Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
Ich war an diesem Tag auf den Geburtstag einer Freundin / Arbeitskollegin eingeladen. Eigentlich war es mein freies Wochenende, aber ich stimmte leider ein, einen kurzen Spätdienst zu fahren. Ich bin Krankenschwester im ambulanten Pflegedienst. Gleich nach Feierabend fuhr ich zu besagter Freundin, es waren schon einige Gäste da und ich stieg gleich ins Trinken mit ein, dies war so gegen 19 Uhr. Während der Feier trank ich ziemlich viel. Ich hatte eigentlich schlechte Laune und war frustriert. Wieder ein Mal hatte ich mich von meinem Chef unter Druck setzen lassen und bin eingesprungen, wieder ein Mal konnte ich nicht nein sagen. Darüber habe ich mich tierisch geärgert. Zudem hatte ich an dem Tag auch Ärger mit meinem Mann, bevor ich zur Arbeit fuhr. Ich warf ihm vor, dass er sich zu wenig um Hund und Haushalt kümmerte. Während der Feier schrieben wir über whatsapp und das alles schaukelte sich hoch. Anstatt in richtige Feierlaune zu kommen, wurde meine Stimmung immer schlechter. Gegen 22.30 Uhr als die Stimmung bei den anderen eigentlich richtig gut war, tat ich so, als müsste ich zur Toilette und verließ die Wohnung, es hat niemand gemerkt. Ich stieg ins Auto und wollte nach Hause fahren. Insgesamt sind das 8km, ich wurde nach 2km von der Polizei angehalten, weil ich auffällig fuhr - viel zu schnell und in Schlangenlinien. Die Polizei hat meine Fahne deutlich wahrgenommen, ich war auch am Torkeln und ich wurde mit zur Wache genommen. Etwa eine Stunde später kam ein Arzt um mir Blut abzunehmen.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
(Ich habe das mit dem Promillerechner von "Kenn dein Limit" gerechnet, ich weiß es leider nicht mehr so genau...)
Ich habe zwischen 19 und 22.30 Uhr insgesamt 5 x 0,33 L. Bier und 5 x 0,2 cl Ouzo getrunken.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich hatte 8km Weg insgesamt, nach 2km wurde ich von der Polizei angehalten.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich habe darüber nicht nachgedacht als ich die Wohnung meiner Freundin verlassen habe. Im Auto wurde mir aber dann irgendwann klar, dass ich zu viel Alkohol intus hatte, um sicher fahren zu können. Ich hab gemerkt, dass ich viel zu unsicher fuhr.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Eigentlich wollte ich bei meiner Freundin schlafen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mit so einer hohen Promillezahl bin ich nie gefahren. Ich bin früher noch nach 2 kleinen Bieren gefahren oder vielleicht auch mit Restalkohol, wenn ich am nächsten Morgen früh raus musste.
Ich habe darüber früher nicht nachgedacht. Rückblickend ist das ein No Go, denn das Reaktionsvermögen ist auch schon nach geringeren Mengen Alkohol eingeschränkt.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Das erste Mal Alkohol getrunken habe ich mit 16 Jahren, das war ein Mischbier.
In unserer Familie spielte Alkohol keine Rolle, daher habe ich auch keine konkreten Erinnerungen, außer, wenn ich die betrunkenen Leute auf Schützenfesten gesehen habe.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Zwischen 16 und 20 habe ich kaum Alkohol getrunken, vielleicht zwei oder drei Mal im Jahr und dann nur ein Mischbier. Mit 20 Jahren fing ich an in Discos und auf Partys zu gehen. Da habe ich ausschließlich an den Wochenenden getrunken, 2x im Monat. In dieser Zeit hat sich mein Konsum gesteigert, das werden so bis zu 5 Longdrinks und 3 bis 4 Liköre (20 Prozent) gewesen sein (im Höchstfall).
Zwischen 23 und 26 Jahren wurde es ruhiger, ich ging viel weniger auf Partys und wenn ich dort war, habe ich auch nicht mehr so viel vertragen.
Die letzten 1,5 Jahre habe ich auch mal unter der Woche Bier getrunken. Es war erst nur mal eins nach Feierabend und bis kurz vor der Tat hat es sich gesteigert. Ich habe bis zur Tat etwa 2-3 x die Woche Bier getrunken, das waren dann bis zu 3x 0,33 Liter.
