MPU wg. Hinweise auf Alkoholmissbrauch

Stern

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Hallo, schon einige Zeit bin ich hier im Forum unterweg und möchte erstmal danke sagen an all jene, die sich so unermüdlich engergieren.
Ich habe hier viel gelesen und viel über mich und mein Trinkverhalten nachgedacht und habe nun auch den FB fertig.
Ich habe in 3 Wochen meinen Termin zur MPU und bin total unsicher.

Hier mal mein FB:

FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: w
Größe: 1,70 m
Gewicht: 90 kg
Alter: 49

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: Sept. 2018
BAK: 1,57 Promille (vom Gutachter bei Gericht errechnet)
Trinkbeginn: 12:15 Uhr
Trinkende: 18:45
Uhrzeit der Blutabnahme: 23:45 Uhr 1,85 Promille / wegen Nachtrunk 2x200 ml Sekt nächsten Tag 00:15 Uhr 1,75 Promille


Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 6 Monate (unter Anrechnung 6 Monate ab Einziehung der Fahrerlaubnis bis zur Verhandlung)

Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):

Kann Frau Stern trotz Hinweise aus Alkoholmissbrauch ein Kraftfahrzeug der Gruppe 1 (Fahrerlaubnis Klassen B) sicher führen?

Ist insbesondere zu erwarten, dass Frau Stern auch in Zukunft ein Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird?



Bundesland: Sachsen


Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel:

Sylvester 2 Gläser Sekt (je 100 ml) 1 Glas zum Anstoßen, 1 Glas später aus Genuss

Januar, Februar, Juli je 1 Familiengeburtstag je 2 Gläser Sekt (je 100 ml) 1 Glas zum Anstoßen, 1 Glas später aus Genuss

Ich lebe abstinent seit: nein

Abstinenznachweis
Haaranalyse nein:
Urinscreening nein:

Leberwerte ja seit wann, wieviele: 1x Juli 2019 (das sind allerdings andere Einheiten als hier üblich und die Umrechnungen habe ich auch nicht parat, vielleicht kann jemand helfen)

GOT 0,24 mol/l/s (?)

GPT 0,38

GGT 0,40

MCV 92

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein

MPU
Datum:
Welche Stelle (MPI): TÜV Süd
Schon bezahlt?: ja
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine
 

Stern

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Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Ich habe 6 Uhr angefangen zu arbeiten. Es war ein typischer stressiger Bürotag.
Ich hatte 12 Uhr Feierabend und am darauf folgenden Freitag frei.
Meine Freundin K. hatte Geburtstag und ich wollte zum Gratulieren zu ihr fahren.
Am Wochenende zur eigentlichen Geburtstagsfeier war ich nicht da, und so wollte ich doch persönlich gratulieren.
Ich nehme sonst oft das Fahrrad, an diesem Tag fuhr ich jedoch mit dem Auto, weil ich noch Besorgungen machen wollte und dabei größeres transportieren wollte.
Die Wohnung meiner Freundin K. erreichte ich ca. 10 Minuten: ca. 12:10 Uhr. Nach der Begrüßung und dem Überreichen eines Blumenstraußes, Pralinen und einer Flasche Sekt meinte sie direkt, dass wir doch auf den Geburtstag anstoßen wollen. Das taten wir dann auch mit einem Glas Sekt.
Mein Geburtstag war ein paar Tage zuvor und so tranken wir auf meinen Geburtstag auch noch ein Glas Sekt. So hatte ich bis halb 2 bereits 2 Gläser Sekt getrunken.
Wir machten es uns gemütlich und hatten uns wie immer viel zu erzählen. Die Themen wechselten mehrfach und die Zeit verging wie im Fluge.
Wir erzählen und tranken dabei ca. 1 Glas Sekt in der Stunde (ein Glas = 200 ml), (es können durchaus aber auch 1 oder 2x 1,5 Gläser gewesen sein)
Gegen 19 Uhr verließ ich die Wohnung meiner Freundin, da hatte ich ca. 7 Gläser Sekt (je 200 ml) getrunken.
Ich stieg ins Auto und fuhr los.
Ich machte mir überhaupt keine Gedanken, dass ich so viel getrunken hatte und gar nicht mehr fahrtauglich war.
Kurz nach der vorletzten Kurve kam ich ins Schlenkern und mein Außenspiegel rammte den Außenspiegel eines parkenden Autos.
Ich nahm den Knall wahr, fuhr jedoch wie unter Schock weiter.
Zu Hause realisierte ich meine TF mit dem Unfall und meine Fahrerflucht.
Ich weinte erstmal lange und trank dann noch gegen 22:00 Uhr 2 Gläser Sekt und wollte nächsten Morgen zur Polizei gehen. Dann schlief ich weinend ein.
22:50 Uhr klingelte es an meiner Wohnungstür und 2 Polizisten standen vor mir.
Ich öffnete die Tür, sah die Polizisten und mir wurde schlagartig der Kopf wieder klar und mir wurde sofort alles bewusst.
Der durchgeführte Atemalkoholtest ergab 1,01 Promille.
Die BAK ergab: 1. Blutprobe 23:45 Uhr 1,85 Promille und weil ich nach der TF ca. 22:00 Uhr noch 2 Gläser Sekt je 200 ml getrunken hatte erfolgte am Folgetag die 2. Blutprobe 00:15 mit 1,75 Promille.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Ich habe zwischen 12:30 Uhr und 18:30 Uhr in 7 Stunden ca. 7 bis 8 Gläser Sekt (je 200 ml) getrunken.
Es war ca. jede Stunde 1 Glas, evtl. aber auch 1 oder 2 Gläser mehr als Stunden.


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Insgesamt wollte ich ca. 6 km fahren. Bis zum Unfall waren es ca. 5,5 km, danach noch mal ca. 500 m.


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)

Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt, gar keine Gedanken gemacht, ob ich noch fahren kann oder nicht.
Ich bin eingestiegen und losgefahren.
Ich fuhr meistens gerade aus, da merkte ich noch nicht, dass ich nicht mehr fahrtüchtig war.
Als ich jedoch die vorletzte Kurve abbog und dann wieder auf gerader Strecke war, war ich schon unsicher und schlenkerte.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich habe die Trunkenheitsfahrt nicht verhindern wollen. Ich habe mir keine Gedanken über meinen Zustand und meine Fahruntüchtigkeit gemacht.
Dass mein Verhalten falsch und gefährlich war, habe ich zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst gemacht.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

nein

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus? (Tip Anmerkung von Jody lesen (danke Jody) KLICK)

Von 2015 bis zur TF Sept. 2018 habe ich ca. 70 mal nach ca. 1-4 Gläser Sekt alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen. (45 Monate 1-2 mal pro Monat), meist mit dem Fahrrad.
In den letzten 4 Jahren vor der TF bin ich ca. 1- 2 mal im Monat mit Restalkohol Auto oder Fahrrad gefahren.

Für Jahre vor 2015 kann ich ganz sicher sagen, dass ich nie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen habe.
Ich bin von 2006 bis 2014 kein Auto gefahren und habe nie auch nur einen Schluck Alkohol getrunken, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs war.
Eine Kollegin verunglückte mit dem Fahrrad tödlich, das hat mir Angst gemacht und es gab in der Zeit definitiv keine Alkoholfahrt.


Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Den ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich (bewusst) mit ca. 12 Jahren.
Bei einer Geburtstagsfeier im Elternhaus waren Freunde meiner Eltern zu Gast und nach dem Abendessen haben sie Sekt und Bier getrunken.

Ich habe mit 16 Jahren bei der Disco das erste Mal Alkohol getrunken.



9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

In den letzten 4 Jahren vor der TF habe ich ca. 1-2 mal in der Woche Alkohol getrunken.

Mit 16 Jahren habe ich das erste Mal Alkohol getrunken. Das war eine grüne Wiese, die nicht mal schlecht schmeckte, aber eben auch teuer war. Deshalb blieb das die Ausnahme. Meist habe ich in der Disco nur Cola getrunken.


Während meiner Lehrzeit habe ich in der Disco am Wochenende Cola-Wodka probiert, das hat aber nicht geschmeckt und so blieb ich bei Cola.
Bei Feierlichkeiten wie Weihnachten, Ostern und Sylvester wie auch bei Geburtstagen gab es zum Anstoßen ein Glas Sekt, am Abend manchmal noch ein zweites.
Bei Geburtstagen im Freundeskreis gab es meist Bier und Cola-Wodka, beides mochte ich nicht, so dass ich da gar keinen Alkohol trank.
Selten (1-2 mal im Monat) gab es in der Disko eine grüne Wiese.

Während der Lehre wurde ich Anfang 1988 schwanger, da trank ich gar keinen Alkohol.
Während der Stillzeit trank ich ebenfalls keinen Alkohol.

1989 zogen wir in eine andere Stadt um. Wir mussten uns komplett neu orientieren.
Ich hatte in der Zeit auch nicht das Bedürfnis, Alkohol zu trinken.
An Feiertagen wie Weihnachten und Ostern, oder besonderen Tagen wie Geburtstag oder Sylvester gab es schon ein oder zwei Gläser Sekt zum Anstoßen.

1994 zogen wir wieder in eine andere Stadt.
Wir bauten uns einen neuen Freundeskreis auf, es wurden Geburtstage gefeiert, Gartenpartys veranstaltet und gemeinsame Urlaube gemacht.
Mein Trinkverhalten änderte sich in der Zeit nicht grundlegend, es war so, dass ich auch hin und wieder 1-2 Gläser Sekt trank.
Auch in den folgenden Jahren waren es meist nur besondere Tage oder im Urlaub, an denen ich Alkohol trank, immer nur Sekt und selten mehr als 2 Gläser.

