FB Eine schwere Geburt: MPU wegen Drogen, Alkohol und Arzneimittelmissbrauch

Santiago

Benutzer
Was ist passiert? Trunkenheitsfahrt
Datum der Auffälligkeit: 20.05.19
BAK: 2,16
Trinkbeginn: 18:00
Trinkende: 23:00
Uhrzeit der Blutabnahme: 23:47

Stand des Ermittlungsverfahrens
Strafe abgebüßt


Führerscheinstelle

Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: siehe oben
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): noch nicht bekannt

Bundesland:
Bayern

Konsum
Ich konsumiere noch: nein
letzter Konsum: Ende Mai 2020

Abstinenznachweis
Urinscreen: 1 Jahresprogramm - 4/6 seit 17.06.2020
Screening von ETG, Drogen ohne vorbekannten Opiatkonsum, Ketamin


Aufarbeitung
Drogenberatung: ab März 21
Selbsthilfegruppe (SHG): evtl. ab März 21
Psychologe: ab März 21
Ambulante Therapie: bei Caritas, seit Ende August 20 - Ende Februar 21


MPU
Datum: x
Welche Stelle (MPI): vermutlich AVUS in Nürnberg
Schon bezahlt?: x
Schon gehabt?: x
Wer hat das Gutachten gesehen?: x
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: x

Altlasten
Bist du Rückfalltäter?: siehe oben



Auf den relevanten Teil gekürzt *Nancy*
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Santiago

Benutzer
Liebe Leute.... ich melde mich mal wieder.

1. Meine Fragestellung ist seit geraumer Zeit bekannt:

Doppelte Fragestellung Alkohol, Drogen. Is ja keine Ueberraschung.

2. MPU Termin wird in ein paar Tagen vereinbart.... Diese wird dann irgendwann in den ersten beiden Oktoberwochen stattfinden.

3. Es folgt der beantwortete Alkohol-FB.
Ich befinde mich aktuell in Frankreich.... sorry fuer die ganzen "Tippfehler" (ues, aes. scharfes S etc.)

und ich wuerde mich super freuen, wenn sich nun, wo es ernst wird? ein paar der alten Hasen (@Max , @Nancy , @funkytown ) einklinken koennten und mir fuer die letzten paar Wochen zur Seite stehen.

Vielen lieben Dank im Voraus!


Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Es war der 20.05.2019. Ich arbeitete zu dieser Zeit als Kellner im Bierzelt. Es war ein sonniger und heißer Montag im Mai; es waren wenig Leute im Zelt und damit ein Umsatz schwacher Tag. Ich war von 17:00 bis ca. 20:30 im Bierzelt auf der Arbeit und trank ab 18:00 währenddessen ein Mass Bier und ein 0,5l Weißbier.

Da wie gesagt ein rentabler Umsatz ausblieb verließ ich gegen 20:30 die Arbeit, ließ einen Kollegen meine Box übernehmen und traf mich mit Kollegen von meiner anderen Arbeitstelle (einer Kneipe meiner Heimatstadt), die in einem anderen Bierzelt feierten.

Dort trank ich im weiteren Verlauf 2 weitere Mass Bier und diverse Schnäpse mit meinen Kollegen (2cl ca. 5-6) bis 23:00.

Im Anschluss stieg ich auf mein Fahrrad, um nach Hause zu fahren. Ich fuhr vom Festplatzgelände und wurde wenige Meter danach von einer Polizeistreife angehalten.
Ein Atemalkoholtest ergab einen Wert von 1,00 mg/l. Ich wurde im Anschluss auf die naheliegende Wache mitgenommen. Dort ergab die BAK einen Wert von 2,16 Promille.

Im Anschluss ging ich zu Fuß nach Hause.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


18:00 – 19:00 – 1l Bier

19:00 – 20:00 – 0,5l Weißbier

20:30 – 21:30 – 1l Bier, 2x 2cl Schnaps

21:30 – 23:00 – 1l Bier, 3-4x 2cl Schnaps

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich fuhr insgesamt keine 200m bis ich aufgehalten wurde. Insgesamt wollte ich gut 1km bis nach Hause fahren.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)


Ich habe ehrlich gesagt aufgrund meines alkoholisierten Zustands und weil es außerdem damals für mich “normal” war angetrunken/betrunken noch Fahrrad zu fahren, gar nicht darüber nachgedacht und habe es einfach getan.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich habe die Trunkenheitsfahrt nicht verhindern wollen. Wie gesagt für mich war es damals “normal” und ich sah keinen Konflikt zwischen Alkoholkonsum und Fahrrad fahren. Dass ein solches Verhalten falsch und extrem gefährlich für mich, aber auch für andere Verkehrsteilnehmer ist, war mir damals nicht bewusst.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich schätze insbesondere in der Zeit von 2014-2020 werde ich durch mein häufiges Feiern am Wochenende und von 2018-2020 durch meine Arbeit in der Gastronomie mindestens 2x pro Monat alkoholisiert mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilgenommen haben.

Für die Jahre zuvor kann ich keine genauen Angaben machen, da auch mein Alkoholkonsum in den Jahren immer wieder sehr unterschiedlich war.

Ich halte es allerdings für durchaus realisitisch in meinem Leben über 200 Mal alkoholisiert mit dem Fahrrad gefahren zu sein.


Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Den ersten bewussten Kontakt hatte ich mit 11 Jahren auf dem 70. Geburtstag meiner Oma. Es wurde mit Sekt angestoßen und ich war neidisch, weil mein 4 Jahre älterer Cousin und meine Schwester mit anstoßen durften.

Erster Konsum war mit 14 Jahren. Das war mit Freunden aus dem Fußballverein. Wir holten uns in einem Studentenwohnheim aus einem Automaten jeder 1 Bier (0,5l).

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ja ich trank sehr regelmäßig.

Von 2004-2005 trank ich 1-2 mal im Monat am Wochenende zunächst in geringen Mengen, dann mehr und hatte auch bald kurz vor meinem 15. Geburtstag eine erste Alkoholvergiftung mit 3,2 Promille.

Von 2005-2011 war es sehr unterschiedlich und ich kann keine genauen Angaben mehr darüber machen. Im Durchschnitt wird aber auch alle 1-2 Monate ein Vollrausch stattgefunden haben.

Von 2012 – 2014 trank ich sehr selten, wenn aber sehr viel mit Kontrollverlust, Filmrissen etc.

Mit 24, genauer ab Ende 2014 ,wurde durch das viele Feiern auch der Alkoholkonsum ständiger Begleiter am Wochenende. Ich trank meist Bier, Weinschorle und Longdrinks über das ganze Wochenende verteilt. Unter der Woche trank ich nichts.

Ab 2018 fing ich an in der Gastronomie Vollzeit zu arbeiten als Barkeeper und Kellner, ab dann konsumierte ich meist 4-5 Tage die Woche Alkohol ca. 3-5 Bier (0,5l) pro Abend, während und nach meinem Dienst. Wenn ich in meiner Freizeit Alkohol konsumierte, dann in Gesellschaft jedoch auch oft mit Kontrollverlust und Filmrissen.

Kontrollverluste und hohe Trinkmengen bestimmten quasi meine gesamte Alkoholkonsumgeschichte.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


2018-2020
4-5 Tage pro Woche, 3-5 Bier in der Arbeit, in Gesellschaft deutlich mehr und auch Weinschorle Longdrinks

2014-2018
2-3 Tage pro Woche, Bier, Weinschorle, Longdrinks... Mengen waren unterschiedlich. 4-8 Bier, 2-4 Weinschorlen, 1-2 Longdrinks innerhalb einer Woche bzw. Eines Wochenendes

Für die Zeit davor kann ich keine genauen Angaben machen. Ich kann lediglich sagen, dass wenn ich getrunken habe, ich schnell die Kontrolle verloren haben und sehr viel getrunken habe bis zum Vollrausch und getrunken wurde “alles” was Alkohol enthält.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Eigentlich zum Großteil mit Freunden in der Stadt beim Feiern oder auf Partys. Ab 2018 auch während der Arbeit und danach mit Kollegen.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)


In den ersten Jahren war es für mich und meinen Freundeskreis aufregend, cool und hat Spass gemacht. Ich fuehlte mich erwachsener. Mit den Jahren gehoerte es auch schlichtweg fuer uns dazu, um ausgelassen auszugehen oder zu feiern.

Ich machte auch schnell die Erfahrung, dass ich betrunken, vermeintlich gelassener und entspannter unter Menschen bin und ich weniger nachdenke ueber mein Tun. Ich habe mich dadurch mehr getraut (z.B. ein fremdes Maedchen ansprechen) und ich dachte ich sei witziger.

Dies fuehrte insbesondere auch in der Zeit ab 2018 in der Arbeit dazu, dass ich trank, um ein “besserer” Barkeeper/ Kellner zu sein. Der Smalltalk mit Gaesten viel mir leichter und die Arbeit machte mehr Spass. Ausserdem missbrauchte ich Alkohol, um einen langen Arbeitstag schneller vergehen zu lassen oder eine anstrengende Schicht leichter zu machen.

Dass dieser Missbrauch einen extrem gefaehrlichen und schaedlichen Teufelskreis darstellt und mir der Alkohol ausserdem die genannten “besseren” Eigenschaften eines Kellners nur vorgaukelte, ist mir heute bewusst.

Warum ich in meiner Freizeit meist immer bis zum Vollrausch trank, kann ich nicht genau sagen. Ich weiss nur in Bezug auf Konsum aller Drogen, dass mein Motto meist “Viel hilft viel” war. Ich bin mir mittlerweile darueber im Klaren, dass ich schlichtweg ein Mensch bin der zu Extremen neigt und mir es schwer faellt Mass zu halten. (Anmerkung: toller Wortwitz… es gibt kein scharfes S auf franzoesischen Tastaturen)

Deshalb kommt fuer mich in Bezug auf Alkohol- und Drogenkonsum auch schlichtweg nur die absolute Abstinenz in Frage.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol wurde ich entspannter und gelassener. Kam mehr aus mir heraus. Wurde gespraechiger. Die Zeit beim Arbeiten verging schneller und ich dachte weniger ueber mich nach.

