1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
Das muss so 1990 bis 91 gewesen sein, in der Grundschule, durch die Kampagne “Keine Macht den Drogen“ (damals konnte ich damit aber nichts anfangen/verbinden)
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Sommer 1998 mit 14 Jahren, Cannabis mit 3 Schulfreunden zusammen.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Cannabis:
1998 bis July 2017 - von ca. 2000 bis 2017 nahezu Täglich.(mal mehr mal weniger) Über 16 Jahre regelmäßig.
Innerhalb von zwei Jahren hat sich der Cannabis-Konsum vom ausprobieren zu gelegentlichem nur am Wochenende auf nahezu Täglichen/Ständigen Konsum gesteigert. Die genauen Mengen haben variiert, von ca. 0 bis 5 g am Tag (abhängig von Verfügbarkeit Qualität und sozialem Umfeld und Verpflichtungen) mit meinen damaligen Freunden/Klassenkameraden mit denen auch der Erstkonsum war, eine Gruppe gebildet, wir haben nicht nur die Schulzeit, sondern auch fast unsere komplette Freizeit miteinander verbracht. Und schnell angefangen zu jeglicher Gelegenheit zu konsumieren, ob vor, während oder nach der Schule es gab fast kein Grund nicht zu Konsumieren. Aus meiner heutigen Sicht, ging es erschreckend schnell das Cannabis für mich/uns ein fester Bestandteil unsers Lebens wurde. Cannabis blieb eine konstante in meinem Leben die Bekanntenkreise haben gewechselt die Konsum mengen auch.... ab Februar 2011 Ziemlich gleichbleibender Konsum bis 2014.
2014 mit beginn der Schwangerschaft meiner Partnerin und ab der Geburt meines Sohnes, den Cannabis Konsum reduziert von ca. 1 bis 2 g am Tag auf 0,2 bis 0,4 g / Tag.(ein bis zwei kurze Joints am Abend)
Juli 2017 Konsum beendet.
Amphetamine:
von ca. 2000 bis Februar 2011
2000 bis 2005 sporadisch, mal am Wochenende (nicht jedes) zwischen 0,5 und 1,5 g, in diesem Zeitraum auch andere Drogen wie
Ecstasy und Pilze ausprobiert. 2005 bis 2008 ist der Konsum von Amphetaminen und Ecstasy angestiegen. Ende 2008 bis Anfang 2011 Amphetamine nahezu Täglich ca. 2 bis 4 g in einer Woche. Um die 5-6 Jahre regelmäßig.
Am Anfang war es ein ausprobieren mal an einem Wochenende wenn wir Feiern oder auch nur fürs WE verabredet waren. ca. 0,5 bis 1,5 g über zwei Tage verteilt oder 0,5 bis 1 Tablette Ecstasy an einem Abend (XTC/Pilze selten). Mit der Zeit hat sich der Konsum dann aber auch gesteigert, es wurden mehr Wochenenden, gelegentlich auch schon in der Woche (z. B. schon ab Donnerstags wenn ich keine Verpflichtungen hatte oder auch noch mal Montags nach dem Schlafen um wieder fit zu werden oder an freien Tagen mehrer Tage zusammenhängend) Dem entsprechend sind auch die Konsum Mengen gestiegen. Von 2005 bis 2008 auf Partys und zum feiern auch öfters mal zusätzlich Ecstasy genommen 1 bis 2 Tabletten an einem Abend/Nacht, im Schnitt vielleicht 10 bis 20 mal pro Jahr.
Mit beginn meiner Ausbildung 2008 ist dieser “Spaß Konsum“ damit will ich nicht verharmlosen auch vorher missbrauchte ich schon Amphetamine, aber eben mehr um “spass“ zu haben, besser drauf zu sein, aus Zugehörigkeits Gefühl der Gruppe Gegenüber, zum länger durchhalten beim Feiern gehen oder einfach nur so um einen gemütlichen Abend mit bescheuerten Gesprächen zu haben, es gab aber immer Pausen über Tage, Wochen oder Monate) jeden Falls ist 2008 der Konsum zu einem richtigen Abhängigkeitsverhalten mutiert. Ohne Amphetamine war ich nicht in der Lage arbeiten zu gehen......
