Fahrradfahrt 2,18 Hilfe für bevostehende MPU

Chrisfahrad

Benutzer
Zur Person
Geschlecht: M
Größe: 1,87
Gewicht: 99kg
Alter: 37

eventl. Bundesland
Thüringen

Was ist passiert? TF mit Fahrrad
Datum der Auffälligkeit: 01.03.2018
BAK: 2,18
Trinkbeginn: 18:30 Uhr
Trinkende: 22:30 Uhr (Wochenende)
Uhrzeit der Blutabnahme: 23:35 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens: abgeschlossen
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: keine

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: nein
Ich lebe abstinent seit: 02.03.2018

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja, wie viele bisher und seit wann: 3x seit 05.12.2018 (nächste HA 05.09.19)

Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja
Wurde mir entzogen? nein
Noch in der Probezeit?: nein

MPU: am Ende April 2019 absolviert mit negativen Ergebnis und Empfehlung:

dauerhaft auf Alkohol zu verzichten und Hinweis auf min. 1 Jahr Abstinenz wegen Alkoholmissbrauch und individuelle Einzelberatung durch VP.
Eine erneute MPU sollte erst nach Ablauf von in der Regel einem Jahr (bzw. frühestens einem halben Jahr nach Beendigung einer therapeutischen Maßnahme) erfolgen.

Führerscheinstelle
Habe meine Akte gesichtet, keine Eintragung bis auf die TF vom 01.03.2018 mit dem Rad
Sonstige Verstöße: Nein

Fragestellung der FsSt:
Es ist die Frage zu beantworten, ob aufgrund der Hinweise auf Alkoholmissbrauch (Verkehrsteilnahme mit einem fahrerlaubnisfreien Fahrzeug unter erheblichen Alkoholeinfluss) zu erwarten ist, dass Sie zukünftig ein Fahrzeug unter erheblichen Alkoholeinfluss führen werden?
Ist insbesondere gewährleistet, dass Sie das Führen eines Fahrzeuges und einen die Fahrsicherheit beeinträchtigenden Alkoholkonsum zuverlässig trennen können? Liegen im Zusammenhang mit dem früheren Alkoholkonsum Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Fahrzeuges oder Kraftfahrzeuges der Gruppe 1 oder 2 (Fahrerlaubnisklassen A, CE) in Frage stellen?

1. (Wie kam es zur Trunkenheitsfahrt?)
Am 01.03.2018 war ich zum Essen mit Freunden verabredet und hierzu trafen wir uns im Augustiner Erfurt. Einer meiner Freunde hatte die erfreuliche Nachricht erhalten, dass er befördert wurde und gab auch prompt die erste Runde aus. Zu der Zeit gab es das Augustiner Fastenbier mit 7 promille. Danach hat es sich ergeben das dann jeder nach und nach eine Runde ausgegeben hat und ich mir auch nicht die Blöße geben wollte und so kam es zu 8 Runden Bier und 2 Ramazotti nach dem Essen. (Allerdings muss ich auch zugeben, dass nicht alle aus der Runde die 8 Runden Bier mitgetrunken haben.) Wir haben bis 22 Uhr getrunken und so nach und nach sind alle nach Hause gegangen. Ich habe mich zum Schluss dann um 22:30 Uhr verabschiedet als der Rest nach Hause ging auf den Weg nach Hause gemacht.
Eigentlich hatte ich anfangs vor, nachhause zu laufen und das Rad stehen zu lassen. Ich hatte dann aber Bedenken das Fahrrad in der Stadt zu lassen und habe es ein Stück geschoben und bin dabei ständig mit dem Fuß an der Pedale hängen geblieben. Nach einigen Metern zu Fuß entschloss ich mich dann doch zu fahren.

Ich bin um 23 Uhr von einer Streife am Bahnhofsplatz angehalten wurden und wurde mit zur Blutentnahme mitgenommen. Ergebnis BAK 2,18 Promille um 23:35 Uhr.


2. Was und wieviel haben Sie an dem Abend getrunken?

An dem Abend hatte ich von 18:30 Uhr bis 22:30 Uhr 8 Fastenbier mit 7 Vol. Prozent Alkohol a 0,5l und 2 Ramazotti zu 4 cl getrunken.


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich bin dann über die Bahnhofstraße gefahren und wurde von einer Streife um 23 Uhr mit angehalten. Ich war ohne Licht gefahren. Insgesamt bin ich 500 m gefahren und es sind 1 km bis nach Hause.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?

Ich habe gemerkt das die ersten Meter sehr wackelig waren und dachte mir dann in meiner Euphorie als es halbwegs ging, die paar Meter bis nach Hause schaff ich schon. Insgesamt bin ich 500 m gefahren und es sind 1 km bis nach Hause.
Rückblickend weiß ich sehr wohl, dass ich nicht hätte fahren dürfen und mir vorher eine andere Rückfahrgelegenheit hätte suchen müssen.

(Aber hatten Sie dann keine Bedenken, nach dem Alkoholkonsum zu fahren?)
Anfangs wollte ich schieben und nach ein paar Meter als ich ständig an der Pedale hängen blieb das ich lieber schnell nach Hause radeln kann und gehofft das es schon gut gehen würde.


5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte nach Hause laufen und das Rad stehen lassen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Wenn ich die Fahrten mit dem Rad vom Biergarten und die Fahrten nach einer Feier am nächsten Morgen mit Restalkohol zusammenziehe sind es ca. 100 Fahrten gewesen.
Im Nachhinein weiß ich wie fahrlässig ich damals gehandelt habe und welches Risiko ich für mich und andere Teilnehmer im Straßenverkehr darstellte.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Den ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich in meiner Kindheit bei Familienfeiern. Es war meistens eine ausgelassene Stimmung und es wurde viel gelacht und wir als Kinder hatten mit zunehmenden Alkoholkonsum mehr und mehr Freiheiten.
Mit 14 Trank ich zur Jugendweihe mein erstes Bier. Ehrlich gesagt weiß ich noch, dass es mir nicht wirklich schmeckte und ich mehr die Gruppenatmosphäre genossen habe und mitgemacht habe um dazu zu gehören.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Im Alter von 18 Jahren habe ich regelmäßig an den Wochenenden getrunken und war fast jedes Wochenende mit Freunden zu irgendeiner Veranstaltung.
Im Alter von 20 Jahren bis zum Alter von ca. 30 Jahren nahm die Regelmäßigkeit ab, teils berufsbedingt und durch die Beziehung sowie durch den Wohnortwechsel. Es gab nicht mehr so häufig Trinkanlässe wie in den jungen Jahren allerdings wurde so ein Abend, wenn er es hergab, ausgiebig genutzt und bis zum Schluss ausgekostet.
Von 2011 bis 2013 habe ich sehr selten und wenig Alkohol getrunken. Zu der Zeit war meine damalige Partnerin Schwanger und das erste Jahr meines Sohnes nahm mich auch zeitlich stark ein. Es bereitete mir keine Mühe so wenig zu trinken.
Die letzten 3 Jahre bis zur Abstinenz veränderte sich mein Trinkverhalten wieder. Ich bin nach der Trennung meiner damaligen Partnerin wieder vermehrt ausgegangen und wollte meine sozialen Kontakte wieder mehr pflegen, die ich bis dato gefühlt sehr vernachlässigt hatte. Ich sehe durch die Trennung auch meinen Sohn nicht mehr jeden Tag und die freie Zeit habe ich damals mit vielen Unternehmungen bestückt. Daher gab es auch wieder mehr Trinkanlässe als zuvor in den Jahren der Beziehung und Geburt meines Sohnes.


10. Wieviel und wie oft haben Sie getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Im Alter von 18-23 Jahren mindestens jedes Wochenende in Discos oder auf Partys, manchmal auch jedes Wochenende von Freitag auf Samstag oder von Samstag auf Sonntag. 4-6 Bier pro Abend und 2-3 2cl Schnaps. Im Jahr ca. 8 mal im Jahr unter der Woche 1-2 mal 1-2 Bier. In dem Alter hatte ich 2 Gedächtnislücken.
Im Alter von 23-30 Jahren ca. jedes 3. Wochende 1 Trinktag mit 4-8 Bier und ca. 2-5 2 cl Schnaps. Im Jahr ca. 7 Mal unter der Woche 1 Mal in der Woche 2-3 Bier und 1-2 2 cl Schnaps.
Pro Jahr hatte ich 1x eine Gedächtnislücke.
Von 30-33 2 Mal im Jahr zu einer Familienfeier 2-3 Bier. (Schwangerschaft und Babyjahr)
Von 33 bis 01.03.2018 ca. jedes 4. Wochende 1 Trinktag mit 4-8 Bier und ca. 2-5 2 cl Schnaps. Im Jahr ca. 9 Mal unter der Woche 1 Mal in der Woche 2-4 Bier und 1-2 2 cl Schnaps. Pro Jahr hatte ich 1x eine Gedächtnislücke.
Über die Jahre hinweg hat sich meine körperliche Toleranz zum Alkohol so ausgeprägt, dass ich ziemlich vertragen habe und ich musste dies auch nicht mehr trainieren. Wie ich erfahren habe ist dies auch ein Leben lang im Körper fest verankert und kann auch nicht mehr zurückgebildet werden. Die Trinkmengen stimmen soweit aber sie kommen dir zu wenig vor? Es gab auch nach der Trennung die Tiefphase in der ich mich wirklich ordentlich abgeschossen habe, diese allerdings bewusst im FB weg gelassen habe wg. Problemtrinken.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden bei gemeinsamen Treffen und zu feierlichen Anlässen wie Geburtstage und Veranstaltungen. Früher in der Discothek. Auf Festivals und unter der Woche mit Freunden zum Kartenspiel.

12. Warum haben Sie getrunken?
In meiner Jugendzeit war es mehr der Grund zu der Gruppe dazuzugehören und nicht so schüchtern zu sein. Wir sind damals aus der Stadt auf das Dorf gezogen und so war es für mich leichter Anschluss zu finden und Kontakte zu knüpfen.
Im späteren Alter bis zur Geburt meines Sohnes ging es mir mehr um das Gefühl mit Alkohol, die Enthemmtheit und die allgemeine Lustigkeit beim Zusammentreffen mit Freunden und Alkohol. Es fühlte sich oft wie ein besonderer Moment an und dass wir alle ganz toll sind und wahnsinnig viel Spaß haben, wenn wir alle zusammen trinken.
Ich kannte dies auch aus meiner Kindheit, dass alle ganz lustig und fröhlich sind, wenn getrunken wurde und somit war es für mich vertraut diese ausgelassene Heiterkeit mit Alkohol in der Gruppe zu verbinden.
Auch um Freunde zu treffen und dazu zu gehören trank ich Alkohol. Da war das Treffen in der Stadt fast immer mit Alkohol begleitet. Auch aus Gewohnheit, beim weg gehen tranken alle in meinem Umfeld und für mich war es damals einfach ein normaler Bestandteil.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich meine Schüchternheit auf Menschen zuzugehen mit Alkohol überwinden konnte. Ich habe nicht mehr darüber nachgedacht was andere von mir halten könnten. In jungen Jahren hatte ich starke Probleme mit meinem Selbstwertgefühl und was andere über mich denken war mir damals sehr wichtig. Gerade auch nach dem Umzug als ich 14 war, war es sehr schwierig für mich neue Freunde zu finden, ich war damals sehr introvertiert. Aus diesem Grund war der Alkohol in der Gruppe für mich ein Argument mitzutrinken und meine Schwächen von damals zu kompensieren.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Bei geringen Mengen an Alkohol wurde ich locker und gelassen. Ich fühlte mich entspannter und viel offener und konnte auch Gedanken, die mich vorher mehr beschäftigt haben besser ignorieren. Ich fühlte mich mit zunehmender Alkoholmenge selbstsicherer und habe immer weniger über mein Handeln und die Konsequenzen gedacht.
Bei höheren Mengen von Alkohol begann ich zu extrem lustig zu werden, jedenfalls kam es mir so vor als wäre alles ein toller Spaß und alle sind total euphorisch und haben Freude daran zu feiern. Das ich dabei lallte und auch manchmal schwankte war mir damals nicht bewusst und ist durch meine Aufarbeitung und den Gesprächen erstmal so richtig klar geworden wie weit ich von der Realität entfernt war.
Der Tag nach einem ausgiebigen Abend war fast immer mit einer Schwere verbunden. Ich war meist Müde und verkatert und lustlos. Ich dachte mir an den Tagen danach warum nur hast du so viel getrunken.
Ergänzung: Ich habe mir wenn ich Alkohol getrunken habe keine Gedanken mehr gemacht was andere über mich denken und ob ich Ihnen so gefalle wie ich bin oder mich ändern sollte. Alkohol gab mir mehr Selbstbewusstsein und ich fühlte mich stärker in meinem Handeln. Es kam mir auch damals so vor als würde ich von meinem Umfeld mehr akzeptiert werden und das man mich mag.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Zitat Krüger: Damit machst du dir selbst das Leben schwer. Was soll der GA davon halten? Der Konsum stört ihn und trotzdem trinkt er fröhlich weiter.
Meine Freundin hat sich damals in der Beziehung immer mal dazu geäußert, dass man nach einem sehr langen Abend den nächsten Tag nichts mehr mit mir anfangen konnte. Ich nahm dies damals so hin und hörte es auch aus meinem bekannten Kreis, dass es meinen Freunden teilweise ähnlich ging und tat es als normal ab. Heute weiß ich das dahinter eine ernstzunehmende Kritik zu meinem Alkohol Konsum steckte die ich damals nicht wahrhaben wollte.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Mir war damals nicht bewusst, dass ich die Strategie aufgebaut habe Alkohol zu nutzen um meine eigenen Selbstzweifel an mir und die Annahme andere Personen würden mich nicht mögen auszublenden. Wenn ich damals Alkohol getrunken habe, fühlte es sich leicht an Kontakte zu knüpfen. Ich war dann wie ausgewechselt, offen und selbstbewusst und kontaktfreudig und vor allem lustig.

Durch meine langjährige Beziehung und meinen Job wurde ich über die Jahre selbstbewusster und der Grund Alkohol zu trinken wurde mehr durch Treffen in der Freizeit bestimmt um das Gefühl ausgelassen zu sein, abschalten zu können und Spaß zu haben zu erhalten. So hat sich ein Muster bei mir eingeschlichen, dass es immer ganz lustig und fröhlich zugeht, wenn wir alle gemeinsam tranken. Ich konnte dabei meine eigenen Probleme ausblenden und musste mich dann nicht mit diesen auseinandersetzen


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?

