Fragen des Gutachters zu verkehrsrechtlichen Delikten:
Allgemeine Fragen
1. Wie viele Verstöße hatten sie?
4 Aktenkundige Verstöße.
Nicht aktenkundige Verstöße waren es bestimmt so an die 20 -25.
2. Was waren das für Verstöße?
hauptsächlich Geschwindigkeitsüberschreitungen innerhalb geschlossener Ortschaften, ausserorts, innerhalb von Baustellen, gelegentliches Falschparken auf Behinderten- oder Frauenparkplätzen, gelegentlich Rotlichtverstöße.
3. Wann waren diese Verstöße und in welchem Zeitraum fanden diese statt? (möglichst Datum und zu welcher Tageszeit-um so genauer, um so besser)
11.6.2005 morgends ca. 8:30 H 50 Km/H in 30er Zone.
5.10.2005 abends ca. 22:30 H 120 Km/H in Autobahnbaustelle 80 Km/H erlaubt.
3.8.2009 abends ca. 23:30 H 150 Km/H, 120 Km/H waren erlaubt.
1.11.2009 mittags ca. 13:00 H 170 Km/H, 120 Km/H waren erlaubt.
4. Wie konnten so viele Verstöße zusammenkommen?
Ich muss da mal etwas weiter ausholen. Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt leichtes Übergewicht. Wurde zu meiner Schulzeit heftig gemobbt. Auch wegen des Gewichts, aber auch anderer Dinge. War sozusagen der Ausenseiter schlechthin. Das alles hatte meine Selbstwertgefühl und mein Selbstbewusstsein nahezu vernichtet. Also versuchte ich mir mein Selbstbewusstsein über das Autofahren zurückzuholen. Ohne darüber nachzudenken was mein jugendlicher Leichtsinn anrichten kann.
Am 11.6.2005 um 8:30H war ich schon die ganze Nacht mit dem Auto auf der Autobahn unterwegs. Ich fuhr mit meiner Freundin von Ihren Eltern aus Cuxhaven zurück. Wir hatten damals zwei Wellensitiche. Diese hatten wir in unserer Abwesenheit bei Ihrem Bruder untergestellt. Abgemacht hatten wir, dass wir sie nach unserer Rückkehr nachmittags abholen würden. Plötzlich musste es aber von Ihm ausgehend morgends sein. Sodass ich völlig übermüdet nochmals 25 Km zusätzlich fahren musste. Ich wollte Ihm beweisen, dass ich auch das schaffen kann. ich war so naiv, zu meinen, dass meine Müdigkeit kein Problem darstellen würde.
Am 5.10.2005 waren wir auf dem weg nach Cuxhaven. Um meiner Freundin ihre Eltern zu besuchen. Es war schon 22:30H und somit deutlich später, wie ich anfangs geplant hatte. Ihre Mutter war schon am telefon am nerven, wann wir endlich ankommen würden. also wollte ich ihr beweisen, dass wir es auch schneller schaffen können. Da zu diesem Zeitpunkt nicht viel auf der Autobahn los war gab ich gas, ohne nachzudenken, was durch mein zu schnell fahren alles passieren könnte. Mein jugendlicher Leichtsinn war einfach stärker als meine damalige Vernunft. Mir war nur wichtig, meine Interessen, in dem Fall das schnellere ankommen, durchzusetzen.
Mittlerweile hatte ich geheiratet und wir hatten zwei Söhne bekommen.
