MPU wegen Konsum von Kokain

Anonym1995

Neuer Benutzer
Hallo liebe MPU-Community,



erst der Fragebogen, dann der Sachverhalt:



Zur Person

Geschlecht: männlich

Alter: 29



Was ist passiert?

Drogensorte: Kokain (Benzoylecgonin)

Konsumform (Dauer und Häufigkeit je Substanz): 3 Jahre, alle paar Wochen

Datum der Auffälligkeit: 03.01.2023



Drogenbefund

Blutwerte: 0,012 mg/l

Schnelltest: +

Beim Kauf erwischt: nein

Nur daneben gestanden: nein



Stand des Ermittlungsverfahrens

Gerade erst passiert: nein

Polizei hat sich mit den Blutwerten gemeldet: nein

Verfahren gegen Bußgeld eingestellt: ja

Verurteilt: nein

Strafe abgebüßt: nein



Führerschein

Hab ich noch: nein

Hab ich abgegeben: ja

Hab ich neu beantragt: ja

Habe noch keinen gemacht: -



Führerscheinstelle

Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: ja

Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein

Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):



„Sie haben nachweislich Kokain konsumiert, das mit seinem Abbauprodukt Benzoylecgonin bestimmt wurde.

Aufgrund des geschilderten Sachverhaltes ergeben sich aus Sicht meiner Behörde Zweifel, ob Sie die aktenkundigen Betäubungsmittel gegenwärtig weiterhin einnehmen, und ob Sie trotz der aktenkundigen Hinweise des Betäubungsmittelkonsums ein Kraftfahrzeug der beantragten Fahrerlaubnisklassen ein Kraftfahrzeug sicher führen können. Darüber hinaus ergeben sich Zweifel, ob Sie zukünftig erneut unter dem Einfluss berauschender Mittel am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen werden.

Zur Klärung der Eignungszweifel ordne ich daher gemäß § 2 Abs. 8 des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) in Verbindung mit § 14 Abs. 2 Nr. 2 der Fahrerlaubnisverordnung (FeV) hiermit eine medizinisch-psychologische Begutachtung bei einer amtlich anerkannten Begutachtungsstelle für Fahreignung an.

Kann der Untersuchte trotz der aktenkundigen Hinweise auf den Konsum von Betäubungsmitteln bzw. dem Konsum anderer psychoaktiv wirkender Substanzen ein Kraftfahrzeug sicher führen? Ist zu erwarten, dass die Untersuchte erneut ein Kraftfahrzeug unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln oder anderen psychoaktiv wirkenden Stoffen oder deren Nachwirkungen führen wird?“



Bundesland: Hessen



Konsum

Ich konsumiere noch: nein

letzter Konsum: 01.01.2023



Abstinenznachweis

Haaranalyse: nein

Urinscreen: ja, vollständiger Abstinenznachweis über die letzten 18 Monate

Keinen Plan: nein



Aufarbeitung

Drogenberatung: nein

Selbsthilfegruppe (SHG): nein

Psychologe: nein

Ambulante/stationäre Therapie: nein

Keine Ahnung: nein



MPU

Datum: noch unbekannt

Welche Stelle (MPI): ProSecur Mainz

Schon bezahlt?: nein

Schon gehabt?: ja (TÜV Nord Frankfurt)

Wer hat das Gutachten gesehen?: ich und MPU-Vorbereiter

Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:



„Gutachten des Universitäts-Klinikum Frankfurt:

Die Befunde der toxikologischen Untersuchung weisen auf die Aufnahme von Kokain hin. Jedoch kommt laut Gutachten eine kokainbedingte Fahruntüchtigkeit zum Vorfallszeitpunkt nicht mehr in Betracht.

Näheres ist dem beigefügten Gutachten zu entnehmen.“



Altlasten

Bist du Rückfalltäter?: nein



Ich hatte am 01.01.2023 auf einer Party 3 Lines Kokain konsumiert.