Bei viel Alkohol wurde ich meist komplett enthemmt und Risiko bereiter. Ich liess mich meist komplett gehen und konnte gar nicht mehr richtig ueber mein Handeln nachdenken. Ausserdem bekam ich meist schnell Filmrisse und wusste am naechsten Tag vieles vom Vorabend nicht mehr.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Ich habe seit ich in der Gastronomie arbeitete immer wieder Probleme mit Vorgesetzten und Kollegen bekommen, weil ich angetrunken im Dienst war, eine Fahne hatte oder schlichtweg Sachen die mir aufgetragen vergas. Ich aenderte meine Verhalten, wenn ueberhaupt nur wenn der Aerger groesser war und arbeitete vielleicht die kommenden 1-2 Schichten dafuer nuechtern und aufmerksamer. Ein paar Tage darauf oder wenn der Chef nicht mehr da war, zapfte ich mir sofort wieder ein Bier fuer mich.

Die Jahre zuvor waren kritische Hinweise bzgl meines Alkoholkonsums eigentlich nicht vorhanden. Es war eher wenn ein Art Running Gag fuer meine Freunde, wenn ich schon wieder total besoffen gar nichts mehr auf die Reihe bekam.

Mir war das am naechsten Tag total peinlich und ich trank vielleicht fuer ein paar Wochen nichts.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Ich wurde in meiner Gastronomie Zeit einmal gekuendigt und bekam ein anderes mal die Kuendigung angedroht, wegen Alkoholkonsum waehrend des Dienstes,

Ausserdem nahm ich in dieser Zeit einiges an Gewicht zu aufgrund des Alkohols

Ich hatte auch die ersten starken Cravings in dieser Zeit, weil fuer mich Alkohol schnell ein wichtiger Bestandteil waehrend des Arbeitens war. Ausserdem hatte ich oft Schlafprobleme. Depressive Episoden nach einem Vollrausch, bei dem etwas peinliches vorgefallen war und litt auch sehr oft an starker Uebelkeit und Sodbrennen.

Meine gesamte Familie, allen voran meine Mutter, machten sich zunehmend Sorgen. Meine Mutter bekam damals natuerlich meine Alkoholvergiftung mit und musste ueber die Jahre miterleben, wie ich ein Studium nach dem naechsten abbrach und letztlich in der Gastronomie landete.

Ausserdem kam es durch meinen Alkoholkonsum natuerlich auch zu der Trunkenheitsfahrt. Ich brachte mich selbst und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr, weil ich ohne gross nachzudenken betrunken auf mein Fahrrad stieg, um nach Hause zu fahren.


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Ja, vor meiner Abstinenz, von 2018 bis 2020 trank ich mit Abstand am meisten und am regelmaessigsten Alkohol in meinem Leben.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ja, wie schon gesagt, Kontrollverluste und hohe Trinkmengen bestimmten quasi meine gesamte Alkoholkonsumgeschichte.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ueber einen laengeren Zeitraum nicht. Wenn nur ueber wenige Wochen oder maximal 2 Monate.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)


Anfangs war ich ein Wochenend-, Geselligkeitstrinker. Ich benutzte jedoch den Alkohol sehr schnell, in zunehmendem Mass , um mehr Spass zu haben, vermeintlich gelassener und witziger zu sein. Ich wollte mich gehen lassen. Grenzen ueberschreiten und mich mehr trauen. Dadurch kam es immer haeufiger zu sehr bedenklichen Vollraeuschen mit Filmrissen.

Ich wuerde sagen ich missbrauchte Alkohol schon sehr frueh und setzte mein Gesundheit bzw. Sogar mein Leben aufs Spiel.

Waehrend der Arbeit wuerde ich mich zwischen den Stufen von starkem Alkoholmissbrauch und einer handfesten Alkoholabhaengigkeit einstufen. Ich war auf dem besten Weg ein Alkoholiker zu werden. Ich missbrauchte Alkohol als Werkzeug, um mir die Arbeit ertraeglicher zu machen und besser mit den Gaesten klarzukommen. Dadurch trank ich 4-5 Tage die Woche Alkohol.


Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Ich lebe vollständig abstinent.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Mai 2020

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Dadurch dass ich durch meinen Drogen- und Alkoholkonsum ueber die Jahre eine ausgepraegte Polytoxikomanie entwickelt habe, kommt fuer mein zukuenftiges Leben ausschliesslich die vollstaendige Abstinenz in Frage. Auch wenn ich mir erlauben wuerde zu speziellen Anlaessen z.B. Anzustossen zum Geburtstag oder Silvester: Mein Suchtgedaechtnis in Bezug auf alle Substanzen wuerde davon getriggert und ich innerhalb kürzester Zeit in alte Verhaltensmuster zurückfallen und ich würde sehr bald wieder täglich konsumieren mitsamt allen negativen Folgen für meine Psyche, meinen Körper und mein soziales Umfeld. Das abstinente Leben hat mittlerweile so viele Vorteile und ich empfinde es als so viel mehr lebenswert, dass Alkohol- und Drogenkonsum für mich nicht mehr in Frage kommt.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Ich weiß, dass ich ein intelligenter, reflektierter und kreativer Mensch mit und sehe in mir viel ungenutztes Potential. Mein Alkohol- und Drogenkonsum hat mein Leben die letzten 15 Jahre bestimmt und mich dadurch massiv behindert, dieses Potential auszuschöpfen und ein Leben, einen Beruf, eine Zufriedenheit in mir zu finden, die ich schon lange suche.
Ich möchte nicht noch weitere 15 Jahre verstreichen lassen, sondern, so kitschig das auch klingen mag, endlich anfangen zu leben und meine Ziele und Träume verfolgen.

Durch meine Arbeit in der Gastronomie war Alkohol ein staendiger Begleiter und auch “Werkzeug” fuer mich. z.B. Um gelassener mit den Gaesten umzugehen, eine anstrengende Schicht ertraeglicher oder einen langweiligen Montag schneller vergehen zu lassen.

Erst durch eine weltweite Pandemie und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit kam es am Ende des Ende des ersten Lockdowns zum Umdenken. An einem Pfingstwochenende nahm mich mein älterer Bruder mit seinem Wohnmobil mit in die fränkische Schweiz zum Klettern, wo ich seit Monaten mal ein paar Tage nichts konsumierte. Stattdessen unterhielt ich mich mit mein Bruder über das Leben, über das älter werden und über unsere Träume und übers Nüchtern sein. Nach diesem Wochenende entschloss ich mich zur vollständigen Abstinenz.



25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Die erste Woche war hart. Ich hab so gut wie nicht geschlafen und hatte starke Schweißattacken. Die Wochen danach waren anstrengend. Vor allem emotional war es eine Achterbahnfahrt. In der Natur spazieren gehen und Musik hören hat mir dabei gut geholfen.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich empfinde mein Leben seit langem wieder als richtig lebenswert, habe mir Ziele gesteckt und blicke zuversichtlich in die Zukunft. Ich bin wesentlich klarer, kann mich besser konzentrieren, habe eine deutlich gehobenere und vor allem stabilere Stimmung und Gemuetslage. Ausserdem achte ich wesentlich mehr auf eine gesunde Lebensweise in Bezug auf Ernaehrung und Bewegung:

Auch die soziale Komponente in meinem Leben ist deutlich besser. Ich pflege meine jetzigen Freundschaften wesentlich besser. Auch z.B. Dates mit Frauen (welche frueher eigentlich immer in berauschtem Zustand stattgefunden haben) “klappen” nuechtern inzwischen so viel besser.
Mein Umfeld reagierte durchweg positiv. Alle, von meiner Mutter, über meinen Vater, meine Geschwister, Freunde und Bekannte, die ich traf, sagten ich sehe so gesund und gut aus wie nie. Sei so ausgeglichen, wirke zufrieden. Ich war im Herbst 2020 auch manchmal Abends aus, um bewusst nüchtern die Erfahrung zu machen, so auch (oder vielleicht sogar auch mehr Spaß haben) zu können. Manche Freunde von damals konnten es kaum glauben, mich in einem klaren Zustand zu sehen und machten mir dafür Komplimente. Es gab im Grunde niemand aus meinem engeren Bekanntenkreis der meinen Lebenswandel nicht gut hieß.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

In dem ich sicherstelle nicht in alte Verhaltensmuster zurueckzufallen. Das heisst einmal, dass ich keine Arbeitsstelle haben kann in der Gastronomie; welche Alkohol ausschenkt. Ausserdem pflege ich weiterhin meine Hobbys (Sport, Wandern; Gitarre, Meditation und Yoga) die bei mir sehr gut fuer Ausgeglichenheit und Entspannung oder auch nur gegen Langeweile helfen.

Ausserdem habe ich einen sehr lieben und umsichtigen Freundeskreis, die alle um meine Vergangenheit wissen und die mit mir jederzeit diverse schoene Aktivitaeten im nuechternen Zustand unternehmen.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)


Mir ist bewusst, dass für mich als abhängiger Mensch ein Rückfall quasi immer hinter der nächsten Ecke lauern kann und mich somit als eine ernstzunehmende Gefahr mein Leben lang begleiten wird.
Aktuell fühle ich mich stabil und zufrieden in meinem nüchternen Leben und ich weiß, wie ich mir das Ganze aufgebaut habe und ich es aufrechterhalten kann. Sollte ich aus welchen Gründen auch immer, denken meine Gefühle nur durch Konsum in den Griff zu bekommen und drohen rückfällig zu werden, kann ich mir jederzeit professionelle Hilfe bei meiner Therapeutin von der Reha holen. Außerdem habe ich einen umsichtigen und hilfsbereiten Freundeskreis und eine Mutter, die immer zu mir steht, denen ich mich offen und ehrlich anvertrauen kann und die mich unterstützen.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich halte mich strikt an meine Abstinenz.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein.
 

