MPU nach Fahrrad mit 1,88

Alyx

Benutzer
Hallo liebe Leute,


Super lieben Dank an alle die so tatkräftig hier im Forum unterstützen!
ich darf jetzt auch eine Untersuchung machen. Genauer gesagt die Zweite schon. Wie das kam, will ich euch hier erzählen. Ich bin dankbar für jeden Hinweis, Tipp und Support.

Als Hinweis. Die TF hat im August 2018 stattgefunden, die erste nicht-bestandene MPU im Mai 2019. Ich habe die Frist versäumt und der Führerschein wurde mir im August 2019 entzogen. Das Gutachten liegt nicht bei der FSST. Daher habe ich in meinen Antworten die erste MPU nicht erwähnt.


Zur Person


Geschlecht: männlich


Größe: 1,88


Gewicht: 70 kg


Alter: 28 Jahre


Was ist passiert?


Datum der Auffälligkeit: 28.08.2018BAK: 1,88 ‰


Trinkbeginn: 20:00 Uhr


Trinkende: 3:30


Uhrzeit der Blutabnahme: 4:25

Stand des Ermittlungsverfahrens
Entzug des Führerscheins 2019, Neuantrag nach Entzug 2020.
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: keine, weil mit Fahrrad
Führerschein nein
Hab ich abgegeben: nein, Entzug


Hab ich neu beantragt: Ja


Habe noch keinen gemacht: -Führerscheinstelle


Hab schon in meine Akte geschaut: Nein


Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein

Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):

  1. Ist zu erwarten, dass Sie in Zukunft auch ein KFZ unter Alkoholeinfluss führen werden.
  2. Liegen psycho-funktionale Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines KFZ der Klasse AM + B + L in Frage stellen.

Bundesland: Berlin


Konsum: Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: max. 2x Monat, 1 bis 2 kleine Bier (0,33l) oder 1 Glas Wein (0,2l)


Abstinenznachweis: Haaranalyse ja/nein: Nein


Urinscreening ja/nein: Ja (6 Monate / 4 Proben, letzte Probe Juli 2020)


Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: NeinAufarbeitungSuchtberatungsstelle aufgesucht?: nein


Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein


Ambulante/stationäre Therapie: nein


MPU Datum: noch nicht bekannt


Welche Stelle (MPI): IASS schon bezahlt?: nein


Schon eine MPU gehabt? ja (aber ging nicht an FSST)


Wer hat das Gutachten gesehen?: nur die vorherige Gutachtenstelle


Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: Altlasten


Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine


Tathergang


1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)



Es war ein Sommertag, ich hatte meine Masterarbeit beendet und meine zwei besten Freunde waren zu Besuch bei mir in Leipzig. Wir waren auf eine Geburtstagsfeier eingeladen. Dort angekommen trank ich gegen 20 Uhr das erste große Bier. Dem folgten bis 3:00 morgens weitere 5 0,5l Biere und 5 Schnäpse (0,2). Ich war deutlich berauscht und hatte gegen Ende Schwierigkeiten zu sprechen. Meine Freunde wollten mit dem Rad nach Hause fahren, eine Strecke von 15 Minuten. Ich schloss wie selbstverständlich mein Rad auf, hatte dabei auch Schwierigkeiten und fuhr los. Das Fahren fühlte sich weitgehend normal an. Ich fühlte mich gelöst und lustig. Ich fuhr absichtlich Schlangenlinien. Nach 2 km stoppten meine Freunde plötzlich und riefen mich zurück. Ich hielt an und fiel dabei fast um. Ich fuhr zurück und erkannte ein Polizeiauto und zwei Polizisten. Sie sprachen mich an wieviel ich getrunken hätte. Ich gab die Menge an die ich glaubte getrunken zu haben. Sie ließen mich pusten und entschieden mich mitzunehmen zur Blutabnahme. Dort versuchte ich die Fragen so gut und klar wie möglich zu beantworten. Ich war immer noch sehr berauscht und hatte Mühe gerade zu stehen und zu sprechen. Sie entließen mich gegen 5 Uhr morgens.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


Ich trank von 20 - 3 Uhr morgens 6 x 0,5l Pilsbiere und zwischen 2 und 3 Uhr 4 0,2cl-Schnäpse á 40 % .


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?


Ich fuhr knapp 2 km und hätte noch 1 km vor mir gehabt.


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?(Ja/Nein + Begründung)


Ich hatte Koordinations- und Orientierungsprobleme aber mich im Verbund mit meinen Freunden sicher gefühlt. Die Straßen waren leer und der Weg nicht weit. Über die Gefährlichkeit des Fahrradfahrens unter Alkoholeinfluss machte ich mir keine großen Gedanken. Ich dachte “da kann ja nichts passieren mit dem Rad”. Erst als ich anhielt und fast umfiel merkte ich, dass ich eigentlich zu berauscht war um wirklich sicher zu fahren. **5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?**Als ich das Schloss öffnete und dabei Probleme hatte, hatte ich kurz den Gedanken einfach zu schieben. Ich habe diesen Gedanken aber beiseite geschoben als meine Freunde auch an ihre Räder gingen und wollte schnell nach Hause. Insofern habe ich die Fahrt nicht vermeiden wollen. Ich will damit die Verantwortung für meine Tat nicht auf meine Freunde schieben, ich bin selbst für mein Handeln verantwortlich.


6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?


Ja ich bin öfter nach Feiern unter Alkoholeinfluss Fahrrad gefahren, jedoch nie mit einer derartigen Menge an Alkohol im Blut und den dazugehörigen Symptomen.


7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?


Es dürfte insgesamt 25 Mal vorgekommen sein, dass ich unter Alkoholeinfluss Fahrrad gefahren bin. Ich bin noch nie alkoholisiert mit dem Auto gefahren. Daraus folgere ich, dass ich durch die Gewöhnung sowohl an den Alkohol als auch das Fahrradfahren die Situation extrem verharmlost habe. Seit der betroffenen Trunkenheitsfahrt habe ich nie wieder Alkohol und Fahren verbunden. Anfangs hat es mich die hohe Strafe stark geärgert und ich habe sie als ungerecht empfunden. Nach der Aufarbeitung bin ich mir deutlich im Klaren über die Gefahren für mich und andere, die das Fahren unter Alkoholeinfluss hat und wie stark Alkohol in meinem Leben und in unserer Gesellschaft verharmlost wird.


Exploration


8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit 15 habe ich das erste Bier getrunken, Abends im Kreise mit Freunden. Es war ein aufregendes Erlebnis. Ich fühlte mich erwachsen und cool dabei, obwohl das Bier mir nicht schmeckte. Ich wurde dann davon sehr müde und schlief schließlich ein.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?


Mit 16 habe ich begonnen, regelmäßig am Wochenende zu trinken und lernte dabei den Rausch zu genießen. Ich traf mich mit Freunden, um Bier und Wein zu trinken. Es wurden meistens bis zu 3 große Biere an einem Abend. Ich genoss die Lockerheit und das erhöhte Selbstbewusstsein, dass sich schon nach dem ersten Bier einstellte. Die Toleranz und die Menge erhöhten sich mit der Zeit und ich verlangte nach mehr Alkohol um den Rausch aufrechtzuerhalten. Ich bekam aus meinem Umfeld positiven Zuspruch weil ich große Mengen in kurzer Zeit trinken konnte. Ich war stolz auf diese "Leistung". In der Zeit um das Abitur herum, bin ich viel ausgegangen und trank manchmal auch unter der Woche. Nach dem ein Freund mit 17 Jahren eine Leberzirrose bekam, nahm ich mehr Abstand vom Alkohol und trank etwa ein Jahr nicht über den Rausch hinaus. Nach dem Abitur ging ich ein Jahr auf Reisen und trank etwa einmal im Monat Alkohol. Nach meiner Rückkehr begann mein Studium und mein Konsum erhöhte sich stark. Ich trank in den ersten zwei Semestern jedes Wochenende ca. 8 große Biere, gelegentlich auch mehrere Schnäpse an einem Abend. Die Lust auf Alkohol ist dabei ebenso gestiegen und manchmal trank ich nach der Uni ein "Feierabendbier". Im Masterstudium trank ich im Durchschnitt wieder weniger aber erlebte in einer Nacht einen starken Absturz mit Bewusstlosigkeit. Dieses Erlebnis erschreckte mich sehr und gab mir sehr zudenken. Ich reduzierte meinen Konsum daraufhin wieder. Ich zog im dritten Semester nach Leipzig und konzentrierte mich auf meinen Abschluss. Ich trank in der Zeit weniger, ca. 4 Biere pro Woche. Ich begann eine ca. sechsmonatige Beziehung die sich als toxisch erwies. In dieser Zeit verlor ich viel von dem Selbstbewusstsein dass ich über die Jahre aufgebaut hatte und nahm kaum noch am sozialen Leben teil. In dieser Zeit trank ich fast jeden Tag mindestens ein großes Bier. Ich beendete die Beziehung schließlich als ich über die negativen Effekte reflektierte. Nach der Masterarbeit war ich gelöst und freute mich über den gelungenen Abschluss, den Übergang in ein neues Kapitel und darauf diesen zu feiern. Zu diesem Anlass geschah die hier beschrieben Trunkenheitsfahrt. Nach den Entzug des Führerscheins und nach eigener Aufarbeitung begann ich ein sechsmonatiges Abstinenzkontrollprogramm. Als ich merkte, dass es mir keinerlei Probleme bereitete komplett auf Alkohol zu verzichten, stieg mein Selbstbewusstsein. Ich hörte gleichzeitig auch vollständig mit dem Rauchen auf. Mein Verständnis und Verhältnis zum Alkohol änderte sich drastisch. Ich nehme das Thema nun sehr viel ernster und entdecke bei Freunden und Familie Neigungen zum Alkohol, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte und als normal empfand. Als das Abstinenzkontrollprogramm endete, empfand ich eine neue Klarheit und die Gewissheit, mich auf einen gesunden Pfad gemacht zu haben.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Angefangen zu trinken habe ich zwischen 15 und 16 Jahren. Damals habe ich auf meinen ersten Parties ca. 3 Bier (0,33l) getrunken. Dies kam anfangs nur jede zweite Woche vor, nahm dann aber zu (2x Woche). Mit 17 Jahren ging ich dann regelmäßig zweimal die Woche feiern. Ich trank dabei 5 bis 6 kleine Biere (0,33l). Bis ich 20 war trank ich an einem typischen Abend einer Party ca. 3 Bier (0,33l). Im Studium trank ich im Zuge der Einführungsveranstaltungen, WG-Parties und neuen Bekanntschaften bis zu 8 große Biere (0,5) pro Woche. Schnaps trank ich selten, ca. einmal im Monat. Während der Abschlussphase trank ich nur noch ca. 4 0,5-Biere pro Woche. Nach dem Abschluss meines Studiums und meinem Umzug in eine andere Stadt zum Masterstudium behielt ich dieses Pensum bei.


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?


Ich trank meistens in sozialen Gegebenheiten im Umfeld von Freunden und der Familie. Durchschnittlich einmal im Monat habe ich auch alleine ein großes Bier getrunken. Meine Alkoholmissbrauchsvorfälle geschahen immer mit engen Freunden um einen Rausch zu erzeugen.


12. Warum haben Sie getrunken?(Innere + äußere Motive)


Ich habe mich gefragt wie ein so schöner Tag so scheußlich enden kann. Nach der Phase der Reflektion weiß ich das nun. Ich war als Kind und Jugendlicher sehr unsicher und sehnte mich nach Bestätigung von Freunden und Eltern, die ich aber nicht bekam. Als ich die Wirkung von Alkohol auf mich entdeckte war ich begeistert, wie locker und freigeistig ich sein kann. Ich bekam in Situationen, in denen ich mir einen Rausch angetrunken hatte positive Rückmeldung auch von Frauen. Ich war stolz darauf zu trinken und mich so zu fühlen wie ich mich immer fühlen wollte. Ich empfand es als Stärke, viel trinken zu können ohne die Kontrolle zu verlieren (so dachte ich zumindest). Ich empfand es auch als normal, das mein soziales Umfeld das gleiche tat und gut hieß. Während des Studiums hatte ich durch die Beschäftigung mit Persönlichkeitsentwicklung viel von meiner Unsicherheit loslassen können. Der Alkoholrausch verstärkte dies und ich genoss die neue Fähigkeit, mich neuen sozialen Interaktionen ohne Angst aussetzen zu können. Während des Masters in Berlin hatte ich dann einige Abstürze und einmal einen Filmriss. Dies war der erste Moment an dem ich dachte, dass ich mal vorsichtiger mit Alkohol sein sollte. Eine Verhaltensänderung habe ich damals nicht vollzogen. Aus der toxischen Beziehung lernte ich dann, wie stark meine Lust auf Alkohol von meinen Emotionen abhängt. Kurze Zeit später kam es zu der beschriebenen Trunkenheitsfahrt. An dem Tag war ich freudig und hatte Lust mich von altem zu befreien, zu tanzen, zu lachen und zu trinken.


In der Auseinandersetzung mit den Folgen dieser Fahrt, ging ich durch verschiedene Stadien, von Wut und Vermeidung bis zu Akzeptanz und schließlich einer proaktiven Änderung meines Verhaltens. Ich erkenne nun, dass ich unbewusst Alkoholmissbrauch betrieben habe und dass die Konsequenzen für meine Gesundheit und mein Umfeld weitaus verheerender hätten sein können, wenn ich einfach so weiter gemacht hätte.


