Tumbleweed

Benutzer
Hi zusammen,

Ich lese hier schon eine Weile mit. Inzwischen ist es soweit, dass ich meinen Führerschein bald wieder beantragen darf und somit die MPU näher rückt. Deshalb würde ich gerne meine Geschichte mit Euch teilen und Euch um Euren Rat bitten. Zunächst mein Profilfragebogen. Bitte nicht von den Zeiten verwirren lassen, ich hab es geschafft meine TF genau rund um die Sommerzeitumstellung zu timen... :rolleyes:

Zur Person
Geschlecht: Männlich
Größe: 1.82
Gewicht: Damals 87 Kilo
Alter: 30

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 25.10.2020
BAK: 1.84
Trinkbeginn: 24.10.2020 19:00
Trinkende: 25.10.2020 01:30 (Sommerzeit)
Uhrzeit der Blutabnahme: 25.10.2020 02:18 (Winterzeit, also knapp 2 Stunden nach Trinkende)

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: Nein
Strafbefehl schon bekommen: Ja
Dauer der Sperrfrist: 9 Monate (Endet im August 2021)

Führerschein
Hab ich noch: Nein
Hab ich abgegeben: Ja
Hab ich neu beantragt: Noch nicht (Frühestens am 19.Februar möglich)
Habe noch keinen gemacht: Nein

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): ?

Bundesland
Bayern

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: War nach dem Vorfall 100 Tage abstinent bis Anfang Februar, danach nie mehr als 2 Bier an einem Abend und das nur in Gesellschaft und seltener als ein Mal pro Woche.
Ich lebe abstinent seit: -

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: Nein
Urinscreening ja/nein: Nein
Keinen Plan?: ?

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele:
Nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung: ?

MPU
Datum: Steht noch nicht fest
Welche Stelle (MPI): Steht noch nicht fest
Schon bezahlt?: Nein
Schon eine MPU gehabt?: Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: Keine


Ich wusste leider nicht alle Felder richtig auszufüllen (siehe rote Fragezeichen), aber ich denke, die wichtigsten Punkte habe ich erstmal beantwortet. Jetzt würde ich euch gern noch in ein paar Worten den Tathergang beschreiben:


Tathergang:

Einer meiner langjährigen Freunde aus dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, hat im November geheiratet. Im Oktober gab es deshalb für ihn einen kleinen Junggesellenabschied im engsten Kreis in genau diesem Dorf, circa 20 Kilometer von München. Meine Eltern wohnen nach wie vor in diesem Dorf. Ich selbst wohne seit ein paar Jahren in der Stadt. Für solche Anlässe komme ich dann zu Besuch und in der Regel packe ich mir eine kleine Reisetasche und nehme einen Schlüssel für mein Elternhaus mit, um mir die Möglichkeit offen zu halten, dort übernachten zu können. So war es auch an diesem Tag.

Der Junggesellenabschied begann um 19:00 Uhr mit einem reichhaltigen Abendessen. Im Laufe des Abends wurde dann jede Menge Bier und Schnaps getrunken. Wie viel genau es war, kann ich ehrlicherweise nicht mehr sicher benennen, aber ich schätze, ich habe circa 8 Bier a 0,5 Liter, 3 Schnäpse (2 cl) und 3 Longdrinks (Cuba Libre mit 4cl Schnaps) getrunken. (Als Gegencheck habe ich auch mal den hier so oft angepriesenen Promillerechner von kenn-dein-limit.de bemüht und es scheint ganz gut hinzukommen). Die letzte S-Bahn Richtung Innenstadt fuhr um kurz vor zwei und da sowohl der Junggeselle als auch die anderen Gäste und ich selbst um 1:30 Uhr schon mehr als genug hatten, beschloss ich diese S-Bahn zu nehmen und nicht bei meinen Eltern zu nächtigen.

Leider machte mir jedoch die Bahn einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund von Bauarbeiten endete meine S-Bahn außerplanmäßig zwei Stationen zu früh. Ich entschied die restliche Strecke von circa 2 Kilometern zu Fuß zu gehen. Auf die Idee ein Taxi zu nehmen, kam ich leider gar nicht erst. Ich war noch keine zehn Meter vom Bahnhof entfernt, da stolperte ich schon über einen dieser e-Scooter. Offensichtlich nicht mehr klar denkend, freute ich mich darüber und entsperrte diesen, anstatt auch nur kurz darüber nachzudenken ob das in meinem Zustand wohl eine gute Idee war. Ich kam keine 500 Meter weit, da wurde ich auch schon von der Polizei aufgehalten und in dem Moment wurde mir dann klar, was ich gerade angestellt hatte. Ich wurde mit aufs Revier genommen zur Blutabnahme und einen Monat später bekam ich dann Bescheid, dass meine BAK bei 1.84 Promille lag.

Auch wenn es wenig zur Sache tut, sei noch erwähnt, dass mir nicht bewusst war, dass für einen e-Scooter die gleiche Promillegrenze gilt, wie für das Auto.


Fragen:

Nun zu meinen Fragen bzw. eigentlich sind es eher Vermutungen, die ich gerne bestätigt wissen würde:
  1. Da ich Ersttäter bin, bin ich davon ausgegangen, dass ich keinen Abstinenznachweis brauche. Wie seht ihr das?
  2. Wenn ich mich richtig informiert habe, bekomme ich einen MPU Termin innerhalb von 4 - 8 Wochen nach Antragsstellung. Gleichzeitig schreiben viele, dass eine MPU frühestens nach 6 Monaten Sinn macht. Demnach, sollte ich meinen Führerschein frühestens 5 Monate nach meiner TF wieder beantragen. Richtig?
  3. Ich hätte gut und gerne noch länger abstinent bleiben können als 100 Tage, jedoch möchte ich in Zukunft nicht gänzlich auf Alkohol verzichten, sondern stattdessen kontrolliert trinken. Wenn ich bis zum Zeitpunkt der MPU komplett abstinent bleibe, habe ich ja nicht bewiesen, dass ich zu KT überhaupt in der Lage bin. Wie seht ihr das?
  4. Gibt es etwas, dass ich schon versäumt habe, zu dem ihr mir dringend raten würdet? Wie ihr seht, war ich weder bei der Selbsthilfegruppe noch bei der Suchtberatung. So wie ich es verstanden habe, ist das auch kein Muss, aber ist es empfehlenswert?

Ich werde die nächsten Tage, dann auch noch den Alkohol MPU Fragebogen ausfüllen, aber jetzt geh ich erstmal schlafen...

Vielen Dank schon Mal für eure Zeit & Hilfe

Tumbleweed
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Tumbleweed,

willkommen im Forum.

Da ich Ersttäter bin, bin ich davon ausgegangen, dass ich keinen Abstinenznachweis brauche. Wie seht ihr das?
Zumeist ist da schon etwas dran. Allerdings ist die Vorgeschichte und damit auch die Tiefe der Problematik idR entscheidend ob ein AN benötigt wird oder nicht.
Wenn ich mich richtig informiert habe, bekomme ich einen MPU Termin innerhalb von 4 - 8 Wochen nach Antragsstellung. Gleichzeitig schreiben viele, dass eine MPU frühestens nach 6 Monaten Sinn macht. Demnach, sollte ich meinen Führerschein frühestens 5 Monate nach meiner TF wieder beantragen. Richtig?
Es ist äußerst unterschiedlich wie lange die Bearbeitung bei der FSSt. braucht und auch (gerade in Coronazeiten) wie die Terminvergabe beim MPI sein wird. Grds. ist es möglich den Neuantrag 6 Monate vor dem Sperrfristende zu stellen.
Ich hätte gut und gerne noch länger abstinent bleiben können als 100 Tage, jedoch möchte ich in Zukunft nicht gänzlich auf Alkohol verzichten, sondern stattdessen kontrolliert trinken. Wenn ich bis zum Zeitpunkt der MPU komplett abstinent bleibe, habe ich ja nicht bewiesen, dass ich zu KT überhaupt in der Lage bin. Wie seht ihr das?
Lt. den Beurteilungskriterien sollte das veränderte Trinkverhalten über "mehrere Monate" eingeübt worden sein. Tatsächlich gab es aber schon Fälle wo eine Trinkpause angegeben wurde um dann mit KT fortzufahren und dies war für den GA dann ebenfalls in Ordnung. Wir hier raten aber trotzdem dazu das KT vorab "gelebt zu haben".
Gibt es etwas, dass ich schon versäumt habe, zu dem ihr mir dringend raten würdet? Wie ihr seht, war ich weder bei der Selbsthilfegruppe noch bei der Suchtberatung. So wie ich es verstanden habe, ist das auch kein Muss, aber ist es empfehlenswert?
Dies kommt wiederum auf die Vorgeschichte an, diese kann aber erst nach Einstellen des kpl. FB beurteilt werden.
Ich werde die nächsten Tage, dann auch noch den Alkohol MPU Fragebogen ausfüllen
Sei dann bitte so nett und trage dich auch noch hier ein: Überblick - Eingestellte Alk-FB vermerken
 

Tumbleweed

Benutzer
Tathergang


1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
Einer meiner langjährigen Freunde aus dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, hat im November geheiratet. Ende Oktober gab es deshalb für ihn einen kleinen Junggesellenabschied im engsten Kreis in genau diesem Dorf, circa 20 Kilometer von München. Meine Eltern wohnen nach wie vor in diesem Dorf. Ich selbst wohne seit ein paar Jahren in der Stadt. Für solche Anlässe komme ich dann zu Besuch und in der Regel packe ich mir eine kleine Reisetasche und nehme einen Schlüssel für mein Elternhaus mit, um mir die Möglichkeit offen zu halten, dort übernachten zu können. So war es auch an diesem Tag.
Der Junggesellenabschied begann um 19:00 Uhr mit einem reichhaltigen Abendessen. Im Laufe des Abends wurde dann jede Menge Bier und Schnaps getrunken. Wie viel genau es war, kann ich ehrlicherweise nicht mehr sicher benennen, aber ich schätze, ich habe circa 7 Bier a 0,5 Liter, 3 Schnäpse (2 cl) und 3 Longdrinks (Cuba Libre mit 4cl Schnaps) getrunken. (Als Gegencheck habe ich auch mal den hier so oft angepriesenen Promillerechner von kenn-dein-limit.de bemüht und es scheint ganz gut hinzukommen). Die letzte S-Bahn Richtung Innenstadt fuhr um kurz vor zwei und da sowohl der Junggeselle als auch die anderen Gäste und ich selbst um 1:30 Uhr schon mehr als genug hatten, beschloss ich diese S-Bahn zu nehmen und nicht bei meinen Eltern zu nächtigen.
Leider machte mir jedoch die Bahn einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund von Bauarbeiten endete meine S-Bahn außerplanmäßig zwei Stationen zu früh. Ich entschied die restliche Strecke von circa 2 Kilometern zu Fuß zu gehen. Auf die Idee ein Taxi zu nehmen, kam ich leider gar nicht erst. Ich war noch keine zehn Meter vom Bahnhof entfernt, da stolperte ich schon über einen dieser e-Scooter. Offensichtlich nicht mehr klar denkend, freute ich mich darüber und entsperrte diesen, anstatt auch nur kurz darüber nachzudenken ob das in meinem Zustand wohl eine gute Idee war. Ich kam keine 500 Meter weit, da wurde ich auch schon von der Polizei aufgehalten und in dem Moment wurde mir dann klar, was ich gerade angestellt hatte. Ich wurde mit aufs Revier genommen zur Blutabnahme und einen Monat später bekam ich dann Bescheid, dass meine BAK bei 1.84 Promille lag.

