Hallo zusammen,
trotz der aktuellen Situation möchte ich meine MPU vorbereiten und sobald sich die Chance ergibt diese zu absolvieren, hoffentlich meinen Führerschein wieder erlangen.
Vielleicht erstmal kurz zu mir - meiner Geschichte.
Meine Eltern schieden sich, als ich 5 war. Die Jahre bis dahin waren von familiären Konflikten und u.a. häuslicher Gewalt geprägt. Nach der Scheidung lebte ich bei meiner Mutter und die gesamte Zeit war sehr konfliktreich. Dazu Mobbing in der Schule. Das führte dazu, dass ich in der 11. Klasse mit Fachhochschulreife (anstatt Abitur) die Schule beendete und mich am anderen Ende des Landes für eine Lehre bewarb, die ich auch bekam. Diese hatte ich dann aber relativ schnell abgebrochen und bin zu meiner damaligen Freundin gezogen (da war ich ca. 17). Nach dem relativ schnellen Aus der Beziehung bin ich wieder nach Hause gezogen und habe ein Duales Studium im väterlichen Unternehmen angefangen. Auch dieses beendete ich leider nicht. Dennoch konnte ich im Unternehmen anfangen. Aufgrund einer schweren Erkrankung meines Vaters musste das Unternehmen dann Insolvenz anmelden - in dieser Phase war mein Vater nicht arbeitsfähig und ich musste die Insolvenz den fast 50 Mitarbeitern verkünden. Ich fand relativ schnell, aufgrund guter Kontakte, eine Anstellung bei einem Profifußballverein (Aus Gründen der Anonymität nur so viel: Nicht Bundesliga) im Bereich Vertrieb & Social Media. Anfangs war die Stimmung dort sehr familiär und kollegial - auf Vertrauen basierend. Über die Jahre (und insbesondere in schlechten sportlichen oder lokalpolitischen Phasen) stieg der Druck "von oben" immens an. Dies äußerte sich auch in Mobbing von Kollegen durch den Vorstand, u.v.m. Dazu kam eine persönlich sehr schwierige und komplizierte Beziehung. In diese Zeit fällt auch die besondere Eskalation meiner Verkehrsverstöße. Im Sommer 2016 lernte ich dann meine jetzige Ehefrau kennen und im Herbst 2016 zog ich schließlich die Notbremse und wechselte den Job. Im Rahmen dieses Jobs hatte ich für meine Dienstreisen eine BahnCard 100 so dass ich auf den Führerschein auch nicht angewiesen war. Aus diesem Job heraus habe ich im Herbst 2017 ein Teilzeitstudium neben dem Beruf angefangen um mich beruflich nochmal komplett zu verändern. Im Herbst 2018 habe ich schließlich meine Frau geheiratet und wir sind Stück für Stück dabei uns etwas aufzubauen. Im Rahmen meiner beruflichen Veränderung und dem langsam nahenden Studienende habe ich nun einige Bewerbungen geschrieben, welche auch zu mehreren Zusagen führten. Nun möchte ich einfach auch die Thematik des Führerscheins abschließen um auch in Notsituationen meine Frau besser unterstützen zu können. Es war ein sehr einschneidendes Erlebnis vor einiger Zeit, dass meine Frau einen Wildunfall hatte und danach weiter fahren musste und ich als Beifahrer nichts tun konnte.
Zur Person
Geschlecht: Männlich
Alter: 30
FS gemacht: 11.03.2008
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit:
27.07.12 14:58, Tempo, außerhalb, 31 km/h (Eintragung KBA)
21.09.12 15:00, Tempo, außerhalb, 56 km/h (Eintragung KBA)
11.01.14 19:49, Führen eines KfZ trotz FV & Fahrlässige KV im VU (Unfall mit Fahrradfahrer, Eintragung KBA FV aufgrund Geschwindigkeitsverstoß)
26.04.14 10:46, Tempo, innerhalb, 37 km/h (Eintragung KBA)
18.09.14 16:21, Tempo, außerhalb, 37 km/h, FV vom 11.04.15 - 11.05.15 (Eintragung KBA)
14.04.15 09:38, Tempo, innerhalb, 24 km/h (Eintragung KBA)
07.06.15 19:52, Tempo, innerhalb, 25 km/h (Eintragung KBA)
16.07.15 FS mit Eidesstattlicher Erklärung als verloren gemeldet, Neuerstellung beantragt
Führen eines KFZ ohne FE (4 Taten, Eintragung KBA, Details aus Übersendung Strafbefehl):
-> Strafbefehl v. 19.02.16 zu 100 Tagessätzen, 3 Monate Sperre, Cs 357 Js 31924/15
04.08.15 09:06 Kantstraße Führen eines KFZ ohne FE
-> Strafbefehl v. 06.04.16 zu 180 Tagessätzen (unter Auflösung o.g. Strafbefehls), 3 Monate Sperre, Cs 357 Js 41946/15
03.05.16 Mitteilung, dass ich aufgrund der gesammelten Punkte gem. §4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 3 StVG ungeeignet bin ein KFZ zu führen. Daher Entzug und Sperre 6 Monate.