Es gab in jüngeren Jahren mehr Trinkanlässe die ich wahrgenommen hatte und somit auch mehr Alkohol getrunken hatte. Mit dem Alter nahmen die Trinkanlässe ab und die Häufigkeit der Treffen.
Ich lebe seit über einem Jahr abstinent und trinke keinen Alkohol mehr.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

In jüngeren Jahren und vor allem zu Festival Veranstaltungen trank ich bis zum Vollrausch wobei es auch Gedächtnislücken gab.
In den letzten 3 Jahren kam dies auch vor. Mein letztes Erlebnis hierzu war 2017 das Oktoberfest.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Nein. Während der Schwangerschaft meiner damaligen Partnerin und das erste Babyjahr habe ich den Alkoholkonsum unbewusst reduziert aus der Tatsache heraus, dass es kaum Trinkanlässe gab und es mir viel wichtiger war für meinen Sohn und seine Mutter da zu sein und ihn aufwachsen zu sehen. Ganz auf Alkohol zu verzichten kam mir nicht in den Sinn. Zu den ganz wenigen Treffen mit Freunden. Der Alkohol gehörte damals zu den Treffen z.B. im Biergarten auf ein Feierabend Bier einfach dazu und war fester Bestandteil. Später als mein Sohn fast 3 Jahre alt war und die Beziehung nicht mehr so gut lief habe ich durch mehr Zeit für mich und weil ich mich ablenken wollte. Und nach der Trennung habe ich mehr Trinkanlässe wahrgenommen und bin wieder häufiger weggegangen.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)

Ich habe mich Früher als ganz normalen gelegentlichen Gesellschaftstrinker gesehen, der einfach etwas mehr verträgt als die breite Masse.
Ich habe es auch nicht wahrgenommen welche Mengen ich zu mir nahm und hatte daher auch kein schlechtes Gewissen, was ich mir und meiner Gesundheit damit antue.
Da ich auch alle meine Ziele und Verpflichtungen erreicht habe und auch sportlich und gesundheitlich keine negativen Folgen verspürte war für mich damals alles normal und völlig in Ordnung das so zu handhaben.

Heute habe ich dazu eine andere Einstellung und sehe mein Verhalten von früher als sehr kritisch. Ich habe Unmengen Alkohol über die fast 20 Jahre regelrecht in meinen Körper geschüttet und ihn damit ziemlich vergiftet. Es ist schon paradox, wo ich jetzt weiß wie giftig und krebserregend Alkohol ist und ich somit an meinen kleinen Tod direkt gearbeitet habe.
Ich habe mir früher immer vorgemacht das ich anders bin, sehr stark und alles wegstecke. Ich fühlte mich damals ja auch nicht so verkatert und war schneller wieder fit als einige meiner Freunde. Heute weiß ich, dass es einfach nur daran lag, wie gut ich im Umgang mit Alkohol trainiert bin und welches Level meine Alkoholgewöhnung bereits erreicht hatte und dass für ein Leben lang.
 

Chrisfahrad

Benutzer
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?

Nein. Seit dem Tag der Trunkenfahrt am 01.03.2018 lebe ich Abstinent.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am Tag der TF.

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich habe mich mit meiner Vergangenheit auseinandergesetzt und mich gefragt wo ich in Zukunft, in 5 Jahren und in 20 Jahren stehen möchte.
Alkohol spielte früher für mich eine wesentliche Rolle was den Umgang mit Freunden betraf und für mein Gefühl zufrieden und ausgelassen zu sein stellte der Alkohol den notwendigen Schlüssel dar. Ich habe seit meiner Abstinenz Erfahrungen gesammelt wie gut es tut zu sich und seiner Umwelt ehrlich zu sein. Ich sehe mich nicht in der Lage Alkohol kontrolliert und wenn es überhaupt eine richtige Menge gibt so zu konsumieren, dass ich damit nicht wieder in alten Verhaltensmuster falle.
Wenn ich mich jetzt mit Freunden und Bekannten treffe und mir dabei eine Cola gönne und merke nach 1h habe ich keine Lust mehr, dann akzeptiere ich das, da dies die Realität ist und ich keine heitere Stimmung erzwingen muss. Die kommt auch so, wenn es passt und somit nehme ich das Leben mit all seinen Licht und auch Schattenseiten viel bewusster war.

Ich habe während meiner Abstinenz knapp 10 Kilo abgenommen und fühle mich körperlich viel fitter und auch mental fühle ich mich viel gesünder. Früher bestand für mich der Zwang beim Weggehen, es muss ein toller Abend werden, den trinken wir uns zur Not schön. Wie bescheuert das ist wusste ich zwar auch schon vorher, habe es aber nicht wahrhaben wollen.
Ich habe auch durch neue Freunde und auch Arbeitskollegen, mit denen ich früher nie was zu tun hatten meine Freizeitaktivitäten (Volleyball) geändert.

Für mich ist es jetzt ein Genuss, wenn ich in die Stadt gehe und einen schönen Abend mit einem leckeren Essen verbinden kann und dabei genau weiß ich bin immer her meiner Lage, ich habe die Kontrolle über mein Tun und Handeln jederzeit.
Auch durch die körperliche Veränderung macht mir Sport vielmehr Spaß und ich bekomme dadurch auch ein Lächeln im Gesicht, wenn ich mit anderen Tischtennis spiele oder Laufen gehe und mein Ziel was ich mir vorgenommen habe erreiche.


Ich entdeckte durch meine Erfahrung mit der Abstinenz eine ganz andere Seite an mir, die mir sehr gut tut. Ich habe die Erfahrung gesammelt, dass das Leben weitergeht und ich Menschen um mich habe, die immer zu mir stehen. Diesen Kontakt z.B. mit meinem Bruder und meiner Mutter habe ich stark ausgebaut und wir sind uns dadurch viel nähergekommen. Ich habe dabei auch gelernt wie ungesund der Umgang für mich mit Alkohol war und möchte nicht wieder in mein altes Leben zurück. Durch die Abstinenz habe ich eine ganz neue Kraft entwickeln können auf meine innere Stimme, mein Gefühl zu hören.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Mir war damals nicht bewusst wie unnormal mein Umgang mit Alkohol war und habe mir damals auch eingeredet es gibt ja auch noch Menschen die häufiger und mehr trinken. Ich wusste auch nicht warum ich überhaupt Alkohol konsumiert habe. Ich wurde über die Jahre immer Trinkfester und habe damals geglaubt es gehört dazu mit Freunden Zeit zu verbringen und Alkohol zu konsumieren. Dass dies ein Trugschluss ist weiß ich jetzt.
Ich habe gelernt Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen, einen realistischen Blick zu bekommen und bekam dabei Unterstützung von Freunden und meiner Familie.
Ich sehe die Zeit jetzt als viel wertvoller an und kann die Momente auch besser genießen, da ich diese mit vollem Bewusstsein wahrnehme und auch spüre wie gut die Abende mit Freunden ohne Alkohol verlaufen.
Ich habe mir nach der TF erstmal bewusstgemacht wie stabil ich mit dem hohen Promillewert noch in der Lage war Fahrrad zu fahren und habe mir auch die ganzen Konsequenzen vor Augen geführt was alles passieren konnte und ich im schlimmsten Fall nicht mehr Vater für meinen Sohn sein kann. Die Reflexion über meine Vergangenheit hat mich davon überzeugt zukünftig ausnahmslos auf Alkohol zu verzichten und es geht mir sehr gut damit.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Anfangs bin ich in mein übliches Denkmuster gefallen, warum ausgerechnet ich und mit dem Rad fahren ist doch nichts Schlimmes, ich gefährde doch niemanden damit. Auch die Gespräche mit Freunden waren anfangs ähnlich verlaufen.
Erst mit der Zeit und der Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit brachten Einsicht.
Ich habe mich nach der TF erst nach und nach mit dem Thema Alkohol beschäftig und anfangs dachte ich auch es reicht, wenn ich den Konsum einschränke und kontrolliert Trinke.
Ich merkte dann das es nichts für mich ist und auch aus der Vergangenheit ein unkontrollierter Umgang mit Alkohol zu tief verwurzelt ist, somit gab es für mich nur die einzig vernünftige Konsequenz Abstinent zu leben.
Ich informierte mich auch im Internet über das Thema Alkohol und die Wirkung und habe auch so ein neues Bewusstsein für meine Gesundheit entwickelt, was dann auch schlussendlich zur Abstinenz führte.
Die Suche nach dem Trinkmotiv und auch der tiefe innere Wunsch mir selbst treu zu sein und auf mein Gefühl für das Richtige zu hören trieben mich mehr und mehr an. Ich habe mit Freunden über mein Leben vorher geredet, wie sie mich sahen früher und was sie dabei dachten und auch mit meinen Eltern über meine Vergangenheit und meine Jugendzeit.

Es war anfangs sehr schwer und die ersten Wochen hatte ich immer eine Ausrede parat warum ich keinen Alkohol getrunken habe oder habe das ein und andere Treffen ausgelassen. Nach 2 Monaten der TF habe ich dann mit meinen engsten Freunden reinen Tisch gemacht und auch um Rücksicht und Unterstützung gebeten. Ich habe auch festgestellt wie viele Gelegenheiten mir der Alltag zum Alkoholtrinken bietet und habe ehrlich gesagt mich auch für jede erfolgreiche Situation die ich ohne Alkohol überstanden habe gelobt. Ich gewann neues Zutrauen zu mir und fühlte mich mehr und mehr selbstsicher.
Die ersten Male kam ich mir in den Runden wo gefeiert wurde ziemlich fehl am Platz vor.
Ich merkte dann mit jedem Mal mehr das ich entspannter wurde und es einfach genoss meine Freunde um mich zu haben. Egal ob jemand was trinkt oder jemand raucht.
Es wurde mit der Zeit immer leichter nein zu sagen und auch im Urlaub als einziger Abstinenzler hatte ich eine Menge Spaß. Das Gefühl immer klar und fit zu sein und über mich die Kontrolle zu behalten, fühlte sich immer besser an und entfachte eine Euphorie den richtigen Weg zu gehen.
Im Februar dieses Jahres habe ich an einer Gruppensitzung beim VP zum Thema Alkohol absolviert und wurde dabei nochmals bestätigt den für mich richtigen Weg eingeschlagen zu haben und keine Ausflüchte mehr zu suchen.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich fühle mich echter und authentischer und mag mich einfach viel mehr als vorher, da ich die Erfahrung gesammelt habe keine Alkohol-Maske aufsetzen zu müssen um Freude und Gelassenheit zu generieren wo keine ist. Ich habe das Gefühl selbstbestimmt zu handeln und nicht fremdgesteuert, wie z.B. wir müssen jetzt alle Trinken um ganz viel Spaß zu haben.
Ich fühle mich geistig und körperlich Fitter und merke auch an den Gesprächen die ich jetzt führe, dass sich nicht nur mein Umgang mit Alkohol geändert hat, sondern auch meine Interessen für die Menschen. Früher war es mir mehr wichtig gewesen Leute um mich zu haben die „einfach“ nur feiern und viel trinken. Heute habe ich Menschen um mich mit denen ich über das Leben reden kann, mit denen ich den gleichen Horizont teile.
Durch die Arbeit mit mir selbst, mich zu reflektieren, sehe ich die Beziehung zu meinem Sohn auch mit ganz anderen Augen. Ich nehme mich seinen Bedürfnissen viel mehr an, höre aktiver zu und bin mir meiner Vaterrolle mehr bewusst geworden.
Unsere Beziehung ist in den letzten Wochen und Monaten gewachsen und ich merke es auch daran wie er mehr und mehr sich geöffnet hat und mir seine Probleme und seine Gefühle benennt. Früher habe ich mich den Wochenenden mehr dem Alkohol hingegeben und war teilweise überfordert und heute verbringe ich die Zeit wahnsinnig gern mit ihm, gehe zum gemeinsamen Schwimmkurs und zum Karate.

Ich bekomme von vielen Seiten Komplimente, dass es jetzt schöner ist mit mir wegzugehen und es nicht mehr ausartet und man sich normal mit mir unterhalten kann.
Auch meine Sportfreunde schätzen es mit mir unternehmen zu können und über die höhere Leistungsfähigkeit. Die positiven Erfahrungen treiben mich weiter an meinen Weg selbstbestimmt zu gehen und bestärkt mich in meinem Selbstvertrauen. Ich habe mir früher eingeredet, dass ich Alkohol dazu brauche um Spaß zu haben, jetzt weiß ich das ist nicht so.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Die positiven Erfahrungen treiben mich weiter an meinen Weg selbstbestimmt zu gehen und bestärkt mich in meinem Selbstvertrauen. Ich habe mir früher eingeredet, dass ich Alkohol dazu brauche um Spaß zu haben, jetzt weiß ich das ist nicht so.
Meine Erfahrungen die mich jetzt über ein Jahr in meinem Leben begleiten haben viel bei mir verändert. Ich gehe mit einer ganz neuen Motivation zu Feierlichkeiten, treffe Freunde und habe Spaß ohne mich maskieren zu müssen. Ich weiß das es in der Realität, wo es Licht gibt auch Schatten benötigt wird um das Licht zu sehen und nicht alles grau ist. Mit meinen engsten Freunden kann ich ganz offen über meine Bedürfnisse reden und diese nehme ich viel ernster als früher, denn ich stehe jetzt für mich im Mittelpunkt meines Lebens.
Es sind auch die kleinen Momente, die mich bestärken, wenn ich durch die Stadt gehe oder auch im Urlaub Menschen unter Alkohol sehe, wie die ihre Kontrolle verlieren und somit Opfer dieser Droge werden. Auch wenn es anfänglich mich sehr gekränkt hat mit dem Fahrrad aufgefallen zu sein und ich dachte etwas falsch gemacht zu haben und nicht funktioniert zu haben in dieser Gesellschaft, weiß ich das ich meine persönlichen Herausforderungen im Leben habe und diese meistern kann und auch werde.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen? (Ja/Nein + Begründung,)

Ich weiß das es immer ein Risiko gibt in alte Gewohnheiten zurückzufallen oder Fehler zu machen und achte auch aus diesem Grund intensiver auf mich und meine Situationen die mich umgeben. Ich stehe jeden Tag aufs Neue auf und bleibe dran mein Handeln und meine Beweggründe zu hinterfragen.
Leben heißt für mich, dass ich immer wieder schöne Momente genießen darf mit tollen Menschen um mich herum und gleichzeitig ganz realistisch betrachtet gibt es die nicht so schönen Momente, wo einfach nichts gelingen will. Es gibt kein Licht ohne Schatten und ich betrachte die Situationen und Momente mit schärferen und realerem Auge.
Ich weiß auch, dass ich mir von außen Hilfe holen kann sollte ich alleine mal nicht weiterkommen.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich lebe alkoholfrei, daher wird es diese Fragestellung zukünftige nicht geben.


30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein.
 

Chrisfahrad

Benutzer
Hallo zusammen, ich möchte im September (vermutlich gegen Ende) die MPU antreten und hoffe das mir hierbei noch einige aus dem Forum hiflreiche Tipps geben können.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Chrisfahrad,

willkommen im Forum.

Ich habe deinen FB noch nicht gelesen, weiß also nicht ob du darauf eingegangen bist, darum frage ich erstmal nach:

MPU: am Ende April 2019 absolviert mit negativen Ergebnis und Empfehlung:

dauerhaft auf Alkohol zu verzichten und Hinweis auf min. 1 Jahr Abstinenz wegen Alkoholmissbrauch und individuelle Einzelberatung durch VP.
Eine erneute MPU sollte erst nach Ablauf von in der Regel einem Jahr (bzw. frühestens einem halben Jahr nach Beendigung einer therapeutischen Maßnahme) erfolgen.

Hast du das Gutachten bei der FSSt. abgegeben? Und wenn ja, hast du neben der Empfehlung zum einjährigen AN, auch einen VP aufgesucht?
 

Chrisfahrad

Benutzer
Hallo Chrisfahrad,

willkommen im Forum.

