Denn wollen wir mal...
Wie oben beschreiben, ist die Tat am 24.04. begangen worden. Ich habe zwar noch keine Aufforderung zur MPU, jedoch ist diese ja bei 2,04 Promille auf dem Fahrrad zu 100% sicher. Alles noch ziemlich frisch. Trotzdem starte ich mal. Über Feedback bin ich sehr dankbar!
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 23.04.20 verabredete ich mich mit einem Freund, den ich aufgrund von Ausgangssperren und der derzeitigen Situation aufgrund der Corona-Pandemie lange nicht gesehen hatte. Wir waren zu einer Video Konferenz anlässlich eines Geburtstages eines anderen Freundes eingeladen. Dies sollte ab 20 Uhr starten. Da wir uns lange nicht gesehen hatten, verabredeten wir uns zu 18 Uhr, um vorab unter uns eine Runde zu quatschen. Kaum mit dem Rad beim ihm, starteten wir Bier zu trinken. Eines nach dem anderen, anfangs mit einer Frequenz von ca. 2 Bier à 0,33 l. Ab 20 Uhr startete die Konferenz, zusätzlich zum Bier wurde noch Grappa eingeschenkt, leider sagte ich nicht nein, da auch das Bier in Strömen lief. Ab ca. 22:30 setzte ein Filmriss ein. Leider setzte ich mich, aus welchen Gründen auch immer, um ca. 24 Uhr aufs Rad um nach Hause zu fahren und geriet um 0:10 in eine Polizeikontrolle. (Im Schreiben der Polizei stand etwas von 2m Schlangenlinien, weshalb ich angehalten wurde) Der AAK ergab 1,94 Promille, es ging aufs Revier. BAK dann 2,04, um 0:47. Erst ab einem gewissen Zeitpunkt auf dem Revier habe ich wieder stark lückenhafte Erinnerungen.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Von 18:00 bis 24:00 ca 4 l Bier, ab 20:30 bis 22:30 noch 120 bis 150 ml Grappa.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Da ich mich nicht erinnere aufgrund hohen Alkoholkonsums, kann ich schon ganz allein deshalb definitiv keineswegs mehr fahrtüchtig gewesen sein. Die 2m Schlangenlinien verdeutlichen dies noch.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
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Wie erwähnt, ein Filmriss zur Start der Fahrradfahrt. Ich hatte versucht, so die Anrufliste im Handy, ein Taxi zu bestellen. Ob dies nicht kam oder ich in einer Nacht von Donnerstag auf Freitag in dieser Zeit keines zu bekommen war?! Jedenfalls ging das Gespräch 50 Sekunden lang.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Das Fahrrad ist für mich der Auto Ersatz, wenn ich etwas trinken will. Es ist zwar noch nie zuvor vorgekommen, dass ich mich an eine Rückfahrt nicht erinnern konnte, aber ausschließen, dass ich überhalb 1,6 Promille noch Rad gefahren kann ich auch nicht. Normalerweise treffe ich mich mit meinen Freunden in den Kneipen der Stadt, weil dies für uns alle auch der kürzeste Weg ist. Findet dies wochentags statt (1-2 Mal im Monat), trinke ich nicht mehr als 1,5 Liter Bier, um am nächsten Tag arbeitsmäßig fit und unauffällig zu sein. Wenn ich weiß, dass der Abend länger werden könnte (Wochenende), gehe ich die ca. 2 km sowieso schon zu Fuß. Heimfahrten mit dem Rad von anderen ferner gelegenen Privatparties kamen aber auch ca. 2-5 mal im Jahr vor.