Ich war am 03.01.2023 (exakt 60h nach dem letzten Konsum) am späten Nachmittag mit dem Auto unterwegs und wurde wegen einer Auffälligkeit im Straßenverkehr [genauer Wortlaut der Polizei: „Sie wechselten mehrfach die Fahrspuren, was in zwei Fällen beinahe zu Verkehrsunfällen geführt hätte. Daraufhin wurden Sie einer Kontrolle unterzogen.“] einer Drogenkontrolle (Schnelltest + nachträgliche Blutabnahme) unterzogen.

Daraufhin erhielt ich im August 2023 Nachricht von der FSSt, dass ich meinen Führerschein abzugeben habe, wegen dem Verdacht auf Fahruntauglichkeit. Danach habe ich auf Anraten eines Fachanwaltes für Verkehrsrecht freiwillig auf meine FE verzichtet (09/2023). Ich habe noch in demselben Monat mit meiner Abstinenz angefangen, welche bis heute andauert.



Leider ist mein erstes MPU-Gutachten (12/2024) negativ aufgefallen, weil ich die entscheidenden Fragen nicht ausreichend beantwortet hatte; die Fragen waren in etwa: „Wie war ihr Drogenkonsummuster vor der Fahrauffälligkeit?“, „Warum kommt es nicht mehr vor, dass Sie konsumieren werden?“, „Wie sicher sind Sie, dass es nicht mehr zu einer Rückfälligkeit kommt?“.

Dummerweise hatte ich relativ viel Wahrheit erzählt, sprich dass ich seit 2020 in regelmäßigen Abständen (2-3 Lines zweimal im Monat zum Feiern mit Freunden) konsumiert habe, was laut Gutachterin auf eine „fortgeschrittene Drogenproblematik“ zu schließen ließ. Auf die Frage, warum ich denn jetzt nicht mehr konsumieren werde, habe ich nur gesagt, dass ich jetzt daraus gelernt habe, ich weiß dass der Drogenkonsum schlecht ist, mich nicht weiterbringt, meine Karriere und im schlimmsten Fall mein ganzes Leben ruinieren würde. Ich habe den Kontakt mit dem damaligen Freundeskreis vollständig abgebrochen, habe eine Freundin, die niemals Drogen konsumiert, verbringe viel Zeit mit ihr, ihrer Familie und meiner Familie, ich mache viel Sport, habe einen guten Job in der Chemie-Industrie nachdem ich meinen Master in Chemie erfolgreich im 07/2023 abgeschlossen hatte.

Ich hatte weiterhin gesagt, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass es nicht zu einem Rückfall kommt, weil ich mein soziales vollständig Umfeld geändert habe und mir bewusst ist, dass ein Rückfall bedeuten würde, dass alles, was ich jemals erreicht habe, ruiniert würde. Natürlich gibt es keine 100 %-ige Garantie für eine dauerhafte Abstinenz, das ist mir bewusst.



Naja jedenfalls hatte ich mich bei diesem Gutachten selbst belastet, indem ich gesagt habe dass ich über Jahre hinweg regelmäßig Kokain konsumiert habe. Ich schätze für so einen Fall hätte ich viel eher mit Sitzungen bei Therapeuten/Selbsthilfegruppe, etc. argumentieren müssen, weil ich mit dieser Aussage sicher in eine D2 eingestuft wurde, oder?

Was ich auch noch sagen muss: Ich war super super nervös bei dem Gutachten bzw. dem Gespräch mit der Psychologin, dass ich teilweise kaum eine Antwort gegeben habe und ich denke auch dass meine MPU-Vorbereitung eher schlecht gelaufen ist, da ich durch die Vorbereitung mehr als verwirrt war und nicht wusste was ich auf welche Frage konkret zu antworten habe. Die erste Aussage der Psychologin am Ende des Gesprächs war „es war etwas zu dünn, aber ich gucke es mir nochmal an“.



Ich bin derzeit dabei, die Wiedererteilung neu zu beantragen bei der Führerscheinstelle, aber habe bisher noch keine Antwort erhalten (Dokumente sind seit dem 05.02.25 eingereicht).



