TF Fahrrad 1,9‰

JohnDeere

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Hallo zusammen,

nachdem ich nun seit mehreren Monaten fleißig anonym in diesem Forum mitlese, möchte ich mich nun aktiv zu Wort melden. Vorab, es ist wirklich beeindruckend, wie freundlich, hilfsbereit und großzügig hier Hilfe angeboten wird. Ihr konntet schon viele offene Fragen bei mir klären und ich hoffe, dass ihr mich auch bei meiner MPU-Vorbereitung unterstützen könnt. Diese läuft bei mir durch die internen Prozesse eigentlich schon seit der TF, weswegen ich mich sehr über Feedback zu meinem Fall, Fragebogen und Veränderungsprozess freuen würde.

Zu meiner Trunkenheitsfahrt in Kürze:
Ich wurde Ende Januar `22 auf der Fahrrad-Heimfahrt von einem Abend bei einem Freund von der Polizei angehalten, da mein Fahrstil sehr auffällig war. Die anschließende Überprüfung meiner BAK ergab 1,9‰. Im März `22 habe ich den Strafbefehl der StA erhalten, die das anhängige Verfahren gegen mich unter Auflage einer Zahlung an einen gemeinnützigen Verein eingestellt hat. Erst Mitte August habe ich Post von der FsSt bekommen, die eine MPU angeordnet hat. Aufgrund besonderer persönlicher Umstände wurde meine Frist für das Gutachten bis Mitte März `23 verlängert. Ich plane die MPU Mitte Februar `23 zu absolvieren.

Zunächst findet ihr meinen Profilfragebogen, der große kommt dann direkt hinterher. Auf eure Anmerkungen und fachkundige Meinung bin ich gespannt und hoffe, dass ihr mir bei der, definitiv notwendigen, Überarbeitung helfen könnt.

Schon jetzt möchte ich mich bei euch allen sehr herzlich bedanken. Ohne dieses Forum hätte ich noch deutlich mehr schlaflose Nächte durchmachen müssen und ihr habt mir auch so schon unfassbar weitergeholfen.

Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 1,90 m
Gewicht: 86 kg
Alter: 30

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 28.01.22
BAK: 1,9‰
Trinkbeginn: 20:00
Trinkende: 02:00
Uhrzeit der Blutabnahme: 03:00

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: keine

Führerschein
Hab ich noch: Ja
Hab ich abgegeben: Nein
Hab ich neu beantragt: Nein
Habe noch keinen gemacht: -

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Ist nicht zu erwarten, dass das Führen von fahrerlaubnispflichtigen Fahrzeugen und ein die Fahrsicherheit beeinträchtigender Alkoholkonsum nicht hinreichend sicher getrennt werden kann?

Bundesland: Bayern


Konsum

Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Ich praktiziere seit Mai `22 kT
Ich lebe abstinent seit: -

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: Nein
Urinscreening ja/nein: Nein
Keinen Plan?: -

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung: -

MPU
Datum: Mitte Februar
Welche Stelle (MPI): AVUS
Schon bezahlt?: Nein
Schon eine MPU gehabt? Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: Nein
 

JohnDeere

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1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Am Abend vor meiner Trunkenheitsfahrt traf ich mich um circa 20:00 Uhr mit einem Arbeitskollegen bei ihm zu Hause. Wir hatten vor, einen geselligen Abend zu verbringen, uns zu unterhalten, Sport im TV zu schauen und Bier zu trinken. Mein Arbeitskollege wohnt circa drei Kilometer entfernt. Da ich kein Auto besitze und generell kein Auto fahre (dazu später mehr), bin ich mit dem Fahrrad zu ihm gefahren. Bei ihm angekommen, hat er mir direkt ein Bier angeboten, das ich gerne annahm.
Bis circa 21:30 Uhr habe ich insgesamt drei große Bier à 0,5 l getrunken. Zu diesem Zeitpunkt kamen drei Freunde meines Arbeitskollegen zu unserer Runde hinzu. Diese hatten die Idee den Abend aufzulockern und nebenher ein Trinkspiel zu spielen. Das Trinkspiel war mir unbekannt und bestand daraus, einen Kronkorken auf die Handfläche zu legen und diesen, in dem man mit der Handfläche gegen die Tischkante schlägt, in eines von vier mit Bier gefüllten Gläsern zu befördern. Trifft man eines der Gläser, muss die nächste Person dieses trinken. Diese Person hat allerdings noch einen Versuch, einen weiteren Kronkorken ebenfalls in ein Glas zu befördern, wodurch die nun zwei getroffenen Gläser an die nächste Person weitergegeben werden, und so weiter.
Wir spielten das Spiel für mehrere Runden, wobei mir schnell klar wurde, dass meine Mitspieler eindeutig besser waren als ich, wodurch ich deutlich mehr trinken musste. Dies nahm ich allerdings gerne in Kauf, da ich auch Spaß an dem Spiel hatte und die Stimmung ausgelassen war. Innerhalb weiterer zwei Stunden trank ich somit durch das Spiel und nebenher circa weitere drei Bier à 0,5 l (die genaue Menge ist durch das Trinkspiel schwer abzuschätzen). Mit der Zeit wurde ich trotz meines steigenden Alkoholpegels geübter im Spiel, sodass ich nicht mehr so oft trinken musste. Da mein Arbeitskollege kein weiteres Bier mehr im Haus hatte, wir aber weiterspielen wollten, wechselten wir auf einen Likör und füllten die Gläser mit diesem.
Meine Glückssträhne nahm durch meinen Konsum ein abruptes Ende und ich trank im Verlauf des Spiels acht Liköre à circa 40 ml (auch hier ist die genaue Menge durch das Trinkspiel schwer abzuschätzen). Diese machten sich schnell bei mir bemerkbar und mir ging es zunehmend schlechter. Da auch der Likör bald aufgebraucht war, schlug einer der Mitspieler vor, auf Cognac zu wechseln, was unter uns gut angenommen wurde. Ich verlor prompt wieder und trank in kurzer Zeit weitere drei gefüllte Cognac-Gläser. Daraufhin machte ich klar, dass der Abend hier für mich beendet sei und wollte einfach nur noch so schnell wie möglich heim, weil es mir absolut nicht gut ging.
Da es bereits 2 Uhr nachts war, überlegte ich, wie ich nun die Wegstrecke zurück bewerkstelligen sollte. Meine Partnerin hatte mir angeboten, mich abzuholen, allerdings war diese schon lange schlafen gegangen und ich wollte sie nicht wecken. Also beschloss ich, mich auf mein Fahrrad zu setzen und den Weg nachhause zu fahren. Mir fiel auf, dass ich nicht mehr wirklich sicher im Sattel saß aber ich schätzte mich als geübt genug ein, um die drei Kilometer sicher zu absolvieren und wollte die Strecke möglichst schnell zurücklegen. Einer der Freunde meines Kollegen fuhr ebenfalls Fahrrad, also sah ich mich bestätigt. Außerdem trug ich einen Helm, eine Signalweste und hatte ein voll beleuchtetes Fahrrad, sodass ich die Gefahr für andere Teilnehmer des Straßenverkehrs als gering einschätzte. Ich fuhr vorsichtshalber langsam auf dem Gehweg, da sich auf der Straße teilweise Straßenbahnschienen befanden, die mir in der Vergangenheit auch schon nüchtern zum Verhängnis geworden sind.
Gegen Ende meines Heimweges begegnete ich einen Polizeiwagen im Einsatz. Da die Polizisten sich auf dem Gehweg befanden, wurden sie auf mich aufmerksam. Aufgrund meines Zustandes nahmen sie bei mir eine Alkoholkontrolle vor. Im Rahmen der Kontrolle wurde bei mir eine AAK von 0,94 mg/l festgestellt, die anschließende Untersuchung meiner BAK um 03:00 Uhr ergab 1,9‰.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


20:00 – 23:30: 6x Bier á 0,5l

23:30 – 02:00: 8 Likör 25% à 4cl, 3 Cognac 45% à 4cl

Hinweis: Diese Werte habe ich retrospektiv mit der Widmark-Formel errechnet und sie kommen mir, wenn auch schockierend, plausibel vor.

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich bin die komplette Wegstrecke von 3 km gefahren.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)


Nein, nach meinen ersten Metern hatte ich nicht mehr das Gefühl, noch sicher fahren zu können. Da ich die Strecke kannte, auf dem Gehweg fuhr und mich mit meiner „Ausrüstung“ sicher fühlte, habe ich die Heimfahrt dennoch fälschlicherweise in Angriff genommen. Dabei habe ich mich auch davon leiten lassen, dass ein weiterer Gast mit dem Fahrrad nachhause fuhr.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?


Die Fahrt habe ich durch meine Partnerin vermeiden wollen, die mich mit dem Auto hätte abholen können. Da der Abend länger ging als gedacht, griff ich auf diese Option nicht mehr zurück.

6.Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich bin erst Ende 2019 an meinen aktuellen Wohnort gezogen. Da ich in der Vergangenheit in anderen Städten hauptsächlich mit dem ÖPNV oder zu Fuß unterwegs war, habe ich bislang circa 20-mal alkoholisiert mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilgenommen. Dabei allerdings nie mit einer ähnlich hohen Alkoholisierung wie zu dieser TF.
Da ich noch nie ein eigenes Auto besessen habe, hat bei mir nie die Möglichkeit bestanden alkoholisiert Auto zu fahren. In meinem Freundes- und Familienkreis herrscht allerdings eine strikte Meinung, dass Auto und Alkohol nicht zusammengehören. Diese habe ich auch schon vor meiner TF vollumfänglich unterstützt. Die verheerenden Folgen von Autofahrten unter Alkoholeinfluss habe ich in meinem entfernten Umfeld in aller Härte mitbekommen. Ich kann von daher ausschließen, dass ich jemals auch nur angetrunken Auto gefahren wäre. Beim Fahrrad habe ich diesen Zusammenhang nicht hergestellt, was rückblickend ein eklatanter Fehler war und zu einem fehlenden Unrechts- und Problembewusstsein bei mir geführt hat.
Aus meinen bisherigen alkoholisierten Teilnahmen am Straßenverkehr folgere ich, dass ich meinen Alkoholkonsum stark bagatellisiert und das Fahrrad fälschlicherweise als taugliches Ausweichverkehrsmittel gesehen habe. In der Vergangenheit hat mir ein Problembewusstsein dafür gefehlt, dass ich auch dem Fahrrad auch aktiv gefährlich in den Straßenverkehr eingreife. Außerdem folgere ich, dass ich durch meine hohe aufgebaute Toleranz gegenüber Alkohol in der Lage war, auch bei einem hohen Alkoholpegel ohne Ausfallerscheinungen Fahrrad zu fahren. Dies lässt mich darauf schließen, dass mein Alkoholkonsum in der Vergangenheit deutlich zu hoch lag. Aus diesem Grund bin ich dankbar und erkenne mein Glück, dass mir und anderen in der Vergangenheit durch diese Trunkenheitsfahrten kein Schaden entstanden ist.
 

