Fahrrad MPU - Alkohol

Bibob123

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Guten Morgen zusammen,

ich lese bereits mehrere Wochen in diesem Forum und habe mich nun entschlossen meinen Fall auch hier zu posten.

Ich bitte euch um Hilfe bei meiner Aufarbeitung und um Kritik, Anregungen, Verbesserungen.

Ich bin schon ein paar Monate dabei meinen FB auszufüllen, wenn das für euch ok ist würde ich diesen auch mal hier im Forum einstellen?!

Um genau zu sein habe ich mich direkt nach meiner TF mit dem Thema MPU beschäftigt und eingelesen. Hauptsächlich durch das Internet und ein Buch, aber auch durch diverse Telefonate mit MPU-Beratern und Verkehrspsychologen (Erstberatungen).

Ich wünsche euch allen weiterhin eine schöne Adventszeit und ruhige, besinnliche Weihnachten.

FB Alkohol


Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 173
Gewicht: 80 kg
Alter: 33 Jahre (zum Zeitpunkt der TF)

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 26.05.2022
BAK: 1,57 Promille (AAK ca. 2,1 Promille um 18:45, Rückrechnung vom Gericht ca. 1,85 Promille)
Trinkbeginn: 13:30 Uhr
Trinkende: 18:30 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: ca. 23 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: Ja, gegen Spende an gemeinnützige Einrichtung eingestellt -> Ratenzahlung vereinbart
Dauer der Sperrfrist: -

Führerschein
Hab ich noch: Ja, da TF mit Fahrrad
Hab ich abgegeben: -
Hab ich neu beantragt: -
Habe noch keinen gemacht: -

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): -

Bundesland:
Bayern

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Nein
Ich lebe abstinent seit: 27.05.2022

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: Ja (6 Monate nachgewiesene Abstinenz, das letzte Ergebnis der HA steht noch aus)
Urinscreening ja/nein: Nein
Keinen Plan?: -

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Ja Okt. 21 und Sep. 22 (beide unauffällig, bzw. im Normbereich)

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Ja (3 Termine á 1 Std.)
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Ja (ca. 3 Std., allerdings beginnen wir erst Anfang 2023)
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: -
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung:

MPU
Datum: Noch keine Aufforderung seitens FSSt
Welche Stelle (MPI): wahrscheinlich AVUS Frankfurt
Schon bezahlt?: Nein
Schon eine MPU gehabt? Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten:
-
 

Bibob123

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Warum sind Sie heute hier?
Da ich die berechtigten Zweifel meiner Fahreignung ausräumen möchte und Ihnen zeigen möchte wie ich meine Einstellung gegenüber Alkohol grundlegend geändert habe.


1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 26.05.22 (Christi Himmelfahrt) bin ich gegen 11 Uhr alleine zu einer Radtour aufgebrochen welche ich in dieser KM-Distanz schon öfter durchgeführt habe. Um 12:30 habe ich bei KM20 eine erste Pause gemacht und Wasser getrunken. Während dieser Pause habe ich mich mit einem Arbeitskollegen verabredet bei welchem ich gegen 13:30 bei KM35 angekommen bin. Dort habe ich insgesamt 3x0,33 l Bier getrunken und 1 Stück Apfelkuchen gegessen. Bis ich mich gegen 14:30 Uhr auf den weiteren Weg machte.
Um 15:00 Uhr kam ich an einem Biergarten vorbei (KM45), durch Zufall saß hier ein guter Freund welcher Ebenfalls mit dem Rad unterwegs war. Während dem dortigen Aufenthalt habe ich bis 16:30 Uhr noch 3x0,5 L Bier getrunken. Mein Freund meinte, dass nicht weit von hier ein Fest sei, wir haben nicht lange überlegt und waren 15 Min. später bereits dort angekommen. Auf dem Fest habe ich von 16:45-18:15 weiter 4x0,5 L Bier getrunken. Zu der Zeit war das Fest in den letzten Zügen und die Musik hörte auf zu spielen. Wir halfen noch beim Abbau und bekamen das letzte Bier (0,5L) zum Dank von den Veranstaltern ausgegeben. Direkt nach dem Austrinken um 18:30 machten wir uns auf den weiteren Weg. Das Fahrrad musste ich zuerst einen steilen 400 m langen Anstieg hoch schieben und konnte mich dann rollen lassen. Der Unfall ereignete sich gegen 18:45 nach weiteren ca. 800 m.
Glücklicherweise fuhr hinter mir eine Dame vom BRK, welche direkt den RTW rufen konnte.
Die herbeigerufene Polizei stellte noch während der Erstversorgung eine AAK von 2,1 Promille fest. Nach einigen Untersuchungen im Krankenhaus wurde gegen 23 Uhr eine Blutprobe entnommen. Die BAK betrug 1,57 Promille.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Ich habe ausschließlich Bier getrunken (ca. 5 %), auch in der Vergangenheit habe ich keinen Schnaps oder Wein getrunken weil mir das einfach nicht schmeckt.