Ich habe deinen FB noch nicht gelesen, weiß also nicht ob du darauf eingegangen bist, darum frage ich erstmal nach:



Hast du das Gutachten bei der FSSt. abgegeben? Und wenn ja, hast du neben der Empfehlung zum einjährigen AN, auch einen VP aufgesucht?
Hallo Nancy,
das Gutachten habe ich nicht bei der FSSt abgegeben und hatte Anfang des Jahres einen Gruppenkurs absolviert und seitdem nur die Aufarbeitung für mich und dem Internet getätigt.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Alles klar. Den zweiten Versuch startest du bei einem anderen MPI, oder?
Gib mir etwas Zeit, ich schaue schnellstmöglich nach deinem FB...
 

Chrisfahrad

Benutzer
Genau richtig, ich möchte zu einer anderen MPI.
Hilfreich wäre auch zu wissen was man dem Gutachter der anderen MPI sagt, warum die Akte schon einmal im April versendet wurde, ohne unglaubwürdig zu werden, da ich ja dann auch sagen, dass ich noch keine MPU gemacht habe.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
"Man" könnte z.B. sagen das "man" den Termin nicht wahrgenommen, oder die Begutachtung vorzeitig abgebrochen hat....
rolleyes.gif

Das klingt aber eh alles unglaubwürdig. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen das die GA danach aber gar nicht fragen.
 

Chrisfahrad

Benutzer
Anbei mein überarbeiteter Fragebogen.

TB 18:30 bis 22:30 Uhr, 23 Uhr angehalten auf Bahnhofsvorplatz nach ca. 400m auf dem Rad und es waren noch 500m bis nach Hause. 23:30 Blutentnahme mit Ergebnis 2,18 promille

  • Wie kam es zu der Trunkenheitsfahrt?
  • Am 01.03.2018 war ich mit Freunden zum Essen und Treffen im Augustiner verabredet. Ein Kumpel wurde befördert und gab die erste Runde Bier aus, Augustiner Fastenbier mit 7 promille und Ramazotti 4cl. Wir waren eine gesellige Runde und es hat dann jeder angefangen eine Runde zu spendieren, insgesamt trank ich 8 0,5 Fastenbier und 2 Ramazotti 4cl.
  • Um 22:30 verließ ich mit einem Freund das Augustiner, wir redeten noch kurz und dann machte ich mich auf dem Heimweg. Ich hatte vorgehabt das Rad zu schieben. Tat dies auch einige Meter und blieb ständig mit dem Knöchel an der Pedale hängen. Ich dachte mir dann das kurze Stück kann ich ja schnell nach Hause radeln und probierte es was dann auch nach dem etwas schwierigen aufsteigen gelang. Ich fuhr ca. 400m die Bahnhofsstraße entlang und wurde von der Polizei angehalten geg. 23 Uhr angehalten.
2. Was und wieviel haben Sie getrunken?
Von 18:30 Uhr bis 22:30 Uhr 8 fasten Bier 7 promille 0,5l und 2 Ramazotti 4cl
3. Wieviel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wieviel wollten Sie insgesamt fahren?
Nach ein paar Meter zu Fuß bin ich knapp 400 m mit dem Rad gefahren bis ich angehalten wurde und wollte insgesamt 1km fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Ich hatte anfangs bedenken mit dem Rad zu fahren und auch etwas Probleme aufzusteigen. Als ich dann einige Meter gut voran gekommen bin legten sich die Zweifel und ich hatte das Gefühl sicher fahren zu können.
Heute weiß ich das es eine große Fehleinschätzung war und ich nicht unter Alkoholeinfluss Rad fahren darf. Rückblickend muss ich sagen, dass alleine schon die Schwierigkeit das Rad zu schieben und auch das Aufsteigen deutliche Warnsignale für meinen Zustand waren die mich vom Rad fahren hätten abhalten sollen. Nur wusste ich es damals nicht besser.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich hatte vorgehabt das Rad stehen zu lassen und nach Hause zu laufen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr und Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Wenn ich die Fahrten mit dem Rad und die Fahrten und mit dem Auto unter Restalkohol am Tag nach dem ich Alkohol getrunken hatte zusammenziehe, sind es ca. 100 Fahrten gewesen.
Heute weiß ich wie grob fahrlässig ich damals gehandelt habe und mir keinerlei Gedanken darüber gemacht welches Risiko ich eingehe mich und andere Personen zu verletzen und welche Gefahr ich damit darstellte.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Den ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich in meiner Kindheit bei Familienfeiern und Geburtstagen.
Mit 14 Jahren habe ich zur Jugendweihe mein erstes Bier probiert, welches mir nicht wirklich schmeckte und ich weiter Getrunken habe, da mir die heitere und ausgelassene Stimmung gefallen hat. Auch ich wurde enthemmter und konnte mich dadurch mehr öffnen. Zu der Zeit sind wir umgezogen und ich hatte Mühe Anschluss zu finden und einen neuen Freundeskreis aufzubauen.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
In der Jugend bis hin zum 18 Lebensjahr gab es vereinzelt an den Wochenenden Gelegenheiten an dem Treffpunkt unserer Brücke Alkohol.
Ab 18 bin ich fast jedes Wochenende zu Discos und mit Freunden unterwegs gewesen wo auch immer Alkohol getrunken wurde.
Über die Jahre bis zum Alter von 25 schwankte der Konsum immer Mal und ich habe fast jedes Wochenende mit Freunden und Bekannten verbracht und Alkohol getrunken.
Mit 25 lernte ich meine damalige Freundin kennen und ich zog nach Erfurt und fing an in Schichten zu arbeiten. Die Gelegenheiten nahmen ab und auch in der Beziehung haben wir seltener Alkohol getrunken. Allerdings hat sich die Menge des Alkohols bei den Gelegenheiten teilweise erhöht.
Mit 30 Jahren ist meine damalige Partnerin Schwanger geworden und ich habe sehr viel Zeit mit ihr verbracht und so gut wie keine Zeit mehr für Freunde genutzt und daher auch nur sehr wenig Trinkanlässe gehabt. Die Zeit ging bis ich 33 Jahre war und mein Sohn in die Kita kam und es sich langsam in einen alltäglichen Rhythmus gefügt hatte und ich wieder etwas mehr weggegangen bin.
Nach dem Ende der Beziehung 2016 bis hin zur Trunkenheitsfahrt bin ich wieder mehr weggegangen, fast jedes 2. Wochenende. Anfangs um mich abzulenken und später dann auch um Frauen kennenzulernen. Seit der Trunkenheitsfahrt und einer 2 monatigen Orientierung lebe ich Abstinent.
10. Wieviel und wie oft haben Sie getrunken? (genaue Sorte, Menge und Häufigkeit)
Im Alter von 18-25 Jahre jedes Wochenende 4-6 0,5l Bier pro Abend und oft auch dazu 2-4 2cl Schnaps. Ab und zu auch unter der Woche 1-2 Bier.
Von 25-30 Jahre ca. jedes 3. Wochende 1-2 Trinkanlässe mit 4-8 Bier 0,5l und 2-5 Schnaps 2cl. 2-3 mal im Monat unter der Woche 1-2 mal 2-3 Bier und 2-4 Schnaps 2 cl.
Von 30-33 Jahre 6 mal im Jahr teils unter der Woche teils am Wochenende 2-3 Bier.
Von 33-TF fast jedes 2. Wochenende 3-8 Bier 0,5 l und 2-4 Schnaps 2 cl. 1-2 mal im Monat unter der Woche 2-8 Bier und 2-4 Schnaps 2 cl.
Insgesamt hatte ich 6-7 Gedächtnislücken durch Alkohol.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden, Bekannten und Verwandten bei feierlichen Anlässen, Konzerten und Zusammentreffen.
12. Warum haben Sie getrunken?
In meiner Jugendzeit nach dem Umzug aufs Dorf hatte ich große Schwierigkeiten Anschluss zu finden und die Dorfjugend traf sich immer an der Brücke und die Älteren tranken dort oft Bier und Mixgetränke. Ich habe damals mitgemacht um dazu zu gehören und meine Schüchternheit zu überwinden. Ich hatte zu wenig Selbstbewusstsein und war auch sehr einsam, da meine ganzen Freunde nicht mehr da waren und wollte neue Freunde haben und auch einfach dazugehören. In mir drin hatte ich damals große Angst abgelehnt zu werden, weil ich sowieso schon anders war da ich aus der Stadt kam und wenn ich mitgetrunken habe hatte ich das Gefühl ein Teil der Gruppe zu sein.
Im späteren Alter hatte ich das Gefühl verinnerlicht und auch die Zeit bei der Bundeswehr um mit Kameraden in Kontakt zu kommen und eine Beziehung aufzubauen trug dazu bei. Ich hatte die Erfahrung gemacht mit Alkohol meine Schüchternheit abzulocken locker zu werden, meine Selbstzweifel abzulegen und auf Menschen zugehen zu können. Mit Alkohol dachte ich nicht darüber nach was andere von mir halten und was sie über mich denken. Ich hatte auch damals den Effekt kennengelernt das mit Alkohol alle um mich herum entspannter und ausgelassener wurden und enthemmter und es fühlte sich damals so an als hätten wir mit Alkohol einfach viel mehr Spaß als ohne.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Ich habe mich früher nach Alkoholkonsum befreiter gefühlt und enthemmter. Ich machte mir keine Gedanken mehr was andere über mich denken und fühlte mich selbstsicherer und konnte vielmehr aus mir herausgehen. Es fühlte sich mich unbeschwerter an Menschen anzusprechen und ich hatte das Gefühl viel offener auf andere Personen zugehen zu können. Die Stimmung war entspannter und ausgelassener. Ich hatte mir, wenn ich Alkohol getrunken hatte keine Gedanken gemacht was andere über mich denken und ob ich ihnen passe und sympathisch bin. Mit Alkohol hatte ich diese Gedanken ausgeblendet und ich war dadurch befreiter und mutiger und fühlte mich stärker.
Es kam mir damals auch so vor das ich mit Alkohol in der Gruppe mehr akzeptiert werde und fühlte ich würde mehr dazu gehören.
Bei höheren Mengen Alkohol begann ich lustig zu werden, jedenfalls kam es mir damals so vor als wäre es alles ein ganz großer Spaß. Und wenn ich dann lallte und schwankte und alle lachten fühlte ich mich damals in meiner Annahme bestätigt. Erst durch meine Aufarbeitung wurde mir bewusst wie weit weg ich damals mit meiner Wahrnehmung von der Realität entfernt war und wie schrecklich ich mich dabei verhalten hatte.
Die Tage danach waren meist sehr anstrengend und ich kam oft nur schwer aus dem Bett und fühlte mich verkatert. Damals dachte ich das gehört einfach zu einem guten Abend dazu und den anderen geht es ja genauso. Heute weiß ich wie stark ich meinen Körper vergiftet habe und wieviel ich ertragen musste um die großen Mengen Alkohol wieder abzubauen.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Meine damalige Partnerin hatte sich manchmal beschwert, wenn mit mir am nächsten Tag nicht viel anzufangen war. Ich dachte damals nicht über die Ursachen nach und war der Meinung das es ja immer was zu meckern gibt egal was ich tue. Auch aus dem Bekanntenkreis hatten mir Freunde erzählt das sich ihre Partnerinnen auch immer mal beschweren, was mich damals in meiner Annahme bestärkte. Heute weiß ich, dass es deutliche Signale waren über meinen Konsum nachzudenken, die ich aber damals nicht wahrhaben wollte und ich mir meinen Alkoholkonsum schöngeredet hatte.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Mir war damals nicht bewusst, dass ich Alkohol konsumierte um meine Ängste nicht geliebt zu werden und Zweifel an mir nicht zu genügen, mein fehlendes Selbstvertrauen auszublenden. Ich nahm damals an mit Alkohol klappt das kennenlernen doch sehr gut und ich taute mit Alkohol auch schnell auf und war dann kontaktfreudig und wirkte sehr selbstbewusst. Dadurch entwickelte ich zwei Seiten an mir, die meine Freunde auch bemerkten und manchmal auch sagten, komm trink erst mal was, dann wirst du entspannter. Für mich war es damals ganz normal und ich beobachtete ähnliche Verhaltensweisen auch bei anderen Bekannten und Freunden. Es hatte sich damals auch das Gefühl eingeschlichen, dass ein Abend nur mit Alkoholkonsum lustig sein kann und deswegen auch immer Alkohol im Spiel war, wenn wir uns getroffen haben oder weggegangen sind. Ich habe das damals nie in Frage gestellt und dachte das es in unserer Gesellschaft völlig normal ist. So hat sich das Gefühl damals eingeschlichen, dass es immer ganz entspannt zugeht alle lustig und heiter sind und man die eigenen Probleme und Sorgen einfach hinter sich lassen kann.
Heute sehe ich Alkohol als eine gleichwertige Droge, wie THC, Cocain und andere Drogen. Alkohol verändert so stark die Wesenszüge und das Verhalten und auch das rationale Denken fällt fast vollkommen weg, woraus alles nur noch eine Scheinwelt wird und nicht mehr viel mit der Realität zu tun hat.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Es gab in den jüngeren Jahren bis zur Beziehung mit dem Alter von 25 Jahren mehr Trinkanlässe an denen ich Alkohol getrunken hatte. Seit Mai 2018 lebe ich Abstinent.
17. Haben Sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Gerade in jüngeren Jahren bis zur Beziehung mit 25 gab es einige Abende die mit Gedächtnislücken behaftet sind. Insgesamt in meinem Leben sind es ca. 7 Alkoholkonsumsituationen mit Gedächtnislücken gewesen.
18. Haben Sie schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein. Die einzige Zeit in der ich den Alkoholkonsum eingeschränkt habe, war die Zeit während der Schwangerschaft und die 2 darauffolgenden Kinderjahre meines Sohnes. Es war jetzt nicht mit der Absicht auf Alkohol zu verzichten sondern um die Zeit mit meiner neuen Familie genießen zu können und es gab auch einfach keine Zeit um großartig wegzugehen.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Ich habe mich früher als ganz normalen Gesellschaftstrinker gesehen, der etwas mehr als die meisten Menschen vertragen kann, der einfach gerne feiern geht. Ich dachte damals das ich anders bin als die Leute die besoffen in der Ecke liegen und dass ich alles unter Kontrolle habe und es ja gar nicht so viel ist was ich trinke. Ich habe es auch nicht wahrgenommen, welche großen Mengen an Alkohol ich zu mir genommen hatte und verspürte bis auf den verkaterten Tag danach auch keinerlei gesundheitliche Einschränkungen.
Heute habe ich dazu eine ganz andere Einstellung und sehe mein Verhalten von früher mit Alkohol sehr kritisch. Ich habe in den fast 20 Jahren große Mengen Alkohol konsumiert und meinen Körper und auch Geist regelrecht vergiftet und meine Gesundheit aufs Spiel gesetzt, sozusagen an meinen kleinen eigenen Tod gearbeitet. Ich weiß heute auch wie krebserregend Alkohol ist und wenn ich dann noch dazurechne wie viele Zigaretten ich zum Alkohol geraucht habe macht es mir große Angst.
Heute ist mir auch bewusst wie gut ich trainiert war mit Alkohol und deswegen auch mehr vertrug als die meisten aus der Gruppe und dieses Level ist für ein Leben lang einprogrammiert was auch ein Grund für die Entscheidung zur Abstinenz.
 