13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol (also z.B. ein 0,5-Bier oder zwei 0,33-Biere) wurde ich deutlich redseliger und hatte weniger Hemmungen Ideen und Vorschläge zu machen. Ich nahm mich als kreativer wahr. Bei viel Alkohol (also ab ca. 3 großen (0,5) Bieren) wurde ich stumpfer und instinktiver. Ich dachte weniger darüber nach was ich tat und spürte erste Koordinationsschwierigkeiten. Auch die Konzentration ließ deutlich nach. Es setzte schnell eine Müdigkeit ein. Am nächsten Tag hatte ich einen Kater. Die positiven Erinnerung an die gemeinsamen Erlebnisse im Alkoholrausch ließen meistens gute Gefühle zurück.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?


Ja. Nach dem besagten Absturz warnete mich ein Freund der dabei war ich solle mal aufpassen. Auch meine Partnerin sagte mir nach der Trunkenheitsfahrt, dass sie erschreckt sei, wieviel ich manchmal getrunken habe. Ich habe diese Hinweise erhört und ihnen zugestimmt. Da ich diese Ereignisse zunächst aber als isolierte Einzelfälle betrachtete und die Möglichkeit einer Gefährdung verdrängte, habe ich sie nicht als praktische Verhaltensänderung umgesetzt.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?


Manchmal wenn ich duch einen starken Kater lange im Bett blieb, verzog sich dadurch Tagesrythmus für einige Tage. Ich wache normalerweise sehr früh auf. An den Tagen nach den starken Katern bin ich dann sehr spät aufgestanden und hatte wenig Motivation für meine Uni, Arbeit und Freunde. In solchen Tagen spürte ich auch traurige Gefühle, bzw. diese wurden verstärkt wenn sie schon vorhanden waren, wie z.B. nach der Trennung von meiner damaligen Freundin.


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Ich habe zu jedem Lebensabschnitt mehr Alkohol getrunken als heute. Besonders stark war der Konsum während des Bachelorstudiums. Ich genoss die Zeit auf eigenen Beinen zu stehen, zu lernen und Neues zu entdecken. Ich trank viel, um mich gelöst und intuitiv zu fühlen und Erfolge in sozialen Interaktionen zu haben. Vor alle in den ersten zwei Semestern war es sehr exzessiv. Ich nahm es als normal wahr, "was Erstis eben tun".


Während meiner negativen Beziehung in Leipzig, kurz vor Abschluss der Masterarbeit, trank ich wieder viel mehr als sonst, auch unter der Woche. Es war eine sehr schwere Zeit für mich, die mich zwang, mich neu zu erfinden und über mich zu lernen. Ich betrachte heute die Trunkenheitsfahrt als damit verbunden.


17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?


Wie oben beschrieben, kam dies einmal vor, im Sommer 2017.


18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?


Ja. Zur Zeit meiner Abschlussphasen des Bachelors und des Masters habe ich bewusst für zwei Monate auf Alkohol verzichtet, um den Kopf klar zu haben und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Das nächste Mal war es dann das sechsmonatige Abstinenzkontrollprogramm im Zuge der Vorbereitung auf die MPU.


19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?(mit Begründung)


Ich habe mich vor der TF als Gelegenheitstrinker wahrgenommen und die Situationen hohen Konsums als isolierte Einzelfälle betrachtet, die mit der Jugend und dem Beginn der Studierendenzeit einhergehen, als Rituale durch die jeder mal geht. Da ich viele positive Erfahrungen im universitären, beruflichen und sozialen erlebte, kam mir nicht der Gedanke, dass Alkhol mein Leben derart negativ beeinflussen kann.


Heute weiß ich, dass ich weit über die Norm getrunken habe und Alkohol missbraucht habe, um meine inneren Unsicherheiten für den Moment zu überdecken und negative Gefühle zu betäuben. Das Ereignis der TF und der ganze Prozess der Aufarbeitung bis heute hat mir klar gemacht, wieviel Glück ich hatte und immer noch habe, keine gravierenden Schäden entwickelt zu haben oder meinem Umfeld zugefügt zu haben. Ich will kein Trinker sein. Durch die Erfahrung der halbjährigen Abstinenz weiß ich nun, dass ich Alkohol nicht in meinem Leben brauche. Es soll nie wieder in meinem Leben zu Alkoholmissbrauch kommen, auch nicht in meinem Umfeld. Ich bin froh, dass auch andere in meinem Umfeld durch meine Erfahrungen über ihren Konsum begonnen haben zu reflektieren.
 

Alyx

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Heute und in Zukunft


20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)



Ja. Nach der Abstinenzphase und der neu gewonnen Klarheit weiß ich, dass ich nie wieder unkontrolliert Alkohol trinken werde, nur noch zu ganz besonderen sozialen Anlässen, wie z.B. Geburtstage oder Hochzeiten und nur maximal 2 Mal im Monat. Dann trinke ich ein kleines Bier (0,33) über einen Zeitraum von 3-4 Stunden und wechsle danach zu alkoholfreien Getränken.


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?


Das letzte Mal war im Zuge der Zusammenführung der Familien meiner Partnerin und mir am 05.09.2020, ein Glas Wein zum Abendessen (0,4).


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?


Nach der Abstinenzphase habe ich ein alkoholfreies Bier getrunken.


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?


Ich trinke Bier und Wein heute nur noch, weil ich den Geschmack mag und nicht weil ich meine Anspannung versuche aufzulösen. Der Alkohol ist nicht mehr Teil meines Alltags und ist nun mit einem gewissen Ernst besetzt, den ich durch Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit seiner Wirkung erkannt habe. Ich behandle Alkohol vorsichtig als Genussmittel und etwas Besonderes bei entsprechenden Anlässen. So gewinnt das Trinken von Alkohol etwas seltenes, rituelles und bewusstes, das keinen Raum mehr darüber hinaus einnimmt.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?


Ich habe mich nach meiner Tat intensiv mit dem Thema Alkohol und seinen Wirkungen auseinander gesetzt. Dabei habe ich realisiert, dass Alkohol in meinem Leben zunehmend ein Verdrängungsmittel war, um meine innere Unsicherheit zu unterdrücken. Ich konsumierte Alkohol ohne darüber nach zu denken, worin eigentlich mein Problem bestand. Ich habe diese Unsicherheit mittlerweile überwunden, was sich in vielen Erfolgen in verschiedenen Bereichen in meinm Leben zeigt. Ich mag es mich fit und gesund und klar zu fühlen und das brauche ich auch um meine Ziele zu erreichen. Ich habe ein neues Verhältnis zu meiner Gesundheit entwickelt und sie an oberste Stelle gestellt. Ich betrachte die Normalität mit der gesellschaftlich mit Alkohol umgegangen wird nun mit großem Argwohn und Sorge. Ich habe mich von sozialen Kreisen entfernt, in denen das Trinken zelebriert wird. Das Erlebnis und der Prozess haben mich nachhaltig verändert und ich bin froh und dankbar darüber.


.25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?


Nach dem Schock der TF war ich für einige Wochen komplett abstinent und sagte auch Treffen mit meinen Freunden für das Wochenende ab. Da ich völlig unklar darüber war, was nun auf mich zukommen würde, begann zu reflektieren und zu recherchieren um zu verstehen, was geschehen war und was ich zu tun hatte. Ich hatte zunächst eine Verweigerungshaltung und spürte großen Widerstand gegen die Beschäftigung damit. Auf Anraten von Bekannten, ließ ich mir den Führerschein entziehen. Zu Beginn des Jahres fasste ich den Entschluss Tatsachen zu schaffen und begann die halbjährige Abstinenzphase. In diese Zeit fiel in Corona-Krise, der Lockdown, gleichzeitg mein Umzug nach Berlin zwecks meiner Weiterbildung - ein großer Traum von mir- und der Zusammenzug mit meiner Partnerin. Der Alkohol hat mir nie gefehlt. Ich staunte über die Reaktionen von Freunden und Bekannten, die z.T. angaben, dass sie dies nie durchhalten würden. Hier wurde mir ganz deutlich bewusst, wie tief verankert Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft ist. Ich fühlte mich gut. Ich hörte auf zu rauchen und mehr Sport zu treiben. Ich hatte Vorbilder, die auch keinen Alkohol tranken. Ich konsultierte Ärzte und Fachleute um meine Aufarbeitung voranzutreiben. Ich erkannte mehr und mehr, welcher Gefahr ich mich ausgesetzt hatte und wie leichtfertig ich den Missbrauch von Alkohol in Kauf genommen hatte. Meine Familie, meine Partnerin und meine engen Freunde unterstützten mich sehr dabei und nahmen sich ein Beispiel. Ich fühlte mich stark, wenn ich Alkohol ablehnte und freute mich der ein oder anderen Person zu Denken zu geben, wenn es um Alkoholkonsum ging. Schlussendlich hat die Umstellungsphase sehr in diese Zeit hineingepasst. Die ganze Welt hat sich verändert und musste neue Klarheit gewinnen. Ich bin für meine Situation zuversichtlich, dass ich nie wieder Alkoholmissbrauch betreiben werde, weil ich die Faktoren die dazu geführt habe aufgearbeitet und verändert habe, mich selbst auf selbstbestimmte Weise in eine Position versetzte habe, die meinen größeren Interessen und Zielen entspricht. Ich habe viel über mich selbst gelernt und viele wertvolle Lektionen mit auf den Weg genommen. Die Umstellungsphase viel mir also leicht und hat positive Veränderungen bewirkt, die ich beibehalten und pflegen will.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?


Ich fühle mich fitter, konzentrierter und selbstbewusster. Während ich früher sonntags verkatert nur im Bett rumlungerte, gehe ich dann joggen oder treffe mich mit meiner Freundin. Mein neues Selbstbewusstsein und die positive Erfahrungen der Abstinenz haben meine Willenskraft gestärkt, was sich in beruflichen Erfolgen widerspiegelt. Meine Familie freut sich, dass ich noch besser aus dieser Situation herausgekommen bin und ist stolz. Ich fühle mich erholt und motiviert größere Ziele anzugehen. Ich sprach mit alten Freunden darüber wie wir geworden sind wer wir sind und stärkte dadurch die Freundschaften und gab positive Impulse. Ich führe ein stabiles, erwachsenes Leben mit vielen guten Erlebnissen und gesunden Beziehungen.


**27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?**

In Bezug auf den Alkoholkonsum habe ich mir Regeln gesetzt, die ich konsequent einhalte und auch in Zukunft einhalten will (keinen Schnaps; nicht mehr als 2 kleine Bier; nur an zwei Tagen im Monat; Planung der Trinkanlässe; keine Trinkspiele). Mir geht es besser mit meinem reduzierten Alkoholkonsum und ich setze alles daran, dass es so bleibt. Ich habe ein Bewusstsein für meinen Alkoholkonsum entwickelt und erkannt, dass mein vorheriges Verhalten missbräuchlich war. Ich nehme eine stärkere Vernunft und mehr Weitblick bei mir war. Meine Freundin und ich planen eine Familie zu gründen. Meine vorherigen Unsicherheiten in sozialen Kontakten sind gewichen. Ich kann mich nun ganz öffnen und authentisch kommunizieren. Das bewerte ich als meinen größten Erfolg. Die Tatsache, dass Alkohol dabei keine Rolle mehr spielt, bekräftigt mein Gefühl der Selbstwirksamkeit und meine Motivation, meine Regeln einzuhalten.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?(mit Begründung)


Momentan kann ich es mir nur sehr schwer vorstellen. Was ich durch die Arbeit an mir selbst gewonnen habe, ist für mich so wertvoll, dass es unsinnig erscheint, jemals wieder aus Unsicherheit oder sozialem Druck Alkohol zu missbrauchen. Ich verstehe jedoch, dass Schicksalsschläge und Katastrophen im Leben geschehen können und alte Muster wieder aktivieren können. Ich bin mir aber sicher, dass meine Fähigkeit zur Selbstreflektion und -steuerung genug entwickelt ist, um nicht wieder in unbewusste Muster zurückzufallen. Viele meiner Freunde sind Therapeuten und Coaches, daher weiß ich, wie sinnvoll die Zusammenarbeit mit Professionellen sein kann und habe keine Angst im allerschlimmsten Fall diese Hilfe in Anspruch zu nehmen.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?


Ich habe mir selbst ein 0,0‰-Gebot im Bezug auf das Fahren im Straßenverkehr gesetzt. Die Erfahrung der letzten zwei Jahre ist so einschneidend, dass ich die Wiederholung einer Trunkenheitsfahrt um jeden Preis vermeiden will. Da ich meinen Konsum stark reduziert habe, wird es nicht dazu kommen, dass meine Entschlussfähigkeit soweit beeinträchtigt ist, dass ich nach Alkoholkonsum fahre. Wenn ich weiß, dass ich abends etwas trinken werde, lasse ich Auto und Fahrrad zu Hause stehen. Dadurch dass ich Monate im Voraus festlege, wann ich Alkohol trinken werde, kann es auch nicht mehr zu spontanem Trinken kommen.


30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?


Nein.
 

Rübezahl

Gesperrte(r) User(in)
grüß dich. ich bin ehrlich gesagt nicht der FB-guru...mir ist das (ziemlich egoistisch gedacht, ich weiß) immer einfach zu viel text. deswegen überfliege ich meist erst mal nur...
was mir gleich auffiel:
2) deine Trinkmenge stimmt bestimmt nicht.
6) OFT unter Alkoholeinfluß gefahren, aber NIE mit diesen Mengen....das glaubt dir niemand
7) dann wäre 25 x ja OFT...glaubt dir auch keiner...laut statistik wird nur jede 500 TF erkannt
Im weiteren verlauf hast du ziemlich viele sehr bedenkliche Zungenschläge (Verlangen nach Rausch, in Geselligkeit, nie mehr über den rausch hinaustrinken usw) --> eigentlich hast ja nie eine gelegenheit ausgelassen, die ein KT nebst monatelang im voraus planen, und nur 1 bier (danach dann alkfrei) sehr unglaubwürdig erscheinen lassen.
klingt momentan für mich noch ziemlich nach: Ich werds gewiss nicht wieder tun - indianerehrenwort
 

Alyx

Benutzer
Danke Rübezahl.

