Drogen-MPU Kokain

badra

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Hallo zusammen. Ich hab schon ein paar Fragebögen hier im Forum durchgelesen, die waren sehr hilfreich.
Jetzt stell ich also auch mal meine Fragebögen rein.
Über Anmerkungen und Kritik bin ich sehr dankbar.

Zur Person

Geschlecht: Männlich

Was ist passiert?

Drogensorte: Kokain
Wurde in einer Routinekontrolle auf der Heimfahrt von einem Festival rausgezogen. Urintest hatte angeschlagen auf Kokain, Bluttest hat letztendlich den Verdacht bestätigt.
Der Konsum bestand aus zwei Lines (je 50mg ungefähr) am Vortag, letzte Line rund 24 Stunden vor Vorfall. Am Tag davor drei lines, also ungefähr 150mg.

Drogenbefund
Blutwerte: 64,7 ng /ml Benzoylecgonin (Abbauprodukt) (Unter Schwellwert zur Ordnungswidrigkeit, der bei 75 ng /ml liegt.)

Schnelltest: Urin

Beim Kauf erwischt: Nein

Nur daneben gestanden: Nein

Datum der Auffälligkeit: Sommer 2018 23 Uhr Nachts
Konsumform (Dauer und Häufigkeit je Substanz):

Genau drei mal auf Festivals Kokain konsumiert, früher gelegentlich gekifft.

Stand des Ermittlungsverfahrens

Polizei hat sich mit den Blutwerten gemeldet: Ja 6 Monate nach dem Vorfall
Kein Verfahren, Verfahren wegen Verdacht auf Drogenbesitz wurde eingestellt, da kein Drogenfund bei mir.
Auch keine Ordnungswidrigkeit da die Menge unter dem Schwellwert war.

Führerschein

Hab ich abgegeben müssen Anfang 2019 nach Brief von FSSt

Führerscheinstelle

Hab schon in meine Akte geschaut Ja

Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein

Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Noch nicht bekannt, es wird aber nur um den einen Vorfall gehen weil sonst nichts in der Akte steht.

Konsum

letzter Konsum am Tag vor dem Vorfall.

Abstinenznachweis

Haaranalyse: Zwei mal 6 Monate sind bereits gesammelt.

Aufarbeitung

Öfters bei kostenlosen Infoabenden diverser MPU Anbieter gewesen. Einmal ein Beratungsgespräch beim Verkehrspsychologen.

Sonst viel in Foren nachgelesen.

MPU

Datum: Steht noch nicht fest

Schon bezahlt?: Noch nicht bezahlt weil ich noch nicht ganz sicher bin ob ich ausreichend vorbereitet bin.

Altlasten

Keine Altlasten
 

badra

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Vorgeschichte:
  1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
In der Schule im Chemieunterricht müsste das gewesen sein. So 7. Klasse.

2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Das erste mal probierte ich Gras mit 22. Mir wurde es angeboten. Das war Ende 2012 im Auslandssemester.

3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Konsumgeschichte:
Das Auslandssemester 2012 gefiel mir sonst nicht so, die Stadt war langweilig, die Kurse waren langweilig, auch lernte ich wenig Freunde kennen, ich war zu schüchtern dachte ich damals. Ich hatte vorher riesige Erwartungen an das Auslandssemester gehabt, ich wollte mich persönlich verändern. Endlich wollte ich meine Schüchternheit und mein geringes Selbstbewusstsein überwinden; zwei Eigenschaften die ich immer schon hatte. Diese Erwartungen wurden nicht erfüllt. Im Nachhinein weiß ich dass ich nicht so krampfhaft versuchen hätte müssen mich zu irgendwie zu “reparieren”, sondern stattdessen mich selbst akzeptieren muss so wie ich bin.

