten mehr, kümmere mich um meine Familie und bin deutlich engagierter. Es sind so viele positive Erfahrungen zusammengekommen.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Das war Anfang 2022 als mir bewusst geworden ist, was ich alles falsch gemacht habe und was noch alles hätte passieren können. Ich habe auch in dieser Zeit sehr viel erreicht. Durch meine Selbstreflektion habe ich mich intensiv mit meinem Verhalten und dem Konsum auseinandergesetzt. Innerhalb meiner neuen Beziehung lernte ich mich besser kennen, so dass ich erkannte, dass mich mein Drogenkonsum in meiner Entwicklung stark gehemmt hat.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Durch den gelegentlichen Konsum sehe ich die Gefahr, wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen, meine Probleme durch die unmittelbare Wirkung der Droge wieder zu verdrängen und den Konsum ggf. sogar irgendwann zu steigern. Außerdem sehe ich durch Cannabis für mich keine positiven Effekte mehr sondern nur eine Betäubung. Ich möchte mein Leben lieber klar und ohne Ablenkung gestalten. Soziale Beziehungen baue ich über gemeinsame Interessen und nicht über gemeinsamen Konsum auf.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Die Umstellung zur Abstinenz war kein Problem. Ich habe auch vorher immer wieder Konsumpausen gehabt.
Ich mache wieder regelmäßig Sport und habe eine gute Beziehung zu meiner Familie aufgebaut.
Kritik im Arbeitsleben lasse ich nicht mehr so an mich ran und nehme sie nicht persönlich. Stattdessen versuche ich mich mit den Wünschen anderer auseinander zu setzen und sachlich über unterschiedliche Ansichten zu sprechen, statt meine Enttäuschung in mich reinzufressen und sie anzustauen. Ich bin dadurch auch sicherer in meinem eigenen Stil geworden und kann diesen auch vor anderen Menschen schlüssig argumentieren.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Ich habe viele Gespäche mit meiner Freundin und Schwester geführt. Bei der Aufarbeitung der Probleme in meinem Leben haben mir diese beiden Personen geholfen.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Sehr positiv. Meine Familie, Partnerin und Freunde haben durchweg positiv auf die Umstellung reagiert und mich darin bestärkt. Der Kontakt zu meiner Familie ist viel intensiver, enger und intimer. Die Beziehung zwischen mir und meiner Freundin ist stärker.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Nein. Den Kontakt habe ich abgebrochen und ich werde ihn in Zukunft auch vermeiden.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Nein. Ich habe keine Bekannten mehr die Drogen konsumieren.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich werde weiterhin strikt abstinent bleiben. Mein Leben hat sich dadurch deutlich verbessert, ich habe in der Zeit viel über mich gelernt und Möglichkeiten gefunden, meine Probleme zu lösen statt sie nur zu verdrängen. Ich möchte auch einfach kein Risiko mehr für andere darstellen, das ist mir in der Zeit nach meiner Auffälligkeit deutlich bewusst geworden. Den Kontakt zu Konsumenten werde ich meiden.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein.
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Mir ist bewusst, welches Risiko Drogenkonsumenten im Straßenverkehr darstellen. Ich werde meine Abstinenz weiterhin strikt einhalten und mich von Menschen und Situationen fernhalten, die diese gefährden könnten.
Durch die Abstinenz und durch die Aufarbeitung meines Konsumverhaltens weiß ich jetzt, dass es mir viel besser geht, wenn ich nichts konsumiere. Auch möchte ich mich und andere nicht den Gefahren im Straßenverkehr aussetzten, die durch die Wirkungen des Cannabis entstehen.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Ich schließe einen Rückfall theoretisch aus. Falls ich beobachte, dass ich dennoch wieder frustriert, perspektivlos oder unsicher in meinem beruflichen und sozialen Alltag werde, setze ich mich direkt mit diesen Gefühlen auseinander, hinterfrage die Ursachen und suche mir im offenen Gespräch Unterstützung bei Familie, Partnerin, Freunden oder von professioneller Seite.
Durch einen aktiveren und achtsameren Alltag (durch Meditation, lange Spaziergänge und Sport) habe ich mir Strategien zum Ausgleich erarbeitet, auf die ich bei Problemen in meinem Alltag zurückgreifen kann, bzw. solche, die die Probleme von damals durch den offenen Umgang mit ihnen und den Abbau von Stress gar nicht erst wieder aufkommen lassen.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich trinke an besonderen Anlässen Alkohol, z.B. an Geburtstagen ein Bier oder ein Glas Sekt an Silvester, zum Anstoßen.