V
VivaMoguntia
Gast
Hallo,
erstmal vielen Dank für die tollen Informationen und Hinweise die es hier gibt. Echt eine klasse Sache was Ihr hier betreibt. Ich war lange stiller Mitleser und wollte euch nun mal meinen Fall schildern und um Eure Meinung beten.
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 184cm
Gewicht: 85
Alter: 28
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 11.09.2020
BAK: 1,65
Trinkbeginn: 21:00 Uhr
Trinkende: 03:00 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 04:50Uhr
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: Ja Januar 2020
Dauer der Sperrfrist: bis 21.10.2020
Führerschein
Hab ich noch: Nein
Hab ich abgegeben: In der Tatnacht abgegeben
Hab ich neu beantragt: 09.06.2021
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: JA
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: 1 Punkt wegen Geschwindigkeit (03/2018)
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
«Kann X trotz der Hinweise auf Alkoholmißbrauch ein Kfz der Klasse X sicher führen?»
«Ist insbesondere nicht zu erwarten, daß er/sie ein Kfz unter Alkoholeinfluß fahren wird?»
Bundesland: RLP
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: KT zu besonderen Anlässen max. 10x pro Jahr und max. 2 TE
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: JA, 1x kurz vor MPU
Urinscreening ja/nein: nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Ja insgesamt 2 ( April 21 und Anfang Juli 21)
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: 4 Einzelsitzungen á 1h
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
MPU
Datum: Mitte August 2021
Welche Stelle (MPI): TÜV Hessen Life Service
Schon bezahlt?: ja
Schon eine MPU gehabt? Nein
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: 1 Punkt wegen Geschwindigkeit (03/2018)
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten. (wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
In der Woche der TF war ich geschäftlich in Düsseldorf. Dort findet jährlich die größte Caravaning Messe weltweit statt. Im Anschluss an den überaus erfolgreichen Messetag am 10.09.2020 wurde ich von Kollegen zu einer Afterwork-Party eingeladen. Die 10 Arbeitskollegen, mieteten sich ein AirBnB mit Dachterrasse um den Tag ausklingen zu lassen. Ich hatte nach Messeschluss um 19:00 Uhr noch einiges zu tun und wollte mich im Hotel nochmal ausruhen bzw. frisch machen. So stieß ich erst gegen ca. 21:00 Uhr dazu.
Ich war mit dem ÖPNV zu Location angereist, da die Party nur ca. 3km vom Hotel entfernt war. Mit der S-Bahn wollte ich gegen 24 Uhr auch wieder zurück ins Hotel fahren, da ich etwas trinken wollte. Ich kaufte also zwei Flaschen Riesling, die ich mit der Gruppe teilen wollte. Auf der Party angekommen mixte ich mir meine erste Weinschorle und unterhielt mich angeregt mit einer Kollegin. Die Zeit verging wie im Flug, so dass es schnell 24 Uhr war und ich die erste Flasche Riesling fast allein als Schorle trank. Ich beschloss noch etwas auf der Party zu bleiben und einen späteren Zug zu nehmen und öffnete die zweite Flasche Wein. Mit steigendem Alkoholpegel sang auch meine Hemmungen mit meinen Kollegen über sehr private Themen zu sprechen. Ich outete mich als Homosexuell. Familie und Freunde wussten seit 2016 bereits, dass ich schwul bin. Auf der Arbeit ginge dies niemanden etwas an. Sie war die erste im beruflichen Umfeld, die davon erfuhr. Ich merkte aber zunehmend, dass mich diese Einstellung belastete, fand aber keinen geeigneten Zeitpunkt.