13:30-14:45 - 3x0,33 L (5 %)
15:30-16:30 - 3x 0,5 L (5 %)
16:45-18:30 - 5x 0,5 L (5%)

Nach Widmark ergibt dies unter Berücksichtigung von Abbau, Resorptionsdefizit ca. 2,2 Promille

Nach Akteneinsicht werde ich diese Angaben ggf. anpassen

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Insgesamt ist war die Tour ca. 50 km geplant. Nach dem letzten Bier bin ich bis zu meinem Unfall ca. 800m gefahren und habe 400m geschoben.
Ich wollte noch ca. 3 km fahren.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Um ehrlich zu sein habe ich zu dem Zeitpunkt nicht darüber nachgedacht. Wie gesagt musste ich mein Rad ca. 400 Meter einen Anstieg hoch schieben und konnte mich dann rollen lassen. Die ersten Meter hat das auch geklappt, sobald ich dann in die Pedale treten musste merkte ich meine Unsicherheit, bevor ich weitere Schritte überlegen konnte lag ich bereits in der Wiese neben dem Radweg.


5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte die TF mit dem Fahrrad ehrlicherweise nicht vermeiden. Es war nicht geplant so viel zu trinken, die Ereignisse ergaben sich und ich dachte nicht nach.
Mir war bewusst, dass auch Fahrrad fahren unter Alkoholeinfluss strafbar ist, die Grenzen hierfür kannte ich allerdings nicht. Auch hätte ich im Leben nicht geglaubt über 1,6 Promille zu erreichen.
Die totale Fahruntüchtigkeit besteht bereits ab 1,1 Promille.
Ich bereue meine TF sehr, bin aber auch glücklich niemand anderen geschadet zu haben und selbst nur eine Fraktur des Schlüsselbeins davon trug. Ich ziehe das positive aus meiner TF und durch die Anordnung der berechtigen MPU konnte ich mein Leben zum Positiven ändern und viel über die negativen Folgen übermäßigen Alkoholkonsums lernen.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein


7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Der Konsum von Alkohol und das Bewegen eines KFZ habe ich stets Gewissenhaft getrennt. Es gab allerdings Ausnahmen und es war nicht mehr als 1 Bier á 0,5 L, oder 2 Bier á 0,33 L, Wenn ich das überhaupt noch Ausnahmen nennen darf, waren das in den letzten 5 Jahren ca. 20 solcher Fahrten.
Auch wenn der Abend mal länger wurde war mir bewusst, dass ich am Morgen noch Restalkohol intus habe. Bis ich mich sicher wieder fahrtauglich fühlte bin ich nicht gefahren. In solchen Fällen ist meine Frau gefahren oder ich stieg, wenn der Weg und die Zeit es zuließen aufs Rad.
In den letzten beiden Jahren, muss ich zugeben, bin ich bereits öfter alkoholisiert Rad gefahren, zwar nicht so betrunken wie am Tag meiner TF, aber dennoch hatte ich öfter ca. 5 Bier getrunken und bin noch Rad gefahren. Solche „Rad-Touren“ hatte ich in den letzten beiden Jahren an die 20x. Ich bin auch ein klassischer „Schön-Wetter-Fahrer“, also bei Kälte oder Regen bleibt das Fahrrad im Keller.
Die Anzahl von Fahrradfahrten wo ich 2 oder 3 Bier getrunken habe waren die letzten beiden Jahre ca. 30 mal.
Ein Beispiel, als ich mit einem Freund eine Radtour gemacht habe. An einem Biergarten im Wald hatte ich 4x 0,5 L Bier getrunken und bin anschließend Heim gefahren. Bei diesen Fahrten war ich mir jedoch immer sicher noch Rad fahren zu können. Wie gefährlich dies ist und vor allem bei gesteigertem Konsum hat mich mein Unfall gelehrt.
Auch kenne ich die Statistiken und dass nur eine von 600 Trunkenheitsfahrten aufgedeckt werden.
 

Bibob123

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Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Ich lebte bis zu meinem 5. Lebensjahr mit meiner Mutter, meinem Vater und meinen drei Geschwistern zusammen bis sich meine Eltern im Jahr 1992 scheiden ließen. Anschließend zogen wir in einen ca. 30 km entfernten Ort, also in ein komplett neues Umfeld, neuer Kindergarten. Es hieß also Neuanfang und neue Freunde finden. Meinen Vater sah ich aufgrund der Differenzen mit meiner Mutter über 2 Jahre kaum.
Meine Mutter heiratete schließlich zum zweiten Mal, als ich 7 Jahre alt war. Ein weiterer Umzug, allerdings im selben Ort stand an.
Hier kam ich das erste Mal bewusst, allerdings indirekt, mit Alkohol in Berührung. Denn der neue Mann meiner Mutter trank regelmäßig und war oftmals bereits mittags betrunken. Rückblicken ist dies eine schreckliche Erinnerung. Ich habe mir fest vorgenommen meinen Kindern und meiner Frau solche Erfahrungen zu ersparen.
Meinen ersten aktiven Kontakt mit Alkohol hatte ich kurz vor meinem 17. Geburtstag als ich mit Freunden im Sommer bei einem Camping-Ausflug war. Hier habe ich 3 Cola-Bier getrunken.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Bis ich 19 Jahre alt war spielte ich aktiv und meiner Meinung nach sogar sehr gut Fußball. Fußball war zu dieser Zeit sehr wichtig für mich weshalb Alkohol auch eher eine unwichtige Rolle spielte. Ich habe nach Siegen, oder am Wochenende jedoch auch das ein oder andere Bier getrunken, gelegentlich auch einen Longdrink, war aber stets klar im Kopf.
Nach einer Bänderverletzung spielte und trainierte ich weniger. Dies war ausgerechnet in der Zeit als ich in die erste Mannschaft aufrücken sollte.
In den 4 Jahren bis ich 23 Jahre alt war wurde der Sport weniger und ich ging regelmäßig mit Freunden feiern. Hier wurde schon unter der Woche geplant was am Wochenende gemacht wird. Alkohol war zu dieser Zeit ein ständiger Begleiter beim Feiern. In diesen 4 Jahren habe ich fast jedes Wochenende Bier und Longdrinks konsumiert.

