Hallo liebe Leute,
Super lieben Dank an alle die so tatkräftig hier im Forum unterstützen!
ich darf jetzt auch eine Untersuchung machen. Genauer gesagt die Zweite schon. Wie das kam, will ich euch hier erzählen. Ich bin dankbar für jeden Hinweis, Tipp und Support.
Als Hinweis. Die TF hat im August 2018 stattgefunden, die erste nicht-bestandene MPU im Mai 2019. Ich habe die Frist versäumt und der Führerschein wurde mir im August 2019 entzogen. Das Gutachten liegt nicht bei der FSST. Daher habe ich in meinen Antworten die erste MPU nicht erwähnt.
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 1,88
Gewicht: 70 kg
Alter: 28 Jahre
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 28.08.2018BAK: 1,88 ‰
Trinkbeginn: 20:00 Uhr
Trinkende: 3:30
Uhrzeit der Blutabnahme: 4:25
Stand des Ermittlungsverfahrens
Entzug des Führerscheins 2019, Neuantrag nach Entzug 2020.
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: keine, weil mit Fahrrad
Führerschein nein
Hab ich abgegeben: nein, Entzug
Hab ich neu beantragt: Ja
Habe noch keinen gemacht: -Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Bundesland: Berlin
Konsum: Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: max. 2x Monat, 1 bis 2 kleine Bier (0,33l) oder 1 Glas Wein (0,2l)
Abstinenznachweis: Haaranalyse ja/nein: Nein
Urinscreening ja/nein: Ja (6 Monate / 4 Proben, letzte Probe Juli 2020)
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: NeinAufarbeitungSuchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
MPU Datum: noch nicht bekannt
Welche Stelle (MPI): IASS schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt? ja (aber ging nicht an FSST)
Wer hat das Gutachten gesehen?: nur die vorherige Gutachtenstelle
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Es war ein Sommertag, ich hatte meine Masterarbeit beendet und meine zwei besten Freunde waren zu Besuch bei mir in Leipzig. Wir waren auf eine Geburtstagsfeier eingeladen. Dort angekommen trank ich gegen 20 Uhr das erste große Bier. Dem folgten bis 3:00 morgens weitere 5 0,5l Biere und 5 Schnäpse (0,2). Ich war deutlich berauscht und hatte gegen Ende Schwierigkeiten zu sprechen. Meine Freunde wollten mit dem Rad nach Hause fahren, eine Strecke von 15 Minuten. Ich schloss wie selbstverständlich mein Rad auf, hatte dabei auch Schwierigkeiten und fuhr los. Das Fahren fühlte sich weitgehend normal an. Ich fühlte mich gelöst und lustig. Ich fuhr absichtlich Schlangenlinien. Nach 2 km stoppten meine Freunde plötzlich und riefen mich zurück. Ich hielt an und fiel dabei fast um. Ich fuhr zurück und erkannte ein Polizeiauto und zwei Polizisten. Sie sprachen mich an wieviel ich getrunken hätte. Ich gab die Menge an die ich glaubte getrunken zu haben. Sie ließen mich pusten und entschieden mich mitzunehmen zur Blutabnahme. Dort versuchte ich die Fragen so gut und klar wie möglich zu beantworten. Ich war immer noch sehr berauscht und hatte Mühe gerade zu stehen und zu sprechen. Sie entließen mich gegen 5 Uhr morgens.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Ich trank von 20 - 3 Uhr morgens 6 x 0,5l Pilsbiere und zwischen 2 und 3 Uhr 4 0,2cl-Schnäpse á 40 % .