Gerne kann ich noch die Zusammenfassung von dem letzten MPU-Gutachten hinzufügen und vielleicht auch meine neue Story, die ich mir zurecht gelegt habe für die nächste MPU-Prüfung.



Ich hoffe Ihr könnt mir ein paar Tipps geben, weil ich wirklich nicht so richtig weiter weiß mit meinem derzeitigen MPU-Vorbereiter.. und ich nicht das Geld habe nochmal 2500€ für eine andere Vorbereitung zu zahlen..


Herzlichen Dank für jegliche Unterstützung!

Lieben Gruß

Dennis
 
Zuletzt bearbeitet:
Also für irgendwelche „Storys“ stehe zumindest ich nicht zur Verfügung.

Deine „MPU-Vorbereitung“ für 2500,-€ war offenbar für den…knallroten Sack.
Mir scheint, du hast noch nicht ganz verstanden, worum es bei der MPU geht, wenn du davon sprichst, „dummerweise die Wahrheit gesagt zu haben“, und von der MPU als „Prüfung“.

Wenn du hier sinnvolle und nachhaltige Unterstützung möchtest, stelle bitte dein Gutachten -sorgfältig anonymisiert- zur Vertügung :smiley138:
 
Auch von mir: du bist NICHT durchgefallen, weil Du die Wahrheit erzählt hast ...
Deine Reaktionen auf Deine Konsumgeschichte waren halt bissi dürftig, so wie es aussieht - und ebenso Deine Rückfallprophylaxe. Arbeite da lieber nach.
 
Hallo, danke für eure schnellen Antworten.
Ich hatte von meinem MPU-Vorbereiter ursprünglich gesagt bekommen, dass ich meinen Konsumzeitraum auf ca 6 Monate beschränke und nicht, wie von mir im Gutachten angegeben, ein Zeitraum von 3 Jahren (ich war so nervös dass ich die Jahreszahlen durcheinander geschmissen hatte…), da ich sonst nicht in eine D3 (Drogenproblematik) eingestuft würde, sondern aufgrund des langen Zeitraumes schneller in einen Drogenmissbrauch (D2) eingeordnet würde.
Das Thema mit der Rückfallprophylaxe hatte ich beinahe kaum mit meinem Vorbereiter besprochen und ich dachte tatsächlich dass es letztendlich ausreicht zu sagen, dass ich mein Leben (soziales Umfeld/Arbeit/Freizeitaktivitäten) geändert habe und keinerlei Bedürfnis an dem Konsum von Drogen verspüre, was auch damit einherging dass ich von einem auf den nächsten Tag damit aufgehört habe und seit über 2 Jahren nichts mehr damit zu tun habe/zu tun haben will.
Mein MPU-Vorbereiter meinte, dass ich eine Story brauche, die glaubwürdig ist, aber nicht der Wahrheit entsprechen muss, deswegen dachte ich dass ich für den zweiten Versuch eine bessere, aber dafür „fiktivere“ Story erzählen sollte. Für mich macht das nur insofern Sinn, dass ich diese „fiktivere“ Story erzähle, weil ich für einen 3-jährigen Konsumzeitraum mit Sicherheit eine Selbsthilfegruppe/Therapiestunden hätte besuchen müssen(?), was ich niemals getan habe. Ich habe alle paar Wochen oder teilweise sogar alle paar Monate mal auf Partys mit damaligen Freunden was gezogen, aber niemals außerhalb solchen Situationen.
Ich weiß wirklich nicht ob es passend ist dass ich mich so einer Therapie unterziehen sollte, weil ich wirklich damals nur alle paar Wochen und Monate auf Partys was konsumiert habe, ansonsten wirklich nie... deshalb bin ich mit dieser Fragestellung auch ehrlich gesagt etwas überfragt.
Ich weiß dass das damals in der Studentenzeit dumm und verantwortungslos war, aber damals habe ich nicht groß über die Konsequenzen nachgedacht… leider.

Ich sehe zu dass ich euch heute Abend mal mein Gutachten in anonymer Form teile.

Vielen lieben Dank vorab für eure Hilfe!
 