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 6 Monate
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: wurde beschlagnahmt
Hab ich neu beantragt: nein
Habe noch keinen gemacht: nein
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?:
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Noch nicht.
Bundesland: Sachen-Anhalt
Aufarbeitung
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
MPU
Datum: n. offen.
Welche Stelle (MPI): Tendiere zur DEKRA
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt?: nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -
Altlasten
Punkte oder sonstige Straftaten: -
1. Wie viele Verstöße hatten sie?
Ich bin eigentlich generell seit Erlangung des Führerscheins um die 10-15 km/h schneller gefahren als erlaubt. Wenn ich 03/08 bis 08/15 nehme und von einer normalen Arbeitswoche ausgehe sind das: 89 Monate * 4 Wochen * 10-15 Fahrten / Woche = ca. 3500 - 5500 Verstöße. Dazu bin ich von 11.04.15 bis August 2015 auch ohne Fahrerlaubnis relativ normal weitergefahren. Das macht etwa 200 - 250 Verstöße wegen FoFE.
2. Was waren das für Verstöße?
Hauptsächlich Geschwindigkeitsübertretungen und Fahren ohne Fahrerlaubnis
3. Wann waren diese Verstöße und in welchem Zeitraum fanden diese statt? (möglichst Datum und zu welcher Tageszeit-um so genauer, um so besser)
27.07.12 14:58, Dienstfahrt, Tempo, außerhalb, 31 km/h (Eintragung KBA)
21.09.12 15:00, Dienstfahrt, Tempo, außerhalb, 56 km/h (Eintragung KBA)
11.01.14 19:49, Heimweg v. Arbeit, Führen eines KfZ trotz FV & Fahrlässige KV im VU (Unfall mit Fahrradfahrer, Eintragung KBA FV aufgrund Geschwindigkeitsverstoß)
26.04.14 10:46, Dienstfahrt, Tempo, innerhalb, 37 km/h (Eintragung KBA)
18.09.14 16:21, Heimweg, Tempo, außerhalb, 37 km/h, FV vom 11.04.15 - 11.05.15 (Eintragung KBA)
14.04.15 09:38, Dienstfahrt, Tempo, innerhalb, 24 km/h (Eintragung KBA)
07.06.15 19:52, Tempo, innerhalb, 25 km/h (Eintragung KBA)
FoFE
14.04.15 09:38 Dienstfahrt, FoFE (Tempokontrolle)
30.04.15 07:55 Fahrt z. Arbeit, FoFE (Kontrolle?)
23.07.15 09:20 Fahrt z. Arbeit, FoFE (Kontrolle)
24.07.15 09:05 Fahrt z. Arbeit, FoFE (Kontrolle) führte zur Sicherstellung Führerschein
04.08.15 09:06 Fahrt z. Arbeit, FoFE
4. Wie konnten so viele Verstöße zusammenkommen?
Ich hatte von Anfang an einen Fahrstil, der sich eher an meinen Bedürfnissen, anstatt an den Verkehrsregeln orientierte. Ich hatte immer das Gefühl alles im Griff zu haben. Die erwartete Fahrzeit des Navis sah ich als Herausforderung diese zu unterbieten. Darüber hinaus hat der enge Terminkalender im beruflichen Umfeld dazu geführt, dass ich selten Puffer eingeplant habe. Im Rahmen des beruflichen Leistungsdrucks sah dann nach Entzug der FE auch keine Möglichkeit auf das Fahren zu verzichten, so dass ich auch ohne Fahrerlaubnis normal weiter fuhr.
5. Wie war ihre Gefühlslage bei diesen Delikten?
Insbesondere während den Geschwindigkeitsdelikten fühlte ich mich oft sehr sicher bei dem was ich tat. Zu einem gewissen Punkt hatte ich auch ein "Erfolgsgefühl" wenn ich durch meine Fahrweise mein Ziel pünktlich erreichte obwohl ich zu spät losgefahren bin. Das FoFE hat mir zu Beginn starke Gewissensbisse gebracht. Je öfter ich jedoch ohne Konsequenz gefahren bin, desto geringer wurden diese.