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr knapp 2 km und hätte noch 1 km vor mir gehabt.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?(Ja/Nein + Begründung)
Ich hatte Koordinations- und Orientierungsprobleme aber mich im Verbund mit meinen Freunden sicher gefühlt. Die Straßen waren leer und der Weg nicht weit. Über die Gefährlichkeit des Fahrradfahrens unter Alkoholeinfluss machte ich mir keine großen Gedanken. Ich dachte “da kann ja nichts passieren mit dem Rad”. Erst als ich anhielt und fast umfiel merkte ich, dass ich eigentlich zu berauscht war um wirklich sicher zu fahren. **5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?**Als ich das Schloss öffnete und dabei Probleme hatte, hatte ich kurz den Gedanken einfach zu schieben. Ich habe diesen Gedanken aber beiseite geschoben als meine Freunde auch an ihre Räder gingen und wollte schnell nach Hause. Insofern habe ich die Fahrt nicht vermeiden wollen. Ich will damit die Verantwortung für meine Tat nicht auf meine Freunde schieben, ich bin selbst für mein Handeln verantwortlich.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja ich bin öfter nach Feiern unter Alkoholeinfluss Fahrrad gefahren, jedoch nie mit einer derartigen Menge an Alkohol im Blut und den dazugehörigen Symptomen.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Es dürfte insgesamt 25 Mal vorgekommen sein, dass ich unter Alkoholeinfluss Fahrrad gefahren bin. Ich bin noch nie alkoholisiert mit dem Auto gefahren. Daraus folgere ich, dass ich durch die Gewöhnung sowohl an den Alkohol als auch das Fahrradfahren die Situation extrem verharmlost habe. Seit der betroffenen Trunkenheitsfahrt habe ich nie wieder Alkohol und Fahren verbunden. Anfangs hat es mich die hohe Strafe stark geärgert und ich habe sie als ungerecht empfunden. Nach der Aufarbeitung bin ich mir deutlich im Klaren über die Gefahren für mich und andere, die das Fahren unter Alkoholeinfluss hat und wie stark Alkohol in meinem Leben und in unserer Gesellschaft verharmlost wird.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?(Allererste Erinnerung und erster Konsum) Mit 15 habe ich das erste Bier getrunken, Abends im Kreise mit Freunden. Es war ein aufregendes Erlebnis. Ich fühlte mich erwachsen und cool dabei, obwohl das Bier mir nicht schmeckte. Ich wurde dann davon sehr müde und schlief schließlich ein.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Mit 16 habe ich begonnen, regelmäßig am Wochenende zu trinken und lernte dabei den Rausch zu genießen. Ich traf mich mit Freunden, um Bier und Wein zu trinken. Es wurden meistens bis zu 3 große Biere an einem Abend. Ich genoss die Lockerheit und das erhöhte Selbstbewusstsein, dass sich schon nach dem ersten Bier einstellte. Die Toleranz und die Menge erhöhten sich mit der Zeit und ich verlangte nach mehr Alkohol um den Rausch aufrechtzuerhalten. Ich bekam aus meinem Umfeld positiven Zuspruch weil ich große Mengen in kurzer Zeit trinken konnte. Ich war stolz auf diese "Leistung". In der Zeit um das Abitur herum, bin ich viel ausgegangen und trank manchmal auch unter der Woche. Nach dem ein Freund mit 17 Jahren eine Leberzirrose bekam, nahm ich mehr Abstand vom Alkohol und trank etwa ein Jahr nicht über den Rausch hinaus. Nach dem Abitur ging ich ein Jahr auf Reisen und trank etwa einmal im Monat Alkohol. Nach meiner Rückkehr begann mein Studium und mein Konsum erhöhte sich stark. Ich trank in den ersten zwei Semestern jedes Wochenende ca. 8 große Biere, gelegentlich auch mehrere Schnäpse an einem Abend. Die Lust auf Alkohol ist dabei ebenso gestiegen und manchmal trank ich nach der Uni ein "Feierabendbier". Im Masterstudium trank ich im Durchschnitt wieder weniger aber erlebte in einer Nacht einen starken Absturz mit Bewusstlosigkeit. Dieses Erlebnis erschreckte mich sehr und gab mir sehr zudenken. Ich reduzierte meinen Konsum daraufhin wieder. Ich zog im dritten Semester nach Leipzig und konzentrierte mich auf meinen Abschluss. Ich trank in der Zeit weniger, ca. 4 Biere pro Woche. Ich