Die Trinkmenge habe ich nachgerechnet, die sollte eigentlich stimmen.

Was wäre denn die Empfehlung bezüglich der anderen Punkte?
 

Rübezahl

Gesperrte(r) User(in)
So. Ich bin Grad dienstlich unterwegs und nur mit Handy bestückt. Das ist mühselig.
Ich hatte bis BAK 7h und habe 9 Bier getrunken. Wiege nur geringfügig mehr als du. bei dir 8.5 h und du hattest 0.15 mehr als ich. wie willst das mit umgerechnet mit etwas mehr als 7 Bier erreichen? hast das resorptionsdefizit 20% berücksichtigt?
6) und 7) ergeben sich aus den Wahrscheinlichkeiten. Du bist an die alkmenge gewöhnt gewesen. sonst hättest reiernd in der Ecke gelegen. aber ausgerechnet mit dem Fahrrad bist du vorher nie mit der beladung von ner Party heim???
Beim 25. Mal wurdest erwischt. also 20x früher als der Schnitt? und genau da kommt hinzu dass du vorher nie so viel hattest??? das klingt einfach geschönt.
Der Rest war eher allgemeiner tenor
 

Alyx

Benutzer
Hallo Rübezahl,

danke für die Antwort. Ich habe jetzt verschiedene Promillerechner ausprobiert und komme immer bei verschiedenen Resultaten raus. Ich weiß es tatsächlich nicht mehr ganz genau, aber es müssen mindestens 7 Bier und 5 Schnäpse gewesen sein. Die Schnäpse habe ich alle in der letzten Stunde vor der TF getrunken.

Ich war auf jeden Fall stark die an die Menge gewöhnt gewesen, das stimmt. Nach etwas Reflektion bin ich mindestens 3 Mal mit solchen Mengen auf dem Fahrrad unterwegs gewesen. Insgesamt müssen es bis zu 50 Male gewesen sein, dass ich unter Einfluss das Fahrrad genommen hatte. Ich hatte die meiste Zeit meines Studium nämlich kein Fahrrad, das war angesichts der geringen Größe der Stadt nicht nötig. Erst in Leipzig bin ich viel Fahrrad gefahren und dort dann auch oft mit Promille.

Ich habe den FB überarbeitet und eine neue Version unten eingestellt.

Danke für die ganze Mühe!
 

Alyx

Benutzer
Zur Person


Geschlecht: männlich


Größe: 1,88


Gewicht: 70 kg


Alter: 28 Jahre


Was ist passiert?


Datum der Auffälligkeit: 28.08.2018


BAK: 1,88 ‰


Trinkbeginn: 19:00 Uhr


Trinkende: 3:30 (prüfen)


Uhrzeit der Blutabnahme: 4:25


Stand des ErmittlungsverfahrensGerade erst passiert: nein


Strafbefehl schon bekommen: ja


Dauer der Sperrfrist: keine, weil mit Fahrrad


Führerschein: nein


Hab ich abgegeben: nein, Entzug


Hab ich neu beantragt: Ja


Hab schon in meine Akte geschaut: Nein


Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein


Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):


  1. Ist zu erwarten, dass Sie in Zukunft auch ein KFZ unter Alkoholeinfluss führen werden.
  2. Liegen psycho-funktionale Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines KFZ der Klasse AM + B + L in Frage stellen.

Bundesland: Berlin


Konsum: Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: max. 2x Monat, 1 bis 2 kleine Bier (0,33l) oder 1 Glas Wein (0,2l)


Abstinenznachweis: Haaranalyse ja/nein: Nein


Urinscreening ja/nein: Ja


Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Nein


Aufarbeitung


Suchtberatungsstelle aufgesucht?: ja


Selbsthilfegruppe (SHG): ja


Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein


Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein


Ambulante/stationäre Therapie: nein


MPU Datum: noch nicht bekannt


Welche Stelle (MPI): IASS schon bezahlt?: nein


Schon eine MPU gehabt? ja


Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine


Tathergang


1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)



Es war ein Sommertag, ich hatte meine Masterarbeit beendet und meine zwei besten Freunde waren zu Besuch bei mir in Leipzig. Wir waren auf eine Geburtstagsfeier eingeladen. Dort angekommen trank ich gegen 20 Uhr das erste große Bier. Dem folgten bis 3:00 morgens weitere 5 0,5l Biere und 5 Schnäpse (0,2). Ich war deutlich berauscht und hatte gegen Ende Schwierigkeiten zu sprechen. Meine Freunde wollten mit dem Rad nach Hause fahren, eine Strecke von 15 Minuten. Ich schloss wie selbstverständlich mein Rad auf, hatte dabei auch Schwierigkeiten und fuhr los. Das Fahren fühlte sich weitgehend normal an. Ich fühlte mich gelöst und lustig. Ich fuhr absichtlich Schlangenlinien. Nach 2 km stoppten meine Freunde plötzlich und riefen mich zurück. Ich hielt an und fiel dabei fast um. Ich fuhr zurück und erkannte ein Polizeiauto und zwei Polizisten. Sie sprachen mich an wieviel ich getrunken hätte. Ich gab die Menge an die ich glaubte getrunken zu haben. Sie ließen mich pusten und entschieden mich mitzunehmen zur Blutabnahme. Dort versuchte ich die Fragen so gut und klar wie möglich zu beantworten. Ich war immer noch sehr berauscht und hatte Mühe gerade zu stehen und zu sprechen. Sie entließen mich gegen 5 Uhr morgens.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


Ich trank von 20 - 3 Uhr morgens 6 x 0,5l Pilsbiere und zwischen 2 und 3 Uhr 5 0,2cl-Schnäpse á 40 % .


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?


Ich fuhr knapp 2 km und hätte noch 1 km vor mir gehabt.


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?(Ja/Nein + Begründung)


Ja. Ich hatte kurz vor der Fahrt Sprach-, Koordinations- und Orientierungsprobleme aber mich im Verbund mit meinen Freunden sicher gefühlt. Die Straßen waren leer und der Weg nicht weit. Ich hatte kurz Zweifel ob dies jetzt eine gute Idee ist und ich nicht lieber dort schlafen soll. Ich schob den Gedanken weg, als meine Freunde mit ihren Rädern zum Ausgang gingen. Während der Fahrt fuhr ich wie im "Autopilot" und unterhielt mich mit meinen Freunden. Ich fühlte mich beim Fahren klarer. Ich fuhr jedoch deutliche Schlangenlinien und ich dachte, zum Glück bin ich bald zuhause. Erst als ich anhielt und fast umfiel merkte ich, dass ich viel zu berauscht war um sicher zu fahren. In diesem Moment dachte ich, ich sollte jetzt nicht mehr fahren.


5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?


Ich habe die Fahrt nicht vermeiden wollen. Zwar ging mir dieser Gedanke durch den Kopf aber ich gab mich dem gefühlten sozialen Druck hin.


6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?


Ja ich bin oft unter Alkholeinfluss Fahrrad gefahren, aber ich bin dabei nie aufgefallen.


7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?


Zwischen 2013 und 2016 während des Bachelor-Studiums in Marburg ist es bestimmt 30 mal vorgekommen. In Potsdam gar nicht. Während des Jahres in Leipzig bis zur TF noch weitere 20 Male. Daraus folgere ich, dass ich durch die Gewöhnung sowohl an den Alkohol als auch das Fahrradfahren die Situation extrem verharmlost habe und mich unter Kontrolle wähnte. Mein Problembewusstsein bez. meines Alkoholkonsums als auch meiner Fahrtauglichkeit war nicht ausgeprägt. Nach der Aufarbeitung bin ich mir deutlich im Klaren über die Gefahren für mich und andere, die das Fahren unter Alkoholeinfluss hat und wie stark Alkohol in meinem Leben und in unserer Gesellschaft verharmlost wird.


Exploration


8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit 16 habe ich das erste Bier getrunken, Abends im Kreise mit Freunden. Es war ein aufregendes Erlebnis. Ich fühlte mich erwachsen und cool dabei, obwohl das Bier mir nicht schmeckte. Ich tat vor meinen Freunden so als wäre ich betrunken. Ich wurde dann davon sehr müde und schlief schließlich ein.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?


Ja ich habe regelmäßig Alkohol getrunken. Mit 16 habe ich begonnen, regelmäßig mit Freunden am Wochenende zu trinken, meistens Bier, machmal auch Wein und Schnäpse. Ich begonn auch zu rauchen. Es wurden meistens bis zu 3 große Biere an einem Abend. Ich war ein sehr schüchterner und verkrampfter Jugendlicher mit wenig oder nur gekünstelten Selbstbewusstsein. Ich war auch kein sehr guter Schüler und wusste nicht was ich im Leben wollte. Ich begann mit das Skateboarden beizubringen und lernte dadurch meinen ersten richtigen Freundeskreis kennen. Dort begann dann die Gewöhnung an regelmäßigen Alkoholkonsum. Ich spürte durch den Alkohol eine große Lockerheit und Gelöstheit und damit einhergehend ein erhöhtes Selbstbewusstsein, dass sich schon nach dem ersten Bier einstellte. Meine Freunde waren positiv überrascht von meinem Verhalten unter Alkoholeinfluss und bestärkten mich zum Trinken. Ich nahm an Trinkspielen teil und lernte stolz auf meine scheinbar hohe Toleranz zu sein. Ich genoss den Respekt meiner Freunde, vor allem der älteren. Bei einem dieser Trinkspiele, mit 17 Jahren, bei dem viele alkoholische Getränke gemischt wurden, entglitt mir völlig die Kontrolle und ich musste mich stark erbrechen. Da bekam ich zum ersten Mal den Gedanken, dass es nicht gut ist, was ich da tue. Ich nahm dann nicht mehr an Trinkspielen teil und trank nicht mehr gemischt. Ich verband jedoch den Alkohol stark mit sozialen Erfolgen auch beim anderen Geschlecht. Da ich im Alltagsbewusstsein immer noch stark unter meiner Unsicherheit und Verkrampftheit litt, begann ich mich mit Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen. Ich hatte das starke Bedürfnis mich von den sozialen Zwängen zu befreien bzw. ihnen locker gewachsen zu sein. Zwischen 18 und 20, in der Zeit um das Abitur herum, bin ich häufig am Wochenende ausgegangen und trank dabei bis zu 5 große Bier in der Nacht. Ich war weiterhin stolz darauf, im Gegensatz zu meinen Freunden fasst nie einen Kater am nächsten Morgen zu haben. Ich schob dies auf meine Gewohnheit sehr viel Wasser zu trinken. Mit 19 wurde ich selbstbewusster und fühlte mich allmählich glücklicher und zufriedener. Ich wurde besser in der Schule und begann meine erste feste Beziehung. Nach dem Abitur ging ich ein Jahr mit meiner Freundin auf Reisen und trank etwa einmal im Monat Alkohol, meistens zwei Gläser Wein. Diese Zeit war für meine weitere Entwicklung von großer Bedeutung. Ich erfand mich selbst neu und begann größere Ziele zu entwickeln. Ich konnte in dieser Zeit viele alte Schmerzen verarbeiten. Nach meiner Rückkehr begann mein Studium und damit ein neuer aufregender Lebensabschnitt. Ich war begierig mein neues Selbstbewusstsein zu leben. In dieser Zeit erhöhte sich mein Alkoholkonsum stark. Ich trank in den ersten zwei Semestern -von 2013 - 2014 - jedes Wochenende ca. 8 große Biere, manchmal auch mehrere Schnäpse an einem Abend. Ich trank nun nicht mehr, weil ich auf die "Leistung" stolz war, sondern weil ich die berauschten Abende und die gemeinsamen positiven Erfahrungen mit meinen neuen Freunden sehr genoss. Zum ersten Mal spürte ich dabei eine Lust auf Bier oder Wein. Ich trank in dieser Zeit manchmal nach der Uni alleine ein "Feierabendbier", um mich zu belohnen. Ich beschäftigte mich immer noch sehr mit der menschlichen Psyche und Persönlichkeitsentwicklung, auch mit spirituellen Themen. Ich hatte das Gefühl, das mein Leben jetzt auf einem guten Pfad ist und ich endlich der bin, der ich sein wollte. Ich spürte dennoch immer noch manchmal eine tiefe Unsicherheit und Introversion, und kritisierte mich selbst stark dafür. In dieser Zeit trennte sich meine Freundin von mir, was ein schwerer Schlag für mich war. Ich zog mich für ein halbes Jahr aus vielen sozialen Aktivitäten zurück und begann viel Tagebuch zu schreiben. Nachdem ich mich von der Trennung erholte, erfuhr ich viele persönliche, berufliche und soziale Erfolge. Ich trank in dieser Zeit nicht an jedem Wochenende und lernte den Genuss auch am Wochenende einen klaren Kopf zu haben. Während der Abschlussphase meines Bachelors trank ich ca. 2 Monate gar keinen Alkohol, da mir ein gutes Ergebnis wichtig war, das ich auch bekam. Ich zog 2016 nach Potsdam um mein Masterstudium zu beginnen. Ich fuhr jedes Wochenende nach Berlin zu meinen Freunden und trank dort mit ihnen Alkohol, wieder ca. zwischen 4 und 8 große Bier am Abend. Ich erlebte an einigen dieser Abende starke Ausfallerscheinungen, die ich vorher nicht von mir kannte. Mir kam zum ersten Mal der Gedanke, dass ich in Bezug auf Alkohol etwas aufpassen muss. Im September 2017 zog ich für das Praktikum nach Leipzig und konzentrierte mich danach dort auf meinen Master-Abschluss. Ich behielt meine Trinkgewohnheit von ca. 4-8 Bier am Wochenende bei. Auch hier traten einige Male Ausfallerscheinungen auf, bei denen auch die erhoffte enthemmende Wirkung aussetzte. Ich sagte mir, dass ich nun auch nicht mehr der Jüngste sei und der Alkoholkonsum ganz natürlicherweise mit zunehmenden Alter abnimmt, ich würde ja jetzt schon weniger trinken als im Bachelor, sei reifer und umsichtiger geworden. 2018 begann eine ca. sechsmonatige Beziehung die sich als toxisch erwies. In dieser Zeit verlor ich viel von dem Selbstbewusstsein dass ich über die Jahre aufgebaut hatte und nahm kaum noch am sozialen Leben teil. Ich trank in dieser Zeit zwar am Wochenende nicht mehrere, dafür an fast jedem Abend alleine ein großes Bier. Ich überwand mich die Beziehung schließlich zu beenden und fühlte mich befreit und gelöst. Ich begann danach an meiner Masterarbeit zu arbeiten und trank wieder für zwei Monate keinen Alkohol. Ich schloss die Masterarbeit mit guter Note ab und freute mich über den gelungenen Abschluss und den Übergang in ein neues Kapitel. Ich war gebannt darauf, dies und die Wendung des Jahres zum Guten zu feiern. Zu diesem Anlass geschah die hier beschrieben Trunkenheitsfahrt. Nach dem Entzug des Führerscheins und nach eigener Aufarbeitung begann ich ein sechsmonatiges Abstinenzkontrollprogramm. Es bereitete mir keinerlei Probleme komplett auf Alkohol zu verzichten, und mein Gefühl von Selbstwirksamkeit stieg. Ich hörte gleichzeitig auch vollständig mit dem Rauchen auf, was ich als einen meiner größten Erfolge werte. Mein Verständnis und Verhältnis zum Alkohol änderte sich drastisch. Ich nehme das Thema nun sehr viel ernster und entdecke bei Freunden und Familie Neigungen zum Alkohol, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte und als normal empfand. Als das Abstinenzkontrollprogramm endete, empfand ich eine neue Klarheit und die Gewissheit, mich auf einen gesunden Pfad gemacht zu haben.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Angefangen regelmäßig Alkohol zu trinken habe ich mit 16 Jahren. Damals habe ich auf meinen ersten Wochenend-Parties ca. 3-5 Bier (0,5l) am Abend getrunken und manchmal auch bis zu 3 (0,2cl) Schnäpse mit dazu. Mit 18 Im Studium trank ich im Zuge der Einführungsveranstaltungen, WG-Parties und neuen Bekanntschaften bis zu 8 große Biere (0,5) pro Woche. Während der Abschlussphase trank ich nur noch ca. 4 0,5-Biere pro Woche. Nach dem Abschluss meines Studiums und meinem Umzug in eine andere Stadt zum Masterstudium behielt ich dieses Pensum bei.