JohnDeere

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Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Meine allererste Erinnerung an Alkohol ist mein Vater, der abends gerne ein Pils aus einer Biertulpe mit Goldrand getrunken hat. Das Glas hat mich immer fasziniert, die Flüssigkeit aufgrund ihres Geruches stark abgeschreckt.
Mit 14 habe ich das erste Mal auf einer Geburtstagsfeier eines älteren Freundes Alkohol getrunken. Das war ein „Klopfer“ Kleiner Feigling.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Mit 15 Jahren habe ich angefangen unregelmäßig an Feiern am Wochenende Wein- und Biermischgetränke zu trinken. Im Laufe meines 15. Lebensjahres habe ich circa 1-mal im Monat auf Feiern getrunken. Zwischen 16 und 18 habe ich häufiger und viel getrunken. Rückblickend circa 3–4-mal pro Monat. Der Konsum hat sich dabei immer auf Wochenenden und gesellige Treffen mit Freunden beschränkt.
Für mein Abitur habe ich mit 18 nochmals eine circa zweimonatige Trinkpause eingelegt. Danach hat sich mein Konsum wieder auf 3–4-mal im Monat an Wochenenden gesteigert. In dieser Zeit habe ich primär Mischgetränke getrunken. Das Mischverhältnis wurde dabei immer stärker.
Mit 21 bin ich für mein Studium in eine andere Stadt und in eine WG gezogen. Die folgenden drei Jahre habe ich regelmäßig fast jedes Wochenende und zum Teil auch unter der Woche getrunken – auch wieder ausschließlich zu geselligen Anlässen und Feiern mit anderen. Dabei habe ich ausschließlich Bier getrunken. Die Menge pro Abend hat sich im Laufe dieser Zeit stetig und bis zum Ende stark gesteigert.
Mit 25 bin ich für mein weiterführendes Studium in eine andere Stadt gezogen. Dabei habe ich sehr unregelmäßig getrunken. 1–2-mal im Monat Wein mit meiner Partnerin, wenn diese mich besucht hat.
Mit 26 Jahren bin ich für ein Praktikum nochmals umgezogen. Während des Praktikums habe ich 3–4-mal im Monat getrunken.
Für meine aktuelle Stelle bin ich 2019 wieder in eine neue Stadt gezogen. Zu Beginn meiner Zeit dort habe ich circa 3–4-mal im Monat getrunken. Während der Pandemie habe ich mit meiner Partnerin regelmäßiger getrunken, circa 5-mal im Monat. Wir haben dabei hauptsächlich Wein getrunken.
Nach der ‚heißen Phase‘ der Pandemie habe ich wieder weniger aber dafür bei den Trinkanlässen mit mehreren Personen mehr getrunken. In diese Zeit fällt auch meine TF.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Alter 15–16: 1-mal/Monat; 4x 0,5l Biermischgetränke oder 0,5l Weinmischgetränke
Alter 16–21: 3–4-mal/Monat; 4–5x Mischgetränke wie Vodka-Energy, die Mischung wurde dabei zunehmend stärker
Alter 21–25: 5–6-mal/Monat; 4–5x 0,5l Bier, 1–2-mal/Monat 8–9x 0,5l Bier
Alter 25–26: 1–2-mal/Monat; 1x 0,5l Wein
Alter 26–27: 3–4-mal/Monat; 4–5x 0,5l Bier
Alter 27–28: 3–4-mal/Monat; 3–4x 0,5l Bier
Alter 28–29: 5–6-mal/Monat; 0,5l Wein
Alter 29–30: 2–3-mal/Monat; 2–3x 0,5l Bier; 2–3-mal/Jahr 6–7x 0,5l Bier

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich habe in Gesellschaft anderer auf Feiern oder zu geselligen Anlässen getrunken. Während der Pandemie und der Zeit meines ersten Praktikums habe ich mit meinen jeweiligen Partnerinnen zu Hause getrunken.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

In der Folge meiner TF habe ich mich intensiv mit meinen Trinkmotiven auseinandergesetzt. Das übergreifende Motiv ist dabei, dass ich den Alkohol in sozialen Situationen missbraucht habe, um meine eigene Unsicherheit zu überspielen und meine Selbstzweifel zu betäuben.
Seit ich denken kann sehne ich mich nach der Anerkennung anderer und gehe mit mir selbst extrem hart ins Gericht. Schon früh war mir meine eigene Leistung, egal wie gut sie objektiv gewesen sein mag, nie genug. An mich habe ich immer die höchsten Ansprüche gestellt, viel höhere als an die Personen in meiner Umgebung, um diesen anderen Personen gefallen zu können. Wenn ich diese Ansprüche nicht erfüllen konnte, war ich enorm frustriert und wütend auf mich selbst. Ich habe mich als Versager wahrgenommen und dabei war mir die Meinung von außen vollkommen egal, auch wenn ich eigentlich großen Wert darauf gelegt habe, positive Rückmeldungen zu bekommen. Das hat sich zum Beispiel dadurch geäußert, dass ich meine Erfolge nie feiern konnte und mich auch nie über diese gefreut habe. Von mir selbst habe ich mindestens Perfektion verlangt – diese zu erreichen war dann gerade so das Mindestmaß. Ich konnte nie meine eigenen Erwartungen oder Ziele übertreffen, da diese immer bereits das Maximum des Möglichen dargestellt haben. Insofern konnte ich mich und andere eigentlich nur enttäuschen, was dazu geführt hat, dass ein extrem geringes Selbstwertgefühl entwickelt habe. Währenddessen habe ich mich auch ungeliebt von anderen gefühlt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was diese in einem Versager wie mir sehen sollten. Ich hatte Angst, dass sie erkennen könnten, wer ich wirklich bin und sich dann von mir abwenden würden.
Die vermessenen Ansprüche habe ich auch und insbesondere in sozialen Situationen an mich gestellt, die mich aufgrund der direkten Rückmeldung und des direkten Kontaktes zu anderen noch mehr unter Druck gesetzt haben. Ich wollte immer beliebt sein, bewundert werden und die Zuneigung und Anerkennung von anderen bekommen, die mir selbst zu zeigen ich nicht in der Lage war. Das hat zu einer inneren Zerrissenheit geführt, in der ich eigentlich extrem unsicher bezüglich meiner eigenen Person war – gleichzeitig aber von mir erwartet habe, nach außen hin eine Maske zu tragen und mein Umfeld nachhaltig zu beeindrucken. Dieses Schauspiel aufrechtzuerhalten hat mich unglaublich viel Energie gekostet und pausenlos unter massiven Stress gesetzt. Gleichzeitig umgab ich mich sehr gerne mit anderen Menschen und war auf ihre Rückmeldung und Zuneigung angewiesen, um meine fehlende Selbstliebe und mein fehlendes Selbstwertgefühl ausgleichen zu können.
Durch den Alkohol und seine enthemmende Wirkung fiel es mir in sozialen Situationen deutlich leichter, diese selbstbewusste und souveräne Person zu spielen, die ich zu sein von mir selbst erwartet habe. Je mehr ich getrunken hatte, desto entspannter und fähiger fühlte ich mich. Gleichzeitig wollte ich Alkohol nie ablehnen, um mir der Anerkennung der anderen als cooler Typ und starker Trinker gewiss sein zu können. Dadurch bin ich in häufig in eine Spirale geraten, in der ich meine positiven Erlebnisse dadurch selbst verstärken konnte, indem ich mehr trank und darin auch von außen Bestätigung fand. Betrunken hatte ich den Mut auf neue Menschen zuzugehen und fühlte mich generell als andere Person. Auf Feiern konnte ich durch Alkohol sozusagen Urlaub von meinem unsicheren Selbst und meinem Perfektionismus nehmen.

Diese Verhaltensmuster haben zu meinem exzessiven Trinkverhalten und meiner Gewöhnung an hohe Alkoholmengen in der Vergangenheit geführt.
 

JohnDeere

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13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Wenig Alkohol hat bei mir zu Entspannung und leichter Enthemmung geführt. Ich war dadurch von meinen negativen Gedanken abgelenkt und weniger unter Stress. Es fiel mir leichter, auf andere zuzugehen und meine Maske aufzuziehen.

Bei viel Alkohol habe ich häufig eine Art Euphorie erlebt und war stark enthemmt. Ich konnte loslassen, meine Probleme vergessen und hatte das Gefühl ein anderer Mensch zu sein. Mein Selbstbewusstsein war größer und meine selbstkritische Realität wirkte für diese Zeit viel weiter weg. Ich habe allerdings auch körperliche Auswirkungen gespürt, hatte Probleme mit verwaschener Sprache und dem Gleichgewicht. Diese negativen Effekte und Warnsignale meines Körpers wurden aber deutlich von den positiven Auswirkungen für mein kurzfristiges Selbstwertgefühl überdeckt und traten in den Hintergrund.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Nein.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich habe zum allergrößten Teil am Wochenende zu sozialen Anlässen getrunken und unter der Woche fast nie zu Alkohol gegriffen. Wenn ich zu viel getrunken habe, bin ich am nächsten Tag mit Kopfschmerzen und Übelkeit oder einem flauen Magen aufgewacht.

Auf mein Leben und Umfeld hatte mein Alkoholkonsum keine negativen Auswirkungen und Folgen. Ich konnte all meinen privaten und beruflichen Verpflichtungen ohne Einschränkungen nachgehen.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Ich habe vor der TF weit mehr Alkohol getrunken als heute.

Während meiner Jugendzeit vor dem Studium wurde in meinen Freundeskreis generell viel getrunken und experimentiert. Wir haben im Klassenverbund viel gefeiert und dabei unseren Alkoholkonsum nie hinterfragt. Eine Ursache hierfür war auch, dass ältere Freunde uns bereits früh mit Alkohol "versorgten" und somit als eine Art Katalysator fungierten.

Im Studium habe ich in einer WG mit drei sehr guten Freunden gelebt. Wir hatten alle drei das Glück, dass wir unser Studium ohne große Probleme absolvieren konnten und dabei nebenher noch viel Freizeit übrig blieb. Dies führte dazu, dass wir auch unter der Woche entweder selbst Freunde einluden oder bei anderen zu Besuch waren. Wie es im Studium oft üblich ist, war Alkohol dabei ein zentraler Bestandteil unserer Zusammenkünfte und hat das gegenseitige Kennenlernen stark erleichtert. Im Grund hatten wir keine Verpflichtungen und deswegen wenig bis gar keine externe Kontrollmechanismen in unserem Leben.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein.

