[3]
Den Kratombaum findet man in
Thailand sowie von der nördlichen
Malaiischen Halbinsel bis
Borneo und
Neuguinea.
[4] Er wächst in Tieflandwäldern und in morastigen Gebieten.
[2][5] Das meiste für den kommerziellen Verkauf benutzte Kratom wird in
Indonesien angebaut, da es dort im Gegensatz zu Thailand legal ist.
Vorder- und Rückseite von Kratomblättern
Mitragynin stellt mit bis zu 66 % der Gesamtalkaloide den Hauptbestandteil in den reifen Blättern dar. Das
Indolalkaloid interagiert hauptsächlich mit den μ- und δ-
Opioidrezeptoren, zeigt dabei jedoch wenig Rezeptor-Affinität.
[6] Bisher konnten keine suchtbildenden Wirkmechanismen nachgewiesen werden, Mitragynin greift offenbar nicht in das Belohnungssystem des Körpers ein.
[7]
Der Wirkstoff 7-Hydroxymitragynin, der ungefähr 2 %
[7] im Alkaloide
Auszug ausmacht, wirkt als Agonist am µ-Opioidrezeptor und hat eine starke
analgetische Wirkung. Die Reduzierung der Wahrnehmung von Schmerzen wurde im Tierversuch bestätigt mit dem Ergebnis, dass die
antinozizeptive Wirkung des Alkaloids 7-Hydroxymitragynin um das Dreizehnfache stärker war als
Morphin.
[8] Das reine Alkaloid
Mitragynin führt zur Steigerung der Erregbarkeit des cranio-sacralen (Schädel-Kreuzbein) und des sympathischen Teils des autonomen Nervensystems, ferner zur Steigerung der Erregbarkeit der
Medulla oblongata und der motorischen Zentren des ZNS.
[5] Zudem wurde im Versuch mit Ratten bestätigt, dass Kratom bei Durchfall einen positiven Effekt auf den Magen-Darm-Trakt hat.
[9]
Bei chronischem Gebrauch von Kratom können Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und
Hyperpigmentation auftreten. Typische körperliche
Entzugssyndrome sind Muskelkrämpfe, Schmerzen, Schlafschwierigkeiten, wässrige Augen und Nase, Hitzeanfälle, Fieber, verminderter Appetit und Durchfall. Typische psychische Entzugssyndrome sind Unruhe, Anspannung, Wut, Trauer und Nervosität.
[10][11] Es ist mindestens ein Fall bekannt, bei dem nach mehrwöchiger Kratomeinnahme eine
intrahepatische Cholestase auftrat.
[12] Es wird auch über weitere Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Zittern berichtet.
Es gibt drei Sorten von Kratom: mit weißen, roten und mit grünen Blattvenen. Die unterschiedlichen Sorten haben eine unterschiedliche Zusammensetzung, was die enthaltenen Alkaloide betrifft. Der Gehalt an Mitragynin ist abhängig vom Anbauort und der Saison.
[13] Während Sorten mit weißen Blattvenen eher aktivierend wirken sollen, so wird den Sorten mit roten Blattvenen eine eher
sedierende Wirkung nachgesagt. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass geringe Dosen eher aktivierend und euphorisierend und höhere Dosen sedierend wirken. Da es erwartungsgemäß in der Natur aber viele unterschiedliche Varietäten gibt und der Gehalt der Alkaloide auch von diversen Standortfaktoren und klimatischen Einflüssen abhängt, ist dies nur als eine grobe Einteilung anzusehen. Diesbezügliche Studien existieren noch nicht.
Bereits die Urbevölkerung des malaiischen Raumes nutzten Kratom als Heil- und Genussmittel.
[14] Der Name
Kratom leitet sich vermutlich aus dem Begriff
Kadamb ab, der auf dem indischen Subkontinent als Bezeichnung für
Mitragyna parvifolia dient und ebenfalls als heilige Nutzpflanze gilt.
[15][16] Insbesondere die malaiischen und muslimischen Minderheiten in den thailändischen Provinzen
Narathiwat,
Yala und
Pattani nutzen Kratom als traditionelles Genussmittel.
[16]
Traditionell werden die frischen Kratomblätter in Teehäusern und Cafés gekaut. Der Konsum ist in der Regel in ein soziales Setting eingebunden, das einem
Kaffeekränzchen nicht unähnlich ist.
[16]
Auch die Zubereitung als
Aufguss ist überliefert. Traditionell wird das teeähnliche Getränk mit frischen Blättern zubereitet, die Verwendung von Fruchtsäften oder Süßungsmitteln
[7] variiert regional und scheint hauptsächlich kulinarische Gründe zu haben. Erst ab dem 20. Jahrhundert wurde die Verwendung von getrocknetem Pflanzenmaterial üblich. Die Wirkung des bitteren Getränkes wird in der Literatur als anregend beschrieben.
[16]
Die Verwendung eines rauchbaren
Extraktes wird in der historischen Literatur beschrieben
[17], scheint jedoch heutzutage nicht mehr üblich zu sein. Die Wirkung von gerauchtem Pflanzenmaterial ist umstritten, vermutlich ist damit allenfalls eine eher subtile Wirkung zu erzielen.
[18]
Neuerdings werden in Asien auch Drogencocktails mit Namen „4x100“ hergestellt. Dabei wird ein Kratomsud mit morphinhaltigem
Hustensaft,
Cola,
Tramadol und angeblich weiteren sehr schädlichen Bestandteilen wie Pestiziden zu einem potenteren Drogencocktail kombiniert. Tatsächlich gibt es außerhalb von Boulevardzeitungen wenige Anhaltspunkte für die Beimischung dieser schädlichen Bestandteile, vielmehr wird dies in Fachkreisen als haltlose Behauptung der thailändischen Regierung betrachtet.
[19]
Kratom ist in Deutschland nicht im
Betäubungsmittelgesetz aufgeführt, lange Zeit war hingegen umstritten, ob es unter das
Arzneimittelgesetz fällt. Nach einem Urteil des OLG Köln vom 11. September 2015
[20] handelt es sich bei Kratom jedoch nicht um ein Arzneimittel, daher sind Handel, Besitz und Konsum nach derzeitiger Rechtslage grundsätzlich erlaubt.