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?


Ich trank meistens in sozialen Gegebenheiten im Umfeld von Freunden und der Familie. Ab dem dritten Semester meines Bachelors trank ich bis zur Abschlussphase 2 mal die Woche ein 0,5l Bier alleine. Die Situationen in denen mir die Kontrolle über die Trinkmenge entglitt waren immer im Kreise von Freunden.


12. Warum haben Sie getrunken?(Innere + äußere Motive)


Ich war als Kind und Jugendlicher sehr unsicher und sehnte mich nach Bestätigung von Freunden und Eltern, die ich aber nicht bekam. Ich stellte mir schon früh Fragen und interessierte mich für große philosopische Themen die anscheinend ungewöhnlich für ein Kind waren. Ich war in der Schule großem Druck ausgesetzt und konnte die Erwartungen meiner Eltern und Lehrer nicht erfüllen. Ich hatte Angst davor mit neuen Menschen in Kontakt zu treten, sogar ihnen in die Augen zu sehen. Ich fühlte mich in vielerlei Hinsicht schon früh als Versager und wollte jemand anderes sein. Ich stellte mir oft vor, ich sei mit vielen positiven Eigenschaften ausgestattet. Als ich die Wirkung von Alkohol auf mich entdeckte war ich begeistert, wie locker und freigeistig ich sein kann. Ich war erleichtert wie sehr ich mich Menschen auf einmal öffnen konnte. Ich dachte damals, jetzt wird alles gut. Zwischen 16 und 20 ging es so gut wie jedes Wochenende um Alkohol. Ich bekam in Situationen, in denen ich mir einen Rausch angetrunken hatte positive Rückmeldung auch von Frauen, eine völlig neue Erfahrung für mich. Ich war stolz darauf scheinbar viel Alkohol vertragen zu können und mich dabei lustig, selbstbewusst und friedvoll zu fühlen, so zu fühlen wie ich mich immer fühlen wollte. Ich empfand es als Stärke, viel trinken zu können ohne die Kontrolle zu verlieren (so dachte ich zumindest). Ich empfand es auch als normal, das mein soziales Umfeld das gleiche tat und gut hieß. Während des Studiums hatte ich durch die Beschäftigung mit Persönlichkeitsentwicklung viel von meiner Unsicherheit loslassen können und mir Erfolge auch jenseits von Parties und Alkohol erarbeiten. Ich rauchte damals schon stark und rauchte unter Alkoholeinfluss noch mehr als sonst. Ich sehnte mich nach engen Freundschaften und bedeutungsvollen Erfahrungen. Ich war zwar mittlerweile beliebt und bekannt dafür gut in der Uni zu sein und gleichzeitig ein sozial sehr aktiver Typ. Tief in mir war immer noch eine starke Unsicherheit, die vor allem wieder hochkam, wenn ich auf dominante Charaktere stieß. Ich hasste es wenn diese alten Muster wiederkamen und machte mir selbst Vorwürfe dafür. Mit Alkohol konnte ich selbst so ein Charakter sein. Ich mochte es sehr, mich neuen sozialen Interaktionen ohne Angst aussetzen zu können. Mir kam es unter Alkoholeinfluss sogar so vor, als wenn ich besser denken könnte. Ich lernte in dieser Zeit, dass ich unter Trichodillomanie leide, also dem zwanghaften Ausreißen von Haaren. Dies geschah immer dann, wenn ich mich unter Druck fühlte. Während des Masters in Berlin hatte ich dann einige Abstürze und einmal einen Filmriss. Dies war der erste Moment an dem ich dachte, dass ich mal vorsichtiger mit Alkohol sein sollte. Eine Verhaltensänderung habe ich damals nicht vollzogen. Aus der toxischen Beziehung lernte ich dann, wie stark meine Lust auf Alkohol von meinen Emotionen abhängt. Kurze Zeit später kam es zu der beschriebenen Trunkenheitsfahrt. An dem Tag war ich freudig und hatte Lust mich von altem zu befreien, zu tanzen, zu lachen und zu trinken.


In der Auseinandersetzung mit den Folgen dieser Fahrt, ging ich durch verschiedene Stadien, von Wut und Vermeidung bis zu Akzeptanz und schließlich einer proaktiven Änderung meines Verhaltens. Ich erkenne nun, dass ich unbewusst Alkoholmissbrauch betrieben habe und dass die Konsequenzen für meine Gesundheit und mein Umfeld weitaus verheerender hätten sein können, wenn ich einfach so weiter gemacht hätte.


Ich habe mich gefragt wie ein so schöner Tag so scheußlich enden kann. Nach der Phase der Reflektion weiß ich das nun.


13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol (also z.B. ein 0,5-Bier oder zwei 0,33-Biere) wurde ich deutlich redseliger und hatte weniger Hemmungen Ideen und Vorschläge zu machen. Ich nahm mich als kreativer und intuitiver wahr. Bei viel Alkohol (also ab ca. 3 großen (0,5) Bieren) wurde ich stumpfer und instinktiver. Ich dachte weniger darüber nach was ich tat und sagte und spürte erste Koordinationsschwierigkeiten. Auch die Konzentration ließ deutlich nach. Es setzte schnell eine Müdigkeit ein. Am nächsten Tag hatte ich dann einen Kater. Die positiven Erinnerung an die gemeinsamen Erlebnisse im Alkoholrausch ließen meistens gute Gefühle zurück.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?


Ja. Nach dem besagten Absturz warnete mich ein Freund der dabei war ich solle mal aufpassen. Auch meine Partnerin sagte mir nach der Trunkenheitsfahrt, dass sie erschreckt sei, wieviel ich manchmal getrunken habe. Ich habe diese Hinweise erhört und ihnen zugestimmt. Da ich diese Ereignisse zunächst aber als isolierte Einzelfälle betrachtete und die Möglichkeit einer Gefährdung verdrängte, habe ich sie nicht als praktische Verhaltensänderung umgesetzt.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?


Manchmal wenn ich duch einen starken Kater lange im Bett blieb, verzog sich dadurch Tagesrythmus für einige Tage. Ich wache normalerweise sehr früh auf. An den Tagen nach den starken Katern bin ich dann sehr spät aufgestanden und hatte wenig Motivation für meine Uni, Arbeit und Freunde. In solchen Tagen spürte ich auch traurige Gefühle, bzw. diese wurden verstärkt wenn sie schon vorhanden waren, wie z.B. nach der Trennung von meiner damaligen Freundin.
 

Alyx

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16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Ich habe zu jedem Lebensabschnitt mehr Alkohol getrunken als heute. Besonders stark war der Konsum während des Bachelorstudiums und direkt vor dem Abschluss der Masterarbeit. Ich genoss die Zeit auf eigenen Beinen zu stehen, zu lernen und Neues zu entdecken. Ich trank viel, um mich gelöst und intuitiv zu fühlen und Erfolge in sozialen Interaktionen zu haben. Vor alle in den ersten zwei Semestern war es sehr exzessiv. Ich nahm es als normal wahr, "was Erstis eben tun".


Während meiner negativen Beziehung in Leipzig, kurz vor Abschluss der Masterarbeit, trank ich wieder viel mehr als sonst, auch unter der Woche. Es war eine sehr schwere Zeit für mich, die mich zwang, mich neu zu erfinden und über mich zu lernen. Ich betrachte heute die Trunkenheitsfahrt als damit verbunden.


17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?


Ja. Dies war zwischen 16 und 20 öfter der Fall, bei genannten Trinkspielen.


18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?


Ja. Zur Zeit meiner Abschlussphasen des Bachelors und des Masters habe ich bewusst für jeweils zwei Monate auf Alkohol verzichtet, um den Kopf klar zu haben und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Ich empfand dies nicht als Herausforderung. Das nächste Mal war es dann das sechsmonatige Abstinenzkontrollprogramm im Zuge der Vorbereitung auf die MPU.


19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?(mit Begründung)


Ich habe mich vor der TF als Gelegenheitstrinker wahrgenommen und die Situationen hohen Konsums als isolierte Einzelfälle betrachtet, die mit der Jugend und dem Beginn der Studierendenzeit einhergehen, als Rituale durch die jeder mal geht. Da ich viele positive Erfahrungen im universitären, beruflichen und sozialen erlebte, kam mir nicht der Gedanke, dass Alkohol mein Leben derart negativ beeinflussen kann.


Heute weiß ich, dass ich weit über die Norm getrunken habe und Alkohol missbraucht habe, um meine inneren Unsicherheiten für den Moment zu überdecken und negative Gefühle zu betäuben. Das Ereignis der TF und der ganze Prozess der Aufarbeitung bis heute hat mir klar gemacht, wieviel Glück ich hatte und immer noch habe, keine gravierenden Schäden entwickelt zu haben oder meinem Umfeld zugefügt zu haben. Ich habe erkannt, dass mein Problem nicht war, auf Alkohol zu verzichten, sondern bei Trinkanlässen die Kontrolle über die Trinkmenge zu behalten. Ich habe dies getan, um das Freiheitsgefühl und das Selbstbewusstsein zu verstärken, das mit dem Konsum einherging. Durch die Erfahrung der halbjährigen Abstinenz weiß ich nun, dass ich Alkohol nicht in meinem Leben brauche. Es soll nie wieder in meinem Leben zu Alkoholmissbrauch kommen, auch nicht in meinem Umfeld. Ich bin froh, dass auch andere in meinem Umfeld durch meine Erfahrungen über ihren Konsum begonnen haben zu reflektieren. Es fühlt sich gut an, ein positives Beispiel zu sein.


Heute und in Zukunft


20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)



Ja. Nach der Abstinenzphase und der neu gewonnen Klarheit weiß ich, dass ich nie wieder unkontrolliert Alkohol trinken werde, nur noch zu ganz besonderen sozialen Anlässen, wie z.B. Geburtstage oder Hochzeiten und nur maximal 2 Mal im Monat. Dann trinke ich ein kleines Bier (0,33) über einen Zeitraum von 3-4 Stunden und wechsle danach zu alkoholfreien Getränken.


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?


Das letzte Mal war im Zuge der Zusammenführung der Familien meiner Partnerin und mir am 05.09.2020, ein Glas Wein zum Abendessen (0,4).


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?


Nach der Abstinenzphase habe ich ein alkoholfreies Bier getrunken.


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?