Februar 2011 Konsum beendet.
Hier ist auch noch zu erwähnen das ich ab ca. 2006 angefangen habe zu Spielen (Glücksspiel in Spielhallen) anfangs selten und bis 2011 war ich Patologischer Spieler.
Von Ende 2016 bis July 2017 hatte ich einen “Rückfall“*....(Glücksspiel)
Also war ich in der zeit von ca. 2007 bis Anfang 2011 Stark Mehrfachabhängig unterwegs.
In dieser Zeit bestand mein Leben nur noch aus Drogen -konsumieren, -beschaffen und Glücksspiel.
Ich fing Morgens schon an mit Amphetaminen um klar zu kommen Rauchte Cannabis und ging arbeiten, auf der Arbeit und danach konsumierte ich weiter..... nach der Arbeit ging ich in Spielhallen oft bis in die Nacht... es kam nicht selten vor das ich erst gegen 1.30 Uhr nach Hause kam und zwischen 6 und 7 wieder raus musste.
Natürlich hat meine Ausbildung darunter gelitten, viel schlimmer fand ich mein aussichtsloses Gedankenkarussell, ich wusste genau das diese Spirale für mich nur nach unten führt noch tiefer ins verderben, meine Psyche litt extrem und gesund war das alles auch nicht. Das war mir bewusst, konnte mich aber nicht selbst daraus befreien.Viele Monate habe ich mich dafür gehasst, mich vor mir selbst geekelt wegen des Amphetamin Konsums, dem Zwanghaften Spielen, den Lügen, dem Selbstbetrug. Das war auch die Zeit in der ich mich zum ersten mal intensiver mit Abhängigkeit/meinem Suchtverhalten beschäftigte. Habe es aber nicht geschafft von alleine daraus zu kommen oder mir Hilfe zu suchen....
Ich lernte dann meine jetzige Freundin kennen der ich mich anvertraute, der ich meine Herz ausschüttete, erzählte das ich so nicht mehr leben will. Kurz darauf kamen wir zusammen und sie war meine treibende kraft um mit den Amphetaminen und dem Spielen aufzuhören, Cannabis habe ich weiter konsumiert meine Freundin auch, allerdings mit einem anderen Verhältnis zum Cannabis-Konsum als ich.
Jetzt rückblickend weiß ich, das war nur ein Schritt in die Verlängerung meiner Suchtausübung, da ich mein Suchtverhalten nicht aufgearbeitet habe und letztlich nur eine Verlagerung auf halt nur noch ein Mittel stattgefunden hat. Es ging mir zwar besser damit, aber meine Sucht wurde halt weiter gefüttert meine, Probleme und Defizite konnte ich einfach weiterhin verdrängen.
July 2017 Amphetamin Konsum und Spiel beendet.... Januar 2018 Reha angefangen.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Ja Damals mit 15 oder 16 Jahren das erste mal, in den zwei Jahren wo ich auch mit dem Cannabis Konsum angefangen habe 3 oder 4 Flaschen Bier a 0,5 l. Mir ging es durch den Mischkonsum so schlecht das ich danach Jahre kein Alkohol mehr angerührt habe. Das nächste mal erst wieder zwischen 19 und 20, zwar ohne Absturz, trotzdem war es nicht angenehm da mir der zustand betrunken in Kombination mit high sein nicht gefiel. insgesamt im Alter von 15 bis 33 selten Alkohol getrunken aber wenn dann auch im Zusammenhang mit Drogen. Eine Flasche Bier 0,5l haben bei mir schon zu so einer Wirkung geführt, dass ich danach meistens nicht weiter getrunken habe.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Insgesamt schmeckt mir Alkohol nicht und den Rausch fand ich auch nie angenehm.
Ich schätze ich war in meinem leben 10 bis 15 mal angetrunken bis betrunken und das ist höher geschätzt als ich aus meiner Erinnerung aufzählen könnte.
Ansonsten gab es noch Gesellschaftlichen anlasse, wie Geburtstage, Familien Feiern, Jahreswechsel, Hochzeiten wo ich mal 1 bis 2 Gläser Sekt oder Bier mit getrunken habe, wollte nicht auffallen und dachte das gehört sich so, Nein sagen war auch nicht meine Stärke. Von den meisten dieser Veranstaltungen wollte ich schnell wieder weg außer man konnte dort Cannabis konsumieren...