6. Was hätte passieren können bei den jeweiligen Delikten?
Insbesondere die stark überhöhte Geschwindigkeit hätte zu schweren Unfällen führen können, bei denen ich Unbeteiligte Menschen unter Umständen hätte schwer verletzen oder gar töten können. Aber auch durch die innerliche Angespanntheit beim FoFE war ich sicher oft nicht konzentriert genug ein KFZ zu führen - auch dies hätte zu schweren Unfällen und Verletzungen von Unbeteiligten führen können
7. Wie schätzen sie sich für die damalige Zeit als Fahrer ein?
Ich war als Fahrer Risikofreudig und vor allem auf meine persönlichen Vorteile (schnelle Ankunft, Zuverlässigkeit im Job) bedacht. Zum Erreichen meiner Ziele setzte ich mich auch über Regeln und Gesetze hinweg.
8. Woran lag es das sie keinen Unfall hatten?
Am 11.01.14 hatte ich im Rahmen einer Verkehrsstraftat (Fahren trotz FV) einen Verkehrsunfall. Dass ich nicht mehr Unfälle hatte ist ausschließlich dem Zufall zu verdanken.
9. Warum haben sie sich (immer wieder) so verhalten?
Zum einen habe ich bereits in meiner Jugendzeit gelernt, dass das Überschreiten von Regeln auch ohne größere Konsequenzen möglich scheint. Dass es auch einschneidende und langfristige Konsequenzen haben kann, war mir damals nicht klar. Andererseits habe ich mich auch über meinen Fahrstil und Führerschein definiert. Das Umfeld des Profifußballs kommt sicher dazu. Ich führte damals generell ein Leben "auf der Überholspur", hatte Zugriff auf verschiedenste neueste Fahrzeuge und ein Umfeld, welches sich ebenso stark über derartige Statussymbole definierte. Dazu kam, dass ich die Möglichkeit ein Fahrzeug zu führen als Teil meiner Persönlichkeit - etwas, dass mich ausmacht - sah. Auf der anderen Seite stand aber auch der ständige Druck im Beruf möglichst Leistung zu bringen bzw. kein Angriffspotential zu bieten, um die Anstellung ja nicht zu gefährden. Aufgrund meines nicht vorhandenen Berufsabschlusses waren die Aussichten schnell einen neuen Job zu bekommen ja auch nicht rosig.
10. Wie haben sie auf das Verhalten der Polizei reagiert nachdem sie gestoppt oder gelasert wurden?
Zum einen habe ich mich natürlich geärgert, dass ich erwischt wurde. Im Kontakt mit der Polizei war mir aber stets klar, dass diese auch Ihrem Job nachgehen und das nicht um jemanden zu ärgern, sondern um die Sicherheit zu erhöhen.
11. Wie haben sie auf die ersten Verwarn- bzw. Bußgelder reagiert?
Ich habe Sie ohne größeres Nachdenken über das Warum und Wieso bezahlt. Der Ärger über die direkten Konsequenzen (Geldstrafen und Fahrverbote) war natürlich da. Aber andererseits waren die Strafen auch immer überschaubar, so dass ich irgendwann das Gefühl hatte, das halt einzukalkulieren ist.
12. Was hatten sie sich vorgenommen, um keine Punkte mehr zu bekommen?
Bzgl. der Geschwindkeitsverstöße habe ich mir eigentlich nichts besonderes vorgenommen, sondern die Anzahl und Höhe der Delikte als "Preis des beruflichen Vielfahrens" gesehen. Bzgl. des FoFE habe ich mir vorgenommen irgendwie nicht mehr dienstlich fahren zu müssen ohne es jemandem zu sagen.
13. Warum konnten sie ihre guten Vorsätze nicht einhalten?
Der Bedarf nach dienstlichen Fahrten war natürlich nach wie vor nicht anders - der nicht offene Umgang von mir mit der nicht mehr vorhandenen FE hat mich dazu verleitet, mein Verhalten nicht zu ändern, so dass ich weiter ohne FE fuhr.
14. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Punktesammeln und bestimmten Ereignissen in ihrem Leben?
Vielleicht kein Zusammenhang mit konkreten Ereignissen. Ich denke, es liegt eher am Lebenslauf im gesamten. Zum einen waren da die sehr losen Grenzen, die mir meiner Mutter nur setzen konnte. Zum anderen waren da aber auch die Lebenserfolge trotz des Werdegangs. Diese verschafften einem das Gefühl der "Unverwundbarkeit".