Auch wenn es wenig zur Sache tut, sei noch erwähnt, dass mir nicht bewusst war, dass für einen e-Scooter die gleiche Promillegrenze gilt, wie für das Auto.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Nochmal um ein Bier nachkorrigiert zum vorherigen Post)
7 Bier (0.5 Liter), 3 Schnaps (2cl) und 3 Longdrinks (4cl)
  • 19:00 - 20:00: 1 Bier (0.5 Liter) + 1 Schnaps (2 cl)
  • 20:00 - 21:00: 2 Bier (0.5 Liter) + 1 Schnaps (2 cl)
  • 21:00 - 22:00: 2 Bier (0.5 Liter)
  • 22:00 - 23:00: 1 Bier (0.5 Liter) + 1 Schnaps (2cl)
  • 23:00 - 00:00: 2 Longdrinks (4cl)
  • 00:00 - 01:00: 1 Longdrink (4cl)
  • 01:00 - 01:30: 1 Bier (0.5 Liter)

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich wollte 2 Kilometer fahren und wurde nach 0.5 Kilometern aufgehalten.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Nein, ich habe gemerkt, dass mir selbst die geringe Beschleunigung des E-Rollers Probleme bereitet, die ich so bei meinen nüchternen Fahrten nie hatte. Obendrein hielt ich zwischen linker Hand und Lenker eingeklemmt noch einen Regenschirm und trug einen Rucksack, was das Ganze nicht leichter machte.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ob “vermeiden” hier das richtige Wort ist, weiß ich nicht. In meinen ursprünglichen Plänen stand es gar nicht erst zur Debatte, selbst noch mit irgendetwas zu fahren, denn der Plan war entweder bei meinen Eltern zu schlafen (Fußweg von 5 Minuten) oder mit der S-Bahn nach Hause zu fahren (Fußweg von der S-Bahn Station zu meinem Hauseingang circa 2 Minuten).

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mit dem Auto nie und auch mit dem E-Scooter auch nicht. Mit dem Fahrrad mehrmals, besonders in jüngeren Jahren als noch keiner meiner Freunde einen Führerschein besaß.


Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Meine erste Erinnerung mit Alkohol verbinde ich mit meinem Vater, der ab und zu zum Abendessen ein Weißbier getrunken hat. Da wusste ich jedoch nicht, was Alkohol oder Bier ist, nur, dass ich keines haben durfte. Das erste Mal selbst Alkohol getrunken habe ich mit 14 auf einer Silvesterparty mit Freunden.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Nach diesem erstmaligen Trinken mit 14 erstmal eine Weile nichts mehr. Dann hat sich das gesteigert bis ich 18 war und lief bis circa 24 auf einem Hoch. Seitdem wurde es kontinuierlich weniger.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Unter der Woche prinzipiell eher selten und allein zu Hause generell gar nicht. Stattdessen aber meist am Wochenende, oft mehrere Wochenenden im Monat. Wenn unter der Woche, dann eher 1-2 Bier Abends mit Freunden, Kommilitonen oder Kollegen. Am Wochenende deutlich mehr. Mal “nur” vier Bier, aber mal auch ähnlich viel wie bei meiner Trunkenheitsfahrt, sprich 6-8 Bier und mehrere Schnaps und Mischgetränke z.B. Whiskey Cola, Wodka Red Bull oder Cuba Libre (3-4 Long Drinks am Abend).

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Zu Hause bei Freunden, auf kleineren Volksfesten in der Umgebung oder in Clubs & Bars in der Stadt meist in größeren Gruppen von Freunden, Schulkameraden und Kommilitonen.


12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
In jüngeren Jahren spielte bestimmt auch Gruppenzwang eine Rolle. Damit meine ich nicht, dass jemand mich tatsächlich gezwungen hätte, aber es haben damals alle getrunken und man wollte dazu gehören. Dann kam hinzu, dass ich schnell festgestellt habe, dass Alkohol temporär eine aufmunternde Wirkung auf mich hat. Dinge, die nüchtern vermutlich nicht allzu beeindruckend gewesen wären, waren lustiger oder machten mehr Spaß. Ich war lange ein eher schüchterner Typ und der Alkohol half mir dabei ungehemmter zu sein und selbstbewusster aufzutreten.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Bei wenig Alkohol, dass ich noch mehr geredet habe als ohnehin schon, dass ich offener und weniger schüchtern war und viele Dinge schnell deutlich lustiger waren als sie es vielleicht ohne Alkohol gewesen wären.
Bei viel Alkohol, die gleichen Effekte wie bei wenig Alkohol nur in gesteigerter Form. Dazu kamen dann jedoch noch Probleme mit dem Sprechen und mit dem Gleichgewicht und der Kater am nächsten Tag. Gerade letzterer wurde von Jahr zu Jahr schlimmer und es war nicht nur der Kater, sprich Übelkeit oder Kopfschmerzen, sondern auch eine unglaubliche Antriebslosigkeit, sodass ich mir ab und zu nur durch einen Freitagabend das gesamte Wochenende vermieste.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Gerade in jüngeren Jahren, gab es schon öfter mal Stress mit meinen Eltern. Anstatt das ernst zu nehmen und etwas an meinem Alkoholkonsum zu ändern, habe ich meinen Fokus allerdings eher darauf gelegt, dass meine Eltern es in Zukunft nicht mehr so leicht mitbekommen, wenn ich zu viel trinke.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Unter Umfeld verstehe ich Schule, Studium, Arbeit, Freunde und Familie. Glücklicherweise gab es hier kaum Auswirkungen. Es kam schonmal vor, dass man sich im Rausch mit einem Freund wegen etwas gestritten hatte, was nüchtern vermutlich niemals ein Thema gewesen wäre. Glücklicherweise konnten solche Konflikte aber immer am nächsten Tag beigelegt werden. Auf mein persönliches Leben gab es jedoch schon ein paar Auswirkungen wie die bereits erwähnte Antriebslosigkeit und ein damit verbundenes Versagen im Erreichen meiner Vorsätze z.B. auf sportlicher und musikalischer Ebene. Das führte nicht selten zu depressionsartigen Erscheinungen und Niedergeschlagenheit.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Mit 18 - 24 war es definitiv mehr als jetzt. Und dabei geht es gar nicht zwingend so sehr um die “Maximalmenge” als vielmehr um die Regelmäßigkeit. Als Ursachen könnte ich mir vorstellen, dass damals die positiven Effekte des Trinkens noch mehr da waren als heute. Mit 18 hatte ich selten einen schlimmen Kater und war auch oft in der Lage auch nach einer harten Partynacht dennoch am nächsten Tag Sport zu machen oder etwas zu unternehmen. Zudem habe ich mir in diesem Alter wenig Gedanken dazu gemacht wie ungesund und schädlich meine Trinkgewohnheiten sind. Außerdem hatte ich als Student einfach wesentlich mehr Freizeit als heute. Das heißt, selbst wenn ein Wochenende fürs Feiern draufgegangen ist, hatte ich auch unter der Woche noch ein paar Tage für Sport oder andere freizeitliche Aktivitäten zum Ausgleich.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Da tue ich mir mit der Definition von “Volltrunkenheit” ein bisschen schwer. Im Endeffekt würde ich sagen, dass das auch in der Nacht der TF passiert ist.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Kommt ein bisschen darauf an, ab wann ein Zeitraum als “länger” gilt. Aber ich würde sagen ja, während meines Studiums jedes Jahr zweimal für einen Monat während der Klausurenphase. Auch außerhalb des Studiums habe ich solche strikten Trinkpausen eingelegt zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen oder um sportlich fitter zu werden oder abzunehmen. Im Jahr 2020 zum Beispiel vom 1.Januar bis Mitte Februar und dann kurz danach nochmal im ersten Lockdown im März und April 2020 für fünf Wochen.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Um diese Frage zu beantworten, musste ich zugegebenermaßen erst einmal googlen, welche Kategorien es gibt. Ich wusste, dass es den so genannten “Quartalssäufer” gibt und dachte früher immer, dass das wohl am ehesten auf mich zutrifft. Grund dafür war, dass ich unter der Woche oder auch an manchen Wochenende keinen Schluck getrunken hab, und dann im Vergleich an einem anderen Wochenende sehr viel. Wenn ich mir heute die genaue Definition eines solchen Epsilon Alkoholikers durchlese, dann ist das bestimmt nicht das, als was ich mich definieren würde, sowohl damals als auch heute. Ganz perfekt trifft keine der fünf Gruppen auf mich zu, teilweise ist der Übergang zwischen den Gruppen auch eher fließend. Ich würde mich damals wie heute am ehesten als Beta Trinker einschätzen, mit dem Zusatz, dass ich niemals alleine, ohne Gesellschaft getrunken habe. Auch nach dem Ausschlussprinzip, bleibt mir nur der Beta Trinker, da alle anderen Gruppen schlechter passen.


Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nach meiner TF habe ich erst einmal gar nichts mehr getrunken, ohne ein festes Ziel zu haben, wie lange ich das durchziehe bzw. das Ziel ist stetig gewachsen. Als ich dann die 100 Tage Grenze erreichte und mehr oder weniger zeitgleich eine gute Kollegin Geburtstag “gefeiert” hat, habe ich mich bewusst entschieden, mit meiner Abstinenz zu brechen und ein erstes Bier getrunken. Seitdem trinke ich kontrolliert und führe Buch wann und was ich trinke. Ich habe mir als Limit zwei Bier am Abend gesetzt. Neben der Menge pro Abend möchte ich auch die Getränke selbst einschränken, sprich nur Bier oder Wein trinken (keinen hochprozentigen Alkohol mehr). Als dritte Einschränkung achte ich darauf, maximal zwei Mal im Monat zu trinken.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 5.März, zwei Gläser Weißwein mit einer Freundin.

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

So gut wie nie. Eigentlich nur bei Laufsport-Events (Alkoholfreies Weißbier).

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich hätte meine Abstinenz von 100 Tagen gut und gerne noch länger fortführen können. Auf lange Sicht gesehen, möchte ich jedoch nicht gänzlich auf Alkohol verzichten. Stattdessen will ich in der Lage sein mit Freunden oder Familie zu besonderen Anlässen anstoßen zu können. Im Endeffekt habe ich die Abstinenz nach 100 Tagen beendet um bis zur MPU noch genug Zeit zu haben, mir selbst zu beweisen, dass ich genau das kann.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Reduziert habe ich es tatsächlich schon vor der ganzen Geschichte mit der Trunkenheitsfahrt. In erster Linie, weil ich die gesundheitlichen Auswirkungen mit 30 deutlich stärker spüre, als noch vor zehn Jahren, sowohl physisch als auch psychisch. Aber im Endeffekt hat sich in erster Linie die Häufigkeit der Räusche stark reduziert und nicht so sehr die Stärke, sprich die Menge an Alkohol, die ich zu mir genommen habe. Es fällt mir nicht ganz einfach mir das einzugestehen, aber der finale Dämpfer durch das “Erwischt werden”, die Geldstrafe und die MPU war wohl leider nötig. Nur so, war ich mal tatsächlich gezwungen, mich intensiver mit dem Thema auseinander zu setzen.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Der ganze Abend der TF hat mich so runtergezogen, dass ich die nächsten Tage extrem depressiv war und sauer auf alles und jeden. Ich dachte mir: “Die StVO ist unfair, die Polizei alles andere als ein Freund oder Helfer und die eScooter Anbieter könnten sich mehr Mühe geben solche Trunkenheitsfahrten zu verhindern.” Am Ende war ich sogar sauer auf die Deutsche Bahn, “da das ja alles nie passiert wäre, wenn die S-Bahn regulär nach Fahrplan gefahren und mich vor meiner Haustüre abgesetzt hätte”. Es hat dann ein paar Tage gedauert, bis ich einsehen musste, dass der einzige, der an all dem Unheil Schuld trägt, ich selbst bin. Das war dann ein ziemlich harter Cut, denn dann war für mich erstmal klar, dass ich die nächsten Wochen komplett abstinent leben wollte, bis mindestens 1.Dezember. Gleichzeitig nahm ich mir vor, wieder mehr Zeit dem Sport und der Musik zu widmen. Nach dem ersten Monat merkte ich bereits, dass ich mich deutlich fitter fühlte. Ich hatte vier Kilo abgenommen und auch mit der Gitarre und dem Klavier ging es bergauf. Ich beschloss mindestens bis Weihnachten weiter zu machen. Da wären es dann ziemlich genau zwei Monate Abstinenz und dann konnte ich zu Heiligabend mit meiner Familie anstoßen. Als es dann soweit war, war der Wunsch meinen Abstinenzrekord zu vergrößern deutlich größer als der des Anstoßens und so ging die Abstinenz weiter. Anfang Februar hatte ich dann weitere drei Kilo abgenommen und fühlte mich insgesamt deutlich ausgeglichener. Gleichzeitig hatte eine Kollegin spontan eingeladen, nach der Arbeit noch mit einem Bier auf Ihren Geburtstag anzustoßen. Ich hatte gerade die 100 Tage Abstinenz voll und entschied, dass es ein würdiger Anlass war in Phase 2 überzugehen: Das kontrollierte Trinken. An diesem Abend habe ich dann auch genau dieses eine Bier getrunken und das war’s. Seit dem gab es zwei weitere Trinkanlässe. Der Einstand eines neuen Arbeitskollegen (den ich für die Firma geworben hatte) und ein Treffen mit einer alten Freundin. Beide Anlässe waren recht spontan geplant (einen bzw. Drei Tage vorher) und dennoch zähle ich sie guten Gewissens als geplanten Anlass. Obendrein haben natürlich viele meiner Freunde mitbekommen, dass ich meine Abstinenz gebrochen habe. Deshalb gab es mehrere spontane Anlässe, bei denen ich trinken können hätte, aber erfolgreich abgelehnt habe. Die Umstellung zum kontrollierten Trinken hatte bisher keine negativen Nebenwirkungen, das heißt, ich mache immer noch täglich Sport und bin insgesamt sehr zufrieden mit mir. Noch ist es wahrscheinlich etwas zu früh, zu beurteilen, wie gut meine Umstellungsphase vom regelmäßigen Trinken über die lange Abstinenz bis hin zum KT Konzept funktioniert hat. Mein erstes Bauchgefühl ist jedoch sehr positiv und ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Da war ich jetzt bei der letzten Frage wieder etwas vorschnell und habe einiges schon mit beantwortet, denke ich. Meine Freunde zeigen sich in erster Linie verständnisvoll und gleichzeitig extrem beeindruckt, wie diszipliniert ich das durchziehe. Gerade was meinen Erfolg im Abnehmen angeht, habe ich sogar ab und zu das Gefühl, dass manche mich ein bisschen beneiden. Meine Eltern freuen sich natürlich, dass ich mit 30 irgendwann doch noch zur Besinnung gekommen bin. Wichtiger für mich persönlich sind jedoch die Auswirkungen auf mein Leben. Ich bin einfach sehr happy, dass ich diese Trägheit und Niedergeschlagenheit losgeworden bin (und das alles trotz einer andauernden Pandemie), dass ich mit 30 so sportlich und fit bin wie noch nie. Ich gehe schon recht lange zum Laufen, circa seit dem ich 15 bin. Mein größter Erfolg bisher war ein Halbmarathon im Oktober 2012. Das war eine einmalige Geschichte und danach bin ich nie wieder so weit gelaufen. Bis zum Jahr 2021. Dieses Jahr habe ich schon zwei Halbmarathons hinter mir und vermutlich werden es noch einige mehr!