2012 habe ich meine jetzige Frau, mit der ich auch 2 Kinder habe, kennengelernt. Wir führen eine harmonische Ehe.
Meine Frau kommt aus XXXX, weshalb ich die Wochenenden oft dort verbracht habe.
Ab dem Zeitpunkt ließ mein Alkoholkonsum automatisch nach. Der Schwerpunkt verlagerte sich von Partys hin zu Unternehmungen mit meiner Frau. Auch zu dieser Zeit habe ich Alkohol konsumiert, allerdings blieb es meist bei 2-3 Bier zum Grillen oder bei einem gemütlichen Abend.

Noch während unseres Hausumbaus 2018 habe ich eine Veränderung meiner Trinkgewohnheiten bemerkt. Allerdings wurde mir das auch erst jetzt nach längerem Überlegen klar. Aus meinem Umfeld kamen keine negativen Anmerkungen. Während des Umbaus gehörten 3 Feierabendbier mit den Helfern dazu. Diese Gewohnheit hatte ich beibehalten und mich auch nach körperlicher Arbeit (Garten/Haus/Hof) mit Bier belohnt.
Während Corona haben wir kaum noch Dinge als Familie unternommen. Abende zum Fußball schauen und Kartenspielen mit Freunden wurden regelmäßiger. Während eines Abends habe ich oftmals 6-8 0,5 L Bier getrunken, in einigen Fällen, wenn der Abend mal länger wurde waren es schon auch 10 Bier á 0,5 L.
Besonders dieses Konsummuster beschäftigt mich jetzt sehr. Hätte ich mir doch schon eher Gedanken über meinen Konsum machen sollen.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
16-19 Jahre: Kaum Alkohol, gelegentlich 2-3 Bier oder ein Longdrink (2-3 mal im Jahr)
20-23 Jahre: Höherer Konsum am Wochenende (5-6 Bier, gelegentlich Longdrinks (3-4 mal im Monat)
24-29 Jahre: 3-4 Bier am Wochenende (1x im Monat). Unter der Woche gelegentlich beim Grillen 2 Bier
30-32 Jahre: Auch unter der Woche ca. 3 Bier (2x die Woche) Am Wochenende 5-6 Bier (2 mal im Monat)
33 Jahre: Unter der Woche ca. 3 Bier (3x die Woche), am Wochenende auch mal bis 5-6 Bier (ca. 3 mal im Monat). Es gab aber auch Abende an denen ich an die 10 Bier getrunken habe (ca. alle 2 Monate)


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Die letzten Jahre überwiegend mit Freunden beim Kartenspielen, Fußballschauen oder einfach so. In Kneipen bin ich eher weniger und für Discos fühle ich mich zu alt und hab dazu auch keine Lust , auf dem Dorf sind die Angebote aber auch beschränkt. Auch trinke ich Abends auf der Terrasse mit meiner Frau mal ein Bier, oder zu einem guten Essen, oder wenn meine Schwiegereltern zu Besuch sind.
Das letzte Jahr vor meiner TF habe ich unter der Woche vermehrt (ca. 3 x die Woche) mit meinem Nachbarn zum Feierabend Bier getrunken. (2-3 Stück á 0,5 L).

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
In den letzten Monaten habe ich mich sehr viel mit mir selbst und dem Thema Alkohol beschäftigt, aber auch mit meiner Trunkenheitsfahrt und dessen Folgen, bzw. was hätte schlimmes passieren können. Ich möchte nochmal wiederholen (finde ich einen sehr wichtigen Punkt).
Denn ich bin glücklich darüber und akzeptiere dies, denn das ist der Grund weshalb ich zu mir selbst finden konnte. Ich konnte sehr viel über die negativen Folgen übermäßigen Alkoholkonsums lernen und welche Schäden dies für Gesundheit und Lebensqualität hat.
Ab 2018 habe ich rückblickend einen erhöhten Konsum festgestellt. Dies wurde mir allerdings wirklich erst im Nachgang bewusst, also jetzt wo ich mich mit meinen damaligen Trinkgewohnheiten außeinander setze und mich selbst kritisch hinterfrage. Durch mein engstes Umfeld gab es keine konkreten Hinweise auf diesen gesteigerten Konsum.

Ich habe oft getrunken wenn ich anstrengende Tätigkeiten verrichtet habe, sozusagen als Belohnung bspw. wenn ich 2 Std. lang unseren Hang gemäht habe oder wenn ich erfolgreiche Projekte im Heimwerkerbereich abgeschlossen habe.

Am Öftesten habe ich allerdings in der Gruppe getrunken, oft beim Fußball schauen oder in kleiner Runde beim Karten spielen. Es gehörte irgendwie dazu und es herrschte eine gewisse Gruppendynamik, welcher ich mich ohne nachzudenken hingab, auch um abzuschalten und über Schwierigkeiten und Probleme zu reden. Da ich eigentlich eine sehr ruhige, fast schon schüchterne Person bin, half mir das Bier offener zu sein und über Dinge zu reden welche mich bedrücken.

