Warum ist es passiert?
Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Amphetamin- Drogenkonsum?
Ich war seit ca. 2 Monaten von einer langjährigen Partnerschaft (7 Jahre) getrennt. Wir wohnten zusammen und hatten nun den ganzen Hausstand aufgelöst, ich blieb in der bestehenden Wohnungen alleine wohnen. Diese neue Situation liess mich in ein emotionales Loch fallen, ich fühlte mich sehr einsam und suchte vergeblich neuen Kontakt. Da sich auch der Freundeskreis nach der Trennung aufgelöst hatte, hatte ich im privaten Umfeld keinen Bezugspunkt mehr. Ich suchte daraufhin nach neuen Bekanntschaften und war am Wochenende oft alleine in Discotheken unterwegs, wo ich neue Bekannte traf. Da ich unter der Woche als Teamleiter in einer Personalberatung unter erheblichen Stress stand, hatte ich am Wochenende keinerlei Energie mehr abends auszugehen. Nachdem ich einem dieser neuen Bekannten davon erzählte, bat er mir Amphetamin an um nach der Arbeitswoche noch fit zu sein um Abends bis in die Nacht auszugehen. Dieser Bekannte nahm für mich eine Art Vorbildfunktion ein, er war sehr bekannt in den Bars und Clubs und schien viele Freundschaften zu haben und ich schaute zu ihm auf. Dazu hatte ich das Gefühl kommunikativer zu sein und Frauen gegenüber selbstbewusster aufzutreten, um eine neue Partnerin zu finden.
Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Ich habe meinen Drogenkonsum verheimlicht, bis auf mein berufliches Umfeld hatte ich keine engeren Bekanntschaften mehr. Im beruflichen Umfeld gab es keine Anzeichen oder Auffälligkeiten, sodass es mir hier nicht schwer fiel. Im privaten Umfeld hatte ich neue Bekanntschaften, die dem Drogenkonsum liberal eingestellt waren. Es gab hier keine kritischen Äusserungen. Insbesondere der Bekannte der für mich eine Vorbildfunktion eingenommen hatte, gab mir das Gefühl nun einem besonderen Kreis anzugehören.
Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Verstärkten Konsum gab es dann, wenn ich eigentlich nichts unternehmen wollte, mich aber zu einsam fühlte, um alleine mit meinen Gedanken zu Hause zu bleiben. Ich suchte dann Ablenkung und Zerstreuung in den Drogen und der Partyscene.
Haben Sie vor der Auffälligkeit jemand um Hilfe gebeten, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer, mit welchem Erfolg?)
Ich hatte damals noch nicht das Problembewusstsein um aktiv nach Hilfe zu fragen.
Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein gar keine, meine Eltern und sonstige Familienangehörigen kamen noch nie mit Drogen in Kontakt.
Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Ich habe jeweils zum Wochenende Freitags oder Samstags konsumiert. Konsumpausen hatte ich, wenn ich an einem Wochenende verreist oder beruflich unterwegs war und nicht ausgegangen bin.
Warum? Wann?
Ich habe unregelmäßig Freitags konsumiert um nach der Arbeitswoche noch fit zu sein um Abends auszugehen. Unter der Woche habe ich nicht konsumiert. Dabei fing der Konsum am Freitag oder Samstag ca. 20/21 Uhr an im stündlichen Abstand bis ca. 4-6 Uhr morgen.
Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich fühlte mich insbesondere am Wochenende alleine und einsam. Ich zerbrach mir den Kopf über alle möglichen Gründe warum die Beziehung gescheitert sein könnte. Da mein Freundeskreis auseinandergebrochen war, fehlten mir Bezugsmenschen mit denen ich mich austauschen konnte. Ich habe hier versucht, in neuer Gesellschaft abzuschalten und mich abzulenken. Da ich aufgrund meines hohen Arbeitspensum das Gefühl hatte, nicht die Energie zu besitzen, nach einer Arbeitswoche noch das Haus zu verlassen, in Verbindung mit einer Schüchternheit gegenüber Frauen, nutzte ich die Droge als Mittel zum Zweck um neue Bekanntschaften schliessen zu können.
Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Damals hatte ich das Gefühl nicht gefährdet zu sein. Ich war der Meinung durch meinen Konsum nur zum Wochenende habe ich die Droge im Griff. Heute ist mir bewusst, welche Suchtgefahr von einer harten Droge wie Amphetamin ausgeht. Wenn ich mein Verhalten von damals betrachte, war ich suchtgefährdet.
Waren sie Drogenabhängig?
Nein ich war nicht Drogenabhängig.
Wieso passiert das nicht wieder?