Meine Kollegen waren super neugierig und hatten sich in erster Linie mit mir gefreut, dass es raus ist. Letztendlich sahen wir dies als Anlass um weiter zu trinken und etwas zu tanzen. Es wurden Schnäpse und meine eigentlich gemiedenen Mischgetränke aus Rum + Multivitaminsaft verteilt. Gegen 03:00 Uhr löste sich die Party auf, ich blieb noch etwas länger, da meine Bahn später kommen sollte. Ich merkte, dass ich nichtmehr Herr meine Sinne war und wollte nur noch ins Bett und verließ die Party gegen 03:30 Uhr. Zuvor trank ich noch einige Gläser Wasser. Ich taumelte Richtung Düsseldorfer HBF, dort stellte ich fest, dass mein Zug (der Letzte) ausfiel. Für ein Taxi war ich zu geizig, also entschied ich ins Hotel zu laufen. 2km fast nur gerade aus, dass sollte ich hinbekommen. 500m vorm Hotel leuchtete mir das grüne Licht eines E-Scooters entgegen. Da wir diese Roller auch in Mainz haben und ich die App installiert hatte, schaltete ich mir den Roller frei. Dies ging ohne Probleme, da ich schon öfters E-Scooter fuhr. Beim ersten Gas geben merkte ich, dass ich das Gleichgewicht verliere und flog hin. Jedoch war der Drang schnell ins Bett zu kommen größer als die Vernunft und ich stieg wieder auf, entschloss aber auf dem Gehweg, mit minderer Geschwindigkeit zu fahren um mich vor nächtlichen Rasern zu schützen. Was auch einigermaßen gut klappte. Ca. 100m vorm Hotel, befand sich eine Fußgängerampel. Diese war rot, ich hielt an, vergewisserte mich, dass kein Verkehr kam und fuhr los. Den Streifenwagen einige Meter entfernt übersah ich dabei, die Streife mich aber nicht. Sie hielt mich an, ließen mich gegen 04:10 Uhr meinen AKK messen, dass Gerät meldete 0,88mg/l. Sie nahmen mich mit auf die Wache um meinen BAK zu messen. Dieser lag schlussendlich um 04:50 Uhr bei 1,65%..
Eine Kollegin holte mich von der Wache mit einem Taxi ab und brachte mich gegen 05:30 Uhr ins Hotel.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge)
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich lief ca. 2,5 km, fuhr ca. 400m mit dem E-Scooter und hatte noch 100m zum Hotel.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Nein, meine Wahrnehmung und Reaktionszeit war deutlich verschlechtert. Der Gleichgewichtsinn hatte sich verabschiedet, dennoch schaffte ich es einige hundert Meter mit reduzierter Geschwindigkeit Scooter zu fahren.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte mit dem ÖPNV fahren, den letzten Zug verpasste, beschloss ich zu laufen, da ich 3 km für machbar hielt. Die 20€ fürs Taxi wollte ich mir sparen und hatte Angst mich darin zu übergeben. Nach 2,5 km zu Fuß machte mein Körper schlapp und ich wollte nur noch in Hotel. Ich wollte nun doch ein Taxi nehmen, leider konnte ich keines ausfindig machen. Da sah ich den E-Scooter leuchten. Auto oder Fahrrad wäre ich definitiv nicht gefahren, hier habe ich mir selbst die 0,0% Regel auferlegt. Die Strafen für eine Scooterfahrt waren mir damals nicht bewusst.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein. Selbst mit Restalkohol kann ich ausschließen, da ich überwiegend den ÖPNV nutze oder mich von Freunden/Familie abholen ließ.
7.Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Einige Male als Fußgänger, bei Auto und Fahrrad habe ich mir immer 0,0% geschworen.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Meinen ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich mit ca. 10 Jahren, als ich bei meinem Onkel die Schaumkrone vom Bier probierte. 2008 an meinem 16. Geburtstag trank ich das erste Mal Alkohol, ein Alcopop und ein Bier. Jedoch schmeckte mir Alkohol nicht. In der Familie war Alkohol nie ein Thema. Meine Eltern tranken ganz selten mal einen Sekt oder einen Wein. Für mich war Alkohol in dieser Zeit nicht interessant.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Bis zu Volljährigkeit 2010 trank ich sehr selten, 1x pro Monat 4 TE. Ich hatte kaum soziale Kontakte, schon gar keine, die Alkohol tranken. Ab dem 18. Lebensjahr habe ich regelmäßig Tennis gespielt. Nach dem Training gab es öfters ein Bier. Ich fühlte mich zu dem Zeitpunkt sehr unwohl in meinem Körper. Also nahm ich 2011 innerhalb von 6 Monaten ca. 35 Kilogramm ab was meinem Selbstwertgefühl zugutekam. Ich traf mich plötzlich mit Personen aus dem Tennisverein und merkte, wie gelockert ich mit Alkohol bin und ich dachte, dass ich im angetrunkenen Zustand besser bei meinen Mitmenschen ankomme.