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich kann mir vorstellen, dass das größte Risiko hierbei ist, sich schwammige Grenzen zu setzen. Meine Grenzen sind klar definiert, es ist also nicht möglich mir in die eigene Tasche zu lügen, falls ich sie breche. Um diese Regeln gar nicht zu brechen, werde ich versuchen regelmäßig zu hinterfragen wie schwer oder leicht mir das fällt. Sollte ich feststellen, dass es mir schwer fällt, werde ich mir rechtzeitig professionelle Hilfe holen.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Gefühlt habe ich das schon zum Teil in der vorherigen Frage angerissen. Zumindest erkennt man, dass ich es nicht zu 100% ausschließen kann, da ich mir einen festen Plan zurecht gelegt habe. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, all das, was ich durch meine Abstinenz und durch mein KT bereits erreicht habe, einfach wieder wegzuwerfen. Was ich also tatsächlich zu 100% sagen kann, ist, dass ich alles geben werde, dass es so bleibt.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Was das Auto angeht, habe ich auch bisher schon immer die 0,0 Strategie gefahren und das hat sehr gut funktioniert. Hier würde ich also nichts ändern. Der E-Scooter ist seit meiner TF auf der gleichen Ebene wie das Auto fest im Unterbewusstsein verankert. Hier werde ich also die gleiche Strategie fahren. Die größte Herausforderung liegt meiner Meinung nach eher beim Fahrradfahren. Sofern ich meinem KT Plan treu bleiben kann, sollte es aber auch hier - zumindest rechtlich - keine Probleme geben. Dennoch werde ich die Grenze hier noch etwas enger ziehen und nach zwei Bier nicht mehr mit dem Fahrrad, sondern mit den Öffentlichen fahren.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich hab eh schon ein schlechtes Gewissen, wie viel Text ich euch hier um die Ohren hau. Danke, dass ihr das alles lest und mir helft!
 

Tumbleweed

Benutzer
Hi @Nancy ,

Vielen Dank für deine schnelle Antwort. Hab mir jetzt mal Zeit genommen und den ausführlicheren Fragebogen ausgefüllt. Verlinkt habe ich den Thread ebenfalls. Bin gespannt auf euer Feedback.

Danke & VG

Tumbleweed
 

Tumbleweed

Benutzer
Hi zusammen,

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir ein wenig Feedback geben könntet. Ich glaub durch mein verspätetes Nachreichen des gesamten Fragebogens ist mein Post ein bisschen untergegangen... :(

Danke & Viele Grüße

Tumbleweed
 

Tumbleweed

Benutzer
Hab mich jetzt zur MPU angemeldet und rechne mal damit, dass diese im Mai stattfindet. Wäre schön wenn noch irgendetwas kommt hier :(
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Hallo Tumbleweed,

ich bin zwar noch etwas neuer hier, aber habe selbst 2 MPUs erfolgreich hinter mich gebracht, ich versuche dir mal zu helfen:

Zur 1: Ich würde Formulierungen wie "es gab" und "es wurde getrunken" komplett vermeiden. Du hast dann schon richtigerweise geschrieben hast, aber es klingt trotzdem ein Wenig nach Distanzierung und es schwingt immer so ein kleines "ich kann ja nix dafür" mit. Also: wir haben gefeiert und getrunken... Es klingt einfach besser. Ich würde auch den Hinweis mit der Promillegrenze für die Scooter weglassen, am Ende war und ist es verboten, die Dinger besoffen zu steuern, belass es einfach dabei, du hättest dich vorher informieren müssen. Das kommt sonst schnell auch als Ausrede und eben wieder so ein "ich ja nix dafür" rüber. Lass es weg. Ich würde auch etwas weniger auf der S-Bahn und der Baustelle rumreiten, die dir "einen Strich durch die Rechnung gemacht hat", und ich finde es ist dünnes Eis, dazu kommen ir später bei der Vermeidungsstrategie, wenn du hier am Eingang schon dein Elternhaus als Vermeidungsstrategie darstellst um dann sofort eine Geschichte zu präsentieren, wo es eben gar nicht geklappt hat, damit zu vermeiden. Würde ich auch weglassen und daraus später deine Vermeidungsstrategie aufziehen.

Zur 2: Ist nicht wenig, du hast das mal mit einem Promillerechner überprüft, wichtig ist, dass diese Werte und deine BAK plausibel zusammenpassen.

Zur 5: Hier auch lieber weniger auf das Elternhaus eingehen, eher die S-Bahn wählen, die dann leider wegen Bauarbeiten nicht bis zum Ende gefahren ist, so dass du dann noch eine Reststrecke vor dir hattest. Macht hier mehr Sinn, finde ich.

Zur 7: statistisch gesehen schon sehr oft, wahrscheinlich auch mit dem Auto (Achtung: nicht besoffen, sondern mit Alkohol, das kann auch der Autokorse nach dem Sektempfang einer Hochzeit oder ein Abendessen mit einem Bier, oder auch Restalkohol gewesen sein). Hier ist eine ehrliche und auch sehr feinsinnige Reflexion notwendig, sonst sieht es aus, als ob du das Thema etwas locker handhaben willst...

Zur 12: Das ist viel zu wenig. Warum Gruppenzwang, was hat das bei dir ausgelöst, warum dann ausgerechnet Trinken, ... Viel mehr in die Tiefe gehen, und nach jeder Antwort die du dir gibst, gleich nochmal ein Warum hinterhertragen und mal richtig in dich reinbohren. Das ist eine extrem wichtige Frage. Da muss viel Substanz kommen, sonst wird es eng.

Zur 13: Vorsicht, du stellst hier schon dar, dass anscheinend dein Konsum stärker wurde und du trotz der deutlich negativen Auswirkungen weiter getrunken hast, das kann dir in einer MPU das Genick brechen. Ich will hier übrigens keine Strategie für gute Antworten propagieren, wenn diese Antwort von dir ehrlich war, dann frage auch hier, warum du weitergemacht und wohl sogar gesteigert hast. Sonst gerät der GA in Versuchung, ein etwas grösseres Problem anzunehmen als du sehen würdest.

Zur 14: haben wir wahrscheinlich alle erlebt, aber da liegt schon eine Tendenz zur Verheimlichung, das ist nicht gut, wird auch ein GA nicht freudig so hinnehmen...

Zur 15: Das knüpft jetzt auch wieder an die 13 an. Du schreibst von Depressionen (Vorsicht mit solchen "Diagnosen") und von Antriebslosigkeit, aber der GA könnte daraus jetzt schliessen, dass dir das Saufen wichtiger war als dein Leben, was natürlich wiederum seine Diagnose eher verschärfen als entspannen wird. Ehrlichkeit ist ja gut, aber vielleicht arbeitest du nochmal eine ehrliche aber weniger "dramatische" Formulierung raus. Immerhin zeigt das ja dass du dich mit deinem Konsum auseinandersetzt, das ist wichtig und gut so, aber wenn dann viel schlimmes hochkommt was dann nicht bearbeitet wird/wurde, dann sind das für den GA offene Themen, da wird er möglicherweise dann bohren.

Zur 17: Auch hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Einerseits sollte man nicht so rüberkommen wie "der Abend war ja nix im Vergleich zu sonst", andererseits würden viele Menschen bei 1,8 keinen Scooter mehr entsperrt, geschweige denn gefahren kriegen, eine gewisse Übung muss also nachvollziehbar dargestellt werden, da es sonst keine plausible Aufarbeitung deiner Trinkhistorie ist.

Zur 20: Mit dem berühmten KT aus der MPU hat das gar nichts zu tun, da hast du vielleicht 4 Anlässe im Jahr mit jeweils vielleicht 2 kleinen Bier. Vorab geplant, z.B. Weihnachten ein Bier, Silvester ein Sekt, beim runden Geburtstag der Tante und bei einer Hochzeit je einen Sekt, das wars dann. Vorher klar planen, was ein Anlass ist. 2x im Monat ist weitaus zu viel und wird als Strategie definitiv nicht funktionieren.

Zur 22: Kennst du den Hintergrund der Frage?

Zur 23: Abstinenz ist absolut und lebenslang. Du hast mit den 100 Tagen erstmalig eine ernsthafte Trinkpause gemacht. Das ist auch gut, daraus sollte dir kein GA einen Strick drehen. Allerdings willst du im Nachgang beweisen, dass du KT kannst, aber wie bereits gesagt sind deine Mengen weit jenseits von KT, du würdest es vielleicht schaffen mit KT, aber du hast es damit halt noch nicht bewiesen.

Zur 24: Leider nicht gut beantwortet. Hier hast du schon körperliche Schäden angedeutet, das stellt deinen bisherigen Konsum in der Menge, aber auch deine Selbsteinschätzung in Frage 19 stark in Frage. Die TF als Anlass ist aber legitim, manchmal braucht jemand diesen Schuss vor den Bug, ich habe 2 davon gebraucht, der Teil der Antwort ist also völlig in Ordnung.

Zur 25: Die erste Hälfte gefällt mir gut. Der Weg von Trotz zu Einsicht ist wichtig. Der zweite Teil weniger. Warum muss man was trinken, wenn ein neuer Kollege anfängt? Warum wenn man eine alte Freundin trifft? Nicht dass es verboten wäre, aber wir haben ja schon gemerkt, dass du KT nicht verstanden hast, und genau diese Anlässe sehen dann sehr nach Gruppenzwang aus, es kommt dann noch die Weihnachtsfeier, das Nikolausbier, ein Bier oder zwei in der Firma beim Sommergrillen, Fussball, ... Verstehst du? Das sind im Sinne von KT alles keine Anlässe! Du berichtest dagegen viele positive Erfahrungen aus deiner Trinkpause (auch hier: nicht Abstinenz!). Halte dir diese mal selbst vor Augen und reflektiere dein neues Trinkverhalten nochmal, und frage dich dabei wirklich, ob der Einstand des Kollegen ohne ein Bier nicht auch gut geworden wäre.

