1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
Das erste Mal, dass ich von illegalen Drogen gehört habe, war als ca. 9 jähriger, als in den Nachrichten von „Rauschgift“ gesprochen wurde. Damals konnte ich mir allerdings unter diesem Begriff so recht noch nichts vorstellen, der Begriff „Gift“ weckte aber die Assoziation in mir, dass es etwas ganz schlimmes sein müsse.
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Mit 20 Jahren habe ich meinen Zivildienst mit 2 weiteren Zivis geleistet. Die beiden waren regelmäßige Kiffer und ich habe insgesamt zwei-/dreimal einen Joint mitgeraucht. Allerdings empfand ich die Wirkung als ziemlich unangenehm und beließ es dann auch dabei.
Amphetamin habe ich das erste Mal mit 35 konsumiert.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
1999: 2-3mal Cannabis konsumiert, mit den Kollegen aus dem Zivildienst.
Zwischen ca. April 2013 und dem 23. Mai 2015 habe ich in etwa 25-30 mal Amphetamine in Form von Speed über die Nase konsumiert. Dies geschah in unregelmäßigen Abständen am Wochenende (meistens Samstag abends) im Zusammenhang mit dem Besuch von überwiegend öffentlichen, gelegentlich auch privaten Partys. Ich habe immer mit meiner damaligen „Feier-Clique“ (6-8 Personen) zusammen konsumiert. Meistens habe ich zu Beginn des Abends 1-2 Lines konsumiert und dann im Laufe des Abends/der Nacht 1 oder 2 mal „nachgelegt“. Dabei habe ich in etwa eine Menge von ca. 0,3g (zu Beginn) – ca. 0,8 g (am Ende) konsumiert.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Ich habe, wenn ich Amphetamin konsumierte, keinen Alkohol getrunken.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Bis ich ca. 20 war habe ich überhaupt keinen Alkohol getrunken, da ich ihn einfach nicht mochte. Auf der Geburtstagsparty einer Freundin lernte ich dann Caipirinha kennen, der mir ganz gut schmeckte. Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann – vor allem in den Sommermonaten – gelegentlich einen Cocktail getrunken wenn ich mit meiner damaligen Freundin ausgegangen bin. Allerdings konnte es auch vorkommen, dass ich monatelang überhaupt keinen Alkohol konsumiert habe, ich konnte und kann immer noch sehr gut auf ihn verzichten. Da ich zum damaligen Zeitpunkt und nun wieder eher der häusliche Typ war/bin und ich zu Hause – abgesehen von Wein zum kochen – keinen Alkohol im Haus habe ist mein Alkoholkonsum sehr überschaubar. Ich trinke aktuell gelegentlich einen fruchtigen Cocktail oder Longdrink, sowie zu besonderen Anlässen ein Glas Sekt zum Anstoßen.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Ich konsumiere Nikotin in Form von Zigaretten (ca. 7-9 am Tag) sowie koffeinhaltige Limonade (ca. einen halben Liter täglich). Ansonsten keine Kaffeegetränke und auch keinen schwarzen/grünen Tee.
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Die aus der heutigen Sicht eindeutig negativen Folgen habe ich in der Zeit des Konsums nicht in dem Ausmaße als negativ erlebt. Ich hatte nach dem Konsum in der Regel einen trockenen Mund und fehlendes Hungergefühl. Dies habe ich allerdings ohne es zu hinterfragen hingenommen. Ich dachte sogar, dass es ja durchaus seine positiven Aspekte hat (so nach dem Motto: Ein paar Kilo weniger würden mir ganz gut tun). Manchmal hatte ich an den Sonntagen (der Konsum fand meistens an Samstagen statt, wenn ich feiern gegangen bin) Probleme einzuschlafen, so dass ich montags dann recht müde und abgespannt war. Eine gewisse Niedergeschlagenheit in den Tagen nach dem Konsum konnte ich auch feststellen. Da ich aber immer wieder auch solche Phasen von Niedergeschlagenheit in konsumfreien Zeiten hatte, habe ich auch hier diese negative Folge bagatellisiert, habe sie als gegeben hingenommen und nicht weiter hinterfragt.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja, weil ich die negativen Folgen ohne sie weiter zu hinterfragen einfach hingenommen habe. Eine kritische Auseinandersetzung hat es nicht gegeben.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
30 Mikrogramm/l Amphetamin
> 5 Mikrogramm/l MDA, MDMA, MDE, Metamphetamin
10. Wann und wie viel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
In der Woche vor der Auffälligkeit habe ich gar nichts konsumiert.