Also erst einmal musst du nicht Therapie oder SHG etc. nachweisen.
Deine Werte sind für einen „Partykonsumenten“ völlig kompatibel.

Mit einer ehrlichen nachhaltigen psychologischen Aufarbeitung bestehst du.

Ich bin gespannt auf dein GA und freue mich, dass unsere ehrlichen Worte dich nicht entmutigt haben :smiley138:
 
Guten Abend, ich habe mein Gutachten eingescannt und hoffentlich alles richtig anonym hinterlassen.
Das Gutachten findet ihr anbei als PDF.

Ich danke euch schon mal sehr vorab für eure Zeit und für eure Unterstützung, es hilft mir sehr ein paar aufbauende Worte zu lesen, weil ich derzeit nicht mehr das Gefühl habe jemals wieder meinen Führerschein zu bekommen und mich das mittlerweile doch mehr frustriert als ich zu Anfang dachte..
 

Anhänge

Habe dein Gutachten soeben mal durchgelesen und möchte dir dazu folgendes Schreiben, was der Gutachter bei dir bemängelt hat:

- innere Motive (wieso hast du regelmäßig Kokain genommen? Außer , dass du die Nächte besser durchmachen konntest) Hier musst du viel weiter und tiefer ausholen. Hast du dich besser gefühlt, stärker, selbstbewusster , wohler oder sonst was? Wieso hast du es noch öfter konsumiert, als du Semesterferien hattest? Wieso hast du überhaupt ständig weiter konsumiert? Welchen tatsächlichen Mehrwert hat dir die Droge geboten, den du sonst nicht hattest, als du nüchtern warst? Mit ein paar Dosen Energy Drinks lässt sich die Nacht doch auch gut durchstehen, da braucht man kein Koks. Da solltest du ruhig ehrlich sein und einfach sagen, warum du es genommen hast, vor allem regelmäßig genommen hast.

- Was hat sich bei dir langfristig geändert oder verbessert seitdem du es nicht mehr nimmst ? Was magst du denn so viel mehr an dir selbst , oder deinem Leben, dass du dich nicht mehr im Kokainrausch belügen musst?

- Welche negativen Effekte hast du gemerkt, als der Rausch nachgelassen (das dürften einige negative Effekte gewesen sein ) hat oder auch als du komplett darauf verzichtet hast? Hast du es nichtmal vermisst oder dachtest dir, früher hättest du jetzt was gezogen auf der Party ? Welche Alternativen sind es denn jetzt bzw. wieso brauchst du es plötzlich nicht mehr oder möchtest auch nicht gelegentlich noch konsumieren?

- Rückfallprognose: Hier hast du komplett geblockt und gesagt, du wärst dir zu 100% sicher es nie wieder zu machen. Die Wahrheit ist leider, dass man schneller rückfällig werden kann, als einem lieb ist, sobald sich z.b aktuell gesunde Lebensumstände verändern oder zum schlechten entwickeln, oder natürlich andere, individuelle Lebensumstände. Das sollte einem als ehemaligem Drogenkonsumenten bewusst sein. Hier brauchst du eine geeignete Rückfallstrategie. Bezugspersonen, Umgang mit negativen Situationen, Achtsamkeit, Stressbewältigung, usw.

Das Gutachten ansich ist nicht schlecht, einige positive Dinge und an den anderen kannst du sicherlich noch arbeiten, damit du beim nächsten Mal bestehst.

Kannst dir ja mal meins durchlesen, da ging es auch viel um das Thema mit der weißen Substanz.

Viel Erfolg!
 
Es ist sehr deutlich, dass deine Vorbereitung mangelhaft war.
3 Säulen müssen vor der MPU stehen:
- Konsumhistorie
- innere Motive
- Vermeidungsstrategien

Zu 2 und 3 hast du ja schon Wertvolles von @S1000RR gehört.

Deiner Konsumhistorie fehlte etwas Entscheidendes, der Beginn.
Der Gutachter hat zurecht bemängelt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, aus dem Nichts heraus eine harte Droge mit hohem Suchtpotential zu konsumieren.
Verstehe mich bitte nicht falsch, es kann durchaus so gewesen sein, aber das musst du sehr gut erklären können.