begann eine ca. sechsmonatige Beziehung die sich als toxisch erwies. In dieser Zeit verlor ich viel von dem Selbstbewusstsein dass ich über die Jahre aufgebaut hatte und nahm kaum noch am sozialen Leben teil. In dieser Zeit trank ich fast jeden Tag mindestens ein großes Bier. Ich beendete die Beziehung schließlich als ich über die negativen Effekte reflektierte. Nach der Masterarbeit war ich gelöst und freute mich über den gelungenen Abschluss, den Übergang in ein neues Kapitel und darauf diesen zu feiern. Zu diesem Anlass geschah die hier beschrieben Trunkenheitsfahrt. Nach den Entzug des Führerscheins und nach eigener Aufarbeitung begann ich ein sechsmonatiges Abstinenzkontrollprogramm. Als ich merkte, dass es mir keinerlei Probleme bereitete komplett auf Alkohol zu verzichten, stieg mein Selbstbewusstsein. Ich hörte gleichzeitig auch vollständig mit dem Rauchen auf. Mein Verständnis und Verhältnis zum Alkohol änderte sich drastisch. Ich nehme das Thema nun sehr viel ernster und entdecke bei Freunden und Familie Neigungen zum Alkohol, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte und als normal empfand. Als das Abstinenzkontrollprogramm endete, empfand ich eine neue Klarheit und die Gewissheit, mich auf einen gesunden Pfad gemacht zu haben.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Angefangen zu trinken habe ich zwischen 15 und 16 Jahren. Damals habe ich auf meinen ersten Parties ca. 3 Bier (0,33l) getrunken. Dies kam anfangs nur jede zweite Woche vor, nahm dann aber zu (2x Woche). Mit 17 Jahren ging ich dann regelmäßig zweimal die Woche feiern. Ich trank dabei 5 bis 6 kleine Biere (0,33l). Bis ich 20 war trank ich an einem typischen Abend einer Party ca. 3 Bier (0,33l). Im Studium trank ich im Zuge der Einführungsveranstaltungen, WG-Parties und neuen Bekanntschaften bis zu 8 große Biere (0,5) pro Woche. Schnaps trank ich selten, ca. einmal im Monat. Während der Abschlussphase trank ich nur noch ca. 4 0,5-Biere pro Woche. Nach dem Abschluss meines Studiums und meinem Umzug in eine andere Stadt zum Masterstudium behielt ich dieses Pensum bei.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich trank meistens in sozialen Gegebenheiten im Umfeld von Freunden und der Familie. Durchschnittlich einmal im Monat habe ich auch alleine ein großes Bier getrunken. Meine Alkoholmissbrauchsvorfälle geschahen immer mit engen Freunden um einen Rausch zu erzeugen.
12. Warum haben Sie getrunken?(Innere + äußere Motive)
Ich habe mich gefragt wie ein so schöner Tag so scheußlich enden kann. Nach der Phase der Reflektion weiß ich das nun. Ich war als Kind und Jugendlicher sehr unsicher und sehnte mich nach Bestätigung von Freunden und Eltern, die ich aber nicht bekam. Als ich die Wirkung von Alkohol auf mich entdeckte war ich begeistert, wie locker und freigeistig ich sein kann. Ich bekam in Situationen, in denen ich mir einen Rausch angetrunken hatte positive Rückmeldung auch von Frauen. Ich war stolz darauf zu trinken und mich so zu fühlen wie ich mich immer fühlen wollte. Ich empfand es als Stärke, viel trinken zu können ohne die Kontrolle zu verlieren (so dachte ich zumindest). Ich empfand es auch als normal, das mein soziales Umfeld das gleiche tat und gut hieß. Während des Studiums hatte ich durch die Beschäftigung mit Persönlichkeitsentwicklung viel von meiner Unsicherheit loslassen können. Der Alkoholrausch verstärkte dies und ich genoss die neue Fähigkeit, mich neuen sozialen Interaktionen ohne Angst aussetzen zu können. Während des Masters in Berlin hatte ich dann einige Abstürze und einmal einen Filmriss. Dies war der erste Moment an dem ich dachte, dass ich mal vorsichtiger mit Alkohol sein sollte. Eine Verhaltensänderung habe ich damals nicht vollzogen. Aus der toxischen Beziehung lernte ich dann, wie stark meine Lust auf Alkohol von meinen Emotionen abhängt. Kurze Zeit später kam es zu der beschriebenen Trunkenheitsfahrt. An dem Tag war ich freudig und hatte Lust mich von altem zu befreien, zu tanzen, zu lachen und zu trinken.