Ich war zu dieser Zeit auch wieder mehr feiern, etwa ein Mal im Monat. Dort habe ich dann Bier und Schnaps getrunken. Es war mal mehr, mal weniger, ich würde sagen ich habe da so an einem ganzen Abend / Nacht bis zu 8 x 0,33 Liter Bier getrunken und vielleicht 6 Schnäpse getrunken.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Vor der Tat habe ich so ein Mal im Monat viel getrunken zu Feiern. Dann bis zu 8x 0,33 Liter Bier und bis zu 6 Schnäpsen.
Ansonsten habe ich 2 bis 3 Mal wöchentlich bis zu 3x 0,33 Liter Bier konsumiert.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Auf Feiern, Geburtstagen, in der Disco mit Freunden. Zuhause unter der Woche alleine.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Äußere Motive waren:
Ich wollte den Stress los werden, den ich manchmal hatte und wollte nach der Arbeit einfach abschalten. Außerdem war es bei Feiern gesellig mitzutrinken, die Laune hob sich und ich war etwas enthemmter, konnte mit anderen Leuten besser ins Gespräch kommen.
Meine inneren Motive waren:
Stress und Frustabbau. Ich habe mich sehr oft über mich selbst geärgert, weil ich so schlecht Nein sagen kann und meine Meinung viel zu oft für mich behalte. Dadurch war ich häufig frustriert. Viel zu oft habe ich gemacht, was andere wollten, anstatt auf meine eigenen Bedürfnisse zu hören. Egal ob das der Chef ist, dem ich wieder ein Mal kein Kontra gegeben habe, oder Klienten bei der Arbeit. Im Privatleben habe ich auch manchmal solche Erfahrungen machen müssen, z.B. blieb viel zu viel im Haushalt und in der Hundeerziehung an mir hängen. Zuhause fiel es mir leichter Dinge anzusprechen, aber ich hatte nicht das Durchhaltevermögen auf meiner Meinung zu beharren. Zudem war ich manchmal auch sauer auf mich, dass ich nicht so leicht mit anderen ins Gespräch komme.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol ließ die Hemmschwelle etwas nach, ich kam leichter mit anderen ins Gespräch, die Laune hob sich etwas, wenn ich schlecht drauf war. Ich dachte nicht mehr so viel über alles nach. Bei viel Alkohol wurde ich meistens müde.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, da in dem Freundeskreis, mit dem ich feierte alle ähnlich viel Alkohol tranken.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
An Tagen, nachdem ich Alkohol getrunken habe, kam ich schlechter aus dem Bett. Ich hatte nicht so viel Energie, wie an Tagen ohne Alkohol, weil mein Körper damit zu tun hatte, den Alkohol wieder abzubauen. Ich war lustloser und konnte mich zur Arbeit oder zum Spazieren gehen, für den Haushalt weniger gut aufraffen.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Ich habe mit Anfang 20 häufiger viel getrunken, weil ich da öfter feiern war. Ansonsten nein.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein, ich habe das leider nie so ganz hinterfragt und sah somit auch nicht den Grund mich einzuschränken.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich würde sagen, dass ich den Alkohol früher missbraucht habe. Mit genussvollem Trinken hatte das nichts mehr zu tun. Ich habe getrunken um Frust weg zu lassen und um etwas enthemmter zu sein auf Feiern.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
Nach meiner Alkoholfahrt habe ich eine Trinkpause eingelegt. Ich war über mich selbst erschrocken und schockiert.