Wie oben schon gesagt, es sind durchaus gute Ansätze vorhanden !
Das momentane Gefühl, „..nie wieder einen Führerschein zu bekommen“, kann sich wandeln in:
„Ich muss noch an mir arbeiten und darf dann bald wieder fahren !“

Liebe Grüße :smiley138:
 
„Ich muss noch an mir arbeiten und darf dann bald wieder fahren !“
.. und mit der Realität fährst du am besten. Geschichtelchen neigen zum Stocken, wenn der Gutachter genauer nachfragt* - und wenn er das Gefühl hat, er wird belogen, bist Du sofort durchgefallen.
Von mir gibts nur einen vagen Eindruck: Deine geschilderte Distanzierung vom Koks erscheint mir unglaubwürdig und aufgesetzt. Ich kann dir nicht mal sagen, warum genau, es ist nur ein Eindruck.
Magst du da deine echte innere Haltung dazu nochmal prüfen?

________________________________
*denn dann musst Du neu erfinden, statt nur real Erlebtes zu erzählen - diese Zeitverzögerung merkt man
 
Guten Abend zusammen,

danke für diese ausführliche Antwort, @S1000RR! Ich versuche mich die Tage mal hinzusetzen und die Fragen wirklich intensiv durchzugehen!

Ich dachte ursprünglich auch dass ich diese Fragestellungen hätte beantworten müssen, aber mein MPU-Vorbereiter wollte unbedingt dass ich in der D3 eingestuft bleibe und deshalb nicht mal das Wort „Stress“ in den Mund nehme, da ich ja sonst versucht haben könnte meinen Stress mit den Drogen zu kompensieren. Ich meine ja ich hatte während dem Studium enorm viel Stress und Druck und es war tatsächlich sehr befreiend ab und zu mal was zu konsumieren und sich auf Partys frei zu fühlen bzw den Kopf frei zu bekommen. Aber mein Vorbereiter meinte das Folgende zu mir: Ich sollte besser sagen, dass ich einfach nur aus Neugier angefangen hatte zu konsumieren, letztendlich die kurzzeitigen Vorteile (länger wach, länger feiern, weniger Hemmungen,…) den Nachteilen von den nächsten Tagen (übermüdet, unproduktiv, unkonzentriert) überwogen haben. Und dass das, sowie das sexuelle Interesse und das Gewinnen der Aufmerksamkeit bzw. das Beeindrucken einer für mich interessanten Frau in der Freundesgruppe (obwohl das nie der Fall war), auch der Grund war für weitere Male des Konsums. Ich sollte niemals erwähnen dass ich ein negatives Feedback erhalten hätte aus meinem sozialen Umfeld oder von der Uni und trotz des negativen Feedbacks alle paar Wochen den Konsum wiederholt habe. Und als Rückfallprophylaxe sollte ich angeben dass ich jetzt ein spießiges Leben führe, ich habe eine neue Freundin gefunden, einen guten Job, mache Sport, wir sind in eine größere Wohnung zusammengezogen und wollen eine Familie gründen. Das war‘s im Grunde genommen was mir geraten wurde zu sagen…

Dadurch hatte ich das Gefühl in der MPU beim Psychologengespräch keine Argumente/Begründung für die Konsumgeschichte bzw. den Auslöser und die Fortsetzung dessen und wusste auch nicht was ich sagen sollte bezüglich der Prävention in der Zukunft, also sprich was ich gegen erneute potentiell gefährliche Situationen tuen kann, da ich alles lediglich auf den Freundeskreis/das Feiern geschoben und niemals auf mich selbst bezogen hatte.


@Karl-Heinz: Ja das stimmt, ich hatte das alles nicht gesagt, weil ich dachte es wäre nicht wichtig, bzw. hat mein MPU-Vorbereiter nichts groß dazu gesagt bzgl. dem Konsumbeginn.

