Was ist passiert?
Vorgeschichte:
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
Das erste Mal habe ich von Drogen in der 7. Klasse im Biologieunterricht gehört. Es gab einen Aufklärungsfilm.
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Im Jahr 1994. Es war auf einer Party, wo ich mit Klassenkameraden war. Da habe ich zum ersten Mal einen Joint mitgeraucht. Ich war danach nur müde und habe es dann auch nicht wieder angepackt.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?).
Als ich 2001 meinen damaligen neuen Partner kennenlernte, bin ich durch ihn wieder in Kontakt mit Joints gekommen. Er konsumierte regelmäßig und ich leistete ihm zu Beginn der Beziehung dabei Gesellschaft. Weil ich zu der Zeit kurz vor dem Staatsexamen stand und dachte ich könnte damit von dem Lernstress abschalten. Da es mich aber nur müde machte, stellte ich den Konsum nach ca. 1 Monat ein. Mein Partner konsumierte weiter, was auch der Grund für die spätere Trennung war.
Ich bin im Sommer 2018 depressiv gewesen und Ende Oktober manisch geworden. Ich habe mich in der Manie in einen kokainabhängigen Italiener verliebt. Mit dem ich dann täglich zusammen war. Er bot mir immer wieder Kokain an, was ich aber ablehnte, weil ich gegen Drogen war. Jedenfalls stauten sich dann die finanziellen Probleme, weil ich mich für den Italiener immer mehr verschuldete. Ich habe den Kontakt zu meiner Familie, Freunden und zu meinem Ex-Verlobten abgebrochen. Am 24. November habe ich dann den Scherbenhaufen realisiert, den meine Manie nach sich zog und ich fühlte mich einsam. Ich war traurig über meine Situation. Der Italiener lud daraufhin ein befreundetes Pärchen (Freunde von ihm) zu mir nach Hause ein und sie konsumierten Kokain und Cannabis. Weil ich so einen Durchhänger hatte, boten sie mir zunächst einen Joint an und ich zog ein paar Mal daran. Das war am 24.11.2018. Danach boten sie mir Kokain an. Ich wollte zunächst nicht, dann habe ich es aber doch zum ersten Mal in meinem Leben ausprobiert. Sie haben mir eine ganz schmale Line vorbereitet. Wie hoch die Menge genau war, kann ich leider nicht sagen. Und dann habe ich drei Tage lang geringe Mengen Kokain konsumiert. Am 27.11.2020 setzte ich mich dann ans Steuer und bin fahrauffällig gefahren.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Nein ich habe nie Drogen in Verbindung mit Alkohol konsumiert.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Ich trinke Alkohol nur zu besonderen Anlässen, wie Geburtstagen, besonderen Feiern oder Hochzeiten. Dabei bleibe ich auch bei einem Glas Wein oder einem Glas Sekt zum Anstoßen.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Ich trinke täglich eine bis zwei Tassen Kaffee und rauche ca. 15 Zigaretten täglich.
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Mir ging es psychisch sehr schlecht. Ich fühlte mich, wie in einem tiefen Loch. Ich bin meinen Verpflichtungen nicht nachgekommen. Körperlich war ich nach dem Rausch sehr erschöpft. So wollte ich mich nie wieder fühlen, weil ich es als sehr unangenehm empfand.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ich habe vom 24.11. – 26.11.2018 konsumiert bis ich fahrauffällig geworden bin.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
Cocain: 1,8 mg/l
Benzoylecgonin: 259 mg/l
Ecgonimethylester: 7,1 mg/l
THC: nicht nachweisbar
OH-THC: 0,1 mg/l
THC-COOH: 3,2 mg/l
Quetiapin: 59 mg/l
Aripiprazol: 85 mg/l
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Drei Tage lang vor der Auffälligkeit. Am ersten Tag einen Joint mitgeraucht und drei Tage lang eine geringe Menge Kokain, wieviel genau weiß ich nicht.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Am Tag der Auffälligkeit habe ich nichts konsumiert.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?.
Ja, ich fühlte mich einsam. Meine Situation war ziemlich verfahren. Kein Kontakt zu Familie, Freunden und Ex-Verlobtem. Ich hatte mein soziales Umfeld komplett abgelehnt, obwohl sie mir Hilfe angeboten haben. Finanzielle Probleme hatte ich auch. Ich dachte, ich könnte so meine Probleme verdrängen.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Ich war auf dem Weg zur Bank und bin fahrauffällig gefahren mit lauter Musik und Warnblinkanlage. Dann wurde ich von der Polizei angehalten, weil ein Polizist in Zivil seine Kollegen auf mich aufmerksam gemacht hat. Dann wollten sie, dass ich einen Urintest abgebe. Ich habe mich geweigert. Danach ist die Situation eskaliert, weil sie mich festhielten. Da ich als Kind missbraucht und misshandelt wurde, fühlte ich mich durch das „Festhalten“ komplett ausgeliefert und begann mich zu wehren. Sie legten mich in Handschellen und nahmen mich mit auf das Polizeirevier, wo sie mir Blut abgenommen haben und eine Leibesvisitation durchführten.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Ich wollte zur Bank und anschließend nach Hause fahren.