(Hier bin ich unsicher, da ich in der Jugend auf jeden Fall mal einen Kontrollverlust mit Filmriss hatte. Allerdings weiß ich nicht, ob mir das nicht negativ ausgelegt werden würde.)

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ja, vor meinen Abiturprüfungen habe ich zwei Monate bewusst auf Alkohol verzichtet. Außerdem während der Prüfungsphasen im Studium (circa sechs Wochen, zwei Mal pro Jahr). Außerdem für drei Monate nach meiner TF.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Nach Jellinek würde ich mir klar als ehemaligen Beta-Trinker einschätzen. Ich habe Alkohol getrunken, wenn sich mir dazu bei sozialen Anlässen die Gelegenheit geboten hat. Allerdings war ich nie der unbedingte Initiator des Alkoholkonsumes, sondern habe mich in der Regel im Strom mittreiben lassen. Gleichzeitig war ich aber auch nicht die Stimme der Vernunft und habe auch bei starkem Konsum nicht mäßigend eingegriffen, da ich den Alkohol für meine eigenen Zwecke missbraucht habe und somit über meine Unsicherheit hinwegtäuschen konnte.

Unter dieser Voraussetzung hat mein Konsum mit Sicherheit auch Züge des Alpha-Trinkers enthalten, da ich Alkohol getrunken habe, um meine persönlichen Probleme (d.h. meine Unsicherheit und mein fehlendes Selbstwertgefühl), die mich im Umgang mit anderen gehemmt habe, zu unterdrücken. Allerdings habe ich nie getrunken, um zum Beispiel Stress abzubauen oder negative Emotionen und Belastungen im Alltag zu ertragen.
 

JohnDeere

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Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Da ich nicht auf Alkohol in seiner Funktion als Genussmittel verzichten möchte, habe ich mich für den Weg des kontrollierten Trinkens entschieden. Ich praktiziere seit Mai `22 kontrolliertes Trinken, indem ich an bis zu 10 besonderen Trinkanlässen im Jahr Alkohol konsumiere. Diese plane ich voraus, da sie sich auf Festlichkeiten wie Hochzeiten oder besondere Geburtstagsfeiern belaufen. Meinen Konsum kontrolliere ich dabei mit Hilfe der Widmarkformel, sodass ich einen maximalen Blutalkoholspiegel von 0,3‰ nicht überschreite. Ich beschränke mich dabei konservativ auf maximal zwei kleine Bier à 0,33l oder ein großes Bier à 0,5l oder ein Glas Sekt/Wein à 0,2l. Dabei trinke ich während des Konsumes im Falle von Bier mindestens die gleiche Menge an Wasser oder im Falle des Wein/Sekt, die doppelte Menge an Wasser.
Sollte ich planen, zu einem Anlass Alkohol zu trinken, bedeutet dies für mich auch, dass ich diesen ohne eigenes Fahrzeug (Fahrrad oder Auto) besuche.
Durch diese Regeln erlebe ich Alkohol wieder als reines Genussmittel und laufe nicht die Gefahr, in einen Rausch zu verfallen.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Geplant ist, dass ich Silvester mit Freunden verbringe und dabei um Mitternacht ein Glas Sekt trinken werde.

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich nach meiner TF lange damit auseinandergesetzt, ob ich zukünftig gänzlich auf Alkohol verzichten soll oder der Weg des kT für mich der richtige ist. Für mich war klar, dass ich vor einer finalen Entscheidung zuerst die Motive für meinen exzessiven Alkoholkonsum in der Vergangenheit ergründen musste. Dazu habe ich viele ehrliche und tiefgründige Gesprächen mit meiner Partnerin, meinen Eltern, meiner Schwester und meinen Freunden geführt. Während dieser Zeit habe ich abstinent gelebt und mein Verhalten auch intern intensiv reflektiert.
Nachdem ich für mich erkannt hatte, dass ich Alkohol dazu missbraucht habe, mich im Beisein anderer wohler und unbeschwerter in meiner Haut zu fühlen, konnte ich entsprechende Methoden und Maßnahmen identifizieren, um der Ursache für diese Kompensationsfunktion entgegenzuwirken. Ich habe angefangen, mir neue Hobbies zu suchen, die mich unter keinen Leistungsdruck stellen (z.B. Yoga und Meditation) und darüber ein neues Selbstwertgefühl aufgebaut. Außerdem habe ich mich bewusst dazu entschieden, meine Erfolge zu feiern und auch Misserfolge zu akzeptieren und mir zu beiden Anlässen ganz bewusst etwas zu gönnen (z.B. eine Massage, einen Friseurbesuch oder ein leckeres Mittagessen). Diese Schritte zu mehr Selbstakzeptanz haben nach und nach gefruchtet, sodass ich mich deutlich stabiler und mit mir selbst im Reinen fühle. Das zeigt sich sowohl in meinem Inneren als auch in meinem Verhalten anderer gegenüber.
Aus dieser Situation heraus habe ich für mich entschieden, dass ich über die Voraussetzungen dazu verfüge, meinen Alkoholkonsum zu kontrollieren. Als Genussmittel schmeckt mir Alkohol und ich bin bei der Abwägung seiner Vor- und Nachteile für mich persönlich zu dem Entschluss gekommen, dass ich durch das kontrollierte Trinken die Nachteile soweit minimieren kann, dass die Vorteile des kontrollierten Konsums für mich überwiegen.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe das Trinken reduziert, weil mir bewusst geworden, dass ich den Alkohol missbraucht und als Mittel zum Zweck der Kompensation meines fehlenden Selbstwertgefühles instrumentalisiert habe. Diese Erkenntnis hat mich schockiert und mir vor Augen geführt, dass ich dringend etwas an meinem Leben ändern muss. Es war ein absoluter Fehler, dass ich gewisse Teile meines Lebens auf der Wirkung von Alkohol aufgebaut und damit ein noch unsichereres Fundament geschaffen habe. Mein Konsum hat mich schließlich der Fähigkeit beraubt, wirklich ich selbst zu sein. Das war für mich ein unumstößlicher und drastischer Grund mein Trinken mit sofortiger Wirkung einzustellen und in der Zukunft drastisch zu reduzieren.
Zusätzlich hat mein hoher Konsum dazu geführt, dass ich eine hohe Alkoholtoleranz aufgebaut habe. Mit dieser Toleranz habe ich die Fähigkeit verloren, meinen Trunkenheitszustand selbst reflektiert und adäquat einschätzen zu können. Dieser fehlende Kontrollmechanismus hat mich zu einer potenziellen Gefahr für mich selbst und andere gemacht, was nicht mit meinem Selbstverständnis vereinbar ist. Auch aus diesem Grund habe ich meinen Alkoholkonsum im Rahmen des kT auf ein Minimum reduziert.
Diese Einsicht kam bei mir leider viel zu spät und ich hätte mein Verhalten bereits viel früher reflektieren sollen. Ich habe die Warnsignale, wie zum Beispiel dem Aufbau meiner Toleranz, nicht erkannt und somit keine Gegenmaßnahmen eingeleitet. In meinem Umfeld war mein Trinkverhalten normal und ich habe schlichtweg nicht wahrgenommen, dass ich mich auch einem ganz falschen Weg befand. Diesen Umstand bereue mich massiv und bin gleichzeitig auch froh und stolz, dass ich im Rahmen der MPU zu der Einsicht gekommen bin, dass ich mein Leben und meine Einstellung zu Alkohol und mir selber verändern muss – ohne dass ich selbst oder andere dabei zu Schaden kommen mussten.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Unmittelbar nach meiner TF habe ich im intensiven Austausch mit meinem engsten Umfeld die Gründe für meine Alkoholexzesse ergründet. Dabei haben mir meine Eltern und meine Schwester sehr geholfen, die mir aufgezeigt haben, dass ich seit jeher extrem selbstkritisch war und immer die Tendenz hatte, niemandem zur Last zu fallen und mich selbst anderen unterzuordnen. Sie haben mir gleichzeitig das Gefühl gegeben und mir versichert, dass ich von ihnen bedingungslose Unterstützung und Liebe erfahren werde, egal, wie ich mein Leben gestalte und ob ich erfolgreich, beliebt oder sonst irgendetwas bin.
Auch der offene Dialog mit meiner Partnerin, in der ich ihr meine Ängste und Sorgen erklärt habe, hat mich sehr unterstützt. Sie hat sich sofort dazu bereiterklärt, mit mir zusammen abstinent zu leben, falls ich diesen Schritt gehen wollen würde. Außerdem hat sie ihr Verhalten mir gegenüber so verändert, dass sie mich darauf hinweist, wenn ich zu hart mit mir ins Gericht gehe und mit mir zusammen neue Verhaltensweisen trainiert. Zusammen reflektieren wir oft meine Tage und auch soziale Interaktionen mit anderen, in denen sie mir spiegeln kann, dass ich auch ohne Alkohol ein wichtiger Bestandteil sozialer Gruppen sein kann und mich andere so schätzen, wie ich bin. Sie ist im Alltag eine enorme Stütze und hat mir dazu verholfen, dass ich meine Erfolge identifizieren und feiern kann. Mit vielen kleinen Routinen haben wir es auch gemeinsam geschafft, dass ich ein neues Selbstwertgefühl aufgebaut habe. Jeden Freitagabend reflektieren wir gemeinsam die zurückliegende Woche und feiern bei einem schönen Abendessen unsere Erfolge und lachen über unsere Fehler.
Es hat mich längere Zeit gekostet, bis ich mich getraut habe, mit meinen Freunden offen über meine Gefühle zu sprechen. In der ersten Phase nach meiner TF habe ich mich sehr geschämt und bin zum Teil dem Kontakt mit ihnen aus dem Weg gegangen. Da sie auch ein wichtiger Bestandteil meines Lebens sind, habe ich meinen Mut zusammengenommen und ich ihnen meine Gefühle und Sorgen offengelegt. Sie haben sehr überrascht aber auch verständnisvoll reagiert. In offenen Gesprächen haben sie mir nachhaltig versichert, dass sie mich nicht für meine alkoholisierte, enthemmte Persönlichkeit zu schätzen wissen, sondern mich generell gerne als Freund in ihrem Leben haben. Als Reaktion auf meine TF haben auch meine Freunde ihren Alkoholkonsum reflektiert und deutlich zurückgefahren. Bei unseren Treffen und Aktivitäten wird zwar noch immer ab und zu getrunken aber deutlich seltener und in geringerer Intensität.
Persönlich habe ich das letzte Jahr dazu genutzt, intensiv an und mit mir zu arbeiten. Ich nehme mir bewusst Auszeiten von meinem Perfektionismus und habe gelernt, mich so anzunehmen, wie ich bin. Mit Yoga und der Meditation habe ich zwei neue Hobbies in meinen Alltag integriert, die mir helfen, mich zu erden und mir viel innere Kraft verleihen. Außerdem habe ich meine alte Leidenschaft des Mountainbikens wiederentdeckt, bei der ich an meine körperlichen Grenzen gehen und tolle Erfolge feiern kann.
Die Umstellung habe ich daher sehr positiv und als bereichernd für mein Leben erlebt.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich bin deutlich gelassener und innerlich selbstbewusster geworden. Ich habe das Gefühl, dass mein Inneres und meine Wirkung nach außen endlich im Einklang sind. Mir fällt es leichter, Schwächen und Fehler einzugestehen und ich habe endlich gelernt, dass es vollkommen in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten und auch mal etwas nicht zu schaffen. Dadurch fällt mir oft eine große Last von meinen Schultern und ich habe nicht mehr das Gefühl, alles alleine schultern zu müssen.
Diese innere Ruhe weiß meine Partnerin sehr zu schätzen und ich kann ihr in unserer Partnerschaft viel mehr Stabilität bieten. Meine Freunde sind sehr beeindruckt von meiner Veränderung und ich habe durch von ihnen durchweg positives Feedback bekommen. Im beruflichen Umfeld konnte ich durch meine innere Ruhe mit stressigen Zeiten deutlich besser umgehen und mit deutlich weniger Energieaufwand bessere Ergebnisse erzielen. Das ist meiner Vorgesetzten ebenfalls sehr positiv aufgefallen.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe für mich ein Umfeld geschaffen, in dem ich mich sehr wohlfühle. Meine Routinen und neuen Denkmuster helfen mir dabei, die Ursache meines früheren Alkoholmissbrauches zu kontrollieren und einen positiven Blick auf mich zu behalten. Die Grundlage für das kT ist für mich, dass ich in mich hineinhorche und regelmäßig reflektiere, ob ich noch mit mir selbst „im Reinen“ bin. Sollte ich feststellen, dass ich wieder in eine sehr selbstkritische Denkweise abrutsche, werde ich sofort ergründen, wo die Auslöser dafür liegen und entsprechend gegensteuern. Wenn größere Veränderungen in meinem Leben anstehen, nehme ich diese langsam, Schritt für Schritt in Angriff, um mich nicht zu überfordern.
Da ich seit fast einem Jahr, das bisweilen extrem anspruchsvoll war, meine Verhaltensänderung lebe, bin ich selbstbewusst genug zu sagen, dass ich davon überzeugt bin, dass mein neues Verhalten stabil bleibt. Durch meine Veränderungen habe ich Stellschrauben für mein Innenleben gefunden, die es mir ermöglichen auch große Herausforderungen für mich zu bewältigen. Mein Umfeld ist auch entsprechend sensibilisiert und würde mich sofort auf Veränderungen in meinem Trinkverhalten hinweisen.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)

