Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
In Kontakt mit Alkohol getreten bin ich bereits in meiner frühen Kindheit. Durch die aktive Mitgliedschaft im Fußballverein der ganzen Familie waren wir oft an Festen, auf welchen auch Alkohol getrunken wurde. Mit den Personen stand ich nicht direkt im Kontakt, jedoch kriegt man sowas auf einem Fest immer mit, wenn die Leute rumtorkeln.
Den ersten Konsum von Alkohol hatte ich kurz vor 15 Jahren. Ein Freund hatte sturmfrei und wir haben heimlich Martini getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
15-16: Einmal im Monat heimlich. In der Regel Bier, selten geringe Mengen Vodka
16-18 1/2: Mindestens 2mal im Monat. Durch Kontakt zu älteren regelmäßig Vodka, was dann immer mehr zum Standard wurde.
18 ½ - 21: Aktive Teilnahme im Fußballverein. Konsum quasi jede Woche. Starker Konsum am Wochenende, mäßiger Konsum unter der Woche.
21-22: Rückzug aus dem aktiven Fußball durch Studium, Regelmäßigkeit des Konsums hat sich verringert. Teilweise hoher Konsum
22-TF: Sehr starker Fokus auf Studium und Arbeit, regelmäßige Trinkpausen, unregelmäßiger, aber hoher Konsum ca. alle 4-6 Wochen
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
In der aktiven Zeit des Fußballs:
Ca. 8 Bier (Hatz) 0,33l
2-6 Shots (gemischt) 4cl
In meiner Phase ab 21 Jahren:
Ca. alle 4-6 Wochen:
4-8 Bier (Hatz, Heineken, oder Rothaus) 0,33l
0-4 Longdrinks 4cl (Vodka Energy oder Gin Tonic)
Ich habe entweder mehr Bier und keine bis wenige (2) Longdrinks getrunken oder weniger Bier und mehr Longdrinks. 8 Bier und 4 Longdrinks habe ich nicht getrunken.
1mal je Woche:
1-4 Bier, abhängig von Wochentag (Hatz, Heineken oder Rothaus) oder 1 Glas Wein 0,2l
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Getrunken habe ich entweder im direkten Familienkreis mit meinen Brüdern, mit Freunden oder mit meiner Freundin. Die Freundeskreise waren dabei unterschiedlich (Studium, Heimat)
Die Orte waren hierbei unterschiedlich. Wir haben uns bei jemand zuhause getroffen, sind zusammen essen gegangen oder in die Disco.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Die äußeren Motive meines Konsums waren sozial bedingt. Ich war oft unterwegs mit Leuten, die auch viel Alkohol konsumierten und da wollte ich dazugehören, ein Teil der Gruppe sein. Auch wollte ich mit den anderen beim Trinken mithalten können – beispielsweise bei Trinkspielen. Ich hatte mir eingeredet, dass das besonders cool ist.
Mir ist es zuweilen schwer gefallen aus mir rauszukommen und mich auf Veranstaltungen richtig auf mein Umfeld einzulassen. Das war je nach Personenkreis und persönlicher Stimmung einfacher oder schwerer. Durch den Konsum von Alkohol ist es mir einfacher gefallen, vom Alltag loszulassen und mir keine Gedanken mehr zu machen.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Wenig Alkohol:
Ich konnte den Alltagsstress schneller vergessen und mich auf Dinge und Personen besser einlassen. Auch bin ich gesprächiger, wenn ich etwas getrunken habe.
Viel Alkohol:
Die Hemmschwelle hat bei mir nachgelassen und ich habe nicht mehr alles durchdacht was ich getan habe. Ich konnte mich auf Dinge einlassen, welche mir sonst schnell unangenehm werden können, wie tanzen auf Feiern.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Kritische Hinweise anderer gab es in den Zeiten als ich ein aktives Mitglied beim Fußball war. Diese gingen jedoch nicht direkt gegen mich, sondern um die Spieler als Gruppe. Diese Aussagen wurden von uns und auch von mir ins lächerliche gezogen und ignoriert. Diese Aussagen kamen von älteren Vereinsmitgliedern. Im Nachhinein verstehe ich, dass diese unser Verhalten als tatsächlich kritisch eingestuft haben und uns darauf aufmerksam machen wollten. Durch den Gruppenzusammenhalt wurde dies jedoch nicht wahrgenommen.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Nach Abenden, an welchen ich viel getrunken habe, war ich oft verkatert. Ich hatte zeitweise Phasen, in welchen ich meine Freundin immer angerufen habe, wenn ich etwas getrunken hatte. Das war mir im Nachhinein immer sehr unangenehm. Auch ist es mir ab und zu passiert, dass ich mal etwas gesagt habe ohne mir vorher darüber Gedanken zu machen – beispielsweise das erzählen eines Geheimnisses. Zu wirklichen Problemen ist es dadurch aber nie gekommen – auch keinen Streits oder Konfliktsituationen.