Zur 27: nicht gut. Deine Strategie ist nicht klar, die Grenzen sind nicht klar, die Häufigkeit nicht, auch nicht die Definition, was ein entsprechender Anlass sein kann. Welche Hilfe willst du dir holen? Wie kommst du an die Hilfe ran? Das ist keine gute Antwort, da muss viel mehr Fleisch dran, denn am Ende ist das die Zusammenfassung deiner ganzen Reflexion und Einsicht, die in einer Vermeidungsstrategie mündet. Dabei geht es auch nicht nur darum, eine weitere TF zu vermeiden, sondern auch ganz klar darum, das Trinken überhaupt einzudämmen, denn die Erfahrung zeigt, dass man sich wenn es mal wieder 5 oder mehr Bier waren doch leicht überschätzt und alte Vorsätze schnell vergessen sind...

Zur 28: im Ansatz recht gut, aber hier geht es darum, die 27 zu "stabilisieren". Du bist da etwas sehr selbstbewusst, denn wenn man deine Geschichte hier liest (psychische und physische Auswirkungen, Übergewicht, Trägheit, Depressionen, ...) sieht man, dass dir die positiven Seiten des Lebens schon öfter nicht so wichtig waren wie der Suff.

Zur 29: Auch nicht gut, das zeigt zu wenig Planung und Vorbereitung, die für KT aber entscheidend sind.

Das sind vielleicht an der einen oder anderen Stelle arg kritische Worte, vielleicht auch etwas hart, aber mir hat diese Form der Hilfe viel gebracht, mich auf meine zweite MPU vorzubereiten, ich hatte über 2,3, einen Blechschaden, Wiederholungstäter. Kein Spaziergang, aber ich habe in einem (leider nicht mehr laufenden) Forum wie diesem hier viel Unterstützung bekommen, teils auch sehr deutliches Feedback. Mir hat das geholfen, meine Vorbereitung zu machen und mich selbst zu hinterfragen.

Ich hoffe, das hilft dir schon mal weiter, es sind einige gute Ansätze da, aber ich sehe dein grösstes Problem noch in der KT-Sache und deiner Vermeidungsstrategie. Da hätte ich echte Bauchschmerzen und würde jetzt eher mal von einer negativen MPU ausgehen.

VG
rüdscher
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Nochmal um ein Bier nachkorrigiert zum vorherigen Post)
7 Bier (0.5 Liter), 3 Schnaps (2cl) und 3 Longdrinks (4cl)
  • 19:00 - 20:00: 1 Bier (0.5 Liter) + 1 Schnaps (2 cl)
  • 20:00 - 21:00: 2 Bier (0.5 Liter) + 1 Schnaps (2 cl)
  • 21:00 - 22:00: 2 Bier (0.5 Liter)
  • 22:00 - 23:00: 1 Bier (0.5 Liter) + 1 Schnaps (2cl)
  • 23:00 - 00:00: 2 Longdrinks (4cl)
  • 00:00 - 01:00: 1 Longdrink (4cl)
  • 01:00 - 01:30: 1 Bier (0.5 Liter)
Am Ende hattest du 1,84‰ auf dem Kessel ... kannst dich aber noch genau daran erinnern, was du stündlich getrunken hast.
Ich weiß noch nicht mal was ich letze Woche Montag alles getrunken habe, geschweige dann auch noch stündlich ... und das alles ohne Alkohol.
Wie wird der Gutachter das sehen ... glaubwürdig ja oder nein ?
Wenn du nochmal die genaue Fragestellung liest, dann ist dein erster Satz ausreichend, nach einer Aufschlüsselung wird gar nicht gefragt.
 

Tumbleweed

Benutzer
Hi Max,

Vielen Dank für deine Antwort. Ehrlich gesagt stimme ich Dir da zu 100% zu und in Punkt 1 schreibe ich das ja auch ehrlich:
Wie viel genau es war, kann ich ehrlicherweise nicht mehr sicher benennen, aber ich schätze...

Aber in Punkt 2 habe ich es deshalb so genau aufgeführt, weil es der Promillerechner von kenn-dein-limit.de so verlangt und weil es im Fragebogen Template so gefordert wird:
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Anyway, ich mach mir direkt eine Notiz, dass ich das im Gespräch ehrlich schildere und zugebe, dass ich nur grob schätzen kann.
Würde mich über weiteres Feedback von Dir sehr freuen!

Danke & Viele Grüße

Chris
 

Tumbleweed

Benutzer
Hi @rüdscher !

Erstmal vielen herzlichen Dank für deine superausführliche Antwort! Viele harsche Worte dabei, aber ich denke, das ist genau das was ich brauche, damit mir das im Gedächtnis bleibt und ich meine Aufarbeitung weiter verbessern kann.
Zur 7: statistisch gesehen schon sehr oft, wahrscheinlich auch mit dem Auto (Achtung: nicht besoffen, sondern mit Alkohol, das kann auch der Autokorse nach dem Sektempfang einer Hochzeit oder ein Abendessen mit einem Bier, oder auch Restalkohol gewesen sein). Hier ist eine ehrliche und auch sehr feinsinnige Reflexion notwendig, sonst sieht es aus, als ob du das Thema etwas locker handhaben willst...
Was das Autofahren angeht, halte es hier tatsächlich sehr streng mit 0,0 Zielwert. Wenn ich zum Beispiel beim Abendessen auswärts oder beim Feiern Fahrer bin, trinke ich auch nicht mal ein Bier sondern gar keins. Aber du hast recht, es ist wohl nicht sehr weise das so selbstsicher anzugeben. Restalkohol ist ein guter Punkt, den hatte ich bestimmt schon mal und ich bin auch schon ab und zu mal nach dem Wandern gefahren, nachdem ich auf der Hütte ein Bier oder Radler (0.5) getrunken habe. Bis wir wieder abgestiegen beim Auto waren, hatte ich zwar vermutlich schon wieder 0,1 aber immerhin. Es zählt.


Zur 12: Das ist viel zu wenig. Warum Gruppenzwang, was hat das bei dir ausgelöst, warum dann ausgerechnet Trinken, ... Viel mehr in die Tiefe gehen, und nach jeder Antwort die du dir gibst, gleich nochmal ein Warum hinterhertragen und mal richtig in dich reinbohren. Das ist eine extrem wichtige Frage. Da muss viel Substanz kommen, sonst wird es eng.
Das überarbeite ich im Nachgang nochmal ausführlicher. Ist vermutlich mit einer der wichtigsten Punkte im Fragebogen.

Zur 13: Vorsicht, du stellst hier schon dar, dass anscheinend dein Konsum stärker wurde und du trotz der deutlich negativen Auswirkungen weiter getrunken hast, das kann dir in einer MPU das Genick brechen. Ich will hier übrigens keine Strategie für gute Antworten propagieren, wenn diese Antwort von dir ehrlich war, dann frage auch hier, warum du weitergemacht und wohl sogar gesteigert hast. Sonst gerät der GA in Versuchung, ein etwas grösseres Problem anzunehmen als du sehen würdest.
Hmm, ich wollte eigentlich nicht darstellen, dass der Konsum stärker wurde. Aber während ich mit 18 nur einen sehr milden Kater hatte und der nächste Tag deshalb nicht so stark beeinflusst war, sah das mit 24 schon ganz anders aus und mit 28 nochmal ganz anders. Gesteigert habe ich nicht. Eher reduziert, aber ja weitergemacht habe ich trotzdem. Ich hab wohl diesen Schuss vor den Bug gebraucht, den du später erwähnst.

Zur 14: haben wir wahrscheinlich alle erlebt, aber da liegt schon eine Tendenz zur Verheimlichung, das ist nicht gut, wird auch ein GA nicht freudig so hinnehmen...
Guter Punkt. Das ist wieder die klassische MPU Problematik. Wie ehrlich darf / soll ich sein?


Zur 15: Das knüpft jetzt auch wieder an die 13 an. Du schreibst von Depressionen (Vorsicht mit solchen "Diagnosen") und von Antriebslosigkeit, aber der GA könnte daraus jetzt schliessen, dass dir das Saufen wichtiger war als dein Leben, was natürlich wiederum seine Diagnose eher verschärfen als entspannen wird. Ehrlichkeit ist ja gut, aber vielleicht arbeitest du nochmal eine ehrliche aber weniger "dramatische" Formulierung raus. Immerhin zeigt das ja dass du dich mit deinem Konsum auseinandersetzt, das ist wichtig und gut so, aber wenn dann viel schlimmes hochkommt was dann nicht bearbeitet wird/wurde, dann sind das für den GA offene Themen, da wird er möglicherweise dann bohren.
Dachte mir grad: "Was, wo hab ich Depressionen geschrieben?", aber ja, da steht es. Liest sich schon ziemlich grausam, merci für das Feedback. Ich schätze dieses Wort sollte ich eher vermeiden. Antriebslosigkeit finde ich aber okay. Und so wie ich es sehe, geht es doch hierbei um die Vergangenheit oder? Mittlerweile habe ich ja verstanden, dass mir "das Saufen NICHT wichtiger als mein Leben ist".

Zur 17: Auch hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Einerseits sollte man nicht so rüberkommen wie "der Abend war ja nix im Vergleich zu sonst", andererseits würden viele Menschen bei 1,8 keinen Scooter mehr entsperrt, geschweige denn gefahren kriegen, eine gewisse Übung muss also nachvollziehbar dargestellt werden, da es sonst keine plausible Aufarbeitung deiner Trinkhistorie ist.
Ja, das mit dem Fingerspitzengefühl ist so eine Sache. 1,84 ist für mich schon Volltrunkenheit. Aber es gab bestimmt auch schon Abende, an denen ich mehr hatte. Nur ist es wirklich so gut das zu erwähnen?

Zur 20: Mit dem berühmten KT aus der MPU hat das gar nichts zu tun, da hast du vielleicht 4 Anlässe im Jahr mit jeweils vielleicht 2 kleinen Bier. Vorab geplant, z.B. Weihnachten ein Bier, Silvester ein Sekt, beim runden Geburtstag der Tante und bei einer Hochzeit je einen Sekt, das wars dann. Vorher klar planen, was ein Anlass ist. 2x im Monat ist weitaus zu viel und wird als Strategie definitiv nicht funktionieren.
Okay, das ist ein sehr entscheidender Punkt für mich. Hierzu findet man ja viele unterschiedliche Definitionen im Internet, aber letztendlich sagen alle, dass es keine festen Werte oder Pläne gibt. Hab tatsächlich seit Anfang März gar nichts mehr getrunken und würde als nächstes wahrscheinlich zum Geburtstag meiner Mutter Anfang Mai ein Glas Sekt zum Anstoßen trinken. Hätte auch gar kein Problem darauf zu verzichten, aber ich hab mich eben bewusst fürs Kontrollierte Trinken entschieden, weil ich derjenige sein möchte, der die Kontrolle über den Alkohol hat und nicht andersherum...
Zur 22: Kennst du den Hintergrund der Frage?
Bin mir nicht sicher, erleuchte mich gerne. Geht es darum, dass ich es nötig habe, das "viele Bier" das ich vorhin getrunken habe mit alkoholfreiem Bier zu substituieren? Falls ja, sollte meine Antwort ja okay sein oder? Ist zumindest sehr ehrlich.

Zur 24: Leider nicht gut beantwortet. Hier hast du schon körperliche Schäden angedeutet, das stellt deinen bisherigen Konsum in der Menge, aber auch deine Selbsteinschätzung in Frage 19 stark in Frage. Die TF als Anlass ist aber legitim, manchmal braucht jemand diesen Schuss vor den Bug, ich habe 2 davon gebraucht, der Teil der Antwort ist also völlig in Ordnung.
Hmm, wahrscheinlich sollte ich genau wie "Depression" auch den Begriff "Gesundheitliche Auswirkungen" vermeiden. Es geht mir hierbei um die Intensität und die Dauer des Katers. Wie würdest du mich denn laut meiner Beschreibung einstufen bzgl Frage 19? Ich tue mir was die Kategorien angeht ohnehin etwas schwer.