Ich trinke Bier und Wein heute nur noch, weil ich den Geschmack mag und nicht weil ich meine Anspannung versuche aufzulösen. Der Alkohol ist nicht mehr Teil meines Alltags und ist nun mit einem gewissen Ernst besetzt, den ich durch Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit seiner Wirkung erkannt habe. Ich behandle Alkohol vorsichtig als Genussmittel und etwas Besonderes bei entsprechenden Anlässen. So gewinnt das Trinken von Alkohol etwas seltenes, rituelles und bewusstes, das keinen Raum mehr darüber hinaus einnimmt.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?


Ich habe mich nach meiner Tat intensiv mit dem Thema Alkohol und seinen Wirkungen auseinander gesetzt. Dabei habe ich realisiert, dass Alkohol in meinem Leben zunehmend ein Verdrängungsmittel war, um meine innere Unsicherheit zu unterdrücken. Ich konsumierte Alkohol ohne darüber nach zu denken, worin eigentlich mein Problem bestand. Ich habe diese Unsicherheit mittlerweile überwunden, was sich in vielen Erfolgen in verschiedenen Bereichen in meinm Leben zeigt. Ich mag es mich fit und gesund und klar zu fühlen und das brauche ich auch um meine Ziele zu erreichen. Ich habe ein neues Verhältnis zu meiner Gesundheit entwickelt und sie an oberste Stelle gestellt. Ich betrachte die Normalität mit der gesellschaftlich mit Alkohol umgegangen wird nun mit großem Argwohn und Sorge. Ich habe mich von sozialen Kreisen entfernt, in denen das Trinken zelebriert wird. Das Erlebnis und der Prozess haben mich nachhaltig verändert und ich bin froh und dankbar darüber.


.25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?


Nach dem Schock der TF war ich für einige Wochen komplett abstinent und sagte auch Treffen mit meinen Freunden für das Wochenende ab. Da ich völlig unklar darüber war, was nun auf mich zukommen würde, begann zu reflektieren und zu recherchieren um zu verstehen, was geschehen war und was ich zu tun hatte. Ich hatte zunächst eine Verweigerungshaltung und spürte großen Widerstand gegen die Beschäftigung damit. Auf Anraten von Bekannten, ließ ich mir den Führerschein entziehen. Zu Beginn des Jahres fasste ich den Entschluss Tatsachen zu schaffen und begann die halbjährige Abstinenzphase. In diese Zeit fiel in Corona-Krise, der Lockdown, gleichzeitg mein Umzug nach Berlin zwecks meiner Weiterbildung - ein großer Traum von mir- und der Zusammenzug mit meiner Partnerin. Der Alkohol hat mir nie gefehlt. Ich staunte über die Reaktionen von Freunden und Bekannten, die z.T. angaben, dass sie dies nie durchhalten würden. Hier wurde mir ganz deutlich bewusst, wie tief verankert Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft ist. Ich fühlte mich gut. Ich hörte auf zu rauchen und mehr Sport zu treiben. Ich hatte Vorbilder, die auch keinen Alkohol tranken. Ich konsultierte Ärzte und Fachleute um meine Aufarbeitung voranzutreiben. Ich erkannte mehr und mehr, welcher Gefahr ich mich ausgesetzt hatte und wie leichtfertig ich den Missbrauch von Alkohol in Kauf genommen hatte. Meine Familie, meine Partnerin und meine engen Freunde unterstützten mich sehr dabei und nahmen sich ein Beispiel. Ich fühlte mich stark, wenn ich Alkohol ablehnte und freute mich der ein oder anderen Person zu Denken zu geben, wenn es um Alkoholkonsum ging. Schlussendlich hat die Umstellungsphase sehr in diese Zeit hineingepasst. Die ganze Welt hat sich verändert und musste neue Klarheit gewinnen. Ich bin für meine Situation zuversichtlich, dass ich nie wieder Alkoholmissbrauch betreiben werde, weil ich die Faktoren die dazu geführt habe aufgearbeitet und verändert habe, mich selbst auf selbstbestimmte Weise in eine Position versetzte habe, die meinen größeren Interessen und Zielen entspricht. Ich habe viel über mich selbst gelernt und viele wertvolle Lektionen mit auf den Weg genommen. Die Umstellungsphase viel mir also leicht und hat positive Veränderungen bewirkt, die ich beibehalten und pflegen will.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?


Ich fühle mich fitter, konzentrierter und selbstbewusster. Während ich früher sonntags verkatert nur im Bett rumlungerte, gehe ich dann joggen oder treffe mich mit meiner Freundin. Mein neues Selbstbewusstsein und die positive Erfahrungen der Abstinenz haben meine Willenskraft gestärkt, was sich in beruflichen Erfolgen widerspiegelt. Meine Familie freut sich, dass ich noch besser aus dieser Situation herausgekommen bin und ist stolz. Ich fühle mich erholt und motiviert größere Ziele anzugehen. Ich sprach mit alten Freunden darüber wie wir geworden sind wer wir sind und stärkte dadurch die Freundschaften und gab positive Impulse. Ich führe ein stabiles, erwachsenes Leben mit vielen guten Erlebnissen und gesunden Beziehungen.


**27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?**In Bezug auf den Alkoholkonsum habe ich mir Regeln gesetzt, die ich konsequent einhalte und auch in Zukunft einhalten will (keinen Schnaps; nicht mehr als 2 kleine Bier; nur an zwei Tagen im Monat; Planung der Trinkanlässe; keine Trinkspiele). Mir geht es besser mit meinem reduzierten Alkoholkonsum und ich setze alles daran, dass es so bleibt. Ich habe ein Bewusstsein für meinen Alkoholkonsum entwickelt und erkannt, dass mein vorheriges Verhalten missbräuchlich war. Ich nehme eine stärkere Vernunft und mehr Weitblick bei mir war. Meine Freundin und ich planen eine Familie zu gründen. Meine vorherigen Unsicherheiten in sozialen Kontakten sind gewichen. Ich kann mich nun ganz öffnen und authentisch kommunizieren. Das bewerte ich als meinen größten Erfolg. Die Tatsache, dass Alkohol dabei keine Rolle mehr spielt, bekräftigt mein Gefühl der Selbstwirksamkeit und meine Motivation, meine Regeln einzuhalten.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?(mit Begründung)


Momentan kann ich es mir nur sehr schwer vorstellen. Was ich durch die Arbeit an mir selbst gewonnen habe, ist für mich so wertvoll, dass es unsinnig erscheint, jemals wieder aus Unsicherheit oder sozialem Druck Alkohol zu missbrauchen. Ich verstehe jedoch, dass Schicksalsschläge und Katastrophen im Leben geschehen können und alte Muster wieder aktivieren können. Ich bin mir aber sicher, dass meine Fähigkeit zur Selbstreflektion und -steuerung genug entwickelt ist, um nicht wieder in unbewusste Muster zurückzufallen. Viele meiner Freunde sind Therapeuten und Coaches, daher weiß ich, wie sinnvoll die Zusammenarbeit mit Professionellen sein kann und habe keine Angst im allerschlimmsten Fall diese Hilfe in Anspruch zu nehmen.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?


Ich habe mir selbst ein 0,0‰-Gebot im Bezug auf das Fahren im Straßenverkehr gesetzt. Die Erfahrung der letzten zwei Jahre ist so einschneidend, dass ich die Wiederholung einer Trunkenheitsfahrt um jeden Preis vermeiden will. Da ich meinen Konsum stark reduziert habe, wird es nicht dazu kommen, dass meine Entschlussfähigkeit soweit beeinträchtigt ist, dass ich nach Alkoholkonsum fahre. Wenn ich weiß, dass ich abends etwas trinken werde, lasse ich Auto und Fahrrad zu Hause stehen. Dadurch dass ich Monate im Voraus festlege, wann ich Alkohol trinken werde, kann es auch nicht mehr zu spontanem Trinken kommen.


30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?


Nein.
 

Rübezahl

Gesperrte(r) User(in)
Du darfst bei mpu da gern bewusst übertreiben. Das verhindert nämlich Verdacht auf Beschönigung. Und der ga kennt die Statistiken genau. Er weiß auch dass du ein schlimmer Finger gewesen bist. Den eigentlichen waisenknabe brauchst ihm bzgl. Deiner Historie nicht versuchen unterzujubeln. Vergangenes interessiert ihn auch weniger als dein jetzt und die Zukunft. Er soll schließlich eine PROGNOSE erstellen...kurzum. ich denke du bist in Summe sicherlich mehrere 100x alkoholisiert Rad gefahren. Von diesen Fahrten waren gewiss mindestens ne gute handvoll...oder 10-15 Fahrten dabei wo du so voll warst wie zur tf...die anderen können ja durchaus mit deutlich weniger (z.b 1-2 Bier ) erfolgt sein.
Das passt viel besser zur Statistik...und wenn du ehrlich bist auch wahrscheinlich zur Realität
 

Alyx

Benutzer
Hallo liebes Forum :)

Ich habe mich jetzt seit über einem Jahr hier informiert und bin sehr dankbar über all die wertvollen Hinweise und den gute Umgang miteinander.

In drei Wochen steht meine 2. MPU an (die erste habe ich sehr kurz nach der TF, ohne Wissen und Vorbereitung natürlich nicht bestanden).

Ich möchte meinen Fragebogen hier einstellen und bin euch sehr dankbar, wenn ihr mir Hinweise und eure Meinungen zu diesem schildern könnt.



Zur Person


Geschlecht: männlich
Größe: 1,88
Gewicht: 70 kg
Alter: 28 Jahre


Was ist passiert?

Datum der Auffälligkeit: 28.08.2018
BAK: 1,88 ‰
Trinkbeginn: 20:00 Uhr
Trinkende: 2:00 Uhr (prüfen)


Uhrzeit der Blutabnahme: 4:25


Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja


Dauer der Sperrfrist: keine, weil mit Fahrrad
Führerschein: nein
Hab ich abgegeben: nein, Entzug
Hab ich neu beantragt: Ja
Hab schon in meine Akte geschaut: Nein


Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein


Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
  1. Ist zu erwarten, dass Sie in Zukunft auch ein KFZ unter Alkoholeinfluss führen werden.
  2. Liegen psycho-funktionale Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines KFZ der Klasse AM + B + L in Frage stellen.

Bundesland: Sachsen


Konsum: Ich trinke kontrolliert zu geplanten Anlässen Alkohol in geringen Mengen. Maximal einmal im Monat, pro Anlass1 bis 2 kleine Bier (0,33l) oder 1 Glas Wein oder Sekt (0,2l)


Abstinenznachweis: Haaranalyse ja/nein: Nein
Urinscreening ja/nein: Ja
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Nein


Aufarbeitung

Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein, aber zu dem Zeitpunkt Zusammenarbeit mit systemischer Therapeutin
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein


MPU Datum: 27.01.2020

Welche Stelle (MPI): IAS Berlin
schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt? ja
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine
 

Alyx

Benutzer

Tathergang:​


Es war ein Sommertag, ich hatte meine Masterarbeit beendet und meine zwei besten Freunde waren zu Besuch bei mir in Leipzig. Wir waren auf eine Geburtstagsfeier eingeladen. Dort angekommen trank ich gegen 20 Uhr das erste große Bier. Dem folgten bis 2:00 Uhr morgens 5 weitere 0,5l Biere mit 4,9% und 5 Ingwer-Schnäpse (0,2cl, 40%). Beim Aufstehen und der Verabschiedung schwankte ich und spürte deutlich einen Rausch. Nach ein paar Schritten und einem Gang zur Toilette fühlte ich mich klarer und war der Überzeugung, dass ich nur ein bisschen Bewegung brauchen würde um den Kreislauf anzuregen. Ich habe trotz meines angetrunkenen Zustandes geglaubt, noch sicher fahren zu können. Dass ich aufgrund der Menge des getrunkenen Alkohols überhaupt nicht mehr in der Lage war, dies vernünftig und realistisch beurteilen zu können, habe ich mir keinerlei Gedanken gemacht. Da ich es auch in der Vergangenheit vermieden habe, so viel zu trinken, bis ich mir das Sprechen schwerfiel oder meine Bewegungen unsicher wurden, war ich mir relativ sicher, 2 km im Beisein von fünf Freunden fahren zu können. Ich blendete die Gefahr aus, überschätzte mich maßlos und war von der Richtigkeit meines Vorgehens überzeugt. Meine Freunde wollten mit dem Rad nach Hause fahren, eine Strecke von 15 Minuten. Ich schloss mein Rad auf, wobei ich Koordinationsschwierigkeiten hatte. Wir fuhren schleßlich los. Ich fühlte mich sicher, weil meine Freunde anwesend waren und der Weg kurz war. Ich fühlte mich gelöst und heiter. Ich bemerkte, dass ich Schlangenlinien fuhr und konzentrierte mich stark aber vergeblich darauf, gerade zu fahren. Nach 2 km stoppten meine Freunde plötzlich und riefen mich zurück. Ich hielt an und fiel beim Absteigen mit dem Rad um, verletzte mich aber zum Glück nicht. Ich fuhr zurück und erkannte ein Polizeiauto und zwei Polizisten. Diese sprachen mich an und forderte mich zum Pusten auf. Ich wurde danach aufgefordert meinen Führerschein herzugeben und wurde zur Blutentnahme mitgenommen. Dort wurden 1,88 Promille gemessen und einige physische Tests durchgeführt und Fragen gestellt. Ich versuchte mich dort stark zu beherrschen, und zu kooperieren. Ich die Fragen so gut und klar wie möglich zu beantworten. Ich war immer noch sehr berauscht und hatte Mühe gerade zu stehen und zu sprechen. Sie entließen mich gegen 5 Uhr morgens.