Leider finde ich es noch sehr schwer herauszufinden, was man als Vermeidungsstrategie ansieht. Handelt es sich dabei um stressbewältigende Maßnahmen, oder um einen Notfallkontakt, wie bspw. meinen Hausarzt oder wie ist das zu verstehen?



@joost: Ich stimme dir auch zu, ich denke nicht dass es mit dem Argument getan ist, nur weil ich jetzt momentan kein „Bedürfnis“ danach habe. Es kann jederzeit wieder kommen in stressigen, lebensverändernden Situationen, die mich gesundheitlich oder meine Familie betreffen könnten. In der Hinsicht fühle ich mich argumentativ auch wirklich schlecht, weil man doch immer als Psychologe argumentieren kann: „Werden Sie nicht wieder rückfällig wenn ihnen jemand nahe stehendes plötzlich ums Leben kommen würde?“ Was kann man auf solch eine Frage antworten, selbst wenn man nicht in eine MPU muss? Oder ist das eine zu stark aus dem Kontext gerissene Frage? Wird eher „nur“ die Frage gestellt, wie ich heute mit stressigen Situationen umgehe? Was ich tue um in solchen Situationen nicht mehr zu Drogen zu greifen?



Ich wollte noch eine weitere Frage stellen, und zwar:

Ich hatte, wie ihr ja jetzt wisst, eine ganze Zeit lang regelmäßig konsumiert, ich gehe stark davon aus dass ich versucht habe Stress und Druck abzubauen (wie bereits oben beschrieben). Jedenfalls hatte ich im letzten Semester von meinem Master einen Zweitversuch in einer wirklich schweren Prüfung und habe diese Prüfung im Dezember (bevor ich im Januar kontrolliert wurde) geschrieben und habe mein nicht-bestandenes Ergebnis direkt nach der Polizeikontrolle damals erhalten. Das hat mich geschockt und ich war wirklich am Boden als ich das erfahren hatte. Aber direkt danach habe ich den Kontakt zu den Studenten abgebrochen, ich hatte dummerweise denen die Schuld gegeben, dass ich nicht genug gelernt hatte und war so wütend auf die, aber auch auf mich selbst, dass ich nichts mehr mit denen zu tun haben wollte und habe seitdem nie mehr wieder konsumiert, weil ich dauernd diese schlechte Erinnerung mit dem Konsum assoziiere. Naja lange Rede kurzer Sinn: Ich hab mich die nächsten 4 Monate so immens hingesetzt und gelernt dass ich den Drittversuch am Ende von meinem Master mit sehr guter Note bestanden habe. Was ich damit sagen will, ist, dass ich gemerkt habe, dass der Drogenkonsum beinahe alles was ich erreicht hatte bzw erreichen wollte in meinem Leben, zunichte gemacht hätte und das nicht mal richtig gemerkt hatte bevor ich kontrolliert wurde…

Meint ihr ich kann das ebenfalls erwähnen?

Also letztendlich war der Drogenkonsum eine „Illusion“ bzw eine verzerrte Wahrnehmung von meinem damaligen Tun. Ich weiß nicht, ob ich direkt als psychisch instabil eingestuft werde, wenn ich sowas erzähle…



Danke für euren Support! Es hilft mir sehr endlich das sagen zu können, was ich denke und nicht eine Story zurecht gebastelt bekomme von meinem MPU-Vorbereiter..

Einen schönen Abend!
 
Ich glaube am Besten wäre es tatsächlich für dich, wenn du ehrlich und so wie die Dinge wirklich waren in die nächste MPU gehst. Ansonsten läufst du Gefahr, und das hattest du ja bereits erwähnt, dass du nicht du selbst sein kannst während des Gesprächs bzw. dich verstellen musst, oder auf gezielte Fragen des Gutachters keine ehrliche Antwort geben kannst und du dich dadurch evtl. in deinem Erzählungen irgendwo verkapselst.