Ich habe am
xx. 05.20. kleines Bier
xx. 08.20. kleines Bier
xx. 09.20. kleines Bier
xx .12.20. Glas Sekt
zu mir genommen.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Silvester, 1 Glas Sekt.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke heute nur noch zu gewählten Anlässen Alkohol und dann nur ein Bier oder ein Sekt. Ich möchte niemals mehr so eine hohe Trinkfestigkeit zurückerlangen, wie ich sie mal hatte. Nachdem ich mich so ausführlich mit Alkohol beschäftigt habe, möchte ich es nie mehr so weit kommen lassen. Ich schade meinem Körper damit und ich habe durch die Fahrt gesehen, was passieren kann. Ich möchte das Bier oder den Sekt nur noch trinken, wenn es einen besonderen Anlass gibt, zum Anstoßen und zum Genuss. Es soll mir keine Entspannung mehr bringen und es soll mich auch nie wieder enthemmter machen. Hochprozentiges möchte ich gar nicht mehr zu mir nehmen.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe meinen Konsum vorher nicht so hinterfragt, es war nichts wirklich besonderes in meinem Umfeld so viel zu trinken! Dass man nach Feierabend Bier trinkt, hört man in der Gesellschaft auch öfter. Dass es nicht normal ist, weiß ich leider erst jetzt. Ich möchte wie gesagt, niemals mehr meinem Körper so schaden und so risikofreudig / enthemmt sein, wenn ich getrunken habe.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich habe mich zunächst von meinem Freundeskreis etwas zurück gezogen. Zu groß war meine Scham, dass ich so "abgestürzt" bin und so betrunken gefahren bin. Nach ein paar Wochen habe ich es in meinem Umfeld deutlich angesprochen. Ich habe gesagt, dass ich mit diesem exzessiven Feiern abgeschlossen habe und jetzt nur noch sehr bewusst und kontrolliert trinken werde. Von den "Viel Trinkern" habe ich mich distanziert. Ich habe zwei aus diesem Freundeskreis durch meine Geschichte ebenfalls zum Umdenken gebracht. Diese haben ihr Trinkverhalten ebenso überdacht und wir treffen uns weiterhin, aber trinken dabei nichts. Wir sind alle drei der Meinung, dass dieses "nüchterne Leben" mehr Spaß macht. Es sind andere, tiefgründigere Gespräche als vorher.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Die Trunkenheitsfahrt hat mir nicht nur die Augen über meinen Alkoholkonsum, sondern über mein Leben insgesamt geöffnet. Ich habe gemerkt, dass ich einfach öfter mutig sein muss. Ich habe gezwungenermaßen meinen Job wechseln müssen und dort habe ich mich mehr oder weniger zum Neuanfang gezwungen. Immer wieder gab es mal Situationen, wo mir etwas nicht gepasst hat und ich habe es gleich angesprochen und nicht mit mir rumgetragen. Je öfter ich das gemacht habe, umso leichter viel es mir. Vor ein paar Tagen habe ich meinen neuen Chef nach einer Weiterbildung gefragt. Das hätte ich mich früher niemals getraut. Die Zusage habe ich bekommen und mich wahnsinnig gefreut. Ich merke, dass ich mit meinem Verhalten so besser fahre. Man darf sich nicht mehr alles gefallen lassen. Vorher hatte ich immer Angst vor der Reaktion meines Gegenübers, aber das brauche ich gar nicht. Niemand reißt mir den Kopf ab. Außerdem ist es nicht schlimm auch mal nein zu sagen. Das habe ich nicht nur in meinem Berufsleben gemerkt, sondern auch im Privatleben. Wenn ich einfach hartnäckig bleibe und zu meinen Bedürfnissen stehe, werde ich damit auch eher wahrgenommen.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich behalte mir immer vor Augen, wie es ein Mal war und dass es so nie wieder sein soll. Ich sehe auf der Arbeit leider immer wieder, wohin es führen kann, wenn man seinen Alkoholkonsum nicht im Griff hat.
Zum Entspannen nach der Arbeit gehe ich immer eine große Runde mit dem Hund. Manchmal höre ich dabei auf einem Ohr einen Podcast, der mich dann auch auf andere Gedanken bringt, dann hab ich automatisch mehr Abstand zur Arbeit. Wenn mir etwas nicht passt, spreche ich es wie gesagt an. Ich vertraue mich mit meinen Problemen jetzt meinem Umfeld an, ich rede darüber und das befreit mich ungemein. Meistens hilft das alleine schon, denn dann hat man sich den Frust von der Seele geredet.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ich bin mir bewusst, dass man sehr schnell in alte Muster zurück fallen kann. Daher muss ich diese Gefahr immer im Hinterkopf behalten und achtsam bleiben. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, wieder zu so einem Punkt zu kommen, an dem ich so viel trinke.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich möchte nur noch zu ausgewählten Anlässen trinken. Ich werde mir dann immer überlegen, wie ich dann hin und her komme, ich werde von vornherein ausschließen, dass ich selber fahre. Ungeplante Anlässe wird es nicht mehr geben.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Es hört sich komisch an, aber ich bin froh, dass ich dazu gebracht wurde, meinen Alkoholkonsum und eigentlich auch mein Leben zu überdenken. Dass es soweit gekommen ist, ist absolut schlimm und ich bin glücklich, dass ich keinen Unfall gebaut habe und dass niemand zu schaden gekommen ist.