20:00 – 21:00 1 x 0,5l Bier (Pils, 4,9 Vol%)
21:00 – 22:00 1 x 0,5l Bier (Pils, 4,9 Vol%)
23:00 – 24:00 1 x 0,5l Bier (Pils, 4,9 Vol%) + 3 x 0,4cl Schnaps (Wodka, 40%)
24:00 - 01:00 1 x 0,5l Bier (Pils, 4,9 Vol%) + 2 x 0,4cl Schnaps (Wodka, 40%)
01:00 – 2:00 1 x 0,5l Bier (Pils, 4,9 Vol%)



Trinkverhalten​


  • Mit 15 trank ich das erste Mal ein Bier bei einer Geburtstagsübernachtung. Es schmeckte mir nicht, aber ich war neugierig und wollte wissen wie sich der Rausch anfühlt. Ich fühlte mich cool und erwachsen. Ich tat so als sei ich betrunken, um meine Freunde zu beeindrucken.
  • In den folgenden Jahren, ab 16, begann ich regelmäßig am Wochenende auf Parties und Konzerte zu gehen und dabei Alkohol zu trinken. Dabei trank ich durchschnittlich zwischen 1-2 Liter Bier pro Anlass, machmal auch bis zu 3 Schnäpse 0,2cl, 20-40%) . Ich kam so bis auf vier Trinkanlässe im Monat. Ich begonn in dieser Zeit auch zu rauchen. Ich war ein sehr introvertierter und verkrampfter Jugendlicher mit geringem Selbstbewusstsein. Wenn ich Alkohol trank, fühlte ich mich zeitweise von inneren Widerständen befreit, konnte ausgelassen sein und traute mich mit vielen Menschen zu sprechen und meine Gefühle auszudrücken. Ich fühlte mich authentischer und so wie ich eigentlich sein wollte. Mir wurde das von meinen Freunden positiv zurückgespiegelt. Es hieß einmal: "Ilya muss besoffen werden". Ich entwickelte damals schon eine hohe Alkoholtoleranz und trank die Alkoholgetränke sehr schnell. Ich lernte, stolz darauf zu sein. Ich nahm an Trinkspielen teil.
  • Bei einem dieser Trinkspiele, mit 17 Jahren, bei dem viele alkoholische Getränke, auch hochprozentige (über 18 %), gemischt wurden und in sehr schneller Folge hintereinander getrunken wurden, entglitt mir völlig die Kontrolle und ich erlebte an diesem Abend meinen ersten Absturz, ich erbrach viel, konnte nicht laufen und mich nicht mehr artikulieren geschweige denn klar denken. Das war meine erste negative Erfahrung mit Alkohol. Da bekam ich zum ersten Mal den Gedanken, dass es nicht gut ist, was ich da tue. Ich nahm danach nicht mehr an Trinkspielen teil und traute mich bis ich 21 war nicht mehr hochprozentigen Alkohol zu trinken. Ich verband jedoch den Alkohol stark mit sozialen Erfolgen auch beim anderen Geschlecht. Mein Ziel auf Anlässen war es stets, eine ausreichende Menge Alkohol zu trinken und möglichst schnell in einen angenehmen Rausch zu kommen.
  • Zwischen 18 und 20, ging ich weiterhin am Wochenende mit Freunden auf Parties trank dabei bis zu 2-3 Liter Bier pro Anlass, oft auch an zwei Abenden hintereinander. Ich war stolz darauf, scheinbar viel Alkohol zu vertragen und mich dennoch im Griff zu wähnen oder im Gegensatz zu meinen Freunden fast nie einen Kater am nächsten Morgen zu haben. Ich schob dies auf meine Gewohnheit sehr viel Wasser zu trinken.
  • Ich entwickelte in dieser Zeit das starke Bedürfnis mich von den gefühlten inneren Verkrampfungen und dem sozialen Druck zu befreien bzw. ihm gewachsen zu sein. Da ich im Alltagsbewusstsein immer noch stark unter meiner Unsicherheit und Verkrampftheit litt, begann ich mich mit Persönlichkeitsentwicklung und mentaler Gesundheit zu beschäftigen, um meine inneren Unsicherheiten aufzulösen. In der Folge wurde ich etwas sozialer, lockerer und besser in der Schule. Mein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl stieg daduch.
  • Mit 20 stand die Abitur-Phase an. In dieser Zeit trank ich meistens ein 0,5-Bier nach einer bestandenen Klausur und am Wochenende bis zu 1,5l Bier. Ich stand in der Schule unter großem Druck und es stand für mich aufgrund meiner mittelmäßigen Noten viel auf dem Spiel. Hier ist das erste Mal, dass ich den Alkoholkonsum bewusst reduzierte. Nach einem für meine Verhältnisse guten Abschluss stieg der Konsum von Bier wieder an, besonders im Zuge der Feierlichkeiten. Es kam hier schließlich auch wieder zum Konsum von hochprozentigen Schnäpsen mit bis zu 40%.
  • Kurz nach dem Abitur, begann die Beziehung mit meiner ersten Freundin. Wir gingen für ein Jahr ins Ausland. Dort trank ich unregelmäßig, manchmal Monate lang nichts, dann zu besonderen Anlässen, wie Festivals, zwischen 2- und 4 Liter Bier, seltener auch Wein.
  • Ich war 21. Diese Zeit war für meine weitere Entwicklung von großer Bedeutung. Ich erfand mich selbst neu und begann größere Ziele zu entwickeln. Ich konnte in dieser Zeit viele alte Schmerzen verarbeiten. Nach meiner Rückkehr begann mein Studium und damit ein neuer aufregender Lebensabschnitt. Ich war begierig darauf, ein neues Leben zu beginnen.
  • In dieser Zeit erhöhte sich mein Alkoholkonsum stark. Ich trank in den ersten zwei Semestern -von 2013 - 2014 - jedes Wochenende ca. 8 große Biere, manchmal auch mehrere Schnäpse an einem Abend. Ich trank nun nicht mehr, weil ich auf die "Leistung" stolz war, sondern weil ich die berauschten Abende und die gemeinsamen positiven Erfahrungen mit meinen neuen Freunden sehr genoss. Zum ersten Mal spürte ich dabei eine Lust auf Bier oder Wein.
  • Ich beschäftigte mich immer noch tiefgehend mit der menschlichen Psyche und Persönlichkeitsentwicklung, auch mit spirituellen Themen. Ich hatte das Gefühl, das mein Leben jetzt auf einem guten Pfad ist und ich endlich zu jemandem werde, der ich sein wollte. Ich spürte dennoch immer noch manchmal eine tiefe Unsicherheit und Introversion, und kritisierte mich selbst stark dafür. In dieser Zeit trennte sich meine Freundin von mir, was ein schwerer Schlag für mich war. Ich zog mich für ein halbes Jahr aus vielen sozialen Aktivitäten zurück und begann viel Tagebuch zu schreiben. Infolgedessen trank ich weniger Alkohol, ca. 2 mal im Monat, pro Anlass zwischen 05-1l Bier.
  • Nachdem ich mich von der Trennung erholte, erfuhr ich viele persönliche, berufliche und soziale Erfolge. Ich nahm mein Studium ernst und trank an ca. 3 Anlässen pro Monat zwischen 1-2l Bier. An den Wochenenden an denen ich gar keinen Alkohol trank, spürte ich einen gewissen Stolz auch am Wochenende einen klaren Kopf zu haben.
  • Mit 24, während der Abschlussphase meines Bachelors trank ich ca. 2 Monate gar keinen Alkohol, da mir ein gutes Ergebnis wichtig war, das ich auch bekam.
  • Ich zog 2016 nach Potsdam um mein Masterstudium zu beginnen. Mein Alkoholkonsum steigerte sich wieder. Ich fuhr jedes Wochenende nach Berlin zu meinen Freunden und trank dort mit ihnen Alkohol, ca. zwischen 2-3l Bier am Abend. Ich erlebte an einigen dieser Abende starke Ausfallerscheinungen, die ich vorher nicht von mir kannte. Mir kam zum ersten Mal der Gedanke, dass ich in Bezug auf Alkohol etwas aufpassen muss.
  • Im September 2017 zog ich für das Praktikum nach Leipzig und konzentrierte mich danach dort auf meinen Master-Abschluss. Ich behielt die genannte Alkoholtrinkmenge pro Wochenende bei. Auch hier traten einige Male Ausfallerscheinungen auf, bei denen auch die erhoffte enthemmende Wirkung aussetzte. Ich sagte mir, dass ich nun auch nicht mehr der Jüngste sei und der Alkoholkonsum ganz natürlicherweise mit zunehmenden Alter abnimmt, ich würde ja jetzt schon weniger trinken als im Bachelor, sei reifer und umsichtiger geworden.
  • 2018 begann eine ca. sechsmonatige Beziehung die ich heute nur als toxisch beschreiben kann. In dieser Zeit verlor ich viel von dem Selbstbewusstsein dass ich über die Jahre aufgebaut hatte und nahm weniger am sozialen Leben teil. Ich trank in dieser Zeit zwar am Wochenende nicht mehrere, dafür an fast jedem Abend alleine ein großes Bier. Ich überwand mich die Beziehung schließlich zu beenden und fühlte mich befreit und gelöst.
  • Ich begann danach an meiner Masterarbeit zu arbeiten und trank wieder für zwei Monate keinen Alkohol. Ich schloss die Masterarbeit mit guter Note ab und freute mich über den gelungenen Abschluss und den Übergang in ein neues Kapitel. Ich war gebannt darauf, dies und die Wendung des Jahres zum Guten zu feiern. Zu diesem Anlass geschah die hier beschrieben Trunkenheitsfahrt.
  • Nach dem Entzug des Führerscheins und nach eigener Aufarbeitung begann ich ein sechsmonatiges Abstinenzkontrollprogramm. Es bereitete mir keinerlei Probleme komplett auf Alkohol zu verzichten, und mein Gefühl von Selbstwirksamkeit stieg. Ich hörte gleichzeitig auch vollständig mit dem Rauchen auf, was ich als einen meiner größten Erfolge werte. Mein Verständnis und Verhältnis zum Alkohol änderte sich drastisch. Ich nehme das Thema nun sehr viel ernster und entdecke bei Freunden und Familie Neigungen zum Alkohol, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte und als normal empfand. Als das Abstinenzkontrollprogramm endete, empfand ich eine neue Klarheit und die Gewissheit, mich auf einen gesunden Pfad gemacht zu haben.
  • Nach dem Abschluss der Abstinenzphase plante ich bis Dezember meine Trinkanlässe und führte darüber Buch. Bis heute waren es 4 Anlässe bei denen ich jeweils 2 0,33l Biere oder ein 0,2l Glas Rotwein oder Sekt trank.
  • Mit der Aufarbeitung meiner Alkoholgewöhnung stelle ich fest, dass ich schon seit der Jugend alkoholgefährdet war. Ich trank immer dann mehr Alkohol, wenn ich Erfolge zustande gebracht hatte

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Angefangen regelmäßig Alkohol zu trinken habe ich mit 16 Jahren. Damals habe ich auf meinen ersten Wochenend-Parties ca. 3-5 Bier (0,5l) am Abend getrunken, oft sowohl freitags wie samstags und manchmal auch bis zu 3 (0,2cl) Schnäpse mit dazu. Zu Beginn des Studiums trank ich im Zuge der Einführungsveranstaltungen, WG-Parties und neuen Bekanntschaften bis zu 12 große Biere (0,5) pro Wochenende, häufig auch unter der Woche. Vom 3. - 4. Semester trank ich an allen Wochenendtagen wieder zwischen 3-6 große Biere und ca. 2 mal die Woche ein 0,5l Bier alleine. Im 5. Semester aufgrund der Bachelorarbeit zwei Monate gar nicht. Nach dem Abschluss wieder jedes Wochenende, wie zuvor. Bis kurz vor Abschluss des Masterstudiums behielt ich dieses Pensum bei.


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Ich trank meistens in sozialen Gegebenheiten überwiegend im Umfeld von Freunden, auf Parties und seltener mit der Familie. Im Studium trank ich regelmäßige, jedes Wochenende oft sowohl Freitags wie Samstags und mit den neuen Freunden nach der Uni. In meinen WGs tranken wir manchmal ein Glas Wein oder ein Bier zum Essen. Die Situationen in denen mir die Kontrolle über die Trinkmenge entglitt waren immer im Kreise von Freunden.
 

