MPU aufgrund Unfalls durch Unterzuckerung

Globe987

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Hallo allerseits,
ich hab im Juni letzten Jahres einen Motorradunfall aufrund einer Unterzuckerung (insulinpflichtiger Diabetiker) gemacht.
Dabei wurde zum Glück nur ich verletzt und das Motorrad nahm Schaden.

Die MPU ist nicht mehr weit und ich finde leider keine Tipps/Hilfen für das Bestehen der MPU aufgrund von Diabetes und auch
aufgrund von psychologischer Behandlung aufgrund von Depressionen.

Habt ihr einen Tipp, wo ich da etwas finden könnte, oder gibt es Leute hier, die Erfahrungen damit gemacht haben?

Vielen Dank im voraus für eure Hilfe.

LG Oli
 

Globe987

Neuer Benutzer
Nachtrag zu meinem Post. Hier die Fragestellung des Landratsamts:

Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:

- Ist der Untersuchte trotz des Vorliegens einer Erkrankung, die nach Nr. 5 und Nr.7 in der Lage zum Führen eines von Kraftfahrzeugen der Gruppe 1 (Klassen A, A2, A1, AM, B, BE, L, T)

vollständig in der Lage?

- Liegt eine ausreichende Compliance vor und wird diese auch umgesetzt?

- Sind Beschränkungen und/oder Auflagen erforderlich (je Fahrerlaubnisklasse)? In welchem Abstand und wie lange?

- Ist eine fachlich einzelfallbegründete Begutachtung erforderlich i.S. einer erneuten Begutachtung erforderlich? In welchem zeitlichen Abstand?

- Falls Medikamente eingenommen werden, die die Fahreignung beeinträchtigen können. sind diese und deren Auswirkungen detailliert anzugeben.

Altlasten
Punkte oder sonstige Straftaten: 1 Punkt wegen Geschwindigkeitsüberschreitung auf einer Landstraße vor 2 Jahren)
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
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Hallo Oli,

willkommen im Forum.

Du bist tatsächlich der erste User hier im Forum der eine MPU aufgrund von Diabetes machen muss. Von daher sind unsere Erfahrungen auf diesem Gebiet begrenzt.

Es gibt einen kurzen Thread über allgemeine Infos: MPU mit Diabetes mellitus
Der dürfte dich allerdings nicht wirklich weiter bringen...

Wie sieht es bei dir denn derzeit aus? Hast du Arztberichte/Atteste von deinen Ärzten dass du gut eingestellt bist?
Nimmst du dein Insulin nun regelmäßig? Wann war die letzte Unterzuckerung?
Bist du aufgrund der Depression medikamentös eingestellt? In regelmäßiger Behandlung bei einem Therapeuten?

Beschreibe doch einfach mal was geschehen ist. Wir haben dafür keinen genormten Fragebogen, du kannst aber wenn du magst mal auf folgende Fragen eingehen:

1) Was ist passiert?
2) Was hat sich seit dem Vorfall verändert?
3) Wie kannst du sicherstellen dass es nicht noch einmal geschieht?

Der Gutachter soll z.B. auf diese Frage antworten:

- Liegt eine ausreichende Compliance vor und wird diese auch umgesetzt?
Heißt: bist du in Behandlung und hältst dich an die Verordnungen (Medikamente)?

Versuche mal bei der evtl. Beantwortung o. Fragen darauf mit einzugehen...
 

Globe987

Neuer Benutzer
Hallo Nancy,

vielen Dank für deine Antwort.
Am 20.06. 2020 war ich auf einer Motorradfahrt (ca. 100km) unterwegs. Als ich bei meinem Heimatort von der Autobahn runterfahren wollte,
bin ich auf dem "Ausfädelungsstreifen", als ich die Autobahn verlassen wollte, kurzfristig ohnmächtig geworden, so dass ich mit der Leitplanke kollidierte. Ich war unterzuckert gewesen.
Verletzt wurde zum Glück nur ich. Ich wurde mit zahlreichen schweren Verletzungen mit dem Notarzt ins Krankenhaus gefahren und musste dort ca. 3 Wochen bleiben.

