Allgemeine Fragen
1. Wie viele Verstöße hatten sie?
Insgesamt handelt es sich um 3 aktenkundige Verstöße.
2. Was waren das für Verstöße?
vorsätzliche Straßenverkehrsgefährdung
Geschwindigkeitsüberschreitung außerhalb geschlossener Ortschaften
fahrlässige Straßenverkehrsgefährdung durch Trunkenheit im Verkehr
3. Wann waren diese Verstöße und in welchem Zeitraum fanden diese statt? (möglichst Datum und zu welcher Tageszeit-umso genauer, umso besser)
03/2018, 12:45 Uhr - vorsätzliche Straßenverkehrsgefährdung durch grob verkehrswidriges und rücksichtloses Falschüberholen.
Ich fuhr auf einer zweispurigen Straße auf eine rote Ampel zu, als kurz vor mir ein Auto stehend von der linken Fahrspur auf meine Spur einscherte und mich dadurch schnitt. Nachdem ich stark abbremste, hupte ich aus Verärgerung. Daraufhin machte der Wagen vor mir eine Vollbremsung, so dass ich ebenso zu einer Vollbremsung gezwungen wurde. Ich hupte ich ihn erneut an, fuhr dicht auf ihn auf und wollte ihn rechts auf dem der Straße zugehörigen Fahrradweg überholen.
Auf halber Höhe berührte ich das andere Auto am rechten Kotflügel und am Stoßfänger und hielt an.
06/2020 14:36 Uhr - Geschwindigkeitsüberschreitung außerhalb geschlossener Ortschaften (Autobahn).
Bei der Geschwindigkeitsüberschreitung war ich bei einem Termin in Hannover, da dieser länger dauerte als geplant, war ich etwas in Zeitnot. Ich fuhr auf der A7 in Richtung Hamburg, kurz vor Hamburg fuhr ich mit überhöhter Geschwindigkeit an wenigstens 2 Schildern vorbei auf denen die vorgeschriebene Geschwindigkeit angegeben wurde. Mir war die Zeit wichtiger als die Vorschriften.
05/2022 18: 35 Uhr - fahrlässige Straßenverkehrsgefährdung durch Trunkenheit im Verkehr.
Am Tag der Trunkenheitsfahrt war ich ab 06:00 Uhr auf einer Baustelle zur Zustandsfeststellung und Terminbesprechungen sowie (Teil-)Abnahmen mit dem Bauherren und Subunternehmen. Es waren insgesamt sehr konfliktreiche Gespräche, bei denen sehr viel Druck auf mich ausgeübt wurde. Da meine Frustationstoleranz bedingt durch die Arbeitsintensität der letzten Wochen aufgebraucht war, reagierte ich dementsprechend dünnhäutig.
Gegen 15:00 verließ ich die Baustelle, weil ich mich aber für diesen Tag aufgrund meiner Emotionen nicht auch noch mit meinem Vorgesetzten auseinander setzten wollte, fuhr statt ins Büro zu einem Bekannten, welcher am Wochenende Geburtstag hatte.
Ca. 15:45 Uhr kam ich bei meinem Bekannten an, der gerade im Garten aufräumte. Wir saßen zusammen und tranken Weißwein. Es müssen so 1,5 ltr. gewesen sein.
Nach knapp zwei Stunden fuhr ich nach Hause. Der Wein und das Gespräch ließen mich etwas ruhiger werden. Ich hatte ca. 12 km zu fahren, wobei ich beim Fahren erst merkte, dass ich betrunken sei. Der Gedanke sofort anzuhalten kam mir nicht, nur der Gedanke sofort nachhause zu kommen. Nach ca. 10 km fuhr ich in einen Graben und gegen die Überführung. Ich kann mich an die voran gegangenen Minuten nicht mehr erinnern.