Von meinem aktuellen Standpunkt aus gesehen kann ich mir das absolut nicht vorstellen, da ich mich als sehr gefestigt erlebe und die Alkoholexzesse der Vergangenheit absolut nicht mehr mit meinem Selbstbild vereinbar sind. Ich fühle mich so wohl mit mir selbst, dass Alkohol für mich absolut keinen Stellenwert mehr im Leben hat. Ich genieße Abende und die Gesellschaft anderer ganz bewusst und unter voller Kontrolle meiner Sinne. Außerdem bin ich sehr stolz auf das, was ich geschafft habe und möchte meine Fortschritte auf keinen Fall riskieren. Mein Leben ist jetzt deutlich besser als zuvor und ich möchte nicht mehr zu meinem alten Ich zurückkehren.
Trotz allem bin ich mir dessen bewusst, dass mein ehemaliges Trinkverhalten tiefe Gräben hinterlassen hat, in die ich auch zurückfallen kann. Ich tue Alles, um dies zu verhindern und halte mich an meine strikten Regeln, was das Trinken anbelangt. Sollte ich doch rückfällig werden, bin ich bereit professionelle Hilfe anzunehmen und gegebenenfalls komplett auf Alkohol in meinem Leben zu verzichten.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich werde das Trinken vom Fahren dadurch strikt trennen, dass ich zu meinen vordefinierten Trinkanlässen nicht mit einem Fahrzeug anreisen werde. Außerdem hab ich die Gefahren des alkoholisierten Fahrens absolut verinnerlicht und empfinde die Konsequenzen für mich als untragbar.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo JohnDeere

willkommen im Forum. :smiley138:

Wegen deines FB muss ich dich noch um etwas Geduld bitten, du wirst aber schnellstmöglich ein Feedback erhalten...
 

barns13

Erfahrener Benutzer
hallo. ich will Dir ja keine Angst machen, aber ich würde an deiner Stelle einen Aufarbeitungs Kurs absolvieren. Ich dachte ich schaff es auch ohne Kurs, aber leider is es so, ohne Kurs beim EXPERTEN(psycho.....) wie es sich auch immer nennt, haste schlechte Chancen die MPU zu bestehen.
Ich spreche aus Erfahrung.

Keine Ahnung wann ich zur zweiten MPU kann. Liegt an der Führerscheinstelle und EXPERTEN ob ich alles aufgearbeitet habe.
Und dann wird bei der MPU entschieden ob du für den Verkehr eine Gefahr bist oder geheilt bist.

MfG
 

Andi18

MPU Profi
Hallo @JohnDeere
ich habe Dienen FB überflogen. Konzentriere mich hierbei gerne auf das innere Motiv erstmal.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

In der Folge meiner TF habe ich mich intensiv mit meinen Trinkmotiven auseinandergesetzt. Das übergreifende Motiv ist dabei, dass ich den Alkohol in sozialen Situationen missbraucht habe, um meine eigene Unsicherheit zu überspielen und meine Selbstzweifel zu betäuben.
Seit ich denken kann sehne ich mich nach der Anerkennung anderer und gehe mit mir selbst extrem hart ins Gericht. Schon früh war mir meine eigene Leistung, egal wie gut sie objektiv gewesen sein mag, nie genug. An mich habe ich immer die höchsten Ansprüche gestellt, viel höhere als an die Personen in meiner Umgebung, um diesen anderen Personen gefallen zu können. Wenn ich diese Ansprüche nicht erfüllen konnte, war ich enorm frustriert und wütend auf mich selbst. Ich habe mich als Versager wahrgenommen und dabei war mir die Meinung von außen vollkommen egal, auch wenn ich eigentlich großen Wert darauf gelegt habe, positive Rückmeldungen zu bekommen. Das hat sich zum Beispiel dadurch geäußert, dass ich meine Erfolge nie feiern konnte und mich auch nie über diese gefreut habe. Von mir selbst habe ich mindestens Perfektion verlangt – diese zu erreichen war dann gerade so das Mindestmaß. Ich konnte nie meine eigenen Erwartungen oder Ziele übertreffen, da diese immer bereits das Maximum des Möglichen dargestellt haben. Insofern konnte ich mich und andere eigentlich nur enttäuschen, was dazu geführt hat, dass ein extrem geringes Selbstwertgefühl entwickelt habe. Währenddessen habe ich mich auch ungeliebt von anderen gefühlt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was diese in einem Versager wie mir sehen sollten. Ich hatte Angst, dass sie erkennen könnten, wer ich wirklich bin und sich dann von mir abwenden würden.
Die vermessenen Ansprüche habe ich auch und insbesondere in sozialen Situationen an mich gestellt, die mich aufgrund der direkten Rückmeldung und des direkten Kontaktes zu anderen noch mehr unter Druck gesetzt haben. Ich wollte immer beliebt sein, bewundert werden und die Zuneigung und Anerkennung von anderen bekommen, die mir selbst zu zeigen ich nicht in der Lage war. Das hat zu einer inneren Zerrissenheit geführt, in der ich eigentlich extrem unsicher bezüglich meiner eigenen Person war – gleichzeitig aber von mir erwartet habe, nach außen hin eine Maske zu tragen und mein Umfeld nachhaltig zu beeindrucken. Dieses Schauspiel aufrechtzuerhalten hat mich unglaublich viel Energie gekostet und pausenlos unter massiven Stress gesetzt. Gleichzeitig umgab ich mich sehr gerne mit anderen Menschen und war auf ihre Rückmeldung und Zuneigung angewiesen, um meine fehlende Selbstliebe und mein fehlendes Selbstwertgefühl ausgleichen zu können.
Durch den Alkohol und seine enthemmende Wirkung fiel es mir in sozialen Situationen deutlich leichter, diese selbstbewusste und souveräne Person zu spielen, die ich zu sein von mir selbst erwartet habe. Je mehr ich getrunken hatte, desto entspannter und fähiger fühlte ich mich. Gleichzeitig wollte ich Alkohol nie ablehnen, um mir der Anerkennung der anderen als cooler Typ und starker Trinker gewiss sein zu können. Dadurch bin ich in häufig in eine Spirale geraten, in der ich meine positiven Erlebnisse dadurch selbst verstärken konnte, indem ich mehr trank und darin auch von außen Bestätigung fand. Betrunken hatte ich den Mut auf neue Menschen zuzugehen und fühlte mich generell als andere Person. Auf Feiern konnte ich durch Alkohol sozusagen Urlaub von meinem unsicheren Selbst und meinem Perfektionismus nehmen.

Diese Verhaltensmuster haben zu meinem exzessiven Trinkverhalten und meiner Gewöhnung an hohe Alkoholmengen in der Vergangenheit geführt.
Dein Motiv liest sich, als wenn das von i-einer Homepage eines MPU-Vorbereiters abgeschrieben hast.
Du buhlst als Motiv lediglich um Aufmerksamkeit, Perfektionismus, Selbstbewusstsein.
Was hier komplett fehlt sind genau diese "inneren Motive" - also woher kommt denn das? Woher hast das Anspruchsdenke an Dich selbst?

Weil das alles fehlt, fehlt folglich auch in Fragen 23ff der eigentliche Grund, warum das dann eben nicht mehr passiert. Was hast getan?
Vlt ist der Hinweis in F25 Deiner Eltern das Entscheidende. Sie haben Dir ja zugesagt, daß sie Dich egal was kommt bedingungslos lieben und hinter Dir stehen? Hier fehlt einfach das Fundament.

hallo. ich will Dir ja keine Angst machen, aber ich würde an deiner Stelle einen Aufarbeitungs Kurs absolvieren. Ich dachte ich schaff es auch ohne Kurs, aber leider is es so, ohne Kurs beim EXPERTEN(psycho.....) wie es sich auch immer nennt, haste schlechte Chancen die MPU zu bestehen.
Ich spreche aus Erfahrung.