Santiago

Benutzer
Also MPU Termin hat bisschen auf sich warten lassen aber jetzt ist es offiziell:

7. Oktober is der Tag der Wahrheit.

Könntet ihr bitte bitte bitte mal einen Blick auf meine Fragebögen ? :)

Vielen Dank im Voraus!

liebe Grüße
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Santiago,

ich habe mir deinen FB durchgelesen (wenn du ihn im Alk.bereich eingestellt hättest wäre ein Feedback vermutlich früher möglich gewesen).

Deine Antworten sind aus meiner Sicht ehrlich, authentisch und nachvollziehbar.
Du versuchst nichts zu beschönigen und stehst zu deiner Abhängigkeit.

Bei der Trinkmenge würde ich an deiner Stelle noch zwei Schnäpse hinzufügen (3l Bier, 0,5l Weißbier, insgesamt 8 Schnäpse), damit du auf den BAK-Wert kommst den du bei der Blutentnahme hattest. Das ist in deinem Fall zwar eher nebensächlich, macht aber einen besseren Eindruck wenn die Angaben hieb- und stichfest sind.

Ich gehe davon aus dass die Länge der AN und die erforderliche Zeit nach Therapieende eingehalten wurde. Diese ist, wie du ja bereits weißt, ein wenig individuell.

Nochmal aus den Buk:
11. Der Klient hat nach Abschluss der stationären oder ambulanten Entwöhnungstherapie ein Jahr Abstinenz eingehalten.

12. Kann bei besonders günstig gelagerten Umständen (z. B. sehr kurze Phase der Abhängigkeit ohne weit reichende Störung der sozialen Bezüge und ohne wesentliche Persönlichkeitsveränderungen mit intrinsischer Therapiemotivation) bereits vor Ablauf von einem Jahr nach Beendigung der Therapie von einer stabilen Abstinenz ausgegangen werden, besteht sie trotzdem seit bereits mind. einem halben Jahr.

13. Lag vor einer suchttherapeutischen Maßnahme bereits ein längerer Zeitraum mit einer nachvollziehbaren Abstinenz, so beträgt die alkoholabstinente Zeit nach Abschluss der therapeutischen Maßnahme mindestens noch 6 Monate. Der gesamte Zeitraum des Alkoholverzichts (incl. Therapiephase) ist in der Regel nennenswert länger als ein Jahr, keinesfalls jedoch kürzer als 12 Monate.
Du hattest deine AB ja auch vor der Therapie bereits nachgewiesen, richtig?

Wie war das denn nun mit dem VP? Du hattest ja geschrieben:
der andere ist ein guter Freund, eines guten Freundes.... Bachelor-Psychologe, angestellt seit 2 Jahren bei einem bekannten, deutschlandweiten MPU Vorbereitungsanbieter .... bietet an unentgeltlich die Vorbereitung mit mir zu machen. Und kann mir auch eine Bescheinigung am Ende bzgl. der Aufarbeitung ausstellen. Er kann allerdings nur die Vorbereitung mit mir machen, wenn die Reha/Abhängigkeitsdiagnose nicht bei der MPU genannt wird. Bei Abhängigkeit ist anscheinend ein Bachelor-Psychologe nicht ausreichend, sondern ein Psychotherapeut erforderlich.
Und wie sieht es mit der SHG aus? Gehst du zu einer?

Auch das hier habe ich vorhin erst gelesen:
Drängt sich mir gleich die Frage an Nancy auf, falls du mal hier reinschauen solltest:

In deinem Post steht:
5. Auch nach einer dokumentierten einjährigen Abstinenz liegt seit der letzten durchgeführten Kontrolle vor der Untersuchung kein längerer, nicht plausibler Zeitraum ohne Abstinenzkontrollen vor.

6. Auch ein plausibel begründeter Zeitraum ohne Abstinenzkontrollen nach einer zuvor dokumentierten einjährigen Abstinenz beträgt in der Regel nicht mehr als 4 Monate.

Sehe ich das richtig, wenn ich meine Reha Ende Februar und meine einjährige Abstinenz Mitte Juni abschließe, dass ich ab Ende August bis Mitte Oktober zur MPU antreten kann OHNE weitere Abstinenzbelege erbringen zu müssen?

Danke schonmal
Es geht, wie in den Buk geschrieben steht, schon darum einen lückenlosen AN zu erbringen. Sollte dies nicht der Fall sein, bedarf es einer "plausiblen Erklärung" warum die letzten Monate kein AN mehr erbracht wurde.
Generell ist es so dass die AN nicht länger als 4 Monate vor der MPU ausgesetzt werden dürfen - soll heißen es wäre natürlich gut gewesen wenn deine AN am Tag der MPU recht aktuell wären - andererseits besteht natürlich die Möglichkeit am Tag der MPU noch eine Haaranalyse machen zu lassen...

Ich hoffe, dass Max sich noch zeitnah zu deinem Drogen-FB äußert.
 

Santiago

Benutzer
Hey Nancy! :)

(wenn du ihn im Alk.bereich eingestellt hättest wäre ein Feedback vermutlich früher möglich gewesen).
Mir wurde vor einiger Zeit, als ich mich hier angemeldet habe mal von Admin ein zweiter Thread geschlossen und zusammengefügt mit dem Hinweis „ein Fall - ein Thread“

Aber egal jetzt…auf jeden Fall schon mal vielen Dank für die ausführliche Antwort!


Du hattest deine AB ja auch vor der Therapie bereits nachgewiesen, richtig?

Richtig… Abstinenz wurde bisher von 6/2020 bis 6/2021 nachgewiesen. Auf alle relevanten Substanzen.

Therapie ging von 09/2020-03/2021.

Seit Juni wachsen meine Haare.

Bin eigentlich sicher davon ausgegangen im Oktober noch eine Haaranalyse abgeben zu müssen. Bzw. so verstehe ich die Begutachtungsrichtlinien in meinem Fall.
Mir wurde jedoch von 2 unterschiedlichen Mitarbeitern der AVUS gesagt das die 12 Monate reichen sollte und ich könne ja bei der MPU selbst dem Psychologen vorschlagen noch eine Haaranalyse abzugeben, falls Zweifel an meiner Abstinenz bestehen sollten.

Und wie sieht es mit der SHG aus? Gehst du zu einer?
Nein, ich hatte vor zu einer zu gehen nach Beendigung der Therapie, jedoch war das genau zu Beginn der 3. Coronawelle und die SHG in meiner Heimatstadt (Schwerpunkt: Drogen, Polytoxikomanie) durften nicht stattfinden. Und seit Ende Juni befinde ich mich auf einer Pilgerreise von Deutschland nach Spanien (Jakobsweg).
Aber ich habe vor zu einer zu gehen sobald ich wieder daheim bin.
Fliege übermorgen zurück…ob es also was wird vor der MPU ist fraglich. Aber ja , ich werde es einfach auch so bei der MPU erzählen und hoffe einfach das mein Gutachter eine mehrmonatige Pilgerreise, naja zumindest als das was es Ist, anerkennt….eine tiefgehende und unumweichliche Auseinandersetzung mit sich selbst.
Wie war das denn nun mit dem VP?
Achso ja das war etwas verwirrend.

Ich hatte insgesamt nun 5h bei dem befreundeten Bachelor-Psychologen. Aber mehr nur als Mpu Coaching.
Die therapeutische Aufarbeitung die in meinem Fall für die MPU verlangt wird (Abhängigkeitsdiaim Rahmen der ambulanten Reha stattgefunden.
Er hat mir allerdings trotzdem eine Bescheinigung ausgestellt, dass ich seine Dienste in Anspruch genommen habe.
Kann nicht schaden.
Ich werd mit ihm auch noch eine Stunde ne Probe-MPU machen nächste Woche und hoffe bis dahin hat Max auch noch meinen FB gelesen und ich hoffe ich kann meine Antworten dann sinngemäß verinnerlichen.

Vielen Dank dir auf jeden Fall nochmal. Das mit der Trinkmenge werde ich beherzigen. Falls dir sonst noch was auffällt/einfällt, nur zu.

Oder vielleicht gibts ja hier noch stille Mitleser….ich freue mich über jede Art von Feedback.

schönen Abend!

EDIT: achja noch als Anmerkung …meine AN wurden bis zum 16.6 erbracht …MPU is ja am 7.10 also gerade noch so innerhalb von 4 Monaten. Aber ja meine Haare sind lang genug und für den Fall der Fälle gebe ich noch ne Haarprobe ab :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Schotty

Erfahrener Benutzer
Sorry wenn ich jetzt humorlos daher komme, aber zu 12.:

"... schwer faellt Mass zu halten. (Anmerkung: toller Wortwitz… es gibt kein scharfes S auf franzoesischen Tastaturen)"

Sowas in der MPU unbedingt vermeiden, ist das Gleiche mit "Gläschen", "Bierchen", also Verharmlosungen. In dieser Richtung stellte mir mein MPU Prüfer direkt Eingangs eine Fangfrage, ob ich den Heckscheibenspruch (irgendwas mit "Abi 2019, Voll geschafft" oder so ähnlich) lustig finden würde...

Davon mal abgesehen finde ich die Beantwortung von 12. zu lapidar. Wenn Du Mass halten könntest, wärst Du ja nicht in der jetzigen Situation, entsprechend ist der Punkt geschenkt. Feiertrinken, Entspannungstrinken, Entlastungstrinken, ist ja okay. Dann aber:
"Warum ich in meiner Freizeit meist immer bis zum Vollrausch trank, kann ich nicht genau sagen"
Ähhh, Du hast ne Therapie gemacht, einen Psychologen an Deiner Seite und mehr war da nicht, was Du an Ursachen ergründen konntest?

