Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Im Mai 2020 begann ich direkt nach der Arbeit gegen 18 Uhr an einem nahegelegenen Grundstück mit Bekannten zu feiern. Bis etwa 1 Uhr in der Nacht konsumierte ich einige Flaschen Bier zu 0,33 l, wie viele es exakt waren, kann ich nicht mehr sagen.
Ich weiß noch, dass ich unbedingt zu Hause schlafen wollte. Daher setzte ich mich – entgegen des Rates einiger Anwesender – irgendwann nach 1 Uhr in mein Auto und wollte den Heimweg antreten. Weit kam ich nicht; bereits nach ca. 500 m geriet ich in einer Kurve ins Schleudern und landete im Graben. Ein Vorbeifahrender alarmierte die Polizei, die dann auch zügig eintraf. Welchen Wert diese beim Alkoholtest vor Ort ermittelte, kann ich nicht sagen. Bei der Blutabnahme gegen 3 Uhr wurde eine BAK von 1,86 festgestellt.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Die Trinkzeit erstreckte sich über ca. sieben Stunden, von etwa 18 Uhr am Abend bis 1 Uhr in der Nacht. Ich trank ausschließlich Bier in Flaschen zu je 0,33 l, Alkoholgehalt 4,8 %. Laut meiner Erinnerung sind es insgesamt ca. 12 Flaschen +/- gewesen, was sich auch mit meinen nachträglichen Berechnungen mit der Widmark-Formel deckt:
c = A / (p * r),
wobei A = m * Vol%/100 * s * rp = 3960 g * 4,8/100 * 0,8 * 0,8 = 121,651 g;
p = 76;
r = 0,7
=> c = 121,651 / (76 * 0,7) = 2,29
Da der Abbau pro Stunde ca. 0,1 beträgt, deckt sich dies unter Einbeziehung der Trinkzeit mit einer BAK von 1,86 um 3 Uhr
(Gerne Hinweise, wenn ich da irgendwo einen Denkfehler drin habe).
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Geplant war eine Fahrt über 15 km. Nach etwa 0,7 km, in einer Kurve, kam ich von der Fahrbahn ab und landete im Graben.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Ja, ich schätze, die vermeintlich kurze Strecke nach Hause noch sicher bewältigen zu können, wenn ich mich konzentriere. Im Nachhinein ist mir bewusst, dass der Alkohol mich dazu bewegte, mich und meine Fahrfähigkeiten in diesem Zustand so zu überschätzen.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe den Abend über nicht darüber nachgedacht, wie ich nach Hause komme, war mir aber vor der Fahrt sicher, diese antreten zu wollen. Auch die geäußerten Bedenken meiner anwesenden Bekannten konnten daran nichts ändern.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ich gehe davon aus, dass ich vor dem Vorfall hier und da bereits Fahrten mit zu viel Alkohol intus angetreten habe, wobei es sich da ausschließlich um verhältnismäßig geringe Mengen handelte (etwa drei Bier +/-).
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
In der Summe sind es definitiv nicht mehr als fünf Fahrten gewesen. In den allermeisten Fällen habe ich gar nichts konsumiert, wenn mir bewusst war, dass ich noch fahren muss/möchte.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mein erster Alkoholkonsum fand in einem Alter von 16 Jahren auf einer Abschlussfahrt in Form von Mischbier statt.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Bis Anfang zwanzig erstreckte sich der Alkoholkonsum vor allem auf die Wochenenden, wo ich dann beim Feiern gerne auch zu Schnaps griff. Später dann, gegen Mitte zwanzig, trank ich im Wesentlichen nur noch Bier, wobei unter der Woche auch gerne mal ein, zwei Feierabendbiere dazukamen.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich habe fast jedes Wochenende getrunken, ab ca. Mitte zwanzig im Wesentlichen nur noch Bier. Häufig waren des dann 10 Bier +/-. Unter der Woche kam - wenn auch nicht jeden Tag - häufig der Konsum von meist ein, zwei Bier zum Feierabend zu Hause dazu.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
An den Wochenenden habe ich ausschließlich mit Freunden und Bekannten getrunken, häufig in privaten Räumlichkeiten, teils in öffentlichen wie Kneipen oder ähnlichen.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Der Alkohol war lange Zeit eine einfache Möglichkeit für mich, zu Lockerheit, Aufgeschlossenheit und einem erhöhten Spaßfaktor zu gelangen. Irgendwann gab es da dann eine gewisse Verbindung, der Alkohol gehörte für mich bei Partys und gesellschaftlichen Zusammenkünften dazu.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Wie oben beschrieben, führte Alkohol dazu, dass ich lockerer, aufgeschlossener und spaßiger wurde. Ich erlangte ein Selbstbewusstsein, das mir im Alltag sonst häufig fehlte, und war fähig dazu, leichter mit anderen zu kommunizieren.