Fragen nach Änderungen gegenüber früher
15. Wie lauten ihre Vorsätze heute?
Meine Vorsatz ist es, sich unbedingt an die StVO zu halten und hier auch keine Ausnahmen zu machen. Dies ist die zwingende Grundlage um weder das Leben von Unbeteiligten, von Beifahrern und natürlich auch von mir selbst zu gefährden.
16. Was ist daran anders?
Zum einen habe ich damals gewisse Überschreitungen in Kauf genommen. Nun habe ich jedoch, über die Jahre als Beifahrer meiner Frau, gelernt, dass ein Fahren vollkommen im Rahmen der StVO möglich ist. Ich habe sie Anfangs für Ihren defensiven Fahrstil bewundert, vielleicht sogar hier und da mal belächelt. Mittlerweile habe ich gelernt, dass dies jedoch der einzig richtige Weg ist, ein KFZ zu führen. Mehrmals habe ich auch miterlebt, wie sich hierdurch Unfälle verhindern ließen. Das war sehr eindrucksvoll für mich.
17. Was wollen sie konkret tun, damit sie ihre Vorsätze diesmal einhalten können?
Ich möchte konkret jegliche Drucksituationen im Fahren vermeiden. Dazu gehört eine entsprechende Terminplanung im dienstlichen Umfeld. Schon in den vergangenen Jahren habe ich dies durch die Durchführung meiner dienstlichen und privaten Fahrten per Bahn gelernt. Es gibt eine fixe Abfahrtzeit, bereits bei der Anreise zum Bahnhof ist ein Puffer einzuplanen und zwischen geplanter Ankunft und Termin muss auch genug Puffer liegen. Ich hätte vorher nie für möglich gehalten, dass dies im dienstlichen Umfeld möglich ist - die vergangenen Jahre jedoch haben gezeigt, dass das gut funktioniert. Genauso werde ich künftige Fahrten per KFZ planen.
18. Was hat sich ansonsten bei ihnen geändert?
Im Vergleich zur damaligen Zeit hat sich mein Leben in allen Bereichen gefestigt. Privat ist - durch meine Ehefrau - ein festes sicheres Umfeld mit langfristigen Plänen für die Zukunft (Familie, Haus) vorhanden. Darüber hinaus ist auch das, früher nicht immer einfache, Verhältnis zu meinen Eltern und deren neuen Partnern positiv geklärt. Auch beruflich trägt mein mit dem Studium begonnener Neustart jetzt langsam Früchte. Das Studienende ist absehbar und einen Job in dem von mir gewünschten Bereich habe ich auch sicher. Weitere geplante Schritte im beruflichen Umfeld sind ein anschließendes Masterstudium und - nach Möglichkeit - die Promotion.
19. Welche Einstellung zur Verkehrssicherheit haben sie heute und was ist daran neu?
Die Verkehrssicherheit ist die elementare Grundlage für den Straßenverkehr. Und für Verkehrssicherheit können nur alle Teilnehmer des Straßenverkehrs selbst sorgen, indem sie ausreichend vorausschauend und defensiv fahren. Ein Auto kann - bei unsachgemäßer Verwendung - schwere Verletzungen verursachen. Dies habe ich früher nie so gesehen.
20. Was ist ihrer Meinung nach im Straßenverkehr besonders wichtig?
Wichtig im Straßenverkehr ist es, dass sich jeder Verkehrsteilnehmer (was mich natürlich einschließt) an die Regeln hält. Dazu gehört insbesondere auch das Einhalten der geforderten maximalen Geschwindigkeit und das "Akzeptieren" von Konsequenzen bei Verstoß gegen diese Regeln. Dazu ist es wichtig, sich realistische Fahrtzeiten (unter Einrechnung mgl. Staus, Sperrungen, Pausen, etc.) zu kalkulieren und diese als gegebenen Fakt zu akzeptieren anstatt zu versuchen, diese zu unterbieten. Darüber hinaus ist auch ein Rücksichtsvolles und Respektvolles miteinander im Straßenverkehr sehr wichtig. Niemand ist perfekt und vor den Fehlern anderer ist man nie gefeit. Umso wichtiger ist das eigene defensive Fahrverhalten.
21. Was könnte ihre guten Vorsätze wieder zum Scheitern bringen?
Ich habe mittlerweile ein gefestigtes Umfeld mit dem ich über Probleme in allen Bereichen des Lebens reden kann. Ich weiß mittlerweile, dass ein Auto bzw. die FE mich nicht definiert oder gar zu einem besseren Menschen macht. Mein Selbstwertgefühl ist intakt und ich bin mit mir im Reinen - daher kann diese Vorsätze nichts zum scheitern bringen.
Ich danke Euch im Voraus für die Unterstützung!