Chrisfahrad

Benutzer
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
Nein. Seit Mai 2018 lebe ich Abstinent.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Zur Geburtstagsfeier meines Bruders am 26.05.2018
22. Trinken sie gelegentlich Alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute keinen Alkohol?
Alkohol spielte früher für mich eine wesentliche Rolle was den Umgang mit Freunden betraf und meinen Gefühlen gemocht zu werden und Spaß zu haben. Ich habe die Erfahrungen gesammelt, dass es mir sehr gut tut einfach ehrlich zu mir zu sein, das ich auch ohne Alkohol auf Menschen zugehen kann, lustige und heitere Abende verbringen kann ohne einen einzigen Tropfen Alkohol. Ich habe auch gelernt, dass das Leben weitergeht und ich Menschen um mich habe die zu mir stehen, die mich so lieben wie ich bin. Ich habe den Kontakt zu meinem Bruder und meiner Mutter ausgebaut und intensiviert und auch viel über die Vergangenheit reflektiert. Durch die Abstinenz habe ich gelernt auf meine innere Stimme, mein Gefühl zu hören und wie stark ich doch tatsächlich bin ohne mir eine Maske aufsetzen zu müssen. Ich sehe mich nicht in der Lage Alkohol kontrolliert und wenn es überhaupt eine richtige Menge gibt so zu konsumieren, dass ich damit nicht wieder in alte Verhaltensmuster falle.
Ich stellte mir damals die Frage wo ich in 5 oder gar 20 Jahren stehen möchte und was aus meinem Leben werden soll und stellte dabei fest das ich mir oft was vorgemacht habe, es würde eine bessere eine andere Zeit kommen, heute lebe ich im hier und jetzt und stelle mich meinen Problemen und Herausforderungen und suche Lösungen auch mit Freunden und Familie gemeinsam.
Seit der Abstinenz habe ich auch 10 Kilo abgenommen und treibe viel mehr Sport was mir guttut. Für meine innere Balance besuche ich regelmäßig Jogakurse und bin erstaunt über die Ergebnisse die ich bisher erzielt habe, was meinen Gemütszustand angeht. Ich habe dadurch meine Resilienz erhöht und die Liebe zu mir und meinem Ich gefunden.
24. Warum haben Sie das Trinken aufgegeben und warum nicht schon eher?
Mir war damals nicht bewusst wie unnormal mein Umgang mit Alkohol war und ich habe mir die Katertage auch immer wieder schöngeredet und Folgen von Alkohol habe ich ausgeblendet, da ich keine direkten Nachteile durch den damaligen Alkoholkonsum erfahren hatte. Damals machte ich mir gar keine Gedanken warum ich überhaupt Alkohol trinke, zu welchen Anlässen und warum in solchen Mengen. Heute weiß ich wie schädlich Alkohol für meinen Körper ist und wie es meinen Geist vernebelt. Damals glaubte ich einfach ich lerne Menschen beim Trinken viel einfacher kennen und heute weiß ich das es genauso gut ohne geht. Ich habe mir nach der TF bewusst gemacht mit welch hohem Promillewert ich im Straßenverkehr unterwegs war und welche Folgen hätten eintreten können. Die schlimmste die ich mir ausmahlte, ist das mein Sohn ohne seinen Vater aufwachsen muss. Ich habe gelernt Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen, einen realistischen Blick zu bekommen das nicht alles schwarz oder weiß ist und bekam viel Unterstützung durch Freunde und vor allem Familie, zu denen ich immer mit meinen Problemen kommen kann. Die Reflektion über meine Vergangenheit hat mich davon überzeugt zukünftig ausnahmslos auf Alkohol zu verzichten und es geht mir sehr gut damit.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellung erlebt?
Anfangs fiel es mir schwer, ich habe mich als Opfer gesehen und dachte damals, dass es doch nicht schlimm sei mit dem Fahrrad zu fahren und warum ich bestraft werde. Es war mein übliches Denkmuster nicht die Ursache bei mir zu suchen oder mal auf mich zu schauen und meinen Umgang mit Alkohol kritisch unter die Lupe zu nehmen. Erst nach und nach kamen Einsicht, dass ich ein Problem im Umgang mit Alkohol habe, dazu halfen Gespräche mit langjährigen Freunden und meiner Familie über die Vergangenheit. Auch die Informationen über den Alkohol selbst und seine Wirkung auf meine Gesundheit brachten die Erkenntnis das ich mich für eine lebenslange Abstinenz entschieden habe.
Anfangs war es sehr schwer mich mit Freunden und Bekannten zu treffen und ich hatte eine Ausrede parat warum ich gerade keinen Alkohol trinken kann, zB wegen einer Erkältung und Antibiotika.
Nach und nach öffnete ich mich meinen engsten Freunden und bat um Unterstützung und war erstaunt über das Feedback, dass sie es gut finden und unterstützen und mir auf meinem Weg helfen. Ich habe auch festgestellt wie viele Gelegenheiten es im Alltag gibt wo Alkohol eine Rolle spielt. Sei es der Geburtstag eines Arbeitskollegen oder eine Radtour mit Freunden wo es anschließend noch in den Biergarten ging. Ich habe mich für jede erfolgreiche Situation gelobt und belohnt und wenn es für mich schwer wurde bat ich meine Freunde um Hilfe und Verständnis und die bekam ich auch. Ich gewann neues zutrauen zu mir und war sehr stolz als ich den ersten Monat im Juni geschafft hatte und belohnte mich mit einem schönen Essen mit meiner Mutter. Ich lernte auch, dass ich sehr viel Spaß habe, wenn ich keinen Alkohol trinke und wann es Zeit ist für mich zu gehen, weil ich einfach keine Lust mehr habe und nicht wie früher bis zum Schluss bleibe und nicht mehr viel mitbekam. Ich habe dadurch eine ganz andere Lebensqualität entdeckt und auch eine völlig neue Seite an mir entdeckt, die Liebe und den Respekt zu mir selbst. Der gemeinsame Urlaub mit meinen Brüdern im Juli war eine ganz neue Erfahrung, ich habe mich nach meinen Wünschen und Bedürfnissen gerichtet und wenn ich am Abend müde war ging ich auf mein Hotelzimmer und blieb nicht die ganze Nacht in einem Club und konnte den nächsten Morgen wunderbar beginnen. Auch nahm man große Rücksicht auf mich und unterstützte mich wenn ich mal Zweifel hegte ob ich das auch alles schaffe. Das Gefühl immer klar im Kopf zu sein entfachte eine Euphorie und zu sehen was der Alkohol mit den anderen anstellt motivierte mich zusätzlich meinen Weg zu bestreiten. Im Februar 2019 nahm ich an einer Therapie Spurwechsel Alkohol teil und bekam weitere Einblicke zu meiner Person und den Ursachen warum ich trank und wie Alkohol im Körper wirkt und verarbeitet wird. Auch die nackten Zahlen zur Volksdroge und die Erfahrungen der anderen Teilnehmer bestärkten mich meiner Entscheidung zur Abstinenz. Es war ein Weckruf das ich angehalten wurde.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich habe viel mehr Selbstvertrauen als früher und liebe mich jetzt mehr als ich es früher getan habe. Ich muss keine Alkoholmaske mehr aufsetzen und mich für niemanden ändern um akzeptiert zu werden. So wie ich bin, bin ich gut. Ich brauche es auch nicht mehr für mich eine künstliche Gelassenheit zu generieren, wo keine ist, sondern höre auf mein tatsächliches Gefühl und richte mich danach.
Ich weiß jetzt auch welche lieben Menschen ich um mich habe und dass sie immer für mich das sein werden, wenn ich Hilfe brauche. Ich liebe es selbstbestimmt zu sein und meine Verantwortung zu tragen. Ich fühle mich geistig und auch körperlich viel fitter als früher und merke auch an den Gesprächen die ich führe, dass man sich besser mit mir unterhalten kann und die Gespräche mehr tiefe haben als früher mit Alkohol. Früher habe ich darauf geachtet Leute um mich zu haben die genauso viel trinken wie ich, um meinen Alkoholkonsum nicht rechtfertigen zu müssen und mir schön zu reden. Heute habe ich gute Freunde und meine Familie um mich mit denen ich über das Leben reden kann und mit den ich gleiche Leidenschaften wie Schwimmen, Tisch Tennis und den gleichen Horizont teile. Heute schnappe ich mir auch einfach mal ein Buch und lese was ich früher nie getan habe und gehe zum Yoga um mich zu entspannen. Auch die Zeit mit meinem Sohn erlebe ich jetzt viel intensiver und wir sind aktiver als früher, gehen in den Zoo und reisen viel mit der Bahn um Freunde und Verwandte zu besuchen. Zusammenfassend kann ich sagen hat mein Leben eine neue Qualität ohne Alkohol gewonnen.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Die positiven Erfahrungen die ich bisher gesammelt habe, die Zeit die ich mit meiner Familie und meinen Freunden verbracht habe über die Aufarbeitung haben mich positiv in meinem Selbstvertrauen bestärkt. Das Wissen über die Droge Alkohol und die schädigende Wirkung auf meine Psyche und meinen Körper und auch der Kurs Spurwechsel haben mir viele Einsichten und Möglichkeiten gegeben mein Leben und mein Handeln selbstbestimmt und verantwortungsvoll auszuleben. Früher habe ich mir eingeredet, dass ich Alkohol brauche um offen auf Menschen zugehen zu können, dass ich mich verstellen muss um geliebt zu werden, heute weiß ich das es sich nur um einen Schleier handelte eine Vernebelung meiner Wahrnehmung. Ich weiß heute das es im realen Leben immer Schatten geben wird und da gibt es auch Licht und deswegen sehe ich es als große Chance mein Leben dauerhaft so zu ändern, dass ich ohne Alkohol meine Ziele erreiche und suche mir dafür die Unterstützung, wenn ich nicht weiterkomme. Ich habe gelernt über meine Gefühle und meine Bedürfnisse mit meiner Familie und meinen Freunden zu reden und diesen Achtsamkeit schenke, ich stehe im Mittelpunkt meines Lebens. Es sind auch die kleinen Momente die mich bestärken, wenn ich unterwegs bin und im Urlaub und dann auf alkoholisierte Menschen treffe, die die Kontrolle verloren haben, Opfer der Droge sind und ich weiß ich war früher genauso. Es hat mich Anfangs gekränkt mit dem Fahrrad aufgefallen zu sein und bestraft zu werden. Heute ist es für mich die Chance mein Leben verantwortungsvoll für mich zu Leben und für mich das Richtige zu tun ohne mich von der Meinung anderer Abhängig zu machen.
28. Könne Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen? (Ja/Nein Begründung)
Aktuell kann ich mir nicht vorstellen in meine alten Gewohnheiten zurück zu fallen, dafür habe ich die letzten Jahre sehr viel erlebt. Es wäre aber auch unrealistisch zu sagen es sei unmöglich, dass ich wieder in alten Gewohnheiten falle. Es wird immer eine Möglichkeit geben einen Fehler zu machen, ich achte jetzt viel mehr darauf aus welchen Gründen ich mein Handeln generiere und was die Ursachen dafür sind. Sollte es mir nicht gelingen alleine mit den Herausforderungen im Leben her zu werden und Warnsignale wie das Gefühl Angst nicht gut genug zu sein und nicht liebenswert zu sein aufleuchten werde ich alles dafür tun um ein Abrutschen in alte Denkmuster und Gewohnheiten zu verhindern und mir auch von außen Hilfe suchen. Leben heißt für mich, dass ich immer wieder schöne Momente genießen darf, mit tollen Menschen um mich und meiner Familie die ich liebe und die mich liebt und gleichzeitig weiß ich das es auch die nicht so schönen Momente im Leben geben wird, das ich auch schwere Zeiten erleben darf und in denen ich Zuwendung und Unterstützung brauche die ich mir holen werde.
29. Wie wollen Sie zukünftig das Trinken vom Fahren trennen?
Ich lebe abstinent, daher wird es diese Fragestellung zukünftig nicht mehr geben.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin dankbar für alle Erfahrungen die ich bisher erleben durfte und auch wenn nicht alle schön waren, lerne ich daraus und freue mich darauf zukünftig mein Leben weiterhin nach meinen Vorstellungen gestalten zu können.
 

nobby

Erfahrener Benutzer
Hallo,

bei Frage 15 würde ich den Vergleich mit Drogen weglassen, sonst provozierst du Rückfragen vom Gutachter.

Frage 20 und 21, du lebst dann seit Juni 2018 abstinent, wenn du zum Geburtstag deines Bruders im Mai 2018 noch Alkohol getrunken hast.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Chrisfahrad,

ich habe jetzt beide Bogen gelesen.
Darf ich fragen warum du einen zweiten FB eingestellt hast, also was genau dich zu der Überarbeitung gebracht hat?
Nicht falsch verstehen, der zweite FB ist besser als der erste - mich würde nur mal interessieren wieso du ihn (vor einer Kommentierung) bearbeitet hast...
Du hattest deine erste MPU gut ein Jahr nach deiner Auffälligkeit, allerdings zu diesem Zeitpunkt erst eine Haaranalyse und somit einen AN von gerade mal 3 Monaten, richtig? Hattest du bis dato noch keine Ahnung davon das dies vermutlich nicht ausreichen wird?

Hast du in der ersten MPU genauso geantwortet wie im FB? Denn daraus ist erkennbar das eine AN-Empfehlung über ein Jahr nachvollziehbar ist.
Die Alk.problematik sitzt bei dir schon ziemlich tief und die Entscheidung für immer darauf zu verzichten, ist absolut richtig.

Etwas stutzig macht mich die Angabe, dass du seit März 2018 AB lebst, dann aber schreibst das du im Mai 2018 zuletzt Alk. getrunken hast. Begonnen hast du mit den AN dann aber erst im Dezember 2018. Darf ich fragen warum? Hast du evtl. nach deiner TF doch noch etwas länger Alk. getrunken?

Es geht mir darum evtl. Diskrepanzen in deinen Aussagen von vornherein auszuschließen. Du hast AN über ein Jahr, viel mehr kann der GA gar nicht von dir verlangen, jedoch sollte man sich nicht unnötig in seinen Aussagen widersprechen...

Deine Trinkmotive sind nicht unbedingt in allen Punkten nachvollziehbar, darum muss ich mal nachfragen:

12. Warum haben Sie getrunken?
In meiner Jugendzeit nach dem Umzug aufs Dorf hatte ich große Schwierigkeiten Anschluss zu finden und die Dorfjugend traf sich immer an der Brücke und die Älteren tranken dort oft Bier und Mixgetränke. Ich habe damals mitgemacht um dazu zu gehören und meine Schüchternheit zu überwinden. Ich hatte zu wenig Selbstbewusstsein und war auch sehr einsam, da meine ganzen Freunde nicht mehr da waren und wollte neue Freunde haben und auch einfach dazugehören. In mir drin hatte ich damals große Angst abgelehnt zu werden, weil ich sowieso schon anders war da ich aus der Stadt kam und wenn ich mitgetrunken habe hatte ich das Gefühl ein Teil der Gruppe zu sein.
Im späteren Alter hatte ich das Gefühl verinnerlicht und auch die Zeit bei der Bundeswehr um mit Kameraden in Kontakt zu kommen und eine Beziehung aufzubauen trug dazu bei. Ich hatte die Erfahrung gemacht mit Alkohol meine Schüchternheit abzulocken locker zu werden, meine Selbstzweifel abzulegen und auf Menschen zugehen zu können. Mit Alkohol dachte ich nicht darüber nach was andere von mir halten und was sie über mich denken. Ich hatte auch damals den Effekt kennengelernt das mit Alkohol alle um mich herum entspannter und ausgelassener wurden und enthemmter und es fühlte sich damals so an als hätten wir mit Alkohol einfach viel mehr Spaß als ohne.
Der Anfang ist plausibel. Als Junge in ein neues Umfeld gekommen, Anschluss gesucht, mitgetrunken. Wobei ich mich frage, warum dein Selbstbewusstsein so schlecht war. Wo kam das her? Woher kam die Angst vor Ablehnung?
Und wie war es später, als du bereits Vater eines Sohnes warst?