Keine Ahnung wann ich zur zweiten MPU kann. Liegt an der Führerscheinstelle und EXPERTEN ob ich alles aufgearbeitet habe.
Und dann wird bei der MPU entschieden ob du für den Verkehr eine Gefahr bist oder geheilt bist.
Zu Dir noch im Besonderen. solche Parolen helfen niemandem. Wir kennen weder Deine Hintergründe noch Aufarbeitungen.
Eröffne doch einen eigenen Thread mit dem FB, um hier eine Bewertung zu erfahren.
Es gibt hier eine ganze Reihe von Delinquenten, welche ohne VP die MPU geschafft haben. Der letzte drunkenbiker - schau gerne mal rein und beginne selbst mit der Aufarbeitung.
 

JohnDeere

Neuer Benutzer
Hallo @Andi18

Vielen Dank für die Unterstützung (und auch @Nancy – danke für den Push meines Threads!). Dein erstes Feedback ist sehr hilfreich. Auch wenn es sich nach einer 0815-Erklärung anhört, bin ich in der Aufarbeitung definitiv auf die Symptome Aufmerksamkeit, Perfektionismus und fehlendes Selbswertgefühl gestoßen. Dein Hinweis hinsichtlich des fehlenden Motives zeigt mir, dass ich mich noch stärker auf die Ursache und weniger auf die Symptome meiner zugrundeliegenden Problematik/Motivation konzentrieren muss. Danke! Ich habe hier schon an der Oberfläche gekratzt und denke, dass ein Unterlegenheitsgefühl meiner Schwester gegenüber und die Trennung meiner Eltern als ich 13 war entscheidend für mich sind.

Ich werde den Fragebogen hinsichtlich F12 und dann F23ff nochmals überarbeiten.

Falls ich um deine persönliche Einschätzung bitten darf: denkst du, dass ein positives Gutachten in meinem Fall auch ohne HA und VP im Bereich des Möglichen liegt? Mein Fall ist dem von @drunkenBiker relativ ähnlich. Er schreibt in seinem Bericht, dass seine Nachweise keine besondere Rolle gespielt hätten. Im Gutachten werden sie aber auf jeden Fall erwähnt. Eine HA könnte ich auf Anforderung ja auch am Tag der MPU erstellen lassen, oder?

Viele Grüße.
 

Andi18

MPU Profi
Grundsätzlich was die Statuten angeht sind keine forensischen Belege noch vorgeschrieben. In Deinem Falle ist das schwer zu sagen, zumindest basierend auf dem jetzigen FB.
Deine bisherige Trink-Historie passt auch noch nicht zusammen, v.a. nicht mit dem bisherigen Motiv.
Bei diesen angegebenen Max-Mengen erreichst die 2‰ nicht - Hinweis im Alter 21-25 könntest Dir die Toleranz antrainiert haben, folglich müsste das Motiv darin zu finden sein. Dann ließ es nach, somit passt es nicht mehr zur aktuellen F12.
Drunkenbiker hat hier eine sehr gute Aufarbeitung hingelegt, v.a. die inneren Motive korrelierend zur Historie. Orientiere Dich an ihm.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Alter 15–16: 1-mal/Monat; 4x 0,5l Biermischgetränke oder 0,5l Weinmischgetränke
Alter 16–21: 3–4-mal/Monat; 4–5x Mischgetränke wie Vodka-Energy, die Mischung wurde dabei zunehmend stärker
Alter 21–25: 5–6-mal/Monat; 4–5x 0,5l Bier, 1–2-mal/Monat 8–9x 0,5l Bier
Alter 25–26: 1–2-mal/Monat; 1x 0,5l Wein
Alter 26–27: 3–4-mal/Monat; 4–5x 0,5l Bier
Alter 27–28: 3–4-mal/Monat; 3–4x 0,5l Bier
Alter 28–29: 5–6-mal/Monat; 0,5l Wein
Alter 29–30: 2–3-mal/Monat; 2–3x 0,5l Bier; 2–3-mal/Jahr 6–7x 0,5l Bier
Ich schätze Dich schon auf A3 sicher ein. Beim FB mußt halt noch zulegen.

Das mit den Belegen ist bisher eine persönliche Einstellung. Ich selbst denke mir, wenn ich was Forensisches in der Hand hab, gibt das Sicherheit und einen inneren Beweis. Die Kosten sind in freien Laboren viel günstiger, als beim MPI selbst und Du würdest Dir die unangenehme Wartezeiten ersparen. Das Geld wäre verschmerzbar. Zudem kommt dann, daß wenn KT lebst weist Dir die HA abstinenten Befund aus. D.h. da wäre einfach auch ein Strategiewechsel möglich, alle Türen behältst Dir offen, um im unangenehmen Verlauf die Zeit nicht zu verlieren.
 

Andi18

MPU Profi
...Dein erstes Feedback ist sehr hilfreich. Auch wenn es sich nach einer 0815-Erklärung anhört, bin ich in der Aufarbeitung definitiv auf die Symptome Aufmerksamkeit, Perfektionismus und fehlendes Selbswertgefühl gestoßen. Dein Hinweis hinsichtlich des fehlenden Motives zeigt mir, dass ich mich noch stärker auf die Ursache und weniger auf die Symptome meiner zugrundeliegenden Problematik/Motivation konzentrieren muss. Danke! Ich habe hier schon an der Oberfläche gekratzt und denke, dass ein Unterlegenheitsgefühl meiner Schwester gegenüber und die Trennung meiner Eltern als ich 13 war entscheidend für mich sind...
das klingt auf jeden Fall schon sehr sinnig. Versuch hier den Zusammenhang zur Historie noch darzustellen, oft kommst entlang der Zeitachse auf das Schlüsselereignis.
 

JohnDeere

Neuer Benutzer
So, nun habe ich meinen Fragebogen nochmal überarbeitet. Dabei habe ich meine früheren Trinkmengen etwas angepasst und bin stark auf die F12 und F25 eingegangen (die nun auch sehr lang geworden sind, sorry!).
Ich bin sehr gespannt, ob meine Argumentation jetzt schlüssiger ist und hoffe, dass es sich gelohnt hat, so tief in mich zu gehen und an mir zu arbeiten.
Euch allen frohe Feiertage und eine hoffentlich erholsame Zeit zwischen den Jahren!

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Am Abend vor meiner Trunkenheitsfahrt traf ich mich um circa 20:00 Uhr mit einem Arbeitskollegen bei ihm zu Hause. Wir hatten vor, einen geselligen Abend zu verbringen, uns zu unterhalten, Sport im TV zu schauen und Bier zu trinken. Mein Arbeitskollege wohnt circa drei Kilometer entfernt. Da ich kein Auto besitze und generell kein Auto fahre (dazu später mehr), bin ich mit dem Fahrrad zu ihm gefahren. Bei ihm angekommen, hat er mir direkt ein Bier angeboten, das ich gerne annahm.
Bis circa 21:30 Uhr habe ich insgesamt drei große Bier à 0,5 l getrunken. Zu diesem Zeitpunkt kamen drei Freunde meines Arbeitskollegen zu unserer Runde hinzu. Diese hatten die Idee den Abend aufzulockern und nebenher ein Trinkspiel zu spielen. Das Trinkspiel war mir unbekannt und bestand daraus, einen Kronkorken auf die Handfläche zu legen und diesen, in dem man mit der Handfläche gegen die Tischkante schlägt, in eines von vier mit Bier gefüllten Gläsern zu befördern. Trifft man eines der Gläser, muss die nächste Person dieses trinken. Diese Person hat allerdings noch einen Versuch, einen weiteren Kronkorken ebenfalls in ein Glas zu befördern, wodurch die nun zwei getroffenen Gläser an die nächste Person weitergegeben werden, und so weiter.
Wir spielten das Spiel für mehrere Runden, wobei mir schnell klar wurde, dass meine Mitspieler eindeutig besser waren als ich, wodurch ich deutlich mehr trinken musste. Dies nahm ich allerdings gerne in Kauf, da ich auch Spaß an dem Spiel hatte und die Stimmung ausgelassen war. Innerhalb weiterer zwei Stunden trank ich somit durch das Spiel und nebenher circa weitere drei Bier à 0,5 l (die genaue Menge ist durch das Trinkspiel schwer abzuschätzen). Mit der Zeit wurde ich trotz meines steigenden Alkoholpegels geübter im Spiel, sodass ich nicht mehr so oft trinken musste. Da mein Arbeitskollege kein weiteres Bier mehr im Haus hatte, wir aber weiterspielen wollten, wechselten wir auf einen Likör und füllten die Gläser mit diesem.
Meine Glückssträhne nahm durch meinen Konsum ein abruptes Ende und ich trank im Verlauf des Spiels acht Liköre à circa 40 ml (auch hier ist die genaue Menge durch das Trinkspiel schwer abzuschätzen). Diese machten sich schnell bei mir bemerkbar und mir ging es zunehmend schlechter. Da auch der Likör bald aufgebraucht war, schlug einer der Mitspieler vor, auf Cognac zu wechseln, was unter uns gut angenommen wurde. Ich verlor prompt wieder und trank in kurzer Zeit weitere drei gefüllte Cognac-Gläser. Daraufhin machte ich klar, dass der Abend hier für mich beendet sei und wollte einfach nur noch so schnell wie möglich heim, weil es mir absolut nicht gut ging.
Da es bereits 2 Uhr nachts war, überlegte ich, wie ich nun die Wegstrecke zurück bewerkstelligen sollte. Meine Partnerin hatte mir angeboten, mich abzuholen, allerdings war diese schon lange schlafen gegangen und ich wollte sie nicht wecken. Also beschloss ich, mich auf mein Fahrrad zu setzen und den Weg nachhause zu fahren. Mir fiel auf, dass ich nicht mehr wirklich sicher im Sattel saß aber ich schätzte mich als geübt genug ein, um die drei Kilometer sicher zu absolvieren und wollte die Strecke möglichst schnell zurücklegen. Einer der Freunde meines Kollegen fuhr ebenfalls Fahrrad, also sah ich mich bestätigt. Außerdem trug ich einen Helm, eine Signalweste und hatte ein voll beleuchtetes Fahrrad, sodass ich die Gefahr für andere Teilnehmer des Straßenverkehrs als gering einschätzte. Ich fuhr vorsichtshalber langsam auf dem Gehweg, da sich auf der Straße teilweise Straßenbahnschienen befanden, die mir in der Vergangenheit auch schon nüchtern zum Verhängnis geworden sind.
Gegen Ende meines Heimweges begegnete ich einen Polizeiwagen im Einsatz. Da die Polizisten sich auf dem Gehweg befanden, wurden sie auf mich aufmerksam. Aufgrund meines Zustandes nahmen sie bei mir eine Alkoholkontrolle vor. Im Rahmen der Kontrolle wurde bei mir eine AAK von 0,94 mg/l festgestellt, die anschließende Untersuchung meiner BAK um 03:00 Uhr ergab 1,9‰.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


20:00 – 23:30: 6x Bier á 0,5l

23:30 – 02:00: 8 Likör 25% à 4cl, 3 Cognac 45% à 4cl

Hinweis: Diese Werte habe ich retrospektiv mit der Widmark-Formel errechnet und sie kommen mir, wenn auch schockierend, plausibel vor.