Es spielt gar keine Rolle in welche Hypothese du eingeordnet wirst, solange du glaubhaft vermitteln kannst was die Gründe deines damaligen Konsums waren und wie du es in Zukunft vermeiden möchtest . Immerhin hast du über 18 Monate Abstinenz nachzuweisen und ebenfalls Gespräche bei einer Vorbereitung gehabt. Das alleine ist ja schon mal eine gute Eintrittskarte, um dem Gutachter zu zeigen, dass du es ernst meinst . Je nachdem welche Gutachter dir gegenüber sitzen , spüren sie durchaus, ob du ihnen irgendwas an die Nase binden möchtest, oder du wirklich die Wahrheit erzählst. Diese empathische Fähigkeit wird natürlich nicht jeder Gutachter haben, aber ich denke schon die meisten.

Ich kann nur mich als Beispiel nehmen. Ich hatte vor ein paar Wochen meine 3. MPU wegen Mischkonsum und meine erste MPU war vor über 10 Jahren wegen THC. Nun dachte ich mir genauso, wie ich das denn bitte erklären soll, dass ich plötzlich zu dem THC Dauerkonsum, noch 8 Jahre regelmäßig Kokain und zum Schluss noch Benzodiazepine konsumiert habe. Es lag schon nah, dass ich auch eher eine Geschichte erfinden sollte, als die Wahrheit zu sagen. Letzten Endes habe ich mich für die Wahrheit entschieden und das hat für mich innerlich auch alles verändert und man geht einfach mit einem sauberen und unbeschwertem Gefühl in die MPU und vor allem danach auch wieder raus. Damals bei meiner ersten MPU hatte ich auch alles runtergespielt und bin ohne Vorbereitung mit 12 Monaten Abstinenz rein ohne zu wissen was mich eigentlich erwartet, ich hab zwar bestanden, aber im Kopf und an meiner Einstellung hatte sich rein gar nichts geändert.

Meine letzte MPU war anders , wirklich eine Herausforderung, aber auch gleichzeitig ein Segen und Bewahrung für mich, damit ich erkennen konnte was ich eigentlich die letzen Jahre gemacht habe, um es in Zukunft einfach anders zu machen. Meine Erkenntnis unter anderem: Meine 20iger Jahre hab ich gefeiert und verballert, aber um Himmelswillen möchte ich meine 30iger jetzt anders verbringen.

Ich glaube, wenn du dich so mit dem Thema auseinander setzt, dann bringt es dir wirklich auch was fürs Leben, oder dich selbst besser kennen zu lernen. Mit einer stark abgeänderten Geschichte leider nicht .

Du erfüllst alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche, nächste MPU, sofern du halt gewisse Dinge noch aufarbeitest und einfach sagst was Phase war die letzten Jahre :) Steh einfach dazu und dann wird auch zu dir gestanden.

Mir hat es sehr geholfen, dass ich einige Stunden bei einem Verkehrspsychologen hatte, der ein mega korrekter Typ war und mir letztendlich auch das Verständnis gegenüber gebracht hat, dass er gesagt hat "Also wenn man Ihre Geschichte hört, dann kann man durchaus nachvollziehen, warum sie Drogen konsumiert haben". Und genau darum geht es dann auch, es muss nachvollziehbar sein für den Gutachter warum du dich fast jedes Wochenende weggeballert hast und warum es in Zukunft für dich keine Option mehr sein wird.

Bei meiner MPU habe ich einfach drauf losgeredet, es mir sozusagen von der Seele gesprochen und versucht möglichst wenig Gegenfragen zu bekommen. Ich denke der Gutachter wird gemerkt haben, dass ich es wirklich ernst meine und das tat ich auch.

Ich denke mit einer ehrlichen Aufarbeitung, deiner Abstinez, den Gesprächen beim Psychologen, oder der Vorbereitung stehen die Chancen auf jeden Fall realistisch gut für dich. Wobei ich auch sagen muss, dass es schade ist, dass deine Vorbereitung dir dazu rät zu lügen und alles etwas zu verharmlosen.