Zur 25: Die erste Hälfte gefällt mir gut. Der Weg von Trotz zu Einsicht ist wichtig. Der zweite Teil weniger. Warum muss man was trinken, wenn ein neuer Kollege anfängt? Warum wenn man eine alte Freundin trifft? Nicht dass es verboten wäre, aber wir haben ja schon gemerkt, dass du KT nicht verstanden hast, und genau diese Anlässe sehen dann sehr nach Gruppenzwang aus, es kommt dann noch die Weihnachtsfeier, das Nikolausbier, ein Bier oder zwei in der Firma beim Sommergrillen, Fussball, ... Verstehst du? Das sind im Sinne von KT alles keine Anlässe! Du berichtest dagegen viele positive Erfahrungen aus deiner Trinkpause (auch hier: nicht Abstinenz!). Halte dir diese mal selbst vor Augen und reflektiere dein neues Trinkverhalten nochmal, und frage dich dabei wirklich, ob der Einstand des Kollegen ohne ein Bier nicht auch gut geworden wäre.
Hmm, mein Plan war eben maximal zwei Mal im Monat zu trinken. Das heißt, wenn es im Dezember ein Nikolausbier gibt und ein Bier mit dem Kollegen, dann gibt es Weihnachten eben keines mehr. Oder andersherum, wenn ich weiß, dass ich zu Weihnachten ein Glas Wein mit meiner Family trinken möchte, dann kann ich mir eben nur noch einen weiteren Tag mit Alkohol leisten und entsprechend planen. Aber gut, ich sehe schon, ich hab das mit dem kontrollierten Trinken tatsächlich etwas zu locker genommen. Ich hoffe und denke dass es noch nicht zu spät ist, das zu ändern. Übrigens: Klar wäre der Einstand des Kollegen auch ohne Bier gut geworden. Ich denke beim kontrollierten Trinken geht es auch darum Alkohol so zu konsumieren, dass man dessen Wirkung nicht oder nur sehr schwach spürt. Trotzdem schmeckt mir ein Bier und für mich war es ein feierlicher Anlass und es hat in meine KT Regel gepasst. Hätte vielleicht noch erwähnen sollen, dass der "neue Kollege" ein alter Kumpel ist, den ich geworben habe und wir gemeinsam drauf anstoßen wollten, dass wir jetzt in der gleichen Firma arbeiten. Tatsächlich finde ich, dass das KT bei mir so sehr gut funktioniert, aber am Ende zählt natürlich nicht das, was ich denke, sondern das was der Gutachter denkt... Deshalb danke für dein Feedback, ich werde mir strengere Regeln für mein kontrolliertes Trinken überlegen und euch sobald wie möglich präsentieren.

Zur 27: nicht gut. Deine Strategie ist nicht klar, die Grenzen sind nicht klar, die Häufigkeit nicht, auch nicht die Definition, was ein entsprechender Anlass sein kann. Welche Hilfe willst du dir holen? Wie kommst du an die Hilfe ran? Das ist keine gute Antwort, da muss viel mehr Fleisch dran, denn am Ende ist das die Zusammenfassung deiner ganzen Reflexion und Einsicht, die in einer Vermeidungsstrategie mündet.
Auch wenn ich meine Regeln, wie schon erwähnt, nochmal überarbeiten werde: Grenzen und Häufigkeit waren doch klar definiert? Was die Anlässe angeht, gebe ich dir recht, das hab ich gar nicht bedacht. Fände es aber auch schade mich hier einzuschränken? Reicht es denn nicht zu sagen, dass ich Menge und Häufigkeit einschränke und das ganze obendrein planbar mache, sprich mit mindestens ein paar Tagen Vorlaufzeit?

Zur 27 (Fortsetzung): Dabei geht es auch nicht nur darum, eine weitere TF zu vermeiden, sondern auch ganz klar darum, das Trinken überhaupt einzudämmen, denn die Erfahrung zeigt, dass man sich wenn es mal wieder 5 oder mehr Bier waren doch leicht überschätzt und alte Vorsätze schnell vergessen sind...
Da hast du natürlich recht, ich glaube genau das ist der entscheidende Punkt. Grundsätzlich würde ich auch mit 5 Bier nie mehr auf die Idee kommen betrunken zu fahren. Aber ich würde vielleicht auf die Idee kommen ein sechstes zu trinken. Deshalb fand ich die Grenze bei 2 sinnvoll gewählt.

Zur 28: im Ansatz recht gut, aber hier geht es darum, die 27 zu "stabilisieren". Du bist da etwas sehr selbstbewusst, denn wenn man deine Geschichte hier liest (psychische und physische Auswirkungen, Übergewicht, Trägheit, Depressionen, ...) sieht man, dass dir die positiven Seiten des Lebens schon öfter nicht so wichtig waren wie der Suff.
Hmm... Also das Wort "Depression" wollte ich ja eh streichen und ich würde mich trotz meiner 87 Kilo nicht als übergewichtig bezeichnen bei 1.82 m :oops::smiley1084:
Hast du einen Vorschlag was man stattdessen sagen könnte? Ich hab nämlich tatsächlich schon versucht nicht zu selbstbewusst zu sein :(


Zur 29: Auch nicht gut, das zeigt zu wenig Planung und Vorbereitung, die für KT aber entscheidend sind.
Könntest du das noch bisschen genauer begründen?


Nochmal 1000 Dank für deine Zeit und dein Feedback, das hilft mir sehr weiter!
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Hallo Tumbleweed,

schön dass du es als hilfreich aufgenommen hast, tatsächlich ist es manchmal wichtig, ging mir auch so, eben nicht in Watte gepackt und bemitleidet zu werden.

Ich versuche mal, deine Rückfragen zu beantworten...

Alkoholisiertes Fahren: es geht um 2 Kernthemen in dieser Frage. Erstens, setz dich mit der Häufigkeit und somit der doch sehr hohen Relevanz des Themas Alkohol am Steuer auseinander, das ist die eine Marschrichtung in dieser Fragestellung. Die zweite ist eine sehr kritische und auch ehrliche Auseinandersetzung mit deinem Verhalten. Es bringt jetzt natürlich nichts, etwas daherzulügen und TF zu erfinden, aber es kommt möglicherweise auch nicht gut, wenn es "zu wenig" ist, denn die Statistik spricht gegen dich, auch wenn deine Schilderung korrekt sein mag. Das wäre dann ein Glaubwürdigkeitsproblem. Die frage zielt ja auch nicht auf Fahrten im Vollrausch, sondern eben mit Alkohol. Das fängt bei 0,1o/oo an, bei mir ging es auch deutlich über die 2. Das kann das eine einzige Bier beim Wandern gewesen sein, es gab aber auch schon Fälle, bei denen Restalkohol für eine MPU gereicht hat. Also das sehr umfassend in den Blick nehmen.

Zur 12 - das ist tatsächlich eine der wichtigsten Fragen. Eine saubere Aufarbeitung und Reflexion bedeutet was ist passiert, warum, und wie wird es vermieden. Der Fragebogen ist da eine hilfreiche Richtschnur, weil viele Randthemen mit reinkommen, die man in diesen 3 Kernfragen nicht sehen würde, die aber hilfreich beim Aufarbeiten sind und die der GA so auch stellen könnte.

Zur 13 - ich würde es weniger deutlich darstellen. Klar, niemand wird jünger, Alkohol (besonders in grösseren Mengen) ist eine Belastung für den Organismus. Das ist Tatsache, aber es klang halt sehr stark nach deutlich spürbaren Belastungen, aber am Ende war die Wirkung dann doch wichtiger als fit zu sein. Du darfst negative Auswirkungen ruhig erwähnen, vielleicht auf dieses Thema eher in der 15 eingehen und die 13 mehr auf die Wirkung des Alkohols richten, was hat es dir gegeben...

Zur 14 - Ehrlichkeit ist denke ich immer das überzeugendste, denn der GA hat die passenden Fragen im Ärmel um deine Geschichte auseinanderzunehmen, ohne dass du es merkst... ;) Trotzdem ist immer die Frage, wie viel gibt man preis und schadet man sich vielleicht. Wenn du aber z.B. auf deine Eltern und deren Hinweise verweist, aber dann sagst dass du es nicht ernst genommen hast, gedacht hast, dass du das schon alles gut im Griff hast etc., dann schadet es vielleicht weniger. Ich würde das aber auch nicht als einen dramatischen k.o.-Punkt sehen, denn es ist ja offensichtlich, dass du die Hinweise nicht ernst genommen und weitergemacht hast... ;)

Zur 15 - ja, die Depression hattest du selbst erwähnt, da wäre ich halt doppelt vorsichtig. Wenn es diagnostiziert wurde, und du das zur Sprache bringst, wird die MPU echt kernig. Wenn es keine Diagnose gibt, solltest du auch nicht den Anschein wecken, dass du massive Symptome gespürt und dich daher eingelesen und quasi selbst diagnostiziert hast. Antriebslosigkeit, Schlappheit, vielleicht auch Hobbys vernachlässigen, das klingt plausibel genug, schadet aber weniger als Depressionen. Auch hier sollte es aber nicht so rüberkommen, als ob du nur noch wie der Klischee-Aldi rumgelegen bist und dauersaniert warst. Das würde dann auch nicht helfen...

Zur 17 - an sich wäre es ja schon gut, wenn das der Höhepunkt (bzw. Tiefpunkt...) war, aber es ist eben wenig glaubwürdig, wenn du noch nie so auf Sendung warst wie bei der TF aber trotzdem den Scooter freischalten und mehr oder weniger fahren konntest. Hättest du sonst immer nur 2 Bier getrunken, hättest du nach diesem Abend nicht mal mehr laufen können. Du hast es dir antrainiert, das solltest du nicht leugnen, sonst wird es eng.

Zur 22 - es geht um eine Ersatz- bzw. Einstiegsdroge. Ich habe mir da selbst auch lange was vorgemacht, am Ende geht aber alles als alkoholfreies Bier durch was maximal 0,5% hat, das ist also definitiv nicht frei, allenfalls "alkoholarm". Das andere sind die Gewohnheiten und Rituale, auch der Geschmack, der Erinnerungen hochbringen kann. Alkfreies Bier kann einen recht schnell wieder da hin bringen, wo man herkam. Ausserdem wird es gerne für Verheimlichungen genutzt. Ich kenne Fälle, wo Leute immer brav bleifrei getrunken haben, aber dann heimlich noch das echte oder was hartes hinterher, damit es nicht auffällt... Es ist eine Angriffsflanke, das muss halt klar sein.

Zur 28 - wir sind hier ja nicht im Weight Watchers Forum... ;) Aber wenn die Reserve da war, hattest du zumindest kein Untergewicht... ;)

Jetzt mal zu den übrigen Fragen und dem grossen Thema KT. Da liegt eine der massivsten Schwachstellen deines FB. Neben der Frage 12. Es gibt kein Gesetz in dem steht, was KT ist. Aber es gibt durchaus ein allgemeines Verständnis in der Branche darüber, was darunter zu verstehen ist. Es geht um Vorausplanung (über z.B. 1/2 Jahr bewusst planen und dann auch bewusst weglassen, wenn es nicht eingeplant war), um eben dem Ganzen eine Struktur zu geben. Ebenso ist die Menge zu planen. Die Devise lautet also selten, geplant und sehr massvoll. Ich habe es beim VP mit 4-6 Anlässen pro Jahr, je max 2 Trinkeinheiten gelernt. Zwischen den Anlässen sollten mindestens vier Wochen liegen. Das Ganze nur klar im Voraus geplant, nie spontan. Für die MPU sind wir damals mit 3-4 Anlässen an den Start gegangen, geplant für nach der MPU nach Ende der Trinkpause (die 3 Monate nach der MPU enden sollte). Wurde akzeptiert. Wichtig ist dabei nicht nur die jeweilige Menge klar im Griff zu haben, sondern auch zu differenzieren, was denn angemessene Anlässe sind. Und hier sind wir wieder bei deinem FB. Es ist schön, wenn ein alter Kumpel auch noch Kollege wird, aber kann man das wirklich nur mit Bier ertragen? Ich provoziere bewusst, denn wenn die Abgrenzung zwischen angemessenen und nicht angemessenem Anlass nicht klar ist, dann stehen nicht nur deine MPU-Chancen schlecht, sondern ehrlich gesagt ist die Wahrscheinlichkeit, dass du eines Tages hier als Wiederholungstäter einen neuen Thread eröffnest nicht zu gering. Da sprechen Statistik, und meine eigene Erfahrung, sowie zahlreiche Forumsbeiträge. Der Punkt ist, dass, wenn es mal zu einer TF kam, der Konsum in der Regel in irgendeiner Form ausser Kontrolle geraten ist. Beim einen mehr, beim anderen weniger. Aber die Kontrolle hat nicht funktioniert. Priorität hat daher, den Konsum in den Griff zu kriegen, das ist wichtiger als der Führerschein. Ich übertreibe mal: wenn jedes Heimspiel der Bayern, jedes Länderspiel, jeder runde, halbrunde und jeder durch 3 teilbare Geburtstag in Familie/Verwandtschaft/Freundeskreis sowie jeder Ein- und Ausstand, jeder grössere Auftrag und jedes Kollegenjubiläum ein Anlass sind, dann sind auch bald Dienstag und Donnerstag Anlass genug... ;) Ich weiss, das kommt jetzt hart rüber, aber das ist eben der Kern von KT.