Wenn viel Alkohol im Spiel war, neigte ich dazu, sehr risikofreudig zu werden. Auch ein aggressiver Faktor spielte dann ab und an eine Rolle, wobei ich diesen nie aktiv in Form von z. B. körperlichen Konfrontationen auslebte.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Die Eltern äußerten über die Jahre an manchen Stellen Bedenken über meinen Alkoholkonsum. Dies tat ich allerdings als klassische elterliche Sorgen ab und nahm diese dementsprechend nicht ernst. Ich hatte immer das Gefühl, mich mit meinem Konsum im herkömmlichen gesellschaftlichen Rahmen zu befinden.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ab einem bestimmten Punkt hatte ich das Gefühl, gerade am Wochenende keinen Spaß und keine Befriedigung ohne Alkoholkonsum erlangen zu können. Gerade im Alter von etwa 19 bis Anfang 20 schränkten die Tage nach exzessivem Alkoholkonsum (auch Schnaps) mich merklich ein; später zumindest dann auch, wenn verhältnismäßig viel getrunken wurde.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ja, in meiner Zeit zwischen 19 und Anfang 20 Jahren war es deutlich mehr als in den darauffolgenden Jahren. Ich vermute, dass zu diesem Zeitpunkt meine Unsicherheit, die da noch intensiver war als sie heute ist, eine wesentliche Rolle spielte. Zudem hatte ich das Gefühl, das Leben in diesem Alter voll auskosten zu müssen und verband dies fälschlicherweise mit exzessivem Alkoholkonsum und einem vermeintlich damit verbundenen erhöhten Spaßfaktor.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, gerade in den beschriebenen Jahren mit Anfang 20 und dem Konsum von Schnaps kam dies häufiger und oft auch bewusst herbeigeführt vor. Später dann, ab Mitte ca. einem Alter von Mitte 20 und dem fast ausschließlichen Konsum von Bier kam dies selten vor. Ich hatte das Gefühl, bewusster den Kipppunkt zwischen den vermeintlich positiven und negativen Einflüssen des Alkohols zu registrierten und stoppte so in den allermeisten Fällen rechtzeitig.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Bis zum Entzug meines Führerscheins habe ich nie über einen längeren Zeitraum bewusst auf den Genuss von Alkohol verzichtet.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
In der Reflexion schätze ich mich durchaus als einen alkoholabhängigen Menschen ein. Auch wenn kein täglicher Konsum die Regel war, war der Alkoholkonsum am Wochenende doch ein fester Bestandteil meines Lebens. Zur Zeit des Konsums habe ich das eher als normal, als gesellschaftlich durchschnittlich und unbedenklich angesehen. Ich hatte das Gefühl, mich mit dem vermehrten wochenendlichen Konsum und regelmäßigen in kleinerem Ausmaß gehaltenen Feierabendbierkonsum völlig im "gesunden" Bereich zu befinden.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein, ich trinke keinen Alkohol mehr.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Zuletzt habe ich Ende September 2022 Alkohol getrunken. Von Anfang Juli 2021 bis Juni 2022 war ich erstmalig und bewusst über einen längeren Zeitraum hinweg abstinent. Im Juni 2022 wurde ich rückfällig, bis ich eben im September die Reißleine zog.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Der Führerscheinentzug und der damit einhergegangene Vorfall haben mich dazu angestoßen zu erkennen, dass bei mir ein problematischer Konsum von Alkohol vorliegt. Gerade in der nachträglichen Reflexion habe ich erkannt, dass für mich Spaß und gesellschaftliche Zusammenkünfte zu sehr mit Alkohol verbunden waren. Ich bin heute der Meinung, auch nüchtern und mit klarem Kopf das Leben genießen und Spaß haben zu können, was ich mir auch selbst schon an einigen Stellen attestieren konnte und weiterhin auch möchte. Ich möchte meinen Charakter und meine Art ohne betrübenden und verfälschenden Einfluss durch eine Substanz ins Leben integrieren und so auch Stück für Stück mein Selbstbewusstsein auf natürliche Weise stärken.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Erst durch den Unfall und den Führerscheinentzug bekam ich den entscheidenden Anstoß, meinen Konsum und dessen Rolle in meinem Leben zu überdenken. Davor habe nicht den problematischen und mich letzten Endes selbst in meiner Persönlichkeit limitierenden Faktor des Alkoholkonsums erkannt.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Die beschriebenen Abstinenzphasen einschließlich der aktuellen leitete ich stets prompt ein. Durch meinen grundsätzlich vorhandenen Willen, begonnene Dinge zu Ende zu führen, fielen mir die Umstellungsphasen nicht schwer.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich erkenne nun, dass mein Selbstbewusstsein und meine Selbstsicherheit nicht vom Alkoholkonsum abhängig sind. Zwar besitze ich meiner Einschätzung nach nicht viel von beidem, merke aber, wie ich im nüchternen und bewussten Zustand vor allem im gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Kontext positiv und auch dauerhaft auf Verbesserungen hinarbeiten kann. Dadurch arbeite ich inzwischen auch intensiver an anderen Problemen, die sonst gerne beiseite geschoben habe. Zum Beispiel befinde ich mich seit Anfang 2022 in psychotherapeutischer Behandlung, um bereits jahrelang mal mehr, mal weniger offensichtliche Probleme wie meine Angststörung anzugehen.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich mache mir immer wieder bewusst, wie viel ich mit meiner neuen Herangehensweise erreichen kann, auch wenn es kleine Schritte sind, die mich persönlich und charakterlich voranbringen. Ich möchte nicht riskieren, durch ein Fallen in alte Verhaltensmuster auch wieder in die alten, beschränkenden, Denkmuster, die mich letztendlich selbst in meiner Entwicklung ausbremsen, hineinzugeraten.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Aktuell sehe ich keine Gefahr, in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Nach meiner fast einjährigen Abstinenz und dem dann eingetretenen Rückfall habe ich gemerkt, wie schnell die alten Probleme und alten Muster zurückkehren. Dies möchte ich kein weiteres Mal riskieren und erleben, ich möchte mir selbst beweisen, wie stark ich sein kann und auch schlechte Phasen in meinem Leben meistern kann, ohne auf vermeintlich einfache und lösungsbringende Mittel zu deren Bewältigung zurückzugreifen.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich beabsichtige, dauerhaft auf den Konsum von Alkohol zu verzichten. Daher besteht auch keine Gefahr, Trinken und Fahren zu vermischen.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
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