Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Das war mit einem Alter von 15 Jahren zusammen mit zwei damaligen Kumpels aus dem gleichen Ort. Wir hatten uns an diesem Wochenende dazu entschieden, bei meinen Eltern im Garten hinter dem Haus zu zelten. In Richtung der Abendstunden kam mein Kumpel dann auf die Idee, das wir uns doch jeweils ein Bier kaufen sollten. Es war letztlich ein Oettinger Export für 29 Cent die Flasche. Ich fande das Bier absolut widerlich. Habe es doch irgendwie zusammen mit den anderen beiden runtergewürgt bekommen und wir sind dann wieder zurück in den Garten meiner Eltern und ins Zelt geschlüpft. An dem Abend konnte ich kaum einschlafen weil es mich unfassbar gedreht hatte und ich mich auch beinahe übergeben musste - meine erste Erfahrung kann daher durchweg als schlechte Erfahrung mit Alkohol eingestuft werden.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Nach der oben beschriebenen Erfahrung war erstmal "Trinkpause" bis ich 18 wurde. Dort kam ich dann mit einem Freundeskreis in Kontakt, welcher sich jedes Wochenende den Spaß mit Alkohol verschaffte. Vorglühen, Durcheinandertrinken und die Nacht durchtrinken - das volle Programm. Die Zeit hielt in etwa zwei Jahre an. Danach reduzierte ich den Alkoholkonsum weil ich begann, mich auf meinen Werdegang zu konzentrieren. Annuliert habe ich den Konsum jedoch nicht. Ich war weiterhin Wochenendes gerne feiern, auf Festivals unterwegs und habe auch die unterschiedlichsten Konzerte besucht sofern es mein Zeitfenster hergab - alles immer begleitet von Alkohol. Auch der Klassiker Weihnachtsmarkt ging nie ohne ein paar Glühwein an mir vorbei. Um nicht allzu arg auszuschweifen gilt es auf jeden Fall festzuhalten, dass bis zur Tat mein Konsum zwar nie wieder so exessiv war wie in meinem Alter von 18-20, jedoch durchweg regelmäßig getrunken wurde. In vielen Fällen nur ein Bier, in vielen anderen Fällen aber auch ein Rausch. Seit der Tat hat sich mein Konsum drastisch reduziert. In den ersten 3 Monaten absolute Abstinenz - der Schock. Danach wieder den einen oder anderen zögerlichen Kontakt mit einem Bier gehabt - schmeckt nicht mehr, kann es nicht mehr genießen. Sicher zum großen Teil der Gesamtsituation zu verschulden. Da mich nun nichts mehr in Richtung Alkohol zieht, habe ich mich dazu entschlossen für die MPU komplett Abstinent zu sein und möchte auch ein entsprechendes Ergebniss einer Haaranalyse bei der MPU vorlegen.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
16 Jahre / 1 Bier
18-20 Jahre / 2 Cocktails zum vorglühen; 4 Bier und weitere 2-3 Cocktails im laufe des Abends / jedes Wochenende
20-27 Jahre / 1-4 Bier an Abenden; wenn Weihnachtsmarkt 2-max 3 Glühwein / Jedes zweite Wochenende ca
28 Jahren / bis auf die 4 Biere die letzten 8 Monate bin ich von Anfang an problemlos abstinent
Ich würde gerne mit KT in die MPU gehen. Tatsächlich weiß ich nicht ob ich überhaupt wieder den Kontakt zu Alkohol haben möchte (mir schmeckt es schlichtweg nicht mehr - Psychische, Körperliche Reaktion..?), jedoch gibt es sicher den einen oder anderen Anlass wie zb Geburtstage, Hochzeiten,... an denen ich gerne mit einem Glas Sekt oder das jeweilig gängige Getränk anstoßen möchte.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Alle Leute die meine "Trinkzeit" vom 18-20 Lebensjahr begleiteten wurden auch meinerseits mit Abschluss des 20. LJ aus meinem Leben verbannt. Man hatte mich damals mit meinen Zielen nicht ernstgenommen und ich konnte auch absolut keine Unterstützung dieser Leute erwarten. Mich hielt daher nichts mehr und ich bin "weitergezogen".
Ein Freund stand mir im Nachgang jedoch bis zum heutigen Tage in jeder Sekunde zur Seite - auch besagter Freund der zum Tatzeitpunkt mit vor Ort war. Mit ihm teilte ich nahezu jede Trinkerfahrung ab dem 20. Lebensjahr. Trinkorte waren in aller Regel nur Bars, da wir beide keine Freunde von Diskotheken sind.