2012 schloss ich meine Ausbildung ab und bin aufgrund eines neuen Jobs an Ravensburg in die Nähe des Bodensees gezogen. Hier lernte ich durch mein Fitnessstudio meine Ex-Freundin und ihren Freundeskreis kennen. In dem Freundeskreis war es normal, dass man sich am Wochenende zum exzessiven „Saufen“ traf. So kannte ich es damals nicht, ließ mich aber mitreißen. Da ich froh war einen festen Freundeskreis zu besitzen. 2014 war mein Höchststand bezogen auf den Alkoholkonsum. Mitte 2014 verließ ich meine Freundin und ihren Freundeskreis, da wir nicht mehr auf der gleichen Welle waren und ich mich nicht über Trinkmengen identifizieren wollte. Folge dessen ging auch mein Alkoholkonsum wieder zurück.
Ich verspürte schon immer das ich „anders“ bin als andere Männer in meinem Alter und ich hatte mein inneres Coming Out. Ich stand mir ein, dass ich schwul bin. Jedoch war ich nicht happy damit, haderte 1-2 Jahre mit mir, fand aber wenig später ich neue Freunde in meiner alten Heimat, größtenteils homosexuell oder sehr liberal wo Sexualität keine Rolle spielt. Ich fühlte mich akzeptiert und angekommen. Mein Alkoholkonsum stieg erneut an Wochenenden auf ein sehr hohes Niveau an. Ich outete mich 2016/2017 bei meiner Familie. Der bisher größte Schritt in meinem Leben. Ich fühlte mich rückblickend wie neugeboren und wollte mein „Neues Ich“ feiern und war dementsprechend viel unterwegs. Getrunken wurde, wie sonst auch nur in Gesellschaft, niemals allein und meist an Wochenenden.
2018 beschloss ich dem Bodensee den Rücken zu kehren, da ich immer unzufriedener bzgl. fehlender Freunde wurde. Ich beschloss für 2019 insgesamt 8 Monate ein Work-Travel in Kanada zu machen. Dort kann man sagen, holte ich meine Pubertät und das junge Erwachsensein nach. Ich tobte mich aus, fühlte mich frei und lebte in den Tag hinein, ohne jegliche Verpflichtungen. Als Kellner unter anderen Travellern war es vollkommen normal 2x wöchentlich nach Feierabend mit den Kollegen Alkohol zu trinken (ca. 6-10 TE) und anschließend feiern zu gehen. Im Dezember 2019 flog ich nach Deutschland zurück, da ich seit Mai 2019 in einer festen Beziehung mit meinem jetzigen Partner bin und ich ein gutes Jobangebot erhielt. Mein Alkoholkonsum reduzierte sich. Ab März 2020 startete mein neuer Job und der erste Lockdown griff. Bis Juni 2020 konsumierte ich kaum Alkohol. Im Sommer als die ersten Lockerungen kamen, stieg auch der Alkoholkonsum, da man sich wieder mit Freunden treffen durfte. An meinem 28. Geburtstag feierten wir ausgiebig. An diesem Tag hatte nahm ich ca. 25 TE zu mir. Also etwas mehr als an der TF, jedoch über eine größere Zeitspanne (ca. 12h)
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
2008-2010: sehr selten und wenig, pro Monat ca. 6 TE, Radler oder Colabier
2010-2012: Freundeskreis innerhalb des Tennisvereins, pro Monat ca. 10 TE, Bier
2013-2015: Falscher Freundeskreis, 1x wöchentlich ca. 20-25 TE, Vodka-Energie, Bier
2015-2019: Outing, neue Freunde, 2x monatlich, ca. 20-24 TE, Rum+Cola, Cocktails, Bier
2019: Work & Travel Kanada, 2x wöchentlich, ca. 6-10 TE, Bier, Wodka+Soda, GinTonic
2020 bis 05/2020: Neuer Job, COVID-19, pro Monat ca. 15 TE, Weinschorle
Sommer 2020: 2-4x pro Monat ca. 15-25 TE, überwiegend Weinschorle
erstmal vielen Dank für die tollen Informationen und Hinweise die es hier gibt. Echt eine klasse Sache was Ihr hier betreibt. Ich war lange stiller Mitleser und wollte euch nun mal meinen Fall schildern und um Eure Meinung beten.