2005 trank ich während einer Diät keinen Alkohol.

2006 trennen mein Mann und ich uns. Gemeinsame Freunde waren plötzlich nicht mehr ‚meine‘ Freunde und so rief von denen auch niemand an und es kam auch niemand vorbei.
Meine beiden engsten Freundinnen waren zusammen im Urlaub und konnten nicht kommen.
Ich trank an dem Tag über den Tag/Abend verteilt (mit Unterbrechung, weil ich zwischendurch geschlafen habe) eine ganze Flasche Sekt.
Ich war traurig und wollte irgendwie diese Traurigkeit wegtrinken. Ich schlief ganz wunderbar ein, jedoch war mir am nächsten Tag fürchterlich schlecht, so dass ich den ganzen Tag im Bett verbrachte.

Ansonsten trank ich nach der Trennung und in den Jahren danach nicht mehr als die Jahre zuvor, eher seltener, weil ich kaum noch zu Feierlichkeiten war.

Ich lebte dann mit meinem inzwischen erwachsenen Sohn alleine. Es gab viele Probleme, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte.
2015 war der traurige Höhepunkt in unserer Mutter-Sohn-Beziehung: Er brach den Kontakt vollständig ab.
Ich war enttäuscht, wütend, später traurig und verzweifelt. Selbstzweifel und Vorwürfe plagten mich.
Erst trank ich an den Wochenenden mal nur ein, manchmal aber auch 2 oder 3 Gläser Sekt, ab 2016 auch mal in der Woche beim Telefonieren oder wenn ich mit Freunden zusammen war oder vor dem Schlafengehen.
Der Alkoholkonsum steigerte sich von anfangs 1-2 Gläsern bis 2016, dann auf fast jede Woche eine Flasche Sekt; am Wochenende, wenn Feierlichkeiten anstanden, waren es seit 2017 auch immer öfter mal 2 Flaschen. Die Steigerung erfolgte schleichend, es wurde stetig mehr, ohne dass ich mir darüber besondere Gedanken machte.



10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?

(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Die letzten 1 3/4 Jahre vor der TF (2017 und 2018) habe ich fast jede Woche unter der Woche eine Flasche Sekt getrunken, (manchmal auf 2 Tage, aber manchmal auch an einem Abend).
Wenn Feiern waren, waren es in der Zeit eine Flasche Sekt, oftmals am Wochenende auch 2.

2015 bis 2016 trank ich 1-4 Gläser Sekt, meist 2-3 Gläser Sekt in der Woche.

Davor trank ich nur zu besonderen Anlässen und ganz selten mehr als 2 Gläser Sekt.
 

Stern

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11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Bis 2015 trank ich nur bei Feierlichkeiten 1 – 2 Gläser Sekt mit Freunden oder der Familie.

2015 bis 2016 trank ich zw. 1 und 4 Gläsern Sekt in der Woche.

In der Woche habe ich Sekt getrunken, wenn ich mit einer Freundin zusammen war, das war bei ihr zu Hause oder bei mir. Wir haben uns nicht jede Woche gesehen, aber dann telefoniert, wobei ich die letzten 2 Jahren auch oft Sekt trank.

Zu Hause trank ich alleine, während ich mit meinem Freund, meiner Familie oder einer Freundin telefonierte oder auch mal abends vor dem Fernseher oder vor dem Einschlafen.
Am Wochenende trank ich mit Bekannten bei denen oder bei meinem Freund oder bei Feierlichkeiten und Gartenpartys.,


12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive; Anmerkung: o.g. Link "psychologisches Gespräch" lesen)


Seit 2006 lebte ich mit meinem Sohn (damals 16 J.) allein. Das war oft ein schwieriges und angespanntes Zusammenleben.

2012 zog er aus, wir hatten danach ein entspannteres Verhältnis, bis 2014 erhebliche Probleme zwischen uns immer öfter Gespräche schwierig bis unmöglich machten.
Nach mehreren wirklich sehr schlimmen Vorfällen war unser Verhältnis Anfang 2015 so zerstritten, dass er sich seitdem nicht wieder bei mir gemeldet hat und wir keinerlei Kontakt mehr haben.
Ich habe mir danach sehr große Vorwürfe gemacht, große Selbstzweifel plagten mich und ich habe mir so viele Fragen nicht beantworten können.
Nach anfänglicher Wut und Enttäuschung kam später das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit dazu.
Eine aktuelle Anschrift oder Telefonnummer hatte ich nicht mehr.
Ich hatte damals nur einen sehr kleinen Freundeskreis, mit dem ich Probleme besprechen konnte. Ich konnte damals allerdings nicht gut über Probleme reden und machte vieles mit mir selbst aus.

Mein Vater war zu der Zeit sehr schwer erkrankt, so dass ich meine Eltern nicht noch zusätzlich mit meinen Sorgen belasten wollte. Sie wussten zwar um meine Situation, aber wirkliche Gespräche zu meinem Befinden dabei gab es selten. Meine Eltern wohnten damals weit weg und hatten genug eigene Sorgen.

Mit meinem Freund konnte ich nicht so gut darüber reden. Er hat meinen Sohn nie wirklich kennen gelernt. Er selbst hat keine Kinder, so dass er sich sehr schwer in mich hinein versetzen konnte.

Bekannten aus dem Freundeskreis meines Freundes gegenüber vermeide ich Gespräche, in denen es 'um die Kinder' geht.

Mit meiner Freundin konnte ich sehr gut darüber reden, wollte aber auch nicht bei jeder Begegnung mit ihr nur ‚jammern‘.

So war ich mit meinen Gedanken meist alleine. Das Gefühl, als Mutter komplett versagt zu haben, wurde immer übermächtiger.
Anfangs redete ich mir noch ein, dass er schon wieder kommt, später hoffte ich das noch und irgendwann habe ich schließlich resigniert und begann, diese Ausweglosigkeit ‚wegzutrinken‘.

Ich vermied sämtliche Gelegenheiten, in denen Eltern stolz von ihren Kindern erzählten. Gesprächen und Fragen um die Kinder ging in aus dem Weg.
Ich schämte mich, weil ich versagt habe. Ich schämte mich, weil mein Kind nichts mehr mit mir zu tun haben will.
Immer wieder hörte ich bei Gesprächen heraus, und oft wurde das auch genauso ausgesprochen (ohne konkret mich zu meinen): Eine Mutter muss immer – immer, egal, was komme – hinter ihrem Kind stehen. So schlimme Sachen kann ein Kind gar nicht machen, dass man nicht verzeihen kann....
Diesen Leuten (alles Bekannte, die erst durch erst meinen Freund kennenlernte) vertraute ich mich natürlich nicht an. War ich doch eine von diesen schlimmen Müttern.
Es wird in der Gesellschaft erwartet, dass eine Mutter die Familie zusammenhält. Meine Familie gab es nicht mehr. Und daran bin ich Schuld.
Ich fühlte mich als Versager. An manchen Tagen hatte ich das Gefühl, komplett versagt zu haben. Mein Selbstwertgefühl war komplett weg.
Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich Berichte sah, in denen Frauen keine Kinder bekommen können, weil ich dieses Geschenk nicht genug geschätzt habe, es nicht festgehalten habe.
Ich schämte mich so sehr. Ich hatte das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Zusammenfassend sage ich heute, dass die inneren Motive, die mich zum Alkoholkonsum bewegt haben, in der vermeintlichen Problembewältigung der Konflikte mit meinem Kind zu sehen sind und den gesellschaftlichen Druck nicht standhalten zu können, perfekt sein zu müssen.

Ich habe Alkohol konsumiert, um Probleme zu verdrängen, gelassener zu werden, innere Ruhe zu finden und um abschalten zu können.
Wenn ich Alkohol trank, fühlte ich den Schmerz nicht mehr so übermächtig, ich schämte mich nicht mehr so sehr und wurde gelassener und konnte besser einschlafen.
Im Bekanntenkreis war ich nach Alkohol lockerer, nicht mehr so verkrampft.

Heute weiß ich, dass ich nicht versagt habe. Und ich muss auch nicht perfekt sein.
Ich habe gelernt, dass Dinge im Leben passieren, die nicht immer schön sind.
Und ich habe gelernt, meine Situation zu akzeptieren.

Ich erzähle auch heute noch nicht jedem von meiner Situation, laufe aber nicht mehr weg, wenn Gespräche auf die Kinder kommen.

Eine Situation gab es, da wurde ich gefragt, was mein Kind denn so macht. Ich antwortete: das weiß ich nicht. Es wurde jedoch nicht weiter nachgefragt und ich habe es auch dabei belassen.
Ich muss mich für nichts rechtfertigen und wenn ich es doch tue, steht niemandem das Recht zu, meine Situation zu bewerten.


Als Äußere Motive für meinen Alkoholkonsum sehe rückblickend, dass ich das Trinken in Gesellschaft oder beim Telefonieren mit meinem Freund, meiner Familie meinen Freundinnen und bei Zusammentreffen bei Partys oder einem einfachen gemütlichen Zusammensitzen im Bekanntenkreis als immer selbstverständlicher gesehen habe.
 

Stern

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13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol fühlte ich mich entspannt und lockerer. Wenig Alkohol hatte eine auflockernde Wirkung.
Ich dachte nicht immer nur an meine Sorgen, konnte auch 'lustige' Gespräche führen.