11. Wie viel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Am frühen Abend des 23.05. 2016 gegen 20.00/20.30 Uhr 2 lines Speed
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Ich wollte mit Freunden auf eine private Party feiern gehen.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Nachdem der Bekannte bei dem ich geschlafen hatte sich gegen 6.30 Uhr morgens auf den Weg zur Arbeit machen musste, bin ich mit aufgestanden und wollte mich auf den Nachhauseweg machen um dort weiter zu schlafen. Während der Autofahrt verlor ich eine Piercing-Kugel aus meinem Nasenring. Weil ich danach zu suchen begann, habe ich die Fahrspur nicht halten können. Zuvor habe ich auch beim Wechsel der Autobahn zunächst vergessen meinen Blinker wieder auszuschalten und dies erst nach ein paar hundert Metern bemerkt. Beides hat ein weit hinter mir fahrender Rettungswagen beobachtet und die Besatzung verständigte daraufhin die Polizei. Der Rettungswagen fuhr hinter mir her und leitete die Polizei bis zu mir nach Hause, wo sie mich dann abfing.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Ich war auf dem Weg nach Hause.
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
ca. 24 km davon ca. 24 km gefahren.
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Wenn man von einer Wirkungsdauer bei Amphetaminen von ca. 12 Stunden ausgeht, habe ich ca. 25 - 30-mal unter Drogeneinfluss am Straßenverkehr teilgenommen.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Ich habe den Konflikt gar nicht gelöst, da ich keinen Konflikt gesehen habe. Ich war der Meinung, dass mich der Konsum nicht in meiner Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen würde, zumal zwischen dem letzen Konsum und dem Zeitpunkt an dem ich wieder Auto fuhr immer mehrere Stunden lagen. Aus der heutigen Sicht eine absolut fahrlässige und verantwortungslose Einschätzung der Situation.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Der Konsum von Amphetamin hat signifikante Beeinträchtigungen der Reizverarbeitungsfähigkeit des Gehirnes zur Folge. Die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit ist eingeschränkt und es kann zu gravierenden Fehleinschätzungen des Verkehrsgeschehens führen (so zum Beispiel die Entfernungseinschätzung zu und die Geschwindigkeitseinschätzung von anderen Fahrzeugen). Eine erhöhte Blendempfindlichkeit durch geweitete Pupillen kann dazu führen, dass man schneller geblendet wird. Es kann zum sog. Tunnelblick kommen, bei dem das Sichtfeld eingeschränkt ist und das Verkehrsgeschehen nicht mehr komplett überblickt werden kann.
Im gefährlichen Gegensatz dazu stehen ein gesteigertes Selbstvertrauen und eine erhöhte Risikobereitschaft, welche die Wahrscheinlichkeit zu verunfallen massiv erhöht.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Amphetamin hat eine Einflussdauer von ca. bis zu 12 Stunden, in Ausnahmefällen aber auch länger da es körpereigene Botenstoffe freisetzt.
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Regelmäßiger bzw. übermäßiger Konsum führt zu einer körperlichen und/oder psychischen Abhängigkeit. Der Körper bildet Toleranzen gegenüber den Wirkstoffen, was zur Folge hat, dass die Dosis immer weiter gesteigert werden muss um dieselbe Wirkung zu erzielen. Es kann dabei zu gravierenden Folgen auf unterschiedlichen Ebenen kommen Auf der sozialen Eben führt bei täglichem Konsum häufig zu Problemen bei der Bewältigung des Alltags. Pflichten wie Arbeit und Haushaltsführung, aber auch Freunde und Familie werden vernachlässigt, oft verlieren Menschen ihre Arbeit und ihre sozialen Kontakte aufgrund von Drogenabhängigkeit.