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 184cm
Gewicht: 85
Alter: 28
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 11.09.2020
BAK: 1,65
Trinkbeginn: 21:00 Uhr
Trinkende: 03:00 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 04:50Uhr
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: Ja Januar 2020
Dauer der Sperrfrist: bis 21.10.2020
Führerschein
Hab ich noch: Nein
Hab ich abgegeben: In der Tatnacht abgegeben
Hab ich neu beantragt: 09.06.2021
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: JA
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: 1 Punkt wegen Geschwindigkeit (03/2018)
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
«Kann X trotz der Hinweise auf Alkoholmißbrauch ein Kfz der Klasse X sicher führen?»
«Ist insbesondere nicht zu erwarten, daß er/sie ein Kfz unter Alkoholeinfluß fahren wird?»
Bundesland: RLP
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: KT zu besonderen Anlässen max. 10x pro Jahr und max. 2 TE
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: JA, 1x kurz vor MPU
Urinscreening ja/nein: nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Ja insgesamt 2 ( April 21 und Anfang Juli 21)
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: 4 Einzelsitzungen á 1h
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
MPU
Datum: Mitte August 2021
Welche Stelle (MPI): TÜV Hessen Life Service
Schon bezahlt?: ja
Schon eine MPU gehabt? Nein
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: 1 Punkt wegen Geschwindigkeit (03/2018)
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten. (wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
In der Woche der TF war ich geschäftlich in Düsseldorf. Dort findet jährlich die größte Caravaning Messe weltweit statt. Im Anschluss an den überaus erfolgreichen Messetag am 10.09.2020 wurde ich von Kollegen zu einer Afterwork-Party eingeladen. Die 10 Arbeitskollegen, mieteten sich ein AirBnB mit Dachterrasse um den Tag ausklingen zu lassen. Ich hatte nach Messeschluss um 19:00 Uhr noch einiges zu tun und wollte mich im Hotel nochmal ausruhen bzw. frisch machen. So stieß ich erst gegen ca. 21:00 Uhr dazu.
Ich war mit dem ÖPNV zu Location angereist, da die Party nur ca. 3km vom Hotel entfernt war. Mit der S-Bahn wollte ich gegen 24 Uhr auch wieder zurück ins Hotel fahren, da ich etwas trinken wollte. Ich kaufte also zwei Flaschen Riesling, die ich mit der Gruppe teilen wollte. Auf der Party angekommen mixte ich mir meine erste Weinschorle und unterhielt mich angeregt mit einer Kollegin. Die Zeit verging wie im Flug, so dass es schnell 24 Uhr war und ich die erste Flasche Riesling fast allein als Schorle trank. Ich beschloss noch etwas auf der Party zu bleiben und einen späteren Zug zu nehmen und öffnete die zweite Flasche Wein. Mit steigendem Alkoholpegel sang auch meine Hemmungen mit meinen Kollegen über sehr private Themen zu sprechen. Ich outete mich als Homosexuell. Familie und Freunde wussten seit 2016 bereits, dass ich schwul bin. Auf der Arbeit ginge dies niemanden etwas an. Sie war die erste im beruflichen Umfeld, die davon erfuhr. Ich merkte aber zunehmend, dass mich diese Einstellung belastete, fand aber keinen geeigneten Zeitpunkt.