Vielleicht macht es Sinn hier kurz anzuschneiden, dass auch er seit diesem Stichtag mit mir zusammen diesen Schockzustand durchlebt hat. Die einzigen Biere welche ich dieses Jahr getrunken hatte waren zusammen mit ihm und es waren auch die einzigen, welche er konsumiert hatte. Durch alle Erfahrungen bis dato haben wir uns wohl beide deutlich weiter entwickelt.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich habe mir hier wirklich sehr lange und sehr viele Gedanken gemacht...Im ersten Monat nach der Tat war einfach nur Wut present und ich habe alles von mir Weg geschoben. Ab dem zweiten Monat habe ich lediglich versucht mit der Situation umzugehen - also "wie mogel ich mich hier jetzt am besten durch". Seit dem dritten Monat mache ich mir jedoch nun wirklich konsequent Gedanken über diese essentielle Frage und kann nun auch tatsächlich eine fundierte Antwort dazu geben.
Seit dem ich mich im Rahmen meiner Ausbildung dazu entschieden habe meinen Werdegang weiterzutreiben, bin ich konsequent unter massivem Leistungsdruck. An der Stelle möchte ich auch kurz einwerfen, dass ich immer zu meiner großen Schwester (Teamleiterin in einer Tech-Firma) hochgeschaut habe und bei jeder Gelegenheit versucht habe mich zu profilieren und zu imponieren.
Den Meistertitel bezahlte ich mit unterlaufenen Augen und einer Panikattacke vor den Klausuren. Ich hatte mich hier sogar von einem Krankenwagen abholen lassen, weil ich nicht wusste was mit mir los war (macht es hier Sinn ggf. nach einem Nachweis für die MPU zu schauen...?). Das Studium im Anschluss war getrieben von Konkurenz und massivem Leistungsdruck. Ich lief zu jeder Zeit über meinem Limit. Die Tatsache dass ich dafür aber meine Anerkennung gewinnen konnte und mich hierdurch auch für die genannten Praktika qualifizieren konnte gaben mir aber immer ein positives Feedback aus dem Umfeld. Rückblickend betrachtet hätte ich hier bereits die Reißleine ziehen sollen. Aber das Lob, die Anerkennung haben mich "Groß" fühlen lassen - fast wie ein langjähriger Rauschzustand getrieben durch einen unstillbaren Durst nach Erfolg.
Meine guten Noten gaben mir zudem Rückendeckung. "Deine Leistung zahlt sich aus! Bleib am Ball und zieh das durch!". Auch im Rahmen meiner Abschlussarbeit lieferte ich 110% von dem was mir möglich war - schlaflose Nächste und Dauerstrom standen hier an der absoluten Tagesordnung. Ich hatte einen Besuch bei dem Optiker wegen einem Augenticken was mich zu der Zeit begleitet hatte. Natürlich wurde hier der Faktor Stress als Auslöser erkannt - jedoch war das für mich zu dem Zeitpunkt kein sonderlich negativer Begriff. Es war in meinen Gedanken "halt einfach notwendig" gestresst zu sein, wenn man weiterkommen möchte.
Da ich immer den Abschluss des Studiums vor Augen hatte, war diese gestresste Zeit in Gedanken auch immer bis zu diesem Stichtag limitiert. Dass ich aber in der Arbeitswelt nicht einfach den Schalter umlegen konnte, war so nicht mit einkalkuliert. Ich war auch die letzten zwei Jahre weiter unter Dauerstrom und habe auch weiterhin versucht die nächsten Treppenstufen zu erklimmen.
Begleitend zu dem beschriebenen Druck gab es immer auch den Alkoholkonsum. Gefährlich schleichend und bei besonders gestressten Tagen auch mal 1-2 Bier mehr wie sonst. Ich hatte hier nie eine Verbindung vermutet, nüchtern rückblickend kann man diese Verbindung aber wirklich nicht mehr leugnen. Ich habe all die Jahre versucht mich meine Auszeit mit Alkohol zu verbinden. Es war nicht und musste auch nicht immer ein Vollrauschzustand sein, aber ein zwei Bier waren durchweg von Nöten, damit ich meinen Kopf wirklich einmal wenigstens herunterfahren konnte. Ich hatte mich zwar in der Tatnacht übergeben, jedoch möchte ich mittlerweile die Trinkfestigkeit wirklich nicht mehr leugnen. Über diesen schleichenden und stressbegleiteten Konsum hat sich mein Körper vermutlich einfach in gewisser Art und Weise an Alkohol gewöhnt.
An der Stelle aber auch vielleicht nochmal eine Anmerkung, dass ich nie unter der Woche getrunken hatte. Mit Ausnahme von Urlaubstagen oder wirklich besonderen Anlässen.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Einen Effekt spürte ich in der Regel nach dem zweiten Bier. Meine Gedanken wirkten plötzlich so sortiert und ich fühlte mich in meinem Umfeld einfach wohler. Das war dann auch immer tatsächlich das, was ich erreichen wollte. Je nach länge des Abends folgte dann noch ein drittes / viertes Bier. Wenn ich zu wenig gegessen hatte oder gar zu schnell getrunken, war eine kurze Zeitspanne immer von einem mulmigen Magengefühl begleitet. Des weiteren kamen kleinere Gedankenaussetzer mit ins spiel, welche mir das Gefühl gaben Dumm zu sein - etwas was ich überhaupt nicht leiden konnte!