Um mein eigentliches Trinkmotiv zu beschreiben möchte ich in meine Kindheit zurückblicken. Als wir das erste Mal umgezogen sind und meine Eltern sich scheiden ließen war ich 4 (1992) Jahre alt. Damals kam ich in einen neuen Kindergarten, das kennen lernen von Freunden viel mir in diesem Alter nicht schwer, es war sozusagen gezwungenermaßen. Wir lebten 2 Jahre alleine mit meiner Mutter, bis sie ihren 2. Mann kennen lernte und wir zu ihm ins Haus zogen (1997). Das war im selben Ort, weshalb sich für mich und meinen Freundeskreis nicht viel änderte. Der zweite Mann meiner Mutter hat sehr viel getrunken und es war nicht immer einfach, obwohl meine Mutter versucht hatte dass wir Kinder nichts von den Streitereien mitbekommen, haben wir das natürlich gehört und realisiert. Auch war die Stimmung nach eines Streites, welcher durch Alkohol entstand immer angespannt. Man fühlte diese negative Stimmung einfach, auch wenn ich aktiv nichts mitbekommen habe.
Das ging dann insgesamt 7 Jahre so, bis sich meine Mutter erneut scheiden ließ. Im Alter von 15 Jahren (2003) sind wir schließlich wieder umgezogen und direkt mit 16 und 17 Jahren (2005 und 2006) erneut. Diese letzten beiden Orte sind etwa 5 km auseinander, liegen aber dennoch ca. 25 km von meiner „Heimat“ und meinen dortigen Kumpels und Freunden entfernt. Wir mussten uns also wieder an eine neue Wohnung, aber noch schlimmer an das neue Umfeld gewöhnen.
2005 habe ich dann eine Ausbildung angefangen und suchte mir einen neuen Fußballverein und ich lernte neue Leute kennen, Freundschaften entwickelten sich daraus allerdings nicht. Meine Mutter hatte in der Zeit immer mal wieder einen neuen Freund, mit denen ich mich nicht immer gut verstand. Ich entschloss mich dann mit 19 Jahren (2008) alleine in meine „Heimat“ zu ziehen, wo ich im Alter von 15 Jahren wegezogen bin. Ich mietete mir dort eine kleine Wohnung und stand plötzlich auf meinen eigenen Beinen – ein schönes Gefühl endlich angekommen zu sein.
Ich habe die letzte Zeit lange in meiner Vergangenheit gegraben um diese hier in Kurzform wiederzugeben, teilweise ist dies sehr emotional gewesen und mir standen die Tränen in den Augen.
Meine Kindheit und Jugend war nicht immer einfach. Wir sind nicht in guten finanziellen Verhältnissen groß geworden, haben es aber alle zu etwas gebracht. Meine Geschwister sind alle 3 Akademiker, ganz stolz bin ich auf meine Schwester, welche erst vor kurzem ihren Dr. machte.
Jetzt bin ich doch etwas abgeschweift…. Ich möchte damit sagen, dass es nicht einfach war, aber unsere Mutter immer gut für uns gesorgt hat. Die ganzen Neuanfänge und Umzüge haben allerdings auch an meinem Selbstwertgefühl und meinem Selbstvertrauen genagt. Mir war das lange nicht bewusst bis ich mich mit mir selbst beschäftigt habe und lange mit meiner Frau und meinem Vater gesprochen habe.
Ich habe das Bier dann genutzt um mich besser und selbstsicherer zu fühlen, gerade wenn ich in der Gruppe unterwegs war. Als ich dann getrunken habe fühlte ich mich leichter, Probleme wurden besprochen und „weggetrunken“. Dieses Gefühl von Sorgenfreiheit hat meinen Konsum in den letzten beiden Jahren steigen lassen, ohne dass es mir aktiv aufgefallen ist.
Durch Corona hat sich mein Konsum gesteigert, da mir einfach Aktivitäten mit der Familie fehlten. Auch der Ukraine Krieg macht mir sehr zu schaffen. So viele Grausamkeiten ganz dicht bei uns, die letzten Jahre ging es nur in die negative Richtung und in diese Welt habe ich meine Kinder gesetzt.

Es ist für Kinder besonders wichtig über Probleme zu reden. Dies war bei mir nie der Fall und ich habe es auch nie gelernt bzw. vorgelebt bekommen. Meine Probleme machte ich immer mit mir selbst aus, das hat mich ein Stück weit auch sehr stark gemacht, belastet allerdings auch die Psyche. Meine alleinerziehende Mutter war viel arbeiten und wir Kinder waren oft allein. Mit meinen Problemen wollte ich meine Mutter nicht weiter belasten.

Ich bin gerade auf einem guten Weg dies zu lernen. Mit meinem Vater führe ich regelmäßige Gespräche über unsere Vergangenheit, auch wie er sich damals anders verhalten hätte müssen um uns Kindern mehr Zeit zu widmen. Die Vergangenheit ist vorbei, aber wir reden dennoch darüber, da dies eben auch zu der Aufarbeitung gehört. Nach den Gesprächen geht es mir immer besser.