Ein Fahrer, der mir entgegen kam und sah, wie ich in den Graben fuhr rief den Notarzt und die Polizei. Es wurde ein Atemalkoholwert von 1,07 0/oo ermittelt. Der Notarzt brachte mich ins Krankenhaus, wo mir dann um 18:35 Blut entnommen wurde. 1,36 0/oo.
4. Wie konnten so viele Verstöße zusammenkommen?
Die Straßenverkehrsgefährdung 2018 habe ich durch mein Verhalten erst provoziert.
Der Fahrer vor mir hat einen Fehler gemacht, ja, nur kann das uns allen passieren.
Aber das passiert im täglichen Straßenverkehr immer wieder. Ich jedoch sah das als Anlass meinen Ärger freien Raum zu geben. Ich bedrängte und nötigte ihn. jedwegliche Reaktion darauf, sah ich als Affront gegen mich, welcher meinen Ärger weiter steigerte. Letztendlich gipfelte es im Unfall.
Bei der Geschwindigkeitsüberschreitung 2020 bin ich unkonzentriert gefahren. Ich hatte an einer Autobahnraststätte zwei Wandergesellen mitgenommen und habe mich in deren Gespräche vertieft. Dabei war ich im Kopf nicht beim Verkehr und habe sämtliche Tempobeschränkungen missachtet.
Die TF 2022 habe ich, obwohl ich bemerkte betrunken zu sein, nicht vermeiden wollen, ich dachte ich komme noch nachhause.
5. Wie war ihre Gefühlslage bei diesen Delikten?
Bei der Tat im Jahr 2018 hatte ich mal wieder Stress mit meinem Vorgesetzten. Mit aufgestauter Wut fuhr ich zu einem Termin, welcher auch nicht reibungslos verlief. Ich war angespannt und unterdrückte meinen Frust.
Bei der Geschwindigkeitsüberschreitung 2020 war ich Zeitnot und gestresst.
Die Trunkenheitsfahrt ist letztendlich deckungsgleich mit der Tat 2018. Nur war ich bei meinem derzeitigen Projekt zusätzlich komplett überfordert. An diesem Tag gab es zu viele negative Dinge die dringend aufgearbeitet werden mussten. Nur bemerkte ich, dass es mir über den Kopf wuchs. Ich war hoffnungslos überfordert.
6. Was hätte passieren können bei den jeweiligen Delikten?
2018 hätte es neben dem Bagatellunfall auch zu einer Verletzung bei mir oder noch schlimmer, einer unbeteiligten Personen kommen können.
2020 bei der Geschwindigkeitsüberschreitung- Meine Geschwindigkeitsüberschreitung von 30 km/h (130 km/h anstatt 100 km/h) hat einen 1/3 längeren Bremsweg. D.h Dort wo ein Fahrzeug mit 100 km/h nach einer Vollbremsung zum Stehen kommt, würde ich bei einer Vollbremsung noch auf ein Hindernis aufprallen. Wobei ein Aufprall von 30 km/h schon erhebliche Verletzungen mit sich ziehen kann.
2022 Die Trunkenheitsfahrt – ich bin mit ca. 70 km/h von der Straße abgekommen und gegen eine Grabenüberführung geprallt. Ich saß im Auto und war machtlos gegenüber dem was passierte. Ich habe mir wochenlang Gedanken gemacht, was hätte alles passieren können. Von schwersten Verletzungen bis zum Tode meiner oder anderer Personen, ohne es in dieser Situation verhindern zu können
7. Wie schätzen sie sich für die damalige Zeit als Fahrer ein?
Ich habe mir früher nie Gedanken darüber gemacht. Ich sah es grundsätzlich als Pech an. Ich bezog es auf meine überdurchschnittliche Fahrleistung und der einhergehenden Wahrscheinlichkeit von Strafen.
Die Sperrfrist hat mir die Möglichkeit gegeben mein Fahrverhalten intensiv zu reflektieren. Hätte ich das bereits bei der ersten Straftat getan, wäre mir die TF wohl erspart geblieben.