Ich lernte abgesehen von ein paar wenigen netten Einheimischen zwei andere Deutsche kennen. Mit denen kiffte ich gemeinsam (rund zwei mal die Woche) und wir redeten oft darüber wie doof die Stadt doch sei und machten uns lustig über andere Erasmusstudenten. Ich fühlte mich dieser Gruppe zugehörig weil ich ja selbst enttäuscht war über die Erasmuserfahrung, kiffen gehörte dazu. Ich konnte mich so gut ablenken. All das überwog damals die negativen Effekte, die Gras bei mir immer schon auslöste. Ich wurde manchmal neurotisch /unsicher, fühlte mich langsam im Kopf, was mich noch unsicherer und stiller machte als sonst eh schon der Fall war. Nach dem Trip war der besondere Zugehörigkeitseffekt im Auslandssemester weg und ich kiffte nur noch selten in Gesellschaft, die negativen Effekte überwogen. Auf einem Amsterdamtrip mit alten Schulfreunden Ende 2015 hatte ich dann eine besonders negative Erfahrung, hatte starke Verfolgungsängste, leichte Halluzinationen nachts draußen auf der Straße. Stoppte daraufhin dann den Konsum.

Ende 2014 zog ich von München nach Berlin für den Master, immer noch auf der Suche nach persönlicher Veränderung. Ich fühlte mich immer noch nicht erwachsen genug. Ich kiffte da noch gelegentlich in Gesellschaft bis zum Amsterdamtrip Ende 2015. Nahm nie harte Drogen aber hatte immer das Mindset, dass ich vielleicht mal was probieren würde wenn mir einer was anbietet, Kiffen gefiel mir ja nicht so wirklich und ich dachte mir da muss es vielleicht was “Besseres” geben. Etwas was mich endlich “reparieren” würde, meine damals immer noch empfundenen Defizite kaschieren würde, selbst wenn es nur für ein paar Stunden ist.

So geschah es dann im Mai 2015 auf einem Festival. Bekannte aus dem Studium hatten Kokain besorgt und boten mir mehrere Lines an. Der Effekt gefiel mir. Anders als bei Gras wirkte die Droge euphorisierend auf mich, steigerte mein Selbstwertgefühl. Ich war gefühlt wacher und schneller im Kopf. Alle empfundenen Defizite waren vergessen. Im Nachhinein denke ich an die negativen Effekte, die ich damals ausblendete. Das waren z.b. die Schlaflosigkeit danach und die stark getrübte Stimmung auf der Heimfahrt vom Festival, die ich als gewöhnlichen Kater abtat. Auch damals schon war ich als Fahrer eingeteilt und fuhr uns mit dem Auto zurück vom Festival ungefähr 20 Stunden nach dem Konsum, völlig naiv wie ich war hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht wie lange Kokain eigentlich im Blut bleibt. Wir wurden aber nicht kontrolliert.

Abgesehen von diesem Fehler tat mir aber der Alltag in Berlin sehr gut, es fand langsam die persönliche Entwicklung statt, die ich mir eigentlich vom Auslandssemester erhofft hatte. Im Bachelor steckte ich noch in einer tiefen Sinneskrise weil mir mein Studienfach nicht mehr gefiel, obwohl ich halbwegs gute Noten hatte, und weil ich mich einsam fühlte. Auch das Auslandssemester und das Gras konnten mich nicht davon ablenken.
Doch im Masterstudium gefiel mir mein Fach wieder mehr, auch weil ich studentische Hilfskraft wurde an einem Lehrstuhl und dort die Doktoranden kennenlernte. Sie waren starke Vorbilder für mich, Sie brennten für Ihre Forschung und waren gleichzeitig nett und sozial kompetent. Ich hatte nun ein Ziel. Ich wollte auch Doktorand werden, und investierte wieder mehr in mein Studium. Ganz nebenbei wurde ich dann auch etwas weniger schüchtern. Ich lernte neue Freunde kennen und meine jetzige Freundin lernte ich auch im Studium kennen. Mitte 2015 wurden wir schließlich ein Paar. Das Bedürfnis, mich irgendwie durch externe Impulse (auch Drogen) reparieren zu müssen, nahm ab. Ich akzeptierte mich nun so wie ich war. Ich dachte nicht mehr ich sei komisch und von der Norm abweichend, höchstens exzentrisch, so what.

Kein Drogenkonsum bis Juli 2016, wieder ein Festival aber ein anderes. Ich war unterwegs mit den selben Leute wie beim anderen Festival. Es wurde mir wieder Kokain angeboten. Genau selbe Geschichte, auch wieder mit dem Auto heimgefahren, nicht kontrolliert. Obwohl es mir damals also schon psychisch besser ging, hatte ich meine Lektion noch nicht vollständig gelernt, die Neugier darauf, das euphorisierende Gefühl von damals wieder zu erleben, überwog noch alle schlummernden Sorgen über negative Effekte, auch weil ich mich nie darüber informiert hatte.