Zu 19.:
"Waehrend der Arbeit wuerde ich mich zwischen den Stufen von starkem Alkoholmissbrauch und einer handfesten Alkoholabhaengigkeit einstufen. Ich war auf dem besten Weg ein Alkoholiker zu werden."

Hm, nur während der Arbeit? Und "auf dem Weg, Alkoholiker zu werden." Also siehst Du Dich nicht als Alkoholiker?

Zu 27.:
"Das heisst einmal, dass ich keine Arbeitsstelle haben kann in der Gastronomie; welche Alkohol ausschenkt"
Da fällt mir außer Kantine oder Mensa nicht viel ein. Wie sieht Deine berufliche Zukunftsplanung aus?

Insgesamt finde ich die Beantwortung von 27 zu dünn. Mich fragte der MPU Prüfer recht direkt "Was haben Sie aus Ihrer Therapie mitgenommen?" Das war für mich eine Steilvorlage; Gelassenheit, Achtsamkeit, auch mal etwas aushalten oder ertragen können, Hilfe annehmen, etc.
Btw. wie sieht Dein "Notfallkoffer" aus?

Du hast 1/2 Jahr Therapie gemacht, beziehst Dich im FB aber fast gar nicht drauf. Da würde ich mehr von einbringen.
Und unbedingt schon mal eine SHG raussuchen und diese ruhig namentlich erwähnen.
 

Santiago

Benutzer
Hey Schotty danke für die Anmerkungen!

Sowas in der MPU unbedingt vermeiden, ist das Gleiche mit "Gläschen", "Bierchen", also Verharmlosungen.
Jo is schon klar, aber Danke für den Hinweis :)


Davon mal abgesehen finde ich die Beantwortung von 12. zu lapidar.
Ja stimmt schon zumindest das Ende ist etwas lapidar und schreibfaul.
Im Grunde weiß ich es schon und man kann es runterbrechen auf (soziale) Ängste, fehlendes Selbstbewusstsein, Mit steigendem Alter einer gefühlten Perspektivlosigkeit und dadurch dem Drang nach Realitätsflucht. Und das in Kombination mit einer Persönlichkeit, die zu Extremen neigt und einem starken Verlangen nach Betäubung.

Ich werde das herausarbeiten, sobald ich wieder an nem Laptop sitze ….morgen :)


Also siehst Du Dich nicht als Alkoholiker?
Jein…ich weiß, bisschen unglücklich formuliert und ich weiß worauf du hinauswillst.

Zu Beginn der Therapie wurde ich bzgl. Meines Alkoholkonsums nach ICD-10 Richtlinien eingestuft und dabei kam eben diese “Zwischenstufe” raus.

Alkoholiker ist n schwammiger Begriff.
ich bin abhängig. Genauer, meine Diagnose lautet Polytoxikomanie und darauf wird auch meine MPU ausgelegt sein und dazu werde ich schonungslos stehen und nichts beschönigen.
Ich werde dort keinen Drogen- und keinen Alkohol-FB gesondert von einander beantworten müssen.


Da fällt mir außer Kantine oder Mensa nicht viel ein. Wie sieht Deine berufliche Zukunftsplanung aus?
Naja ganz so schlimm ist es nicht ;D

ich habe einerseits ein Stellenangebot zur Ausbildung/Weiterbildung als Kaffeeröster und kann dort im Café auch als Barrista und Kellner arbeiten. Gibt kein Alkohol dort und der Chef dort ist auch schon über meine Problematik informiert.

Außerdem möchte ich auch mein Studium wieder aufnehmen und ja währenddessen Teilzeit dort arbeiten.

Und ja 27. Werde ich morgen auch noch ein wenig ausarbeiten.

danke dir!
 

Schotty

Erfahrener Benutzer
Na geht doch!

Deine konkrete Berufsperspektive solltest Du bei der MPU unbedingt anbringen, da hatte mein Prüfer deutlich nachgebohrt, wg. Sozialprognose halt. Und die sieht mit Job/Studium/geregeltem Tagesablauf einfach deutlich besser aus.

Bezüglich Alkoholiker würd ich nicht rumeiern. Bei Politox ist es im Grunde egal von welchem Stoff Du primäre Abhängig bist und lässt sich oft auch garnicht genau sagen. Du gehst mit Abstinenz in die MPU und hast eine Therapie gemacht, das ist schon mal ein großer Bonus. Entsprechend würd ich nicht riskieren, dass der Prüfer auf die Idee kommt es bestünde irgendwo mangelnde Krankheitseinsicht.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Mir wurde vor einiger Zeit, als ich mich hier angemeldet habe mal von Admin ein zweiter Thread geschlossen und zusammengefügt mit dem Hinweis „ein Fall - ein Thread“
Oha, da hattest du ja ein richtiges "Hü-hott-Hü-Erlebnis" hier in unserem Forum, das tut mir leid...
Mir wurde jedoch von 2 unterschiedlichen Mitarbeitern der AVUS gesagt das die 12 Monate reichen sollte und ich könne ja bei der MPU selbst dem Psychologen vorschlagen noch eine Haaranalyse abzugeben, falls Zweifel an meiner Abstinenz bestehen sollten.
Das ist die absolut richtige Herangehensweise.

Desweiteren hast du ja bereits wichtige Hinweise von einem Mit-User erhalten der mit den gleichen Voraussetzungen (alk.erkrankt) zur MPU angetreten ist, diese Hilfe ist natürlich die Beste die zu bekommen ist, da sie auf eigenen Erfahrungen beruht.

Edit:
Da der Alkoholteil doch jetzt sehr in den Drogenteil eingreift, habe ich ihn jetzt abgespalten, damit es nicht zu verwirrend wird.
 

Santiago

Benutzer
So Leute, 12. 19. und 27. wurden nochmal deutlich umgeschrieben und erweitert.
Ich hoffe es passt soweit.

Weitere Anregungen aller Art, immer her damit :)

Vielen Dank für die Hilfe an alle nochmal

und schönes Wochenende :)


Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Es war der 20.05.2019. Ich arbeitete zu dieser Zeit als Kellner im Bierzelt. Es war ein sonniger und heißer Montag im Mai; es waren wenig Leute im Zelt und damit ein Umsatz schwacher Tag. Ich war von 17:00 bis ca. 20:30 im Bierzelt auf der Arbeit und trank ab 18:00 währenddessen ein Mass Bier und ein 0,5l Weißbier.

Da wie gesagt ein rentabler Umsatz ausblieb verließ ich gegen 20:30 die Arbeit, ließ einen Kollegen meine Box übernehmen und traf mich mit Kollegen von meiner anderen Arbeitstelle (einer Kneipe meiner Heimatstadt), die in einem anderen Bierzelt feierten.

Dort trank ich im weiteren Verlauf 2 weitere Mass Bier und diverse Schnäpse mit meinen Kollegen (2cl ca. 5-6) bis 23:00.

Im Anschluss stieg ich auf mein Fahrrad, um nach Hause zu fahren. Ich fuhr vom Festplatzgelände und wurde wenige Meter danach von einer Polizeistreife angehalten.
Ein Atemalkoholtest ergab einen Wert von 1,00 mg/l. Ich wurde im Anschluss auf die naheliegende Wache mitgenommen. Dort ergab die BAK einen Wert von 2,16 Promille.

Im Anschluss ging ich zu Fuß nach Hause.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

18:00 – 19:00 – 1l Bier

19:00 – 20:00 – 0,5l Weißbier

20:30 – 21:30 – 1l Bier, 2x 2cl Schnaps

21:30 – 23:00 – 1l Bier, 3-4x 2cl Schnaps

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich fuhr insgesamt keine 200m bis ich aufgehalten wurde. Insgesamt wollte ich gut 1km bis nach Hause fahren.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Ich habe ehrlich gesagt aufgrund meines alkoholisierten Zustands und weil es außerdem damals für mich “normal” war angetrunken/betrunken noch Fahrrad zu fahren, gar nicht darüber nachgedacht und habe es einfach getan.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich habe die Trunkenheitsfahrt nicht verhindern wollen. Wie gesagt für mich war es damals “normal” und ich sah keinen Konflikt zwischen Alkoholkonsum und Fahrrad fahren. Dass ein solches Verhalten falsch und extrem gefährlich für mich, aber auch für andere Verkehrsteilnehmer ist, war mir damals nicht bewusst.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich schätze insbesondere in der Zeit von 2014-2020 werde ich durch mein häufiges Feiern am Wochenende und von 2018-2020 durch meine Arbeit in der Gastronomie mindestens 2x pro Monat alkoholisiert mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilgenommen haben.

Für die Jahre zuvor kann ich keine genauen Angaben machen, da auch mein Alkoholkonsum in den Jahren immer wieder sehr unterschiedlich war.

Ich halte es allerdings für durchaus realisitisch in meinem Leben über 200 Mal alkoholisiert mit dem Fahrrad gefahren zu sein.


Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Den ersten bewussten Kontakt hatte ich mit 11 Jahren auf dem 70. Geburtstag meiner Oma. Es wurde mit Sekt angestoßen und ich war neidisch, weil mein 4 Jahre älterer Cousin und meine Schwester mit anstoßen durften.

Erster Konsum war mit 14 Jahren. Das war mit Freunden aus dem Fußballverein. Wir holten uns in einem Studentenwohnheim aus einem Automaten jeder 1 Bier (0,5l).

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ja ich trank sehr regelmäßig.

Von 2004-2005 trank ich 1-2 mal im Monat am Wochenende zunächst in geringen Mengen, dann mehr und hatte auch bald kurz vor meinem 15. Geburtstag eine erste Alkoholvergiftung mit 3,2 Promille.

Von 2005-2011 war es sehr unterschiedlich und ich kann keine genauen Angaben mehr darüber machen. Im Durchschnitt wird aber auch alle 1-2 Monate ein Vollrausch stattgefunden haben.

