Und hier der erweiterte Fragebogen:
Vorgeschichte:
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
In der Schule bei einer Drogenaufklärung
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
2001 mit 17 Jahren
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Aufgrund eines Beziehungskonfliktes nahm ich aus Frust und Selbstzerstörungstendenz Cannabis, Nikotin und Alkohol an einem Nachmittag das erste mal. Danach kam ich in einen Freundeskreis in dem regelmäßig Cannabis, Alkohol und Nikotin konsumiert wurde. Aufgrund von Problemen in der Schule, (wie ich erst jetzt erfahren habe) einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und um Anschluss an einen Freundeskreis zu finden konsumierte ich mehrmals wöchentlich Nikotin und Cannabis mit meinen neuen Freunden, am Wochenende zum Feiern auch Alkohol. Wirklich als Genussmittel wahrgenommen habe ich es nie, da durch Cannabis meine Ängstlichkeit und Depression weiter gefördert wurden, zudem hatte ich einige psychotische Episoden, die dann fälschlicherweise als Schizophrenie diagnostiziert wurden. Es war eine Mischung aus selbstschädigendem Verhalten und dem Wunsch nach Zugehörigkeit was mich motivierte zu konsumieren.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Am Wochenende beim Feiern habe ich Cannabis zusammen mit Alkohol konsumiert.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Zu dieser Zeit, wie bei vielen Jugendlichen damals üblich, einige Male monatlich.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Ich konsumiere Kaffee und Nikotin. Ausserdem, da ich Antidepressivas nicht vertrage, Mikrodosierung LSD jeden dritten Tag
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Meine Ängstlichkeit und Neigung zum Grübeln wird durch Cannabiskonsum verstärkt, was sehr unangenehm ist. Ausserdem führte der Konsum gegen Ende zu Panikattacken
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Anfangs nahm ich Cannabis auch, um durch meine Borderline-Persönlichkeitsstörung vorhandene Selbstverletzungtendenzen nachzugehen. Als die Panikattacken häufiger wurden, beendete ich den Konsum.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
Blutwerte: 1,8ng/ml THC, 5,3 ng/ml THC-COOH
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Ich war im Urlaub in Spanien und habe täglich konsumiert. Als ich nach Deutschland zurück kam, beendete ich den Konsum zwei Tage vor der Autofahrt.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Nichts.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Ich war in Spanien im Urlaub mit Freunden und wir wollten bei der Gelegenheit die dortigen Cannabis Social Clubs ausprobieren.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Aufgrund eines Auffahrunfalls wurde die Polizei gerufen. Diese nahm vermutlich das Erscheinungsbild meiner Mitfahrerin und des Wagens (einem „Hippi-Bus“) zum Anlass mich auf Drogen zu testen.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Besorgungen für eine Freundin
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
Da mir nicht bewusst war, dass auch nach Tagen die Menge des Cannabis im Blut hoch genug für einen Führerscheinentzug sind, habe ich darüber nicht nachgedacht.
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Da man 72 Stunden nach Konsum noch unter Cannabiseinfluss steht, dann waren es circa. 50- mal
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Es gab für mich keinen Konflikt, daher gar nicht. Damals waren mir die Risiken und Nachteile nicht bewusst und ich habe es nicht hinterfragt. Es war mir auch nicht bewusst, wie lange man nach dem Konsum noch unter Cannabiseinfluss steht. Über diesen Konflikt habe ich mir keine Gedanken gemacht – leider, wenn man bedenkt was passieren hätte können.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
(Beschreibung bitte für die zutreffende Substanz)
Durch das Wirkungsspektrum wird die Fahrtüchtigkeit negativ beeinflusst. Die Fähigkeiten Entfernungen und Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen werden durch den Konsum negativ beeinflusst. Des Weiteren wird die Reaktion schlechter. Das spiegelt sich auch in einigen Studien wieder. Laut der Studie der United der United States National Highway Traffic Administration haben Cannabis Konsumenten ein um 25 % höheres Risiko, an einem Verkehrsunfall beteiligt zu sein.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Bis zu 72 Stunden, da THC ist ein an Fett bindender Wirkstoff und dieser unkontrolliert abgebaut wird
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Es kann sich eine Sucht entwickeln.