Rückblickend hatte ich ein egoistisches, teilweise aggressives Fahrverhalten, ich fuhr mit unbeherrschten Affekten und unkontrollierbaren Impulsen. Ich habe versucht, rücksichtslos meine eigenen Interessen durchzusetzen.
Ich mir bewusst, dass ich im Auto meinen Emotionen freien Lauf gelassen habe, diese aber nicht auf die Straße gehören. Je tiefer ich mich damit auseinander setze, desto schockierender empfinde ich es.
8. Woran lag es das sie keinen Unfall hatten?
Ich hatte bei beiden Gefährdungen einen Unfall. Bei der Geschwindigkeitsüberschreitung ging es viele Male gut, aber irgendwann ist das Glück aufgebraucht. Geschwindigkeitsüberschreitungen waren und sind die häufigste Ursache zur Unfallentstehung.
9. Warum haben sie sich (immer wieder) so verhalten?
Mein Vater war Schiffsing. Und in meiner frühen Kindheit sehr viel unterwegs. Wenn er allerdings Heim kam, wollte er seine verlorene Art der Erziehung in seinen 4 Wochen Urlaub nachholen, dieses auf eine sehr totalitäre Art, bis hin zur körperlichen Gewalt. Mein Vater Alkoholiker, wodurch er zwangsläufig auch seine Schiffstauglichkeit verlor.
Da er nun täglich zuhause war, konnte er sich seinem Alkohol hingeben und dabei die Familie terrorisieren. Bereits im Alter von 10 Jahren musste ich ihm täglich ein Kasten Bier kaufen.
Allgemein überhäufte er mich mit Pflichten, welche man ihm, egal was man tat, nicht recht machen konnte. Wenn er mal weg ging, dann in eine Kneipe. Von Dort kam er extrem betrunken nachhause und wenn man ihm dabei nicht aus dem Wege ging, konnte es in Schlägen enden.
So habe ich es von klein auf gelernt, gehorsam zu sein und nicht zu widersprechen ich habe ich es gelernt Gefühle zu unterdrücken und dabei alles in mich hinein zu fressen. Nur des reinen Frieden willens.
Diese Verhaltensmuster habe ich mein Leben lang fortgeführt, Situationen, bei denen ich mich maßlos ärgerte oder bei denen ich mich verletzt fühlte, unterdrücke ich und zog mich zurück. Ein Streit mit meiner Frau oder meinen Kindern endete oft dadurch, dass ich schweigend weg ging. Die Diskussion war vorbei, der Konflikt blieb bestehen.
Auch beruflich fand sich dieses Verhalten wieder. Ärger mit meinem Vorgesetzten, der mich beim Chef und Kollegen diskreditierte, löste bei mir unterdrückten Ärger aus, ohne dass ich verbal dagegen hielt. Konflikte mit Kunden zog ich auf die Beziehungsebene, was auch wiederum Ärger und negative Emotionen in mir auslöste.
So stauten sich in mir Ärger und Wut an, die ich immer wieder zu unterdrückten versuchte. Aber irgendwann können mich dann kleinste Umstände dazu bringen, die Fassung zu verlieren, die ganzen unterdrückten Gefühle dringen nach außen. Diese äußern sich dann durch plötzliches „Aus der Haut fahren“. Die Gefühle implodieren innerhalb Sekunden für einen kurzen Zeitpunkt.
Letztlich bin ich froh, dass es so weit gekommen ist. Ich war in einem sehr negativen Strudel.
Meine Einstellung es Jedem Recht zu machen, der direkten Konfrontation aus dem Wege zu gehen
alles zu schlucken und immer klein beizugeben waren selbstschädigend.
10. Wie haben sie auf das Verhalten der Polizei reagiert nachdem sie gestoppt oder
Bei der ersten Verkehrsgefährdung war ich verärgert, ich selbst rief die Polizei, ich sah mich eindeutig im Recht.