Dann hatte ich eine lange Konsumpause, ich schloss mein Studium ab und begann mit der Promotion. Die Freunde, mit denen ich auf den Festivals konsumiert hatte, sah ich nicht mehr oft, als sie zu arbeiten begannen.

Dann Juli 2018, selbes Festival. Dieses mal war ich mit alten Schulfreunden dort, ich hatte Ihnen von dem tollen Festival erzählt und wollte Ihnen das zeigen. Ich wusste auch, dass Drogen dort leicht erhältlich waren und übernahm dieses Mal die Rolle des “Erfahrenen”, der seinen alten Freunden das erste Mal Kokain zeigt. Es ist super peinlich im Nachhinein, wie sehr ich mir in dieser Rolle gefiel.

Wir kauften am Freitag ein Gramm, zogen ein paar Lines, es waren drei insgesamt bei mir am Freitag. Dann zog ich Samstag wieder zwei Lines, die letzte vor dem Vorfall um 23 Uhr, bevor ich so um 1 schlafen ging. Die anderen habe ich weiter feiern lassen und das Koks selber verbrauchen lassen. Mir war es schon wichtig, dass ich am Sonntag ausgeschlafen sein würde da ich Fahrer war, aber ich hatte zu dem Zeitpunkt immer noch kein einziges mal recherchiert wie lang harte Drogen im Blut bleiben können und auch nachwirken können.

Wir schauten uns am Folgetag tagsüber dann noch das Festival an. Ich hatte lange geschlafen und fühlte mich subjektiv topfit. Im Nachhinein weiß ich, dass Kokain ja auch diese Illusion vermitteln kann. Ich konsumierte nichts mehr am Tag. Ich hatte allerdings ein starkes emotionales Loch, und ein starkes schlechtes Gewissen. Es war viel stärker als auf den Festivals zuvor, weil ich mehr konsumiert hatte.
Nachts fuhren wir los, dann kam es zum Vorfall:
Ich wurde dieses Mal bei der Routinekontrolle rausgezogen weil sonst nicht viel los war auf der Straße. Die Polizei meinte es roch nach Alkohol im Auto, was gut sein konnte weil mein Beifahrer ein Bier in der Hand hatte. Ich war extrem nervös, ich zitterte deshalb stark. Das war Anlass genug für den Urintest. Das positive Ergebnis führte zum Bluttest. Meine zwei Schulfreunde durften noch fahren weil sie nicht kontrolliert wurden, abgesehen vom Alkoholtest, den sie bestanden. Sie fuhren mich nach Hause.
Nach dem Vorfall schämte ich mich in Grund und Boden, ich erzählte es meiner Freundin.

4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert? Nein

5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?

Alkohol konsumiere ich am Wochenende in Gesellschaft. Bei Fußballabenden ein bis zwei Bier. An anderen Abenden geht manchmal rauf bis zu 4/5 Bier wenn ich sehr lange z.b. auf Hausparties oder Geburtstagen bin, nie mehr, weil dann negative Effekte auftreten die mich stören. Auch weil ich mich schnell übergebe was ich als Teenager ein zwei mal erlebte. Das wollte ich dann immer vermeiden. Schnaps trinke ich keinen.

6. Sonstige Suchtmitteleinnahme? Ich rauche gelegentlich am Wochenende ein zwei Zigaretten zum Bier. Nie im Alltag.

Kaffee trinke ich jeden Tag auf der Arbeit.

7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Ja, starkes Schwitzen, starke Appetitlosigkeit und Schlaflosigkeit während und kurz nach dem Konsum. Emotionales Tief danach verbunden mit leichter Reizbarkeit und dem Drang mich zurückzuziehen, Schamgefühle. Meine Freundin merkte dann auch nach dem ersten Festivalbesuch, dass ich schlecht drauf war. Ich erzählte ihr von dem Konsum, schob die schlechte Laune aber auf allgemeine Erschöpfung “ die man nach so einem Festivalbesuch nun mal so haben kann blabla”. Sie nahm es hin.