Bei viel Alkohol wurde ich ruhig. Es fiel mir schwer, Gespräche zu führen. Viel Alkohol machte mich ruhig und auch müde.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Es gab keine kritischen Hinweise auf meinen Alkoholkonsum.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Rückblickend stellte ich fest, dass ich vor meiner TF sehr oft erkältet war.
Auch Magenschmerzen hatte ich recht oft, so dass ich damit auch ein paar mal krankgeschrieben war.

Die Trunkenheitsfahrt mit dem kompletten Urteil wurde meiner Dienststelle gemeldet. Ich arbeite im öffentlichen Dienst und da geht so ein Fehlverhalten gar nicht.
Ich bin dankbar, dass ich ‚nur‘ einen Eintrag in die Personalakte bekommen habe und kein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde. Ich weiß, dass ich mir keinen einzigen Fehltritt mehr erlauben darf, weil dies enorme berufliche Konsequenzen nachziehen würde, die sich natürlich auf mein komplettes Leben auswirken würden


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Ich habe in den Jahren 2017 bis zur Trunkenheitsfahrt im Sept. 2018 den meisten Alkohol getrunken.


17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Nein, ich wurde nach hohem Alkoholkonsum immer müde. Das war für mich immer der Punkt, ins Bett zu gehen oder nur noch Wasser zu trinken.


18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ich habe bewusst auf Alkohol verzichtet in der Schwangerschaft und während der Stillzeit.
2005 verzichtete für mehrere Monate während einer Diät komplett auf Alkohol.


19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)


Früher habe ich mich in gar keiner Kategorie von Trinker gesehen. Ich fand es nicht schlimm, Sekt zu trinken.
Ich habe mein Trinkverhalten nicht als Problem erkannt. Es erschien mir nicht problematisch, Sekt zu trinken.
Da ich auch immer wieder mehrere Tage nichts getrunken hatte, sah ich für mich auch keine Gefahr.

Heute sehe das anders. Rückblickend habe ich den Alkohol oft dazu benutzt, um Probleme zu verdrängen, abzuschalten oder um einschlafen zu können. Ich benutzte ihn auch, um lockerer und nicht so verkrampft zu sein.



Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Ich trinke noch Alkohol. Jedoch beschränkt sich mein Alkoholkonsum nur noch auf sorgsam ausgewählte Anlässe.
Im letzten Jahr waren das je 2 Gläser zu 100 ml zu Silvester und an Familiengeburtstagen je einmal im Januar, Februar und Juli.


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Im Juli zum Anstoßen beim Geburtstag meines Bruders


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

nein


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich trinke heute Alkohol nur noch zu sehr sorgsam ausgewählten Anlässen. Das waren seit meiner TF nur Silvester und 3 Geburtstage (mein Freund, meine Mutter und mein Bruder)

In der Vergangenheit bin ich sehr verantwortungslos mit Alkohol umgegangen. Ich benutze ihn z. T., um Probleme zu verdrängen, abzuschalten und um besser einschlafen zu können. Aber ich benutzte ihn auch, um lockerer in Gesp
rächen mit Bekannten zu werden.

Heute verstehe ich ein Glas Sekt wieder als eine schöne Geste, zusammen auf etwas Schönes anzustoßen.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Nach der Trunkenheitsfahrt war ich über mich selbst so erschrocken, dass ich erstmal 3 Monate gar keinen Alkohol getrunken habe.
Wie konnte es soweit kommen? Ich fing an, über mein Leben nachzudenken und musste feststellen, dass ich mehr trank als mir gut tat und dass ich auch immer öfter alleine beim Telefonieren trank oder zum Fernsehen oder vor dem Einschlafen.

Ich musste mir eingestehen, dass ich mir durch den häufigen Alkoholkonsum doch eine recht hohe 'Trinkfestigkeit' angeeignet hatte. Das war mir so gar nicht bewusst gewesen.
Ich fing da schon an, meinen Alkoholkonsum zu hinterfragen.
Bis zu meiner Trunkenheitsfahrt war ich der Meinung, dass es ja nicht schlimm ist, Sekt zu trinken. Ich trinke ja 'nur' Sekt. Andere trinken Schnaps ...

Heute weiß ich, dass es eben nicht 'nur' Sekt war, sondern Alkohol.
Ich habe erkannt, dass ich mein Problem nicht mit Alkohol löse, dass es immer nur ein kurzzeitiges scheinbares Besserfühlen war, was im Nachhinein nur noch mehr Probleme machte.
Außerdem wollte ich mir selbst beweisen, dass ich Sekt wieder als ein Genussgetränk zu sehen kann.


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Nach der Trunkenheitsfahrt war ich erstmal einige Tage in einer Art Schockstarre. Ich musste erstmal selbst für mich alles sortieren.
Ich begann, mich mit meinem Alkoholkonsum auseinander zu setzen, suchte im Internet nach 'Gleichgesinnten' und lernte dabei sehr viel über mich und meinem Umgang mit Alkohol.
Ich weiß heute, dass ich mir eine hohe Toleranzgrenze angetrunken habe und dass mein Körper das nie vergessen wird.

Ich war nun auch gezwungen, noch mehr Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen. Bald merkte ich: Das tat mir gut, ich war abends müde und konnte viel besser einschlafen.

In einem Internetforum konnte ich im letzten Jahr meine Problemgeschichte mit meinem Sohn aufarbeiten. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich nicht versagt habe.
Er hat sich entschieden, seinen Weg so zu gehen und ich habe gelernt, dass zu akzeptieren.
Ich muss nicht trauern, dass er gestorben ist. Er lebt da draußen irgendwo sein Leben und das ist so okay.
Wenn er sich irgendwann an seine Mutter erinnert, freue ich mich. Wenn nicht, das ist das so.
Ich muss heute nicht mehr ständig daran denken.

Seitdem ich das so für mich erarbeitet habe, geht es mir heute wieder gut.
Ich bin wieder selbstbewusster geworden und verstecke mich nicht mehr hinter meinem Sektglas.

Ich hatte zuerst meinem Freund und meiner Familie von der Trunkenheitsfahrt erzählt. Sie ermutigten mich, den Weg nun zu Ende zu gehen - nicht verdrängen, nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern nach vorne zu schauen.

Die ersten Treffen mit meinen Freundinnen ohne Alkohol waren seltsam, saßen wir doch in letzter Zeit so oft bei Sekt zusammen. Aber meine Freundinnen sind super, sie mixten alkoholfreie Cocktails und wir hatten sehr viel Spaß.

Im Bekanntenkreis habe ich ebenfalls durchweg positive Reaktionen erfahren. Es gibt niemanden, der sich daran stört, dass ich bei den Feiern oder Zusammenkünften keinen Alkohol mehr trinke.
Erstaunlicherweise stelle ich fest, dass ich gar keinen Alkohol brauchte, um bei Feiern lockerer und aufgeschlossener zu sein. Das war nur meine innere Angst, jemand könne bemerken, dass ich ein Versager bin.
Man begegnete mir ganz normal. Vielen fiel gar nicht auf, dass ich nur noch Wasser trank. Wenn wir früher am Wochenende weg waren, fuhren wir oft auch mit dem Auto. Da trank entweder ich nichts oder mein Freund. Jetzt tank eben nur noch ich nichts.

Es gab aber auch einige engere Bekannte, die fragten nach, warum ich nur noch Wasser trinke. Denen erzählte ich meine Geschichte und es gab durchweg positive Reaktionen. Sogar Bewunderung wird mir entgegen gebracht, ich höre oft, dass sie es ganz toll finden, wie ich mich entschieden habe und wie konsequent ich das alles 'durchziehe'.

Inzwischen ist das Nichttrinken bei Feiern oder Treffen so selbstverständlich geworden, dass man mir ganz automatisch Wasser hinstellt.

Ich habe wieder Freude an Bewegung, mache mit meinem Freund an den Wochenenden Radtouren und ich genieße es, in der Natur zu sein und nicht den Tag verkatert im Bett zu verbringen.

Inzwischen sind meine Eltern auch in die Nähe gezogen. Wir sehen uns sehr oft, telefonieren auch immer noch 2x in der Woche.
Meinen Vater geht es wieder gut und ich konnte auch viel mit meinen Eltern reden, was mich bedrückte und wie verzweifelt ich war. Ich habe die vollste Unterstützung bekommen.

Wir haben auch Familienzuwachs bekommen und die Kleine bereichert unser aller Leben ungemein. Ihr möchte ich nicht mit einer Alkoholfahne bei dem Baby stehen.

Ich bin heute ein zufriedener Mensch und genieße mein Leben. Ich erfreue mich an der gewonnen Zeit, die ich nicht mehr verkatert im Bett verbringe.

Es geht mir heute gesundheitlich viel besser. Ich habe im letzten Jahr nur eine Erkältung gehabt. Auch habe ich keine Magenprobleme mehr.
Ich bin nicht mehr so müde, kann meinen Arbeitsalltag mühelos meisternund habe nach der Arbeit noch Zeit und Lust für Hobbys wie Kochen, lesen oder Sport treiben.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Da muss ich wohl ein paar Sätze aus Frage 25 noch mal hierher sortieren.



27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich weiß heute, dass ich aus dieser ganzen Situation als starker Mensch herausgehe.
Ich weiß aber auch, dass mein Körper sehr nachtragend ist und mir meinen bisherigen Umgang mit Alkohol nicht verzeihen wird.