Von 2012 – 2014 trank ich sehr selten, wenn aber sehr viel mit Kontrollverlust, Filmrissen etc.

Mit 24, genauer ab Ende 2014 ,wurde durch das viele Feiern auch der Alkoholkonsum ständiger Begleiter am Wochenende. Ich trank meist Bier, Weinschorle und Longdrinks über das ganze Wochenende verteilt. Unter der Woche trank ich nichts.

Ab 2018 fing ich an in der Gastronomie Vollzeit zu arbeiten als Barkeeper und Kellner, ab dann konsumierte ich meist 4-5 Tage die Woche Alkohol ca. 3-5 Bier (0,5l) pro Abend, während und nach meinem Dienst. Wenn ich in meiner Freizeit Alkohol konsumierte, dann in Gesellschaft jedoch auch oft mit Kontrollverlust und Filmrissen.

Kontrollverluste und hohe Trinkmengen bestimmten quasi meine gesamte Alkoholkonsumgeschichte.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

2018-2020
4-5 Tage pro Woche, 3-5 Bier in der Arbeit, in Gesellschaft deutlich mehr und auch Weinschorle Longdrinks

2014-2018
2-3 Tage pro Woche, Bier, Weinschorle, Longdrinks... Mengen waren unterschiedlich. 4-8 Bier, 2-4 Weinschorlen, 1-2 Longdrinks innerhalb einer Woche bzw. Eines Wochenendes

Für die Zeit davor kann ich keine genauen Angaben machen. Ich kann lediglich sagen, dass wenn ich getrunken habe, ich schnell die Kontrolle verloren haben und sehr viel getrunken habe bis zum Vollrausch und getrunken wurde “alles” was Alkohol enthält.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Eigentlich zum Großteil mit Freunden in der Stadt beim Feiern oder auf Partys. Ab 2018 auch während der Arbeit und danach mit Kollegen.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

In den ersten Jahren war Alkoholkonsum für mich und meinen Freundeskreis aufregend, cool und hat Spass gemacht. Ich fuehlte mich erwachsener. Mit den Jahren gehoerte es auch schlichtweg fuer uns dazu, um ausgelassen auszugehen oder zu feiern.

Ich machte auch schnell die Erfahrung, dass ich betrunken, vermeintlich gelassener und entspannter unter Menschen bin und ich weniger nachdenke ueber mein Tun. Ich habe mich dadurch mehr getraut (z.B. ein fremdes Maedchen ansprechen) und ich dachte ich sei witziger.

Über die Jahre stellten sich in meinem Leben auch vermehrt Gefühle von Perspektivlosigkeit, Minderwertigkeitskomplexen, Selbsthass und andere negative Gefühle ein, welche ich betäuben wollte. Außerdem hat mein Alkoholkonsum mir vermeintlich dabei geholfen soziale Ängste und mein geringes Selbstbewusstsein zu kompensieren.

Dies fuehrte insbesondere auch in der Zeit ab 2018 in der Arbeit dazu, dass ich trank, um ein “besserer” Barkeeper/ Kellner zu sein. Der Smalltalk mit Gaesten viel mir leichter und die Arbeit machte mehr Spass. Ausserdem missbrauchte ich Alkohol, um einen langen Arbeitstag schneller vergehen zu lassen oder eine anstrengende Schicht leichter zu machen.

Durch die tiefgehende Reflektion und Aufarbeitung im Rahmen meiner absolvierten Therapie bin ich mittlerweile darueber im Klaren, dass ich ein Mensch bin, der zu Extremen neigt. So erkläre ich mir, dass ich in meiner Freizeit immer bis zum Vollrausch trank und die Kontrolle über die Konsummengen verlor. Schon als Kind suchte ich extreme Bewusstseinsveränderung, so habe ich mich schwindelig gedreht bis zum Umfallen und mir die Augen gerieben um Halluzinationen zu bekommen. Ich habe mich von Freunden würgen lassen um ohnmächtig zu werden.
Ich kann selbst nicht genau sagen, woher dieses Verlangen in mir kam.
Ich weiß auf jeden Fall, dass speziell die Jahre 2000-2003 für mich eine emotional extrem anstrengende und traumatisierende Zeit war. Dies war die Scheidungsphase meiner Eltern, in der ich viele heftige Streits und diverse Suizidversuche meiner Mutter hautnah miterlebte.
Eine psychotherapeutische Aufarbeitung dieser Zeit hat damals nicht stattgefunden, da meine Mutter nach der Trennung sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Im Anschluss an diese Zeit pubertierte ich sehr stark, es begannen dann die ersten schulische Probleme und ich lernte die Schulkameraden und Freunde kennen, mit denen ich die ersten Konsumerfahrungen machte.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Bei wenig Alkohol wurde ich entspannter und gelassener. Kam mehr aus mir heraus. Wurde gespraechiger. Die Zeit beim Arbeiten verging schneller und ich dachte weniger ueber mich nach.

Bei viel Alkohol wurde ich meist komplett enthemmt und Risiko bereiter. Ich liess mich meist komplett gehen und konnte gar nicht mehr richtig ueber mein Handeln nachdenken. Ausserdem bekam ich meist schnell Filmrisse und wusste am naechsten Tag vieles vom Vorabend nicht mehr.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Ich habe seit ich in der Gastronomie arbeitete immer wieder Probleme mit Vorgesetzten und Kollegen bekommen, weil ich angetrunken im Dienst war, eine Fahne hatte oder schlichtweg Sachen die mir aufgetragen vergas. Ich aenderte meine Verhalten, wenn ueberhaupt nur wenn der Aerger groesser war und arbeitete vielleicht die kommenden 1-2 Schichten dafuer nuechtern und aufmerksamer. Ein paar Tage darauf oder wenn der Chef nicht mehr da war, zapfte ich mir sofort wieder ein Bier fuer mich.

Die Jahre zuvor waren kritische Hinweise bzgl meines Alkoholkonsums eigentlich nicht vorhanden. Es war eher wenn ein Art Running Gag fuer meine Freunde, wenn ich schon wieder total besoffen gar nichts mehr auf die Reihe bekam.

Mir war das am naechsten Tag total peinlich und ich trank vielleicht fuer ein paar Wochen nichts.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Ich wurde in meiner Gastronomie Zeit einmal gekuendigt und bekam ein anderes mal die Kuendigung angedroht, wegen Alkoholkonsum waehrend des Dienstes,

Ausserdem nahm ich in dieser Zeit einiges an Gewicht zu aufgrund des Alkohols

Ich hatte auch die ersten starken Cravings in dieser Zeit, weil fuer mich Alkohol schnell ein wichtiger Bestandteil waehrend des Arbeitens war. Ausserdem hatte ich oft Schlafprobleme. Depressive Episoden nach einem Vollrausch, bei dem etwas peinliches vorgefallen war und litt auch sehr oft an starker Uebelkeit und Sodbrennen.

Meine gesamte Familie, allen voran meine Mutter, machten sich zunehmend Sorgen. Meine Mutter bekam damals natuerlich meine Alkoholvergiftung mit und musste ueber die Jahre miterleben, wie ich ein Studium nach dem naechsten abbrach und letztlich in der Gastronomie landete.

Ausserdem kam es durch meinen Alkoholkonsum natuerlich auch zu der Trunkenheitsfahrt. Ich brachte mich selbst und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr, weil ich ohne gross nachzudenken betrunken auf mein Fahrrad stieg, um nach Hause zu fahren.


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Ja, vor meiner Abstinenz, von 2018 bis 2020 trank ich mit Abstand am meisten und am regelmaessigsten Alkohol in meinem Leben.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ja, wie schon gesagt, Kontrollverluste und hohe Trinkmengen bestimmten quasi meine gesamte Alkoholkonsumgeschichte.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ueber einen laengeren Zeitraum nicht. Wenn nur ueber wenige Wochen oder maximal 2 Monate.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Anfangs war ich ein Wochenend-, Geselligkeitstrinker. Ich benutzte jedoch den Alkohol sehr schnell, in zunehmendem Mass , um mehr Spass zu haben, vermeintlich gelassener und witziger zu sein. Ich wollte mich gehen lassen. Grenzen ueberschreiten und mich mehr trauen. Dadurch kam es immer haeufiger zu sehr bedenklichen Vollraeuschen mit Filmrissen.

Ich wuerde sagen ich missbrauchte Alkohol schon sehr frueh und setzte mein Gesundheit bzw. Sogar mein Leben aufs Spiel.
So würde ich sagen, dass sich mein Konsum über die Jahre hinweg zu starkem Alkoholmissbrauch und später mit der Arbeit eine handfeste Alkoholabhängigkeit entwickelt hat. Ich missbrauchte Alkohol als Werkzeug, um mir die Arbeit ertraeglicher zu machen und besser mit den Gaesten klarzukommen. Dadurch trank ich 4-5 Tage die Woche Alkohol.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich lebe vollständig abstinent.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Mai 2020

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Dadurch dass ich durch meinen Drogen- und Alkoholkonsum ueber die Jahre eine ausgepraegte Polytoxikomanie entwickelt habe, kommt fuer mein zukuenftiges Leben ausschliesslich die vollstaendige Abstinenz in Frage. Auch wenn ich mir erlauben wuerde zu speziellen Anlaessen z.B. Anzustossen zum Geburtstag oder Silvester: Mein Suchtgedaechtnis in Bezug auf alle Substanzen wuerde davon getriggert und die Gefahr wäre zu groß innerhalb kürzester Zeit in alte Verhaltensmuster zurückfallen, heißt, also sehr bald wieder täglich konsumieren mitsamt allen negativen Folgen für meine Psyche, meinen Körper und mein soziales Umfeld. Das abstinente Leben hat mittlerweile so viele Vorteile und ich empfinde es als so viel mehr lebenswert, dass Alkohol- und Drogenkonsum für mich nicht mehr in Frage kommt.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Ich weiß, dass ich ein intelligenter, reflektierter und kreativer Mensch mit und sehe in mir viel ungenutztes Potential. Mein Alkohol- und Drogenkonsum hat mein Leben die letzten 15 Jahre bestimmt und mich dadurch massiv behindert, dieses Potential auszuschöpfen und ein Leben, einen Beruf, eine Zufriedenheit in mir zu finden, die ich schon lange suche.
Ich möchte nicht noch weitere 15 Jahre verstreichen lassen, sondern, so kitschig das auch klingen mag, endlich anfangen zu leben und meine Ziele und Träume verfolgen.