Am 3.8.2009 wollten wir in den Urlaub nach Cuxhaven. Oma und Opa besuchen. Ich hatte extra bei einer Autovermietung einen Audi S4 kombi gemietet. Es war sehr warm an diesem Tag und die Kinder waren schon den ganzen Tag am quengeln. Also beschlossen wir erst abends loszufahren. In der Hoffnung, dass es dann nicht mehr ganz so heiß sein würde und die Kinder dann im Auto schlafen könnten. Es ging anfangs auch sehr gut. Auf halber Strecke standen wir dann im Stau. Und die Kinder fingen wieder an zu Quengeln. Ich war langsam schon etwas genervt. Und wollte auf dem nächsten Parkplatz rausfahren um ne Pause zu machen. Um schneller dahin zu kommen gab ich mehr Gas. Und schon hat es geblitzt. Mein Blick ging direkt auf den Tacho. Direkt danach hab ich mich sehr erschrocken und geärgert, das ich wieder zu schnell unterwegs war. Ich beschloss daraufhin, mir nie wieder ein so schnelles Auto zu mieten. Da ich darin gar nicht richtig merkte, wie schnell ich fuhr.
Am 31.10.2009 hatten wir einen schlimmen Anruf bekommen. Mein Schwiegervater hatte einen starken Schlaganfall und lag auf der Intensivstation. Daraufhin beschlossen wir am 1.11.2009 nach Cuxhaven zu fahren. Es war alles sehr emotional und eine sehr gedrückte Stimmung. Mein Schwiegervater war für mich mittlerweile wie ein richtiger Vater. Wir verstanden uns super und hatten das Fischezüchten in Aquarien als gemeinsames Hobby. Zu allem ärger standen wir diesmal wieder in einem ewig langen Stau, da vor uns ein LKW gebrannt hatte. Nach dem wir aus dem Stau raus waren fuhren wir zügig weiter. Ich muss gestehen, das ich nicht einmal gemerkt hatte, das ich geblitzt wurde.
5. Wie war ihre Gefühlslage bei diesen Delikten?
Bei den Verstößen 2005 habe ich mich kurz geärgert, als ich die Strafe bezahlt hatte, war es für mich erledigt.
2009 war es schon anders. Ich war mir direkt nach dem ich das Blitzen am 3.8.09 bemerkt hatte klar darüber, dass ich Mist gebaut hatte. Und habe mich extrem geärgert. Mein ganzer Urlaub war daraufhin im Eimer.
Am 1.9.2009 habe ich es auf der Autobahn gar nicht realisiert, dass ich geblitzt wurde. Erst als das Schreiben von der Bußgeldstelle kam, wurde mir bewusst, dass ich wieder Mist gebaut hatte. Ich war ziemlich niedergeschlagen, und habe mich über mein eigenes Verhalten sehr geärgert.
6. Was hätte passieren können bei den jeweiligen Delikten?
Durch meine Verantwortungslosigkeit und Unachtsamkeit hätte ich einen schlimmen Unfall bauen können, bei dem Unschuldige Menschen verletzt, wenn nicht gar getötet worden wären.
7. Wie schätzen sie sich für die damalige Zeit als Fahrer ein?
2005 war ich zu naiv, zu leichtsinnig. Heute würde ich sagen ich war damals auf Grund mangelnder Reife nicht geeignet ein Auto zu fahren. Ich war nur daran Interessiert meine eigenen Interessen zu verfolgen.
2009 war ich jeweils zu emotional. Ich habe mich durch Äussere Einflüsse zu sehr ablenken lassen.
8. Woran lag es das sie keinen Unfall hatten?
ich hatte mehr Glück als Verstand, dass durch mein Fehlverhalten niemand zu Schaden gekommen ist.
9. Warum haben sie sich (immer wieder) so verhalten?
2005 hatte ich Probleme mit meinen Eltern, meiner Lehrstelle. Die Mobberei aus der Schule hing mir nach. Hatte grade die erste eigene Wohnung bezogen und das erste eigene Auto. Ich meinte ich müsste mir und anderen Beweisen, dass ich kein Versager bin.
2009 habe ich mich durch äussere Einflüsse zu sehr ablenken lassen, so dass ich zu unkonzentriert Auto gefahren bin.
10. Wie haben sie auf das Verhalten der Polizei reagiert nachdem sie gestoppt oder gelasert wurden?
Bei Routinekontrollen war ich immer etwas nervös, befürchtete immer etwas falsch gemacht zu haben.