Allerdings weiß ich auch, dass es im Leben immer wieder Situationen geben wird, in denen ich keine Lösung weiß. Aber ich weiß auch, dass ich eine ganz tolle Familie habe und super Freundinnen, die mir immer helfen werden.
Es geht mir heute gesundheitlich viel besser. Ich habe im letzten Jahr nur eine Erkältung gehabt. Auch habe ich keine Magenprobleme mehr. Das fühlt sich gut an und ich möchte weiterhin gesund bleiben.
Dass es mir gesundheitlich besser geht, ich fitter bin und auch gelassener geworden bin, bestärkt in meiner Entscheidung.

Dass mir mein Dienstherr nach meiner Trunkenheitsfahrt noch so viel Vertrauen entgegenbringt und mir vertraut, dass ich aus der Situation gelernt habe, ist nicht selbstverständlich und macht mich sehr demütig und dankbar.
Es wurde kein Disziplinarverfahren eingeleitet und ich durfte sogar meinen Dienstposten behalten. Das bestärkt mich noch mehr, nie wieder in alte Gewohnheiten zu fallen und jetzt Alkohol nur noch zu ganz besonderen Anlässen zu trinken.
Ich werde meine berufliche und damit meine private Zukunft nicht noch einmal so leichtfertig aufs Spiel setzen.

Ich hätte heute keine Angst mehr, in Krisensituationen professeionelle Hilfe in Anpruch zu nehmen.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)


Ich kann mir das schon vorstellen.

Heute weiß ich aber, dass man auch nicht jedes Problem lösen muss. Es wird immer wieder etwas geben, wo es (für mich) keine Lösung gibt.

Die Erkenntnis, nicht perfekt sein zu müssen, hat mir großes Selbstvertrauen geschenkt. Ich bin stärker geworden.

Ich habe eine tolle Familie und super Freundinnen, die mir Tag und Nacht zur Seite stehen würden.

Ich traue mich heute, Probleme anzusprechen und ich würde mich auch nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich weiß um die Gefahr, in alte Gewohnheiten zurückzufallen, denn ich weiß, dass meine erworbene Trinkfestigkeit für immer bestehen bleiben wird.

Daher wähle ich die Anlässe, an denen ich ein oder zwei kleine Gläser Sekt trinken möchte, sehr sorgfältig aus und ich weiß im Vorfeld, ob ich ein oder 2 kleine Gläser Sekt trinken werde.

An solchen Anlässen werde ich nicht mit einem Fahrzeug zur Feier fahren, wir lassen uns mitnehmen oder fahren mit dem Taxi oder wir planen im Vorfeld, dass mein Freund an einem solchem Abend keinen Alkohol trinkt.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Stern,

willkommen im Forum.

Deine MPU ist in 3 Wochen? Okay, dann muss ich sehen dass ich mich spute und dir in den nächsten Tagen eine Rückmeldung zu deinem FB geben kann.

Leberwerte ja seit wann, wieviele: 1x Juli 2019 (das sind allerdings andere Einheiten als hier üblich und die Umrechnungen habe ich auch nicht parat, vielleicht kann jemand helfen)

GOT 0,24 mol/l/s (?)

GPT 0,38

GGT 0,40

MCV 92
Weniger wichtig ist eine Umrechnung, sondern ob deine Werte im Referenzbereich liegen (müssten mit auf dem Zettel der Blutwerte stehen).
Tun sie das?
 

Stern

Benutzer
Danke für den Willkommensempfang.
Ja, mein MPU-Termin ist in 3 Wochen. Wenn ich dann aber noch nicht ‚bereit‘ dafür bin, würde ich den Termin auch verschieben. Es endet dann nur meine Sperrfrist, für das Einreichen des Gutachtens habe ich aber noch mehr Zeit.

Laut Laborbericht sind die wohl im Normalbereich

GOT 0,24 Normalwert 0,17-0,6
GPT 0,38 Normalwert 0,17-0,6
GGT 0,40 Normalwert kleiner 0,65
MCV 92 Normalwert 80-96

Ich habe noch mehr Werte. Was könnte da noch relevant sein?

Grüße vom Stern
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Stern,

ich habe deinen FB nun gelesen und keinerlei Zweifel daran das du deine MPU bestehen wirst. Du hast dein früheres Verhalten sehr gut reflektiert und die entsprechenden Konsequenzen daraus gezogen.

Darum habe ich auch nur zwei Anmerkungen:

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Ich habe zwischen 12:30 Uhr und 18:30 Uhr in 7 Stunden ca. 7 bis 8 Gläser Sekt (je 200 ml) getrunken.
Es war ca. jede Stunde 1 Glas, evtl. aber auch 1 oder 2 Gläser mehr als Stunden.
Ich habe das mal in den von uns verwendeten Promillerechner eingegeben und komme zu dem Schluss, dass du insgesamt 11 Gläser a 0,2l getrunken haben musst um den ermittelten BAK-Wert zu erreichen. Davon 8 Gläser vor deinem Nachtrunk und 3 Gläser danach (ansonsten würde es nicht zum errechneten Wert des Gutachters bei Gericht passen).

Das solltest du bei der MPU auch so angeben (also nicht die Mengen beschönigen) und dir dabei sicher sein wieviel du an dem Abend getrunken hast, denn das zeigt dem GA, dass deine Auseinandersetzung mit der Trinkmenge sehr intensiv war.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

In den letzten 4 Jahren vor der TF habe ich ca. 1-2 mal in der Woche Alkohol getrunken.

Mit 16 Jahren habe ich das erste Mal Alkohol getrunken. Das war eine grüne Wiese, die nicht mal schlecht schmeckte, aber eben auch teuer war. Deshalb blieb das die Ausnahme. Meist habe ich in der Disco nur Cola getrunken.


Während meiner Lehrzeit habe ich in der Disco am Wochenende Cola-Wodka probiert, das hat aber nicht geschmeckt und so blieb ich bei Cola.
Bei Feierlichkeiten wie Weihnachten, Ostern und Sylvester wie auch bei Geburtstagen gab es zum Anstoßen ein Glas Sekt, am Abend manchmal noch ein zweites.
Bei Geburtstagen im Freundeskreis gab es meist Bier und Cola-Wodka, beides mochte ich nicht, so dass ich da gar keinen Alkohol trank.
Selten (1-2 mal im Monat) gab es in der Disko eine grüne Wiese.

Während der Lehre wurde ich Anfang 1988 schwanger, da trank ich gar keinen Alkohol.
Während der Stillzeit trank ich ebenfalls keinen Alkohol.

1989 zogen wir in eine andere Stadt um. Wir mussten uns komplett neu orientieren.
Ich hatte in der Zeit auch nicht das Bedürfnis, Alkohol zu trinken.
An Feiertagen wie Weihnachten und Ostern, oder besonderen Tagen wie Geburtstag oder Sylvester gab es schon ein oder zwei Gläser Sekt zum Anstoßen.

1994 zogen wir wieder in eine andere Stadt.
Wir bauten uns einen neuen Freundeskreis auf, es wurden Geburtstage gefeiert, Gartenpartys veranstaltet und gemeinsame Urlaube gemacht.
Mein Trinkverhalten änderte sich in der Zeit nicht grundlegend, es war so, dass ich auch hin und wieder 1-2 Gläser Sekt trank.
Auch in den folgenden Jahren waren es meist nur besondere Tage oder im Urlaub, an denen ich Alkohol trank, immer nur Sekt und selten mehr als 2 Gläser.

2005 trank ich während einer Diät keinen Alkohol.

2006 trennen mein Mann und ich uns. Gemeinsame Freunde waren plötzlich nicht mehr ‚meine‘ Freunde und so rief von denen auch niemand an und es kam auch niemand vorbei.
Meine beiden engsten Freundinnen waren zusammen im Urlaub und konnten nicht kommen.
Ich trank an dem Tag über den Tag/Abend verteilt (mit Unterbrechung, weil ich zwischendurch geschlafen habe) eine ganze Flasche Sekt.
Ich war traurig und wollte irgendwie diese Traurigkeit wegtrinken. Ich schlief ganz wunderbar ein, jedoch war mir am nächsten Tag fürchterlich schlecht, so dass ich den ganzen Tag im Bett verbrachte.

Ansonsten trank ich nach der Trennung und in den Jahren danach nicht mehr als die Jahre zuvor, eher seltener, weil ich kaum noch zu Feierlichkeiten war.






Ich lebte dann mit meinem inzwischen erwachsenen Sohn alleine. Es gab viele Probleme, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte.
2015 war der traurige Höhepunkt in unserer Mutter-Sohn-Beziehung: Er brach den Kontakt vollständig ab.
Ich war enttäuscht, wütend, später traurig und verzweifelt. Selbstzweifel und Vorwürfe plagten mich.
Erst trank ich an den Wochenenden mal nur ein, manchmal aber auch 2 oder 3 Gläser Sekt, ab 2016 auch mal in der Woche beim Telefonieren oder wenn ich mit Freunden zusammen war oder vor dem Schlafengehen.
Der Alkoholkonsum steigerte sich von anfangs 1-2 Gläsern bis 2016, dann auf fast jede Woche eine Flasche Sekt; am Wochenende, wenn Feierlichkeiten anstanden, waren es seit 2017 auch immer öfter mal 2 Flaschen. Die Steigerung erfolgte schleichend, es wurde stetig mehr, ohne dass ich mir darüber besondere Gedanken machte.
Ich habe mal einen extra langen Absatz zu dem Text gemacht der wirklich wichtig ist (nämlich der letzte). Den GA interessiert es an dieser Stelle nicht, ob du z.B. in deiner Schwangerschaft und Stillzeit nichts getrunken, oder während einer Diät auf Alk. verzichtet hast (dafür gibt es ja die Frage 18), sondern er möchte wissen wie deine Giftfestigkeit zustande kam. Also beschreibe am besten nur die Zeiträume in denen du Alk. getrunken hast und wie die Steigerung der Alk.mengen zustande kam.