Eine weitere emotionale Erfahrung machte ich während unseres Hausumbaus, hierzu muss ich etwas weiter ausholen.
Mein bester Freund und Trauzeuge ist selbständig im Handwerk. Ich war früher regelmäßig, meist unbezahlt, mit ihm auf Baustellen und habe ihm regelmäßig an Wochenenden und nach Feierabend unterstützt. Meist habe ich hierfür kein Geld verlangt, da mir die Arbeit Spaß machte und ich die Arbeit als Unternehmung mit meinem Freund sah. Als ich unser älteres Haus kaufte hat er uns in diesem Jahr sehr unterstützt. Wir hingen also jeden Tag zusammen. Ich war bis 15 Uhr arbeiten und dann direkt auf unserer Baustelle um mit ihm zu renovieren. Da er auch viele Kontakte hatte habe ich doppelt profitiert. Irgendwann kamen wir dann darauf, dass unsere Fassade auch gemacht werden sollte. Also haben wir gemeinsam den Vollwärmeschutz angebracht und verputzt. Hierfür waren damals bereits gesagt, dass er mir das Geld hierfür auslegt, da der Kreditrahmen bereits ausgeschöpft war. Seid er mir dann den 5 stelligen Betrag geliehen hat, hat sich etwas verändert. Er meinte ständig ich müsste Gewehr-Beifuß stehen wenn er etwas Unterstützung von mir wollte. Automatisch distanzierten wir uns dann etwas, hatten allerdings noch Kontakt. Als ich dann mit Freunden im Stadion oder meiner Familie im Sommerurlaub war meinte er dann: Willst du mir nicht lieber mein Geld zurückgeben und sparen bevor du so etwas machst? Das gleiche schrieb er mir ein paar Wochen später nochmal.
Er weiß, dass ich eigentlich ein sehr sparsamer Mensch bin und sehr verlässlich bin. Auch bot ich ihm an meinen Kredit bei der Bank aufzustocken oder eine Ratenzahlung zu machen. Beides lehnte er ab, da er dann keinen Druck mehr auf mich ausüben konnte. Ich lieh mir dann das Geld in der Familie und gab es ihm komplett. Seitdem hatten wir keinen Kontakt mehr. Emotional hat mich das bis heute nicht losgelassen, weil wir uns echt gut verstanden haben. Alkohol half mir während dieser Zeit ein Stück weit meine Sorgen darüber zu vergessen. Heute habe ich erkannt, dass dies auch ein Grund für meinen gesteigerten Konsum war.
Wir haben uns im Juli 2022 getroffen und haben darüber gesprochen, was alles vorgefallen ist und haben uns gegenseitig entschuldigt. Auch wenn unsere Beziehung nicht mehr wie früher ist, war es wichtig dass wir reden und heute wenigstens ein neutrales Verhältnis haben.

Alleine, oder zuhause mit meiner Frau hab ich auch mal ein oder zwei Bier getrunken. Dabei blieb es dann allerdings auch.
Nüchtern und mit etwas Abstand betrachtet gibt es nichts Besseres um sein Selbstbewusstsein zu steigern als einen klaren Kopf und klare Gedanken. Wenn ich doch überlege was ich dann angetrunken teilweise für einen Mist geredet habe.
Durch meine Abstinenz bin ich selbstsicherer geworden, ich habe viel Motivation auf der Arbeit neue Dinge in die Wege zu leiten, selbst wenn etwas Risiko dabei ist. Auch wenn ich mal damit scheitere, habe ich daraus etwas gelernt und ziehe positive Schlüsse.
Ein anderes Beispiel… Vor kurzem habe ich mich alleine einfach auf den Weg gemacht um die Zugspitze zu besteigen. Ich bin einfach spontaner geworden, unternehmenslustig und selbstsicher – was ich mir vornehme setze ich um und bin damit erfolgreich, auch wenn ich mal scheitern sollte.


13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Geringer Konsum:
Bei 2-3 Bier fühlte ich mich lockerer und hatte ein Gefühl von Selbstsicherheit, ich war redselig und gesellig. Unterhaltungen gingen mir, auch über mir fremde Themen leichter von der Hand.

Höherer Konsum:
Bei höherem Konsum war ich noch redseliger, kommunikativ ja fast schon etwas aufgedreht. Durch weiteren Konsum bemerkte ich unsichere Aussprache (lallen) und einen unsicheren Gang. Ebenfalls wurde ich stets müde. Am Morgen danach hab ich dann etwas gebraucht um in die Gänge zu kommen. Nach einiger Zeit, einer Dusche und wenn der Flüssigkeitshaushalt wieder hergestellt war ging es aber wieder.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, kritische Hinweise gab es nicht. Wenn ich viel trank bin ich oft erst spät nachhause gekommen wenn alle schliefen, oder ich habe auswärts übernachtet.
Nach meiner Trunkenheitsfahrt habe ich selbst das Gespräch zu meiner Frau und meinem Vater gesucht. Wir haben uns intensiv über die Gefahren von Alkoholkonsum unterhalten.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Negative Auswirkungen gab es nicht. Ich werde meinen Pflichten als Ehemann und Vater stets gerecht.
Wir führen eine harmonische Ehe und unternehmen viel (Spaziergänge mit unserem Hund / Urlaube / mit meiner ältesten Tochter kleine Rad-Touren/ Essen gehen / Zoo etc.). Wir machen aber auch zuhause im Garten viel gemeinsam.
Beruflich läuft es bei mir auch gut, ich gehe gern zur Arbeit. 2021 wurde ich zu einer Position mit Führungsverantwortung befördert und habe auch viel Freude daran.
 