In der Auseinandersetzung mit den Folgen dieser Fahrt, ging ich durch verschiedene Stadien, von Wut und Vermeidung bis zu Akzeptanz und schließlich einer proaktiven Änderung meines Verhaltens. Ich erkenne nun, dass ich unbewusst Alkoholmissbrauch betrieben habe und dass die Konsequenzen für meine Gesundheit und mein Umfeld weitaus verheerender hätten sein können, wenn ich einfach so weiter gemacht hätte.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol (also z.B. ein 0,5-Bier oder zwei 0,33-Biere) wurde ich deutlich redseliger und hatte weniger Hemmungen Ideen und Vorschläge zu machen. Ich nahm mich als kreativer wahr. Bei viel Alkohol (also ab ca. 3 großen (0,5) Bieren) wurde ich stumpfer und instinktiver. Ich dachte weniger darüber nach was ich tat und spürte erste Koordinationsschwierigkeiten. Auch die Konzentration ließ deutlich nach. Es setzte schnell eine Müdigkeit ein. Am nächsten Tag hatte ich einen Kater. Die positiven Erinnerung an die gemeinsamen Erlebnisse im Alkoholrausch ließen meistens gute Gefühle zurück.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja. Nach dem besagten Absturz warnete mich ein Freund der dabei war ich solle mal aufpassen. Auch meine Partnerin sagte mir nach der Trunkenheitsfahrt, dass sie erschreckt sei, wieviel ich manchmal getrunken habe. Ich habe diese Hinweise erhört und ihnen zugestimmt. Da ich diese Ereignisse zunächst aber als isolierte Einzelfälle betrachtete und die Möglichkeit einer Gefährdung verdrängte, habe ich sie nicht als praktische Verhaltensänderung umgesetzt.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Manchmal wenn ich duch einen starken Kater lange im Bett blieb, verzog sich dadurch Tagesrythmus für einige Tage. Ich wache normalerweise sehr früh auf. An den Tagen nach den starken Katern bin ich dann sehr spät aufgestanden und hatte wenig Motivation für meine Uni, Arbeit und Freunde. In solchen Tagen spürte ich auch traurige Gefühle, bzw. diese wurden verstärkt wenn sie schon vorhanden waren, wie z.B. nach der Trennung von meiner damaligen Freundin.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ich habe zu jedem Lebensabschnitt mehr Alkohol getrunken als heute. Besonders stark war der Konsum während des Bachelorstudiums. Ich genoss die Zeit auf eigenen Beinen zu stehen, zu lernen und Neues zu entdecken. Ich trank viel, um mich gelöst und intuitiv zu fühlen und Erfolge in sozialen Interaktionen zu haben. Vor alle in den ersten zwei Semestern war es sehr exzessiv. Ich nahm es als normal wahr, "was Erstis eben tun".
Während meiner negativen Beziehung in Leipzig, kurz vor Abschluss der Masterarbeit, trank ich wieder viel mehr als sonst, auch unter der Woche. Es war eine sehr schwere Zeit für mich, die mich zwang, mich neu zu erfinden und über mich zu lernen. Ich betrachte heute die Trunkenheitsfahrt als damit verbunden.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Wie oben beschrieben, kam dies einmal vor, im Sommer 2017.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja. Zur Zeit meiner Abschlussphasen des Bachelors und des Masters habe ich bewusst für zwei Monate auf Alkohol verzichtet, um den Kopf klar zu haben und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Das nächste Mal war es dann das sechsmonatige Abstinenzkontrollprogramm im Zuge der Vorbereitung auf die MPU.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?(mit Begründung)
Ich habe mich vor der TF als Gelegenheitstrinker wahrgenommen und die Situationen hohen Konsums als isolierte Einzelfälle betrachtet, die mit der Jugend und dem Beginn der Studierendenzeit einhergehen, als Rituale durch die jeder mal geht. Da ich viele positive Erfahrungen im universitären, beruflichen und sozialen erlebte, kam mir nicht der Gedanke, dass Alkhol mein Leben derart negativ beeinflussen kann.
Heute weiß ich, dass ich weit über die Norm getrunken habe und Alkohol missbraucht habe, um meine inneren Unsicherheiten für den Moment zu überdecken und negative Gefühle zu betäuben. Das Ereignis der TF und der ganze Prozess der Aufarbeitung bis heute hat mir klar gemacht, wieviel Glück ich hatte und immer noch habe, keine gravierenden Schäden entwickelt zu haben oder meinem Umfeld zugefügt zu haben. Ich will kein Trinker sein. Durch die Erfahrung der halbjährigen Abstinenz weiß ich nun, dass ich Alkohol nicht in meinem Leben brauche. Es soll nie wieder in meinem Leben zu Alkoholmissbrauch kommen, auch nicht in meinem Umfeld. Ich bin froh, dass auch andere in meinem Umfeld durch meine Erfahrungen über ihren Konsum begonnen haben zu reflektieren.