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich bin die komplette Wegstrecke von 3 km gefahren.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)


Nein, nach meinen ersten Metern hatte ich nicht mehr das Gefühl, noch sicher fahren zu können. Da ich die Strecke kannte, auf dem Gehweg fuhr und mich mit meiner „Ausrüstung“ sicher fühlte, habe ich die Heimfahrt dennoch fälschlicherweise in Angriff genommen. Dabei habe ich mich auch davon leiten lassen, dass ein weiterer Gast mit dem Fahrrad nachhause fuhr.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?


Die Fahrt habe ich durch meine Partnerin vermeiden wollen, die mich mit dem Auto hätte abholen können. Da der Abend länger ging als gedacht, griff ich auf diese Option nicht mehr zurück.

6.Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich bin erst Ende 2019 an meinen aktuellen Wohnort gezogen. Da ich in der Vergangenheit in anderen Städten hauptsächlich mit dem ÖPNV oder zu Fuß unterwegs war, habe ich bislang circa 20-mal alkoholisiert mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilgenommen. Dabei allerdings nie mit einer ähnlich hohen Alkoholisierung wie zu dieser TF.
Da ich noch nie ein eigenes Auto besessen habe, hat bei mir nie die Möglichkeit bestanden alkoholisiert Auto zu fahren. In meinem Freundes- und Familienkreis herrscht allerdings eine strikte Meinung, dass Auto und Alkohol nicht zusammengehören. Diese habe ich auch schon vor meiner TF vollumfänglich unterstützt. Die verheerenden Folgen von Autofahrten unter Alkoholeinfluss habe ich in meinem entfernten Umfeld in aller Härte mitbekommen. Ich kann von daher ausschließen, dass ich jemals auch nur angetrunken Auto gefahren wäre. Beim Fahrrad habe ich diesen Zusammenhang nicht hergestellt, was rückblickend ein eklatanter Fehler war und zu einem fehlenden Unrechts- und Problembewusstsein bei mir geführt hat.
Aus meinen bisherigen alkoholisierten Teilnahmen am Straßenverkehr folgere ich, dass ich meinen Alkoholkonsum stark bagatellisiert und das Fahrrad fälschlicherweise als taugliches Ausweichverkehrsmittel gesehen habe. In der Vergangenheit hat mir ein Problembewusstsein dafür gefehlt, dass ich auch dem Fahrrad auch aktiv gefährlich in den Straßenverkehr eingreife. Außerdem folgere ich, dass ich durch meine hohe aufgebaute Toleranz gegenüber Alkohol in der Lage war, auch bei einem hohen Alkoholpegel ohne Ausfallerscheinungen Fahrrad zu fahren. Dies lässt mich darauf schließen, dass mein Alkoholkonsum in der Vergangenheit deutlich zu hoch lag. Aus diesem Grund bin ich dankbar und erkenne mein Glück, dass mir und anderen in der Vergangenheit durch diese Trunkenheitsfahrten kein Schaden entstanden ist.
 

JohnDeere

Neuer Benutzer
Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Meine allererste Erinnerung an Alkohol ist mein Vater, der abends gerne ein Pils aus einer Biertulpe mit Goldrand getrunken hat. Das Glas hat mich immer fasziniert, die Flüssigkeit aufgrund ihres Geruches stark abgeschreckt.
Mit 14 habe ich das erste Mal auf einer Geburtstagsfeier eines älteren Freundes Alkohol getrunken. Das war ein „Klopfer“ Kleiner Feigling.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Mit 15 Jahren habe ich angefangen unregelmäßig an Feiern am Wochenende Wein- und Biermischgetränke zu trinken. Im Laufe meines 15. Lebensjahres habe ich circa 2-3–mal im Monat auf Feiern getrunken. Zwischen 16 und 18 normalisierte sich der Alkoholkonsum in meinem Freundeskreis und ich habe häufiger und deutlich mehr getrunken. Rückblickend circa 4–6-mal pro Monat. Der Konsum hat sich dabei immer auf Wochenenden und gesellige Treffen mit Freunden beschränkt.
Für mein Abitur habe ich mit 18 eine circa zweimonatige Trinkpause eingelegt. Danach hat sich mein Konsum wieder auf 4–6-mal im Monat an Wochenenden gesteigert. In dieser Zeit habe ich primär Mischgetränke getrunken. Das Mischverhältnis wurde dabei mit der Zeit immer stärker.
Mit 21 bin ich für mein Studium in eine andere Stadt und in eine WG gezogen. Die folgenden drei Jahre habe ich regelmäßig fast jedes Wochenende und zum Teil auch unter der Woche viel getrunken – auch wieder ausschließlich zu geselligen Anlässen und Feiern mit anderen. Dabei habe ich ausschließlich Bier getrunken. Die Menge pro Abend hat sich im Laufe dieser Zeit stetig und bis zum Ende stark gesteigert.
Mit 25 bin ich für mein weiterführendes Studium in eine andere Stadt gezogen. Dabei habe ich sehr unregelmäßig getrunken. 1–2-mal im Monat zwei Gläser Wein mit meiner Partnerin, wenn diese mich besucht hat.
Mit 26 Jahren bin ich für ein Praktikum nochmals in eine Studenten-WG umgezogen. Während des Praktikums habe ich 3–4-mal im Monat getrunken allerdings deutlich geringere Mengen als während meines Studiums.
Für meine aktuelle Stelle bin ich 2019 wieder in eine Studenten-WG in einer neuen Stadt gezogen. Zu Beginn meiner Zeit dort habe ich circa 3–4-mal im Monat getrunken. Während der Pandemie habe ich mit meiner Partnerin regelmäßiger getrunken, circa 5-mal im Monat. Wir haben dabei hauptsächlich gemeinsam Wein oder Bier getrunken.
Nach der ‚heißen Phase‘ der Pandemie habe ich wieder weniger aber dafür bei den Trinkanlässen mit mehreren Personen mehr getrunken. In diese Zeit fällt auch meine TF.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Alter 15–16: 2–3-mal/Monat; 4x 0,5l Biermischgetränke oder 0,5l Weinmischgetränke
Alter 16–21: 4–6-mal/Monat; 4–5x Mischgetränke wie Vodka-Energy, die Mischung wurde dabei zunehmend stärker
Alter 21–25: 5–6-mal/Monat; 5–6x 0,5l Bier, 1–2-mal/Monat 8–9x 0,5l Bier
Alter 25–26: 1–2-mal/Monat; 1x 0,5l Wein
Alter 26–27: 3–4-mal/Monat; 4–5x 0,5l Bier
Alter 27–28: 3–4-mal/Monat; 3–4x 0,5l Bier
Alter 28–29: 5–6-mal/Monat; 0,25l Wein
Alter 29–30: 2–3-mal/Monat; 2–3x 0,5l Bier; 2–3-mal/Jahr 6–7x 0,5l Bier

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich habe in Gesellschaft anderer auf Feiern oder zu geselligen Anlässen getrunken. Während der Pandemie und der Zeit meines ersten Praktikums habe ich mit meinen jeweiligen Partnerinnen zu Hause getrunken.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

In der Folge meiner TF habe ich mich intensiv mit meinen Trinkmotiven auseinandergesetzt. Das übergreifende Motiv ist dabei, dass ich den Alkohol in sozialen Situationen missbraucht habe, um meine eigene Unsicherheit zu überspielen und meine Selbstzweifel zu betäuben.

Die Ursachen für diese Selbstzweifel haben sich über mein Leben hinweg aufgebaut und korrelieren stark mit meinen jeweiligen Trinkepisoden.

Seit ich denken kann sehne ich mich nach der Anerkennung anderer und gehe mit mir selbst extrem hart ins Gericht. Schon früh war mir meine eigene Leistung, egal wie gut sie objektiv gewesen sein mag, nie genug. An mich habe ich immer die höchsten Ansprüche gestellt, viel höhere als an die Personen in meiner Umgebung, um diesen anderen Personen gefallen zu können. Wenn ich diese Ansprüche nicht erfüllen konnte, war ich enorm frustriert und wütend auf mich selbst. Ich habe mich als Versager wahrgenommen und dabei war mir die Meinung von außen vollkommen egal, auch wenn ich eigentlich großen Wert darauf gelegt habe, positive Rückmeldungen zu bekommen. Das hat sich zum Beispiel dadurch geäußert, dass ich meine Erfolge nie feiern konnte und mich auch nie über diese gefreut habe. Von mir selbst habe ich mindestens Perfektion verlangt – diese zu erreichen war dann gerade so das Mindestmaß. Ich konnte nie meine eigenen Erwartungen oder Ziele übertreffen, da diese immer bereits das Maximum des Möglichen dargestellt haben. Insofern konnte ich mich und andere eigentlich nur enttäuschen, was dazu geführt hat, dass ein extrem geringes Selbstwertgefühl entwickelt habe. Währenddessen habe ich mich auch ungeliebt von anderen gefühlt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was diese in einem Versager wie mir sehen sollten. Ich hatte Angst, dass sie erkennen könnten, wer ich wirklich bin und sich dann von mir abwenden würden.

Einer der Gründe für meine Unsicherheit und meine Selbstzweifel stellt die Beziehung zu meiner Schwester dar. Sie ist zwei Jahre älter als ich und ich habe bereits als kleines Kind zu ihr aufgeschaut und wollte immer ihre Anerkennung gewinnen. Sie war in ihrem Verhalten mir gegenüber allerdings sehr ambivalent: an manchen Tagen hat sie Zeit mit mir verbracht und mir viel Liebe gezeigt, an anderen Tagen hat sie mich dafür ignoriert oder bewusst ins Messer laufen lassen. Je älter sie wurde und in Richtung Pubertät ging, desto schlechter wurde unser Verhältnis. Sie hat ein Talent, mich mit ihren Worten zu verletzen und das in der Vergangenheit oft geschafft. Ich habe deshalb immer versucht, ihr möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und sie in der Schule, im Sport und im Privaten zu übertrumpfen. Dadurch habe ich mich unter einen großen Leistungsdruck gesetzt. Im Grunde habe ich ihr nachgeeifert, von ihr dafür aber keine Anerkennung erhalten.

Ein weiterer Punkt, der meine Denkmuster stark beeinflusst hat, ist die toxische Beziehung meiner Eltern. Mein Vater war beruflich viel unterwegs und meine Mutter hat sich um den Haushalt und uns Kinder gekümmert. Dabei wurde die Beziehung meiner Eltern immer schlechter und Streit war am Wochenende an der Tagesordnung. Da ich sehr harmoniebedürftig bin, war ich irgendwann der Einzige in der Familie, der sich noch mit allen Familienmitgliedern halbwegs gut verstanden hat (mit meinen Eltern gut, mit meiner Schwester eher mittel aber besser als sie sich mit unseren Eltern). Dadurch stand ich oft zwischen den Stühlen und bekam alle Probleme und Konflikte hautnah mit. Ich musste immer zwischen allen Familienmitgliedern vermitteln und habe deshalb stark darauf geachtet, selber keinen Grund für Ärger und Stress zu liefern oder irgendjemandem Sorgen zu bereiten.

