MPU E-Roller TÜV SÜD

SE199

Benutzer
Hallo Zusammen,

als Zeichen meines Danks an euch alle und in der Hoffnung, dass es evtl. jemanden hilft hier mein Erfahrungsbericht:

Zu mir und was passiert ist
Ich war zum Zeitpunkt 26 Jahre alt und bin mit einem E-Roller gefahren, BAK 1,94. Vorherige Auffälligkeiten hatte ich keine, weder im Verkehr noch strafrechtlich. Ich hatte an dem Abend sehr viel Bier mit Kollegen getrunken, mein Auto extra zuhause stehen lassen und bin dann aus Bequemlichkeit und Dummheit die letzten Meter mit dem E-Roller zu mir gefahren.

Da ich keine Ahnung hatte wie mir geschieht, habe ich mir zunächst einen Anwalt genommen. Im Endeffekt hat der mir insofern weitergeholfen, dass ich ein paar Wochen früher Akteneinsicht hatte. An meinem Urteil hatte sich leider nichts geändert (35 TS a 80€ und 12 Monate). Bereuen tu ich die Entscheidung jedoch nicht - vor allem wenn man sich überhaupt nicht mit dem ganzen Thema auskennt. Die Konsequenzen konnte ich damals nicht abschätzen.

Meine Vorbereitung
Der Anwalt hatte mir schon gesagt, dass bei mir KT möglich sein könnte. Ich finde KT insgesamt auch um einiges angenehmer als eine Abstinenz. Die ersten 2 Monate hatte ich erstmal gar nichts getrunken - nach dem Ereignis konnte ich mir das auch nicht vorstellen. Da mir relativ schnell klar wurde, in was ich mich da reingeritten habe und auch auf Anraten des Anwalts habe ich dann sehr früh mit meiner Vorbereitung begonnen. Ich habe viel im Internet recherchiert und mir den Testknacker vom TÜV bestellt. Ich empfinde das im Nachhinein auch als sehr wichtig, dass ich früh mit all dem begonnen habe. Über viele wichtige Themen der MPU (Vergangenheit, Motive, Änderungen, ...) muss doch eine längere Zeit nachdenken.

Als ich dann ein gewissen Grundwissen hatte und mein Urteil feststand, habe ich mich für ein einmaliges Gespräch beim TÜV entschieden. Zum einem wollte ich sicher sein, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Zum anderen habe ich auch sehr oft gelesen und gehört, dass die ein oder andere Bescheinigung gut ankommt (war dem Gutachter am Ende egal). Das wichtigste was es mir gebracht hat, war die Erkenntnis, dass ich mich richtig vorbereite. Einen vollumfänglichen Kurs wollte ich nicht buchen. Ich wollte mir nicht alles einfach vorkauen lassen und finde die Preise auch echt zu heftig.

Als Nachweise für mein KT habe ich angefangen Leberwerte nehmen zu lassen. Ich habe alle 6-8 Wochen GGT,GTP und GOT messen lassen, zwei mal gegen Anfang und Ende MVC und am Ende noch einmal CDT. Die Werte waren bei mir (bis auf einmal GPT am Anfang) immer top. In der Zeit habe ich mich bis auf 1 1/2 Ausnahmen strikt an die Regeln des KT gehalten.

Sehr viel geholfen hat mir der "Bericht und das Profil" aus diesem Forum. In meiner MPU hat das quasi alles abgedeckt - von der Vergangenheit zur Tag bis in die Zukunft, die eigenen und externen Motive,... Den Bericht habe ich mir einige Male durchgelesen und etwa 1-2 Monate über die Fragen nachgedacht und mir anschließend ein Wochenende Zeit genommen die Fragen zu beantworten. Im Nachgang habe ich über meine eigenen Antworten und das erhaltene Feedback gegrübelt. Gerade das Feedback von hier war sehr wichtig, da auch unangenehme und "blöde" Fragen gestellt werden. Das hat mir eine gewisse Standhaftigkeit in der MPU gegeben.

Die MPU selbst
Die MPU hatte ich beim TÜV Süd. Es war sau heiß, ich durfte Handschuhe und eine Maske tragen. Gefühlt habe ich 10l die Stunde geschwitzt. Am Anfang gab es den Fragebogen. Wenn man die Fragen von hier durchgegangen ist, stellt das alles kein Problem dar. Welchen Führerschein hat man, wie viel Promille habe ich nach x Bier oder Wein, wann darf ich wieder fahren und wie viel habe ich in letzter Zeit getrunken, was war das maximale in der Zeit. Zur Vergangenheit gab es ein paar Fragen - wie viel wurde regelmäßig getrunken und was war das maximum. Wichtig wie bei allem: Überlegt kurz vor dem ausfüllen - ihr solltet in keine Widersprüche verwickelt werden.