Was hat sich seit dem Unfall verändert:

Diabetes:
Ich bin in enger daibetologischer Behandlung. Dort machte ich eine Schulung, um Unterzuckerungen wieder besser und frühzeitiger wahrnehmen zu können.
Ich bekam ein Sensor-Testgerät, mit dem ich ganz engmaschig die Zuckerwerte überprüfen kann (und das auch mache). Zusätzlich hat das
Gerät eine Alarmfunktion, die mich frühzeitig vor Unterzuckerungen und zu hohen Werten warnt. Die Alarmgrenze habe ich sehr hoch angesetzt, so dass mir bei Absenkung des Zuckerwertes genügend Zeit verbleibt, um jederzeit frühzeitig anzuhalten und Kohlenhydrate zu mir nehmen zu können.
Zusätzlich habe ich ein neues Insulin erhalten, dass schneller wirkt und dadurch auch kürzer wirkt, so dass ich Mahlzeiten und deren Wirkung schneller erkennen kann und dann, wenn nötig, auch handeln.
Auch bin ich wieder dazu übergegangen, meine Nahrungsmittel abzuwiegen, um recht genau zu erkennen, wie viele Insulineinheiten ich benötige.

Depression:
Ich habe seit Ende letzten Jahres einen neuen Psychiater/Psychtherapeuten, da mir der letzte nicht wirklich weiterhelfen konnte. Hier wurde ich auf neue Medikamente eingestellt, die ich regelmäßig nehme und ich erhalte als Traumatherapie eine EDMR-Therapie, durch welche die Traumata verarbeitet werden können. Außserdem übe ich Atemtechniken ein, die mir größere innere Ruhe verschaffen können.

Sicherstellen, dass sowas nicht mehr passiert:
Gründe siehe unter den obigen beiden Punkten. Außerdem mache ich vor jeder Autofahrt einen Zuckertest (hatte ich vorher auch schon gemacht) und ich mache alle 30 Minuten eine kurze Pause, um auch noch einen Bluzuckertest zu machen, um doppelt abgesichert zu sein.
An Tagen, an denen ich aufgrund der Depression mich etwas schlechter fühle vermeide ich das Teilnehmen am Straßenverkehr.
Außerdem vermeide ich das Fahren von längeren Strecken und ich werde im Frühjahr auch mein Motorrad verkaufen, da es nach dieser schlimmen Erfahrung keinen Spaß macht und ich diese Gefahrenquelle beenden möchte. (Bin seit dem Unfall auch nicht mehr Motorrad gefahren). Ich möchte auf keinen Fall mehr andere Menschen und auch mit damit gefährden, da das Motorradfahren ja auch deutlich anstrengender ist als das Autofahren und ich Überanstrengung eben auch auf den Diabetes einwirkt.

So, ich hoffe das war so in Ordnung und du/ihr seid jetzt etwas besser informiert.

Viele Grüße,

Oli
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Danke für deine Erklärung.

In der MPU wird es darum gehen dass du Vorsorge dafür getroffen hast dass solche Situationen wie bei deinem Unfall nicht mehr vorkommen. Diese hast du in deiner Antwort ja bereits erläutert. Trotzdem noch 2 Nachfragen:
Gab es seit der Umstellung auf ein neues Insulin noch einmal eine ähnliche Situation der Unterzuckerung?
Hast du ein Attest deines Arztes dass du gut eingestellt bist?

Nebenbei wird der Gutachter aber auch wissen wollen warum es überhaupt dazu kommen konnte.
Hattest du dir vorher nicht so viele Gedanken darüber gemacht was bei einer Unterzuckerung passiert?
Ich gehe mal davon aus dass du Typ1 bist (für die anderen Mitlesenden: bei Typ 2 muss nicht unbedingt Insulin gespritzt werden)?
Seit wann bist du Diabetiker?
Ist es auch früher schon vorgekommen dass du die Anzeichen einer Unterzuckerung (Schweißausbrüche, Unwohlsein) nicht rechtzeitig wahrgenommen hast?
Depression:
Ich habe seit Ende letzten Jahres einen neuen Psychiater/Psychtherapeuten, da mir der letzte nicht wirklich weiterhelfen konnte. Hier wurde ich auf neue Medikamente eingestellt, die ich regelmäßig nehme und ich erhalte als Traumatherapie eine EDMR-Therapie, durch welche die Traumata verarbeitet werden können. Außserdem übe ich Atemtechniken ein, die mir größere innere Ruhe verschaffen können.
Hier gibt es in deiner Antwort ziemlich viele "Kann-Formen".
Ich verstehe es so dass dein Trauma noch nicht vollständig verarbeitet ist.
Seit wann bist du insgesamt in Behandlung? Wie oft gehst du zu deinem Therapeuten?
Wie gut hilft das neue Medikament?
Auch hier die Frage inwieweit du einen Bericht über deine Stabilität vorlegen kannst?

Noch eine zusätzliche Frage: woher weiß die FSSt. von deiner Depression?
 

Globe987

Neuer Benutzer
Hallo Nancy,

nein, seit der Umstellung auf das neue Insulin und das neue Testgerät gab es keine gefährlichen Unterzuckerungen mehr. Ein Attest über die gute Einstellung und meine ganzen Vorkehrungen, die ich getroffen habe erhelt ich von meirner Diabetologin.