Super lieben Dank an alle die so tatkräftig hier im Forum unterstützen!
ich darf jetzt auch eine Untersuchung machen. Genauer gesagt die Zweite schon. Wie das kam, will ich euch hier erzählen. Ich bin dankbar für jeden Hinweis, Tipp und Support.
Als Hinweis. Die TF hat im August 2018 stattgefunden, die erste nicht-bestandene MPU im Mai 2019. Ich habe die Frist versäumt und der Führerschein wurde mir im August 2019 entzogen. Das Gutachten liegt nicht bei der FSST. Daher habe ich in meinen Antworten die erste MPU nicht erwähnt.
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 1,88
Gewicht: 70 kg
Alter: 28 Jahre
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 28.08.2018BAK: 1,88 ‰
Trinkbeginn: 20:00 Uhr
Trinkende: 3:30
Uhrzeit der Blutabnahme: 4:25
Stand des Ermittlungsverfahrens
Entzug des Führerscheins 2019, Neuantrag nach Entzug 2020.
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: keine, weil mit Fahrrad
Führerschein nein
Hab ich abgegeben: nein, Entzug
Hab ich neu beantragt: Ja
Habe noch keinen gemacht: -Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
- Ist zu erwarten, dass Sie in Zukunft auch ein KFZ unter Alkoholeinfluss führen werden.
- Liegen psycho-funktionale Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines KFZ der Klasse AM + B + L in Frage stellen.
Bundesland: Berlin
Konsum: Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: max. 2x Monat, 1 bis 2 kleine Bier (0,33l) oder 1 Glas Wein (0,2l)
Abstinenznachweis: Haaranalyse ja/nein: Nein
Urinscreening ja/nein: Ja (6 Monate / 4 Proben, letzte Probe Juli 2020)
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: NeinAufarbeitungSuchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
MPU Datum: noch nicht bekannt
Welche Stelle (MPI): IASS schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt? ja (aber ging nicht an FSST)
Wer hat das Gutachten gesehen?: nur die vorherige Gutachtenstelle
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Es war ein Sommertag, ich hatte meine Masterarbeit beendet und meine zwei besten Freunde waren zu Besuch bei mir in Leipzig. Wir waren auf eine Geburtstagsfeier eingeladen. Dort angekommen trank ich gegen 20 Uhr das erste große Bier. Dem folgten bis 3:00 morgens weitere 5 0,5l Biere und 5 Schnäpse (0,2). Ich war deutlich berauscht und hatte gegen Ende Schwierigkeiten zu sprechen. Meine Freunde wollten mit dem Rad nach Hause fahren, eine Strecke von 15 Minuten. Ich schloss wie selbstverständlich mein Rad auf, hatte dabei auch Schwierigkeiten und fuhr los. Das Fahren fühlte sich weitgehend normal an. Ich fühlte mich gelöst und lustig. Ich fuhr absichtlich Schlangenlinien. Nach 2 km stoppten meine Freunde plötzlich und riefen mich zurück. Ich hielt an und fiel dabei fast um. Ich fuhr zurück und erkannte ein Polizeiauto und zwei Polizisten. Sie sprachen mich an wieviel ich getrunken hätte. Ich gab die Menge an die ich glaubte getrunken zu haben. Sie ließen mich pusten und entschieden mich mitzunehmen zur Blutabnahme. Dort versuchte ich die Fragen so gut und klar wie möglich zu beantworten. Ich war immer noch sehr berauscht und hatte Mühe gerade zu stehen und zu sprechen. Sie entließen mich gegen 5 Uhr morgens.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Ich trank von 20 - 3 Uhr morgens 6 x 0,5l Pilsbiere und zwischen 2 und 3 Uhr 4 0,2cl-Schnäpse á 40 % .