Bibob123

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16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Seit meiner TF lebe ich abstinent und habe auch fest vor weiter so glücklich und ausgeglichen zu leben.
(Siehe auch Frage 9)
Ab 2018, also im Alter von 30-33 Jahren habe ich vermehrt Bier konsumiert. Auch unter der Woche habe ich Abends ca. 3x die Woche 2-3 Bier getrunken. An Wochenenden auch mal um die 6-8 Bier ca. 1-2 mal im Monat. Im letzten Jahr vor der TF hat sich der Konsum nochmal gesteigert, zumindest kommt es mir rückblickend so vor. Es gab durchaus Abende mit bis zu 10 Bier á 0,5 L (alle 2 Monate)
Wie bereits erwähnt nutzte ich den Alkohol unbewusst um mein Selbstbewusstsein zu steigern.
Auch würde ich behaupten, während Corona öfter auch mal aus Langeweile getrunken zu haben. Ich habe mich also kurzfristig mit Freunden getroffen um Bier zu trinken und sinnlose Dinge zu bereden.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein, bevor ich volltrunken war und müde wurde bin ich nachhause gegangen. Ich habe so viel getrunken und die Kontrolle über die Menge nicht verloren.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein, zumindest nicht auf hohen Alkoholkonsum zurückzuführen. Ich habe in meinem Leben 2 mal während der Fastenzeit zusammen mit Freunden auf Alkohol verzichtet.


19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
Heute und in Zukunft
Ich habe mich nicht in eine Kategorie eingeordnet, da ich mein Trinkverhalten und meine Trinkmenge meinem Umfeld entsprechen als normal hielt.
Ich dachte stets, ich hätte kein Problem mit Alkohol und hätte meinen Konsum im Griff. Heute sehe ich das anders, da ich mich viel mit dem Thema auseinander gesetzt habe. Mein Unfall und meine Trunkenheitsfahrt geben mir absolut Recht.

Wenn ich mich dennoch einordnen müsste würde ich mich nach Jellinek in die Kategorie Alpha-Trinker einordnen, da ich trank um seelische Belastungen zu unterdrücken. Ich selbst würde mich in die Hypothese A3 (alkoholgefährdend) einordnen.

Ich schäme mich für meine TF, bin aber auch dankbar, dass ich keine andere Person verletzt habe, außer mir selbst. Dankbar bin ich auch, auch wenn es sich vll. komisch anhört, dass ich zur MPU eingeladen wurde. Ich konnte mein Leben neu ordnen, habe so viel über mich und Alkohol nachgedacht und gelernt – nun bin ich glücklich.

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
NEIN

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
26.05.2022

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
NEIN

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe gemerkt, dass Probleme durch Alkohol nicht gelindert, oder gar gelöst werden. Oft habe ich mit Freunden beim Bier trinken über meine Probleme geredet. Hierbei ist aber nie etwas konstruktives aus der Diskussion entstanden. Stattdessen rede ich mit meiner Ehefrau, meiner Familie, oder meinen richtigen Freunden. Mit klarem Kopf und nüchtern lässt sich durch reden jedes Problem lösen, oder lindern.
Meine Trunkenheitsfahrt und mein Unfall war ein längst überfälliger Weckruf und Wendepunkt, weshalb ich auch seit dem 27.05.2022 abstinent lebe. Ich habe mich bewusst gegen Alkohol entschieden, mir geht es mit dieser Entscheidung super und ich bin richtig stolz auf mich. Ich bin mit dieser Entscheidung sehr glücklich.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe erst mit meiner Abstinenz gemerkt, wie ich richtig und nachhaltig mit meinen Problemen umgehen kann. Vorher lebte ich mit dem Trugschluss Alkohol könne Probleme und seelische Schmerzen lindern.
Mir war nicht klar wie sehr ich mich bereits an Alkohol gewöhnt habe. Als ich gesagt bekam, dass ich bei meiner TF 2,xx Promille gepustet hatte (Änderungen nach Akteneinsicht) war ich geschockt und musste dahingehend dringend etwas ändern.
Ich wusste aber auch nicht wie schön sich das „Nicht-Trinken“ anfühlt und welche positiven Auswirkungen dies auf mich hat.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Nach meiner TF wusste ich sofort dass ich abstinent leben möchte. Wie viele Sorgen ich meiner Familie und meinem Umfeld damit bereitet habe. Der Unfall passierte schließlich nur, da ich betrunken Fahrrad gefahren bin und nicht weil irgendwer anders Schuld war. Anfangs dachte ich, ich hätte den Unfall durch rationales (logisches) Handeln unterbinden können und mir oft die Frage gestellt wieso ich das nicht geschafft habe. Mittlerweile ist mir klar, dass Alkoholkonsum nie Rational ist sondern immer aus Emotionen heraus.
Ich lehne Alkohol ganz einfach ab und fühle mich sogar gut und selbstsicher dabei. Ich bin stolz auf mich, vor allem wie selbstzufrieden ich heute bin.
Ich bin körperlich fitter, gehe viel joggen und wandern. Vor kurzem habe ich erst die Zugspitze bestiegen, das wäre vor einem Jahr noch undenkbar für mich gewesen.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Zu 100% positiv. Ich bin besser gelaunt, spontan und unternehmenslustig. Ich habe viel mehr Zeit, auch wenn es mir wohl nur so vorkommt. In dieser Zeit mache ich viel mit der Familie und meinen Kindern. Ich mache aber auch gerne etwas nur für mich, also ganz alleine. Joggen, Wandertouren über mehrere Tage. Diese Touren sollen fester Bestandteil werden. Ich habe auch wieder mit größeren Radtouren begonnen.
Mein direktes Umfeld (Familie / enge Freunde) ist mit meiner Entscheidung sehr zufrieden und begrüßt diese. Auch mein Freundeskreis hat sich kaum geändert, auch wenn ich nicht mit Bier anstoße füge ich mich stets in der Gruppe ein und fühle mich auch wohl.