Wenn ich deine Antworten so lese...
Ich habe mich früher nach Alkoholkonsum befreiter gefühlt und enthemmter. Ich machte mir keine Gedanken mehr was andere über mich denken und fühlte mich selbstsicherer und konnte vielmehr aus mir herausgehen.
Es kam mir damals auch so vor das ich mit Alkohol in der Gruppe mehr akzeptiert werde und fühlte ich würde mehr dazu gehören.
Es hatte sich damals auch das Gefühl eingeschlichen, dass ein Abend nur mit Alkoholkonsum lustig sein kann und deswegen auch immer Alkohol im Spiel war, wenn wir uns getroffen haben oder weggegangen sind. Ich habe das damals nie in Frage gestellt und dachte das es in unserer Gesellschaft völlig normal ist. So hat sich das Gefühl damals eingeschlichen, dass es immer ganz entspannt zugeht alle lustig und heiter sind
beziehen sie sich augenscheinlich immer auf ein "früher", welches sich liest, als ginge es immer noch um deine Jugenzeit. Zu diesem Zeitpunkt warst du aber bereits 36 Jahre alt, richtig?

Dann kommen aber auch andere Antworten wie z.B.:

und man die eigenen Probleme und Sorgen einfach hinter sich lassen kann.
und aus dem ersten FB:
Auch aus Gewohnheit, beim weg gehen tranken alle in meinem Umfeld und für mich war es damals einfach ein normaler Bestandteil.

Kann es sein, dass auch darin ein Trinkmotiv zu suchen ist?

Wie ich bereits schrieb, kann der GA gar nicht viel mehr als die AN, die du jetzt hast, von dir verlangen, trotzdem wäre es gut wenn die Trinkmotive in sich schlüssig sind. Denn darauf baut ja auch die künftige Vermeidungsstrategie auf. Du erklärst zwar ausführlich wie negativ der Alk. doch ist (für meine Begriffe vllt. ein wenig zu sehr), dennoch ist für eine lebenslange AB ein sehr starker Wille erforderlich.

Wie ist denn dein Selbstwertgefühl heute? Konntest du das wirklich allein durch den Alk.verzicht verbessern? Denn das es evtl. Rückfälle geben könnte, besagt ja auch diese Aussage:

Sollte es mir nicht gelingen alleine mit den Herausforderungen im Leben her zu werden und Warnsignale wie das Gefühl Angst nicht gut genug zu sein und nicht liebenswert zu sein aufleuchten werde ich alles dafür tun um ein Abrutschen in alte Denkmuster und Gewohnheiten zu verhindern und mir auch von außen Hilfe suchen.

Nochmal: ich will dich nicht verunsichern und denke das du deine MPU bestehen kannst. Ich versuche trotzdem noch ein wenig hinter die Fassade zu schauen...
 

Chrisfahrad

Benutzer
Hallo Nancy, erstmal meine Dank für die viele Mühe und Arbeit von dir :)

Den zweiten Bogen habe ich erstellt, nachdem ich mir einige andere durchgelesen habe und bei mir zweifle ob der tief genug geht.

In der MPU war ich von den jetzigen Antworten sehr sehr weit entfernt und bin daher auch allein aus der mangelnden Sicherheit durchgefallen, was Trinkmotiv angeht und auch die zukünftige Vermeidung.

Deine Anmerkungen zum Thema Früher und mit meinem jetzigen Alter werde ich nochmal genau unter die Lupe nehmen und den neuen Bogen kommende Woche einstellen bzw die einzelnen Antworten.
 

Chrisfahrad

Benutzer
Anbei in Auszügen und meiner Meinung nach die wichtigsten Punkte aus meiner negativen MPU.
Vielleicht hilft es dem ein oder anderen bei den Fragestellungen zwischen den Zeilen zu lesen und nicht wie ich beim ersten Versuch stumpf auf die Frage zu antworten.

Zur Fahrt unter Alkoholeinfluss am 01.03.2018 (donnerstags)
(Wie kam es zur Trunkenheitsfahrt?) Um 18:30 hatte ich eine Verabredung beim Augustiner
mit dem Ziel, die Fastenzeit mit dem Augustinerbier zu eröffnen. Ich habe das Fahrrad genommen,
da ich das Ziel hatte, es dort stehen zu lassen. An dem Abend hatte ich 8 Fastenbier
mit 7 Val. Prozent Alkohol a 0,5L und 2 Ramazotti zu 4 cl getrunken.
(Bezüglich der Trinkmenge nachgefragt) Ich hatte mich dann mit Freunden unterhalten und
den Abend reflektiert, diese Trinkmenge zusammen getragen. Es war dann schon eine Ernüchterung
für mich, dass es so viel Alkohol gewesen ist. Es hatte sich an dem Abend
selbst nicht so angefühlt.
Eigentlich hatte ich vor, nachhause zu laufen. Dann habe ich da nicht weiter drüber nachgedacht,
hatte Angst das Fahrrad in der Stadt zu lassen. Da ich auch früher schon öfter
unter Alkoholeinfluss mit dem Fahrrad gefahren bin, habe ich mir keine größeren Gedanken
gemacht.
(War Ihnen nicht bekannt, dass das mit so einer Alkoholisierung eine Straftat ist?) ich habe
mir keine Gedanken gemacht. Mit dem Auto unter Alkohol zu fahren, kam nicht infrage. Mit
dem Fahrrad war, weil ich zeitlichen Verzug hatte den Abend, wollte schnell in die Stadt
kommen und es dann stehen lassen.
(Wie kam es zur Kontrolle?) Ich bin dann über die Straße gefahren und wurde von
einer Streife angehalten. Ich war ohne Licht.
(Wie haben Sie sich vor Fahrtantritt in Bezug auf Alkoholwirkung gefühlt?) Ich war betrunken.
(Aber hatten Sie dann keine Bedenken, nach dem Alkoholkonsum zu fahren?) Da habe ich
mir keine großen Gedanken gemacht. Das war auch früher kein Thema für mich, mich damit
auseinander zusetzen.
(Warum überhaupt so viel Alkohol an dem Tag?) Das war eher außergewöhnlich. Es gab
schon öfter Treffen in diesem Freundeskreis und ein guter Kumpel war Vater geworden,
hatte mehrfach einen ausgegeben. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, es früher zu beenden.
Ich bin aber länger geblieben, daher die Unvernunft, das Fahrrad zu nehmen. Ich
wollte eigentlich ursprünglich nicht so viel trinken. Ich bin es aus der Vergangenheit gewöhnt,
dass Feiern immer mit Trinken zusammen gehört. In früheren Zeiten habe ich bei
der Disco bis zum Schluss mit Bier in der Hand dagestanden, mir wenig Gedanken gemacht.
Ich hatte immer bis zum Ende getrunken. Es gab auch Abende mit Trinkmengen, die
ausschweifend waren. Es gab aber auch eine Zeit der starken Reduktion in der Zeit der
Schwangerschaft der Freundin und des 1. Lj. des Kindes, da nur 2-3-mal im Jahr weggewesen.

Merli7iri r,t"l - Pr-"rhologisches Gutachten
'
Unters.-Nr.:
Rl tt: 12
Zum Trinkverhalten
(Wie erklären Sie sich Ihre sehr hohe Alkoholverträglichkeit am Delikttag? Wie war Ihr Umgang
mit Alkohol in den letzten 2-3 Jahren davor?) Mit der Trennung 2016 von der langjährigen
Beziehung habe ich eine Tiefphase erlebt, war allein in der Wohnung. Ich habe die
ersten 6 Wochen sehr viel getrunken, um mich abzulenken. Unter der Woche habe ich 2-3-
mal 5-6 Bier zu 0,5 1 und am Wochenende auch Wodka bis zum Filmriss getrunken, kann da
keine genauen Mengen sagen. Ich denke 8-9 Bier zu 0,5 1 und 4 Wodka mit 4 cl. Das war
eher an einem Tag am Wochenende. Am nächsten Tag ging es mir schlecht. Meist hatte ich
Freitag angefangen, dann den Samstag vor mich hingelebt, Sonntag wieder auf die Beine
gekommen.
Nach diesen 6 Wochen habe ich festgestellt, so kann es nicht weiter gehen. Ich habe auch
in dieser Zeit mein Kind nicht zu mir holen wollen. Ich habe dann mit dem Laufen angefangen.
Dann ging es bergauf.
Ab Mitte 2016 hatte ich mein Kind alle 2 Wochen. Da habe ich gar
nicht getrunken, nur an den freien Wochenenden mit Freunden in der Stadt verabredet. Die
Trinkmengen waren unterschiedlich, im Schnitt 5-6 Bier. Alle 2 Monate gab es aber auch
einen Abend bis zum Filmriss. Zuhause habe ich dann keinen Alkohol mehr getrunken.
(Wie war Ihr Umgang mit Alkohol vor der Trennung?) Ich war 10 Jahre mit der Partnerin
zusammen. In der Zeit gab es gelegentliche Familienfeiern, ca. 8-mal im Jahr. Da habe ich
im Schnitt 5-6 Bier zu 0,5 l getrunken und gelegentlich mal mehr.
(Gab es mal eine Zeit, wo Sie mehr Alkohol konsumiert haben?) Mit 18/19 bis 25 gab es
viele Events, Festivals, Discoabende, wurde ausschweifend getrunken. Da war es so 3-4-
mal im Monat, bis ich die damalige Freundin 2006 kennen gelernt habe.
(Kam es damals schon mal zu sogenannten Filmrissen nach übermäßigem Alkoholkonsum?)
Ja, das habe ich zu großen Partys und Festival in Kauf genommen.
(Was waren Gründe für den erhöhten Alkoholkonsum nach der Trennung?) Ich habe mich
sehr einsam gefühlt und jede Gelegenheit genutzt, wegzugehen, nicht zuhause zu sein,
feiern zu gehen. Alle 2 Monate gab es auch solche Situationen bis zum Filmriss.
(Was war der Grund, dass Sie früher so viel getrunken hatten?) Für mich hat das damals
zusammen gehört, wenn ich mich mit dem Freundeskreis zu Veranstaltungen getroffen habe.
Da gehörte Alkohol und Feiern zusammen.
(Warum aber häufig bis zum Filmriss getrunken?) Ich habe mich damals immer recht gut
damit gefühlt, ausgelassen zu sein und damit verknüpft, lustiger zu sein. Deshalb hatte ich
damals das mit Alkohol verknüpft. Ich konnte damit auch besser auf Frauen zugehen.
(Kam es zu Kritik wegen Ihres früheren Alkoholtrinkens?) Damals in dem Freundeskreis hat
das jeder so hingenommen. (Kritik in letzter Zeit?) Meine Eltern haben mich da mich schon
mal drauf hingewiesen, als es mir schlechter ging. Sie haben gesagt, ist nicht gut und achte
da drauf. Ich wollte es aber nicht erst nehmen.

Institut für Verkehrssicherheit
Medizinisch - Psvchologisches Gutachten
Unters.-N.r:

Blatt: 13
(Gab es frühere Versuche, damit aufzuhören?) Die gab es schon ab und zu. Deswegen bin
ich 2017 sehr viel laufen gegangen. Ich hatte stark abgenommen, bin körperlich ins Übertraining
gekommen. Ich hatte die Motivation abzunehmen, den Alkohol reduziert. Als es
aber nicht funktioniert hat, dann kam der Sommer 2017. Da habe ich das Laufen auf 2 Tage
begrenzt. Ich hatte dann wieder mehr Energie. Im Sommer gab es mehr Möglichkeiten
wegzugehen, habe das dann mehr genutzt. Ich hatte immer das Ziel, wen kennen zu lernen.
Da habe ich zum Ansprechen, wen kennen zu lernen was getrunken, es hat aber nicht funktioniert
meist. Dann habe ich weiter getrunken. Das war die Zeit bis zur Trunkenheitsfahrt an
den Wochenenden, wo ich kein Kind hatte.
(Würden Sie sagen, dass das Laufen zu einer Art Sucht geworden war?) Genau.
(Haben Sie irgendwelche negativen Auswirkungen durch den früheren Alkoholkonsum erlebt?)
Das ist natürlich die Trunkenheitsfahrt, die hohe Toleranz auf Alkohol. Ich sehe es
auch negativ, so viel zu vertragen. Das war mir vorher nicht bewusst.
(Nach Wiederholung der Frage hinsichtlich damaliger negativer Auswirkungen durch den
früheren Alkoholkonsum?) Am nächsten Tag habe ich mich meist drüber geärgert, weil es
mir sehr schlecht ging. Erst habe ich gesagt, beim nächsten Mal passt du besser auf und
machst das nicht. Das habe ich mir 2-3-mal gesagt, dann war es das. Ich habe mir das
schon bewusst ausgesucht zu trinken, wenn ich Zeit habe, nichts passieren kann, nicht zur
Arbeit muss, das Kind nicht habe und die Zeit zum wieder fitwerden habe.
(Befragt nach der Selbsteinschätzung seines früheren Alkoholkonsums ... sehr extrem,
habe sehr viel getrunken, was die Mengen betrifft, mit dem Ziel ungehemmt zu sein. Vor
allen Dingen als unnormal. Das war mir damals gar nicht so bewusst, dachte nur, ich vertrage
mehr als andere und kann mehr trinken.
(Haben Sie auch mal Verlangen nach Alkoholkonsum verspürt?) Das war eher der Grund,
mit Freunden zusammen zu feiern und wir haben viel Spaß.
(Bewertung des früheren Alkoholkonsums auf einer Skala von Obis 10, wenn O=Abstinenz
und 10 = Abhängigkeit bedeutet?) ... bei 6-7.
(Auf zweifelnde Nachfrage hinsichtlich dieser niedrigen Einschätzung knapp über mittelmäßig
im Hinblick auf das geschilderte Trinkverhalten und die sehr hohe BAK am Delikttag) Ich
weiß nicht, was mittelmäßig bedeutet. (Erklärung 2 Promille) Dann 7-8, eher die 8.
Zur Deliktverarbeitung
(Welche Schlussfolgerungen haben Sie aus dem Delikt gezogen?) Nach dem 01.03.2018
hatte ich eine Trinkpause von 2 Monaten eingelegt, da ich nicht mehr alles wusste von dem
Abend. Ich war darüber erschrocken. Da habe ich mich erst mal orientiert, was auf mich
zukommt.
Von Mai bis Juli habe ich dann gelegentlich einmal im Monat 3-4 Bier getrunken. Das hat
funktioniert. Seit September 2018 bis März 2019 habe ich abstinent gelebt.
(Warum dann der Alkoholverzicht?) Ich wollte eine Veränderung herbeiführen, wollte mir
beweisen, dass ich ohne Alkohol sein kann ... wie sich der Abend anfühlt, beim Weggehen
auf alkoholfreie Getränke umsteige.