LG
trotz der aktuellen Situation möchte ich meine MPU vorbereiten und sobald sich die Chance ergibt diese zu absolvieren, hoffentlich meinen Führerschein wieder erlangen.
Vielleicht erstmal kurz zu mir - meiner Geschichte.
Meine Eltern schieden sich, als ich 5 war. Die Jahre bis dahin waren von familiären Konflikten und u.a. häuslicher Gewalt geprägt. Nach der Scheidung lebte ich bei meiner Mutter und die gesamte Zeit war sehr konfliktreich. Dazu Mobbing in der Schule. Das führte dazu, dass ich in der 11. Klasse mit Fachhochschulreife (anstatt Abitur) die Schule beendete und mich am anderen Ende des Landes für eine Lehre bewarb, die ich auch bekam. Diese hatte ich dann aber relativ schnell abgebrochen und bin zu meiner damaligen Freundin gezogen (da war ich ca. 17). Nach dem relativ schnellen Aus der Beziehung bin ich wieder nach Hause gezogen und habe ein Duales Studium im väterlichen Unternehmen angefangen. Auch dieses beendete ich leider nicht. Dennoch konnte ich im Unternehmen anfangen. Aufgrund einer schweren Erkrankung meines Vaters musste das Unternehmen dann Insolvenz anmelden - in dieser Phase war mein Vater nicht arbeitsfähig und ich musste die Insolvenz den fast 50 Mitarbeitern verkünden. Ich fand relativ schnell, aufgrund guter Kontakte, eine Anstellung bei einem Profifußballverein (Aus Gründen der Anonymität nur so viel: Nicht Bundesliga) im Bereich Vertrieb & Social Media. Anfangs war die Stimmung dort sehr familiär und kollegial - auf Vertrauen basierend. Über die Jahre (und insbesondere in schlechten sportlichen oder lokalpolitischen Phasen) stieg der Druck "von oben" immens an. Dies äußerte sich auch in Mobbing von Kollegen durch den Vorstand, u.v.m. Dazu kam eine persönlich sehr schwierige und komplizierte Beziehung. In diese Zeit fällt auch die besondere Eskalation meiner Verkehrsverstöße. Im Sommer 2016 lernte ich dann meine jetzige Ehefrau kennen und im Herbst 2016 zog ich schließlich die Notbremse und wechselte den Job. Im Rahmen dieses Jobs hatte ich für meine Dienstreisen eine BahnCard 100 so dass ich auf den Führerschein auch nicht angewiesen war. Aus diesem Job heraus habe ich im Herbst 2017 ein Teilzeitstudium neben dem Beruf angefangen um mich beruflich nochmal komplett zu verändern. Im Herbst 2018 habe ich schließlich meine Frau geheiratet und wir sind Stück für Stück dabei uns etwas aufzubauen. Im Rahmen meiner beruflichen Veränderung und dem langsam nahenden Studienende habe ich nun einige Bewerbungen geschrieben, welche auch zu mehreren Zusagen führten. Nun möchte ich einfach auch die Thematik des Führerscheins abschließen um auch in Notsituationen meine Frau besser unterstützen zu können. Es war ein sehr einschneidendes Erlebnis vor einiger Zeit, dass meine Frau einen Wildunfall hatte und danach weiter fahren musste und ich als Beifahrer nichts tun konnte.
Zur Person
Geschlecht: Männlich
Alter: 30
FS gemacht: 11.03.2008
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit:
27.07.12 14:58, Tempo, außerhalb, 31 km/h (Eintragung KBA)
21.09.12 15:00, Tempo, außerhalb, 56 km/h (Eintragung KBA)
11.01.14 19:49, Führen eines KfZ trotz FV & Fahrlässige KV im VU (Unfall mit Fahrradfahrer, Eintragung KBA FV aufgrund Geschwindigkeitsverstoß)
26.04.14 10:46, Tempo, innerhalb, 37 km/h (Eintragung KBA)
18.09.14 16:21, Tempo, außerhalb, 37 km/h, FV vom 11.04.15 - 11.05.15 (Eintragung KBA)
14.04.15 09:38, Tempo, innerhalb, 24 km/h (Eintragung KBA)
07.06.15 19:52, Tempo, innerhalb, 25 km/h (Eintragung KBA)
16.07.15 FS mit Eidesstattlicher Erklärung als verloren gemeldet, Neuerstellung beantragt
Führen eines KFZ ohne FE (4 Taten, Eintragung KBA, Details aus Übersendung Strafbefehl):
-> Strafbefehl v. 19.02.16 zu 100 Tagessätzen, 3 Monate Sperre, Cs 357 Js 31924/15
04.08.15 09:06 Kantstraße Führen eines KFZ ohne FE
-> Strafbefehl v. 06.04.16 zu 180 Tagessätzen (unter Auflösung o.g. Strafbefehls), 3 Monate Sperre, Cs 357 Js 41946/15
03.05.16 Mitteilung, dass ich aufgrund der gesammelten Punkte gem. §4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 3 StVG ungeeignet bin ein KFZ zu führen. Daher Entzug und Sperre 6 Monate.