Gerade am Anfang meiner Abstinenz habe ich festgestellt, dass die sozialen Kontakte vereinzelt weniger wurden. So wurde ich seltener angerufen ob ich mich denn Treffen wolle, als ich dann aber kein Bier mehr mitgetrunken habe wurden diese Anrufe weniger. Über diesen „Schwund“ bin ich aber nicht böse sondern eher erleichtert, da ich mich nicht immer wieder rechtfertigen muss.
Wenn gegen Abend der Konsum auf einer Feierlichkeit steigt und ich mich nicht mehr wohl fühle gehe ich nach Hause und genieße dann den nächsten Morgen an dem ich top fit aufstehen kann.
Bspw. nach einer Hochzeit (Sommer 2022) war ich bis ca. 0 Uhr, einige Freunde blieben länger. Ich war am nächsten Morgen um 8 Uhr wach und ging gegen 10, nach dem Frühstück eine Runde joggen.
Als ich dann gegen 12 Uhr meinem Kumpel schrieb, ist er gerade erst aufgestanden und war verkatert. Ich dagegen habe bereits 8 km auf dem Buckel, bin geduscht und freue mich auf den weiteren Tag.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Mein neues Verhalten habe ich auch durch ein Forum im Internet stärken können, hier bin ich immer noch aktiv und hole mir oftmals Ratschläge ein.
Ich bin wie gesagt (vll. auch bereits zu oft gesagt) sehr glücklich mit meinem neuen Leben. Dankbar bin ich, dass bei meiner TF kein anderer verletzt wurde und ich mit einem Bruch des Schlüsselbeins davon gekommen bin. Es hätte auch viel schlimmer enden können…..
Ich bin sehr oft in der Natur unterwegs und habe das Wandern für mich entdeckt – unser Hund dankt es mir….
Nach einem stressigen Tag in der Firma gehe ich gern eine Runde mit unserem Hund oder ein paar km joggen, unser Hund kann ich da altersbedingt leider nicht mehr mitnehmen. Danach fühle ich mich bereits viel leichter und ausgeglichen. Früher musste ich mich dazu immer zwingen. Jetzt sehe ich das als positives Erlebnis und freue mich darauf.
Es gehören aber auch regelmäßige Gespräche mit meiner Frau, meiner Schwester oder meinem Vater zu meinem Leben. Ich habe gemerkt, dass es bei Kummer, Stress oder schlechter Laune nach einem Gespräch schon nur noch halb so schlimm ist und ich mich besser fühle.
Mit meinem Vater hatte ich nach der Scheidung lange weniger Kontakt, obwohl wir uns immer gut verstanden. Mittlerweile verabreden wir uns regelmäßig um über die Vergangenheit zu sprechen, wie ich mich früher gefühlt habe, aber auch was er hätte besser machen können.
Was war ist nicht mehr rückgängig zu machen, es fühlt sich aber gut an darüber zu reden.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)
Momentan bin ich super ausgeglichen weshalb es mir sehr schwer fällt an einen Rückfall in alte Gewohnheiten zu denken. Mein Leben ist noch lange, ich werde noch viele schwere Situationen meistern müssen und es werden Rückschläge kommen welche mein Leben auf den Kopf stellen können. Deswegen möchte ich diese Frage nicht mit einem klaren NEIN beantworten.
Bevor ich mir allerdings ein Bier aufmache suche ich Gespräche, egal ob Familie oder mit einem Freund oder guten Arbeitskollegen. Kommt natürlich immer auf die Gründe an wem ich mich anvertraue.
Da ich kein klares NEIN zu dieser Frage gegeben habe möchte ich auch aufführen wie ich damit umgehe wenn ich doch mal wieder Alkohol konsumiere, lasse ich es nicht zur Gewohnheit werden.
Ich werde sofort das Gespräch mit meiner Frau und mit meinem Vater suchen.
Während meiner Aufbereitung hatte ich ebenfalls ein paar Stunden bei der Suchtberatung, dies half mir über mich selbst zu reden und selbstkritischer zu werden. Die Telefonnummer meiner Beraterin habe ich noch immer in meinem Geldbeutel und darf sie auch bei Problemen jederzeit anrufen.