Zur Vernachlässigung von Pflichten – privat oder beruflich – ist es jedoch nicht gekommen.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ja, als ich ein aktives Mitglied im Fußballverein war. Das trinken von Alkohol hat da quasi dazugehört und da es jeder machte, habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Durch das Trinken ist mir einfacher gefallen, den Kontakt zu den anderen, älteren Mitgliedern herzustellen.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Da ich mir in der Vergangenheit kein Limit für meinen Konsum gesetzt habe, habe ich die Kontrolle über meine Trinkmenge nicht verloren. Einen vollständigen Blackout hatte ich in meinem Leben noch nicht. Während meiner Zeit beim Fußball ist es vorgekommen, dass ich mich an Details eines Abends nicht mehr erinnern konnte.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während Prüfungsphasen oder Abschlussarbeiten im Studium habe ich bewusst für 6-8 Wochen auf Alkohol verzichtet. Das war 2-3 mal im Jahr seit ich 21 bin.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher habe ich mich in keiner Kategorie, sondern eher als Party-Trinker gesehen. Zwar hatte ich mir zu einem Zeitpunkt in meinem Leben, bevor ich aus dem aktiven Vereinsleben ausgestiegen bin, über meinen Konsum Gedanken gemacht, jedoch habe ich mich nie weiter mit dem Thema auseinandergesetzt.
Rückblickend stufe ich mich als Beta-Trinker ein. Ich habe Alkohol nie bewusst dafür eingesetzt, um Konflikte zu lösen, sondern nur in Gesellschaft mit anderen Personen. Entzugserscheinungen, wenn ich keinen Alkohol getrunken habe, sind bei mir nicht aufgetreten. Ich sehe mich selbst in der Kategorie der Alkoholgefährdung.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich trinke heute Alkohol als reines Genussgetränk. Dabei trinke ich entweder Bier oder Wein. Liköre oder Schnäpse trinke ich nicht.
27.02 Geburtstag vom Vater (1 Weizen 0,5l)
14.03 Bekanntgabe, dass ich Onkel werde (1 Bier 0,33l)
17.04 Geburtstag von der Mutter (2 Radler 0,33l)
27.05 Jahrestag mit Freundin (0,2l Rotwein)
10.07 Ein Bier zum Geburtstag des Bruders (0,33l)
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
27.02 Geburtstag vom Vater (1 Weizen 0,5l)
14.03 Bekanntgabe, dass ich Onkel werde (1 Bier 0,33l)
17.04 Geburtstag von der Mutter (2 Radler 0,33l)
27.05 Jahrestag mit Freundin (0,2l Rotwein)
10.07 Ein Bier zum Geburtstag des Bruders (0,33l)
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich mit dem Thema KT und Abstinenz auseinandergesetzt und für mich (auch nach dem Gespräch mit dem Psychologen) den Entschluss gefasst, dass das KT besser zu mir passt. Ich möchte Alkohol in Zukunft jedoch nur noch kontrolliert und als Genussmittel.
Zusätzlich weiß ich aus meiner Vergangenheit, dass ich – wenn ich es mir vornehme – Alkohol in geringen Mengen trinken und dann aufhören kann. So habe ich beispielsweise an Firmenfeiern, großen Veranstaltungen oder unter der Woche (in Ausnahmefällen) immer nur sehr wenig Alkohol getrunken.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Vor dieser Fahrt war mir nicht bewusst, wie viel Alkohol ich tatsächlich konsumiere. Die von mir erreichte Promillezahl von 1,94 hat mich sehr geschockt und zum Nachdenken gebracht. Durch das intensive Auseinandersetzen mit mir selbst, dem Thema Alkohol und meinem früheren Konsum habe ich erst gemerkt, dass mein Trinkverhalten nicht der Normalität entspricht. Mir ist bewusst geworden, welche Konsequenzen ein schädlicher Alkoholkonsum mit sich bringen kann, weswegen ich nur noch kontrolliert trinken möchte.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
In der ersten Phase, ca. 6 Wochen, nach der Alkoholfahrt hatte ich gar keinen Alkohol zu mir genommen. Innerhalb dieser Zeit war ich quasi geschockt und konnte mir es überhaupt nicht vorstellen etwas zu trinken. Auch war ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht sicher, welche Maßnahmen ich ergreifen muss.
Als das richterliche Urteil feststand und ich mich bereits mit den Themen der MPU und Alkohol, KT, … auseinandergesetzt habe, habe ich den Entschluss gefasst, das KT für mich zu wählen. Diese Entscheidung habe ich dann mit in einem Gespräch mit einem Berater des TÜV SÜD besprochen.
Zunächst ist mir die Entscheidung, etwas an meinem Leben ändern zu müssen, schwergefallen. Es läuft doch alles – warum sollte ich etwas tun und warum gerade ich? Ich habe mich in einer Art Opfer-Rolle gesehen. Durch die Auseindersetzung mit dem Thema ist mir aber bewusst geworden, dass ich nicht das Opfer, sondern der Täter bin. Und auch, dass die MPU keine Strafe darstellt, sondern mir eine Chance bietet (was natürlich nicht heißt, dass ich darauf Lust habe). Diese Einsicht hat es mir um einiges leichter gemacht, wodurch ich sehr froh bin, mich frühzeitig mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben.