Alyx

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12. Warum haben Sie getrunken?(Innere + äußere Motive)

  • Ich war als Kind und Jugendlicher sehr unsicher und sehnte mich nach Bestätigung von Freunden und Eltern, die ich aber nicht bekam. Ich stellte mir schon früh Fragen und interessierte mich für große philosopische Themen die anscheinend ungewöhnlich für ein Kind waren. Ich war in der Schule großem Druck ausgesetzt und konnte die Erwartungen meiner Eltern und Lehrer nicht erfüllen. Ich hatte Angst davor mit neuen Menschen in Kontakt zu treten, sogar ihnen in die Augen zu sehen. Ich fühlte mich in vielerlei Hinsicht schon früh als Versager und wollte jemand anderes sein. Ich stellte mir oft vor, wie es sei, wenn ich mit vielen positiven Eigenschaften ausgestattet wöre.
  • Als ich die Wirkung von Alkohol auf mich entdeckte war ich begeistert, wie locker und freigeistig ich sein kann. Ich genoss die positive Rückmeldung meiner Freunde und dem weiblichen Geschlecht, wenn ich alkoholisiert war. Ich war dann erleichtert, dass ich wohl doch in der Lage sei, mich Menschen auf einmal öffnen zu können. Ich war stolz darauf scheinbar viel Alkohol vertragen zu können und mich dabei lustig, selbstbewusst und friedvoll zu fühlen, so zu fühlen wie ich mich immer fühlen wollte. Ich empfand es als Stärke, viel trinken zu können ohne die Kontrolle zu verlieren (so dachte ich zumindest). Ich empfand es auch als normal, das mein soziales Umfeld das gleiche tat und gut hieß.
  • Während des Studiums hatte ich durch die Beschäftigung mit Persönlichkeitsentwicklung viel von meiner Unsicherheit loslassen können und mir Erfolge auch jenseits von Parties und Alkohol erarbeiten können. Ich rauchte damals schon stark und rauchte unter Alkoholeinfluss noch mehr als sonst. Ich sehnte mich nach engen Freundschaften und bedeutungsvollen Erfahrungen. Ich war zwar mittlerweile beliebter und bekannt dafür gut in der Uni zu sein und gleichzeitig ein sozial sehr aktiver Typ zu sein. Tief in mir war jedoch immer noch eine starke Unsicherheit, die vor allem wieder hochkam, wenn ich auf dominante Charaktere stieß. Ich hasste es wenn diese alten Muster wiederkamen und machte mir selbst Vorwürfe dafür. Mit Alkohol konnte ich selbst kurze Zeit so ein Charakter sein. Ich mochte es dann sehr, mich neuen sozialen Interaktionen ohne Angst aussetzen zu können. Mir kam es unter Alkoholeinfluss sogar so vor, als wenn ich besser denken und klüger handeln könnte.
  • Ich lernte in dieser Zeit, dass ich unter Trichodillomanie leide, also dem zwanghaften Ausreißen von Haaren. Dies geschah immer dann, wenn ich mich unter Druck fühlte. Wenn ich unter dem spürbaren Einfluss von Alkohol war, tat ich dies nicht.
  • Während des Masters in Berlin hatte ich dann einige Erlebnisse Ausfallerscheinungen. Dies war der erste Moment an dem ich dachte, dass ich mal vorsichtiger mit Alkohol sein sollte. Eine Reflektion oder Verhaltensänderung habe ich damals aber nicht vollzogen.
  • Aus der Reflektion meiner Beziehung in Leipzig lernte ich dann, wie stark meine Lust auf Alkohol von meinen Emotionen abhängt. Bei starken negativen oder positiven Emotionen, hatte ich größere Lust zu trinken bzw. eine größere Gleichgültigkeit dem gegenüber. Kurze Zeit später kam es zu der beschriebenen Trunkenheitsfahrt. An dem Tag war ich freudig und hatte Lust mich von altem zu befreien, zu tanzen, zu lachen und zu trinken.
  • In der Auseinandersetzung mit den Folgen der Trunkenheitsfahrt, ging ich durch verschiedene Stadien, von Wut und Vermeidung bis zu Akzeptanz und schließlich einer proaktiven Änderung meines Verhaltens. Ich erkenne nun, dass ich unbewusst Alkoholmissbrauch betrieben habe und dass die Konsequenzen für meine Gesundheit und mein Umfeld weitaus verheerender hätten sein können, wenn ich einfach so weiter gemacht hätte. Ich habe mich gefragt wie ein so schöner Tag so scheußlich enden kann. Nach der Phase der Reflektion weiß ich das nun. Ich habe erkannt, dass ich versucht habe, meine Defizite durch Alkoholkonsum auszugleichen und verband Alkohol mit positiven Erfahrungen.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?(bei wenig und bei viel Alkohol)

  • Beim Konsum von einem 0,5-Bier oder zwei 0,33-Biere wurde ich deutlich redseliger und hatte weniger Hemmungen Ideen und Vorschläge zu machen, proaktiv zu sein. Ich nahm mich als kreativer und intuitiver wahr.
  • Bei viel Alkohol (also ab ca. 3 großen (0,5) Bieren) wurde ich stumpfer und instinktiver. Ich dachte weniger darüber nach was ich tat und sagte und spürte erste Koordinationsschwierigkeiten. Auch die Konzentration ließ deutlich nach. Es setzte schnell eine Müdigkeit ein. Am nächsten Tag hatte ich dann einen Kater. Die positiven Erinnerung an die gemeinsamen Erlebnisse im Alkoholrausch ließen meistens gute Gefühle zurück.
  • Bei noch mehr Alkohol bekam ich Orientierungs- und Artikulationsschwierigkeiten.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

  • Ja. Nach dem besagten Absturz in Berlin 2017 warnte mich ein Freund der dabei war "ich solle mal aufpassen". Auch meine damalige Freundin sagte mir nach der Trunkenheitsfahrt, dass sie erschreckt sei, wieviel ich manchmal getrunken habe.
  • Ich habe diese Hinweise erhört und ihnen zugestimmt. Da ich diese Ereignisse zunächst aber als isolierte Einzelfälle betrachtete und die Möglichkeit einer Alkoholgefährdung verdrängte, habe ich sie nicht in realen Verhaltensänderungen umgesetzt.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

  • Nach den Anlässen in denen ich mehr als 2l Bier getrunken hatte und infolgedessen manchmal starke Kater am nächsten Tag hatte, verzog sich mein Tagesrythmus für einige Tage. Ich wache normalerweise sehr früh auf. An den Tagen nach den starken Katern bin ich dann sehr spät aufgestanden und hatte wenig Motivation, um mich um mein Studium, die Arbeit und meine Freunde zu kümmern.
  • In solchen Tagen spürte ich auch traurige Gefühle, bzw. diese wurden verstärkt wenn sie schon vorhanden waren, wie z.B. nach der Trennung von meiner damaligen Freundin.
  • Da ich unter Alkoholeinfluss manchmal sehr überschwänglich war, und mich weniger darum kümmerte, was andere über mich dachten, geschah es manchmal, dass ich Äußerungen machte, die meine Freunde verletzen konnten.
 

Alyx

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16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben? Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

  • Ich habe zu jedem Lebensabschnitt mehr Alkohol getrunken als heute. Besonders stark war der Konsum in den Jahren zwischen 18 und 21. Damals war meine Unsicherheit am größten und die gefühlten positiven Effekte von Alkohol für mich am spürbarsten. Ich sehnte mich danach dazu zu gehören und respektiert zu werden. Viel zu trinken, gab mir für die Dauer des Rausches dieses Gefühl.
  • Die ersten zwei Semester des Bachelorstudiums trank ich viel, um mich gelöst zu fühlen und leichter neue Kontakte zu schließen. Ich nahm es als normal wahr, "was Erstis eben tun". Nach dem Abschluss des Bachelors trank ich ebenfalls mehr, um den Erfolg zu feiern.
  • Ähnlich verhielt es sich mit dem Master-Studiums in Berlin.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

  • Ja. Wie beschrieben mit 17 Jahren bei einem Trinkspiel mit hochprozentigem Alkohol und einmal Male mit 26 in Berlin an einem Abend auf einer Party, sowie am sowie am Abend der TF.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

  • Ja. Zur Zeit meiner Abschlussphasen des Bachelors und des Masters habe ich bewusst für jeweils zwei Monate auf Alkohol verzichtet, um den Kopf klar zu haben und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Ich empfand dies nicht als Herausforderung.
  • Das nächste Mal war es in dem Monat direkt nach der TF und dann das sechsmonatige Abstinenzkontrollprogramm im Zuge der Vorbereitung auf die MPU.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?(mit Begründung)

  • Ich habe mich vor der TF als Gelegenheitstrinker wahrgenommen und die Situationen hohen Konsums als isolierte Einzelfälle betrachtet, die mit der Jugend und dem Beginn der Studierendenzeit einhergehen, als Rituale durch die jeder mal geht.
  • Ich habe mich früher in Bezug auf meinen Alkoholkonsum als jemanden mit einem moderaten Konsum gesehen, der beruflich wie privat allen Verpflichtungen und/oder Anforderung nachgekommen ist und ausschließlich am Wochenende wechselnde Mengen Alkohol getrunken hat. Ich erfüllte Pflichten und Anforderungen auf der Arbeit, kam nie zu spät, bin durch keine Tests oder Klausuren gefallen, habe auch am Wochenende z.B. keine Umzüge von Freunden sausen lassen oder alkoholbedingt wegen eines Katers Verabredungen abgesagt. Ich musste auch sportlich kaum Abzüge hinnehmen, meine selbstgesteckten Kriterien erreichte ich auch weiterhin. Zudem bin ich meinem sozialen Umfeld nie als aggressiv aufgefallen. Das alles hat mich in dem Glauben bestärkt, keinen risikobehafteten Alkoholkonsum zu betreiben.
  • Und auch in Situationen in denen ich Erfolge feierte. Da ich viele positive Erfahrungen im universitären, beruflichen und sozialen erlebte, kam mir nicht der Gedanke, dass Alkohol mein Leben derart negativ beeinflussen kann.
  • Heute weiß ich, dass ich weit über die Norm getrunken habe und Alkohol missbraucht habe, um meine inneren Unsicherheiten für den Moment zu überdecken und negative Gefühle zu betäuben.
  • Ich bin seit meiner Jugend alkoholgefährdet und hatte keinerlei Problembewusstsein über meinen Konsum entwickelt.
  • Das Ereignis der TF und der ganze Prozess der Aufarbeitung bis heute hat mir klar gemacht, wieviel Glück ich hatte, keine gravierenden Schäden entwickelt zu haben oder meinem Umfeld zugefügt zu haben.
  • Ich habe erkannt, dass ich ein schwerwiegendes Problem hatte, bei Trinkanlässen die Kontrolle über die Trinkmenge zu behalten. Ich habe dies getan, um das Freiheitsgefühl und das Selbstbewusstsein zu verstärken, das mit dem Konsum einherging.
  • Durch die bewusste Auseinandersetzung und die Aufarbeitung zusammen mit der Erfahrung der Abstinenz seit Juli 2020 weiß ich nun, dass ich Alkohol nicht in meinem Leben brauche und mich auch nie danach sehnte. Es soll nie wieder in meinem Leben zu Alkoholmissbrauch kommen. Ich will auch nicht mehr in sozialen Kreisen sein, in denen Alkohol missbraucht wird. Ich bin froh, dass auch andere in meinem nahen Umfeld durch meine Erfahrungen über ihren Konsum begonnen haben zu reflektieren. Es fühlt sich gut an, ein positives Beispiel zu sein. Daraus und über die Tatsache, dass ich mir bewusster über meine Defizite geworden bin, und Wege gefunden habe, diesen auf gesunde Weise zu begegnen, ziehe ich heute viel Kraft.
 

Alyx

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Heute und in Zukunft


20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


  • Ja. Nach der Abstinenzphase und der neu gewonnen Klarheit weiß ich, dass ich nie wieder unkontrolliert Alkohol trinken will und plane entsprechend.
  • Die bedeutet, dass ich nur noch zu ganz besonderen sozialen Anlässen, wie z.B. Hochzeiten oder Geburten und nur maximal 1 Mal im Monat. Ohne solche Anlässe trinke ich gar nicht. Bei Anlässen trinke ich zwei kleine Biere (0,33) oder ein Glas (0,2l) Wein oder Sekt und wechsle danach zu alkoholfreien Getränken.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

  • Das letzte Mal war im Zuge des Jahreswechsels bei der Familie meiner Lebenspartnerin mit einem Glas (0,2l) Wein zum Abendessen.

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
  • Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

  • Ich trinke auf kontrollierte Weise Standardalkoholgetränke wie Bier und Wein in geringen Maßen heute nur noch, um seltene freudige Ereignisse zu feiern, und nicht, um meine unsichere Gebundenheit auszublenden oder mich Menschen zu öffnen.
  • Der Alkohol ist nicht mehr Teil der Woche sondern nur symbolhafte und begleitende Geste um seltene, besondere Ereignisse im Kreise Nahestehender zu feiern.
  • Alkohol und Alkoholkonsum betrachte ich heute sehr ernsthaft kritisch. Er soll keinen Raum mehr über die beschriebenen Anlässe hinaus einnehmen.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

  • Da ich vermeintlich viel Introspektion und Selbstreflektion in meinem Leben praktizierte, war ich arrogant genug zu glauben, ich würde mich bereits gut genug kennen und daher keiner Gefährdung ausgesetzt sein.
  • Ich habe mich erst nach meiner Trunkenheitsfahrt begonnen intensiv mit dem Thema Alkohol und seinen Wirkungen auseinander zu setzen. Insofern war das Erlebnis für mich ein Weckruf.
  • Dabei habe ich realisiert, dass ich durch Alkohol meine Defizite kurzweilig überdecken bzw. ausblenden konnte und mich kompetenter fühlen ließ. Ich habe Alkohol missbraucht um meine innere Unsicherheit zu unterdrücken und mich mit Menschen verbunden zu fühlen. Ich konsumierte Alkohol ohne darüber nach zu denken, worin eigentlich mein Problem bestand.
  • Der Prozess den die Konsequenzen der TF angestoßen haben, hat mich gezwungen die Anteile meiner Selbst anzusehen, die ich verharmlost oder ausgeblendet habe. Als Folge dieser Betrachtung konnte ich mein Verhältnis zu Alkoholkonsum klarer sehen und transformieren.
 
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Alyx

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.25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?