Nicht falsch verstehen: der GA fragt natürlich keinen Bogen ab so wie hier, es geht darum das du die gestellten Fragen so beantwortest wie sie gestellt wurden (was du bei allen anderen Fragen vorbildlich gemacht hast).
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Da muss ich wohl ein paar Sätze aus Frage 25 noch mal hierher sortieren.
Kannst du gerne machen und wenn du magst, deinen geänderten FB mit den durch mich gemachten Anmerkungen noch einmal einstellen...:smiley138:
 

Stern

Benutzer
ich habe deinen FB nun gelesen und keinerlei Zweifel daran das du deine MPU bestehen wirst. Du hast dein früheres Verhalten sehr gut reflektiert und die entsprechenden Konsequenzen daraus gezogen.

Vielen Dank, das nimmt mir doch sehr die Angst vor der MPU.

Ich habe das mal in den von uns verwendeten Promillerechner eingegeben und komme zu dem Schluss, dass du insgesamt 11 Gläser a 0,2l getrunken haben musst um den ermittelten BAK-Wert zu erreichen. Davon 8 Gläser vor deinem Nachtrunk und 3 Gläser danach (ansonsten würde es nicht zum errechneten Wert des Gutachters bei Gericht passen).

Das solltest du bei der MPU auch so angeben (also nicht die Mengen beschönigen) und dir dabei sicher sein wieviel du an dem Abend getrunken hast, denn das zeigt dem GA, dass deine Auseinandersetzung mit der Trinkmenge sehr intensiv war.

Die Berechnung des Gutachters beruhte vermutlich darauf, dass ich bei der Gerichtsverhandlung mein Gewicht mit 95 Kg angegeben hatte, was auch am Tag meiner TF so war.
Allerdings steht im Protokoll zur Blutabnahme 90 kg. Ob ich das so gesagt habe oder die Ärztin das falsch verstanden hat, kann ich nicht mehr sagen. Ich gab dort auch 2 Gläser Nachtrunk an.
Auf jeden Fall habe ich das Protokoll mit den 90 kg und 2 Gläser Nachtrunk unterschrieben.

In meiner Führerscheinakte sind sowohl der ärtzlicher Bericht als auch das Urteil enthalten - beides mit 2 Gläser Nachtrunk.

Ignorieren? oder hab ich dann doch eher bei 90 kg 9 Gläser vor der TF und 2 danach getrunken?


Ich habe mal einen extra langen Absatz zu dem Text gemacht der wirklich wichtig ist (nämlich der letzte). Den GA interessiert es an dieser Stelle nicht, ob du z.B. in deiner Schwangerschaft und Stillzeit nichts getrunken, oder während einer Diät auf Alk. verzichtet hast (dafür gibt es ja die Frage 18), sondern er möchte wissen wie deine Giftfestigkeit zustande kam. Also beschreibe am besten nur die Zeiträume in denen du Alk. getrunken hast und wie die Steigerung der Alk.mengen zustande kam.

Das werde ich nochmal zusammen mit Frage 18 überarbeiten.
Ich habe natürlich bei keiner Gelegenheit Strichliste über die Anzahl der Sektgläser geführt, aber wenn ich das alles nochmal durchrechne, habe ich das letzte Jahr dann nicht eher bis zu 2 einhalb Flaschen getrunken?
Ich möchte auf keinen Fall, dass der Gutachter den Eindruck hat, dass ich meine Trinkmengen verharmlose.
Ich weiß heute schon, dass das ordentlich viel war.


Nicht falsch verstehen: der GA fragt natürlich keinen Bogen ab so wie hier, es geht darum das du die gestellten Fragen so beantwortest wie sie gestellt wurden (was du bei allen anderen Fragen vorbildlich gemacht hast).

Ich verstehe das überhaupt nicht falsch. Ich habe um eine um ehrliche Beurteilung gebeten und die habe ich bekommen.
Vielen Dank dafür.

Viele Grüße vom Stern
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Stern :smiley138:
Die Berechnung des Gutachters beruhte vermutlich darauf, dass ich bei der Gerichtsverhandlung mein Gewicht mit 95 Kg angegeben hatte, was auch am Tag meiner TF so war.
Allerdings steht im Protokoll zur Blutabnahme 90 kg. Ob ich das so gesagt habe oder die Ärztin das falsch verstanden hat, kann ich nicht mehr sagen. Ich gab dort auch 2 Gläser Nachtrunk an.
Auf jeden Fall habe ich das Protokoll mit den 90 kg und 2 Gläser Nachtrunk unterschrieben.

In meiner Führerscheinakte sind sowohl der ärtzlicher Bericht als auch das Urteil enthalten - beides mit 2 Gläser Nachtrunk.

Ignorieren? oder hab ich dann doch eher bei 90 kg 9 Gläser vor der TF und 2 danach getrunken?
Weißt du denn noch ob es zwei oder drei Gläser Nachtrunk waren?
Wenn der Gutachter von 5 kg mehr Gewicht ausgegangen wäre, hättest du theoretisch noch ein Glas mehr getrunken haben müssen...
Von daher werden es wohl die 90 kg gewesen sein.
Der GA wird da womöglich gar nicht weiter drauf eingehen und wenn es in deiner FS-Akte so steht, dann gib es am besten auch so wieder.
Das werde ich nochmal zusammen mit Frage 18 überarbeiten.
Ich habe natürlich bei keiner Gelegenheit Strichliste über die Anzahl der Sektgläser geführt, aber wenn ich das alles nochmal durchrechne, habe ich das letzte Jahr dann nicht eher bis zu 2 einhalb Flaschen getrunken?
Ich möchte auf keinen Fall, dass der Gutachter den Eindruck hat, dass ich meine Trinkmengen verharmlose.
Ich weiß heute schon, dass das ordentlich viel war.
Du siehst das schon richtig, untertreiben sollte man seine Trinkmengen auf gar keinen Fall. Aber - übertreiben muss man es auch nicht.
Das du die Mengen wie bei deiner TF "öfter" konsumiert haben musst steht außer Frage und einige wenige Male können es auch mal bis zu 2,5 Fl. gewesen sein. Das war aber eher die Ausnahme.
Ein Hinweis darauf das die Mengen bei der TF im Vorfeld eher nicht überschritten wurden, kann idR daran festgemacht werden, dass ein Unfall stattfand.
 

Stern

Benutzer
Ich habe an dem Abend beim Arzt angegeben, dass es 2 Gläser Nachtrunk waren, gegen 22 Uhr. Sicher bin ich mir heute nicht mehr, es könnten auch 3 gewesen sein.
Vor Gericht habe ich 2 Gläser angegeben, weil es im ärztlichen Bericht so steht. Der Gutachter hat lt. Urteil mit 2 Gläser je 200 ml gerechnet.

Im ärztlichen Bericht steht allerdings auch drin, dass ich nur leicht angetrunken wirkte.
Weil ich die ganze Sache nicht noch schlimmer machen wollte. habe ich auch nix verweigert und alles brav mitgemacht und die Finger zusammen bekommen und den Finger an die Nase und überhaupt alles gut hinbekommen. Ich habe mir ordentlich Mühe gegeben, was mir natürlich jetzt vermutlich mehr schadet als nützt.
Kann ich damit sagen, dass 2,5 Flaschen die Ausnahme waren?
Ich war nie betrunkener als an dem Abend, d , h.: Ich hatte für mein Empfinden noch immer alle Sinne beisammen und konnte halbwegs geradeaus gehen, so dass ich denke, es wirklich selten mehr als 2 Flaschen waren.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Stern,

ja, es geht den meisten von uns so, dass sie sich auf dem Revier und beim Arzt "am Riemen reißen" um so wenig wie möglich betrunken zu wirken. Erst hinterher wird einem klar das gerade das, im Hinblick auf eine MPU, eher kontraproduktiv war...
Allerdings wissen dies auch die Gutachter und messen dem wohl nicht allzuviel Bedeutung bei (wenn der Bericht überhaupt in der FS-Akte liegen wird, das ist keinesfalls sicher).
Kann ich damit sagen, dass 2,5 Flaschen die Ausnahme waren?
Ja, das kannst du so sagen. Wichtig ist nur, dass du dazu stehst das du die Mengen deiner TF auch vorher öfter konsumiert hast und das tust du ja.
 

Stern

Benutzer
Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, meine Fragen so geduldig zu beantworten.

Ich nehme trotz deiner positiven Rückmeldungen noch 2, 3, 4 (?) Stunden Vorbereitung bei einem Verkehrspsychologen.
Ich kann leider besser schreiben als reden und so habe ich doch Angst, bei der MPU trotz meiner vielen neuen Erkenntnisse keinen vernünftigen Satz zusammen zu bekommen.

Ich wollte hier auch noch einiges zum Alkoholauf- und -abbau und zu den Berechnungen nachlesen, bekomme jedoch zu verschiedenen Links mit meinen Zugangsdaten keinen Zugang. Was mache ich da falsch?
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, meine Fragen so geduldig zu beantworten.
Gerne, dafür bin ich doch da.:smiley138:
Ich nehme trotz deiner positiven Rückmeldungen noch 2, 3, 4 (?) Stunden Vorbereitung bei einem Verkehrspsychologen.
Ich kann leider besser schreiben als reden und so habe ich doch Angst, bei der MPU trotz meiner vielen neuen Erkenntnisse keinen vernünftigen Satz zusammen zu bekommen.
Das ist vollkommen nachvollziehbar und wenn du das Gefühl hast, du brauchst noch persönliche Unterstützung durch einen VP auch absolut in Ordnung.
Ich wollte hier auch noch einiges zum Alkoholauf- und -abbau und zu den Berechnungen nachlesen, bekomme jedoch zu verschiedenen Links mit meinen Zugangsdaten keinen Zugang. Was mache ich da falsch?
Könntest du da bitte mal beschreiben/verlinken um welche Seiten es sich genau handelt?
 