Institut für Verkehrssicherheit
Medizinisch - Psvchologisches Gutachten
Unters.-N.r:
Blatt: 14
(Was war der Auslöser für den Alkoholverzicht?) Das waren viele Gespräche mit meinem
Bruder über die Vergangenheit. Er ist Sozialpädagoge. Ich wollte nicht,
dass wieder sowas passiert wie am 1. März. Ich möchte es künftig verhindern, dass sowas
vorkommt.
(Warum haben Sie dann die Abstinenz aufgegeben und wieder Alkohol getrunken?) Zu einer
Geburtstagsfeier Ende März 2019 habe ich wieder Alkohol getrunken. Ich arbeite jetzt mit der
3 Getränke Regel. Da habe ich 3 Bier zu 0,51 getrunken über den Abend verteilt. Ich habe
vorher den Beginn geplant und auch, dass ich abgeholt werde.
Ich hatte letztes Jahr mit meinem Bruder geredet, deswegen die Abstinenz ab September.
Ich habe mir die 2 Wege überlegt, entweder dauerhafte Abstinenz oder kontrolliertes Trinken.
Ich habe mich dann für das kontrollierte Trinken entschieden.
Es gab jetzt 3 Anlässe. Das letzte war wieder im Augustiner mit Freunden. Ich habe mir
vorgenommen, 3 Bier zu trinken aber war bei 2 stehen geblieben.
r,Nas macht Sie jetzt so sicher, dass es nicht wieder zur Steigerung kommen wird?) Es gibt•
keine Sicherheit, dass es nicht wieder mehr wird. Ich achte jetzt aber auch mehr drauf, wie
es mir geht, ob es mir schlecht geht oder Streit mit Freundin habe. Ich achte auf Risikofaktoren.
(Wie wollen Sie vermeiden, dass es Ihnen schlecht geht und Sie wieder mehr trinken?) Ich
spreche dann mit meinem Bruder. Ich achte vermehrt drauf. Durch den Kurs Spurwechsel
habe ich gelernt, mehr auf meine Gefühle zu achten und was diese mit mir machen.
(Wovon ist die Trinkmenge abhängig, die Sie konsumieren?) Es gibt jetzt kein konkretes
Thema, jetzt muss ich trinken. Ich schaue, wie es mir geht, wenn eine Feier ansteht. Ich
prüfe auch, ob ich in der Lage bin, dran teil zunehmen. Dann achte ich auf meine Trinkregel.
Maximal sind 3 Bier zu 0,5 1.
0/1/ie viel Promille ergibt ein Bier zu 0,5 I?) ... 0,25 Promille. (Wie lange braucht der Körper,
um Alkohol abzubauen?) Zwischen 0,15 und 0,2 Promille pro Stunde bei einem durchschnittlichen
Körper.
Ich will auch nicht über die Grenze von 0,8 Promille kommen, da ich ja aus der Vergangenheit
weiß, dass ich zu Kontrollverlust neige.
(Einsetzen der alkoholischen Wirkung?) Nach dem 1. Bier habe ich die Wirkung schon stark
gemerkt, intensiver als früher angefühlt hat. Ich achte auch drauf, zwischendurch ein alkoholfreies
Getränk zu trinken.
(Worin ist jetzt ein Unterschied bezüglich der Stabilität der Alkoholreduktion im Vergleich zur
früheren Phase der Alkoholreduktion zu sehen?) Durch die Reflektion und auch die Gespräche
mit meinem Bruder bin ich überzeugt, ein gutes Handwerkszeug in die Hand bekommen
habe, meine Gefühlswelt in Zusammenhang mit Alkohol besser trennen zu können. Ich
habe auch neue Möglichkeit gefunden, mit der Einsamkeit klar zu kommen. Ich telefoniere
mit meiner Mutti. Ich belohne mich auch mal durch einen Wellnesstag, was leckeres Essen,
mir was Gutes zu gönnen. Dann geht es mir viel besser hinterher.

Institut für Verkehrssicherheit
Medizinisch - Psychologisches Gutachten Bl att: 15
Unters.-Nr.:
(Erkenntnisse aus der Vorbereitungsmaßnahme?) Ich habe eine Latte voll Sichtweisen und
Perspektiven bekommen, wo ich früher nicht dran gedacht habe. Ich habe nicht gewusst,
welche Bewertungen da eine Rolle spielen. Das hat mir sehr viel gebracht, wie ich zukünftig
damit umgehen kann.
(Auf Nachfrage, ob der Untersuchte noch etwas zu seinen Angaben hinzuzufügen habe) Ich
habe noch einen Joker von FraL: Das Vorgespräch zur MPU habe ich noch offen. Das
kann ich jederzeit einlösen, wenn mir danach ist. Das ist für mich eine Möglichkei,t kann mir
nochmal Hilfe suchen, wenn ich mal nicht weiter kann.

PSYCHOPHYSISCHE TESTVERFAHREN
Um die bei Herrn . gegebenen Leistungsvoraussetzungen zu überprüfen, wurden
die nachstehenden Testverfahren durchgeführt. Die jeweiligen Ergebnisse werden in Prozentrangwerten
mitgeteilt, wobei sich diese durch Vergleich mit der altersunabhängigen
Normstichprobe (Gesamtnorm) ergeben.
Alle Testverfahren wurden an einem computerunterstützten Testgerät (WTS) durchgeführt.
Es wurden angewandt:
Das Cognitrone-Programm COG (S11) zur Erfassung von Aufmerksamkeit und Konzentration:
Mittlere Zeit "Korrekte Zurückweisung":
Summe "Treffer":
Summe "KorrekteZurückweisung":
PR= 84,
PR= 49,
PR= 84.
Durch Mustererkennung und -analyse wird die Konzentrationsfähigkeit erfasst. Dazu wird
ein Mustersatz von 60 ltems, die in 6 Blöcken zu je 10 Vergleichsaufgaben vorgegeben
werden, verwendet. Der Test passt sich dem individuellen Tempo des Probanden an. Zum
COG ist festzustellen, dass die Variable Mittlere Zeit „KorrekteZurückweisung" die selektive
Aufmerksamkeit in Form der notwendigen Energie zur Einhaltung eines bestimmten Genauigkeitsniveaus
misst. Das „persönliche Arbeitstempo", das dadurch ausgedrückt wird, stellt
einen guten Indikator der Konzentrationsfähigkitedar.
Der Determinationstest DT (S1) als komplexer Mehrfachreiz-Mehrfachreaktionsversuch zur
Messung der reaktiven Belastbarkeit, Aufmerksamkeit und Reaktionsgeschwindigkeit bei
fortlaufend geforderten schnellen und unterschiedlichen Reaktionen auf rasch wechselnde
optische und akustische Reize.
Richtige:
Falsche:
Ausgelassene:
PR= 74,
PR = 11,
PR= 66.

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Medizinisch - Psychologisches Gutachten Blatt: 16
Unters.-Nr.: ·
Zum DT ist festzustellen, dass hier unterschiedliche optische und akustische Reize präsentiert
werden, auf die in differenzierter und adäquater Weise reagiert werden muss, und zwar
über einen längeren Zeitraum hinweg. Insgesamt werden fünf unterschiedliche Farbsignale,
zwei weiße Lichtsignale sowie ein tiefer und ein hoher Ton angeboten, auf die mit beiden
Händen und beiden Füßen in bestimmter Weise zu reagieren ist.
In der vorgegebenen Testform wird die Darbietungsdauer der Reize so geregelt, dass sie
der durchschnittlichen Bearbeitungszeit des Probanden entspricht. Somit ist die subjektive
Belastung für jeden Probanden möglichst gleichgehalten.
Es wird die Leistungsfähigkeit gemessen, bei länger dauernden Folgen von einfachen Reaktionsaufgaben
schnell und adäquat zu reagieren.
Der DT (S5) zur Erfassung des komplexen Zusammenwirkens verschiedener Funktionen
und Funktionssysteme, insbesondere des senso-motorischen Koordinationsvermögens, des
Konzentrationsvermögens und der reaktiven Belastbarkeit:
1. Phase (niedrige Belastung):
Median Reaktionszeit
PR=
93,
Zeitgerechte PR= 98,
Falsche PR= 67,
2. Phase (hohe Belastung):
Median Reaktionszeit PR= 88,
Zeitgerechte PR= 93,
Falsche PR= 69,
3. Phase (mittlere Belastung):
Median Reaktionszeit PR= 85,
Zeitgerechte PR= 97,
Falsche PR= 75.
Diese Testform umfasst insgesamt drei Intervalle zu je 180 Signalen. Das erste Intervall
stellt die leichtesten Anforderungen. Das zweite Intervall, das auch als "Stressphase" bezeichnet
werden kann, stellt die höchsten Anforderungen. Es handelt sich hier um die eigentliche
Belastungsphase. Im dritten Intervall wiederum liegen die Anforderungen vom
Schwierigkeitsgrad zwischen dem ersten und zweiten Intervall.
Somit bietet der DT nicht nur ein Maß für die jeweils individuelle reaktive Belastbarkeit
(Stresstoleranz), sondern in erster Linie auch für die Dauerbelastbarkeit, d.h. für die Fähigkeit,
nach hoher Belastung die eigene Reaktionskapazität wieder herzustellen.
Der Linienverfolgungstest LVT (S3) zur Überprüfung der selektiven Aufmerksamkeit und
Orientierungsleistung im visuellen Bereich.
Score: PR= 97.

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Medizinisch - Psychologisches Gutachten Blatt: 17
Unters.-Nr:. ·
Zum LVT ist festzustellen, dass hier die Schnelligkeit der optischen Orientierungsleistung
bei gleichzeitigem Vorliegen ablenkender Reize erfasst wird. Es werden sowohl die Tempoleistung
als auch die Genauigkeit der Testbearbeitung berücksichtigt. Es wird der Aspekt
der visuellen Orientierungsleistung erfasst, der darin besteht, einfache optische Strukturen
in einem relativ komplexen Umfeld zielgerichtet und unbeeinflusst von Störungen unter
Zeitdruck zu verfolgen. Er erlaubt damit u. a. eine Überprüfung der visuellen Strukturierungsfähigkeit.
Dieses Verfahren weist hohe Beziehungen zu verschiedenen wichtigen Aspekten
des Fahrverhaltens im Straßenverkehr auf und ermöglicht so eine gute Erfassung
der Orientierungsfähigkeit.
(Erläuterungen: Ein Prozentrang (PR) gibt die Stellung des Einzelnen in der Gruppe an. Ein
PR = 70 bedeutet z.B., dass nur 30 % einer vergleichbaren Stichprobe bessere bzw. ausgeprägtere
Leistungen erzielen. Ein Prozentrang von 50 bezeichnet genau den Durchschnitt.
Eine ausreichende Leistungsfähigkeit liegt in der Regel vor, wenn in Bezug auf eine Fahrerlaubnis
der Gruppe 1 (Klassen A, A1, A2 AM, B, BE, L, T) Prozentränge von 16 und mehr
erreicht werden.
Für eine Fahrerlaubnis der Gruppe 2 (Klassen C, C1, CE, C1E, D, D1, DE, D1E und Fahrgastbeförderung)
gelten erhöhte Anforderungen, so dass hier in der Mehrzahl Prozentränge
von 33 und mehr erreicht, dass aber Prozentränge von 16 nicht unterschritten werden sollten.
Hierbei ist grundsätzlich aber immer die Frage möglicher Kompensationsmöglichkeiten
zu prüfen.)

IV. BEWERTUNG DER BEFUNDE
Herr . hat sich im Sinne der angegebenen Fragestellung untersuchen lassen, um
die von der Fahrerlaubnisbehörde geäußerten Bedenken an seiner Fahreignung auszuräumen.
Es ergeben sich keine Bedenken hinsichtlich der grundsätzlichen Verwertbarkeit der erhobenen
Befunde.
Herr zeigte sich genügend kooperativ, so dass die zur Beantwortung der Fragestellung
notwendigen Hintergrundinformationen zu erhalten waren.
Im gegebenen Fall ist davon auszugehen, dass Herrn , ein kontrollierter Alkoholkonsum
mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht möglich ist. Diese Einschätzung stützt
sich auf die Feststellung der folgenden diagnostisch relevanten Merkmale:
• Durchlebte Krisen bzw. schwere Konflikte standen erkennbar in einem Zusammenhang
zum Trinkverhalten.
• Alkohol wurde konsumiert, um vom Alltag abzuschalten bzw. um ein Rauscherlebnis
zu erzielen.
• Der Konsum von Alkohol führte bis zum so genannten Filmriss.
 
Zuletzt bearbeitet:

Chrisfahrad

Benutzer
Institut für Verkehrssicherheit

MP.rlizinisch - Psychologisches Gutachten

Unters.-Nr.: .

Blatt: 18

• Versuche, sich an Trinkmengen zu halten, scheiterten.

• Größere Mengen Alkohol wurden bereits während des Tages bzw. an Werktagen

(montags bis donnerstags) bzw. ohne besonderen Anlass konsumiert.

• Trotz kritischer oder besorgter Rückmeldungen aus dem sozialen Umfeld wurde der

Alkoholkonsum fortgeführt.

• Zur Prüfung der Selbstkontrollfähigkeit wurden von Herrn wiederholt Trinkpausen

eingelegt.

Im Falle einer positiven Prognose sollten bei Herrn

erfüllt sein:

. daher folgende Bedingungen

• Auf den Konsum alkoholhaltiger Getränke wird konsequent verzichtet, was auch mit

medizinischen Verlaufsbefunden nachvollziehbar belegt werden kann.

• Der Alkoholverzicht ist stabil, zeitlich unbefristet und von ausreichender Dauer (i. d.

R. ein Jahr zum Begutachtungszeitpunkt).

• Sofern eine unterstützende psychologische Maßnahme durchgeführt wurde, war

diese problemangemessen und erfolgreich.

• Es besteht eine nachvollziehbare und (evtl. mit fachlicher Unterstützung) ausreichend

gefestigte Motivation zu einem dauerhaften Alkoholverzicht.

• Durch den Verzicht auf Alkohol konnten neue Erfahrungen mit der eigenen Kompetenz

(und sozialen Rückmeldungen) gesammelt werden, die auch zukünftig als "Verstärker"

zur Einhaltung des Alkoholverzichts beitragen.



medizinische Beurteilung:

Körperliche Zeichen, die für einen gewohnheitsmäßigen Alkoholmissbrauch oder alkoholbedingte

Auswirkungen eines Langzeitkonsums sprechen könnten, waren nicht nachweisbar.

Die Untersuchung der Leberenzymaktivitäten ergab zwar eine Erhöhung des GOT-Wertes

auf 50,1 U/I, woraus ein Hinweis auf aktuell überhöhten Alkoholkonsum angesichts des

normgerechten Gamma-GT-Wertes nicht abgeleitet werden kann.

Untermauert wird der behauptete Verzicht von 9/2018-3/2019 durch den vorgelegten Abstinenzbeleg

über 6 Monate. Ab April 2019 konsumiert Herr 1 erneut

Alkohol.