Die Geschwindigkeitsüberschreitung habe ich nicht mitbekommen.
Bei der TF war ich unter Schock.
11. Wie haben sie auf die ersten Verwarn- bzw. Bußgelder reagiert?
Bei der Verkehrsgefährdung 2018 sah ich mich zu Unrecht angeklagt, nahm das Strafmaß aber im Zuge der Aufhebung des Fahrverbotes an. Heute, nach intensiver Reflektion meiner Straftaten bin ich mir bewusst, falsch bzw. sträflich gehandelt zu haben.
Über das Bußgeld der Geschwindigkeitsüberschreitung habe ich mich lediglich geärgert.
Die TF hat mir die Augen geöffnet, ich war wochenlang geschockt, ich war eigentlich nur froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist.
12. Was hatten sie sich vorgenommen, um keine Punkte mehr zu bekommen?
Ich habe mir früher nie Gedanken darüber gemacht. Ich sah es grundsätzlich als Pech an. Ich bezog es auf meine überdurchschnittliche Fahrleistung und der einhergehenden Wahrscheinlichkeit von Strafen.
Die Sperrfrist hat mir die Möglichkeit gegeben mein Fahrverhalten intensiv zu reflektieren. Hätte ich das bereits bei der ersten Straftat getan, wäre mir die TF wohl erspart geblieben.
Rückblickend hatte ich ein egoistisches, teilweise aggressives Fahrverhalten, ich fuhr mit unbeherrschten Affekten und unkontrollierbaren Impulsen. Ich habe versucht, rücksichtslos meine eigenen Interessen durchzusetzen.
Ich mir bewusst, dass ich im Auto meinen Emotionen freien Lauf gelassen habe, diese aber nicht auf die Straße gehören. Je tiefer ich mich damit auseinander setze, desto schockierender empfinde ich es.
13. Warum konnten sie ihre guten Vorsätze nicht einhalten?
Ich habe die Konsequenzen ausgeblendet, ich habe mich nicht mit ihnen auseinander gesetzt.
14. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Punktesammeln und bestimmten Ereignissen in ihrem Leben?
ich habe es nie gelernt über Gefühle zu sprechen. Selbst mit meiner Frau oder mit meinen Kindern spreche ich nicht über Gefühle.
Wenn überhaupt werden Themen über Sorgen und Ärger nur oberflächig angesprochen. Das bedeutet nicht, dass ich es nicht zeigen kann, ich gebe meiner Familie meine ganze Liebe.
Meine ganzen unterdrückten Gefühle dringen zwangsläufig mal nach außen, diese äußern sich dann auch beim Fahren.
Fragen nach Änderungen gegenüber früher
15. Wie lauten ihre Vorsätze heute?
Mir ist bewusst, dass sich Gefühle nur bedingt unterdrücken lassen, dass es zu körperlichen und geistigen Schäden führen kann. Gefühle müssen verarbeitet werden. Ansonsten können sie wieder ausbrechen, was sich im rücksichtslosen Fahren oder durch weiterer Unterdrückung mittels Alkohol äußern kann.
Nur, was kurzfristig gut tut, schadet auf Dauer und alles was kurzfristig belastend erscheint hilft auf Dauer.
Das kann man auf den Sport beziehen, aber auch auf die Aufarbeitung seiner Probleme.
Da ich erkannt habe, dass meine Vergehen kein Zufall, Pech oder einer statistischen Wahrscheinlichkeit geschuldet sind, sondern ich alleine der Verursacher war. Da ich weiterhin erkannt habe, worin meine Vergehen begründet sind und ich diese aufgearbeitet habe.
16. Was ist daran anders?
Erst die TF hat mir die Augen geöffnet, der Schock des Unfalls, die Situations-Aufarbeitung nach dem Unfall, die Schande es meiner Frau und meinen Kindern zu erzählen und die sehr lange Sperrfrist. Sie gab mir die Zeit, meine Vergehen zu reflektieren. Ich bin froh, dass bei allen meinen Taten niemand verletzt wurde.