8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja, nach dem ersten Konsum von Kokain zwei mal wieder, dann nicht mehr nach dem Vorfall.

9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
64,7 ng /ml Benzoylecgonin (Abbauprodukt) (Unter Schwellwert zur Ordnungswidrigkeit, der bei 75 ng /ml liegt.)

10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
5 lines mit rund 50mg, also rund 250mg.

11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Nichts, am Tag davor aber ungefähr 100mg

12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Der äußerliche Grund war der Festivalbesuch und das Bedürfnis dem Alltag zu entfliehen. Der tiefer liegende Grund muss wieder das oben erwähnte Denkmuster gewesen sein, das Bedürfnis empfundene Defizite (vor allem Schüchternheit) zu kaschieren und einfach mal in eine andere Rolle zu schlüpfen. An dem Wochenende war ich auch in der Rolle des “Erfahrenen”, ich spürte den Druck meinen alten Schulfreunden auf dem Festival ne gute Zeit zu zeigen, mit “allem was so dazu gehört”. Ich gefiel mir aber zunächst auch sehr in der Rolle, also soll das keine Ausrede sein.

13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Routinekontrolle außerhalb des Festivalgeländes. Es roch nach Alkohol im Auto weil meine Freunde jeweils ein Bier in der Hand hatten. Deshalb sollte ich aussteigen. Alkoholtest war 0,0. Ich war aber extrem nervös, zitterte am ganzen Leib. Das war Anlass für den Urintest, der auf Kokain angeschlagen hat. Bluttest wurde dann gemacht.

Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Heimfahrt vom Festival.

15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
Zwei Stunden nach Hause ungefähr, schon nach rund 10 Minuten wurden wir kontrolliert.

16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Es kam auf jeden Fall an den drei besagten Heimreisen jeweils nach den Festivals vor. Im Zusammenhang mit THC sollte es nie vorgekommen sein, weil ich generell sehr selten mit meinem Auto fuhr in Berlin. Ich fuhr praktisch nur die lange Strecke Berlin Bayern und zurück um meine Eltern zu besuchen.

17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?

Ich ließ jedes mal ungefähr einen Tag verstreichen bis ich mit dem Auto fuhr, um mein Gewissen zu beruhigen. Ich spürte jeweils ein emotionales Tief bei den Autofahrten, aber fühlte mich nie körperlich beeinträchtigt. Heute weiß ich, dass Kokain zu Selbstüberschätzung führen kann, und einem das Gefühl gibt besonders wach zu sein. Ich hatte mich nie darüber informiert, wie lange Kokain im Blut bleibt und auch noch nachwirken kann. Ich wollte es wohl auch nicht wissen, sonst wäre der Konflikt noch offensichtlicher gewesen. Selbst wenn ich aber informiert gewesen wäre, hätte ich wohl meinem subjektivem Empfinden mehr Glauben geschenkt als dem Stand der Forschung.

18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Kokain: Gefahr der Selbstüberschätzung da erhöhtes Selbstbewusstsein und illusorisches Gefühl von erhöhter gedanklicher Schnelligkeit und Kompetenz. Erhöhte Pulsfrequenz und erhöhter Blutdruck. Bei hoher Dosierung sind Wahnvorstellungen möglich. Nach dem High kann es zu einem tiefen emotionalem Loch kommen, in schlimmen Fällen zu Suizidgedanken. All das kann eine Selbstgefährdung und Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer bedeuten.

19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Die Nachweisbarkeit im Urin liegt bei 3 Tagen oder sogar mehr, daher kann auch prinzipiell von einem Einfluss ausgegangen werden. Das emotionale Tief nach dem High kann sich auch negativ auswirken auf die Fahrkompetenz.

20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Kokain kann ein wenig körperlich aber auch sehr stark psychisch abhängig machen. Das emotionale Tief nach dem Konsum kann zu starkem Verlangen führen die Droge sofort wieder zu konsumieren um aus dem Tief rauszukommen. Folgen des häufigen Konsums sind dann z.b. Angstzustände, Gewichtsverlust, Entzündung der Nasenschleimheit. Langfristige Folgen sind Verengungen der Herzgefäße, was auch zum Herzinfarkt führen kann.
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Warum ist es passiert?