Ich hoffe, ich konnte dir damit helfen, ansonsten einfach weiter fragen, bohren, oder auch widersprechen... ;) Ziel ist, dass du es hinbekommst, inclusive MPU...

vg
rüdscher
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
weil es der Promillerechner von kenn-dein-limit.de so verlangt und weil es im Fragebogen Template so gefordert wird:
Ich persönlich war noch nie ein Freund von diesen Promillerechnern, ich berechne das pauschal oder wenn es wissenschaftlicher sein soll mit Widmark.
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit) ... was hier "Trinkzeit" genannt wird, bezieht sich auf Trinkbeginn und Trinkende ... nicht auf eine zeitliche Aufschlüsselung ... wie sollte das einer wissen, der wirklich richtig bombenvoll war. ;)
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Naja, eine exakte Nachrechnung dürfte tatsächlich kaum machbar sein.
am Ende geht es aber darum dass man reflektiert und plausibel rekonstruiert um auch zu zeigen dass man die Wirkung von Alkohol versteht und grade auch im Blick auf Anflutung und Abbau des Pegels ein Verständnis entwickelt...
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
am Ende geht es aber darum dass man reflektiert und plausibel rekonstruiert um auch zu zeigen dass man die Wirkung von Alkohol versteht und grade auch im Blick auf Anflutung und Abbau des Pegels ein Verständnis entwickelt...
Das ist völlig richtig, aber darum ging es auch gar nicht. Gemeint war hier die Aufschlüsselung in F2.
 

Tumbleweed

Benutzer
Hi zusammen,

Ich wollte einfach nochmal die Diskussion aufmachen, was ihr so unter KT versteht. Vermutlich gibt es einige unter euch, die eine MPU erfolgreich mit KT bestanden haben. Eventuell gibt es sogar einige unter euch, die schon mal bei einer MPU durchgefallen sind, weil ihr KT Ansatz zu locker war.

Wenn man "Kontrolliertes Trinken" googelt, stellt man wohl als erstes fest, dass es keine genaue Definition gibt. Stattdessen findet man verschiedenes:

Die Anlässe, zu denen Sie Alkohol trinken, dürfen nicht spontan sein. Sie müssen im Vorfeld wissen, wann der Konsum alkoholischer Getränke auf Ihren Körper zukommt. Zwischen diesen Anlässen sollten mindestens vier Wochen liegen. Das heißt, dass Sie in einem Jahr nicht öfter als zwölf Mal Alkohol trinken sollten.

Zu diesen Anlässen sollten Sie außerdem nicht zu viel Alkohol konsumieren. Eine Promillegrenze von 0,3 bis höchstens 0,5 sollte dabei nicht überschritten werden. Mehr als beispielsweise zwei Bier sind also in der Regel nicht angebracht.
(Quelle: https://www.bussgeld-info.de/kontrolliertes-trinken/ )

Das heißt: Auf einer Familienfeier darf es auch mal ein Bier sein. Treffen Sie sich spontan mit einem Freund, sollten Sie das alkoholische Getränk eher stehen lassen. Dazu kommt übrigens auch, dass es am besten nicht mehr als zehn Trinkanlässe im Jahr gibt.
(Quelle: https://www.bussgeldbescheid-einspruch.com/kontrolliertes-trinken/ )

Ein kontrollierter Alkoholkonsum vor der MPU heißt, dass die Promillegrenze von 0,3 bis 0,5 beim Trinken nicht überschritten werden sollen. Darüber hinaus sollen zwischen den Anlässen zum Alkoholkonsum mindestens vier Wochen liegen, sodass in einem Jahr höchstens zwölfmal getrunken wird.
(Quelle: https://www.bussgeldkataloge.de/kontrolliertes-trinken/)

  1. Mindestabstand zwischen den Anlässen von vier Wochen
  2. Promillegrenze von 0,5 darf nicht, 0,3 sollte nicht überschritten werden
  3. Das entspricht ca. zwei Flaschen 0,33l Bier pro Anlass
  4. Jedweder Alkoholkonsum erfolgt geplant
(Quelle: https://www.mpu-kostenlos-bestehen.de/sonderfall-kontrolliertes-trinken/)


Und zu guter letzt noch hier aus dem Forum, auch wenn der Beitrag schon ein paar Jahre alt ist:
Als "Sicherheitsfaktor" sollten jährlich nicht mehr als 12 Trinkanlässe geregelt sein. So mancher GA wird durchaus auch mehrere Anlässe aktzeptieren, sofern sie noch als kontrolliertes Trinken einzuordnen sind.
(Quelle: https://www.mpu-vorbereitung-online.com/forum/threads/kontrolliertes-trinken-die-erklärung.550/ )


Jetzt zur eigentlichen Frage: Welchen "Plan" für KT habt ihr angegeben und wie seid ihr damit gefahren?
12 Mal im Jahr finde ich zum Beispiel bei weitem realistischer als nur 4 Mal im Jahr, aber natürlich will ich auf Nummer sicher gehen und nicht am Ende wegen "ein paar Mal zu viel" durchfallen...

Freue mich auf eure Antworten! :)

Danke & Viele Grüße

T
 

Sonne

Erfahrener Benutzer
Ich würden es halt einfach nicht bis zum Maximum ausreizen. Gerade jetzt zu corona Zeiten wäre es eh ziemlich komisch, 12 Anlässe im Jahr zu haben, a la family, hochzeit oder so.
 

Rübezahl

Gesperrte(r) User(in)
für mich stellt sich als erstes die Frage....was macht dich so sicher, dass du KT-fähig bist? Die Feilscherei um die Anzahl der Anlässe lässt mich prinzipiell hellhörig werden....
 

Tumbleweed

Benutzer
für mich stellt sich als erstes die Frage....was macht dich so sicher, dass du KT-fähig bist? Die Feilscherei um die Anzahl der Anlässe lässt mich prinzipiell hellhörig werden....
Naja, sicher kann man natürlich nie sein, aber ich hab mich halt dazu ein bisschen eingelesen und kam zu dem Schluss, dass zumindest die Grundvoraussetzungen gegeben wären:
  • Tatzeit Nachts und am Wochenende
  • Promillewert 1,84 (unter 2)
  • Ersttäter
  • Nicht mit dem Auto erwischt
  • 30 Jahre alt
Und ja, ich weiß, dass nichts davon garantiert, dass der Gutachter der Meinung sein wird, dass ich zu KT tauge, aber von Allem was man so liest sind das zumindest schon mal gute Grundbedingungen, die zumindest KT nicht von vornherein schon ausschließen. Hinzu kommt, dass die TF jetzt mehr als 6 Monate her ist und ich meinen KT Plan seitdem gut eingehalten habe (seitdem 3 geplante Trinkanlässe).

Ich würden es halt einfach nicht bis zum Maximum ausreizen. Gerade jetzt zu corona Zeiten wäre es eh ziemlich komisch, 12 Anlässe im Jahr zu haben, a la family, hochzeit oder so.
Was Corona angeht, muss ich sagen, dass sowohl letztes als auch dieses Jahr trotzdem jede Menge Hochzeiten und Familienfeiern im kleinsten Kreise stattgefunden haben. Was das "Maximum ausreizen" angeht: Klar, da stimme ich dir voll zu. Aber genau darum geht es mir das richtig einzuschätzen. Ich habe meinen MPU Termin im Mai und werde zu diesem Zeitpunkt "nur" auf 6.5 Monate seit der TF zurückblicken können.
  • Wenn ich für mich KT als 2 Mal Alkohol im Jahr definiere, kann ich mit diesen 6.5 Monaten nur sehr wenig "Übung" vorweisen (unabhängig davon, dass ich es dann eh schon versemmelt hätte und lügen müsste).
  • Wenn ich hingegen KT als 8 Mal Alkohol im Jahr definiere, könnte ich zumindest schon diese drei geplanten Anlässe in 6 Monaten vernünftig vertreten und damit zeigen, dass ich es immerhin schon drei Mal erfolgreich geschafft habe bei einem geplanten Trinkanlass mein Limit einzuhalten.
 

Tumbleweed

Benutzer
Guten Abend ihr Lieben!

Ich habe jetzt einen MPU Termin erhalten. Und zwar findet diese am 10.Mai statt und ich bin jetzt schon aufgeregt wie sonst noch was o_O
Anbei nochmal mein aktualisierter Fragebogen. Würde mich freuen, wenn ihr nochmal drüber schauen könntet. 1000 Dank schon Mal!

Allgemein

Zur Person

Geschlecht: Männlich
Größe: 1.82
Gewicht: Damals 87 Kilo, heute 81
Alter: 30

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 25.10.2020
BAK: 1.84
Trinkbeginn: 24.10.2020 19:00
Trinkende: 25.10.2020 01:30 (Sommerzeit)
Uhrzeit der Blutabnahme: 25.10.2020 02:18 (Winterzeit, also knapp 2 Stunden nach Trinkende)

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: Nein
Strafbefehl schon bekommen: Ja
Dauer der Sperrfrist: 9 Monate (Endet im August 2021)

Führerschein
Hab ich noch: Nein
Hab ich abgegeben: Ja
Hab ich neu beantragt: Noch nicht
Habe noch keinen gemacht: Nein

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Ist zu erwarten, dass die zu begutachtende Person auch zukünftig ein fahrerlaubnisfreies Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird, so dass dadurch die Eignung zum führen von fahrerlaubnisfreien KFZ ausgeschlossen ist? Liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines fahrerlaubnisfreien KFZ in Frage stellen? Zusätzlich ist zu klären, ob über die bloße Alkoholgewöhnung hinaus Umstände dafür ersichtlich sind, dass die zu begutachtende Person zukünftig mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auch mit einem fahrerlaubnispflichtigen KFZ unter Alkoholeinfluss im Straßenverkehr auffällig wird, so dass dadurch auch die Eignung zum Führen von fahrerlaubnispflichtigen KFZ ausgeschlossen ist. Liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines fahrerlaubnispflichtigen KFZ der Gruppe 1 in Frage stellen?

Bundesland
Bayern

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Ich habe nach dem Vorfall eine Trinkpause von 100 Tagen gemacht bis Anfang Februar. Seitdem trinke ich kontrolliert mit maximal 8 geplanten Anlässen im Jahr.
Ich lebe abstinent seit: -

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: Nein
Urinscreening ja/nein: Nein

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele:
Nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein

MPU
Datum: 10.05.2021
Welche Stelle (MPI): AVUS GmbH
Schon bezahlt?: Ja
Schon eine MPU gehabt?: Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: Keine



Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.