Durch meine Arbeit in der Gastronomie war Alkohol ein staendiger Begleiter und auch “Werkzeug” fuer mich. z.B. Um gelassener mit den Gaesten umzugehen, eine anstrengende Schicht ertraeglicher oder einen langweiligen Montag schneller vergehen zu lassen.

Erst durch eine weltweite Pandemie und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit kam es am Ende des Ende des ersten Lockdowns zum Umdenken. An einem Pfingstwochenende nahm mich mein älterer Bruder mit seinem Wohnmobil mit in die fränkische Schweiz zum Klettern, wo ich seit Monaten mal ein paar Tage nichts konsumierte. Stattdessen unterhielt ich mich mit mein Bruder über das Leben, über das älter werden und über unsere Träume und übers Nüchtern sein. Nach diesem Wochenende entschloss ich mich zur vollständigen Abstinenz.



25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Die erste Woche war hart. Ich hab so gut wie nicht geschlafen und hatte starke Schweißattacken. Die Wochen danach waren anstrengend. Vor allem emotional war es eine Achterbahnfahrt. In der Natur spazieren gehen und Musik hören hat mir dabei gut geholfen.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich empfinde mein Leben seit langem wieder als richtig lebenswert, habe mir Ziele gesteckt und blicke zuversichtlich in die Zukunft. Ich bin wesentlich klarer, kann mich besser konzentrieren, habe eine deutlich gehobenere und vor allem stabilere Stimmung und Gemuetslage. Ausserdem achte ich wesentlich mehr auf eine gesunde Lebensweise in Bezug auf Ernaehrung und Bewegung:

Auch die soziale Komponente in meinem Leben ist deutlich besser. Ich pflege meine jetzigen Freundschaften wesentlich besser. Auch z.B. Dates mit Frauen (welche frueher eigentlich immer in berauschtem Zustand stattgefunden haben) “klappen” nuechtern inzwischen so viel besser.
Mein Umfeld reagierte durchweg positiv. Alle, von meiner Mutter, über meinen Vater, meine Geschwister, Freunde und Bekannte, die ich traf, sagten ich sehe so gesund und gut aus wie nie. Sei so ausgeglichen, wirke zufrieden. Ich war im Herbst 2020 auch manchmal Abends aus, um bewusst nüchtern die Erfahrung zu machen, so auch (oder vielleicht sogar auch mehr Spaß haben) zu können. Manche Freunde von damals konnten es kaum glauben, mich in einem klaren Zustand zu sehen und machten mir dafür Komplimente. Es gab im Grunde niemand aus meinem engeren Bekanntenkreis der meinen Lebenswandel nicht gut hieß.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

In dem ich sicherstelle nicht in alte Verhaltensmuster zurueckzufallen. Das heisst einmal, dass ich keine Arbeitsstelle in der Gastronomie haben kann, welche Alkohol ausschenkt. Hierfür habe ich schon einen Job in einem Café als Barrista und Kellner in Aussicht. Dort kann ich zudem eine 1-jährige Weiterbildung als Kaffeeröster beginnen.
Mir ist ebenfalls durch die Therapie klargeworden, dass die Abhängigkeit und der Teufelskreis, in die ich hineingeschlittert bin, auch maßgeblich von einer Plan-und Perspektivlosigkeit und fehlender Struktur bedingt wurde. Ich habe mir daher wieder Ziele gesteckt und werde mein Studium wieder aufnehmen, neben der Arbeit im Café/Kaffeerösterei.
Ausserdem pflege ich weiterhin meine Hobbys (Sport, Wandern; Gitarre, Meditation und Yoga), die bei mir sehr gut fuer Ausgeglichenheit und Entspannung sorgen und meinen Alltag bereichern.
Ich habe einen sehr lieben und umsichtigen Freundeskreis, die alle um meine Vergangenheit wissen und die mit mir jederzeit diverse schoene Aktivitaeten im nuechternen Zustand unternehmen.
Last but not least werde ich regelmäßig zu einer SHG mit Schwerpunkt Polytoxikomanie gehen, weil ich schon die Gruppensitzungen innerhalb der Reha als sehr gute Unterstützung für ein abstinentes Leben erfahren habe.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Mir ist bewusst, dass für mich als abhängiger Mensch ein Rückfall quasi immer hinter der nächsten Ecke lauern kann und mich somit als eine ernstzunehmende Gefahr mein Leben lang begleiten wird.
Aktuell fühle ich mich stabil und zufrieden in meinem nüchternen Leben und ich weiß, wie ich mir das Ganze aufgebaut habe und ich es aufrechterhalten kann. Sollte ich aus welchen Gründen auch immer, denken meine Gefühle nur durch Konsum in den Griff zu bekommen und drohen rückfällig zu werden, kann ich mir jederzeit professionelle Hilfe bei meiner Therapeutin von der Reha holen. Außerdem habe ich einen umsichtigen und hilfsbereiten Freundeskreis und eine Mutter, die immer zu mir steht, denen ich mich offen und ehrlich anvertrauen kann und die mich unterstützen.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich halte mich strikt an meine Abstinenz.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein.
 
Zuletzt bearbeitet:

Santiago

Benutzer
Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Es war der 20.05.2019. Ich arbeitete zu dieser Zeit als Kellner im Bierzelt. Es war ein sonniger und heißer Montag im Mai; es waren wenig Leute im Zelt und damit ein Umsatz schwacher Tag. Ich war von 17:00 bis ca. 20:30 im Bierzelt auf der Arbeit und trank ab 18:00 währenddessen ein Mass Bier und ein 0,5l Weißbier.

Da wie gesagt ein rentabler Umsatz ausblieb verließ ich gegen 20:30 die Arbeit, ließ einen Kollegen meine Box übernehmen und traf mich mit Kollegen von meiner anderen Arbeitstelle (einer Kneipe meiner Heimatstadt), die in einem anderen Bierzelt feierten.

Dort trank ich im weiteren Verlauf 2 weitere Mass Bier und diverse Schnäpse mit meinen Kollegen (2cl ca. 7-8) bis 23:00.

Im Anschluss stieg ich auf mein Fahrrad, um nach Hause zu fahren. Ich fuhr vom Festplatzgelände und wurde wenige Meter danach von einer Polizeistreife angehalten.
Ein Atemalkoholtest ergab einen Wert von 1,00 mg/l. Ich wurde im Anschluss auf die naheliegende Wache mitgenommen. Dort ergab die BAK einen Wert von 2,16 Promille.

Im Anschluss ging ich zu Fuß nach Hause.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


18:00 – 19:00 – 1l Bier

19:00 – 20:00 – 0,5l Weißbier

20:30 – 21:30 – 1l Bier, 3x 2cl Schnaps

21:30 – 23:00 – 1l Bier, 4-5x 2cl Schnaps

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich fuhr insgesamt keine 200m bis ich aufgehalten wurde. Insgesamt wollte ich gut 1km bis nach Hause fahren.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)


Ich habe ehrlich gesagt aufgrund meines alkoholisierten Zustands und weil es außerdem damals für mich “normal” war angetrunken/betrunken noch Fahrrad zu fahren, gar nicht darüber nachgedacht und habe es einfach getan.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich habe die Trunkenheitsfahrt nicht verhindern wollen. Wie gesagt für mich war es damals “normal” und ich sah keinen Konflikt zwischen Alkoholkonsum und Fahrrad fahren. Dass ein solches Verhalten falsch und extrem gefährlich für mich, aber auch für andere Verkehrsteilnehmer ist, war mir damals nicht bewusst.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich schätze insbesondere in der Zeit von 2014-2020 werde ich durch mein häufiges Feiern am Wochenende und von 2018-2020 durch meine Arbeit in der Gastronomie mindestens 2x pro Monat alkoholisiert mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilgenommen haben.

Für die Jahre zuvor kann ich keine genauen Angaben machen, da auch mein Alkoholkonsum in den Jahren immer wieder sehr unterschiedlich war.

Ich halte es allerdings für durchaus realisitisch in meinem Leben über 200 Mal alkoholisiert mit dem Fahrrad gefahren zu sein.


Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Den ersten bewussten Kontakt hatte ich mit 11 Jahren auf dem 70. Geburtstag meiner Oma. Es wurde mit Sekt angestoßen und ich war neidisch, weil mein 4 Jahre älterer Cousin und meine Schwester mit anstoßen durften.

Erster Konsum war mit 14 Jahren. Das war mit Freunden aus dem Fußballverein. Wir holten uns in einem Studentenwohnheim aus einem Automaten jeder 1 Bier (0,5l).

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ja ich trank sehr regelmäßig.

Von 2004-2005 trank ich 1-2 mal im Monat am Wochenende zunächst in geringen Mengen, dann mehr und hatte auch bald kurz vor meinem 15. Geburtstag eine erste Alkoholvergiftung mit 3,2 Promille.

Von 2005-2011 war es sehr unterschiedlich und ich kann keine genauen Angaben mehr darüber machen. Im Durchschnitt wird aber auch alle 1-2 Monate ein Vollrausch stattgefunden haben.

Von 2012 – 2014 trank ich sehr selten, wenn aber sehr viel mit Kontrollverlust, Filmrissen etc.