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 6 Monate
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: wurde beschlagnahmt
Hab ich neu beantragt: nein
Habe noch keinen gemacht: nein
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?:
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Noch nicht.
Bundesland: Sachen-Anhalt
Aufarbeitung
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
MPU
Datum: n. offen.
Welche Stelle (MPI): Tendiere zur DEKRA
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt?: nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -
Altlasten
Punkte oder sonstige Straftaten: -
1. Wie viele Verstöße hatten sie?
Ich bin eigentlich generell seit Erlangung des Führerscheins um die 10-15 km/h schneller gefahren als erlaubt. Wenn ich 03/08 bis 08/15 nehme und von einer normalen Arbeitswoche ausgehe sind das: 89 Monate * 4 Wochen * 10-15 Fahrten / Woche = ca. 3500 - 5500 Verstöße. Dazu bin ich von 11.04.15 bis August 2015 auch ohne Fahrerlaubnis relativ normal weitergefahren. Das macht etwa 200 - 250 Verstöße wegen FoFE.
2. Was waren das für Verstöße?
Hauptsächlich Geschwindigkeitsübertretungen und Fahren ohne Fahrerlaubnis
3. Wann waren diese Verstöße und in welchem Zeitraum fanden diese statt? (möglichst Datum und zu welcher Tageszeit-um so genauer, um so besser)
27.07.12 14:58, Dienstfahrt, Tempo, außerhalb, 31 km/h (Eintragung KBA)
21.09.12 15:00, Dienstfahrt, Tempo, außerhalb, 56 km/h (Eintragung KBA)
11.01.14 19:49, Heimweg v. Arbeit, Führen eines KfZ trotz FV & Fahrlässige KV im VU (Unfall mit Fahrradfahrer, Eintragung KBA FV aufgrund Geschwindigkeitsverstoß)
26.04.14 10:46, Dienstfahrt, Tempo, innerhalb, 37 km/h (Eintragung KBA)
18.09.14 16:21, Heimweg, Tempo, außerhalb, 37 km/h, FV vom 11.04.15 - 11.05.15 (Eintragung KBA)
14.04.15 09:38, Dienstfahrt, Tempo, innerhalb, 24 km/h (Eintragung KBA)
07.06.15 19:52, Tempo, innerhalb, 25 km/h (Eintragung KBA)
FoFE
14.04.15 09:38 Dienstfahrt, FoFE (Tempokontrolle)
30.04.15 07:55 Fahrt z. Arbeit, FoFE (Kontrolle?)
23.07.15 09:20 Fahrt z. Arbeit, FoFE (Kontrolle)
24.07.15 09:05 Fahrt z. Arbeit, FoFE (Kontrolle) führte zur Sicherstellung Führerschein
04.08.15 09:06 Fahrt z. Arbeit, FoFE
4. Wie konnten so viele Verstöße zusammenkommen?
Ich hatte von Anfang an einen Fahrstil, der sich eher an meinen Bedürfnissen, anstatt an den Verkehrsregeln orientierte. Ich hatte immer das Gefühl alles im Griff zu haben. Die erwartete Fahrzeit des Navis sah ich als Herausforderung diese zu unterbieten. Darüber hinaus hat der enge Terminkalender im beruflichen Umfeld dazu geführt, dass ich selten Puffer eingeplant habe. Im Rahmen des beruflichen Leistungsdrucks sah dann nach Entzug der FE auch keine Möglichkeit auf das Fahren zu verzichten, so dass ich auch ohne Fahrerlaubnis normal weiter fuhr.
5. Wie war ihre Gefühlslage bei diesen Delikten?
Insbesondere während den Geschwindigkeitsdelikten fühlte ich mich oft sehr sicher bei dem was ich tat. Zu einem gewissen Punkt hatte ich auch ein "Erfolgsgefühl" wenn ich durch meine Fahrweise mein Ziel pünktlich erreichte obwohl ich zu spät losgefahren bin. Das FoFE hat mir zu Beginn starke Gewissensbisse gebracht. Je öfter ich jedoch ohne Konsequenz gefahren bin, desto geringer wurden diese.