Als ich 14 Jahre alt war, haben sich meine Eltern getrennt. Die Trennung war für mich sehr traumatisierend und alles andere als schön. Am Anfang nach der Trennung war ich die einzige Person, die noch zu allen Familienmitgliedern Kontakt hatte und musste auch während der Trennung meiner Eltern vermitteln. Ich hatte Schuldgefühle und mir Vorwürfe gemacht, dass ich die Beziehung meiner Eltern nicht retten konnte. Die Trennung haben wir als Familie nicht wirklich thematisiert oder aufgearbeitet. Alles ging einfach weiter und meine Mutter war plötzlich alleinerziehend und ohne großen finanziellen Spielraum. Da ich die Situation nicht noch weiter verschlimmern wollte, habe ich immer versucht, jeglichen Stress von ihr fernzuhalten und ihr Arbeit und Sorgen abzunehmen.

In der Zeit nach der Trennung meiner Eltern habe ich das erste Mal Alkohol getrunken. Ich habe gemerkt, dass es mir durch den Alkohol deutlich leichter fiel loszulassen und in der Interaktion mit anderen gelöster zu sein. Meine Unsicherheit, Schuldgefühle und Sorgen konnte ich so ablegen. Dabei habe ich von außen positive Verstärkung erfahren, da in dieser Zeit in meinem Freundeskreis generell viel getrunken wurde und ich somit „dazugehörte“ und mit meinem Trinkverhalten andere beeindrucken konnte. Unter dem Einfluss von Alkohol hatte ich das Gefühl, endlich wirklich selbstbewusst zu sein, auf andere zugehen zu können und von anderen bewundert zu werden.

Mit 17, fast 18, bin ich dann kurzfristig sehr schwer und lebensgefährlich krank geworden. Durch meine Krankheit habe ich körperliche Einschränkungen davongetragen und mein Leben hat sich komplett verändert. Ich war auf einen Schlag nicht mehr in meiner Klassenstufe, musste mein Abitur ein Jahr nach hinten verschieben und meine Hobbies aufgeben. Außerdem konnte ich vorerst auch nicht Auto fahren, worauf ich seit dem Erwerb meines Führerscheins mit 17 hingefiebert hatte. Dadurch hat mein Selbstwertgefühl extrem gelitten. Diesen Schicksalsschlag habe ich nicht aufgearbeitet und in der Folge angefangen weiter meine „selbstbewusste Maske“ aufzusetzen, ohne, dass mein Inneres dem entsprochen hätte. Dafür musste ich meine Krankheit aus meinen Gedanken verdrängen, was mich im Alltag sehr viel Kraft und Energie gekostet hat.

In diesem Alter hat der Alkoholkonsum bei mir stark zugenommen, ich wollte zu meinen alten Freunden gehören, diese beeindrucken und da blieb mir nur das Mithalten/Übertrumpfen beim Trinken – zumindest aus der damaligen Perspektive. Das hat zu einer inneren Zerrissenheit geführt, in der ich eigentlich extrem unsicher bezüglich meiner eigenen Person war – gleichzeitig aber von mir erwartet habe, nach außen hin eine Maske zu tragen und mit meinem Umfeld mitzuhalten. Ich habe mich auch verpflichtet gefühlt, dass ich immer mitmache und nie „Nein“ sage, da ich meinem Empfinden nach sonst nichts beizutragen hatte. Beim Feiern waren wir alle gleich, ich war selbstbewusst und alles war wie früher. In diesem Gefühl habe ich mich oft verloren.

Im Laufe der Zeit wurde meine Gesundheit wieder besser, auch weil ich mich parallel zum Abitur und meinem ersten Studium in ärztlicher Behandlung und Rehabilitation befand und mehrmals operiert wurde. Ich bin Auto gefahren und hatte daran sehr großen Spaß.

Kurz bevor ich für mein zweites Studium in eine andere Stadt und von zuhause ausgezogen bin, hatte ich leider einen gesundheitlichen Rückschlag und musste erneut weitere körperliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Damit war das Auto Fahren ohne Hilfsmittel für mich auch komplett ausgeschlossen und ich bin seither nicht mehr am Steuer gesessen. Das Thema habe ich allerdings komplett ignoriert und mein Studium unvermittelt durchgezogen. Trotz meiner schweren Krankheit habe ich mich so gefühlt, als müsste ich weiter an meinem alten Ich festhalten. Insbesondere auch, da ich mich für meinen Körper und meine Krankheit geschämt und beides immer zu verstecken versucht habe – insbesondere, wenn ich neue Menschen kennengelernt habe. Um trotzdem losgelöst mit anderen umgehen zu können, habe ich auf Feiern und in Gesellschaft oft zum Alkohol gegriffen, um meine Unsicherheit zu überspielen. Gleichzeitig umgab ich mich sehr gerne mit anderen Menschen und war auf ihre Rückmeldung und Zuneigung angewiesen, um meine fehlende Selbstliebe und mein fehlendes Selbstwertgefühl ausgleichen zu können.

Dieses grundlegende Verhaltensmuster habe ich bis zu meiner TF beibehalten. Auch wenn ich durch veränderte Lebensumstände, meine Partnerschaft, die vielen Umzüge und die Pandemie deutlich seltener in Situationen war, die den exzessiven Alkoholkonsum in mir getriggert haben. Generell bin ich durch meinen Beruf und die damit verbundenen Herausforderungen ein Stück weit selbstbewusster geworden und auch mein Umfeld hat sich „erwachsener“ entwickelt, sodass Trinkgelage seltener wurden und die soziale Grundlage dafür gefehlt habe, dass ich mich betrinke. Es ist mir immer sehr wichtig gewesen, dass ich mit anderen zusammen mitgetrunken habe und nicht der Vorreiter war, um nicht negativ aufzufallen.

Zusammengefasst fiel es mir durch den Alkohol und seine enthemmende Wirkung in sozialen Situationen deutlich leichter, mich selbstbewusst und souverän zu zeigen, was ich auch von mir selbst erwartet und mir gewünscht habe. Je mehr ich getrunken hatte, desto entspannter und fähiger fühlte ich mich. Gleichzeitig wollte ich Alkohol nie ablehnen, um mir der Anerkennung der anderen als cooler Typ und starker Trinker gewiss sein zu können. Dadurch bin ich in häufig in eine Spirale geraten, in der ich meine positiven Erlebnisse dadurch selbst verstärken konnte, indem ich mehr trank und darin auch von außen Bestätigung fand. Betrunken hatte ich den Mut auf neue Menschen zuzugehen und fühlte mich generell als andere Person. Auf Feiern konnte ich durch Alkohol sozusagen Urlaub von meinem unsicheren Selbst und meinem Perfektionismus nehmen.

Diese Verhaltensmuster haben zu meinem exzessiven Trinkverhalten und meiner Gewöhnung an hohe Alkoholmengen in der Vergangenheit geführt.



13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Wenig Alkohol hat bei mir zu Entspannung und leichter Enthemmung geführt. Ich war dadurch von meinen negativen Gedanken abgelenkt und weniger unter Stress. Es fiel mir leichter, auf andere zuzugehen und meine Maske aufzuziehen.

Bei viel Alkohol habe ich häufig eine Art Euphorie erlebt und war stark enthemmt. Ich konnte loslassen, meine Probleme vergessen und hatte das Gefühl ein anderer Mensch zu sein. Mein Selbstbewusstsein war größer und meine selbstkritische Realität wirkte für diese Zeit viel weiter weg. Ich habe allerdings auch körperliche Auswirkungen gespürt, hatte Probleme mit verwaschener Sprache und dem Gleichgewicht. Diese negativen Effekte und Warnsignale meines Körpers wurden aber deutlich von den positiven Auswirkungen für mein kurzfristiges Selbstwertgefühl überdeckt und traten in den Hintergrund.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Nein.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich habe zum allergrößten Teil am Wochenende zu sozialen Anlässen getrunken und unter der Woche fast nie zu Alkohol gegriffen. Wenn ich zu viel getrunken habe, bin ich am nächsten Tag mit Kopfschmerzen und Übelkeit oder einem flauen Magen aufgewacht.

Auf mein Leben und Umfeld hatte mein Alkoholkonsum keine negativen Auswirkungen und Folgen. Ich konnte all meinen privaten und beruflichen Verpflichtungen ohne Einschränkungen nachgehen.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Ich habe vor der TF weit mehr Alkohol getrunken als heute.

Während meiner Jugendzeit vor dem Studium wurde in meinen Freundeskreis generell viel getrunken und experimentiert. Wir haben im Klassenverbund viel gefeiert und dabei unseren Alkoholkonsum nie hinterfragt. Eine Ursache hierfür war auch, dass ältere Freunde uns bereits früh mit Alkohol "versorgten" und somit als eine Art Katalysator fungierten.

Im Studium habe ich in einer WG mit drei sehr guten Freunden gelebt. Wir hatten alle drei das Glück, dass wir unser Studium ohne große Probleme absolvieren konnten und dabei nebenher noch viel Freizeit übrig blieb. Dies führte dazu, dass wir auch unter der Woche entweder selbst Freunde einluden oder bei anderen zu Besuch waren. Wie es im Studium oft üblich ist, war Alkohol dabei ein zentraler Bestandteil unserer Zusammenkünfte und hat das gegenseitige Kennenlernen stark erleichtert.Wir hatten eigentlich keine Verpflichtungen und deswegen wenig bis gar keine externen Kontrollmechanismen in unserem Leben.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein.

(Hier bin ich unsicher, da ich in der Jugend auf jeden Fall mal einen Kontrollverlust mit Filmriss hatte. Allerdings weiß ich nicht, ob mir das nicht negativ ausgelegt werden würde.)

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ja, vor meinen Abiturprüfungen habe ich zwei Monate bewusst auf Alkohol verzichtet. Danach krankheitsbedingt auch für circa ein halbes Jahr. Zusätzlich während der Prüfungsphasen im Studium (circa sechs Wochen, zwei Mal pro Jahr) und für drei Monate nach meiner TF.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Nach Jellinek würde ich mir klar als ehemaligen Beta-Trinker einschätzen. Ich habe Alkohol getrunken, wenn sich mir dazu bei sozialen Anlässen die Gelegenheit geboten hat. Allerdings war ich nie der unbedingte Initiator des Alkoholkonsumes, sondern habe mich in der Regel im Strom mittreiben lassen. Gleichzeitig war ich aber auch nicht die Stimme der Vernunft und habe auch bei starkem Konsum nicht mäßigend eingegriffen, da ich den Alkohol für meine eigenen Zwecke missbraucht habe und somit über meine Unsicherheit hinwegtäuschen konnte.