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr knapp 2 km und hätte noch 1 km vor mir gehabt.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?(Ja/Nein + Begründung)
Ich hatte Koordinations- und Orientierungsprobleme aber mich im Verbund mit meinen Freunden sicher gefühlt. Die Straßen waren leer und der Weg nicht weit. Über die Gefährlichkeit des Fahrradfahrens unter Alkoholeinfluss machte ich mir keine großen Gedanken. Ich dachte “da kann ja nichts passieren mit dem Rad”. Erst als ich anhielt und fast umfiel merkte ich, dass ich eigentlich zu berauscht war um wirklich sicher zu fahren. **5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?**Als ich das Schloss öffnete und dabei Probleme hatte, hatte ich kurz den Gedanken einfach zu schieben. Ich habe diesen Gedanken aber beiseite geschoben als meine Freunde auch an ihre Räder gingen und wollte schnell nach Hause. Insofern habe ich die Fahrt nicht vermeiden wollen. Ich will damit die Verantwortung für meine Tat nicht auf meine Freunde schieben, ich bin selbst für mein Handeln verantwortlich.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja ich bin öfter nach Feiern unter Alkoholeinfluss Fahrrad gefahren, jedoch nie mit einer derartigen Menge an Alkohol im Blut und den dazugehörigen Symptomen.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Es dürfte insgesamt 25 Mal vorgekommen sein, dass ich unter Alkoholeinfluss Fahrrad gefahren bin. Ich bin noch nie alkoholisiert mit dem Auto gefahren. Daraus folgere ich, dass ich durch die Gewöhnung sowohl an den Alkohol als auch das Fahrradfahren die Situation extrem verharmlost habe. Seit der betroffenen Trunkenheitsfahrt habe ich nie wieder Alkohol und Fahren verbunden. Anfangs hat es mich die hohe Strafe stark geärgert und ich habe sie als ungerecht empfunden. Nach der Aufarbeitung bin ich mir deutlich im Klaren über die Gefahren für mich und andere, die das Fahren unter Alkoholeinfluss hat und wie stark Alkohol in meinem Leben und in unserer Gesellschaft verharmlost wird.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?(Allererste Erinnerung und erster Konsum) Mit 15 habe ich das erste Bier getrunken, Abends im Kreise mit Freunden. Es war ein aufregendes Erlebnis. Ich fühlte mich erwachsen und cool dabei, obwohl das Bier mir nicht schmeckte. Ich wurde dann davon sehr müde und schlief schließlich ein.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Mit 16 habe ich begonnen, regelmäßig am Wochenende zu trinken und lernte dabei den Rausch zu genießen. Ich traf mich mit Freunden, um Bier und Wein zu trinken. Es wurden meistens bis zu 3 große Biere an einem Abend. Ich genoss die Lockerheit und das erhöhte Selbstbewusstsein, dass sich schon nach dem ersten Bier einstellte. Die Toleranz und die Menge erhöhten sich mit der Zeit und ich verlangte nach mehr Alkohol um den Rausch aufrechtzuerhalten. Ich bekam aus meinem Umfeld positiven Zuspruch weil ich große Mengen in kurzer Zeit trinken konnte. Ich war stolz auf diese "Leistung". In der Zeit um das Abitur herum, bin ich viel ausgegangen und trank manchmal auch unter der Woche. Nach dem ein Freund mit 17 Jahren eine Leberzirrose bekam, nahm ich mehr Abstand vom Alkohol und trank etwa ein Jahr nicht über den Rausch hinaus. Nach dem Abitur ging ich ein Jahr auf Reisen und trank etwa einmal im Monat Alkohol. Nach meiner Rückkehr begann mein Studium und mein Konsum erhöhte sich stark. Ich trank in den ersten zwei Semestern jedes Wochenende ca. 8 große Biere, gelegentlich auch mehrere Schnäpse an einem Abend. Die Lust auf Alkohol ist dabei ebenso gestiegen und manchmal trank ich nach der Uni ein "Feierabendbier". Im Masterstudium trank ich im Durchschnitt wieder weniger aber erlebte in einer Nacht einen starken Absturz mit Bewusstlosigkeit. Dieses Erlebnis erschreckte mich sehr und gab mir sehr zudenken. Ich reduzierte meinen Konsum daraufhin wieder. Ich zog im dritten Semester nach Leipzig und konzentrierte mich auf meinen Abschluss. Ich trank in der Zeit weniger, ca. 4 Biere pro Woche. Ich