Der medizinische Teil war der einfachste für mich. Am Anfang gab es ein paar Fragen: Vorerkrankungen, Konsum in Vergangenheit, Konsum aktuell. Dann kommen Kooridanitionstests: Finger auf die Nase, Augen zu auf einem Bein, Linie mit geschlossenen Augen laufen. Ich habe vor lauter Nervösität echt krass gezittert, das war aber kein Problem. Ich wurde dann noch kurz abgetastet und abgehorcht (Lunge) und habe schon die Info erhalten, dass alles okay ist.

Der Reaktionstest besteht aus zwei Teilen. ja der ist tatsächlich so alt wie in den Videos vom TÜV. Teil 1: 5 Figuren oben, eine unten. Passt die unten zu einer von oben. War einfach machbar. Teil zwei: viele bunte Knöpfe, hohe und tiefe töne, Pedale. Ich habe währenddessen gedacht ich versage komplett und mache alles falsch. Ich habe mich dann beruhigt und darauf geachtet mehr Punkte zu machen als Fehler. Das war denke ich sehr wichtig sonst hätte das nicht geklappt. Am Ende hatte ich bei beiden fast die volle Punktzahl.

Dann kam der Psychologe. Ich weiß immer noch nicht ganz, ob das Gespräch echt gut oder eher grad so durch lief. Die Fragen deckten sich ziemlich 1:1 zu denen hier. Ein Dialog kam nicht zustande, ich sollte immer relativ knapp auf die Fragen und nur auf das Gefragte antworten. Das fiel mir etwas schwer. Bei der ein oder anderen Antwort wurde mir das Gefühl gegeben, dass die nicht sehr zufriedenstellend ist. Hier habe ich mich dann noch einmal mit anderen Worten erklärt und das wurde dann akzeptiert. Einmal habe ich einen groben Patzer hingelegt. Ich habe eine Frage falsch verstanden und am Ende sinngemäß gesagt, dass die internen Faktoren zum Trinken doch die kleinere Rolle spielen. Ich wurde darauf hingewiesen, dass das so nicht stimmt. Ich habe dann gesagt, dass er natürlich Recht hat und ich mich falsch ausgedrückt habe. Das war dann wohl auch okay. Im Nachgang denke ich, dass diese Stolpersteine vom Psyschologen Absicht waren, um mich etwas aus der Reserve zu locken. Er wollte wohl sehen, wie ich reagiere, wenn etwas nicht nach Schema F läuft. Ich konnte hier halbwegs cool bleiben und habe nicht angefangen irgendeinen Quatsch oder widersprüchliches zu erzählen. Am Ende wurde mir die Tendenz gegeben, dass es positiv bis sehr positiv ausgeht.

Apropos Widersprüche: Passt hier echt auf. ich wurde bestimmt 10 mal über alle Gespräche hinweg zu meinem Trinkverhalten befragt, mit den unterschiedlichsten Fragestellungen.

Mein Tipp: Bleibt cool und lasst euch nicht aus der Ruhe bringen, egal bei welchem Teil. Atmet ab und zu durch, trinkt mal etwas um nachzudenken,... Wenn ihr hier aktiv und richtig mitmacht, nehmt ihr so viel mehr mit als ihr am Ende eigentlich wissen müsst - zumindest in meinem Fall.

Sonstiges
Was mir in den letzten Monaten immer wieder aufgefallen ist, sind die unzähligen widersprüchlichen Informationen, die man so findet - sei es im Internet oder in Büchern. Achtet immer drauf, was wer wie wo wann warum geschrieben hat. Oft habe ich gelesen, dass KT Quatsch, ich ein Alkoholiker bin und nie wieder normal werde. Kein Mensch würde mir jemals wieder glauben, dass ich mit Alkohol umgehen kann... Überlegt euch bitte, was ihr euch davon zu Herzen nehmt. Das ganze Thema ist schon nervenaufreibend genug - da muss man sich nicht sowas anhören. Auch bei den Ämtern war es ähnlich. Manche Bearbeiter sind sehr nett, offen, freundlichen und möchten einem helfen - andere lassen einen deutlich spüren, dass sie nichts gutes von euch halten. Auch da bringt es nichts, euch darüber zu ärgern.

So das war mal mein Bericht - ich hoffe er wird dem ein oder anderen evtl. etwas helfen. Bei Rückfragen gerne einfach schreiben. In diesem Sinne nochmal vielen Dank an euch alle.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo SE199,

vielen Dank für deinen supertollen, ausführlichen Bericht :smiley711:
Der wird mit Sicherheit einigen Usern hier, jetzt und in Zukunft helfen :smiley138:
 
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