Stern

Benutzer
http://www.tüv-süd.de/führerschei.../tüv_süd_bar


Dieser Link geht z. B. bei mir gar nicht auf. :rolleyes:
Vielleicht gibt*s den auch gar nicht mehr.

Mit dem Laptop kann ich alles lesen, auf dem Handy habe ich oft Fehlermeldungen.
Ist auch jetzt egal.


Wieviel Wissen brauche ich zum Thema Alkohol?
Aufbau, Abbau, Promillebrechnung .... das ist alles so komplex.

Was muss ich für dazu wissen, wenn ich mit Kontrollierten Trinken zur MPU gehe?
Muss ich da auch wissen, was bei 1,8 im Turm im Körper passiert?

Gibt es hier auch so eine 'Fragensammlung' (so in der Art wie der Fragebogen)?

Fragen über Fragen und nur noch 2 Wochen

Viele Grüße vom Stern
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Dieser Link geht z. B. bei mir gar nicht auf. :rolleyes:
Vielleicht gibt*s den auch gar nicht mehr.
Richtig, den gibt es nicht mehr - darum habe ich ihn jetzt gelöscht.
rolleyes.gif

Wieviel Wissen brauche ich zum Thema Alkohol?
Aufbau, Abbau, Promillebrechnung .... das ist alles so komplex.

Was muss ich für dazu wissen, wenn ich mit Kontrollierten Trinken zur MPU gehe?
Muss ich da auch wissen, was bei 1,8 im Turm im Körper passiert?
Es kann auf jeden Fall nicht schaden, wenn man sich damit ein wenig auskennt. Was "im Körper passiert" eher weniger (denn das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich), aber wieviel ‰ idR auf- und wieder abgebaut werden, sollte man wissen.
Dazu kannst du in diesem Thread nachlesen Kleine Alkohollehre zur BAK Berechnung da ist es gut erklärt. Wenn du etwas nicht verstehst, bitte nachfragen.
Gibt es hier auch so eine 'Fragensammlung' (so in der Art wie der Fragebogen)?
Nein, sowas gibt es nicht (allerdings könnten wir das mal als Anregung benutzen, um so eine Art FAQ zu erstellen). Früher gab es beim TÜV einen umfangreichen FB der vorab ausgefüllt werden musste, dieser wird aber schon lange nicht mehr angewendet. Du kannst da trotzdem mal reinschauen: TÜV-Fragebogen zur MPU (veraltet)
Aber keine Angst, diese Fragen werden nicht mehr gestellt...


 

Stern

Benutzer
Mein MPU-Termin ist zum Greifen nahe und ich habe in einigen Stunden bei einem Verkehrspsychologen noch einiges erkläutert bekommen und vieles vertiefen können.
Meine Vorbereitung hier war ein Supereinstieg, danke an Nancy.

Meinen Fragebogen habe ich nochmal überarbeitet. Vielleicht kann nochmal jemand drüberschauen.

FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: w
Größe: 1,70 m
Gewicht: 90 kg
Alter: 49

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: Sept. 2018
BAK: 1,57 Promille (vom Gutachter bei Gericht errechnet)
Trinkbeginn: 12:15 Uhr
Trinkende: 18:45
Uhrzeit der Blutabnahme: 23:45 Uhr 1,85 Promille / wegen Nachtrunk 2x200 ml Sekt nächsten Tag 00:15 Uhr 1,75 Promille


Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 6 Monate (unter Anrechnung 6 Monate ab Einziehung der Fahrerlaubnis bis zur Verhandlung)

Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):

Kann Frau Stern trotz Hinweise aus Alkoholmissbrauch ein Kraftfahrzeug der Gruppe 1 (Fahrerlaubnis Klassen B) sicher führen?

Ist insbesondere zu erwarten, dass Frau Stern auch in Zukunft ein Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird?

Bundesland: Sachsen

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel:
Sylvester 2 Gläser Sekt (je 100 ml) 1 Glas zum Anstoßen, 1 Glas später aus Genuss
Januar, Februar, Juli je 1 Familiengeburtstag je 2 Gläser Sekt (je 100 ml) 1 Glas zum Anstoßen, 1 Glas später aus Genuss

Ich lebe abstinent seit: nein

Abstinenznachweis
Haaranalyse nein:
Urinscreening nein:

Leberwerte ja seit wann, wieviele: 1x Juli 2019 , alles im Normalbereich.

GOT 0,24 Normalwert 0,17-0,6
GPT 0,38 Normalwert 0,17-0,6
GGT 0,40 Normalwert kleiner 0,65
MCV 92 Normalwert 80-96


Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein

MPU
Datum:
Welche Stelle (MPI): TÜV Süd
Schon bezahlt?: ja
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine
 

Stern

Benutzer
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Ich habe 6 Uhr angefangen zu arbeiten. Es war ein typischer stressiger Bürotag.
Ich hatte 12 Uhr Feierabend und am darauf folgenden Freitag frei.
Meine Freundin K. hatte Geburtstag und ich wollte zum Gratulieren zu ihr fahren.
Am Wochenende zur eigentlichen Geburtstagsfeier war ich nicht da, und so wollte ich doch persönlich gratulieren.
Die Wohnung meiner Freundin K. erreichte ich ca. 10 Minuten: ca. 12:10 Uhr. Nach der Begrüßung und dem Überreichen eines Blumenstraußes, Pralinen und einer Flasche Sekt meinte sie direkt, dass wir doch auf den Geburtstag anstoßen wollen. Das taten wir dann auch mit einem Glas Sekt.
Wir machten es uns gemütlich und hatten uns wie immer viel zu erzählen. Die Themen wechselten mehrfach und die Zeit verging wie im Fluge.
Wir erzählen vergaßen dabei die Zeit. Dabei tranken wir ca. 1 Glas Sekt in der Stunde (ein Glas = 200 ml)
Gegen 19 Uhr verließ ich die Wohnung meiner Freundin, da hatte ich 8 Gläser Sekt (je 200 ml) getrunken.


Ich stieg ins Auto und fuhr los.
Ich machte mir überhaupt keine Gedanken, dass ich so viel getrunken hatte und gar nicht mehr fahrtauglich war.
Kurz nach der vorletzten Kurve kam ich ins Schlenkern und mein Außenspiegel rammte den Außenspiegel eines parkenden Autos.
Ich nahm den Knall wahr, fuhr jedoch wie unter Schock weiter.


Zu Hause realisierte ich meine TF mit dem Unfall und meine Fahrerflucht.

Ich weinte erstmal lange und trank dann noch gegen 22:00 Uhr 2 Gläser Sekt und wollte nächsten Morgen zur Polizei gehen. Dann schlief ich weinend ein.


22:50 Uhr klingelte es an meiner Wohnungstür und 2 Polizisten standen vor mir.
Ich öffnete die Tür, sah die Polizisten und mir wurde schlagartig der Kopf wieder klar und mir wurde sofort alles bewusst.
Der durchgeführte Atemalkoholtest ergab 1,01 Promille.
Die BAK ergab: 1. Blutprobe 23:45 Uhr 1,85 Promille und weil ich nach der TF ca. 22:00 Uhr noch 2 Gläser Sekt je 200 ml getrunken hatte erfolgte am Folgetag die 2. Blutprobe 00:15 mit 1,75 Promille.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Ich habe zwischen 12:30 Uhr und 18:30 Uhr in 7 Stunden 8 Gläser Sekt (je 200 ml) getrunken.



3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Insgesamt wollte ich ca. 6 km fahren. Bis zum Unfall waren es ca. 5,5 km, danach noch mal ca. 500 m.


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)

Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt, gar keine Gedanken gemacht, ob ich noch fahren kann oder nicht.
Ich bin eingestiegen und losgefahren.
Ich fuhr meistens gerade aus, da merkte ich noch nicht, dass ich nicht mehr fahrtüchtig war.
Als ich jedoch die vorletzte Kurve abbog und dann wieder auf gerader Strecke war, war ich schon unsicher und schlenkerte.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich habe die Trunkenheitsfahrt nicht verhindern wollen. Ich habe mir keine Gedanken über meinen Zustand und meine Fahruntüchtigkeit gemacht.
Dass mein Verhalten falsch und gefährlich war, habe ich zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst gemacht.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

nein

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus? (Tip Anmerkung von Jody lesen (danke Jody) KLICK)

Von 2015 bis zur TF Sept. 2018 habe ich ca. 70 mal nach ca. 1-4 Gläser Sekt alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen. (45 Monate 1-2 mal pro Monat), meist mit dem Fahrrad.
In den letzten 4 Jahren vor der TF bin ich ca. 1- 2 mal im Monat mit Restalkohol Auto oder Fahrrad gefahren.

Für die Jahre vor 2015 kann ich ganz sicher sagen, dass ich nie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen habe.



Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Den ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich (bewusst) mit ca. 12 Jahren.
Bei einer Geburtstagsfeier im Elternhaus waren Freunde meiner Eltern zu Gast und nach dem Abendessen haben sie Sekt und Bier getrunken.

Ich habe mit 16 Jahren bei der Disco das erste Mal Alkohol getrunken.