begann eine ca. sechsmonatige Beziehung die sich als toxisch erwies. In dieser Zeit verlor ich viel von dem Selbstbewusstsein dass ich über die Jahre aufgebaut hatte und nahm kaum noch am sozialen Leben teil. In dieser Zeit trank ich fast jeden Tag mindestens ein großes Bier. Ich beendete die Beziehung schließlich als ich über die negativen Effekte reflektierte. Nach der Masterarbeit war ich gelöst und freute mich über den gelungenen Abschluss, den Übergang in ein neues Kapitel und darauf diesen zu feiern. Zu diesem Anlass geschah die hier beschrieben Trunkenheitsfahrt. Nach den Entzug des Führerscheins und nach eigener Aufarbeitung begann ich ein sechsmonatiges Abstinenzkontrollprogramm. Als ich merkte, dass es mir keinerlei Probleme bereitete komplett auf Alkohol zu verzichten, stieg mein Selbstbewusstsein. Ich hörte gleichzeitig auch vollständig mit dem Rauchen auf. Mein Verständnis und Verhältnis zum Alkohol änderte sich drastisch. Ich nehme das Thema nun sehr viel ernster und entdecke bei Freunden und Familie Neigungen zum Alkohol, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte und als normal empfand. Als das Abstinenzkontrollprogramm endete, empfand ich eine neue Klarheit und die Gewissheit, mich auf einen gesunden Pfad gemacht zu haben.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Angefangen zu trinken habe ich zwischen 15 und 16 Jahren. Damals habe ich auf meinen ersten Parties ca. 3 Bier (0,33l) getrunken. Dies kam anfangs nur jede zweite Woche vor, nahm dann aber zu (2x Woche). Mit 17 Jahren ging ich dann regelmäßig zweimal die Woche feiern. Ich trank dabei 5 bis 6 kleine Biere (0,33l). Bis ich 20 war trank ich an einem typischen Abend einer Party ca. 3 Bier (0,33l). Im Studium trank ich im Zuge der Einführungsveranstaltungen, WG-Parties und neuen Bekanntschaften bis zu 8 große Biere (0,5) pro Woche. Schnaps trank ich selten, ca. einmal im Monat. Während der Abschlussphase trank ich nur noch ca. 4 0,5-Biere pro Woche. Nach dem Abschluss meines Studiums und meinem Umzug in eine andere Stadt zum Masterstudium behielt ich dieses Pensum bei.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich trank meistens in sozialen Gegebenheiten im Umfeld von Freunden und der Familie. Durchschnittlich einmal im Monat habe ich auch alleine ein großes Bier getrunken. Meine Alkoholmissbrauchsvorfälle geschahen immer mit engen Freunden um einen Rausch zu erzeugen.
12. Warum haben Sie getrunken?(Innere + äußere Motive)
Ich habe mich gefragt wie ein so schöner Tag so scheußlich enden kann. Nach der Phase der Reflektion weiß ich das nun. Ich war als Kind und Jugendlicher sehr unsicher und sehnte mich nach Bestätigung von Freunden und Eltern, die ich aber nicht bekam. Als ich die Wirkung von Alkohol auf mich entdeckte war ich begeistert, wie locker und freigeistig ich sein kann. Ich bekam in Situationen, in denen ich mir einen Rausch angetrunken hatte positive Rückmeldung auch von Frauen. Ich war stolz darauf zu trinken und mich so zu fühlen wie ich mich immer fühlen wollte. Ich empfand es als Stärke, viel trinken zu können ohne die Kontrolle zu verlieren (so dachte ich zumindest). Ich empfand es auch als normal, das mein soziales Umfeld das gleiche tat und gut hieß. Während des Studiums hatte ich durch die Beschäftigung mit Persönlichkeitsentwicklung viel von meiner Unsicherheit loslassen können. Der Alkoholrausch verstärkte dies und ich genoss die neue Fähigkeit, mich neuen sozialen Interaktionen ohne Angst aussetzen zu können. Während des Masters in Berlin hatte ich dann einige Abstürze und einmal einen Filmriss. Dies war der erste Moment an dem ich dachte, dass ich mal vorsichtiger mit Alkohol sein sollte. Eine Verhaltensänderung habe ich damals nicht vollzogen. Aus der toxischen Beziehung lernte ich dann, wie stark meine Lust auf Alkohol von meinen Emotionen abhängt. Kurze Zeit später kam es zu der beschriebenen Trunkenheitsfahrt. An dem Tag war ich freudig und hatte Lust mich von altem zu befreien, zu tanzen, zu lachen und zu trinken.