Durch die Trunkenheitsfahrt bzw. dem Führerscheinentzug habe die Chance erhalten etwas zu ändern, mich zu ändern. Ich kann das was war nicht rückgängig machen. Aber ich kann dafür Sorge tragen, dass ich nicht weiterhin zur Gefahr werde.
17. Was wollen sie konkret tun, damit sie ihre Vorsätze diesmal einhalten können?
Ich konnte die Auslöser meiner Emotionen dadurch entschärfen, dass ich das, was mir nicht guttat eliminierte. Ich sitze jeden Abend mit meiner Frau zusammen um über den Tag zu reden, auch über unsere jeweiligen Gefühle zu bestimmte Situationen. Wir sprechen auch viel über meinen Vater, sie hat ihn damals ja noch kennen gelernt.
Auch mit meiner Schwester tausche ich mich öfters aus, als Mädchen hat sie es damals etwas besser gehabt. Auch auf meine Mutter kann ich zählen, sie ist immer für mich da.
Nach der Trunkenheitsfahrt mit meinem Firmenwagen hatte direkt am nächsten Tag ein Gespräch mit meinem Chef. Entgegen meiner Befürchtungen hat er mir seine Unterstützung zugesagt, es war ein konstruktives Gespräch auf Augenhöhe. In Absprache mit ihm Ich arbeite nicht mehr mit meinem Vorgesetzten in einem Büro.
Mein Chef möchte gesunde, motivierte Mitarbeiter. Daher bringt es niemanden etwas, wenn sich ein Mitarbeiter verausgabt und dadurch personenbezogene oder die Firma betreffende Fehler produziert. Sollte ich wieder einmal dermaßen in eine Stresssituation kommen, soll ich auf ihn zukommen. Der Überschuss an Arbeit wird dann im Team verteilt.
Auch bei privaten Problemen bat er mich, auf ihn zuzukommen.
Sollte ich dennoch wieder in eine Stresssituation geraten, werde ich vor dem Autofahren gegebenenfalls einen Spaziergang machen.
Ich habe den Alkohol bei mir zuhause entsorgt, so kann ich nicht unbewusst zur Flasche greifen. Ich praktiziere KT, wobei ich höchstens 3 Standardgetränke in nicht unter 3 Stunden zu mir nehme. Ich plane im Voraus wann ich trinke, ich trinke nicht spontan. Ich trinke nicht zur Entlastung.
Ich habe versucht meinen Stress und meine Emotionen im Alkohol vergessen zu machen. Dabei habe ich sie nur für den Moment des Trinkens betäubt. Der nächste Tag brachte die alten Probleme, welche ich heute durch den Sport beseitige.
18. Was hat sich ansonsten bei ihnen geändert?
Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, jeden Tag zum Abendbrot mit meiner Frau über den Tag zu sprechen. Alles, was uns beschäftigt wird erwähnt.
Auch hat mein Chef mir jede Unterstützung zugesagt. Und hat immer ein offenes Wort für mich
Nach einem stressigen Tag bade ich abends zur Entspannung. Alle zwei Wochen gehe ich in die Sauna und Massage.
Ich habe früher sehr viel Sport betrieben und gerade der Ausdauersport hat mir, so wie ich heute weiß, sehr viel der inneren Anspannungen abbauen lassen.
Ich habe eine Konsumkurve erstellt, hier wird deutlich, dass der Konsum erst in den letzten 3 Jahren anstieg, 3 Jahre in denen ich kein Sport betrieben habe. Ich habe eine Stress- und Konfliktbewältigung vom Sport zum Alkohol vollzogen.
Daher habe ich mich im Fitnesscenter angemeldet. Und habe wieder mit dem Ausdauersport begonnen. Ziel ist es in zwei Jahren den Hamburg Marathon zu laufen.