11. Wie haben sie auf die ersten Verwarn- bzw. Bußgelder reagiert?
Die ersten Bußgelder haben mich kurz geärgert, dann habe ich sie bezahlt und damit war es für mich abgehakt.
12. Was hatten sie sich vorgenommen, um keine Punkte mehr zu bekommen?
Ich hatte mir nach der Nachschulung fest vorgenommen, ab sofort nur noch streng nach Vorschrift zu fahren. was mir bis auf die beiden Vorfälle auch gut gelungen ist. Denn in der Zeit als mein Schwiegervater im Krankenhaus war, Bin ich jedes Wochenende die Strecke von 750Km zu Ihm gefahren und wieder zurück.
13. Warum konnten sie ihre guten Vorsätze nicht einhalten?
Dummerweise hielt ich meine Vorsätze nicht für wichtig genug, ebenso hatte ich mir auch keine weiteren Gedanken darüber gemacht.
14. Gibt es ein Zusammenhang zwischen dem Punktesammeln und bestimmten Ereignissen in ihrem Leben?
Mit meiner damaligen Unfähigkeit zu handeln, der Unzufriedenheit im Job, dem Stress und dem Druck war ich völlig überfordert.
Fragen nach Änderungen gegenüber früher
15. Wie lauten ihre Vorsätze heute?
Ich werde nur noch nach Vorschrift fahren. Nicht mehr emotional hinters Steuer sitzen, dann lieber mit dem Zug oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Mehr pausen auf langen Strecken machen, um die Konzentration immer hochzuhalten.
16. Was ist daran anders?
Früher dachte ich mit schnellerem fahren kommt man schneller an sein Ziel, habe nicht groß nachgedacht sondern bin einfach losgefahren.
17. Was wollen sie konkret tun, damit sie ihre Vorsätze diesmal einhalten können?
Ich werde nur noch vorschriftsmäßig am verkehr teilnehmen. Ich werde genügend pausen auf langen strecken machen, damit die Konzentration hoch bleibt und damit die kinder auf langen strecken ausgeglichener sind. Ich möchte/werde ein Vorbild für meine Kinder sein.
18. Was hat sich ansonsten bei ihnen geändert?
Ich habe mich mit meinen Eltern ausgesprochen und wir vertragen uns wieder. Ich habe meine Ausbildung Anfang 2009 in Eigeninitiative zu Ende gemacht und auch Bestanden. Ich habe mittlerweile geheiratet, und habe 3 Kinder.
19. Welche Einstellung zur Verkehrssicherheit haben sie heute und was ist daran neu?
Die Verkehrssicherheit ist nur dann gewährleistet, wenn sich alle an die Regeln halten. Und jeder rücksichtsvoll mit den anderen Verkehrsteilnehmern umgeht. Früher war mir nur wichtig möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Über Konsequenzen meines Handelns
habe ich mir früher keine Gedanken gemacht.
20. Was ist ihrer Meinung nach im Straßenverkehr besonders wichtig?
Dass man sich an Regeln hält und rücksichtsvoll, Vorrausschauend fährt. Nur mit so kann man Unfälle, verletzte und tote vermeiden.
21. Was könnte ihre guten Vorsätze wieder zum Scheitern bringen?
Theoretisch nichts.
Grundfragen auf die die obigen Fragen hinauslaufen und die der Gutachter bei einer MPU wegen Verkehrsverstößen mit „JA“ abhaken muss:
1. Hat der Proband die schwere und das Ausmaß seines früheren Fehlverhaltens im Verkehr erkannt?
2. Hat sich der Proband mit den Ursachen seines früheren Fehlverhaltens auseinandergesetzt?
3. Hat der Proband den glaubhaften, nachvollziehbaren Entschluss gefasst, etwas grundlegend zu ändern?
4. Gibt es genügend Hinweise darauf, dass es dem Probanden auf Dauer gelingen wird?
Hab den Anfang jetzt mal umgeschrieben. Sorry nochmal, dass ich mich erst so spät darauf gemeldet habe.