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Nikotin und Koffein bis heute regelmäßig. (Ich bin seid über einem Jahr von den Zigaretten weg und zum Dampfer geworden(ca. 10 - 15 ml am Tag mit ca. 2,5 mg Nikotin pro ml) mit dem ziel auch diesen Nikotinkonsum aufzugeben, Kaffee trinke ich zwischen 2 und 3 Tassen am Tag)
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Ja! Schlechtere Leistungsfähigkeit, Geistig wie Körperlich! Gedächtnis- Konzentrationsschwierigkeiten, Gleichgültigkeitsgefühl, Stimmungsschwankungen. Entzugserscheinungen wie Schwitzen, Unruhe, Depressive Verstimmung. Verlust von Interessen und Sozialen Kontakten über Existenzängste, Angststörung, Vorboten von Psychose(Paranoide Gedanken) Selbstzweifel etc....
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja. Die Folgen habe ich in Kauf genommen. Die Funktionen die die Drogen bei mir erfüllten waren mir wichtiger, somit habe ich die folgen weitestgehend akzeptierte, zu mindestens beim Cannabis. Die negativen Folgen vom Amphetamin Konsum und vom Glücksspiel waren härter und gaben mir auch zu bedenken, trotzdem war ich irgendwann so Abhängig dass ich sie in Kauf nahm und versuchte damit zu leben.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
THC – 5,3 ng/ml
THC-COOH – 27,6 ng/ml
11-OH-THC 1,7 ng/ml
Amphetamin – 67 ng/ml
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Cannabis nahezu Täglich zwischen 0,5 bis 3 g am Tag / in 7 Tagen also zwischen 3,5 bis 21g (Real Eher 3 bis 10 g, das war eine Wochen Ration mit der ich auskommen konnte)
Ich muss dazu sagen das ich in dieser Zeit selten alleine geraucht habe und somit schwer abschätzen kann wieviel ich tatsächlich konsumierte. Abgesehen davon ist es 15 Jahre her und ich kann mich nicht daran erinnern wie viel ich in dieser Woche zur verfügung hatte?).
Amphetamine an diesem Wochenende zwischen 0,5 bis 1,5 g.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Ich kann es leider nicht mehr rekonstruieren. Bestimmt mehr als die zwei Joints Cannabis
die ich bei der Polizei angegeben habe.
Schätzungsweise zwischen 0,5 g (was ungefähr zwei Joints entspricht) bis 5 g(was ich nicht glaube wenn ich mir meine Blutwerte ansehe...) ...ehrlich keine Ahnung da Cannabis so zu meinem Alltag gehörte das ich da nicht mehr drauf geachtet habe.
Amphetamine ca. 0,3 – 0,7 g in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Das kann ich noch ungefähr einschätzen da zu der Zeit seltenst mehr von uns Konsumiert wurde....wir hatten für ein WE maximal 5 g für 3 bis 4 Personen, eher weniger.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Nein, Cannabis gehörte für mich zum Alltag und Amphetamine wurden an diesem WE in der Gruppe ohne besonderen Anlass genommen.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Es war die Heimfahrt von meinem Job als Pizzataxifahrer, Sonntags gegen 23:00 Uhr hielt mich eine Polizei Streife kurz vor meinem Zuhause an und kontrollierte mich.
Ein Polizist fragte ob ich etwas mit Drogen zu tuen habe, ich gab einen gelegentlichen Cannabis Konsum zu, behauptete aber das mein letzter Konsum schon ein paar Tage zurück liegt. Daraufhin führte der Polizeibeamte einen Pupillen Reaktionstest bei mir durch. Bei diesem Test stellte er eine Auffälligkeit fest. Mir wurde nicht mehr geglaubt. Am Ende habe ich einen Konsum von zwei Joints an diesem tag zugegeben was die Beamten dazu veranlasst hatte mich zur Polizeiwache mitzunehmen um eine Blutabnahme durchführen zu lassen.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Ich wollte nach Hause.....