Ich bin seit über 30 Jahren Typ1 Diabetiker. Es gab früher ab und an mal Situationen, bei denen ich die Unterzuckerung nicht sofort gemerkt habe. Beispielsweise beim Sport, wo du ja ohnehin schwitzt und angestrengt bist. Das ist eben mit dem neuen Sensor nicht mehr der Fall. Ich habe den Alarm bei niedriegem Zucker auf 90 eingestellt und bis 75 wäre er noch normal. Ab 90 habe ich das dann gut im Blick und kann mir dann Kohlenhydrate zuführen.

Klar habe ich mir Gedanken über Unterzuckerungen gemacht. Ich habe sie auch schon erlebt. Aber an diesem Tag habe ich meine Kräfte und das sehr warme Wetter unterschätzt. Zusätzlich hatte ich den Tag über zu wenig getrunken.

In Behandlung aufgrund der immer mal wiederkehrenden depressiven Verstimmungen war ich etliche Jahr bei einem Psychater / Therapeuten. Diverse Medikamente hat leider nicht angeschlagen, bzw. hatten extrem Nebenwirkungen, so dass im Herbst letzten Jahres einen neuen Psychater/ Therapeuten gefunden, der eine neue Mediamentierung gefunden hat, die recht gut wirkt. Zusätzlich macht seine Frau eben diese EMDR-Behandlungen, mit welcher konkret die Erlebnisse aus der Kindheit aufgearbeitet werden können. Diese Behandlung hatte ich noch nicht, da es nur sehr wenige Ärzte gibt, die diese Zulassung besitzen.
Ich habe meine Termine ca. alle 2 Wochen. Diese Woche allrdings sogar 2.
Auch von meinem Arzt werde ich ein Gutachten erhalten.

Dass die FSSt von der Depression weiß, habe ich leider selber verbockt. Ich wurde an der Unfallstelle von der Polizei befragt und danach im Krankenhaus. Ich war so unter Schock, dass ich da gar nicht überlegt habe, als sie mich befragten, welche Medimente ich einnehme. Das war ein Reflex, den ich jetzt natürlich sehr bereue. :-(

Mal eine andere Frage: falls diese MPU ein negatives Ergebnis ausstellen würde, ist dann damit alles vorbei, oder kann man nach einer gewissen Zeit nochmals eine Überprüfung beantragen?

Viele Grüße,

Oli
 

Globe987

Neuer Benutzer
Hier noch eine Zusatzinfo: den Führerschein habe ich aktuell noch.

Allerdings habe ich die Führerscheinklassen C1 und C1E freiwillig auf Tipp/ Forderung des Landratsamtes abgegeben, da diese bei einer Diabetes Erkrankung sehr problematisch seien.
 

RodionRomanovich

Erfahrener Benutzer
Servus @Globe987,
mit Aussagen wie deinem unbedarften "(hatte ich vorher auch schon gemacht)" wäre ich sehr vorsichtig. Da es in der MPU darum geht, einen früheren Fehler nachhaltig ausgemerzt zu haben, würde ich an deiner Stelle lieber eine frühere Fahrlässigkeit zugeben und dafür eine neuerlernte Vermeidungsstrategie ons Spiel bringen. Denn sonst fällt alles, was du tolles gesagt hast, in die Kategorie "hat ja schonmal nicht funktioniert".
Wegen der Depression solltest du dir vom Psychiater bescheinigen lassen, dass du entweder medikamentös gut eingestellt bzw. beschwerdefrei bist. Sollte der Psychiater auch über verkehrspsychologische Zusatzqualifikationen verfügen, kann es hilfreich sein, wenn er neben Kopie dieser Qualifikation ein Gutachten erstellt, indem er zu dem Schluss kommt, dass du aufgrund deiner (ehemaligen) Erkrankung kein Sicherheitsrisiko mehr darstellst.
 

RodionRomanovich

Erfahrener Benutzer
... und noch eine subtile Kleinigkeit:
Stell es nicht so dar, dass du dir nicht zutraust ein Motorrad zu führen (mit dem Auto bist du schließlich die größere Gefahr für die allgemeine Sicherheit), sondern argumentiere eher in Richtung allgemeinem Verletzungsrisiko.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
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Hallo Oli,
Mal eine andere Frage: falls diese MPU ein negatives Ergebnis ausstellen würde, ist dann damit alles vorbei, oder kann man nach einer gewissen Zeit nochmals eine Überprüfung beantragen?
selbstverständlich kannst du dann erneut eine MPU machen.
Im Gutachten würden dann die Empfehlungen stehen nach denen du dich richten solltest bevor du einen erneuten Anlauf wagst.
Hierbei wäre vorab abzuwägen ob das Gutachten in diesem Fall bei der FSSt. abgegeben werden sollte, oder besser nicht...