Auf der psychischen Ebene kann der tägliche Konsum zu einem erhöhtem Aggressionspotential, verringerter Kritikfähigkeit, Realitätsverschiebungen, Depressionen, Persönlichkeitsveränderungen, Angstzuständen, Halluzinationen (optischen sowie akustischen) und schlimmstenfalls zu drogeninduzierten Psychosen führen.
Auf der physischen Ebene führt der (tägliche) Konsum, insbesondere von synthetischen Drogen, zu irreparablen Schäden im Nervensystem des Gehirns, welche ein erhebliches Einbüßen der mentalen Leistungsfähigkeit zur Folge haben kann. Außerdem wird das Immunsystem geschwächt, was eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten nach sich zieht. Herzschädigungen, Nierenversagen, Magendurchbruch oder andere massive körperliche Auswirkungen sind weitere mögliche Folgen. Auch die juristische Ebene ist nicht zu vernachlässigen: Besitz und Erwerb von illegalen Drogen ist ein Straftatbestand und kann zu weitreichenden Konsequenzen bis hin zur Freiheitsstrafe führen.
----------------------------------------------------------
Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Drogenkonsum?
Im April 2012 trennte sich meine heutige Ex-Frau (für mich völlig unerwartet) nach 18 Jahren Beziehung zu mir. Wir haben 2 gemeinsame Kinder (zum damaligen Zeitpunkt 4 und 7) . Die Trennung verlief sehr schmutzig, alles musste vor Gericht ausgetragen werden (Hausverkauf, Umgangsrecht, wer bekommt was usw.). Diese ganze Situation hat mir völlig den Boden unter den Füßen weggerissen. Mir ging es mit dieser Trennung so schlecht, dass ich depressionsartige Symptome entwickelte und für mehrere Monate krankgeschrieben wurde. Leider gab es wenig Zeit um wirklich „zur Ruhe“ zu kommen. Die ständigen Gerichtstermine, der Verkauf des Hauses, die Auflösung unserer gemeinsamen Existenz sowie die gleichzeitige Notwendigkeit sich ein neues Leben aufbauen zu müssen (Wohnungssuche, Renovieren & Einrichten) waren eine große Belastung. Hinzu kam, dass meine Frau mir in den ersten Monaten den Umgang mit den Kindern verweigerte und ich über einen Zeitraum von 3 Monaten überhaupt keinen Kontakt zu ihnen hatte. Auch dieser musste gerichtlich erzwungen werden. Ich wohnte in der Übergangszeit bei meinem Bruder und seiner Freundin, die mir in dieser Zeit eine große Stütze waren. Im August 2012 bezog ich dann eine eigene Wohnung, die ich mit viel Aufwand renoviert und eingerichtet hatte. Zeitgleich konnte ich dann auch meine Kinder wieder regelmäßig sehen und ich begann auch wieder zu arbeiten. Auf einmal (das erste Mal in meinem Leben) alleine zu wohnen ist mir sehr schwer gefallen, sowie mir die ganze Umstellung auf mein neues Leben sehr sehr schwer fiel. Aber ich versuchte die Zähne zusammen zu beißen und weiterzumachen, ohne mir etwas anmerken zu lassen. Ich war der Meinung wenn ich möglichst schnell einfach weitermache wird die Zeit schon ihr übriges tun und mich an die neue Situation gewöhnen lassen. Besonders litt ich darunter meine Kinder nicht mehr täglich zu sehen. Ich habe mir zuvor die Betreuung sowie die Erziehung der Kinder mit meiner damaligen Frau geteilt. Deswegen freute ich mich einerseits immer sehr auf die üblichen 14-tägig stattfindenden Umgangswochenenden. Wenn diese vorüber waren fühlte ich mich aber dann immer so unendlich leer und alleine. Um diesem Gefühl nicht zu viel Raum zu verschaffen stürzte ich mich mehr unbewusst als bewusst unterhalb der Woche in meine Arbeit und in die Erledigung von Haushalt und 1000 anderer Kleinigkeiten. Bloß nicht zur Ruhe kommen und sich mit den schlechten Gefühlen und meiner Situation auseinandersetzen. Jede Form von Leerlauf vermied ich. Umso schwieriger waren die Wochenenden an denen