Einer meiner langjährigen Freunde aus dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin, hat im November geheiratet. Ende Oktober gab es deshalb für ihn einen kleinen Junggesellenabschied im engsten Kreis in genau diesem Ort, circa 20 Kilometer von München. Meine Eltern wohnen nach wie vor dort; ich selbst wohne seit ein paar Jahren in der Stadt. Für solche Anlässe komme ich dann zu Besuch und in der Regel packe ich mir eine kleine Reisetasche und nehme einen Schlüssel für mein Elternhaus mit, um mir die Möglichkeit offen zu halten, dort übernachten zu können. So war es auch an diesem Tag.
Der Junggesellenabschied begann um 19:00 Uhr mit einem reichhaltigen Abendessen. Im Laufe des Abends haben wir dann jede Menge Bier und Schnaps getrunken. Wie viel genau es war, kann ich ehrlicherweise nicht mehr sicher benennen, aber ich schätze, ich habe circa 7 Bier a 0,5 Liter, 3 Schnäpse (2 cl) und 3 Longdrinks (Cuba Libre mit 4cl Schnaps) getrunken. Die letzte S-Bahn Richtung Innenstadt fuhr um kurz vor zwei und da sowohl der Junggeselle als auch die anderen Gäste und ich selbst um 1:30 Uhr schon mehr als genug hatten, beschloss ich diese S-Bahn zu nehmen und nicht bei meinen Eltern zu nächtigen.
Leider machte mir jedoch die Bahn einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund von Bauarbeiten endete meine S-Bahn außerplanmäßig zwei Stationen zu früh. Ich entschied die restliche Strecke von circa 2 Kilometern zu Fuß zu gehen. Auf die Idee ein Taxi zu nehmen, kam ich leider gar nicht erst. Ich war noch keine zehn Meter vom Bahnhof entfernt, da stolperte ich schon über einen dieser e-Scooter. Offensichtlich nicht mehr klar denkend, freute ich mich darüber und entsperrte diesen, anstatt auch nur kurz darüber nachzudenken ob das in meinem Zustand wohl eine gute Idee war. Ich kam keine 500 Meter weit, da wurde ich auch schon von der Polizei aufgehalten und in dem Moment wurde mir dann klar, was ich gerade angestellt hatte. Ich wurde mit aufs Revier genommen zur Blutabnahme und einen Monat später bekam ich dann Bescheid, dass meine BAK bei 1.84 Promille lag.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
Nach bestem Gewissen geschätzt circa 7 Bier (0.5 Liter), 3 Schnaps (2cl) und 3 Longdrinks (4cl) zwischen 19:00 und 01:30 Uhr.

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich wollte 2 Kilometer fahren und wurde nach 0.5 Kilometern aufgehalten.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Nein, ich habe gemerkt, dass mir selbst die geringe Beschleunigung des E-Rollers Probleme bereitet, die ich so bei meinen nüchternen Fahrten nie hatte. Obendrein hielt ich zwischen linker Hand und Lenker eingeklemmt noch einen Regenschirm und trug einen Rucksack, was das Ganze nicht leichter machte.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ob “vermeiden” hier das richtige Wort ist, weiß ich nicht. In meinen ursprünglichen Plänen stand es gar nicht erst zur Debatte, selbst noch mit irgendetwas zu fahren, denn der Plan war entweder bei meinen Eltern zu schlafen (Fußweg von 5 Minuten) oder mit der S-Bahn nach Hause zu fahren (Fußweg von der S-Bahn Station zu meinem Hauseingang circa 2 Minuten).

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich würde gerne sagen “Mit Auto und E-Scooter nie”, aber bei näherer Betrachtung stimmt das nicht. Was tatsächlich noch nie vorgekommen ist, ist, dass ich mich nach dem Feiern ins Auto gesetzt und damit heimgefahren bin. Grundsätzlich verfolge ich wenn ich beim “Feiern gehen” der Fahrer bin, die 0.0 Strategie. Das heißt ich trinke auch nicht “nur ein Bier” sondern gar nichts. Jedoch bin ich bestimmt schon mal mit Restalkohol am nächsten Tag gefahren. Ich erinnere mich zum Beispiel noch als ich eines morgens mit 18 oder 19 das erste Mal das Auto mit Restalkohol angelassen habe, ausgeparkt habe und nach zehn Metern wieder rechts rangefahren bin um zu parken, weil ich erst im Auto gemerkt habe, dass ich mich noch betrunken fühle. Zu dieser Zeit musste ich auch aus rechtlicher Sicht noch 0,0 haben. Daraus habe ich dann gelernt am nächsten Tag entsprechend lange zu warten, bis ich wieder ins Auto steige. Dennoch, nach einer Nacht wie der meiner TF, wo ich um 3 Uhr Nachts noch 1,8 Promille hatte, müsste ich eigentlich mindestens 12 Stunden warten bis ich wieder Auto fahre, sprich bis 15 Uhr. Und es ist bestimmt schon ein paar Mal vorgekommen, dass ich hier nicht lange genug gewartet habe und demnach mit Restalkohol gefahren bin. Außerdem bin ich schon mehrmals nach dem Wandern nach Hause gefahren, auch wenn ich Mittags auf der Hütte ein Bier getrunken habe. Auch hier könnte ich noch Restalkohol gehabt haben. Mit dem E-Scooter bin ich mal beim Sightseeing in Paris nach einem Bier noch gefahren. Mit dem Fahrrad bin ich schon mehrmals betrunken, besonders in jüngeren Jahren als noch keiner meiner Freunde einen Führerschein besaß aber auch später mit dem falschen Gedanken, dass ich mich richtig benehme, da ich ja Fahrrad fahre und nicht Auto.


Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?

Meine erste Erinnerung mit Alkohol verbinde ich mit meinem Vater, der ab und zu zum Abendessen ein Weißbier getrunken hat. Da wusste ich jedoch nicht, was Alkohol oder Bier ist, nur, dass ich keines haben durfte. Das erste Mal selbst Alkohol getrunken habe ich mit 14 auf einer Silvesterparty mit Freunden.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Nach diesem erstmaligen Trinken mit 14 erstmal eine Weile nichts mehr. Dann hat sich das gesteigert bis ich 18 war und lief bis circa 24 auf einem Hoch. Seitdem wurde es kontinuierlich weniger.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Unter der Woche prinzipiell eher selten und allein zu Hause generell gar nicht. Stattdessen aber meist am Wochenende, oft mehrere Wochenenden im Monat. Wenn unter der Woche, dann eher 1-2 Bier Abends mit Freunden, Kommilitonen oder Kollegen. Am Wochenende deutlich mehr. Mal “nur” vier Bier, aber mal auch ähnlich viel wie bei meiner Trunkenheitsfahrt, sprich 6-8 Bier und mehrere Schnaps und Mischgetränke z.B. Whiskey Cola, Wodka Red Bull oder Cuba Libre (3-4 Long Drinks am Abend).

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Nie alleine. Zu Hause bei Freunden, auf kleineren Volksfesten in der Umgebung oder in Clubs & Bars in der Stadt meist in größeren Gruppen von Freunden, Schulkameraden und Kommilitonen.
 

Tumbleweed

Benutzer

12. Warum haben Sie getrunken? (Innere & Äußere Motive)

Ich habe schon in jungen Jahren das erste Mal Alkohol getrunken, mit circa 14 einhalb. Das fing auf einer kleinen Feier mit Freunden an, wo jeder einfach wahllos irgendwelche Getränke mitgebracht hatte, die er aus der Schnapsbar der Eltern entwendet hatte. Hier war ganz klar der Sinn herauszufinden, was der Alkohol “kann”, also was es bedeutet einen Rausch zu haben. Wenig überraschend haben wir uns alle gnadenlos überschätzt und nicht wenige von uns waren so betrunken, dass sie sich übergeben mussten. Auch ich musste mich übergeben. Damit war für mich erstmal der Alkohol gestorben. Nach wenigen Monaten begannen meine Freunde jedoch wieder Bier zu trinken und durch einen gewissen Gruppenzwang wollte ich auch dazu gehören und trank mit. Ich erinnere mich noch gut, dass mir das Bier damals schrecklich schmeckte. ...Aber es war cool und wer auf einer Party nichts getrunken hat, der war seltsam und ein Outsider. Obendrein merkte ich natürlich, dass der Alkohol eine entsprechende Wirkung auf mich hatte und manche Abende deutlich lustiger machte als sie es vielleicht ohne Alkohol gewesen wären. Zudem war ich ein relativ schüchterner Junge, was Frauen angeht und auch das ließ sich im angetrunkenen Zustand leichter überwinden. So viel zur anfänglichen Motivation wie ich mit dem trinken angefangen habe. Die positiven Effekte blieben mit steigendem Alter ähnlich. Der Alkohol machte mich lustiger, redseliger und weniger schüchtern. Hinzu kam jedoch, dass mir Bier inzwischen schmeckte, sowie eine gewisse Gewohnheit. In meinen Freundeskreisen war es nach wie vor die Norm zu trinken, frei nach dem Motto “Alkohol ist die einzige Droge, bei du dich rechtfertigen musst, wenn du sie nicht nimmst.” Ein weiterer entscheidender Punkt war, dass es meist wenig negative Auswirkungen gab. Natürlich wusste man, dass Alkohol eine Droge ist und in diesen Mengen sicherlich auch schädlich für die Gesundheit, aber da der Kater am nächsten Tag sich meist in Grenzen hielt hat man von diesen gesundheitlichen Auswirkungen bewusst wenig gespürt.

Hin und wieder kam es auch vor, dass ich in stressigen oder schwierigen Situationen Alkohol konsumiert habe. Anfang 20 habe ich es mal geschafft die Dachfenster meines Zimmers offen zu lassen kurz bevor ein Sturm aufzog. Innerhalb kürzester Zeit waren beide Fenster ausgerissen und davon geflogen, was nicht gerade für die beste Stimmung bei meinen Eltern sorgte. Obendrein begann es zu stürmen und zu regnen und wir mussten die Löcher im Dach ja irgendwie reparieren. Zusammen mit einem befreundeten Handwerker stieg ich (gesichert) aufs Dach um die offenen Stellen zu vernageln und neu einzudecken. Gleichzeitig mussten wir das Wasser, das bereits nach innen lief ständig wieder aufwischen. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei, aber ich war so fertig mit den Nerven, dass ich als ich später am Abend in die Stadt zum Feiern fuhr, deutlich mehr getrunken habe, als ich es vielleicht ohne diesen Zwischenfall getan hätte.

Auch kam es vor, dass ich mich regelmäßig beim Weggehen mit einer Freundin gestritten habe, in die ich damals verliebt war. Das hat ebenfalls dazu geführt, dass ich dann in eine Art “Mir ist alles egal” Stimmung verfiel und deutlich mehr trank als gewollt. Hierbei war es jedoch nie so, dass ich diese Entscheidung nüchtern getroffen habe, sondern da war ich immer bereits angetrunken.

Ich war und bin kein großer Fan vom Weggehen in Clubs mit lauter Techno Musik. Trotzdem ließ ich mich regelmäßig von meinen Kumpels in genau solche mitschleifen. Um das einigermaßen auszuhalten, habe ich dann meistens schon mit den anderen zusammen vorgeglüht, sodass ich im Club dann schon ein paar Bier hatte. Immerhin das wusste ich auch schon vor der TF besser, sodass ich solche Plätze jetzt meide.