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
Bei dieser Heimfahrt ca. 6 km, insgesamt beim Pizzataxi ca. 50 bis 80 km
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Erschreckend oft!
Allein in der Zeit mit dem Führerschein der Klasse B, geschätzt zwischen 5000 und 9000 Fahrten.
Grob gerechnet: 3 Jahre FS - also 3 x 365 x 5
Da sind natürlich Variablen drin, aber egal wie ich es ausrechne macht es die für mich Heute unfassbare und erschreckende Häufigkeit in der ich quasi alle gefahren ignoriert habe nicht besser.
Dazu kommt noch, dass ich schon ab meinem 16. Lebensjahr mit einem Mofa im Strassenverkehr unterwegs war. Da mir heute bewusst ist, dass die Wirkung von Cannabis bis zu 72 Stunden oder länger anhält, würden dadurch noch einige Tausend Fahrten drauf kommen.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Garnicht oder eher sehr schlecht. Meine Lösung war Gleichgültigkeit, obwohl ich wusste dass es Unrecht und viel schlimmer auch eine Gefahr für alle ist, waren meine Bedürfnisse wichtiger als die Rechte meiner Mitmenschen. Ich habe die Gefahren ausgeblendet und irgendwann wurde es Normalität für mich. Auch weil, Glücklicherweise, nie etwas schlimmes passiert ist, fühlte ich mich sicher und empfand es als normal.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
(Beschreibung bitte für die zutreffende Substanz)
Weil sich unter dem Einfluss von psychotropen Substanzen Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Handeln verändert.
Cannabis beeinflusst die Reaktionszeit und Auffassungsgabe Situationen richtig einzuschätzen, ich kann auch Halluzinationen haben und ich bin Blendempfindlich, auch die Fähigkeit Geschwindigkeit richtig einzuschätzen verschlechtert sich.
Amphetamine verschlechtern z.B. die Konzentration, ich bin schnell abgelenkt, meine Reaktionszeit verschlechtert sich, ich kann übermüdet oder total aufkratzt sein, mein Herz kann Rasen und meine Selbsteinschätzung verändert sich also überschätze ich meine Fähigkeiten beim Fahren und im Strassenverkehr.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Bis zu 72 Stunden oder auch länger, bei Regelmäßigem Konsum von Cannabis. Ich wäre bei einer Auffälligkeit und Blutuntersuchung wahrscheinlich noch länger auffällig gewesen.
ca. 8 bis 12 Stunden hält die Wirkung von Amphetaminen an, in Ausnahmefällen aber auch länger.
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Heute mehr denn je! Es hat bei mir zu einer Abhängigkeitserkrankung geführt. Der Tägliche Konsum Schädigt Körper und Geist.
Körperliche Folgen wie Bronchial, Lungen, Herz/ Kreislauf Probleme sowie eine Beeinträchtigung des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Konzentration können eintreten.
Psychische Folgen können ausgeprägte Angst- oder Panikgefühle, sozialer Rückzug und zunehmende Gleichgültigkeit sein.
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Naja, wo soll ich anfangen in den Jahren meiner Suchtausübung gab es immer viele Gründe warum ich konsumierte, vorgeschobene Rechtfertigungen die mir den Konsum erlaubten und schön redetet, angefangen mit Stress Bewältigung, Belohnung nach einem anstrengend Tag, zur Beruhigung vor Herausforderungen und unangenehmen(jeder Tag war eine Herausforderung), besser drauf sein, um länger wach zu bleiben beim feiern oder leistungsfähiger zu Arbeiten... an zweifelhaften Gründen hat es nicht gemangelt...
Aber, wenn es jetzt darum geht zu ergründen warum ich Abhängig geworden bin... eine Frage die ich mir auch immer wieder gestellt habe, die ich auch vor und in meiner Therapie versucht habe zu verstehen.... ich habe in meiner Therapie für mich festgestellt, das ich diese nicht Eindeutig beantworten kann. Es gibt nicht den einen Grund, Schlüsselerlebnis oder Ähnliches.