die Kinder nicht bei mir waren. An denen fiel ich in ein besonders tiefes Loch, da der Kontrast zum vorherigen Wochenende natürlich sehr groß war. Ich wusste kaum etwas mit mir anzufangen und konnte mich dann auch – im Gegensatz zu den Wochentagen – kaum zu etwas motivieren. Durch die Trennung hatte ich auch den Großteil unseres über die Jahre gewachsenen gemeinsamen Freundeskreises hinter mir gelassen, es war mir nicht mehr möglich mit Menschen befreundet zu sein, die Kontakt zu meiner Ex- Frau hatten. Deshalb blieben in der ersten Zeit nur mein Bruder und seine Freundin als wichtige Ankerpunkte für die Wochenenden ohne meine Kinder. Wenn ich mit denen Zeit verbringen konnte, waren diese Wochenenden auch einigermaßen erträglich und ich konnte mich ganz gut ablenken. Die Situation änderte sich dann als im Dezember 2012 die beiden für ein Jahr ins Ausland gingen. Fortan war ich auf mich an den kinderlosen Wochenenden auf mich alleine gestellt. Ich versuchte nun an mich an den Wochenenden anderweitig zu beschäftigen. Ich bekam dann im ca. Ende Februar/Anfang März Kontakt zu einer Clique von 6-8 Leuten, die regelmäßig am Wochenende (meist samstags) gemeinsam auf verschiedene Partys gingen und feierten. Ich war nie ein großer Freund von Partys oder ähnlichem gewesen sondern war immer eher schon der häusliche und ruhige Typ. Nun dachte ich mir, dass alles besser wäre als alleine zu Hause zu bleiben und diese für mich unerträgliche Situation weiterleben zu müssen. Ich wollte mich auch ausprobieren und dachte, vielleicht sei das ja doch was für mich und wenn nicht jetzt wann sonst hätte ich die Möglichkeit und Chance mich einfach mal neu zu erfinden und auszuprobieren. So ging ich ca. im April 2013 das erste Mal der besagten Clique feiern. Im Laufe des Abends fragte mich einer der Jungs, ob ich schon mal Speed genommen hätte. Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal wusste was Speed ist. Aus Neugier, dem Wunsch nicht außen vor zu sein (ich bekam mit, dass alle anderen auch konsumierten) probierte ich dann das erste Mal eine line. Danach fühlte ich mich leicht, befreit und unglaublich gut. Ab diesem Zeitpunkt war das Gefühl immer wieder mal aus dem Hamsterrad der unverarbeiteten Probleme – wenn auch nur kurzfristig – aussteigen zu können neben der scheinbar guten Gemeinschaft in der Clique die Motivation erneut Drogen zu konsumieren.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Außer den Leuten, mit denen ich gemeinsam Drogen konsumiert habe, wusste niemand von dem Konsum. Meine Freunde und Familie haben alle erst davon erfahren nachdem ich auffällig geworden bin. Sie äußerten sich zugewandt-kritisch und waren zum Einen darüber bestürzt, dass ich Drogen konsumiert habe, signalisierten aber zum Anderen alle, dass sie mich wo immer es geht unterstützen und mir mit Rat und Tat zur Seite stehen würden.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Nein, es hat weder verstärkten Konsum, noch Konsumspitzen in meinem Leben gegeben. Der Konsum fand in unregelmäßigen Abständen zwischen ca. April 2013 und 23.Mai 2015 statt. Dabei ergab sich lediglich eine langsame aber stetige Steigerung der konsumierten Menge pro Konsum was sich mit der Toleranzbildung des Körpers gegenüber des Amphetamis erklären lässt.