Aus verkehrsmedizinischer Sicht ist festzustellen, dass Herr die Voraussetzungen

nach den Begutachtungsleitlinien und den Beurteilungskriterien, des 1. d. R. einjährigen Alkoholverzichtes,

der belegt ist durch entsprechende Laborbefunde (direkte Abstinenzkontrollen

auf Alkoholabbauprodukte (EtG), nicht vollständig erfüllt.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann daher aus verkehrsmedizinischer Sicht keine positive

Beurteilung erfolgen.



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ti,11-=-,foini",r.h - Psychologisches Gutachten

Unters.-Nr.:

Blatt: 19

psychologische Beurteilung:

Zu den hier erhobenen Leistungsbefunden ist Folgendes festzustellen:

Zwar unterschritt Herr ·m Test DT S1 den mindestens geforderten Prozentrang

von 16. Vor diesem Hintergrund wurde ergänzend der Test DT S5 durchgeführt, in dem

Herr ein deutlich besseres Ergebnis erzielte. Angesichts auch der den Anforderungen

entsprechenden Ergebnisse in den anderen Testverfahren mit Prozenträngen von

mindestens 33 kann daher von einem insgesamt ausreichenden Leistungsvermögen für

eine Fahrerlaubnis der Gruppe 2 ausgegangen werden.

Zu den beurteilungsrelevanten Aspekten ist aus verkehrspsychologischer Sicht Folgendes

festzuhalten:

Herr wurde nach Aktenlage verkehrsauffällig, wobei er unter sehr hohem Alkoholeinfluss

mit dem Fahrrad fuhr. Die von dem Untersuchten in der Deliktvorgeschichte erkennbare

sehr hohe Alkoholisierung lässt sich mit durchschnittlichen Trinkmengen in der

Vergangenheit nicht mehr erklären. Vielmehr muss von einer erhöhten Alkoholgewöhnung

und damit verbundener Toleranzsteigerung ausgegangen werden, die durch eine Adaption

der Gehirnleistungsfunktionen an größere Trinkmengen und vermehrte Enzyminduktion bei

erhöhter Zufuhr von Äthylalkohol erklärbar wird.

Nach den hier erhobenen psychologischen Befunden ist festzustellen, dass sich bei Herrn

über längere Zeit problematische Verhaltensgewohnheiten beim Alkoholkonsum entwickelt

und letztlich auch zu dem konflikthaften Verhalten bei der Verkehrsteilnahme geführt

haben. Die Analyse des früheren Trinkverhaltens hat auch ergeben, dass persönliche

Konflikte im Zusammenhang mit der Trennung Auslöser für übermäßigen Alkoholkonsum

darstellten.

(Wie erklären Sie sich Ihre sehr hohe Alkoholverträglichkeit am Delikttag? Wie war Ihr

Umgang mit Alkohol in den letzten 2-3 Jahren davor?)
Mit der Trennung Mai 2016 von

der langjährigen Beziehung habe ich eine Tiefphase erlebt, war allein in der Wohnung.

Ich habe die ersten 6 Wochen sehr viel getrunken, um mich abzulenken. Unter der Woche

habe ich 2-3-mal 5-6 Bier zu
0,5 I und am Wochenende auch Wodka bis zum Filmriss

getrunken, kann da keine genauen Mengen sagen. Ich denke 8-9 Bier zu 0,5 I und

4 Wodka mit 4 cf. Das war eher an einem Tag
am Wochenende. Am nächsten Tag ging

es mir schlecht. Meist hatte ich Freitag angefangen, dann den Samstag vor mich hingelebt,

Sonntag wieder auf die Beine gekommen.

Ab
ca. Juli 2016 hatte ich das Kind alle 2 Wochen. Da habe

ich gar nicht getrunken, nur an den freien Wochenenden mit Freunden in der Stadt verabredet.

Die Trinkmengen waren unterschied/ich, im Schnitt 5-6 Bier. Alle 2 Monate

gab es aber auch einen Abend bis zum Filmriss. Zuhause habe ich dann keinen Alkohol

mehr getrunken.

(Gab es mal eine Zeit, wo Sie mehr Alkohol konsumiert haben?) Mit 18 bis 25 gab

es viele Events, Festivals, Discoabende, wurde ausschweifend getrunken. Da war es

so 3-4-mal im Monat, bis ich die damalige Freundin 2006 kennen gelernt habe.




Institut für Verkehrssicherheit

MP.dizinisch - Psvchologisches Gutachten

Unters.-Nr.:

Blatt: 20

(Kam es damals schon mal zu sogenannten Filmrissen nach übermäßigem Alkoholkonsum?)

Ja, das habe ich zu großen Partys und Festival in Kauf genommen.


Von 9/2018-3/2019 hat der Untersuchte zwar abstinent gelebt und auch schon nach dem

Delikt 2 Monate eine Trinkpause gemacht. Dieses Verhalten ist aus gutachterlicher Sicht

anzuerkennen. Eine gefestigte Einsicht in die fachlich abzuleitende Notwendigkeit eines

auch künftig dauerhaften Alkoholverzichtes besteht bei ihm allerdings nicht.

(Welche Schlussfolgerungen haben Sie aus dem Delikt gezogen?) Nach dem

01.03.2018 hatte ich eine Trinkpause von 2 Monaten eingelegt, da ich nicht mehr alles

wusste von dem Abend. Ich war darüber erschrocken. Da habe ich mich erst mal orientiert,

was auf mich zukommt.

Von Mai bis Juli habe ich dann gelegentlich einmal im Monat 3-4 Bier getrunken. Das

hat funktioniert. Seit September 2018 bis März 2019 habe ich abstinent gelebt.


(Warum dann der Alkoholverzicht?) Ich wollte eine Veränderung herbeiführen, wollte

mir beweisen, dass ich ohne Alkohol sein kann
...wie sich der Abend anfühlt, beim

Weggehen auf alkoholfreie Getränke umsteige.


(Was war der Auslöser für den Alkoholverzicht?) Das waren viele Gespräche mit meinem

Bruder über die Vergangenheit. Er ist Sozialpädagoge am Amtsgericht. Ich wollte

nicht, dass wieder sowas passiert wie
am 1. März. Ich möchte es künftig verhindern,

dass sowas vorkommt.


(Warum haben Sie dann die Abstinenz aufgegeben und wieder Alkohol getrunken?) Zu

einer Geburtstagsfeier Ende März habe ich wieder Alkohol getrunken. Ich arbeite jetzt

mit der 3 Getränke Regel. Da habe ich 3 Bier zu 0,51 getrunken über den Abend verteilt.

Ich habe vorher den Beginn geplant und auch, dass ich abgeholt werde.


Eine positive Prognose kann vor diesen Hintergrund nicht gestellt werden, da aufgrund des

fortgesetzten Konsums bereits die Grundanforderung nach Alkoholverzicht bei erheblichem

Alkoholmissbrauch, welche nach den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung im Fall

von Herrn zu erheben ist, nicht erfüllt wird.

Bei Herrn ergibt sich die fachlich begründete Notwendigkeit, dauerhaft auf Alkohol

zu verzichten. Eine Kontrolle des Alkoholkonsums ist ihm nicht mehr möglich. In einem solchen

Fall ist regelmäßig davon auszugehen, dass Versuche des kontrollierten Trinkens auf

Dauer scheitern, d. h. im zeitlichen Verlauf zu einem kontinuierlichen oder auch sprunghaften

Anstieg der Trinkmenge führen.

Die hieraus resultierende Einschränkung der rationalen Entscheidungs- und Steuerungsfähigkeit

geht dann aber einher mit einem unvertretbar erhöhten Risiko für eine (erneute) Verkehrsteilnahme

unter Alkoholeinfluss.

Die beschriebenen zusammenhänge gelten insbesondere bei einem Nachlassen äußeren

Veränderungsdrucks, z. B. nach Wiedererteilung der Fahrerlaubnis bzw. nach Abschluss

des Verfahrens zur Erlangung der Fahrerlaubnis.



Institut für Verkehrssicherheit

vr.hologisches Gutachten

Unters.-Nr.:

Blatt: 21

Eine erneute Medizinisch-Psychologische Untersuchung bietet nur dann Aussicht auf Erfolg,

wenn Herr ··e Bereitschaft zu einem entsprechenden Verzicht auf Alkohol entwickelt

hat und eine tragfähige, stabile und dauerhafte Motivation für diese Verhaltensänderung

erkennbar wird.


Außerdem müsste Herr differenzierte und ausreichende Möglichkeiten zur Vermeidung

von Rückfällen darstellen können.

V. BEANTWORTUNG DER FRAGESTELLUNG

Zwar liegen im Zusammenhang mit dem früheren Alkoholkonsum im Hinblick auf sein

psychophysisches Leistungsvermögen und aus medizinischer Sicht keine Beeinträchtigungen

vor, die das sichere Führen eines Fahrzeuges oder Kraftfahrzeuges der Gruppe 1 oder

2 (Fahrerlaubnisklassen A, CE) in Frage stellen.

Es ist jedoch aufgrund der Hinweise auf Alkoholmissbrauch (Verkehrsteilnahme mit einem

fahrerlaubnisfreien Fahrzeug unter erheblichem Alkoholeinfluss) zu erwarten, dass Herr

zukünftig ein Fahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird. Es ist insbesondere nicht

gewährleistet, dass er das Führen eines Fahrzeugs und einen die Fahrsicherheit beeinträchtigenden

Alkoholkonsum zuverlässig trennen kann.

EMPFEHLUNGEN

Herrn · , wird geraten, konsequent und dauerhaft auf Alkohol zu verzichten.

Herrn wird empfohlen, sich (unter Vorlage dieses Gutachtens) erneut an eine verkehrspsychologische

Einrichtung zu wenden, wo er bei entsprechend qualifizierten DiplomPsychologen

bzw. M.Sc.-Psychologen geeignete Maßnahmen in Anspruch nehmen sollte,

um die bestehende Alkoholproblematik fortgesetzt aufzuarbeiten und einen dauerhaften

Alkoholverzicht zu etablieren.

Eine erneute medizinisch-psychologische Untersuchung sollte erst nach Ablauf von in der

Regel einem Jahr (bzw. frühestens einem halben Jahr nach Beendigung einer therapeutischen

Maßnahme) erfolgen.

Voraussetzung einer günstigen Beurteilung zu einem späteren Untersuchungszeitpunkt ist,

dass Herr Belege über den Alkoholverzicht vorlegen kann.

Zum Beleg des Alkoholverzichts müssen bei einer Verlaufsbeobachtung von einem ganzen

Jahr i. d. R. durchgeführt werden.
Zwischen dem Ende des belegten Zeitraums und dem Termin der Begutachtung dürfen i. d. R. maximal vier Monate liegen.
 

Chrisfahrad

Benutzer
1. Wie kam es zu der Trunkenheitsfahrt?
Am 01.03.2018 war ich um mit Freunden und Arbeitskollegen im Augustiner verabredet. Da ich den Freitag frei hatte versprach ich mir einen schönen geselligen Abend. Um 18:30 Uhr bin ich im Augustiner angekommen und trank bis 22:30 Uhr 8 Augustiner Fastenbier 0,5 L mit 7 promille und 2 4cl Ramazotti. Gegessen habe ich 2 Brezeln und eine Brotzeit. Um 22:30 Uhr verließ ich das Augustiner und wollte mein Rad eigentlich stehen lassen und nahm es doch mit und schob es einige Meter Richtung Fischmarkt und blieb immer wieder mit dem Knöchel am der pedale hängen. Am Rathaus probierte ich dann das aufsteigen. Ich wollte nur noch schnell nach Hause mir war kalt und ich war müde. Ich hatte anfangs mühe aufzusteigen und das Gleichgewicht zu halten und musste es ein paar Mal probieren und dachte mir es wird schon klappen und bin dann ganz schnell zu Hause.
2. Was und wieviel haben Sie getrunken?
Von 18:30 Uhr bis 22:30 Uhr 8 fasten Bier 7 promille 0,5l und 2 Ramazotti 4cl
3. Wieviel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wieviel wollten Sie insgesamt fahren?
Nach ein paar Meter zu Fuß bin ich knapp 400 m mit dem Rad gefahren bis ich angehalten wurde und wollte insgesamt 1km fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Ursprünglich wollte ich das Rad stehen lassen, dachte aber dann, dass es jemand in der Stadt klauen würde oder demolieren könne. Als ich dann einige Meter gut voran gekommen bin legten sich die Zweifel und ich hatte das Gefühl sicher fahren zu können.
Heute weiß ich das es eine große Fehleinschätzung war und ich nicht unter Alkoholeinfluss Rad fahren darf und das durch den Genuss von Alkohol meine Risikobereitschaft gesteigert wird. Rückblickend muss ich sagen, dass alleine schon die Schwierigkeit das Rad zu schieben und auch das Aufsteigen deutliche Warnsignale für meinen Zustand waren die mich vom Rad fahren hätten abhalten sollen. Nur wusste ich es damals nicht besser.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich hatte vorgehabt das Rad stehen zu lassen und nach Hause zu laufen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr und Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Wenn ich die Fahrten mit dem Rad und die Fahrten und mit dem Auto unter Restalkohol am Tag nach dem ich Alkohol getrunken hatte zusammenziehe, können es ca. 100-200 Fahrten gewesen sein.
Heute weiß ich wie grob fahrlässig ich damals gehandelt habe und mir keinerlei Gedanken darüber gemacht welches Risiko ich eingehe mich und andere Personen zu verletzen und welche Gefahr ich damit im Straßenverkehr darstellte.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Den ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich in meiner Kindheit bei Familienfeiern und Geburtstagen.
Im Alter von 14 Jahren habe ich das erste Mal zur Jugendweihe Bier getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
In der Jugend und bis zu meiner langjährigen Partnerschaft ab 25J habe ich fast jedes Wochenende genutzt um wegzugehen. Ich war sehr oft zu Tanzveranstaltungen, Discos und Kirmesveranstaltungen, da war auch das Geld noch knapper als nach dem Studium. Ab dem 25 Lebensjahr zog ich zu meiner damaligen Freundin und durch die neue Arbeit im Schichtdienst nach Abschluss des Studiums bin ich viel weniger weggegangen. Das Trinkverhalten änderte sich durch weniger Trinkgelegenheiten, durch den Schichtdienst 1x pro Monat aber diese Gelegenheiten habe ich damals dann ausgiebiger genutzt und die Trinkmengen sind dabei gestiegen, das war dann mein freies Wochenende.
Als ich 30 war ist meine damalige Partnerin Schwanger geworden und ich habe sehr viel Zeit mit ihr verbracht und so gut wie keine Zeit mehr für Freunde genutzt und daher auch nur sehr wenig Trinkanlässe gehabt. Die Zeit ging bis ich 33 Jahre war und mein Sohn in die Kita kam 15 und es sich der tägliche Rhythmus negativ auf die Beziehung ausgewirkt hatte und wir uns allmählich in die Trennung begaben.
Nach dem Ende der Beziehung 16 bis hin zur Trunkenheitsfahrt bin ich wieder mehr weggegangen, fast jedes 2. Wochenende wegen Kind freien Wochenenden. Anfangs um mich abzulenken und die Einsamkeit zu überspielen und später dann auch um Frauen anzusprechen und kennenzulernen.
Seit Juni 2019 lebe ich abstinent.
10. Wieviel und wie oft haben Sie getrunken? (genaue Sorte, Menge und Häufigkeit)
Im Alter von 18-25 Jahre fast jedes Wochenende 4-7 Bier und 2-3 Schnaps 2cl und unter der Woche 1-2 mal 2-3 Bier.
Von 25-30 Jahre ca. 1 und manchmal 2x Monat am Wochenende 1-2 Trinkanlässe mit 4-10 Bier 0,5l und 2-5 Schnaps 2cl. 1-2 mal im Monat unter der Woche 1 oder 2 Mal 2-4 Bier und 2-4 Schnaps 2 cl.
Von 30-33 Jahre 6 mal im Jahr teils unter der Woche teils am Wochenende 2-3 Bier.
Von 33-TF fast jedes 2. Wochenende 4-12 Bier 0,5 l und 2-6 Schnaps 2 cl. 1-2 mal im Monat unter der Woche 2-8 Bier und 2-4 Schnaps 2 cl.
Insgesamt hatte ich 6-7 Gedächtnislücken durch Alkohol.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Vor allem mit Freunden und Bekannten und bei fast jeder Gelegenheit war Alkohol im Spiel, wie Feierabendbiere, Veranstaltungen und gemeinsamen Treffen in der Stadt.
12. Warum haben Sie getrunken?
Damals als ich von der Stadt auf das Dorf gezogen bin hatte ich meine erste Erfahrung zur Jugendweihe und die ausgelassene heitere Stimmung empfand ich als angenehm. Ich war damals ein sehr verschlossener Mensch, ich hatte Schwierigkeiten Anschluss zu finden und meine Brüder waren auch nur sehr wenig für mich da und meine Eltern arbeiteten in Schichten und ich fühlte mich oft einsam und allein. In der Zeit habe ich die Erfahrung gesammelt, wenn ich mit der Dorfjugend mit unterwegs bin zu Discos oder im Jugendclub und mit Alkohol trinke das ich Anerkennung erhielt und ich das Gefühl hatte Teil der Gruppe zu sein. Man trat mit mir schneller in Kontakt durch Alkohol hatten wir alle was gemeinsam. Ich habe damals gedacht ich mache mir das Leben damit angenehmer und wollte den anderen gefallen und pflegeleicht sein. Bei mir musste auch alles klappen damit man mich respektiert. Im Rückblick habe ich für mich festgestellt das ich überwiegend Alkohol aus dem Grund dazuzugehören und liebenswert zu sein getrunken habe. Ich wollte nicht die Außenseiterrolle einnehmen und mich anpassen und dazugehören und nahm an, wenn ich viel trinke werde ich bewundert. Im späteren Leben und vor allem nach der Trennung 16 habe ich Alkohol getrunken um das fälschliche Gefühl der Freiheit auskosten zu können, von meinen Problemen und Herausforderungen Abstand nehmen zu können und ich glaubte auch dadurch schneller wieder jemanden kennenzulernen. Heute weiß ich das mich Alkohol träge macht und ich dadurch nichts erreiche und damals einem Paradoxon unterlag. Durch Alkohol hatte ich weniger Zeit für mich und meinen Sohn und habe manche Dinge, Aufgaben und Entscheidungen auch vor mir hergeschoben und wollte oft für mein Handeln keine Verantwortung übernehmen und gab oft anderen die Schuld dafür.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Ich habe mich mit Alkohol enthemmter und unbeschwerter gefühlt. Es kam mir so vor als wäre ich auf einmal in der Lage Dinge zu tun, die ich mich sonst nicht getraut hätte. Zum Beispiel total ausgelassen zu sein, dass ich mich dabei oft zum Deppen machte verdrängte ich damals sehr gerne. Ich hatte auch das Gefühl ganz anders auf Frauen zu wirken, als wäre ich viel selbstbewusster, witzig und sprach einfach fremde Frauen im Club oder auf Veranstaltungen an und merkte aber auch hier nicht wie oft dies nur eine falsche Wahrnehmung von mir war und die Damen sich teilweise angewidert abwendeten.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Direkte konkrete Hinweise gab es nicht. Es war nur ab und zu ein Thema in der Beziehung, wenn ich abends sehr lange weg war und meine damalige Partnerin alleine.
 