Frust, Alltagsstress lassen sich außerdem auch super durch Sport kompensieren.
Mittlerweile hat sich mein neues Leben eingespielt, auch wenn schwierige Situationen auftreten gehe ich als erstes mit Verstand und einem klaren Kopf an die Sache und habe damit positive Erfahrungen gemacht.
Kürzlich bekam meine Frau eine schlimme Diagnose vom Arzt (möchte im Netz nicht näher darauf eingehen). Zuerst war dies ein Schock für uns beide. Wir haben viel darüber geredet und es half uns beiden damit umzugehen. Nach positiver OP+ Behandlung waren wir beide sehr erleichtert und sehen das mit der Familienplanung nun so
Wir haben 2 gesunde Kinder, und die Entscheidung ob wir noch ein Kind möchten wurde uns einfach abgenommen, denn es bringt nichts die Krankheit zu verteufeln, es bringt allerdings schon etwas das Positive der Vergangenheit hervorzuheben.
Kürzlich ist mein Onkel unerwartet gestorben. Auch hier hätte ich wohl früher zum Bier trinken verabredet oder zuhause Bier getrunken. Dies hätte mir die Trauer nur in dem Moment genommen, wäre aber nicht nachhaltig gewesen. Auch hier habe ich ein längeres Gespräch mit meinem Vater geführt und wir konnten uns die Trauer gemeinsam etwas nehmen.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Da ich abstinent lebe und davon sehr überzeugt bin wird das für mich kein Thema mehr sein.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Es klingt vielleicht etwas geschwollen und ich wiederhole mich, aber rückblickend bin ich froh, auch wenn mein Wendepunkt ein unerfreuliches Ereignis war das mir die Augen geöffnet wurden und ich zur MPU geladen wurde. Ich konnte so ein zufriedeneres Leben ohne Alkohol starten und so viel über die negativen Auswirkungen von Alkohol lernen.


31. Wieso haben Sie sich für Abstinenz und nicht für KT entschieden? Sehen Sie KT bei Ihnen als nicht möglich?
Ganz einfach beantwortet? Alkohol ist für mich kein Thema mehr, also kommt KT auch nicht für mich in Frage.
Ich habe mich auch sehr über das Thema KT informiert, aber ohne Alkohol zu leben war eine der Besten Entscheidungen meines Lebens.
Ich möchte nicht anfangen mit 1 oder 2 Bier trinken und nachrechnen ob ich unter 0,5 bin. Genauso möchte ich auch kein Trinktagebuch oder Trinkkalender pflegen um mir Monate voraus schon zu planen wann ich denn 1 oder 2 Bier trinken kann. Das ist mir zu stressig und der Aufwand hierfür steht überhaupt nicht im Verhältnis.


32. Wie haben Sie sich auf die MPU vorbereitet?
In erster Linie durch ein super Forum im Internet und ein Buch welches ich mir direkt nach der TF gekauft habe
Durch das Forum habe ich ernsthaft meinen Konsum hinterfragt
Ebenfalls war ich insgesamt 2-3 Std. bei der Suchtberatung der Caritas um über meinen Konsum zu sprechen. (Änderung nach tatsächlichem Abschluss, bisher 2 Std.)
Als es sicher war dass ich eine MPU absolvieren muss habe ich noch einen Verkehrspsychologen zur Beratung und weiteren Vorbereitung/Aufbereitung meiner Trinkvergangenheit und TF genommen.

Belege:
Abstinenznachweise über 6 oder 12 Monate
Besuch einer psychosozialen Suchtberatungsstelle
Leberwerte (Oktober 2021 / September 2022)
Nachweis Verkehrspsychologe
 

Bibob123

Benutzer
Hi Andi, ich danke dir für den Hinweis, hab im entsprechenden Bereich meinen Thread verlinkt/verknüpft.

@All: Falls ich euch weitere Informationen zu mir und/oder meiner Trunkenheitsfahrt geben darf, welche ich noch nicht im FB beantwortet habe, einfach fragen :smiley1659:
 

Bibob123

Benutzer
Danke @Andi18 fürs pushen!

Ansonsten läuft es bei mir soweit auch prima.
Über 7 Monate abstinent und es wird eigentlich immer schöner, also das Leben allgemein ohne Alkohol.

Die Ratenzahlung meiner "Strafe" wird mitte Februar dann abgezahlt sein. Ich bin gespannt wann und ob sich die Fsst meldet.....
Bestenfalls schaffe ich dann die 12 Monate AB um in die MPU zu gehen
 

Bibob123

Benutzer
Moin Andi, schön dass du nachfragst

Aktuell unverändert, meine letzte Rate habe ich mitte Feb. gezahlt, warte also auf den Brief vom Gericht mit der endgültigen Einstellung des Verfahrens. Anschließend geht das Warten weiter, bis ich auch den Brief der Fsst erhalte.

Nächste Woche bin ich dann zur 3. HA.

An meinem FB arbeite ich aktuell nicht weiter, sondern warte mit meiner weiteren Vorgehensplanung auf die Aufforderung zur MPU.

Bin demnächst auf Jungesellenabschied, früher hätte ich bei so einem Event bestimmt nicht wenig getrunken... Hab sogar schon überlegt wieso ich mir das antue auf so ein Event über Nacht mitzufahren, wo ich doch weiß dass hier keiner nüchtern sein wird. Denke aber gerade bei solch einem Event werde ich meine Erfahrungen machen und am Ende wird mich dieser Ausflug in meiner Abstinenz stärken. Und wenn es mir zu viel wird gehe ich einfach ins Hotel. Nehme mir meine Laufkleidung mit, vll gehe ich auch eine Runde rennen

Allen ein schönes WE

Bibob
 
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