Der Höhepunkt meiner Trinkzeit war wohl Mitte 20. Danach wurde es kontinuierlich seltener und weniger zum einen aus Zeitgründen zum anderen weil der Kater immer schlimmer wurde. Als die Pandemie ausbrach wurde es dann nochmal weniger, weil ich alleine grundsätzlich nichts trinke und man sich durch die Bestimmungen ja nicht mehr so oft treffen konnte. Der Oktober 2020 war bisher einer der schlimmsten Monate meines Lebens für mich. Erst starb meine Großmutter, kurz darauf aus heiterem Himmel meine Tante. Es ist mir einerseits etwas unangenehm, das zu erwähnen und als Begründung für meinen wieder erhöhten Konsum aufzuführen, weil ich mich ein wenig so fühle, als würde ich diese tragischen Ereignisse als Ausreden zu meinem eigenen Vorteil nutzen und damit das Andenken dieser beiden geliebten Menschen verschmutzen. Aber wenn ich ehrlich zu mir bin, ist das nun mal die Wahrheit und keine Ausrede. So kam es dass ich Mitte und Ende Oktober wieder mehr trank.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Bei wenig Alkohol, dass ich noch mehr geredet habe als ohnehin schon, dass ich offener und weniger schüchtern war und viele Dinge schnell deutlich lustiger waren als sie es vielleicht ohne Alkohol gewesen wären.
Bei viel Alkohol, die gleichen Effekte wie bei wenig Alkohol nur in gesteigerter Form. Dazu kamen dann jedoch noch Probleme mit dem Sprechen und mit dem Gleichgewicht. Während es bei wenig Alkohol ganz angenehm war offener und weniger schüchtern zu sein, war ich bei zu viel Alkohol nicht selten zu offen oder selbstbewusst und so hatte ich am nächsten Tag oft nicht nur einen unangenehmen Kater sondern ich habe mich auch ziemlich geschämt. Gerade der Kater wurde von Jahr zu Jahr schlimmer und es war nicht nur der Kater, sprich Übelkeit oder Kopfschmerzen, sondern auch eine unglaubliche Antriebslosigkeit, sodass ich mir ab und zu nur durch einen Freitagabend das gesamte Wochenende vermieste.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Gerade in jüngeren Jahren, gab es schon ab und zu mal Stress mit meinen Eltern. Zu 100 Prozent ernst genommen habe ich das allerdings leider nicht. Ich habe zwar schon versucht mich die nächsten Wochen zu mäßigen, aber gleichzeitig hatte es auch zur Folge, dass ich versucht habe, dass meine Eltern es in Zukunft nicht mehr so leicht mitbekommen, wenn ich zu viel trinke.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Unter Umfeld verstehe ich Schule, Studium, Arbeit, Freunde und Familie. Glücklicherweise gab es hier kaum Auswirkungen. Es kam schonmal vor, dass man sich im Rausch mit einem Freund wegen etwas gestritten hatte, was nüchtern vermutlich niemals ein Thema gewesen wäre. Glücklicherweise konnten solche Konflikte aber immer am nächsten Tag beigelegt werden. Auf mein persönliches Leben gab es jedoch schon ein paar Auswirkungen wie die bereits erwähnte Antriebslosigkeit und ein damit verbundenes “Schleifen Lassen” im Erreichen meiner Vorsätze z.B. auf sportlicher und musikalischer Ebene, was wiederum hin und wieder zu schlechter Laune führte.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Mit 18 - 24 war es definitiv mehr als jetzt. Dabei geht es auch um die Menge die ich getrunken habe, aber vor Allem um die Regelmäßigkeit. Als Ursachen könnte ich mir vorstellen, dass damals die positiven Effekte des Trinkens noch mehr da waren als heute. Mit 18 hatte ich selten einen schlimmen Kater und war auch oft in der Lage auch nach einer harten Partynacht dennoch am nächsten Tag Sport zu machen oder etwas zu unternehmen. Zudem habe ich mir in diesem Alter wenig Gedanken dazu gemacht wie ungesund meine Trinkgewohnheiten sind. Außerdem hatte ich als Student einfach wesentlich mehr Freizeit als heute. Das heißt, selbst wenn ein Wochenende fürs Feiern draufgegangen ist, hatte ich auch unter der Woche noch ein paar Tage für Sport oder andere freizeitliche Aktivitäten zum Ausgleich.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Leider ja. Ich zähle den Abend meiner TF mit 1.84 Promille durchaus auch dazu, jedoch war das zugegebenermaßen nicht das erste Mal, dass ich so betrunken war. Bei einer Feierabendbierrunde unter der Woche mit Kollegen oder Kommilitonen kam ich zwar nie auf solche Werte aber beim Feiern am Wochenende kam das schon mal vor, besonders wenn wir uns erst irgendwo zum Vorglühen trafen und dann die Nacht bis zum frühen Morgen in einem Club oder einer Bar verbrachten, sodass wir insgesamt auf einen sehr langen Trinkzeitraum kamen.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Kommt ein bisschen darauf an, ab wann ein Zeitraum als “länger” gilt. Während meines Studiums jedes Jahr zweimal für einen Monat während der Klausurenphase. Auch außerhalb des Studiums habe ich solche strikten Trinkpausen eingelegt zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen oder um sportlich fitter zu werden oder abzunehmen. Im Jahr 2020 zum Beispiel vom 1.Januar bis Mitte Februar und dann kurz danach nochmal im ersten Lockdown im März und April 2020 für fünf Wochen.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Um diese Frage zu beantworten, musste ich zugegebenermaßen erst einmal googlen, welche Kategorien es gibt. Ich wusste, dass es den so genannten “Quartalssäufer” gibt und dachte früher immer, dass das wohl am ehesten auf mich zutrifft. Grund dafür war, dass ich unter der Woche oder auch an manchen Wochenende keinen Schluck getrunken hab, und dann im Vergleich an einem anderen Wochenende sehr viel. Wenn ich mir heute die genaue Definition eines solchen Epsilon Alkoholikers durchlese, dann ist das bestimmt nicht das, als was ich mich definieren würde, sowohl damals als auch heute. Ganz perfekt trifft keine der fünf Gruppen auf mich zu, teilweise ist der Übergang zwischen den Gruppen auch eher fließend. Ich würde mich damals wie heute am ehesten als Beta Trinker einschätzen, mit dem Zusatz, dass ich niemals alleine, ohne Gesellschaft getrunken habe. Auch nach dem Ausschlussprinzip, bleibt mir nur der Beta Trinker, da alle anderen Gruppen schlechter passen.


Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?

Nach meiner TF habe ich erst einmal gar nichts mehr getrunken, ohne ein festes Ziel zu haben, wie lange ich das durchziehe bzw. das Ziel ist stetig gewachsen. Nach dem dritten vollen Monat lud, eine Woche im Voraus, eine Kollegin zu einem Geburtstagsbier nach der Arbeit ein. Für mich war inzwischen klar, dass ich auf lange Sicht nicht zu 100% auf Alkohol verzichten möchte und dass ich mich mein Leben nicht vom Alkohol kontrollieren lassen möchte, sondern unter Beweis stellen kann und will, dass das Gegenteil der Fall ist: Sprich: Ich habe die Kontrolle über meinen Alkoholkonsum. Am Geburtstag meiner Kollegin würde meine Trinkpause genau 100 Tage angedauert haben, so entschied ich mich dort mein erstes Bier nach der Pause zu trinken. Seitdem trinke ich kontrolliert und führe Buch wann und was ich trinke.

Der Plan sieht wie folgt aus:
  • Welchen Alkohol trinke ich?
    Nur Bier, Wein oder Sekt. Keine harten Spirituosen.
  • Wie viel trinke ich davon?
    • Maximal ein 0.5 Bier oder zwei 0.33
    • Maximal 2 Gläser Wein (0.1 Liter) oder eine Tasse Glühwein (0.2)
    • Maximal ein Glas Sekt (0.2 Liter)
  • Wie oft trinke ich?
    • Maximal 8 Mal im Jahr (Weihnachten & Silvester + 6 andere Anlässe)
    • Zwischen zwei Anlässen müssen mindestens vier Wochen liegen, als einzige Ausnahme erlaube ich mir Weihnachten und Silvester
  • Was zählt als Anlass?
    • Geburtstage, Hochzeiten oder Familienfeiern, Silvester
    • Es kann natürlich auch andere Anlässe geben, ein spontanes Treffen mit Freunden ist jedoch sicherlich keiner. Eine gewisse Offenheit möchte ich mir hier lassen sofern ich Punkt 1-3 damit nicht breche.
Wie hat das bisher funktioniert? (KT Kalender Vergangenheit)
  • 25.10.2020 TF 1,84 Promille
  • 01.02.2021 ein Bier (0.5) zum Geburtstag einer Arbeitskollegin
  • 05.03.2021 zwei Bier (0.33) Einstand eines “alten neuen” Arbeitskollegen, den ich für meine Firma abgeworben habe
  • 01.05.2021 ein Glas Sekt zum 60. Geburtstag meiner Mutter

Was sind die nächsten geplanten Events für das restliche Jahr? (KT Kalender Zukunft)
  • 23.Juli Hochzeit eines Freundes
  • 24.12.2021 Heiligabend mit meiner Familie
  • 01.01.2022 Anstoßen aufs neue Jahr

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 1.Mai ein Glas Sekt zum 60. Geburtstag meiner Mutter

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
So gut wie nie. In der Vergangenheit 1 - 2 Mal im Jahr ein alkoholfreies Weißbier beim Zieleinlauf bei Laufsport-Events.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke heute kontrolliert, denn ich möchte nicht gänzlich auf Alkohol verzichten, sondern in der Lage sein mit Freunden oder Familie zu besonderen Anlässen anstoßen zu können. Ich möchte mein Leben nicht vom Alkohol einschränken und damit kontrollieren lassen, sondern stattdessen will ich derjenige sein, der die Kontrolle über den Alkohol hat. Wenn es einen Anlass gibt bei dem ich gern etwas trinken würde, dann will ich nicht sagen müssen “Das geht leider nicht, ich darf keinen Tropfen Alkohol mehr trinken, nie mehr in meinem Leben”, sondern ich will bewusst entscheiden können, zu bestimmten, seltenen Anlässen ein Glas trinken zu können und es dann auch dabei zu belassen.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Reduziert habe ich es tatsächlich schon vor der ganzen Geschichte mit der Trunkenheitsfahrt. In erster Linie, weil ich die Auswirkungen mit 30 deutlich stärker spüre, als noch vor zehn Jahren. Während ich einen Abend mit mehreren Bier am nächsten Morgen mit 18 kaum noch spürte, sah es mit 25 schon ganz anders aus. Dennoch kam es auch danach noch häufig genug vor, dass ich zu viel getrunken habe, wie die Nacht der TF deutlich zeigt. Es fällt mir nicht ganz einfach mir das einzugestehen, aber der finale Dämpfer durch das “Erwischt werden”, die Geldstrafe und die MPU war wohl leider nötig. Nur so, war ich mal tatsächlich gezwungen, mich intensiver mit dem Thema auseinander zu setzen.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Der ganze Abend der TF hat mich so runtergezogen, dass ich die nächsten Tage extrem depressiv war und sauer auf alles und jeden. Ich dachte mir: “Die StVO ist unfair, die Polizei alles andere als ein Freund oder Helfer und die eScooter Anbieter könnten sich mehr Mühe geben solche Trunkenheitsfahrten zu verhindern.” Am Ende war ich sogar sauer auf die Deutsche Bahn, “da das ja alles nie passiert wäre, wenn die S-Bahn regulär nach Fahrplan gefahren und mich vor meiner Haustüre abgesetzt hätte”. Es hat dann ein paar Tage gedauert, bis ich einsehen musste, dass der einzige, der an all dem Unheil Schuld trägt, ich selbst bin. Das war dann ein ziemlich harter Cut, denn dann war für mich erstmal klar, dass ich die nächsten Wochen komplett abstinent leben wollte, bis mindestens 1.Dezember. Gleichzeitig nahm ich mir vor, wieder mehr Zeit dem Sport und der Musik zu widmen. Nach dem ersten Monat merkte ich bereits, dass ich mich deutlich fitter fühlte. Ich hatte vier Kilo abgenommen und auch mit der Gitarre und dem Klavier ging es bergauf. Ich beschloss mindestens bis Weihnachten weiter zu machen. Da wären es dann ziemlich genau zwei Monate Abstinenz und dann konnte ich zu Heiligabend mit meiner Familie anstoßen. Als es dann soweit war, war der Wunsch meinen “Trinkpausenrekord” zu vergrößern deutlich größer als der des Anstoßens und so ging die Enthaltsamkeit weiter. Ende Januar hatte ich dann weitere zwei Kilo abgenommen und fühlte mich insgesamt deutlich ausgeglichener. Gleichzeitig hatte eine Kollegin für nächste Woche eingeladen, nach der Arbeit noch mit einem Bier auf ihren Geburtstag anzustoßen. Ich rechnete nach und stellte fest, dass ich an diesem Abend genau 100 Tage Trinkpause erreicht haben würde. So entschied ich mich, dass es ein würdiger Anlass war in Phase 2 überzugehen: Das kontrollierte Trinken. An diesem Abend habe ich dann auch genau dieses eine Bier getrunken und das war’s. Seit dem gab es zwei weitere Trinkanlässe. Der Einstand eines neuen Arbeitskollegen (welcher ein guter Freund von mir ist und welchen ich für meine Firma geworben hatte) und den 60.Geburtstag meiner Mutter. Zusätzlich haben natürlich viele meiner Freunde mitbekommen, dass ich meine Trinkpause beendet hatte. Deshalb gab es auch mehrere spontane Anlässe, bei denen ich trinken können hätte, aber erfolgreich abgelehnt habe. Die Umstellung zum kontrollierten Trinken hatte bisher keine negativen Nebenwirkungen, das heißt, ich mache immer noch täglich Sport und bin insgesamt soweit zufrieden mit mir.
 
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