Meine Kollegen waren super neugierig und hatten sich in erster Linie mit mir gefreut, dass es raus ist. Letztendlich sahen wir dies als Anlass um weiter zu trinken und etwas zu tanzen. Es wurden Schnäpse und meine eigentlich gemiedenen Mischgetränke aus Rum + Multivitaminsaft verteilt. Gegen 03:00 Uhr löste sich die Party auf, ich blieb noch etwas länger, da meine Bahn später kommen sollte. Ich merkte, dass ich nichtmehr Herr meine Sinne war und wollte nur noch ins Bett und verließ die Party gegen 03:30 Uhr. Zuvor trank ich noch einige Gläser Wasser. Ich taumelte Richtung Düsseldorfer HBF, dort stellte ich fest, dass mein Zug (der Letzte) ausfiel. Für ein Taxi war ich zu geizig, also entschied ich ins Hotel zu laufen. 2km fast nur gerade aus, dass sollte ich hinbekommen. 500m vorm Hotel leuchtete mir das grüne Licht eines E-Scooters entgegen. Da wir diese Roller auch in Mainz haben und ich die App installiert hatte, schaltete ich mir den Roller frei. Dies ging ohne Probleme, da ich schon öfters E-Scooter fuhr. Beim ersten Gas geben merkte ich, dass ich das Gleichgewicht verliere und flog hin. Jedoch war der Drang schnell ins Bett zu kommen größer als die Vernunft und ich stieg wieder auf, entschloss aber auf dem Gehweg, mit minderer Geschwindigkeit zu fahren um mich vor nächtlichen Rasern zu schützen. Was auch einigermaßen gut klappte. Ca. 100m vorm Hotel, befand sich eine Fußgängerampel. Diese war rot, ich hielt an, vergewisserte mich, dass kein Verkehr kam und fuhr los. Den Streifenwagen einige Meter entfernt übersah ich dabei, die Streife mich aber nicht. Sie hielt mich an, ließen mich gegen 04:10 Uhr meinen AKK messen, dass Gerät meldete 0,88mg/l. Sie nahmen mich mit auf die Wache um meinen BAK zu messen. Dieser lag schlussendlich um 04:50 Uhr bei 1,65%..
Eine Kollegin holte mich von der Wache mit einem Taxi ab und brachte mich gegen 05:30 Uhr ins Hotel.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge)
- 2x 750ml Flaschen Riesling als Weißweinschorle
- 4x 4cl Schnaps (alte Marille)
- 3x 200 ml Mischgetränke Rum (4cl) + Multivitaminsaft
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich lief ca. 2,5 km, fuhr ca. 400m mit dem E-Scooter und hatte noch 100m zum Hotel.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Nein, meine Wahrnehmung und Reaktionszeit war deutlich verschlechtert. Der Gleichgewichtsinn hatte sich verabschiedet, dennoch schaffte ich es einige hundert Meter mit reduzierter Geschwindigkeit Scooter zu fahren.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte mit dem ÖPNV fahren, den letzten Zug verpasste, beschloss ich zu laufen, da ich 3 km für machbar hielt. Die 20€ fürs Taxi wollte ich mir sparen und hatte Angst mich darin zu übergeben. Nach 2,5 km zu Fuß machte mein Körper schlapp und ich wollte nur noch in Hotel. Ich wollte nun doch ein Taxi nehmen, leider konnte ich keines ausfindig machen. Da sah ich den E-Scooter leuchten. Auto oder Fahrrad wäre ich definitiv nicht gefahren, hier habe ich mir selbst die 0,0% Regel auferlegt. Die Strafen für eine Scooterfahrt waren mir damals nicht bewusst.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein. Selbst mit Restalkohol kann ich ausschließen, da ich überwiegend den ÖPNV nutze oder mich von Freunden/Familie abholen ließ.
7.Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Einige Male als Fußgänger, bei Auto und Fahrrad habe ich mir immer 0,0% geschworen.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Meinen ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich mit ca. 10 Jahren, als ich bei meinem Onkel die Schaumkrone vom Bier probierte. 2008 an meinem 16. Geburtstag trank ich das erste Mal Alkohol, ein Alcopop und ein Bier. Jedoch schmeckte mir Alkohol nicht. In der Familie war Alkohol nie ein Thema. Meine Eltern tranken ganz selten mal einen Sekt oder einen Wein. Für mich war Alkohol in dieser Zeit nicht interessant.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Bis zu Volljährigkeit 2010 trank ich sehr selten, 1x pro Monat 4 TE. Ich hatte kaum soziale Kontakte, schon gar keine, die Alkohol tranken. Ab dem 18. Lebensjahr habe ich regelmäßig Tennis gespielt. Nach dem Training gab es öfters ein Bier. Ich fühlte mich zu dem Zeitpunkt sehr unwohl in meinem Körper. Also nahm ich 2011 innerhalb von 6 Monaten ca. 35 Kilogramm ab was meinem Selbstwertgefühl zugutekam. Ich traf mich plötzlich mit Personen aus dem Tennisverein und merkte, wie gelockert ich mit Alkohol bin und ich dachte, dass ich im angetrunkenen Zustand besser bei meinen Mitmenschen ankomme.