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
Ich wollte 3km zur Bank und wieder zurück fahren. Nach ca. 2 Km wurde ich angehalten.
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Noch nie vorher.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Ich dachte, ich wäre clean, weil ich geschlafen hatte die Nacht vorher. Ich hätte mich sonst nicht ans Steuer gesetzt. Ich bin froh, dass kein anderer Schaden genommen hat.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Cannabis senkt das Reaktionsvermögen wodurch Situationen im Verkehr nicht mehr richtig eingeschätzt werden können. Distanzen und Geschwindigkeiten werden falsch eingeschätzt, die Konzentration ist eingeschränkt und die Augen werden Lichtempfindlicher. Dadurch stellt man eine erhebliche Gefahr für den Straßenverkehr dar.
Kokain wirkt euphorisierend. Es fördert Hyperaktivität und soziale Enthemmung. Nach den euphorischen Gefühlen treten Angst, Halluzinationen und paranoide Wahnvorstellungen auf. Nach Abklingen des Rausches zeigt sich Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit bis hin zu paranoiden Störungen. Folglich kommt es zum risikoreichen Führen eines KFZ’s.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Man kann bis zu 72 Stunden unter Einfluss von Cannabis stehen, je nach Stoffwechsel und Konsummuster auch länger.
Bei Kokain sind es ca. 48 Stunden. Das ist jedoch auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Cannabis: Der tägliche Konsum kann zu einer psychischen Abhängigkeit führen. Es wird immer mehr Cannabis benötigt, um den gewünschten Rauschzustand herzustellen. Es kann zu Depressionen, Psychosen, Antriebslosigkeit und Konzentrationsstörungen führen.
Kokain: Der tägliche Konsum führt schnell zu einer physischen und psychischen Abhängigkeit und zu einer Toleranzentwicklung, was dazu führt, dass mehr Risiken eingegangen werden. Weitere Folgen können sein Krampfanfall, Verwirrtheit und Bewusstseinsstörungen, gesteigerte Aggressivität, paranoide Wahnvorstellungen und Halluzinationen, Atemkreislaufversagen und Herzinfarkt. Schädigung von Leber, Herz und Nieren.
Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis-/Kokain-Drogenkonsum?
Ich hatte einen Kinderwunsch und bin durch die Medikamentenumstellung in eine Depression abgerutscht. Nachdem ich mich in Behandlung begeben habe, bin ich manisch geworden und hatte plötzlich Kontakt zu falschen Leuten. Ich habe einen Italiener kennengelernt, der kokainabhängig war und dessen Freunde auch. Sie haben mich immer wieder um Geld gebeten, was ich ihnen auch gab. Bis ich selber keines mehr hatte. An jenem 24.11.2018, als ich die Drogen konsumierte, ging es mir sehr schlecht. Ich fühlte mich einsam. Der Italiener hatte mir 2 Tage vorher Gewalt angetan. Mir wurde klar, was meine manische Phase für einen Scherbenhaufen in meinem Leben hinterlassen hatte und dass ich nie ein eigenes Kind haben darf und dass ich schon wieder misshandelt worden bin. Also griff ich aus Verzweiflung zu den Drogen.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Meine Freunde haben erst viel später von dem Konsum erfahren, ich hatte den Kontakt abgebrochen. Sie waren zunächst schockiert und nach längeren Gesprächen, konnten sie es nachvollziehen. Meine Mutter hat viel später davon erfahren und war ebenfalls schockiert, aber auch hier gab es nach längeren Gesprächen Verständnis. Meinem Bruder habe ich es bereits kurz nach dem Konsum erzählt und wir haben dann lange geredet, was mir auch sehr geholfen hat.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Ja, vor allem, wenn ich mich einsam gefühlt habe. Wenn ich überfordert war. Damals 2001 war ich überfordert, wegen meinem anstehenden Staatsexamen. Und im November 2018 habe ich mich einsam und alleine gefühlt, weil mir wieder Gewalt angetan worden war und ich finanzielle Probleme hatte und ich mich von meinem sozialen Umfeld abgewandt hatte.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Ich habe direkt nach der Auffälligkeit, den Konsum eingestellt. Ich habe danach (Ende November/Anfang Dezember 2018) viel mit meiner Psychologin und meinem Bruder darüber gesprochen.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Konsumspitzen hatte ich mit meinem Ex-Freund im März 2001, weil ich mich in der Staatsexamensphase befand und total gestresst war von der ganzen Lernerei. Ich dachte, ich könnte mit dem Kiffen abschalten. Danach hatte ich eine Konsumpause bis zum 24.11.2018. Und dann eine Konsumspitze bis zum 26.11.2018, weil es mir sehr schlecht ging und ich mich einsam fühlte.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Mich hat gehindert, dass ich gedacht habe, ich könne meine Probleme gar nicht mehr bewältigen. Die finanziellen Probleme, der Kontaktabbruch zu all meinen Vertrauenspersonen. Ich hätte mich mit meinen Problemen auseinander setzen müssen. Mich an meine Vertrauenspersonen und an meine Psychologin wenden müssen, statt zu denken, ich könne die Probleme mit Drogen bewältigen.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Jeder Mensch, der Suchtmittel konsumiert, ist gefährdet in eine Abhängigkeit zu geraten. Also, ja.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein, sonst wäre es mir nicht so leicht gefallen, nach der Auffälligkeit, mit den Drogen aufzuhören.