Mit 24, genauer ab Ende 2014 ,wurde durch das viele Feiern auch der Alkoholkonsum ständiger Begleiter am Wochenende. Ich trank meist Bier, Weinschorle und Longdrinks über das ganze Wochenende verteilt. Unter der Woche trank ich nichts.

Ab 2018 fing ich an in der Gastronomie Vollzeit zu arbeiten als Barkeeper und Kellner, ab dann konsumierte ich meist 4-5 Tage die Woche Alkohol ca. 3-5 Bier (0,5l) pro Abend, während und nach meinem Dienst. Wenn ich in meiner Freizeit Alkohol konsumierte, dann in Gesellschaft jedoch auch oft mit Kontrollverlust und Filmrissen.

Kontrollverluste und hohe Trinkmengen bestimmten quasi meine gesamte Alkoholkonsumgeschichte.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


2018-2020
4-5 Tage pro Woche, 3-5 Bier in der Arbeit, in Gesellschaft deutlich mehr und auch Weinschorle Longdrinks

2014-2018
2-3 Tage pro Woche, Bier, Weinschorle, Longdrinks... Mengen waren unterschiedlich. 4-8 Bier, 2-4 Weinschorlen, 1-2 Longdrinks innerhalb einer Woche bzw. Eines Wochenendes

Für die Zeit davor kann ich keine genauen Angaben machen. Ich kann lediglich sagen, dass wenn ich getrunken habe, ich schnell die Kontrolle verloren haben und sehr viel getrunken habe bis zum Vollrausch und getrunken wurde “alles” was Alkohol enthält.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Eigentlich zum Großteil mit Freunden in der Stadt beim Feiern oder auf Partys. Ab 2018 auch während der Arbeit und danach mit Kollegen.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)


In den ersten Jahren war Alkoholkonsum für mich und meinen Freundeskreis aufregend, cool und hat Spass gemacht. Ich fuehlte mich erwachsener. Mit den Jahren gehoerte es auch schlichtweg fuer uns dazu, um ausgelassen auszugehen oder zu feiern.

Ich machte auch schnell die Erfahrung, dass ich betrunken, vermeintlich gelassener und entspannter unter Menschen bin und ich weniger nachdenke ueber mein Tun. Ich habe mich dadurch mehr getraut (z.B. ein fremdes Maedchen ansprechen) und ich dachte ich sei witziger.

Über die Jahre stellten sich in meinem Leben auch vermehrt Gefühle von Perspektivlosigkeit, Minderwertigkeitskomplexen, Selbsthass und andere negative Gefühle ein, welche ich betäuben wollte. Außerdem hat mein Alkoholkonsum mir vermeintlich dabei geholfen soziale Ängste und mein geringes Selbstbewusstsein zu kompensieren.

Dies fuehrte insbesondere auch in der Zeit ab 2018 in der Arbeit dazu, dass ich trank, um ein “besserer” Barkeeper/ Kellner zu sein. Der Smalltalk mit Gaesten viel mir leichter und die Arbeit machte mehr Spass. Ausserdem missbrauchte ich Alkohol, um einen langen Arbeitstag schneller vergehen zu lassen oder eine anstrengende Schicht leichter zu machen.

Durch die tiefgehende Reflektion und Aufarbeitung im Rahmen meiner absolvierten Therapie bin ich mittlerweile darueber im Klaren, dass ich ein Mensch bin, der zu Extremen neigt. So erkläre ich mir, dass ich in meiner Freizeit immer bis zum Vollrausch trank und die Kontrolle über die Konsummengen verlor. Schon als Kind suchte ich extreme Bewusstseinsveränderung, so habe ich mich schwindelig gedreht bis zum Umfallen und mir die Augen gerieben um Halluzinationen zu bekommen. Ich habe mich von Freunden würgen lassen um ohnmächtig zu werden.
Ich kann selbst nicht genau sagen, woher dieses Verlangen in mir kam.
Ich weiß auf jeden Fall, dass speziell die Jahre 2000-2003 für mich eine emotional extrem anstrengende und traumatisierende Zeit war. Dies war die Scheidungsphase meiner Eltern, in der ich viele heftige Streits und diverse Suizidversuche meiner Mutter hautnah miterlebte.
Eine psychotherapeutische Aufarbeitung dieser Zeit hat damals nicht stattgefunden, da meine Mutter nach der Trennung sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Im Anschluss an diese Zeit pubertierte ich sehr stark, es begannen dann die ersten schulische Probleme und ich lernte die Schulkameraden und Freunde kennen, mit denen ich die ersten Konsumerfahrungen machte.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol wurde ich entspannter und gelassener. Kam mehr aus mir heraus. Wurde gespraechiger. Die Zeit beim Arbeiten verging schneller und ich dachte weniger ueber mich nach.

Bei viel Alkohol wurde ich meist komplett enthemmt und Risiko bereiter. Ich liess mich meist komplett gehen und konnte gar nicht mehr richtig ueber mein Handeln nachdenken. Ausserdem bekam ich meist schnell Filmrisse und wusste am naechsten Tag vieles vom Vorabend nicht mehr.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Ich habe seit ich in der Gastronomie arbeitete immer wieder Probleme mit Vorgesetzten und Kollegen bekommen, weil ich angetrunken im Dienst war, eine Fahne hatte oder schlichtweg Sachen die mir aufgetragen vergas. Ich aenderte meine Verhalten, wenn ueberhaupt nur wenn der Aerger groesser war und arbeitete vielleicht die kommenden 1-2 Schichten dafuer nuechtern und aufmerksamer. Ein paar Tage darauf oder wenn der Chef nicht mehr da war, zapfte ich mir sofort wieder ein Bier fuer mich.

Die Jahre zuvor waren kritische Hinweise bzgl meines Alkoholkonsums eigentlich nicht vorhanden. Es war eher wenn ein Art Running Gag fuer meine Freunde, wenn ich schon wieder total besoffen gar nichts mehr auf die Reihe bekam.
Mir war das am naechsten Tag total peinlich und ich trank vielleicht fuer ein paar Wochen nichts.

Die einzige Person, die auch meinen Alkoholkonsum kritisierte war meine Exfreundin mit der ich von Anfang 2017 - Mitte 2018 zusammen war.
Sie wollte mir lange Zeit helfen und drängte mich dazu abstinent zu leben. Ich ließ mir aber nicht wirklich helfen und unternahm in dieser Zeit nur halbherzige Versuche clean zu werden.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Ich wurde in meiner Gastronomie Zeit einmal gekuendigt und bekam ein anderes mal die Kuendigung angedroht, wegen Alkoholkonsum waehrend des Dienstes,

Ausserdem nahm ich in dieser Zeit einiges an Gewicht zu aufgrund des Alkohols

Ich hatte auch die ersten starken Cravings in dieser Zeit, weil fuer mich Alkohol schnell ein wichtiger Bestandteil waehrend des Arbeitens war. Ausserdem hatte ich oft Schlafprobleme. Depressive Episoden nach einem Vollrausch, bei dem etwas peinliches vorgefallen war und litt auch sehr oft an starker Uebelkeit und Sodbrennen.

Meine gesamte Familie, allen voran meine Mutter, machten sich zunehmend Sorgen. Meine Mutter bekam damals natuerlich meine Alkoholvergiftung mit und musste ueber die Jahre miterleben, wie ich ein Studium nach dem naechsten abbrach und letztlich in der Gastronomie landete.

Meine angesprochene Exfreundin machte Mitte 2018 mit mir Schluss, weil ihr mit mir alles zu viel wurde.

Ausserdem kam es durch meinen Alkoholkonsum natuerlich auch zu der Trunkenheitsfahrt. Ich brachte mich selbst und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr, weil ich ohne gross nachzudenken betrunken auf mein Fahrrad stieg, um nach Hause zu fahren.


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Ja, vor meiner Abstinenz, von 2018 bis 2020 trank ich mit Abstand am meisten und am regelmaessigsten Alkohol in meinem Leben.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ja, wie schon gesagt, Kontrollverluste und hohe Trinkmengen bestimmten quasi meine gesamte Alkoholkonsumgeschichte.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ueber einen laengeren Zeitraum nicht. Wenn nur ueber wenige Wochen oder maximal 2 Monate.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)


Anfangs war ich ein Wochenend-, Geselligkeitstrinker. Ich benutzte jedoch den Alkohol sehr schnell, in zunehmendem Mass , um mehr Spass zu haben, vermeintlich gelassener und witziger zu sein. Ich wollte mich gehen lassen. Grenzen ueberschreiten und mich mehr trauen. Dadurch kam es immer haeufiger zu sehr bedenklichen Vollraeuschen mit Filmrissen.

Ich wuerde sagen ich missbrauchte Alkohol schon sehr frueh und setzte mein Gesundheit bzw. Sogar mein Leben aufs Spiel.
So würde ich sagen, dass sich mein Konsum über die Jahre hinweg zu starkem Alkoholmissbrauch und später mit der Arbeit eine handfeste Alkoholabhängigkeit entwickelt hat. Ich missbrauchte Alkohol als Werkzeug, um mir die Arbeit ertraeglicher zu machen und besser mit den Gaesten klarzukommen. Dadurch trank ich 4-5 Tage die Woche Alkohol.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Ich lebe vollständig abstinent.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Mai 2020

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Dadurch dass ich durch meinen Drogen- und Alkoholkonsum ueber die Jahre eine ausgepraegte Polytoxikomanie entwickelt habe, kommt fuer mein zukuenftiges Leben ausschliesslich die vollstaendige Abstinenz in Frage. Auch wenn ich mir erlauben wuerde zu speziellen Anlaessen z.B. Anzustossen zum Geburtstag oder Silvester: Mein Suchtgedaechtnis in Bezug auf alle Substanzen wuerde davon getriggert und die Gefahr wäre zu groß innerhalb kürzester Zeit in alte Verhaltensmuster zurückfallen, heißt, also sehr bald wieder täglich konsumieren mitsamt allen negativen Folgen für meine Psyche, meinen Körper und mein soziales Umfeld. Das abstinente Leben hat mittlerweile so viele Vorteile und ich empfinde es als so viel mehr lebenswert, dass Alkohol- und Drogenkonsum für mich nicht mehr in Frage kommt.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Ich weiß, dass ich ein intelligenter, reflektierter und kreativer Mensch mit und sehe in mir viel ungenutztes Potential. Mein Alkohol- und Drogenkonsum hat mein Leben die letzten 15 Jahre bestimmt und mich dadurch massiv behindert, dieses Potential auszuschöpfen und ein Leben, einen Beruf, eine Zufriedenheit in mir zu finden, die ich schon lange suche.
Ich möchte nicht noch weitere 15 Jahre verstreichen lassen, sondern, so kitschig das auch klingen mag, endlich anfangen zu leben und meine Ziele und Träume verfolgen.