Angefangen habe ich aus Neugier etwas Aussergewöhnliches zu machen, wollte was ausprobieren, Erfahrungen sammeln..... Heute glaube ich das ich auf der suche nach etwas war, auf der suche nach einem Mittel welches meinen Hang zum Introvertiert sein und Schüchternheit, mein schlechtes Selbstvertrauen und geringes Selbstwertgefühl ausgleichen konnte. Schnell habe ich Drogen dazu genommen meine Defizite zu kompensieren. Defizite wie meine LRS oder Legasthenie(eine schriftliche Diagnose gibt es leider nicht mehr und meine Eltern haben die Problematik damals(1992-93) nicht großartig weiter verfolgt).
In der Grundschule war ich, auf anraten meiner Lehrerin wegen meiner auffällig schlechten Rechtschreibung und lese schwäche bei einem Kinderpsychologen, der eben eine LRS oder Legasthenie vermutete. Für mich als Kind war die “Diagnose“ nicht verständlich, ich habe nur verinnerlicht das ich da anders bin als die anderen, schlechter - schwächer. Diktate, Klassenarbeiten, Laut vorlesen waren der Horror, ich habe mich dafür geschämt. ich habe zwar für ein Jahr an einer Lernförderung teilgenommen, diese brachte aber nur wenig Verbesserung, dafür wurde mir bewusster das ich etwas nicht gut kann. In den meisten anderen Fächern wo es nicht so drauf ankam, war ich ein guter Schüler. Bis weit in die Realschulzeit hat mich aber meine schlechte Rechtschreibung und Leseschwäche stark verunsichert! Ich habe mich mit diesem offensichtlichen Defizit alleingelassen gefühlt.
Durch den Konsum entwickelte ich dem gegenüber eine Gleichgültigkeit und konnte die Negativen Gefühle, die ich in der Schule regelmäßig erlebte, verdrängen. Auch das Zugehörigkeitsgefühl, was ich zu meinen Klassenkameraden mit denen ich den Konsum angefangen habe und lange Zeit als „Kiffer Clique“ erlebt habe, gefiel mir. In dieser Gruppe fühlte ich mich wohl, es spielte keine rolle ob ich gut lesen oder schreiben kann. Ich musste mich nicht verstellen und konnte zumindest in der Gruppe meine Schüchternheit ablegen und meine Extrovertierte Seite ausleben. Auch meinem Selbstvertrauen und Selbstwert haben sich durch die Gruppe und den Konsum erstmal verbessert.
Heute weiß ich dass diese Problemlösung alles nur verschlimmert hat und ich dadurch höchstens kurzeitig Linderung für meine Probleme finden konnte, die Zeit hat gezeigt das alles schlimmer wieder gekommen ist und ich habe neue falsche Wege gesucht meine Probleme zu verdrängen, Die Probleme wurden mehr und mehr.......
Am ende war ich dann in einem Suchtkreislauf gefangen, Drogen und das verlangen aus meiner Realität zu flüchten, hatten größtenteils Kontrolle über mich und mein leben genommen. Ich musste mich nicht mit meinen Problem auseinander setzen und wollte es auch nicht mehr. Probleme die oft erst durch den Konsum entstanden waren, wie anfangs, Antriebslosigkeit, kein bock mehr auf Schule, Noten die immer schlechter wurden, Schulwechsel...
Später dann auch Problem in der Partnerschaft, in der Beziehung zu meinen Eltern, Verlust des FS, Geld sorgen.... Probleme gab es zuhauf und sie wurden nicht weniger, aber solange ich Drogen hatte und eine Gruppe, war alles egal. Ich hatte ja keine Probleme mit Drogen, nur ohne....
Selbst wenn ich nicht konsumierte oder Spielte lenkten mich ja meine Gedanken, wann, wo, wie bekomme ich wieder Drogen, Geld etc. von meinen Problemen ab..... Das hört sich auch für mich krass an. Trotz allem war ich ja auch ein “Normaler“ lebender Mensch, auch mit normalen Verhaltensmustern und Vorstellungen vom Leben, ich hatte Ziele, Wünsche, Bedürfnisse wie jeder sie hat. Manche konnte ich verwirklichen, viele aber wegen meiner Sucht nicht. Wenn man abhängig ist, steht das suchtmittel an erster stelle und alles andere kann in den hinunterging gedrängt werden, an Bedeutung verlieren.....
Ich schweife ab.....