Ich habe mein Privates und soziales sowie berufliches Leben vollkommen umgebaut und bin nun in sozialen Verhältnissen, in denen ich mich sehr wohl fühle. Ich bin mit meiner neuen Partnerin in die Schweiz gezogen, da mich mein Arbeitgeber mit einer Beförderung hier zum Aufbau eines neuen Teams einsetzt. Wir haben uns hier gemeinsam einen neuen Freundeskreis aufgebaut. Meine Gewohnheiten hinsichtlich feiern in Clubs haben sich komplett geändert, ich habe keine Freude mehr an solchen Veranstaltungen. Ich besuche nun lieber ein gutes Restaurant mit meinen Freunden, wir gehen zusammen ins Kino oder unternehmen Reisen am Wochenende in andere Städte der Schweiz, die wir noch zu entdecken haben. Die Einschränkungen, die ich ohne Führerschein zu spüren bekam, waren so schwerwiegend, dass ich unter keinen Umständen jemals wieder diesen in Gefahr bringen werde. Darüber hinaus habe ich nun einen Freundeskreis aufgebaut, welcher nicht an meiner Partnerin hängt. Sollte ich jemals wieder in eine emotionale Extremsituation geraten, weiss ich nun dass ich Freunde an der Seite habe, die mir in dieser Zeit zur Seite stehen. Ausserdem ist mein Kontakt zu meinen Eltern nach der Auffälligkeit wesentlich intensiver geworden. Hier weiss ich, dass ich sie auch immer zu Rate ziehen kann, sollte ich mich schlecht fühlen. Ich werde nie wieder neue Bekanntschaften suchen, welche versuchen mich zu Drogen zu überreden. Ich habe auch räumlich bedingt neue Hobbies denen ich mich am Wochenende verstärkt widme, insbesondere das Snowboarden bereitet mit grosse Freude, da ich nun innerhalb von 1h in den Bergen sein kann. Im beruflichen habe ich mehr Verantwortung durch meine Beförderung übernommen und baue in der Schweiz einen neuen Bereich auf, was sehr positiv verläuft. Ich freue mich hier auf den weiteren Karriereweg. Darüber hinaus habe ich aktiv an meiner Work-Life Balance gearbeitet und hier eine deutliche Verbesserung durchgeführt. Ich habe meine Überstunden aktiv verringert, sodass ich am Wochenende genug Energie für Hobbies und aktive Tagesgestaltung mit meiner Partnerin habe.
Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ich hätte eine Drogenkarriere verhindern können, wenn ich meine Probleme eingesehen hätte, mir meine Einsamkeit eingestanden hätte und ehrlich über meine Gefühle mit meinen Eltern hätte reden können. Ich wollte immer ein starkes Aussenbild abgeben und habe meine Einsamkeit verheimlicht, habe versucht stets gut gelaunt zu sein. Anstatt das Problem zu erkennen, habe ich versucht mich durch neue Bekanntschaften, auch zu verschiedenen Frauen, abzulenken und nicht daran zu denken. Gerade meinen Eltern gegenüber hätte ich mich anvertrauen sollen. Ich habe versucht mit den falschen Personen Kontakt zu schliessen und dachte meine Probleme erledigen sich, wenn ich Menschen auf Parties kennenlerne. Dabei habe ich aber nie wirklich meine Trennung aus der Beziehung aufgearbeitet. Hätte ich dies getan, hätte ich eine Drogenkarriere verhindern können.
Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Das erste Gespräch mit meinen Eltern zu meinem Drogenkonsum war für mich der Knackpunkt. Meine Eltern hatten immer ein sehr positives Bild von mir, Ihnen das zu beichten und Ihre Enttäuschung zu sehen viel mir sehr schwer und hat viel Überwindung gekostet. Meine Eltern haben mit mir stundenlang gesprochen und mir vor Augen geführt, wie unverantwortlich mein handeln war und wie sehr ich alle Werte mit Füssen trete, die sie mir beigebracht haben. Dass ich damit meine berufliche und private Zukunft aufs Spiel setze und alles was ich mir jahrelang hart im Studium, Beruf und privat erarbeitet habe, riskiere zu verlieren. Das war für mich der Knackpunkt, an dem ich mich bewusst für ein abstinentes Leben entschlossen habe.
Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in betracht?
Ich habe einen körperlich und seelischen fitten und stabilen Zustand erreicht, den ich nie wieder gefährden werde. Ich habe gemerkt, wie sehr mich auch ein einmaliger Konsum körperlich beeinträchtigt am nächsten Tag. Ich werde keine Tage mehr verschenken, es gibt so viele schöne Dinge am Wochenende zu erleben. Auch die Persönlichkeitsveränderungen die durch einmaligen Konsum passieren, sind für mich erschreckend und beschämend. Ich möchte so nie wieder sein. Ich habe von bekannten erzählt bekommen, wie übertrieben meine Verhaltensweisen unter Drogeneinfluss waren, ich entsprach gar nicht mehr meinem Charakter. Da dieser Zustand auch mit einem einmaligen Ausrutscher eintritt, habe ich bewusst die Abstinenz gewählt.
Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Sehr positiv. Meine generelle Leistungsfähigkeit ist deutlich gestiegen und ich hatte nicht diese Durchhänger an dem Tag nach dem Konsum. Meine Konzentrationsfähigkeit hat sich verbessert und ich hatte emotional das Gefühl, das Richtige und etwas Gutes für mich zu tun.