Chrisfahrad

Benutzer
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich lebte manchmal von Tag zu Tag mit dem Ziel am Wochenende zu feiern und ausgelassen zu sein. Ziele und Pläne, die ich für mein Leben hatte rückten teilweise aus dem Fokus. Ich war antriebslos und befand mich in einer Art Stillstand im Leben. Manchmal war ich verkatert bei der Arbeit und nicht wirklich leistungsfähig. Nach Abenden am Wochenende, verbrachte ich den darauffolgenden Tag meist verkatert im Bett und vergeudete den kompletten Tag mit „ausnüchtern“.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Die Zeit nach der Trennung bis zur TF war die Zeit des höchsten Alkoholkonsums.
17. Haben Sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Es gab immer wieder vereinzelte Abende in Freundeskreisen bei denen ich bis zum Vollrausch getrunken hatte und keine Kontrolle mehr über die Trinkmenge hatte.
18. Haben Sie schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein. Dennoch habe ich des Öfteren darüber nachgedacht, ob mein Alkoholkonsum noch im Rahmen ist.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Ich habe mir früher kaum Gedanken über meinen Alkoholkonsum gemacht, manchmal dachte ich schon, dass war gestern wohl etwas zu viel, diese Gedanken habe ich jedoch schnell wieder verdrängt. Ich hätte mich daher früher als jemanden eingestuft, der gerne mal etwas mehr trinkt, der einfach gerne feiert, gesellig ist und viel vertragen kann. Dass Alkohol eben dazugehört, wenn man ein geselliger Typ ist.
Rückblickend sehe ich meinen Umgang mit Alkohol als absolut leichtsinnig an. Ich habe Alkoholmissbrauch betrieben, da ich Alkohol wegen der enthemmenden Wirkung getrunken habe und Alkohol mir vermeintlich meinen Druck genommen hat und mich lockergemacht hat. Alkohol war für mich kein Genussmittel, sondern Mittel zum Zweck meinen Druck, den ich verspürte, auszuschalten, kontaktfreudig zu sein und hemmungslos zu feiern. Ich habe gedacht, dass der Alkohol mir das Leben leichter macht und ich dadurch meine Ziele leichter erreiche. Jetzt weiß ich durch die freien Tage, die ich aktiv nutzen kann und es keine verkaterten Tage mehr gibt wie paradox meine Wahrnehmung war.
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
Nein. Seit Juni 2018 lebe ich Abstinent.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Zur Geburtstagsfeier meines Bruders am 26.05.2018
22. Trinken sie gelegentlich Alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute keinen Alkohol?
Ich kann mit Alkohol nicht verantwortungsbewusst und kontrolliert umgehen. Die Trunkenfahrt war ein Weckruf mich. Die TF hat mich wach gerüttelt mein Leben und meine Vergangenheit mit Alkohol zu reflektieren. Ich habe damals versucht mit Alkohol meine Emotionen zu unterdrücken und dachte ich löse damit Probleme oder kann etwas verbessern, was ein absoluter Trugschluss ist. Ich kann mich nur mit klaren Kopf meinen Bedürfnissen stellen und Lösungen finden und angehen. Durch Alkohol hatte ich viele vernebelte Abende und Katertage und somit auch viel sinnlose Zeit verplempert. Ich habe mit Alkohol viele peinliche Momente in meinem Leben gehabt und auch viele Dummheiten begannen, die ich nicht mehr erleben möchte und mich auch nicht mehr für mein Verhalten schämen möchte. Mit Alkohol ist es mir unmöglich bewusst, achtsam und realistisch zu urteilen und im hier und jetzt zu leben. Ich möchte die Kontrolle über mich behalten, Herr der Lage sein. Ich habe mich über das Internet und Bücher über die Folgen durch dauerhaften Alkoholkonsum informiert und es war für mich erschreckend zu erfahren was bei dauerhaften Konsum mit mir passieren kann und vielleicht sich auch schon zu Teilen eingeschlichen hatte. Nach fast 20 Jahren regelmäßigen Konsums habe ich mir bei meiner Auseinandersetzung große Sorgen um meine Organe, mein Nervensystem und meine Hirnzellen gemacht und weiß jetzt auch das Alkohol stark krebserregend wirkt, was meine Entscheidung zur Abstinenz nur verstärkt hat. Die dauerhafte Schädigung der Organe und auch die Zerstörung meines Denkvermögen möchte ich so nicht mehr hinnehmen.
Ich sehe die Situation als Chance mein Leben umzukrempeln. Ich habe mir ganz realistische Gedanken dazu gemacht was ich wirklich will, wo ich in 3, 5 oder 10 Jahren stehen möchte und was mir wichtig ist und welche Rolle ich auch als Vater spielen möchte.
24. Warum haben Sie das Trinken aufgegeben und warum nicht schon eher?
Der Auslöser war definitiv die Trunkenfahrt mich erstmal wachzurütteln. Ich hatte vorher ein Bild von mir in dem alles ok war, da ich mich nicht mit den eigentlichen Ursachen auseinandergesetzt haben und auch realistisch gesehen Situationen und Geschehnisse verdrängt wurden. Ich habe mir über meinen Alkoholkonsum kaum Gedanken gemacht und mich an denen orientiert die die gleichen Mengen zu sich nahmen und mir damit mein Verhalten schöngeredet. Den Ernst der Lage erkannte ich erst durch die Trunkenfahrt und habe daher auch nicht schon früher versucht das Trinken kritisch zu sehen.
Mir war damals nicht bewusst wie unnormal mein Umgang mit Alkohol war und ich habe mir die Katertage auch immer wieder schöngeredet. Damals machte ich mir gar keine Gedanken warum ich überhaupt Alkohol trinke, zu welchen Anlässen und warum in solchen Mengen. Ich habe mir nach der TF bewusst gemacht mit welch hohem Promillewert ich im Straßenverkehr unterwegs war und welche Folgen hätten eintreten können. Eine der schlimmsten Folgen die ich mir ausmahlte ist, dass mein Sohn ohne seinen Vater aufwachsen muss. Die Reflektion über meine Vergangenheit und die die Auseinandersetzung mit mir über verschiedene Praktiken (Yoga, Autogenes Training, Bücher: Das innere Kind muss Heimat finden, komm ich erzähl dir eine Geschichte) habe ich die Ursachen und die Motive für mein Trinkverhalten erkannt und finde immer mehr zu mir selbst. Ich möchte aktiv im Leben stehen, aktiv mein Leben gestalten, Dinge unternehmen die mir guttun und mir Freude bereiten und nicht mehr benebelt den Abend versumpfen lassen, Probleme ins lächerliche ziehen und die Tage danach verkatert und faul abhängen.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellung erlebt?
Anfangs fiel es mir schwer, ich habe mich als Opfer gesehen und dachte damals, dass es doch nicht schlimm sei mit dem Fahrrad zu fahren und warum ich bestraft werde. Es war mein übliches Denkmuster nicht die Ursache bei mir zu suchen oder mal auf mich zu schauen und meinen Umgang mit Alkohol kritisch unter die Lupe zu nehmen. Erst nach und nach kamen die Einsicht, dass ich ein Problem im Umgang mit Alkohol habe, dazu halfen Gespräche mit langjährigen Freunden und meiner Familie über die Vergangenheit. Auch die Informationen über den Alkohol selbst und seine Wirkung auf meine Gesundheit brachten die Erkenntnis das ich mich für eine lebenslange Abstinenz entschieden habe. Große Sprünge machte ich durch die Erfahrung aus dem Hörbuch „das innere Kind muss Heimat finden“ und „Komm ich erzähl dir eine Geschichte“. Ich sah mich in einem neuen Licht und redete mit meiner Familie darüber was in meiner Kindheit passierte und woher das Defizit nicht genug geliebt zu werden herkommt und die daraus entstandenen Selbstzweifel, dies ist zu einem wiederkehrenden Prozess geworden. Einen zusätzlichen Effekt gab es durch die Gruppentherapie beim TÜV. Durch die Gespräche mit den anderen Teilnehmern und deren Geschichte habe ich nochmals erkannt wie glimpflich ich davongekommen bin und was alles hätte passieren können. Z.B. einen Unfall mit verletzten Personen. Ich habe dadurch auch meine Muster überdacht und an neuen Glaubenssätzen gearbeitet. Einer der wichtigsten dabei ist den blick für die reale Situation und somit ein reales Gefühl entwickeln.
Ich hatte auch am Anfang Probleme mich mit Freunden und Bekannten zu treffen und keinen Alkohol wie gewohnt zu trinken und ich hatte eine Ausrede parat warum ich gerade keinen Alkohol trinken kann, z.B. wegen einer Erkältung und Antibiotika. Ich habe mir auch in dieser Zeit viele Gedanken gemacht wie ich das Schaffen kann und meine alten Gewohnheiten verändere.
Es hat eine Weile gedauert bis ich mich meinen engsten Freunden anvertraut habe und ich auch erst Angst hatte wie die reagieren. Es handelt sich hierbei in erster Linie um eine sehr gute Freundin und meinem besten Kumpel. Die Reaktion von beiden war gleich, erst sahen sie mich verwundert an und haben die Situation nicht recht verstanden und danach kam großes Verständnis und sofort die Zusage mich zu unterstützen und boten mir Hilfe an. Mit meinem besten Kumpel bin ich dieses Jahr in den Urlaub gefahren natürlich mit den Kids. Und was anfangs nach einer unlösbaren Aufgabe aussah, Zelten zu viert mit allem Drum und Dran und dann in einem Auto hat wunderbar geklappt und ich hatten mit meinem Sohn einen wunderschönen Urlaub an der See.
Ich musste auch feststellen wie etabliert der Alkohol im Alltag ist. An der Arbeit der Geburtstag eines Arbeitskollegen oder beim gemeinsamen Essen gehen als Aufmerksamkeit der Küche. Jede gemeisterte Herausforderung, habe ich innerlich gefeiert und mich wahnsinnig darüber gefreut und mich dadurch selbstbewusster gefühlt und bin mit jeder Erfahrung mehr auch offener geworden und teilte dann, wenn gewünscht mein Wissen und meine Erfahrungen zum Alkohol und meiner Trunkenfahrt. Ich habe Spaß und das ohne Alkohol und wenn es Zeit ist für mich zu gehen, weil ich einfach keine Lust mehr habe und nicht wie früher bis zum Schluss bleibe fühle ich mich gut für mich selbst entscheiden zu können und das ohne schlechtes Gewissen.
Das Gefühl immer klar im Kopf zu sein entfachte eine Euphorie und zu sehen was der Alkohol mit den anderen anstellt motivierte mich zusätzlich meinen Weg zu bestreiten. Auch die nackten Zahlen zur Volksdroge und die Erfahrungen der anderen Teilnehmer bestärkten mich meiner Entscheidung zur Abstinenz. In meiner Beziehung habe ich damals mit Alkohol viele Probleme verdrängt. Meine neue Freundin unterstützt mich und trinkt selbst keinen Alkohol. Wir sind sehr aktiv und verbringen viel Zeit in der Natur mit unseren Kindern. Mein Schlaf wurde besser, ich bin gelassener und was mich wundert das meine Haut sich verändert hat und mir oft gesagt wird, dass ich jünger aussehe und was mein Geheimnis ist.
 
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