21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?

Cannabiskonsum: Gefühl der Zugehörigkeit zur Gruppe, Ablenkung von der Sinneskrise die ich zur Bachelorzeit hatte.
Kokainkonsum: Empfundene Defizite wie Schüchternheit. Ich wollte versuchen mit externen Impulsen, wie einer Drogenerfahrung, diese Defizite irgendwie “reparieren” oder auch nur kaschieren, so komisch es klingt.

22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Meine Freundin wusste von meinen Erlebnissen auf den Festivals und hat den Konsum mit etwas Widerwillen geduldet. Nach dem Vorfall hab ich meinen Eltern davon erzählt, es war die Hölle los, sie waren völlig entsetzt. Diese Erfahrung hat aber geholfen, weil wir dann über alles redeten.

23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Die Ereignisse waren Festivals, ein kurzer Urlaub vom Alltag sollte das sein.

24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
Den Konsum zu beenden viel mir nicht schwer, ich war nie wirklich gefährdet. Um aber den Vorfall zu überwinden und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen waren aber meine Freundin und auch die Eltern extrem wichtig.

25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.

26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Immer Konsumpausen zwischen den Festivals, nachher nichts mehr konsumiert.

27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich hatte zwar schon eine positive Entwicklung durchgemacht nach meinem Umzug nach Berlin. Den Cannabiskonsum hatte ich gestoppt und gemerkt dass ich den externen Impuls nicht brauche um meine Schüchternheit zu überwinden und mich von einer Sinneskrise abzulenken. Es ging langsam von selbst weg weil ich durch Erfolge im Studium und im sozialen Bereich Selbstvertrauen sammeln konnte und lernte mich selbst zu akzeptieren wie ich bin.
Und doch waren sie noch ein wenig da die Selbstzweifel, auf den Festivals wollte ich mal testen, wie es denn wäre super selbstbewusst zu sein.

28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Prinzipiell besteht bei einer Drogengefährdung immer die Gefahr irgendwann abhängig zu werden.
Obwohl ich es damals nicht merkte, weil ich ja das Gefühl hatte eine positive persönliche Entwicklung durchzumachen, spricht von außen betrachtet der Umstieg von Cannabis auf (sehr seltenen) Konsum von Kokain dafür, dass ich mich drogentechnisch auf jeden Fall in die falsche Richtung entwickelte.

29. Waren sie drogenabhängig?
Nein. Niemals.


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Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja wenn ich gelernt hätte mich selbst so zu akzeptieren wie ich bin. Ich hätte die Ursache des Drogenkonsums verstehen müssen und an der Wurzel ansetzen müssen.

31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Drogen waren immer nur ein Mittel um vor den Problemen zu fliehen, die Selbstzweifel zu vergessen, sie waren nie die Lösung.
Ich habe im Grunde ein tolles Leben, es hat sich noch verbessert nach dem Vorfall, dem kurzen Tief danach, und dem völligen Konsumstopp. Ich promoviere mittlerweile, habe also in dem Sinne Erfolg in meinem “Beruf”. Meine Freundin und ich sind glücklich, ich mache viel mehr Sport als früher. Ich war schon ewig nicht mehr krank. Das möchte ich nicht aufs Spiel setzen.

32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Nach dem Vorfall schämte ich mich zwar in Grund und Boden, hatte eine kurze depressive Phase, aber ich war auch ein wenig uneinsichtig und trotzig. “Ich hatte am Tag des Vorfalls nichts mehr konsumiert, ich war also nicht mehr high, warum denken die ich sei ein Junkie, dabei war ich der harmloseste Drogenkonsument überhaupt auf dem Festival, nur der dümmste weil ich mich erwischen lassen hab blablabla”. Ich stoppte aber trotzdem sofort den Konsum, eher um mir selbst zu beweisen, dass das einfach ist für mich.

Dann musste ich meinen Eltern irgendwann erklären warum ich nicht mehr mit dem Auto nach Bayern fahre. Mir viel keine gute Ausrede ein also raus mit der Sprache: Damit stoß ich meine Eltern völlig vor den Kopf. Es kam zum Streit mit gegenseitigen Vorwürfen, aber auch zur Aussprache, sie wollten irgendwann verstehen warum ich überhaupt erst anfing mit dem Konsum und dieses Nachdenken ließ mich selber die Wurzel des Problems erkennen. Erst als ich ihnen meine Beweggründe, diese komische Idee des “Reparierens” erklärte, merkte ich, wie völlig verquer meine Logik damals war.