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Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja. Ich hätte auf meine Freunde und Familie hören sollen und mich nicht auf den kokainabhängigen Italiener und seine Freunde einlassen dürfen. Außerdem hätte ich mich direkt bei meiner Psychologin und meinem Bruder melden müssen und nicht erst nach dem Konsum. Immer wenn ich mich einsam und überfordert gefühlt habe, hätte ich mir bei meinen Vertrauenspersonen Hilfe und professionelle Hilfe holen müssen.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Weil mir klar geworden ist, dass Drogen meine Situation nur verschlimmert haben. Drogen sind keine Lösung für Probleme, das weiß ich jetzt ganz genau. Und ohne Drogen geht es mir viel besser. Mein Leben ist viel schöner ohne Drogen, ich bin aktiver und habe mein soziales Umfeld wieder. Als ich bei der Leibesvisitation auf dem Polizeirevier an meinem persönlichen Tiefpunkt angekommen war, war das für mich der Knackpunkt. So wollte ich mich nie wieder fühlen.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Weil ich durch meine Erkrankung und der entsprechenden Tabletteneinnahme keine Drogen nehmen darf und nachdem, was passiert ist auch nicht möchte. Die Drogen haben meine Situation nur verschlimmert. Das möchte ich nicht noch einmal erleben. Jetzt geht es mir viel besser und auch meine Erkrankung ist stabil.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Durchweg positiv. Ich bin wieder mit meinem Verlobten zusammen. Ich habe wieder engen Kontakt zu meinem alten Freundeskreis, zu meiner Familie. Ich habe meine Arbeitszeit verkürzt, so dass ich jetzt mehr Freizeit für mich habe. Ich treffe mich häufiger mit meinen Freunden, gehe viel spazieren. Unternehme viel mit meinem Partner. Ich habe vor mich wieder im Tierheim bei mir in der Nähe zu engagieren, was ich vor Jahren schon mal gemacht habe.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Mein Partner hat mir geholfen, indem er immer für mich da war. Mich begleitet hat als ich nach der Manie wieder in eine Depression rutschte. Mein Bruder ist jetzt mein gesetzlicher Betreuer, falls ich wieder erkranken sollte, kann er sich um alles kümmern. Wir stehen in ständigem Kontakt. Mit meiner Mutter auch. Sie sind für mich da. Meine Freunde unterstützen mich auch sehr, indem sie Zeit mit mir verbringen und für Gespräche zur Verfügung stehen. Meine Psychologin hat mir auch sehr geholfen das Erlebte zu Verarbeiten.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Mein Umfeld reagiert positiv auf diese Umstellung.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Ich habe den Kontakt am 03.01.2019 abgebrochen, nachdem der Italiener mir ein weiteres Mal Gewalt angetan hat. Auch zu seinen Freunden habe ich den Kontakt abgebrochen. Mein alter Freundes- und Bekanntenkreis konsumiert nicht.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Ja, und ich habe es strikt abgelehnt mit zu konsumieren. Ich wurde sogar noch einmal zu einem Urintest von der Polizei gebeten, der negativ war.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Für mich kommt nur die strikte Einhaltung meiner Abstinenz in Frage und die regelmäßige Medikamenteneinnahme, so dass ich nicht mehr erkranke. Sollte ich wieder in die Situation geraten, dass jemand in meiner Anwesenheit konsumieren will, verlasse ich diesen Ort und die Person sofort.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein.
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Indem ich mich an meinen Medikamentenplan halte und mich strikt an meine Abstinenz halte.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Einen beginnenden Rückfall würde ich daran erkennen, dass ich wieder in so eine Situation gerate (Kontakt zu Konsumierenden)und dass ich mich in einer schwierigen Lebenssituation befinde. Ich mich einsam fühle. Sollte ich noch einmal in diese Situation geraten, werde ich mich sofort an meine Familie und meine Freunde wenden. Außerdem an meine Psychologin, die immer für mich erreichbar ist. Mit ihnen werde ich über meine Probleme reden und wenn es erforderlich sein sollte, ein paar Tage in die Klinik gehen.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich trinke nur zu besonderen Anlässen Geburtstage, Hochzeiten etc. ein Glas Wein oder Sekt zum Anstoßen.