  • Nach dem Schock der TF war ich für vier Wochen abstinent und sagte auch Treffen mit meinen Freunden für das Wochenende ab. Ich hatte zunächst eine Verweigerungshaltung und spürte großen Widerstand gegen die Beschäftigung damit. Dies ging soweit, dass ich auf amtliche Schreiben nicht reagierte, die Fristen verstreichen ließ und es so zum Führerscheinentzug kam.
  • Da ich völlig unklar darüber war, was nun auf mich zukommen würde, begann ich zu reflektieren und zu recherchieren um zu verstehen, was geschehen war und was ich zu tun hatte. Ich sprach mit Freunden und meiner Familie, eignete mit Wissen mit Büchern und im Internet an und besuchte eine Informationsveranstaltung.
  • Ich war zu dieser Zeit in Zusammenarbeit mit einer systemischen Therapeutin und konnte den Umstand mit einbringen. Sie half mir, meine inneren Muster und Motive aufzudecken und Handlungsstrategien zu entwickeln.
  • In meinem Umfeld gibt es viele Therapeuten und Coaches, sowie Menschen, die viele Erfahrungen mit der Vorbereitung auf die MPU haben. Mit diesen sprach ich regelmäßig über mich und meine Probleme, und arbeitete mit ihnen zusammen an meiner Aufarbeitung und Handlungsstrategien.
  • Zu Beginn des Jahres 2020 fasste ich den Entschluss Tatsachen zu schaffen und die ehrliche Auseinandersetzung mit mir selbst zu intensivieren. Ich begann das halbjährige Abstinenzkontrollprogramm. In diese Zeit war mein Leben sehr dynamisch. Ich kam mit meiner heutigen Lebenspartnerin zusammen, die die Gelegenheit wahrnahm, mich zu unterstützen und sich etwas Gutes zu tun und ebenfalls abstinent zu bleiben.
  • Es kam schließlich zur Corona-Krise und dem ersten Lockdown. Ich hatte viel Zeit mit mir selbst. Ich empfand diese Zeit als Geschenk für meine Aufarbeitungsphase. Es veränderte sich viel in meinem Leben. Ich zog nach einer schwierigen Entscheidung nach Berlin, um näher an den Feldern meiner professionellen Interessen, meiner Schwester und meinen engsten Freunden zu sein. Ich erfüllte mir in dieser Zeit gleich mehrere Träume auf einmal. Ich begann die Weiterbildung, die ich seit Jahren vor Augen hatte, zog mit meiner Partnerin zusammen und begann die sportlichen und musikalischen Leidenschaften zu verfolgen, die ich so lange schon vor mir hergeschoben hatte.
  • Ich hörte nach fast 14 Jahren auch auf zu rauchen, ohne je wieder das Bedürfnis zu spüren. Dies werte ich als einen sehr großen Erfolg, der mich mit Erleichterung erfüllt. Auch meine Trichdillomanie hat sich gelegt.
  • Die Situation erlaubte es mir, meinen Job zu behalten und gleichzeitig meine Zeit viel besser für die übrigen Interessen einzuteilen. Ich kam meinen Zielen näher und fühlte mich so stabil, fit, gesund und zufrieden wie nie zuvor. Der Alkohol hat mir nie gefehlt.
  • Ich staunte über die Reaktionen von Freunden und Bekannten, die z.T. angaben, dass sie dies nie durchhalten würden. Ich staunte im auch darüber, wie tief verankert Alkohol im Leben von so vielen Menschen ist und wie stark der schädliche Umgang gesellschaftlich auch noch gefördert wird.
  • Ich sprach mit meinen engsten Vertrauten über meine Entwicklung und konnte dabei viel von meinem früheren Verhalten, Auftreten und meinem Umgang mit Alkohol verstehen. Ich erkannte mehr und mehr, welcher Gefahr ich mich ausgesetzt hatte und wie leichtfertig ich den Missbrauch von Alkohol und mögliche Schäden in Kauf genommen hatte.
  • Mit den Erkenntnissen kommt auch eine leichte Bitterkeit einher, weil ich weiß, dass ich meinem Körper Schäden zugefügt habe, die er nie vergessen wird. Außerdem empfinde ich Reue in Anbetracht der Zeit, die ich durch Trinkanlässe und den darauffolgenden Energieverlust verloren habe. Ich betrachte nun die für Trinkgewohnheiten in meinem Umfeld, vor allem bei meiner Familie sehr kritisch und äußere sofort, wenn ich finde, dass zu viel und zu häufig Alkohol getrunken wird.
  • Meine Familie, meine Partnerin und meine engen Freunde unterstützten mich sehr dabei und nahmen sich ein Beispiel. Ich fühlte mich stark, wenn ich Alkohol ablehnte und freute mich der ein oder anderen Person zu Denken zu geben, wenn es um Alkoholkonsum ging.
  • Schlussendlich hat meine Umstellungsphase sehr in diese Zeit hineingepasst. Nicht nur ich, sondern die ganze Welt hat sich verändert und musste über ihre Verhaltensweisen reflektieren und neue Klarheit gewinnen. Ich bin voll für meine Situation verantwortlich und zuversichtlich, dass ich nie wieder Alkoholmissbrauch betreiben werde, weil ich die Faktoren die dazu geführt haben aufgearbeitet und verändert habe, mich selbst auf selbstbestimmte Weise in eine lebensjahende Position versetzte habe, die meinen größeren Interessen und Zielen entspricht. Ich habe viel über mich selbst gelernt und viele wertvolle Lektionen mit auf den Weg genommen.
  • Die Umstellungsphase fiel mir also leicht und hat große positive Veränderungen bewirkt, die ich beibehalten und pflegen will. Ich bin dankbar für die Erfahrung, denn sie hat zu meiner jetzigen Situation stark beigetragen.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?


  • Ich fühle mich heute fitter, freier, konzentrierter und selbstbewusster. Während ich früher die Wochenendabende damit verbrachte nach Gelegenheiten zu suchen auszugehen und Alkohol zu trinken, um dann sonntags verkatert im Bett zu liegen, verbringe ich die Zeit nun mit viel Sport und Musik, nehme an Konferenzen und Weiterbildungen teil und treffe mich mit meinen engsten Vertrauten und Freunden.
  • Ich genieße es jetzt früh schlafen zu gehen und inspirierende Bücher zu lesen. Die Abstinenz auf Alkohol und Zigaretten haben mich stärker gemacht. Ich bin selbstwirksam. Diese neue Willenskraft und die geistige Frische und Energie spiegelt sich in meinen sozialen und beruflichen Erfolgen wider. Meine Familie freut sich, dass ich noch besser aus dieser Situation herausgekommen bin und ist stolz, was mir sehr gut tut. Ich fühle mich befreiter und kann mich Menschen ganz öffnen, ohne mein Bewusstsein zu beeinträchtigen oder meinen Körper zu schädigen.
  • Ich habe klare Ziele und Visionen entwickelt. Ich will positive Effekte in die Welt geben und für eine nachhaltige Zukunft wirken.
  • Ich habe mich von den ungesunden Kontakten und Sphären getrennt. Die Bekanntschaften die meinen Prozess lächerlich machten und selbst Alkohol missbrauchen und verharmlosen, habe ich aufgelöst. In meinem sozialen Umfeld befinden sich nun Menschen, die die Lust an einem gesunden, stabilen Leben und diese Visionen teilen.
  • Ich sprach mit alten Freunden darüber wie wir geworden sind wer wir sind und stärkte dadurch die Freundschaften und gab positive Impulse. Ich bin auf einer Seite vorsichtiger aber gleichzeitig auch mutiger geworden. Ich führe ein stabiles, erwachsenes Leben mit vielen guten Erlebnissen und gesunden Beziehungen.

**27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?**

  • Ich weiß dass ich eine große Gewöhnung an Alkohol entwickelt habe, die in meinem Körper verbleibt. Das kann nicht rückgängig machen. Aber ich kann meine zukünftigen Entscheidungen bewusst treffen.
  • Ich habe nun eine Situation erzeugt, in der ich gesund, glücklich und nach meiner Definition erfolgreich bin. Diese Situation birgt vieles was ich mir lange gewünscht habe und ich bin stolz darauf, es aus eigener Kraft und durch Arbeit an mir selbst dort hin geschafft zu haben. Ich weiß, dass dies nicht selbstverständlich ist. Ich werde dieses Glück nicht sabotieren und riskieren es wieder zu verlieren.
  • Ich verstehe mich nun auch als einen anderen Menschen als früher, lebe nach bestimmten Prinzipien und will diese verkörpern. Dazu gehört an oberster Stelle die Pflege meiner körperlichen und geistigen Gesundheit der alles andere zugrunde liegt. Dies tue ich durch Sport, mentale Übungen, gesunde, ausgewogene Ernährung, guten Schlaf und Erholung, sowie die Pflege meiner sozialen Beziehungen.
  • In Bezug auf Alkoholkonsum habe ich mir Gebote gesetzt, die ich konsequent einhalte und auch in Zukunft einhalten will. Diese Gebote beinhalten:
    • Pro seltenem Anlass, nicht mehr als zwei kleine Bier oder ein Glas (0,2l) Sekt bzw. Wein; und das maximal einmal im Monat. Ich plane diese Anlässe lange im Voraus.
    • Ich verzichte komplett, falls meine Emotionen nicht ausgeglichen sind oder ich nicht 100%ig gesund bin
    • Kein Anlass, kein Alkohol
    • Niemals Trinkspiele oder Schnäpse oder andere hochprozentige Alkoholgetränke
    • Wenn ich merke, dass Alkohol das Geschehen dominiert, verlasse ich die Situation
  • Ich nehme eine stärkere Vernunft und mehr Weitblick bei mir wahr. Meine Partnerin und ich planen eine Familie zu gründen. Meine vorherigen Unsicherheiten in sozialen Kontakten sind gewichen. Ich kann mich nun ganz öffnen und authentisch kommunizieren. Das bewerte ich als meinen größten Erfolg. Die Tatsache, dass Alkohol dabei keine Rolle mehr spielt, bekräftigt mein Gefühl der Selbstwirksamkeit und meine Motivation, meine Regeln einzuhalten.
  • Durch meinen Beruf und meine Interessen verkehre ich viel mit Therapeuten und Coaches, daher weiß ich, wie sinnvoll die Zusammenarbeit mit Professionellen sein kann und habe keine Angst diese Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Ich habe meine engsten Freunde und meine Familie über den ganzen Prozess genau in Kenntnis gesetzt und ihnen das Versprechen abgenommen, zu intervenieren sobald sich eine negative Entwicklung bemerkbar macht.
 
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Alyx

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  1. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
  • Mir ist bewusst, dass es eine Rückfallquote von mindestens 70-80 % gibt. Mir ist bewusst, dass das Leben nicht vorhersehbar ist und es zu Unglücken und Katastrophen kommen kann, die Menschen in ungesunde Muster zurückschlägt. Ich bin nicht unverwundbar und halte mich auch nicht dafür. Ich habe aber eine innere Stabilität und Klarheit erreicht und äußere Strukturen geschaffen, die mir erlaubt auch in solchen Fällen, rechtzeitig zu erkennen, wenn ich wieder in negative Muster abzurutschen drohe Zudem ist mein Umfeld entsprechend informiert. Die Erfahrung der Aufarbeitung und die Verhaltensänderung sind Teil meines Weges hinein in ein besseres Leben. Mein Leben fühlt sich sehr gut und stabil an. Ich bin sehr glücklich. Ich brauche kein Alkohol mehr um Defizite zu verdecken. Ich habe nun das Handwerkzeug und die Einsicht, mich meinen Problemen auf gesunde Art und Weise zu widmen.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

  • Ich habe mir selbst ein 0,000‰-Gebot im Bezug auf das Fahren im Straßenverkehr gesetzt. Die Erfahrung der letzten zwei Jahre waren sehr einschneidend, nicht nur im negativen Sinne.
  • Mein Problembewusstsein zu Alkohol ist nun äußerst klar und meine jetzige Lebenssituation so kostbar, dass ich um keinen Preis riskieren werde, dies aufs Spiel zu setzen und mein Glück und meine Gesundheit sowie die meiner Mitmenschen zu gefährden. Niemals wieder soll meine Entschlussfähigkeit derart beeinträchtigt sein. Meine Gebote zum kontrollierten Trinken und Notfallmaßnahmen sichern dies ab. Meine Partnerin und meine Nächsten erinnern mich daran und sind bereit einzuschreiten.
  • Ich plane die Anlasse bei denen ich vorhabe Alkohol zu trinken so, dass ich unter keinen Umständen fahren muss. Ich kommuniziere dies im Voraus meiner Begleitung und meinen Vertrauten die am Anlass teilnehmen. Ich bitte diese dann auch, mir keinen Alkohol anzubieten, auch nicht zum Spaß.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

  • Ich betrachte die Folgen der TF trotz der finanziellen, organisatorischen und emotionalen Aufwände heute als Glücksfall.
  • Wenn diese zwei Polizisten mich nicht mitgenommen hätten oder ich keine MPU hätte machen müssen, hätte ich mich wohl so schnell nicht in der Tiefe mit mir und meinem Alkoholkonsum auseinandergesetzt. Ich hätte höchstwahrscheinlich einfach so weiter gemacht wie bisher und dadurch riskiert, meine mentale und körperliche Gesundheit und das Wohlbefinden meiner Nahestehenden stark zu gefährden.
  • Es ist erschreckend, dass es erst einer solchen Disruption bedarf, um mich wachzurütteln, noch viel mehr, dass ich mich schon als wachgerüttelt wahrnahm.
  • Meine Geschichte hat ein gutes Ende genommen und soll mir und anderen Menschen eine Mahnmal sein.
 
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Alyx

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Es besteht nun folgendes Problem.

Zwischen dem Abschluss der Abstinenzphase und dem Termin der MPU liegt zuviel Zeit. Ich hatte wegen der Corona-Situation keinen früheren Termin vom Institut bekommen können. Nun plädiere ich auf KT, was ich auch eingehalten habe. Dennoch mache ich mir Sorgen, ob dies ausreicht. Wenn ich auf Abstinenz plädiere, wird mir gewiss eine Haaranalyse angeboten. Da ich aber KT betrieb, daher also Alkohol trank, kann diese keineswegs ein positives Ergebnis haben. Könnt ihr mir etwas raten? Ich danke euch!
 
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