Auf der negativen Seite war es sehr traurig zu erleben, wie vielen von meinen sogenannten „Freunden“, welche ich während meiner Konsumzeit kennengelernt habe, sich sofort von mir abgewendet haben nachdem ich Ihnen mitgeteilt habe, dass ich keine Feiern mehr besuche, auf welchen Drogen konsumiert werden. Ich hatte wirklich bei einigen das Gefühl, dass sie mich als Mensch mögen und war umso enttäuschter zu merken, dass diese mich nur zum feiern gebraucht haben. Diese Einsicht war verletzend für mich aber auch sehr gesund. Heute weiss ich wer meine wirklichen Freunde sind und mich so schätzen wie ich bin.
Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Ich habe insbesondere von meinen Eltern viel Unterstützung bekommen in langen Gesprächen und auch gemeinsamen Aktivitäten. Wenn ich das Gefühl hatte einsam zu sein bin ich mit meinen Eltern zusammen essen gegangen oder wir haben einen Ausflug gemacht. Insgesamt hat sich der Kontakt wesentlich intensiviert nach meinem Drogengeständnis. Daneben hat mir meine neue Lebensgefährtin sehr geholfen, die mir erst gar nicht glauben wollte dass ich Kontakt zu Drogen hatte, dies war für sie erstmal unvorstellbar. Mit ihr habe ich viel über meine Gefühle nach der Trennung geredet, sie hat mir sehr viel Geborgenheit gegeben und das Verliebtsein an sich ist die schönste Droge überhaupt. Wir unternehmen sehr viel und sind sowohl sportlich als auch kulturell sehr aktiv. Wir haben zusammen angefangen Snowboardkurse zu belegen und unternehmen viele Sightseeing Touren. In Zürich sind wir in einem Verein für „Zuwanderer“, in dem viele Deutsche, Engländer und Franzosen gemeinsam Aktivitäten unternehmen, um die Schweiz und die Menschen besser kennenzulernen und damit wir uns hier richtig integrieren.
Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Meine Eltern waren von der Nachricht dass ich Drogen genommen hatte erstmal geschockt, reagierten aber sehr positiv auf meine Entscheidung ein Drogenfreies Leben zu führen und unterstützen mich hier sehr. Meine Drogenbekannten reagierten verwundert bis ablehnend und konnten meine Entscheidung nicht verstehen. Sie meinten es wäre doch halb so schlimm, man solle sich da nicht so anstellen und ohne Führerschein müsste ich mir doch eh keinen Stress mehr machen. Sie haben überhaupt nicht verstanden, dass es mir darum geht, gar keine Drogen mehr zu konsumieren.
Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Ich habe den Kontakt in den ersten Monaten der Abstinenz bewusst abgebrochen und meine Drogenbekannten informiert, dass ich ab sofort nichts mehr mit Drogen zu tun haben will. Ich habe auch mein Ausgehverhalten geändert und habe nicht mehr diese Parties und Clubs besucht, in denen ich vorher unterwegs war. Dadurch haben sich automatisch alle Drogenbekannten von mir entfernt, da ich Ihnen zu „langweilig“ war. Seit meinem Umzug in die Schweiz im März 2013 habe ich nun nur noch Kontakt zu meinen Eltern in der Heimat und zu einigen Arbeitskollegen von früher, da ich hier einen neuen Freundeskreis aufgebaut habe.
Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
In den ersten Wochen nach meiner Auffälligkeit habe ich in Telefongesprächen mitbekommen, wie sie geplant haben zu bestimmten Anlässen wieder Drogen zu konsumieren. Den konkreten Konsum an sich habe ich nicht miterlebt.
Wie haben Sie in Zukunft vor mit dem Konsum umzugehen?
Für mich kommt nur eine vollkommene Abstinenz in Frage. Aufgrund meines veränderten privaten und örtlichen Umfelds komme ich auch nicht in Kontakt zu Personen, welche Drogen konsumieren. Sollte dies doch einmal der Fall sein, habe ich für mich Massnahmen zurechtgelegt, um die Situation schnell zu verlassen und ein eventuelles Konsumangebot bestimmt abzulehnen.
Haben Sie zu Hause Drogen?
Nein. Ich hatte auch während meinem Konsum keine Drogen zu Hause sondern habe nur auswärts konsumiert.
Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluß ein KFZ zu führen?
Da ich vollkommen abstinent lebe und leben werde, stellt sich diese Frage nicht.
Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Ich habe die Ursachen und Gefühle, die zu meinem ersten Konsum geführt haben, genau analysiert und verinnerlicht. Dazu habe ich die Alternativen gefunden, wie ich in der Situation damals anders hätte handeln können, ohne auf Drogen zurückzugreifen. Mir ist heute bewusst das meine emotionale Leere und Einsamkeit zu meinem Problem führte in Verbindung mit einer ungesunden Work-Life Balance. Sobald ich diese Anzeichen erneut bemerke, werde ich mich offen meinen Freunden, meiner Lebensgefährtin und meinen Eltern anvertrauen und keine Angst wie damals haben, über meine Gefühle zu sprechen.
Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich trinke in einem Restaurant ein Glas Rotwein zu einem guten Essen, davon abgesehen trinke ich keinen Alkohol.