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Bevor ich auffällig geworden bin, habe ich niemanden um Hilfe gebeten. Zu diesem Zeitpunkt habe ich den Konsum aber auch unkritisch und unreflektiert als unproblematisch betrachtet. Ich sah keine Veranlassung den Konsum zu beenden. Nachdem ich auffällig geworden bin habe ich zunächst sehr intensiv über mich und meine Situation nachgedacht und versucht die Gründe für meinen Konsum zu analysieren. Ich bin dann recht schnell in den Dialog mit meiner Familie und meinen Freunden gegangen. In dieser Zeit habe ich viele intensive und hilfreiche(Telefon-)Gespräche geführt. Diese Öffnung Menschen gegenüber, die mir zuweilen sehr kritisch, aber immer positiv zugewandt waren und sind hat mir sehr geholfen. Durch meine gelebte Abstinenz und der Auseinandersetzung mit meiner Problematik habe ich auch einige neue Freunde gewinnen können, mit denen ich ebenfalls einen offenen und ehrlichen Umgang pflegen kann. Auch hier habe ich viele Rückmeldungen erhalten, die mich in der Aufarbeitung meiner Geschichte unterstützt und nach vorne gebracht haben. An eine Beratungsstelle oder einen Psychologen habe ich mich nicht gewandt, da ich den Eindruck hatte, dass ich mit der hervorragenden Unterstützung von Familie und Freunden meinem Problem sehr gut auf die Spur kommen konnte. Hätte ich diesen Eindruck nicht gehabt, wäre es für mich auch kein Problem gewesen mich an eine entsprechende Stelle zu wenden.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Wenn man den Probierkonsum von Cannabis im Alter von 20 als allerersten Konsum mit einrechnet, hatte ich eine Konsumpause von 15 Jahren. Der Grund war, dass ich die Wirkung von Cannabis als unangenehm empfand und deshalb den Konsum einstellte. In den 15 Jahren darauf hatte ich keinerlei Kontakt zu illegalen Drogen, da ich weder Menschen um mich herum kannte die Drogen konsumierten, noch hatte ich das persönliche Bedürfnis Drogen zu konsumieren. Beim Konsum von Amphetamin gab es in den 2 Jahren keine nennenswerten Pausen (max. 6 Wochen), aber auch keine Konsumspitzen. Über die 2 Jahre hinweg gab es eine latente Steigerung hinsichtlich der konsumierten Menge (zusammenhängend mit der Toleranzbildung). Dabei klingeln bei mir bei diesem Aspekt heute alle Alarmglocken, da die Toleranzbildung eines der 6 Kennzeichen für eine Abhängigkeit nach ICD 10 ist.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Gehindert hat mich vor allem die nicht auf- und verarbeitete Trennungsgeschichte sowie den damit verbundenen Verlust meines alten Lebens. Im Alltag konnte ich der Beschäftigung mit dieser Thematik gut aus dem Weg gehen. Ich habe mich viel in die Arbeit gestürzt, habe Extra-Aufgaben übernommen und bin oft bis zum späten Nachmittag auf der Arbeit geblieben. Zu Hause habe ich mich dann mit Haushalt, kochen und 100 anderen Alltagsdingen davon abgehalten mich mit mir und meiner unaufgearbeiteten Problematik auseinanderzusetzen. Immer zu tun haben, bloß nicht zur Ruhe kommen, das war aus der heutigen Perspektive die Motivation hinter meinem rastlosen Tun. Abends möglichst müde sein um ins Bett zu fallen und schnell einzuschlafen. Ich war der absolute Meister im Verdrängen. An den Wochenenden, an denen meine Kinder nicht bei mir waren, klaffte eine besonders große „Wunde“. Der Kontrast zu den schönen gemeinsamen Wochenenden mit den Kindern, die für mich immer sehr intensiv und harmonisch waren, war besonders groß. In diese Leere herein traten dann die Drogen, die es mir ermöglichten, mich einfach gut zu fühlen. Ich fühlte mich leicht, sorgenfrei und euphorisch und war in der Lage den Moment zu genießen. Alle Leere und Probleme traten in den Hintergrund. All das kann ich aber heute erst aus der Rückschau erkennen
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Ja, das war ich, denn jeder Drogen konsumiert ist gefährdet in eine Abhängigkeit zu geraten, da der Körper bei mehrfacher Einnahme Toleranzen gegenüber den Wirkstoffen bildet, was zur Folge hat, dass die Dosis immer weiter gesteigert werden muss um dieselbe Wirkung zu erzielen.