Während des Laufens gehen einem tausend Dinge durch den Kopf, irgendwann denkt man nicht mehr und genießt nur noch den Lauf. Nach dem Duschen ist man richtig gehend euphorisiert und frei aller negativen Emotionen.
Zum ersten Mal nach Jahren gehe ich wieder gerne zur Arbeit, der kollegiale Umgang ist so, wie man es sich wünscht. Mir geht es sehr viel besser, fühle mich befreiter. Ich bringe bessere Arbeitsleistung bei weniger Arbeitszeit. Da ich auf der Arbeit meine Trunkenheitsfahrt offen kommuniziert habe, erhalte ich auch dort viel Unterstützung. Ich habe mit meiner Frau ein Ritual, dass wir abends gemeinsam zu Abend essen und uns alles vom Tage von der Seele reden.
Ich habe sehr viel mehr Kraft und Elan für Haus und Garten.
Was bei mir am deutlichsten heraussticht, ist die gewonnene Freizeit. Als ich früher abends Wein trank, war der Abend durch die sich einstellende Müdigkeit schnell vorbei. Heute nach dem Sport erlebe ich die Abende viel intensiver und länger. Ich genieße die Abende mit meiner Frau und Sie genießt diese mit mir.
Meine Sperrfrist hat mich aus meiner Lethargie gerissen. Das spüre ich jeden neuen Tag und das möchte ich nicht wieder hergeben.
19. Welche Einstellung zur Verkehrssicherheit haben sie heute und was ist daran neu?
Ich würde gerne sagen, dass ich früher die Verkehrssicherheit akzeptiert habe. Richtig ist jedoch, dass ich zwei Straftaten und eine Ordnungswidrigkeit begangen habe. Somit ist die Wahrheit, dass ich sie solange als wichtig empfand, als das sie nicht im Konflikt mit meinem Verhalten standen.
Ich habe erkannt, dass alle Vergehen alleine durch mein rücksichtsloses Verhalten zustande kamen. Ich habe erkannt, dass Autofahren nicht nur Fertigkeiten beinhalten sondern auch stark von Emotionen geprägt sind.
20. Was ist ihrer Meinung nach im Straßenverkehr besonders wichtig?
Ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme.
Immer mit dem Fehlverhalten anderer rechnen.
Ein anarchischer Straßenverkehr wäre nicht vorstellbar. Straftaten gehören geahndet, egal ob Verkehr oder allgemein.
Ich bin zweimal durch rücksichtsloses fahren aufgefallen, aber dieses Verhalten gab es etliche Male, bei denen ich eben nicht aufgefallen bin bzw. die nicht aktenkundig sind.
Würde die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer dieses Verhalten teilen, wären die Straßen weitaus gefährlicher als sie es eh schon sind.
Dankenswerter Weise fährt der Großteil der Verkehrsteilnehmer sehr viel moderater.
21. Was könnte ihre guten Vorsätze wieder zum Scheitern bringen?
Es wird immer Situationen geben, welche Risiken bergen. Hier gilt es sensibel auf die Störfaktoren zu achten und möglichst in Ihren Auswirkungen entschärfen. Stress kommt nicht zufällig, er baut sich auf. Und Konflikte kann man sofort besprechen.
Situationen bei denen ich unter Stress gerate oder bei denen ich mich ungerecht behandelt fühle. Sobald ich diese Emotionen wieder unterdrücke und nicht offen kommuniziere besteht diese Gefahr.
Das nicht annehmen von Hilfe, mir wurde in letzter Zeit sehr viel Hilfe angeboten. Früher hatte ich sie nicht angenommen, habe versucht alles alleine zu bewältigen, heute bin ich mir bewusst, dass es keine Schwäche ist Hilfe anzunehmen. Ich werde sie in sich androhenden Situationen annehmen.