2012 schloss ich meine Ausbildung ab und bin aufgrund eines neuen Jobs an Ravensburg in die Nähe des Bodensees gezogen. Hier lernte ich durch mein Fitnessstudio meine Ex-Freundin und ihren Freundeskreis kennen. In dem Freundeskreis war es normal, dass man sich am Wochenende zum exzessiven „Saufen“ traf. So kannte ich es damals nicht, ließ mich aber mitreißen. Da ich froh war einen festen Freundeskreis zu besitzen. 2014 war mein Höchststand bezogen auf den Alkoholkonsum. Mitte 2014 verließ ich meine Freundin und ihren Freundeskreis, da wir nicht mehr auf der gleichen Welle waren und ich mich nicht über Trinkmengen identifizieren wollte. Folge dessen ging auch mein Alkoholkonsum wieder zurück.
Ich verspürte schon immer das ich „anders“ bin als andere Männer in meinem Alter und ich hatte mein inneres Coming Out. Ich stand mir ein, dass ich schwul bin. Jedoch war ich nicht happy damit, haderte 1-2 Jahre mit mir, fand aber wenig später ich neue Freunde in meiner alten Heimat, größtenteils homosexuell oder sehr liberal wo Sexualität keine Rolle spielt. Ich fühlte mich akzeptiert und angekommen. Mein Alkoholkonsum stieg erneut an Wochenenden auf ein sehr hohes Niveau an. Ich outete mich 2016/2017 bei meiner Familie. Der bisher größte Schritt in meinem Leben. Ich fühlte mich rückblickend wie neugeboren und wollte mein „Neues Ich“ feiern und war dementsprechend viel unterwegs. Getrunken wurde, wie sonst auch nur in Gesellschaft, niemals allein und meist an Wochenenden.
2018 beschloss ich dem Bodensee den Rücken zu kehren, da ich immer unzufriedener bzgl. fehlender Freunde wurde. Ich beschloss für 2019 insgesamt 8 Monate ein Work-Travel in Kanada zu machen. Dort kann man sagen, holte ich meine Pubertät und das junge Erwachsensein nach. Ich tobte mich aus, fühlte mich frei und lebte in den Tag hinein, ohne jegliche Verpflichtungen. Als Kellner unter anderen Travellern war es vollkommen normal 2x wöchentlich nach Feierabend mit den Kollegen Alkohol zu trinken (ca. 6-10 TE) und anschließend feiern zu gehen. Im Dezember 2019 flog ich nach Deutschland zurück, da ich seit Mai 2019 in einer festen Beziehung mit meinem jetzigen Partner bin und ich ein gutes Jobangebot erhielt. Mein Alkoholkonsum reduzierte sich. Ab März 2020 startete mein neuer Job und der erste Lockdown griff. Bis Juni 2020 konsumierte ich kaum Alkohol. Im Sommer als die ersten Lockerungen kamen, stieg auch der Alkoholkonsum, da man sich wieder mit Freunden treffen durfte. An meinem 28. Geburtstag feierten wir ausgiebig. An diesem Tag hatte nahm ich ca. 25 TE zu mir. Also etwas mehr als an der TF, jedoch über eine größere Zeitspanne (ca. 12h)
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
2008-2010: sehr selten und wenig, pro Monat ca. 6 TE, Radler oder Colabier
2010-2012: Freundeskreis innerhalb des Tennisvereins, pro Monat ca. 10 TE, Bier
2013-2015: Falscher Freundeskreis, 1x wöchentlich ca. 20-25 TE, Vodka-Energie, Bier
2015-2019: Outing, neue Freunde, 2x monatlich, ca. 20-24 TE, Rum+Cola, Cocktails, Bier
2019: Work & Travel Kanada, 2x wöchentlich, ca. 6-10 TE, Bier, Wodka+Soda, GinTonic
2020 bis 05/2020: Neuer Job, COVID-19, pro Monat ca. 15 TE, Weinschorle
Sommer 2020: 2-4x pro Monat ca. 15-25 TE, überwiegend Weinschorle