Am Ende des Prozesses sollst du ja nicht nur wieder deinen Führerschein in den Händen halten, sondern vor allem etwas über dich gelernt haben . Wer weiß denn, wohin die Reise gegangen wäre, wenn man dich nicht erwischt hätte. Die Frage hab ich mir auch oft gestellt und ich hätte einfach immer so weitergemacht, weil es ja auch funktioniert hat. Ganz normaler Typ , der immer arbeiten geht, sozial hoch angesehen, sich aber jedes Wochenende die Synapsen aus dem Schädel knallt. So sollte es nicht sein.

Das wird schon , leg einfach die Karten auf den Tisch und stelle damit auch die Weichen für deine Zukunft.

Alles gute :)
 
Du bist auf einem guten Weg !

Löse noch mehr die Blockade, „ich darf nicht ehrlich sein.“
Zerschlage sie und dann kannst du ehrlich und schonungslos in dein Inneres sehen.

Bei diesem Prozess ist es für dich der beste Weg, das Thema „MPU“ auszublenden, auch wenn es schwer fallen mag.

Aber je besser dir das gelingt, umso schneller kannst du deinen Konsum mit deinen inneren Motiven aufarbeiten.
Und so paradox das klingen mag, umso schneller bist du „MPU-reif“.

Noch zum Thema „Vermeidungsstrategien“:
Mal ein verkürztes Beispiel zum Motiv „Stress“.
Eine Vermeidungsstrategie wäre
- wie erkenne ich, dass ich gestresst bin ?
- was bedeutet für mich (!) Stress überhaupt ( Eustress / Distress und meine persönliche Definition ) ?
- wie vermeide ich Stress ?

Wenn du dein inneres Motiv durchblickt hast, kommen die Vermeidungsstrategien von alleine :smiley138:
 
.. und wenn du weisst, was Stress genau mit Dir macht, welche situativen Punkte kritisches Erleben in Dir auslösen (Stress ist ja nur eine Worthülse), wie dieses kritische Erleben sich genau abspielt, welche körperlichen Frühwarnzeichen du spürst, dann hast Du nicht nur die Möglichkeit, zu beschreiben auf welche Weise genau Du jetzt neu damit umgehst, Du hast auch gleichzeitig ein gut beschreibbares (fühlbares) Frühwarnsystem, um rechtzeitig (!) weitere Schritte zu unternehmen (z.B. externe Hilfe annehmen) - ein wichtiger Bestandteil der Rückfallprophylaxe. Die hattest Du ja gar nicht drin. Worst-Case-Szenarios und so..
Und beschreiben kannst Du am besten, was Du wirklich erlebst / erlebt hast*^^
Dann weiss der Gutachter, dass Deine Erzählung echt ist und du ernsthaft an das Thema rangegangen bist - nicht für die MPU, sondern für Dein Leben.

Dein Vorbereiter hat natürlich insofern recht, dass dich das zumindest teilweise aus der D3 katapultieren könnte - aber was, wenn Du auch wirklich schon "zumindest mit einem Bein" in der D2 standest? Wenn Du das im Blick hast, dann veränderst du auch viel mehr so richtig echt echt und die Chance eines Rückfalls wird deutlich kleiner. Und das ist doch das, was der Gutachter sehen will: Eine ernstgenommene Selbsterkenntnis, eine passende Reaktion, eine passende Vorbeugung, so dass du nicht wieder in die alte Situation rutscht, egal was passiert. Und es macht für die Einordnung einen Unterschied, ob man in der Vergangenheit dauerhaft die Droge als Lösungsversuch nötig hatte oder nur ab und an mal in speziellen Situationen / Phasen.

Wenn Du Dich nur auf die "D´s" abstimmst und nicht auf deine echte Realität, dann ist die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall maximal, weil Du nötige Veränderungen nicht vornimmst. Und die MPU nach einer bestandenen wird hammerhammerhart.

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*stell Dir vor, 2 Leute erzählen Dir vom Achterbahnfahren - einer saß wirklich drin, der andere hat nur ein Buch darüber gelesen. Wie lange, glaubst Du, brauchst du, um herauszuspüren, wer wirklich drinsaß und wers nur theoretisch kennt?
 
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