Insgesamt habe ich durch diese Einsicht die Entscheidung und auch die Umstellung als sehr positiv erlebt. Ich fühle mich heute durch diesen Schritt, bewusst mit dem Konsum umzugehen, in keinerlei Weise eingeschränkt.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Insgesamt wirkt sich die Umstellung sehr positiv aus. Zu Beginn ist es mir etwas schwer gefallen mit meiner Familie und Freunden über das Thema zu reden. Teilweise musste ich auch öfter sagen, dass ich nichts trinken möchte. In der Zeit um Weihnachten und Silvester ist das besonders oft vorkommen.
Meine Familie und Freunde haben zunächst sehr erschrocken auf die TF und die Konsequenzen der MPU reagiert, unterstützen mich aber auf diesem Weg. Sehr interessant finde ich, wie die Menschen in verschiedenen Situationen damit umgehen. Rede ich mit den Menschen alleine, zeigen diese sich oft sehr interessiert und erkennen auch Parallelen zu sich selbst. Wird dasselbe aber in der Gruppe thematisiert, möchte niemand darüber reden und es wird alles verpauschalisiert. Es wird quasi zu einem Tabuthema gemacht, damit man sich das nächste Bier ohne schlechtes Gewissen aufmachen kann.
Je länger ich mich aber mit dem Thema auseinandergesetzt habe, desto selbstbewusster bin ich geworden. Das hat auch mein Umfeld gemerkt und mich bei meiner Entscheidung sehr unterstützt. Insbesondere ist meine Freundin mir eine sehr große Hilfe.
Ich merke, dass ich durch die Änderung an Selbstbewusstsein und Selbstachtsamkeit zugenommen habe. Ich achte mehr darauf, was mir selbst guttut und signalisiere dies auch nach außen, wenn ich mich in einer Situation unwohl fühle (was nicht so gemeint, dass ich jetzt auf einem totalen Egotrip bin oder nicht kompromissbereit bin). Auch treibe ich wieder mehr Sport und gehe auch einfach mal eine Runde spazieren, um einen freien Kopf zu bekommen.
An Partys und Veranstaltungen nehme ich weiterhin teil. Auch wenn es am Anfang etwas komisch war, habe ich mit der Zeit gemerkt, dass sich eigentlich gar nichts geändert hat und ich nüchtern genauso viel Spaß haben kann.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe Alkohol hauptsächlich getrunken, weil es mein Umfeld getan hat, ich von dem Alltagsstress abschalten konnte und es mir einfacher gefallen ist, mich auf die Situation einzulassen. Diese Erkenntnis, warum ich Alkohol getrunken habe, hat mir sehr dabei geholfen mein eigenes Verhalten zu reflektieren.
Dadurch, dass ich mich im sozialen Umfeld nicht zurückgezogen habe, sondern weiter verschiedene Veranstaltungen besucht habe und auch mit engen Bekannten über meine Situation geredet habe, habe ich gemerkt, dass ich keinen Alkohol brauche, um abzuschalten oder mich auf Situationen einzulassen. Vielmehr ist es wichtiger auf mein eigenes Gleichgewicht zu achten, um erst gar nicht in einen solchen Alltagsstress zu verfallen. Wenn das aber passiert – was sicherlich vorkommen wird – ist es für mich gesünder und nachhaltiger mit den Quellen des Stresses offen umzugehen.
Auch möchte ich mit meiner Partnerin in Zukunft jährlich einen Monat fasten und die Vorsätze zum Alkoholkonsum wieder in Erinnerung rufen, damit diese nicht in Vergessenheit geraten.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ich denke, dass niemand wirklich sicher davor ist in alte Gewohnheiten zurückzufallen, so auch ich. Auch kann es zu einzelnen Rückschlägen und Abenden kommen, an welchen ich mehr trinke.
Um das aber zu verhindern, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, welche Situationen hier besonders gefährlich sind und wie ich diese vermeide. Ein Beispiel wären hierfür Trinkspiele an einem Abend oder in einer Bar oder Beer Pong. In solchen Situationen habe ich wenig Zeit immer sehr viel Alkohol getrunken. Auch wurde beim Treffen alter Freunde immer viel Alkohol konsumiert.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Zunächst möchte ich in Zukunft erst gar nicht wieder so viel trinken. Die von mir auferlegte 0,0% Grenze habe ich auf sämtliche Fahrzeuge ausgeweitet. Mein Gedanke, dass ein E-Roller ein Spielzeug und kein Fahrzeug ist, war naiv und dumm und wird so nicht wieder vorkommen. Trinkanlässe werde ich planen und gegebene Maßnahmen ergreifen, damit eine Alkoholfahrt nicht passiert – beispielsweise mit der Bildung einer Fahrgemeinschaft oder dem Bestellen eines Taxis.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Vielen Dank schonmal an alle und liebe Grüße