Da ich den größten Teil des Tatsabends nicht mehr im Kopf habe, werden mir die Schnäpse zu Beginn des Abends wohl "die Lichter ausgeknipst" haben. Sicher getrieben von dem Gedanken "Wenn, dann heute!". Es war einfach ein sehr emotionaler Abend und durch den unterzeichneten Arbeitsvertrag wahnsinnig euphorisch begleitet. Einfach eine dumme Ausrede, es an dem Abend völlig zu übertreiben.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Wenn ich mich auf den Konsum ab dem 20 Lebensjahr konzentriere, dann gab es tatsächlich nie kritische Anmerkungen bzgl. meines Trinkverhaltens. Vielleicht weil es auch einfach für mein Umfeld "unaufällig" war.
Es gab aber nahezu konsequent Anmerkung zu meinem Stressgemüt. Mein Freund, meine Familie wie auch das unmittelbare Arbeitsumfeld hat mir im Laufe der Jahre deutliche Signale gegeben ich solle doch mal runterfahren, halblang machen. Man hat mir wirklich versucht zu vermitteln, dass auch weniger Vollgas, immer noch ausreichen würde. Ich hatte diese Anmerkungen aber immer als Bestätigung gesehen, dass meine Leistungen erkannt werden.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Es hat definitiv dazu geführt, dass man mich sozusagen immer mit einem Bier in Verbindung gebracht hatte. Bei Bestellungen wurde ungefragt ein Bier für mich mitbestellt, bei Reservierungen wenn ich später kam stand das Bier zb. schon auf dem Tisch. Es war eher absolut ungewöhnlich mich mal mit einer Cola oder einem Wasser zu sehen. Solche Moment wurden dann auch spaßend hinterfragt "Was denn los, bist heute etwas krank?"
Also Folge sehe ich unter anderem auch dass ich nie wirklich eine Beziehung hatte. Auch dass hat sich dieses Jahr mit dem Konsumrückgang geändert.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Die zwei Lebensjahre zwischen 18-20 Jahren. Ich hatte in dieser zeit viele neue Leute kennengelernt. Darunter war es auch deutlich einfacher mit Mädchen in Kontakt zu kommen. Da durch den massiven Konsum die Hemmschwelle entsprechend niedrig war, fühlte ich mich deutlich selbstbewusster und "cooler".
Diese zwei Jahre wollte ich einfach weiter neue Leute kennenlernen und mit der Gruppe unterwegs sein. Meine Umorientierung in Richtung meines Werdegangs hat hier aber kompromisslos einen Riegel vorgeschoben. Den Kontakt mit diesen Personen gibt es nun seit 8 Jahren nicht mehr und wird es in dieser Form auch nicht geben
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, in den oben beschriebenen zwei Jahren war das mindestens 1x im Monat der Fall. Hier gab es auch den einen oder anderen Abend über dem schlichtweg der Begriff "Saufen" stand. Aber betrachten wir die Zeit danach, so gab es hier in den 8 Jahren zwei Fälle.
Der erste Fall war 2016 auf einem Festival bei dem ich zu einem Trinkspiel überredet wurde (gegen Trinkspiele habe ich mich immer gestreubt). Hier hatte ich hatte ich mein Bier (0,5 aus der Dose) auf Ex leer trinken müssen. Nach etwas würgen hatte ich das Bier dann auch unten. Da der Festivaltag jedoch noch lange anhielt, folgten hierauf noch etwa 5-6 Bier verteilt auf die nachfolgenden 5h nähe der Bühne. Meine Erinnerung nach dem Trinkspiel begrenzen sich ausschließlich auf die Erzählungen der Leute die auch vor Ort waren.
Der zweite Fall war die beschriebene Trinknacht zum Tatzeitpunkt am 16.11..
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein, das war früher nie der Fall. Ich hatte meinen Konsum immer als problemlos eingestuft und daher nie darüber nachgedacht. Seit dem Tatzeitpunkt ist das für mich eine 180 Grad wende - zum positiven!
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich habe mich damals als einen unauffälligen Genusstrinker gesehen. Personen, welche den Alkohol als Betäubungsmittel zweckentfremden waren für mich Menschen, welche hier konsequent im Dauerrausch leben.
Heute betrachte ich mich rückblickend als einen solchen Missbräuchler. Ich habe den Alkohol immer dazu verwendet, meine Gedanken zu betäuben und mich von meinem dominierenden Umfeld abzulenken. Das hat sich seid der Tat nun geändert.
Aufgrund zu vieler Zeichen folgt der letzte Teil direkt im Anschluss