9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Seit 2006 lebte ich dann mit meinem inzwischen fast erwachsenen Sohn alleine. Es gab viele Probleme, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte.


2015 war der traurige Höhepunkt in unserer Mutter-Sohn-Beziehung: Er brach den Kontakt vollständig ab.
Ich war enttäuscht, wütend, später traurig und verzweifelt. Selbstzweifel und Vorwürfe plagten mich.
Erst trank ich nur ein bis 2x in der Woche ein, manchmal aber auch 2 oder 3 Gläser Sekt, ab 2016 auch mal in der Woche beim Telefonieren oder wenn ich mit Freunden zusammen war oder vor dem Schlafengehen.
Der Alkoholkonsum steigerte sich von anfangs 1-2 Gläsern bis 2016, dann auf fast jede Woche eine Flasche Sekt; am Wochenende, wenn Feierlichkeiten anstanden, waren es seit 2017 auch immer öfter mal 2 Flaschen, selten auch bis zu 2,5 Flaschen.

Die Steigerung erfolgte schleichend, es wurde stetig mehr, ohne dass ich mir darüber besondere Gedanken machte.



10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?

(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Die letzten 1 3/4 Jahre vor der TF (2017 und 2018) habe ich fast jede Woche unter der Woche eine Flasche Sekt getrunken, (manchmal auf 2 Tage, aber manchmal auch an einem Abend).
Wenn Feiern waren, waren es in der Zeit eine Flasche Sekt, oftmals am Wochenende auch 2, selten auch mal bis zu 2,5 Flaschen.

2015 bis 2016 trank ich 1-4 Gläser Sekt, meist 2-3 Gläser Sekt in der Woche.

Davor trank ich nur zu besonderen Anlässen und ganz selten mehr als 2 Gläser Sekt.





11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?


Bis 2015 trank ich nur bei Feierlichkeiten 1 – 2 Gläser Sekt mit Freunden oder der Familie.

2015 bis 2016 trank ich zw. 1 und 4 Gläsern Sekt in der Woche.

In der Woche habe ich Sekt getrunken, wenn ich mit einer Freundin zusammen war, das war bei ihr zu Hause oder bei mir. Wir haben uns nicht jede Woche gesehen, aber dann telefoniert, wobei ich die letzten 2 Jahren auch oft Sekt trank.

Zu Hause trank ich alleine, während ich mit meinem Freund, meiner Familie oder einer Freundin telefonierte oder auch mal abends vor dem Fernseher oder vor dem Einschlafen.
Am Wochenende trank ich mit Bekannten bei denen oder bei meinem Freund oder bei Feierlichkeiten und Gartenpartys.,


12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive; Anmerkung: o.g. Link "psychologisches Gespräch" lesen)


Seit 2006 lebte ich mit meinem Sohn (damals 16 J.) allein. Das war oft ein schwieriges und angespanntes Zusammenleben.

2012 zog er aus, wir hatten danach ein entspannteres Verhältnis, bis 2014 erhebliche Probleme zwischen uns immer öfter Gespräche schwierig bis unmöglich machten.
Nach mehreren wirklich sehr schlimmen Vorfällen war unser Verhältnis Anfang 2015 so zerstritten, dass er sich seitdem nicht wieder bei mir gemeldet hat und wir keinerlei Kontakt mehr haben.
Ich habe mir danach sehr große Vorwürfe gemacht, große Selbstzweifel plagten mich und ich habe mir so viele Fragen nicht beantworten können.
Nach anfänglicher Wut und Enttäuschung kam später das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit dazu.
Eine aktuelle Anschrift oder Telefonnummer hatte ich nicht mehr.
Ich hatte damals nur einen sehr kleinen Freundeskreis, mit dem ich Probleme besprechen konnte. Ich konnte damals allerdings nicht gut über Probleme reden und machte vieles mit mir selbst aus.

Mein Vater war zu der Zeit sehr schwer erkrankt, so dass ich meine Eltern nicht noch zusätzlich mit meinen Sorgen belasten wollte. Sie wussten zwar um meine Situation, aber wirkliche Gespräche zu meinem Befinden dabei gab es selten.


Mit meinem Freund konnte ich nicht so gut darüber reden. Er hat meinen Sohn nie wirklich kennen gelernt. Er selbst hat keine Kinder, so dass er sich sehr schwer in mich hinein versetzen konnte.

Bekannten aus dem Freundeskreis meines Freundes gegenüber vermeide ich Gespräche, in denen es 'um die Kinder' geht.

Mit meiner Freundin konnte ich sehr gut darüber reden, wollte aber auch nicht bei jeder Begegnung mit ihr nur ‚jammern‘.

So war ich mit meinen Gedanken meist alleine. Das Gefühl, als Mutter komplett versagt zu haben, wurde immer übermächtiger.
Anfangs redete ich mir noch ein, dass er schon wieder kommt, später hoffte ich das noch und irgendwann habe ich schließlich resigniert und begann, diese Ausweglosigkeit ‚wegzutrinken‘.

Ich vermied sämtliche Gelegenheiten, in denen Eltern stolz von ihren Kindern erzählten. Gesprächen und Fragen um die Kinder ging in aus dem Weg.
Ich schämte mich, weil ich versagt habe. Ich schämte mich, weil mein Kind nichts mehr mit mir zu tun haben will.
Immer wieder hörte ich bei Gesprächen heraus, und oft wurde das auch genauso ausgesprochen (ohne konkret mich zu meinen): Eine Mutter muss immer – immer, egal, was komme – hinter ihrem Kind stehen. So schlimme Sachen kann ein Kind gar nicht machen, dass man nicht verzeihen kann....
Diesen Leuten (alles Bekannte, die erst durch erst meinen Freund kennenlernte) vertraute ich mich natürlich nicht an. War ich doch eine von diesen schlimmen Müttern.
Es wird in der Gesellschaft erwartet, dass eine Mutter die Familie zusammenhält. Meine Familie gab es nicht mehr. Und daran bin ich Schuld.
Ich fühlte mich als Versager. An manchen Tagen hatte ich das Gefühl, komplett versagt zu haben. Mein Selbstwertgefühl war komplett weg.
Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich Berichte sah, in denen Frauen keine Kinder bekommen können, weil ich dieses Geschenk nicht genug geschätzt habe, es nicht festgehalten habe.
Ich schämte mich so sehr. Ich hatte das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Zusammenfassend sage ich heute, dass die inneren Motive, die mich zum Alkoholkonsum bewegt haben, in der vermeintlichen Problembewältigung der Konflikte mit meinem Kind zu sehen sind und den gesellschaftlichen Druck nicht standhalten zu können, perfekt sein zu müssen.

Ich habe Alkohol konsumiert, um Probleme zu verdrängen, gelassener zu werden, innere Ruhe zu finden und um abschalten zu können.
Wenn ich Alkohol trank, fühlte ich den Schmerz nicht mehr so übermächtig, ich schämte mich nicht mehr so sehr und wurde gelassener und konnte besser einschlafen.
Im Bekanntenkreis war ich nach Alkohol lockerer, nicht mehr so verkrampft.

Heute weiß ich, dass ich nicht versagt habe. Und ich muss auch nicht perfekt sein.
Ich habe gelernt, dass Dinge im Leben passieren, die nicht immer schön sind.
Und ich habe gelernt, meine Situation zu akzeptieren.

Ich erzähle auch heute noch nicht jedem von meiner Situation, laufe aber nicht mehr weg, wenn Gespräche auf die Kinder kommen.

Ich muss mich für nichts rechtfertigen und wenn ich es doch tue, steht niemandem das Recht zu, meine Situation zu bewerten.


Als Äußere Motive für meinen Alkoholkonsum sehe rückblickend, dass ich das Trinken in Gesellschaft oder beim Telefonieren mit meinem Freund, meiner Familie, meinen Freundinnen und bei Zusammentreffen bei Partys oder einem einfachen gemütlichen Zusammensitzen im Bekanntenkreis als immer selbstverständlicher gesehen habe.
 

Stern

Benutzer
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol fühlte ich mich entspannt und lockerer. Wenig Alkohol hatte eine auflockernde Wirkung.
Ich dachte nicht immer nur an meine Sorgen, konnte auch 'lustige' Gespräche führen.

Bei viel Alkohol wurde ich ruhig. Es fiel mir schwer, Gespräche zu führen. Viel Alkohol machte mich ruhig und auch müde.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Es gab keine kritischen Hinweise auf meinen Alkoholkonsum.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Rückblickend stellte ich fest, dass ich vor meiner TF sehr oft erkältet war und auch recht oft Magenschmerzen hatte, so dass ich damit auch ein paar mal krankgeschrieben war.

Die Trunkenheitsfahrt mit dem kompletten Urteil wurde meiner Arbeit gemeldet. Ich arbeite im öffentlichen Dienst und da geht so ein Fehlverhalten gar nicht.
Ich bin dankbar, dass ich ‚nur‘ einen Eintrag in die Personalakte bekommen habe und kein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde. Ich weiß, dass ich mir keinen einzigen Fehltritt mehr erlauben darf, weil dies enorme berufliche Konsequenzen nachziehen würde, die sich natürlich auf mein komplettes Leben auswirken würden


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Ich habe in den Jahren 2017 bis zur Trunkenheitsfahrt im Sept. 2018 den meisten Alkohol getrunken.


17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Nein, ich wurde nach hohem Alkoholkonsum immer müde. Das war für mich immer der Punkt, ins Bett zu gehen oder nur noch Wasser zu trinken.