6. Was hätte passieren können bei den jeweiligen Delikten?
Insbesondere die stark überhöhte Geschwindigkeit hätte zu schweren Unfällen führen können, bei denen ich Unbeteiligte Menschen unter Umständen hätte schwer verletzen oder gar töten können. Aber auch durch die innerliche Angespanntheit beim FoFE war ich sicher oft nicht konzentriert genug ein KFZ zu führen - auch dies hätte zu schweren Unfällen und Verletzungen von Unbeteiligten führen können
7. Wie schätzen sie sich für die damalige Zeit als Fahrer ein?
Ich war als Fahrer Risikofreudig und vor allem auf meine persönlichen Vorteile (schnelle Ankunft, Zuverlässigkeit im Job) bedacht. Zum Erreichen meiner Ziele setzte ich mich auch über Regeln und Gesetze hinweg.
8. Woran lag es das sie keinen Unfall hatten?
Am 11.01.14 hatte ich im Rahmen einer Verkehrsstraftat (Fahren trotz FV) einen Verkehrsunfall. Dass ich nicht mehr Unfälle hatte ist ausschließlich dem Zufall zu verdanken.
9. Warum haben sie sich (immer wieder) so verhalten?
Zum einen habe ich bereits in meiner Jugendzeit gelernt, dass das Überschreiten von Regeln auch ohne größere Konsequenzen möglich scheint. Dass es auch einschneidende und langfristige Konsequenzen haben kann, war mir damals nicht klar. Andererseits habe ich mich auch über meinen Fahrstil und Führerschein definiert. Das Umfeld des Profifußballs kommt sicher dazu. Ich führte damals generell ein Leben "auf der Überholspur", hatte Zugriff auf verschiedenste neueste Fahrzeuge und ein Umfeld, welches sich ebenso stark über derartige Statussymbole definierte. Dazu kam, dass ich die Möglichkeit ein Fahrzeug zu führen als Teil meiner Persönlichkeit - etwas, dass mich ausmacht - sah. Auf der anderen Seite stand aber auch der ständige Druck im Beruf möglichst Leistung zu bringen bzw. kein Angriffspotential zu bieten, um die Anstellung ja nicht zu gefährden. Aufgrund meines nicht vorhandenen Berufsabschlusses waren die Aussichten schnell einen neuen Job zu bekommen ja auch nicht rosig.
10. Wie haben sie auf das Verhalten der Polizei reagiert nachdem sie gestoppt oder gelasert wurden?
Zum einen habe ich mich natürlich geärgert, dass ich erwischt wurde. Im Kontakt mit der Polizei war mir aber stets klar, dass diese auch Ihrem Job nachgehen und das nicht um jemanden zu ärgern, sondern um die Sicherheit zu erhöhen.
11. Wie haben sie auf die ersten Verwarn- bzw. Bußgelder reagiert?
Ich habe Sie ohne größeres Nachdenken über das Warum und Wieso bezahlt. Der Ärger über die direkten Konsequenzen (Geldstrafen und Fahrverbote) war natürlich da. Aber andererseits waren die Strafen auch immer überschaubar, so dass ich irgendwann das Gefühl hatte, das halt einzukalkulieren ist.
12. Was hatten sie sich vorgenommen, um keine Punkte mehr zu bekommen?
Bzgl. der Geschwindkeitsverstöße habe ich mir eigentlich nichts besonderes vorgenommen, sondern die Anzahl und Höhe der Delikte als "Preis des beruflichen Vielfahrens" gesehen. Bzgl. des FoFE habe ich mir vorgenommen irgendwie nicht mehr dienstlich fahren zu müssen ohne es jemandem zu sagen.
13. Warum konnten sie ihre guten Vorsätze nicht einhalten?
Der Bedarf nach dienstlichen Fahrten war natürlich nach wie vor nicht anders - der nicht offene Umgang von mir mit der nicht mehr vorhandenen FE hat mich dazu verleitet, mein Verhalten nicht zu ändern, so dass ich weiter ohne FE fuhr.
14. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Punktesammeln und bestimmten Ereignissen in ihrem Leben?
Vielleicht kein Zusammenhang mit konkreten Ereignissen. Ich denke, es liegt eher am Lebenslauf im gesamten. Zum einen waren da die sehr losen Grenzen, die mir meiner Mutter nur setzen konnte. Zum anderen waren da aber auch die Lebenserfolge trotz des Werdegangs. Diese verschafften einem das Gefühl der "Unverwundbarkeit".