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Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Aufgrund einer damals nicht diagnostizierten Persönlichkeitsstörung litt ich an Depression und Selbstverletzungstendenzen und starker innerlicher Anspannung. Ausserdem war ich sozial sehr isoliert. Das alles hat mich zu Cannabis geführt
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Meine Familie war sehr verunsichert wegen dem Konsum. Für viele (neu gewonnene) Freunde war es normal und sie begrüßten es.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Wie genannt die Persönlichkeitsstörung lässt mich oft täglich unter starker innerer Anspannung, einem Gefühl der Leere und Gefühlsschwankungen leiden. Der Konsum war oft wie ein Ventil. Oft waren auch Beziehungsprobleme ein Auslöser für stärkeren Konsum.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Es wurde bei mir fälschlicherweise eine Schizophrenie diagnostiziert. Aufgrund des inneren Glaubens, dass das nicht stimmt und der Medizinapparat mir nicht wirklich helfen kann, lehnte ich jegliche Hilfe ab.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Es kam immer wieder zu monatelangen bis jahrelangen Konsumpausen. Oft war eine Beziehung der Auslöser oder Abstand vom konsumierenden Freundeskreis. Gegen Ende meiner Konsumkarriere waren wiederkehrende Panikattacken Auslöser, den Konsum zu pausieren.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Drogen haben mir nie geholfen, abzuschalten. Im Gegenteil. Alle Probleme waren oft viel präsenter und quälender. Aufgrund meiner Persönlichkeitsstörung hatte ich, da ohne adäquate Therapie, überhaupt keine Möglichkeit, irgendwie abzuschalten.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Ich denke jeder Konsument ist mehr oder weniger gefährdet in eine Abhängigkeit zu geraten. Wenn meine Ängste vor den negativen Folgen des Konsums (Vergesslichkeit, Lungenprobleme)geringer gewesen wären, hätte ich eventuell in eine Sucht abrutschen können.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein.
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Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ich denke mit der richtigen psychologischen Diagnose und einer adäquaten Therapie hätte ich es verhindern können. Damals habe ich mir auch um die Konsequenzen keine Gedanken gemacht. Es schien mir der einzige Weg um mit meiner Störung irgendwie umzugehen.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Eigentlich wollte ich zwei Tage vor der Autofahrt mit dem Konsum aufhören um keine Probleme im Strassenverkehr zu haben. Das ich dann zwei Tage später kontrolliert wurde und meinen Führerschein verlor machte mich sehr wütend sodass ich aus Trotz wieder mit dem Konsum anfing. Auch fehlte mir zu dem Zeitpunkt das Rüstzeug um mir meinen selbstschädigenden Tendenzen bewusst zu sein und an mir zu arbeiten.
Nachdem ich eine Therapie wegen Depression angefangen habe, wurde mir mithilfe der Therapeutin bewusst, dass ich an einer Persönlichkeitsstörung leide und der Drogenkonsum ein Bestandteil dessen. Da ich Cannabis nie wirklich vertragen habe, nahm ich diese Erkenntnis dankbar zum Anlass mithilfe einer Verhaltenstherapie Wege zu finden, selbstschädigendes Verhalten mit Achtsamkeit und Selbstakzeptanz zu ersetzen. Zu diesem Zeitpunkt waren ständige Panikattacken aufgrund des Konsums unerträglich.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Die Therapie zusammen mit den Panikattacken waren eine Vorarbeit. Es gab während der Therapie nicht den einen, alles entscheidenden Punkt.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Da meine Persönlichkeitsstruktur nicht zu Cannabis passt ist der Konsum sehr unangenehm. Ich möchte mich nicht dem Risiko das es mir schlecht geht aussetzen und schließe deshalb gelegentlichen Konsum aus.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Aufgrund der Therapie fühlte ich mich allgemein stabiler, sodass ich diese fehlende Selbstschädigung durch Cannabis als sehr angenehm empfand.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Meine Therapeutin hat mir dabei geholfen alternative Verhaltensweisen zu erlernen um mit den inneren Anspannungszuständen und intensiven Gefühlen umzugehen.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Da ich sehr oft kommunizierte, dass mir Cannabis eigentlich nie gut getan hat, reagierte mein Umfeld positiv. Selbst die, die regelmäßig Cannabis konsumieren hatten Verständnis.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Ja, aber der Kontakt ist seltener geworden.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Ja.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich möchte die negative Gefühle und Panikattacken während eines Konsums nicht mehr erleben.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein.
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Ein Rückfall ist natürlich nie auszuschließen. Aber da ich jetzt weiß, das man mindestens 72h warten muss, wird so etwas nie wieder vorkommen.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Aufgrund der Therapie habe ich sehr viel Selbstreflektion gelernt. Ich kenne die Alarm-Lämpchen die in Krisensituationen anfangen zu blinken sehr gut. Wenn es mir wirklich wieder eine längere Zeit sehr schlecht geht, würde ich mich sofort in psychiatrische Behandlung begeben.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich trinke nur an besonderen Anlässen