18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ich habe bewusst auf Alkohol verzichtet in der Schwangerschaft und während der Stillzeit.
2005 verzichtete für mehrere Monate während einer Diät komplett auf Alkohol.


19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)


Früher habe ich mich in gar keiner Kategorie von Trinker gesehen. Ich fand es nicht schlimm, Sekt zu trinken.
Ich habe mein Trinkverhalten nicht als Problem erkannt. Es erschien mir nicht problematisch, Sekt zu trinken.
Da ich auch immer wieder mehrere Tage nichts getrunken hatte, sah ich für mich auch keine Gefahr.

Heute sehe das anders. Rückblickend habe ich den Alkohol oft dazu benutzt, um Probleme zu verdrängen, abzuschalten und um einschlafen zu können. Ich benutzte ihn auch, um lockerer und nicht so verkrampft zu sein.


Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Ich trinke noch Alkohol. Jedoch beschränkt sich mein Alkoholkonsum nur noch auf sorgsam ausgewählte Anlässe.
Im letzten Jahr waren das je 2 Gläser zu 100 ml zu Silvester und an Familiengeburtstagen je einmal im Januar, Februar und Juli.


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Im Juli zum Anstoßen beim einem Geburtstag in der Familie


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

nein


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich trinke heute Alkohol nur noch zu sehr sorgsam ausgewählten Anlässen. Das waren seit meiner TF nur Silvester und 3 Geburtstage (in der Familie)

In der Vergangenheit bin ich sehr verantwortungslos mit Alkohol umgegangen. Ich benutze ihn z. T., um Probleme zu verdrängen, abzuschalten und um besser einschlafen zu können. Aber ich benutzte ihn auch, um lockerer in Gesprächen mit Bekannten zu werden.

Heute verstehe ich ein Glas Sekt wieder als eine schöne Geste, zusammen auf etwas Schönes anzustoßen.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Nach der Trunkenheitsfahrt war ich über mich selbst so erschrocken, dass ich erstmal 3 Monate gar keinen Alkohol getrunken habe.
Wie konnte es soweit kommen? Ich fing an, über mein Leben nachzudenken und musste feststellen, dass ich mehr trank als mir gut tat und dass ich auch immer öfter alleine beim Telefonieren trank oder zum Fernsehen oder vor dem Einschlafen.

Ich musste mir eingestehen, dass ich mir durch den häufigen Alkoholkonsum doch eine recht hohe 'Trinkfestigkeit' angeeignet hatte. Das war mir so gar nicht bewusst gewesen.
Ich fing da schon an, meinen Alkoholkonsum zu hinterfragen.
Bis zu meiner Trunkenheitsfahrt war ich der Meinung, dass es ja nicht schlimm ist, Sekt zu trinken. Ich trinke ja 'nur' Sekt. Andere trinken Schnaps ...

Heute weiß ich, dass es eben nicht 'nur' Sekt war, sondern Alkohol.
Ich habe erkannt, dass ich mein Problem nicht mit Alkohol löse, dass es immer nur ein kurzzeitiges scheinbares Besserfühlen war.

Außerdem wollte ich mir selbst beweisen, dass ich Sekt wieder als ein Genussgetränk zu sehen kann.


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Nach der Trunkenheitsfahrt war ich erstmal einige Tage in einer Art Schockstarre. Ich musste erstmal selbst für mich alles sortieren.
Ich begann, mich mit meinem Alkoholkonsum auseinander zu setzen, suchte im Internet nach 'Gleichgesinnten' und lernte dabei sehr viel über mich und meinem Umgang mit Alkohol.
Ich weiß heute, dass ich mir eine hohe Toleranzgrenze angetrunken habe und dass mein Körper das nie vergessen wird.

Ich war nun auch gezwungen, noch mehr Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen. Bald merkte ich: Das tat mir gut, ich war abends müde und konnte viel besser einschlafen.

In einem Internetforum konnte ich im letzten Jahr meine Problemgeschichte mit meinem Sohn aufarbeiten. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich nicht versagt habe.
Er hat sich entschieden, seinen Weg so zu gehen und ich habe gelernt, dass zu akzeptieren.
Ich muss nicht trauern, dass er gestorben ist. Er lebt da draußen irgendwo sein Leben und das ist so okay.
Wenn er sich irgendwann an seine Mutter erinnert, freue ich mich. Wenn nicht, dann ist das so.
Ich muss heute nicht mehr ständig daran denken.

Seitdem ich das so für mich erarbeitet habe, geht es mir heute wieder gut.
Ich bin wieder selbstbewusster geworden und verstecke mich nicht mehr hinter meinem Sektglas.

Ich hatte zuerst meinem Freund und meiner Familie von der Trunkenheitsfahrt erzählt. Sie ermutigten mich, den Weg nun zu Ende zu gehen - nicht verdrängen, nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern nach vorne zu schauen.

Die ersten Treffen mit meinen Freundinnen ohne Alkohol waren seltsam, saßen wir doch in letzter Zeit so oft bei Sekt zusammen.

Heute ist „Mädelsabend“ nicht mehr automatisch auch Sekt trinken.


Im Bekanntenkreis habe ich ebenfalls durchweg positive Reaktionen erfahren. Es gibt niemanden, der sich daran stört, dass ich bei den Feiern oder Zusammenkünften keinen Alkohol mehr trinke.
Erstaunlicherweise stelle ich fest, dass ich gar keinen Alkohol brauchte, um bei Feiern lockerer und aufgeschlossener zu sein. Das war nur meine innere Angst, jemand könne bemerken, dass ich ein Versager bin.
Man begegnete mir ganz normal. Vielen fiel gar nicht auf, dass ich nur noch Wasser trank.

Es gab aber auch einige engere Bekannte, die fragten nach, warum ich nur noch Wasser trinke. Denen erzählte ich meine Geschichte und es gab durchweg positive Reaktionen. Sogar Bewunderung wird mir entgegen gebracht, ich höre oft, dass sie es ganz toll finden, wie ich mich entschieden habe und wie konsequent ich das alles 'durchziehe'.

Inzwischen ist das Nichttrinken bei Feiern oder Treffen so selbstverständlich geworden, dass man mir ganz automatisch Wasser hinstellt.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich habe wieder Freude an Bewegung, mache mit meinem Freund an den Wochenenden Radtouren und ich genieße es, in der Natur zu sein und nicht den Tag verkatert im Bett zu verbringen.

Es geht mir heute gesundheitlich viel besser. Ich hatte im letzten Jahr nur eine Erkältung, Magenprobleme sind komplett weg.
Ich bin nicht mehr so müde, kann meinen Arbeitsalltag mühelos meistern und habe nach der Arbeit noch Zeit und Lust für Hobbys wie Kochen, backen, lesen oder Sport treiben.

Ich bin heute ein zufriedener Mensch und genieße mein Leben. Ich erfreue mich an der gewonnen Zeit, die ich nicht mehr verkatert im Bett verbringe.



27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich weiß heute, dass ich aus dieser ganzen Situation als starker Mensch herausgehe.
Ich weiß aber auch, dass mein Körper sehr nachtragend ist und mir meinen bisherigen Umgang mit Alkohol nicht verzeihen wird.

Allerdings weiß ich auch, dass es im Leben immer wieder Situationen geben wird, in denen ich keine Lösung weiß. Aber ich weiß auch, dass ich eine ganz tolle Familie habe und super Freundinnen, die mir immer helfen werden.
Es geht mir heute gesundheitlich viel besser. Das fühlt sich gut an und ich möchte weiterhin gesund bleiben.
Dass es mir gesundheitlich besser geht, ich fitter bin und auch gelassener geworden bin, bestärkt in meiner Entscheidung.

Dass mir meine Dienststelle nach meiner Trunkenheitsfahrt noch so viel Vertrauen entgegenbringt und mir vertraut, dass ich aus der Situation gelernt habe, ist nicht selbstverständlich und macht mich sehr demütig und dankbar.
Es wurde kein Disziplinarverfahren eingeleitet und ich durfte sogar meinen Dienstposten behalten. Das bestärkt mich noch mehr, nie wieder in alte Gewohnheiten zu fallen und jetzt Alkohol nur noch zu ganz besonderen Anlässen zu trinken.
Ich werde meine berufliche und damit meine private Zukunft nicht noch einmal so leichtfertig aufs Spiel setzen.

Ich hätte heute keine Angst mehr, in Krisensituationen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)


Ich kann mir das schon vorstellen.

Heute weiß ich aber, dass man auch nicht jedes Problem lösen muss. Es wird immer wieder etwas geben, wo es (für mich) keine Lösung gibt.

Die Erkenntnis, nicht perfekt sein zu müssen, hat mir großes Selbstvertrauen geschenkt. Ich bin stärker geworden.

Ich habe eine tolle Familie und super Freundinnen, die mir Tag und Nacht zur Seite stehen würden.

Ich traue mich heute, Probleme anzusprechen und ich würde mich auch nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich weiß um die Gefahr, in alte Gewohnheiten zurückzufallen zu können, denn ich weiß, dass meine erworbene Trinkfestigkeit für immer bestehen bleiben wird.

Daher wähle ich die Anlässe, an denen ich ein oder zwei kleine Gläser Sekt trinken möchte, sehr sorgfältig aus und ich weiß im Vorfeld, ob ich ein oder 2 kleine Gläser Sekt trinken werde.

An solchen Anlässen werde ich nicht mit einem Fahrzeug zur Feier fahren, wir lassen uns mitnehmen oder fahren mit dem Taxi oder wir planen im Vorfeld, dass mein Freund an einem solchem Abend keinen Alkohol trinkt.
 
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