Fragen nach Änderungen gegenüber früher
15. Wie lauten ihre Vorsätze heute?
Meine Vorsatz ist es, sich unbedingt an die StVO zu halten und hier auch keine Ausnahmen zu machen. Dies ist die zwingende Grundlage um weder das Leben von Unbeteiligten, von Beifahrern und natürlich auch von mir selbst zu gefährden.
16. Was ist daran anders?
Zum einen habe ich damals gewisse Überschreitungen in Kauf genommen. Nun habe ich jedoch, über die Jahre als Beifahrer meiner Frau, gelernt, dass ein Fahren vollkommen im Rahmen der StVO möglich ist. Ich habe sie Anfangs für Ihren defensiven Fahrstil bewundert, vielleicht sogar hier und da mal belächelt. Mittlerweile habe ich gelernt, dass dies jedoch der einzig richtige Weg ist, ein KFZ zu führen. Mehrmals habe ich auch miterlebt, wie sich hierdurch Unfälle verhindern ließen. Das war sehr eindrucksvoll für mich.
17. Was wollen sie konkret tun, damit sie ihre Vorsätze diesmal einhalten können?
Ich möchte konkret jegliche Drucksituationen im Fahren vermeiden. Dazu gehört eine entsprechende Terminplanung im dienstlichen Umfeld. Schon in den vergangenen Jahren habe ich dies durch die Durchführung meiner dienstlichen und privaten Fahrten per Bahn gelernt. Es gibt eine fixe Abfahrtzeit, bereits bei der Anreise zum Bahnhof ist ein Puffer einzuplanen und zwischen geplanter Ankunft und Termin muss auch genug Puffer liegen. Ich hätte vorher nie für möglich gehalten, dass dies im dienstlichen Umfeld möglich ist - die vergangenen Jahre jedoch haben gezeigt, dass das gut funktioniert. Genauso werde ich künftige Fahrten per KFZ planen.
18. Was hat sich ansonsten bei ihnen geändert?
Im Vergleich zur damaligen Zeit hat sich mein Leben in allen Bereichen gefestigt. Privat ist - durch meine Ehefrau - ein festes sicheres Umfeld mit langfristigen Plänen für die Zukunft (Familie, Haus) vorhanden. Darüber hinaus ist auch das, früher nicht immer einfache, Verhältnis zu meinen Eltern und deren neuen Partnern positiv geklärt. Auch beruflich trägt mein mit dem Studium begonnener Neustart jetzt langsam Früchte. Das Studienende ist absehbar und einen Job in dem von mir gewünschten Bereich habe ich auch sicher. Weitere geplante Schritte im beruflichen Umfeld sind ein anschließendes Masterstudium und - nach Möglichkeit - die Promotion.
19. Welche Einstellung zur Verkehrssicherheit haben sie heute und was ist daran neu?
Die Verkehrssicherheit ist die elementare Grundlage für den Straßenverkehr. Und für Verkehrssicherheit können nur alle Teilnehmer des Straßenverkehrs selbst sorgen, indem sie ausreichend vorausschauend und defensiv fahren. Ein Auto kann - bei unsachgemäßer Verwendung - schwere Verletzungen verursachen. Dies habe ich früher nie so gesehen.
20. Was ist ihrer Meinung nach im Straßenverkehr besonders wichtig?
Wichtig im Straßenverkehr ist es, dass sich jeder Verkehrsteilnehmer (was mich natürlich einschließt) an die Regeln hält. Dazu gehört insbesondere auch das Einhalten der geforderten maximalen Geschwindigkeit und das "Akzeptieren" von Konsequenzen bei Verstoß gegen diese Regeln. Dazu ist es wichtig, sich realistische Fahrtzeiten (unter Einrechnung mgl. Staus, Sperrungen, Pausen, etc.) zu kalkulieren und diese als gegebenen Fakt zu akzeptieren anstatt zu versuchen, diese zu unterbieten. Darüber hinaus ist auch ein Rücksichtsvolles und Respektvolles miteinander im Straßenverkehr sehr wichtig. Niemand ist perfekt und vor den Fehlern anderer ist man nie gefeit. Umso wichtiger ist das eigene defensive Fahrverhalten.
21. Was könnte ihre guten Vorsätze wieder zum Scheitern bringen?
Ich habe mittlerweile ein gefestigtes Umfeld mit dem ich über Probleme in allen Bereichen des Lebens reden kann. Ich weiß mittlerweile, dass ein Auto bzw. die FE mich nicht definiert oder gar zu einem besseren Menschen macht. Mein Selbstwertgefühl ist intakt und ich bin mit mir im Reinen - daher kann diese Vorsätze nichts zum scheitern bringen.
Ich danke Euch im Voraus für die Unterstützung!
LG