33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Ich habe, wie oben erwähnt, eingesehen, dass ich im Grunde ein tolles Leben habe und halt etwas schüchtern bin, so what. Drogenkonsum setzt meine körperliche und psychische Gesundheit aufs Spiel, ich will Forscher werden und bald vielleicht auch Kinder haben, nichts ist es wert das aufs Spiel zu setzen.
Auch die Rolle, die ich am Wochenende vor dem Vorfall spielte, die des “Erfahrenen”, ekelt mich im Nachhinein an. Es ist wie in einem schlechten Film, wenn ich meine Freunde so auf den schiefe Bahn bringen würde könnte ich mir das nie verzeihen. Auch das emotionale Tief nach dem Konsum und den Tagen nach den Vorfall empfand ich als sehr belastend. Wenn ich daran denke habe ich gar keine Lust mehr auf Drogen.

34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Die Abstinenz war einfach, aber wie gesagt hat das Verstehen der Motive und die Entwicklung von langfristigen Vermeidungsstrategien nach einer kurzen Phase der Uneinsichtigkeit etwas gedauert.
Mittlerweile geht es mir körperlich und psychisch besser den je. Ich war sogar dieses Jahr auf dem selben Festival von damals mit meiner Freundin und einer Gruppe von ihren Freunden. Es war eine tolle Erfahrung, und ich merkte wie viele Leute eigentlich keine Drogen nehmen, selbst auf diesem Festival. Ich hatte eine völlig falsche Vorstellung gehabt damals, weil ich von meinem Verhalten auf Andere schloss.

35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Meine Freundin gibt mir immer Halt, meine Eltern waren der nötige Tritt in den Hintern.

36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Super, die Rückmeldungen sind nur positiv.
 

badra

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37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Nein, mit den “Freunden” aus dem Auslandsemester einte mich nie etwas, außer die gemeinsam empfundene Langeweile und Leere. Die Leute, die mir die ersten zwei Male auf den Festivals Kokain zeigten, hab ich seitdem nie wieder gesehen, wir sind nach dem Studium einfach getrennte Wege gegangen.

Mit den Schulfreunden am Wochenende des Vorfalls hab ich schon noch Kontakt, sie waren aber auch kein schlechter Einfluss auf mich, eher umgekehrt wie beschrieben, und Sie unterstützen meinen Sinneswandel völlig.

38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Nein.

39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich werde keine Drogen mehr nehmen, ich weiß dass ich sie nicht brauche.

40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein

41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Ich werde keine Drogen mehr nehmen, es wird also nicht zu dem Vorfall kommen.

42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?

Sollte es irgendwie wieder zu der Situation kommen, dass mir jemand was anbietet, habe ich meine Vermeidungsstrategien. Ich denke daran wie es mir völlig ohne Drogen viel besser geht. Ich denke an die krassen Risiken die ich erst nach dem Vorfall recherchierte.
Und wenn ne zusätzliche Abschreckung brauche denke ich an die tief empfundene Scham und das emotionale Tief nach dem Vorfall.

Im Allgemeinen schließe ich aber einen Rückfall theoretisch aus. Sollte irgendeine Situation kommen, in der es sich abzeichnet, dass ich irgendwie rückfällig werden könnte, würde ich mich an meine Freunde oder Familie wenden und zusätzlich auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.


43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?

Alkohol konsumiere ich am Wochenende in Gesellschaft. Bei Fußballabenden ein bis zwei Bier. An anderen Abenden geht es manchmal rauf bis zu 4/5 Bier in 5 bis 6 Stunden, wenn ich sehr lange auf Hausparties bin, nie mehr weil sich negative Effekte dann bemerkbar machen. Auch weil ich mich schnell übergebe, was ich als Teenager ein paar mal erlebte. Das wollte ich dann immer vermeiden.
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Zusätzlich für Wiederholungstäter

Kein Wiederholungstäter
 
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