Durch meine Arbeit in der Gastronomie war Alkohol ein staendiger Begleiter und auch “Werkzeug” fuer mich. z.B. Um gelassener mit den Gaesten umzugehen, eine anstrengende Schicht ertraeglicher oder einen langweiligen Montag schneller vergehen zu lassen.

Erst durch eine weltweite Pandemie und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit kam es am Ende des Ende des ersten Lockdowns zum Umdenken. An einem Pfingstwochenende nahm mich mein älterer Bruder mit seinem Wohnmobil mit in die fränkische Schweiz zum Klettern, wo ich seit Monaten mal ein paar Tage nichts konsumierte. Stattdessen unterhielt ich mich mit mein Bruder über das Leben, über das älter werden und über unsere Träume und übers Nüchtern sein. Nach diesem Wochenende entschloss ich mich zur vollständigen Abstinenz.



25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Die erste Woche war hart. Ich hab so gut wie nicht geschlafen und hatte starke Schweißattacken. Die Wochen danach waren anstrengend. Vor allem emotional war es eine Achterbahnfahrt. In der Natur spazieren gehen und Musik hören hat mir dabei gut geholfen.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich empfinde mein Leben seit langem wieder als richtig lebenswert, habe mir Ziele gesteckt und blicke zuversichtlich in die Zukunft. Ich bin wesentlich klarer, kann mich besser konzentrieren, habe eine deutlich gehobenere und vor allem stabilere Stimmung und Gemuetslage. Ausserdem achte ich wesentlich mehr auf eine gesunde Lebensweise in Bezug auf Ernaehrung und Bewegung:

Auch die soziale Komponente in meinem Leben ist deutlich besser. Ich pflege meine jetzigen Freundschaften wesentlich besser. Auch z.B. Dates mit Frauen (welche frueher eigentlich immer in berauschtem Zustand stattgefunden haben) “klappen” nuechtern inzwischen so viel besser.
Mein Umfeld reagierte durchweg positiv. Alle, von meiner Mutter, über meinen Vater, meine Geschwister, Freunde und Bekannte, die ich traf, sagten ich sehe so gesund und gut aus wie nie. Sei so ausgeglichen, wirke zufrieden. Ich war im Herbst 2020 auch manchmal Abends aus, um bewusst nüchtern die Erfahrung zu machen, so auch (oder vielleicht sogar auch mehr Spaß haben) zu können. Manche Freunde von damals konnten es kaum glauben, mich in einem klaren Zustand zu sehen und machten mir dafür Komplimente. Es gab im Grunde niemand aus meinem engeren Bekanntenkreis der meinen Lebenswandel nicht gut hieß.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

In dem ich sicherstelle nicht in alte Verhaltensmuster zurueckzufallen. Das heisst einmal, dass ich keine Arbeitsstelle in der Gastronomie haben kann, welche Alkohol ausschenkt. Hierfür habe ich schon einen Job in einem Café als Barrista und Kellner in Aussicht. Dort kann ich zudem eine 1-jährige Weiterbildung als Kaffeeröster beginnen.
Mir ist ebenfalls durch die Therapie klargeworden, dass die Abhängigkeit und der Teufelskreis, in die ich hineingeschlittert bin, auch maßgeblich von einer Plan-und Perspektivlosigkeit und fehlender Struktur bedingt wurde. Ich habe mir daher wieder Ziele gesteckt und werde mein Studium wieder aufnehmen, neben der Arbeit im Café/Kaffeerösterei.
Ausserdem pflege ich weiterhin meine Hobbys (Sport, Wandern; Gitarre, Meditation und Yoga), die bei mir sehr gut fuer Ausgeglichenheit und Entspannung sorgen und meinen Alltag bereichern.
Ich habe einen sehr lieben und umsichtigen Freundeskreis, die alle um meine Vergangenheit wissen und die mit mir jederzeit diverse schoene Aktivitaeten im nuechternen Zustand unternehmen.
Last but not least werde ich regelmäßig zu einer SHG mit Schwerpunkt Polytoxikomanie gehen, weil ich schon die Gruppensitzungen innerhalb der Reha als sehr gute Unterstützung für ein abstinentes Leben erfahren habe.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)


Mir ist bewusst, dass für mich als abhängiger Mensch ein Rückfall quasi immer hinter der nächsten Ecke lauern kann und mich somit als eine ernstzunehmende Gefahr mein Leben lang begleiten wird.
Aktuell fühle ich mich stabil und zufrieden in meinem nüchternen Leben und ich weiß, wie ich mir das Ganze aufgebaut habe und ich es aufrechterhalten kann. Sollte ich aus welchen Gründen auch immer, denken meine Gefühle nur durch Konsum in den Griff zu bekommen und drohen rückfällig zu werden, kann ich mir jederzeit professionelle Hilfe bei meiner Therapeutin von der Reha holen. Außerdem habe ich einen umsichtigen und hilfsbereiten Freundeskreis und eine Mutter, die immer zu mir steht, denen ich mich offen und ehrlich anvertrauen kann und die mich unterstützen.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich halte mich strikt an meine Abstinenz.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein.
 

Santiago

Benutzer
Sooo sorry, hab vergessen gestern noch die Trinkmengen zu korrigieren und außerdem noch bei 14., 15 die Trennung der Freundin angefügt.
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


18:00 – 19:00 – 1l Bier

19:00 – 20:00 – 0,5l Weißbier

20:30 – 21:30 – 1l Bier, 3x 2cl Schnaps

21:30 – 23:00 – 1l Bier, 4-5x 2cl Schnaps


Definitiv immer nur ein ca.-Wert.

Gewicht: 80 kg
Trinkbeginn: 18:00 Uhr
Blutabnahme: 24:00 Uhr

Trinkmenge: Bier 3,5l (entspricht 3500 ml)
8 Schnaps a 0,02l (entspricht 160 ml)
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Alkoholmengenformel

A = m * Vol%/100 * s * rp

A = Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm
m = Getrunkene Menge in Milliliter
s = Spezifisches Gewicht von Alkohol (0,8 g/cm³)
rp = Resorptionsdefizit (0,8)

Beim Resorptionsdefizit (Aufnahmeverlust) handelt es sich um eine Konstante, die angibt, wie viel Alkohol von der getrunkenen Alkoholmenge im Körper aufgenommen wurde, da Alkohol nach der Aufnahme teilweise wieder ausgeschieden wird durch Atmung, Transpiration und Verdauung.
Dieser Verlust beträgt zwischen 10% und 30%, also im Durchschnitt 20%, daher rp=0,8.

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Bierberechnung:

3500ml x 0,8 x 0,8 x 5% = 112 g aufgenommener Alkohol


Schnapsberechnung:

160ml x 0,8 x 0,8 x 40% ≈ 41 g aufgenommener Alkohol

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Damit kämen wir dann zu Widmark:

Insgesamt aufgenommen wurden ≈153 g Alkohol.

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Widmark-Formel

c = A / (p * r)

c = Alkoholkonzentration in Promille
A = Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm (siehe Alkoholmengenformel)
p = Körpergewicht in Kilogramm
r = Reduktionsfaktor (0,7 bei Männern und 0,6 bei Frauen)

Da Alkohol wasserlöslich ist, kann er sich nur mit dem Wasseranteil des Körpers vermischen.
Der Reduktionsfaktor reduziert das Körpergewicht zu diesem Zweck auf die Wassermenge, die laut Widmark bei Männern 70 Prozent und bei Frauen 60 Prozent beträgt.
Die effektive Alkoholmenge wird mit der Alkoholmengenformel berechnet.

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c= 153 g/ (80 kg x 0,7)

das entspricht dann 2,73 Promille

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Nun zum Abbau:

Alkohol-Abbau

Im Mittelwert baut der Körper 0,15 Promille pro Stunde ab.
Der Abbau beginnt nicht sofort, sondern erst nach einem Zeitraum von 15 Minuten bis 2 Stunden.
Diesen Zeitraum von der Aufnahme des Alkohols bis zur vollständigen Aufnahme aus dem Verdauungstrakt in den Blutkreislauf bezeichnet man auch als Resorptions- bzw. Anflutungsphase.

Mit diesen Angaben ist es nun möglich, eine Anwendung zu realisieren, die es ermöglicht, jederzeit die aktuelle Blutalkohol-Konzentration auf Basis der Widmark-Formel zu errechnen.

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Vom Trinkbeginn bis zur Blutentnahme waren es ca. 6 Stunden.

Das bedeutet für den Zeitraum 6 Std. x 0,15 Promille = 0,9 Promille

Rechnen wir jetzt 2,73 Promille – 0,9 Promille bleiben am Ende 1,84 Promille übrig.

Da hier jetzt aber 2,16‰ steht, ist deine Trinkmengenangabe ziemlich knapp.

Im Allgemeinen ist ja bekannt, dass man lieber etwas über- als untertreiben sollte.

Ich würde pauschal noch einen Liter Bier mehr angeben.

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