In der Auseinandersetzung mit den Folgen dieser Fahrt, ging ich durch verschiedene Stadien, von Wut und Vermeidung bis zu Akzeptanz und schließlich einer proaktiven Änderung meines Verhaltens. Ich erkenne nun, dass ich unbewusst Alkoholmissbrauch betrieben habe und dass die Konsequenzen für meine Gesundheit und mein Umfeld weitaus verheerender hätten sein können, wenn ich einfach so weiter gemacht hätte.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol (also z.B. ein 0,5-Bier oder zwei 0,33-Biere) wurde ich deutlich redseliger und hatte weniger Hemmungen Ideen und Vorschläge zu machen. Ich nahm mich als kreativer wahr. Bei viel Alkohol (also ab ca. 3 großen (0,5) Bieren) wurde ich stumpfer und instinktiver. Ich dachte weniger darüber nach was ich tat und spürte erste Koordinationsschwierigkeiten. Auch die Konzentration ließ deutlich nach. Es setzte schnell eine Müdigkeit ein. Am nächsten Tag hatte ich einen Kater. Die positiven Erinnerung an die gemeinsamen Erlebnisse im Alkoholrausch ließen meistens gute Gefühle zurück.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja. Nach dem besagten Absturz warnete mich ein Freund der dabei war ich solle mal aufpassen. Auch meine Partnerin sagte mir nach der Trunkenheitsfahrt, dass sie erschreckt sei, wieviel ich manchmal getrunken habe. Ich habe diese Hinweise erhört und ihnen zugestimmt. Da ich diese Ereignisse zunächst aber als isolierte Einzelfälle betrachtete und die Möglichkeit einer Gefährdung verdrängte, habe ich sie nicht als praktische Verhaltensänderung umgesetzt.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Manchmal wenn ich duch einen starken Kater lange im Bett blieb, verzog sich dadurch Tagesrythmus für einige Tage. Ich wache normalerweise sehr früh auf. An den Tagen nach den starken Katern bin ich dann sehr spät aufgestanden und hatte wenig Motivation für meine Uni, Arbeit und Freunde. In solchen Tagen spürte ich auch traurige Gefühle, bzw. diese wurden verstärkt wenn sie schon vorhanden waren, wie z.B. nach der Trennung von meiner damaligen Freundin.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ich habe zu jedem Lebensabschnitt mehr Alkohol getrunken als heute. Besonders stark war der Konsum während des Bachelorstudiums. Ich genoss die Zeit auf eigenen Beinen zu stehen, zu lernen und Neues zu entdecken. Ich trank viel, um mich gelöst und intuitiv zu fühlen und Erfolge in sozialen Interaktionen zu haben. Vor alle in den ersten zwei Semestern war es sehr exzessiv. Ich nahm es als normal wahr, "was Erstis eben tun".
Während meiner negativen Beziehung in Leipzig, kurz vor Abschluss der Masterarbeit, trank ich wieder viel mehr als sonst, auch unter der Woche. Es war eine sehr schwere Zeit für mich, die mich zwang, mich neu zu erfinden und über mich zu lernen. Ich betrachte heute die Trunkenheitsfahrt als damit verbunden.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Wie oben beschrieben, kam dies einmal vor, im Sommer 2017.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja. Zur Zeit meiner Abschlussphasen des Bachelors und des Masters habe ich bewusst für zwei Monate auf Alkohol verzichtet, um den Kopf klar zu haben und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Das nächste Mal war es dann das sechsmonatige Abstinenzkontrollprogramm im Zuge der Vorbereitung auf die MPU.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?(mit Begründung)
Ich habe mich vor der TF als Gelegenheitstrinker wahrgenommen und die Situationen hohen Konsums als isolierte Einzelfälle betrachtet, die mit der Jugend und dem Beginn der Studierendenzeit einhergehen, als Rituale durch die jeder mal geht. Da ich viele positive Erfahrungen im universitären, beruflichen und sozialen erlebte, kam mir nicht der Gedanke, dass Alkhol mein Leben derart negativ beeinflussen kann.
Heute weiß ich, dass ich weit über die Norm getrunken habe und Alkohol missbraucht habe, um meine inneren Unsicherheiten für den Moment zu überdecken und negative Gefühle zu betäuben. Das Ereignis der TF und der ganze Prozess der Aufarbeitung bis heute hat mir klar gemacht, wieviel Glück ich hatte und immer noch habe, keine gravierenden Schäden entwickelt zu haben oder meinem Umfeld zugefügt zu haben. Ich will kein Trinker sein. Durch die Erfahrung der halbjährigen Abstinenz weiß ich nun, dass ich Alkohol nicht in meinem Leben brauche. Es soll nie wieder in meinem Leben zu Alkoholmissbrauch kommen, auch nicht in meinem Umfeld. Ich bin froh, dass auch andere in meinem Umfeld durch meine Erfahrungen über ihren Konsum begonnen haben zu reflektieren.