Ein wenig Bedenken habe ich bei der Tatsache dass deine neue Therapie noch recht frisch ist, da könnte der Gutachter Zweifel haben ob du stabil genug bist. Das bleibt abzuwarten.

Es ist aber auch gut möglich dass du die MPU mit Auflagen bestehst. Das könnte bedeuten, dass du z.B. für die nächsten ein oder zwei Jahre (evtl. auch länger) in regelmäßigen Abständen Berichte über deinen aktuellen Gesundheitszustand von deinem Arzt/Therapeuten bei der FSSt. abgeben musst.

Bzgl. der Medikamente gegen die Depression: wirken die sich auf deine Fahrtauglichkeit aus?
 

Globe987

Neuer Benutzer
Hallo Nancy,
ich war ja vorher auch schon in Therapie und die neue Therapie bietet ja einen anderen Ansatz. Es ist ja auch nicht, dass ich gerade instabil bin, sondern dass ich eben meine Traumata endgültig angehen möchte. Früher hatte ich eine Gesprächstherapie, heute mache ich eine Verhaltenstherapie.

Da das Gutachten bei der Führerscheinstelle schon recht schnell einzureichen ist, mache ich mir Gedanken, ob dass dann überhaupt geht, es dort nicht abzugeben. Denn ein Nichtantreten und Nichtabgeben hat laut FSSt den geleichen Effekt, als ob ich auf den Führerschein verzichte (oder habe ich das falsch verstanden?).

Die Medikamente haben laut meinem Psychater keine Einwirkung auf die Fahrtauglichkeit. Das habe ich auch schriftlich von ihm bekommen. Und auch für den Diabetes habe ich ein sehr positives Gutachten von meiner Diabetologin.

Vielen Dank für deine Hilfe,

Oli
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
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Administrator
Hi Oli,

ich war ja vorher auch schon in Therapie und die neue Therapie bietet ja einen anderen Ansatz. Es ist ja auch nicht, dass ich gerade instabil bin, sondern dass ich eben meine Traumata endgültig angehen möchte. Früher hatte ich eine Gesprächstherapie, heute mache ich eine Verhaltenstherapie.
ja, das habe ich schon verstanden. Es handelt sich sicher um eine kognitive Verhaltenstherapie. Da kommen ja i-wie auch noch einmal alte Sachen hoch die sehr belastend sein können...
Ich wollte dich mit meiner Aussage aber nicht beunruhigen.
Da das Gutachten bei der Führerscheinstelle schon recht schnell einzureichen ist, mache ich mir Gedanken, ob dass dann überhaupt geht, es dort nicht abzugeben. Denn ein Nichtantreten und Nichtabgeben hat laut FSSt den geleichen Effekt, als ob ich auf den Führerschein verzichte (oder habe ich das falsch verstanden?).
Das ist in etwa richtig. Wenn du das Gutachten nicht innerhalb der Frist abgibst kann/darf die FSSt. auf deine Ungeeignetheit schließen und die Fahrerlaubnis entziehen. Dem kommt man meist zuvor in dem man die FE "freiwillig" abgibt (spart die Entziehungskosten).
Die Medikamente haben laut meinem Psychater keine Einwirkung auf die Fahrtauglichkeit. Das habe ich auch schriftlich von ihm bekommen. Und auch für den Diabetes habe ich ein sehr positives Gutachten von meiner Diabetologin.
Klingt doch gut. Beantworte alle Fragen des Gutachters so offen und ehrlich wie du kannst (nicht verharmlosen oder allzu sehr beschönigen), das wäre mein Rat an dich.
 

Globe987

Neuer Benutzer
Hallo allerseits,
ich habe meinen Führerschein ohne jegliche Auflagen behalten dürfen.
Bei der MPU musste ich „nur“ zur medizinischen Untersuchung und zu den Reaktionstests. Das psychologische Gespräch blieb mir erspart.
Beides klappte problemlos. Bin unheimlich glücklich darüber und wollte auch hier mal „Danke“ sagen für die Unterstützung.
Ich wünsche euch allen, dass ihr auch mit einem positiven Ereignis aus der Untersuchung herauskommt.
Viele Grüße,
Oli
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
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Hallo Oli,

vielen Dank für deine Rückmeldung, so lernen wir hier im Forum auch immer noch wichtige Dinge dazu...
Und Glückwunsch zur bestandenen MPU. Pass' auf dich auf :smiley138:
 
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