Ich folgere daraus, dass ich die Gefahr, dass ich erwischt werde, leichtsinnig unterschätzt habe. Diese Leichtsinnigkeit war wohl meinem viel zu hohen und häufigen Alkoholkonsum nicht nur im Vorfeld der Tat geschuldet, sondern meinem Alkoholkonsum insgesamt, der mich offensichtlich noch, wenn auch unter großen Schlangenlinien aufs Rad stiegen ließ bei > 2 Promille.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit knapp 16 Jahren im Mai 1998.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich fange mal 2017 an, weil es dort ein einschneidendes Erlebnis gab: Ende April 2017 trennte sich meine damalige Freundin von mir. Dies zeichnete sich aus meiner Sicht nicht ab, eigentlich wollten wir heiraten, ein Haus kaufen, Kinder haben, etc. Dies verarbeitete ich 2-3 Monate lang ohne nennenswerten Anstieg meines Alkoholkonsums. Ich schloss mich dann einer neuen, trinkfreudigen Clique an, oder intensivierte den Kontakt zu den 6, 7 Leuten sehr. Zum einen mochte ich deren Gesellschaft sehr, Hauptmotiv war für mich jedoch am Wochenende mit ihnen loszuziehen um eine neue Partnerin kennen zu lernen. Nicht jedes Wochenende hatte sich dies ergeben, jedoch ca. 40 mal im Jahr. Meist Samstags. Wir trafen uns nachmittags zum Fußball gucken und später ging es meist in die gängigen Örtlichkeiten dieser Stadt oder sonstige Parties. Außerdem pflegten wir eine Art Stammtisch am Donnerstag, bei dem ich es aber wie erwähnt bei max. 1,5 Liter Bier beließ. Freitags ähnlich ("mal kurz raus.."), um für Samstag die "volle Energie" zu haben. Samstags konnte es dann passieren, dass von 15:00 an bis morgens um 4:00, 5:00 getrunken wurde. (Mal ging es auch früher nach Hause, wenn die Woche zu anstrengend war und/oder eine anstrengende vorauszusehen war) Dabei wurde dann schätzungsweise 5-6 Liter Bier getrunken. Seit Spätsommer 2019 habe ich eine neue Partnerin und der Alkoholkonsum hat sich auf ca. 2-4 Liter Bier pro Woche reduziert, inklusive dem Donnerstag-Stammtisch. Nur noch 1 mal pro Monat bin ich bei "Wochenendzügen" dabei, trinke dann aber auch nicht weniger als vor der Beziehung. Ich habe 30 Urlaubstage im Jahr und in längeren Urlauben, z.B. im dreiwöchigen Sommerurlauben, habe ich noch mehr getrunken. Dieses Jahr wurden ich wie auch die gesamte Belegschaft spontan von einer Woche auf die andere aufgrund eines Auftragseinbruchs durch die Corona-Pandemie in einen dreiwöchigen Betriebsurlaub geschickt. Am letzten Tag des Urlaubes (Donnerstag auf Freitag, montags ging es wieder los) geschah die Trunkenheitsfahrt. Meine Freundin hatte zu der Zeit keinen Urlaub.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Bis September 2019: Typische Woche, also Arbeit von Mo - Fr, Wochenende komplett frei:
Von Sonntag bis inklusive Mittwoch keinen Alkohol, weil ich schon weiß, dass ich zu viel trinke. Donnerstags i.d.R 1 bis 1,5 l Bier. Freitags auch 1 - 2 Liter Bier, samstags dann 5-6 Liter Bier, wie oben beschreiben. Samstags kamen selten auch mal einige Schnäpse à 0,2 cl dazu.
Ab 2019 dann Sonntag bis Donnerstag gleich, am Wochenende noch 1-2 Liter Bier dazu zum Essen/im Kino oder mal am Spieleabend. Noch ca. einmal im Montag ein Tag mit 5-6 Litern Bier und einzelnen Schnäpsen.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden. Im Rahmen meiner Familie wird zwar auch Alkohol konsumiert, allerdings in wesentlich kleineren Mengen.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Geselligkeit, Gemeinsamkeit, und: ich trinke sehr gerne Bier. Außerdem fühle ich mich toll mit meinem Bier, der Zigarette dazu, der Rockmusik, große Gesellschaft, viele Menschen um mich herum. Außerdem habe ich bei der Arbeit sehr viel Stress. Diese "Rausgehen", unter vielen Menschen zu sein, zu trinken, hat eine Art Ventilfunktion, abtauchen in eine völlig andere Welt.
Ich möchte hier mal anmerken: Ich reflektiere gerade mein Leben mit dem Alkohol. Ich möchte und werde etwas sehr stark ändern und den Konsum reduzieren. Allerdings ist der (zeitliche) Abstand so gering, dass ich noch nicht permanent im Präteritum über meinen Konsum sprechen möchte. Oft rede ich in der Gegenwartsform...
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Wenig: höchst gesellig, höchst kommunikativ, sehr lustig.
Viel: Filmriss, Trunkenheit deutlich anzumerken, schläfrig, sehr unkoordiniert in der Motorik.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja, aber eher mal im jüngeren Jahren (<25 Jahre), weil dann auch meine Familie es mitbekam, wenn ich mal sehr betrunken nach Hause kam. Da aber immer alles im Leben recht gut lief (z.B. erfolgreiche abgeschlossene Studium einer Ingenieurwissenschaft in angemessener Zeit, recht guter Amateurfußballer bis 2016, im Grunde im Alltag sehr diszipliniert, auch das Arbeitsleben läuft gut,...) wurde der Konsum nicht kritisch genug vom Umfeld und erst recht nicht von mir betrachtet.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich habe seit 2017 10 kg zugenommen, was wohl im hohen Alkoholkonsum und seinen Begleiterscheinungen (fettiges Essen) begründet ist, denn nun habe ich nach 7-wöchiger Fast-Abstinenz 4 kg wieder abgenommen. Außerdem bin ich fast jede Nacht 1-2 mal aufgewacht. Dies habe ich aber nie auf den Alkohol geschoben, denn vielen gleichaltrigen Menschen gehe es genauso, sagten sie. Also schien es für mich normal zu sein, ich habe es einfach hingenommen.Seit der dritten, vierten Woche der Fast-Abstinenz schlafe ich tief und fest durch.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Wie beschrieben: Am meisten von Sommer 2017 bis Sommer 2019. Ab dann bis zur Promillefahrt wieder weniger durch die Beziehung.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, u.a. an dem besagten Abend/Nacht. Filmrisse kamen ca. 3-5 mal pro Jahr vor.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja, im Studium (Ab Sommersemester 2003 bis Wintersemester 2008) zwei Mal pro Jahr für 4-6 Wochen während der Klausurenphase. Es war so eine Art Challenge, dessen Idee jedoch jemand anders hatte. Dem habe ich mich mit einigen anderen Mitgliedern der damaligen Clique angeschlossen.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Ich sah mich als Genuss- und Gelegenheitstrinker. Heute rückblickend als Rauschtrinker. Absprünge z.B. am Donnerstag oder Freitag habe ich zwar immer geschafft, genau wie die Abstinenz von Sonntag bis inklusive Mittwoch in typischen Arbeitswochen, allerdings unter "Zusammenreißen". Leicht war es nicht.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Am 22.05. ein Bier à 0,5 Liter, am 05.06. 1,2 Liter Bier.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 05.06.2020.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich fühle mich körperlich fitter, treibe mehr Sport. Dazu die unfassbare Steigerung der Lebensqualität durch das beschriebene tiefe Durchschlafen. Außerdem möchte ich das kontrollierte Trinken und/oder den Alkoholkonsum von nicht mehr als 150 g Reinalkohol pro Woche verfestigen.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Die Fahrt mit 2,04 Promille war ein deutlicher Weckruf, das hatte ich mir nicht zugetraut. Meinen Alkoholkonsum habe ich bagatellisiert frei nach "machen doch alle/viele". Das Bagatellisieren habe ich unter dem festen Glauben, dass mein Leben gut läuft und alles soweit funktioniert, getan.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich habe aus reinem Schock sofort die Abstinenz eingeleitet. Ich war so verzweifelt und fertig, dass die Abstinenz völlig einfach für mich war.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Schon nach 3,4 Wochen sagten meine Freunde, dass ich frischer und schlanker aussähe. Damit einhergehend ist für mich persönlich eine größere Fitness und eine größere innere Zufriedenheit. Mehr kann ich nach so kurzer Zeit noch nicht sagen.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Die beschriebenen neuen Errungeschaften, vor allem des Durchschlafens, will ich nie wieder hergeben, um mal einen konkreten Grund zu nennen. In mir verfestigt sich gerade, dass Alkohol meine Lebensqualität in keinster Weise angehoben hat. Ihn als Ventilfunktion zu sehen werde ich nicht mehr brauchen. Ich merke, dass ich arbeitsmäßig viel belastbarer bin und kein Ventil brauche. Innerlich spüre ich ein stärkeres Rückgrat.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Theoretisch schon. Aus den Abstinenzphasen während des Studiums weiß ich, dass ich schnell in alte Muster verfalle. Ich muss damit leben, dass mich Alkoholmissbrauchsgefahr durch mein Leben begleiten wird. Daher ist höchste Vorsicht im Umgang mit Alkohol geboten, nach dem Konsum sind mehrwöchige Abstinenzphasen einzulegen, um einem Rückfall in das alte Muster entgegen zu steuern.
Dieses Selbsteingeständnis und die gewonnene Lebensqualität sind allerdings starke Anreiz, nie wieder in alte Gewohnheiten zu verfallen. Außerdem sehe ich Bier und den darin enthaltenden Alkohol, nachdem ich mich weitgehend über seinen Konsum und die Folgen informiert habe, nicht mehr vorwiegend als Genussmittel, sondern als höchst respektvoll zu betrachtendes, gesundheitsschädliches Mittel.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Wenn zu einem geplanten Anlass der Genuss von alkoholischen Getränken ansteht, werde ich auf Mitfahrgelegenheiten/öffentliche Verkehrsmittel oder Taxi zurückgreifen.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
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Ich werde müde, habe keine Lust mehr alles auf Richtigkeit gegenzulesen.... Sorry!