Unter dieser Voraussetzung hat mein Konsum mit Sicherheit auch Züge des Alpha-Trinkers enthalten, da ich Alkohol getrunken habe, um meine persönlichen Probleme (d.h. meine Unsicherheit und mein fehlendes Selbstwertgefühl), die mich im Umgang mit anderen gehemmt haben, zu unterdrücken. Allerdings habe ich nie getrunken, um zum Beispiel Stress abzubauen oder negative Emotionen und Belastungen im Alltag zu ertragen. Ich habe nie alleine Alkohol getrunken.
 

JohnDeere

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Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Da ich nicht auf Alkohol in seiner Funktion als Genussmittel verzichten möchte, habe ich mich für den Weg des kontrollierten Trinkens entschieden. Ich praktiziere seit Mai `22 kontrolliertes Trinken, indem ich an bis zu 10 besonderen Trinkanlässen im Jahr Alkohol konsumiere. Diese plane ich voraus, da sie sich auf Festlichkeiten wie Hochzeiten oder besondere Geburtstagsfeiern belaufen. Meinen Konsum kontrolliere ich dabei mit Hilfe der Widmarkformel, sodass ich einen maximalen Blutalkoholspiegel von 0,3‰ nicht überschreite. Ich beschränke mich dabei konservativ auf maximal zwei kleine Bier à 0,33l oder ein großes Bier à 0,5l oder ein Glas Sekt/Wein à 0,2l. Dabei trinke ich während des Konsumes im Falle von Bier mindestens die gleiche Menge an Wasser oder im Falle des Wein/Sekt, die doppelte Menge an Wasser.
Sollte ich planen, zu einem Anlass Alkohol zu trinken, bedeutet dies für mich auch, dass ich diesen ohne eigenes Fahrzeug (Fahrrad oder Auto) besuche.
Durch diese Regeln erlebe ich Alkohol wieder als reines Genussmittel und laufe nicht die Gefahr, in einen Rausch zu verfallen.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Geplant ist, dass ich Silvester mit Freunden verbringe und dabei um Mitternacht ein Glas Sekt trinken werde.

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich nach meiner TF lange damit auseinandergesetzt, ob ich zukünftig gänzlich auf Alkohol verzichten soll oder der Weg des kT für mich der richtige ist. Für mich war klar, dass ich vor einer finalen Entscheidung zuerst die Motive für meinen exzessiven Alkoholkonsum in der Vergangenheit ergründen musste. Dazu habe ich viele ehrliche und tiefgründige Gesprächen mit meiner Partnerin, meinen Eltern, meiner Schwester und meinen Freunden geführt. Während dieser Zeit habe ich abstinent gelebt und mein Verhalten mit ihnen und für mich intensiv reflektiert. Nachdem ich für mich erkannt hatte, dass ich Alkohol dazu missbraucht habe, mich im Beisein anderer wohler und unbeschwerter in meiner Haut zu fühlen, konnte ich entsprechende Methoden und Maßnahmen identifizieren, um den Ursachen für diese Kompensationsfunktion entgegenzuwirken.

Aus dieser Situation heraus habe ich für mich entschieden, dass ich über die Voraussetzungen dazu verfüge, meinen Alkoholkonsum zu kontrollieren. Als Genussmittel schmeckt mir Alkohol und ich bin bei der Abwägung seiner Vor- und Nachteile für mich persönlich zu dem Entschluss gekommen, dass ich durch das kontrollierte Trinken die Nachteile soweit minimieren kann, dass die Vorteile des kontrollierten Konsums für mich überwiegen. Außerdem waren in der jüngeren Vergangenheit die Trinkanlässe, zu denen ich exzessiv getrunken habe sehr selten. Viel häufiger hatte ich meinen Konsum vollkommen unter Kontrolle. Grundsätzlich bin ich also bereits vor meiner intensiven Aufarbeitung in der Lage gewesen, mich in meinem Alkoholkonsum zurückzunehmen.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe das Trinken reduziert, weil mir bewusst geworden, dass ich den Alkohol missbraucht und als Mittel zum Zweck der Kompensation meines fehlenden Selbstwertgefühles instrumentalisiert habe. Diese Erkenntnis hat mich schockiert und mir vor Augen geführt, dass ich dringend etwas an meinem Leben ändern muss. Es war ein absoluter Fehler, dass ich gewisse Teile meines Lebens auf der Wirkung von Alkohol aufgebaut und damit ein noch unsichereres Fundament geschaffen habe. Mein Konsum hat mich schließlich der Fähigkeit beraubt, wirklich ich selbst zu sein. Das war für mich ein unumstößlicher und drastischer Grund mein Trinken mit sofortiger Wirkung einzustellen und in der Zukunft drastisch zu reduzieren.
Zusätzlich hat mein hoher Konsum dazu geführt, dass ich eine hohe Alkoholtoleranz aufgebaut habe. Mit dieser Toleranz habe ich die Fähigkeit verloren, meinen Trunkenheitszustand selbst reflektiert und adäquat einschätzen zu können. Dieser fehlende Kontrollmechanismus hat mich zu einer potenziellen Gefahr für mich selbst und andere gemacht, was nicht mit meinem Selbstverständnis vereinbar ist. Auch aus diesem Grund habe ich meinen Alkoholkonsum im Rahmen des kT auf ein Minimum reduziert.
Diese Einsicht kam bei mir leider viel zu spät und ich hätte mein Verhalten bereits viel früher reflektieren sollen. Ich habe die Warnsignale, wie zum Beispiel dem Aufbau meiner Toleranz, nicht erkannt und somit keine Gegenmaßnahmen eingeleitet. In meinem Umfeld war mein Trinkverhalten normal und ich habe schlichtweg nicht wahrgenommen, dass ich mich auch einem ganz falschen Weg befand. Diesen Umstand bereue mich massiv und bin gleichzeitig auch froh und stolz, dass ich im Rahmen der MPU zu der Einsicht gekommen bin, dass ich mein Leben und meine Einstellung zu Alkohol und mir selber verändern muss – ohne dass ich selbst oder andere dabei zu Schaden kommen mussten.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Unmittelbar nach meiner TF habe ich im intensiven Austausch mit meinem engsten Umfeld die Gründe für meine Alkoholexzesse ergründet. Dabei haben mir meine Eltern und meine Schwester sehr geholfen, die mir aufgezeigt haben, dass ich seit jeher extrem selbstkritisch war und immer die Tendenz hatte, niemandem zur Last zu fallen und mich selbst anderen unterzuordnen. Sie haben mir gleichzeitig das Gefühl gegeben und mir versichert, dass ich von ihnen bedingungslose Unterstützung und Liebe erfahren werde, egal, wie ich mein Leben gestalte und ob ich erfolgreich, beliebt oder sonst irgendetwas bin. Gleichzeitig haben sie sich bei mir für die Probleme in der Vergangenheit entschuldigt und sind sehr froh, dass bei mir endlich ein Knoten geplatzt zu sein scheint und ich über all das, was passiert ist, sprechen kann.
Auch der offene Dialog mit meiner Partnerin, in der ich ihr meine Ängste und Sorgen erklärt habe, hat mich sehr unterstützt. Sie hat sich sofort dazu bereiterklärt, mit mir zusammen abstinent zu leben, falls ich diesen Schritt gehen wollen würde. Außerdem hat sie ihr Verhalten mir gegenüber so verändert, dass sie mich darauf hinweist, wenn ich zu hart mit mir ins Gericht gehe und mit mir zusammen neue Verhaltensweisen trainiert. Ich habe für mich fünf verschiedene Säulen entwickelt, durch die ich mein fehlendes Selbstwertgefühl aufbauen kann und mich in mehr Selbstliebe übe:

Ich lasse mir deutlich mehr „durchgehen“ und bin verständnisvoller mit mir selbst. Insbesondere wenn ich mit Herausforderungen oder Rückschlägen im Zusammenhang mit meiner Behinderung konfrontiert werde, bleibe ich ruhiger und reflektiere meine Situation von außen. Ich spreche dann so mit mir selbst, wie ich mit einem Freund oder meiner Familie sprechen würde. Ich erinnere mich daran, dass es in Ordnung ist, nicht perfekt zu sein.
Ich gehe bewusst Aktivitäten nach, die mir Freude bereiten. Dazu gehört, dass ich wieder mit dem Mountainbiken begonnen habe, regelmäßig Yoga mache und meditiere. Außerdem habe ich im neuen Jahr vor, einen Snowboardkurs zu absolvieren und wieder auf die Skipiste zurückzukehren. Besonders in stressigen Zeiten ist das ein toller Ausgleich für mich und gibt mir ein Gefühl der Erfüllung.

Von meinem Umfeld erfahre ich sehr viel Unterstützung und kann mich voll und ganz auf meine Partnerin, Freunde und Familie verlassen. Es hat mich längere Zeit gekostet, bis ich mich getraut habe, mit meinen Freunden offen über meine Gefühle zu sprechen. In der ersten Phase nach meiner TF habe ich mich sehr geschämt und bin zum Teil dem Kontakt mit ihnen aus dem Weg gegangen. Da sie auch ein wichtiger Bestandteil meines Lebens sind, habe ich meinen Mut zusammengenommen und ich ihnen meine Gefühle und Sorgen offengelegt. Sie haben sehr überrascht aber auch verständnisvoll reagiert. In offenen Gesprächen haben sie mir nachhaltig versichert, dass sie mich nicht für meine alkoholisierte, enthemmte Persönlichkeit zu schätzen wissen, sondern mich generell gerne als Freund in ihrem Leben haben. Als Reaktion auf meine TF haben auch meine Freunde ihren Alkoholkonsum reflektiert und deutlich zurückgefahren. Bei unseren Treffen und Aktivitäten wird zwar noch immer ab und zu getrunken aber deutlich seltener und in geringerer Intensität.
Ich habe begonnen, für mich selbst einzutreten. Ich teile meine Bedürfnisse und Grenzen mit anderen und fordere auch bewusst Unterstützung und positive Rückmeldungen ein

Ich konzentriere mich bewusst auf meine Stärken. Da ich insbesondere im Beruf in letzter Zeit erfolgreich war, bin ich mir meiner Stärken deutlich bewusster geworden und fokussiere mich auf die Dinge, die ich kann. Dadurch fühle ich mich selbstbewusster und leistungsfähiger. Außerdem habe ich mich bewusst dazu entschieden, meine Erfolge zu feiern und auch Misserfolge zu akzeptieren und mir zu beiden Anlässen ganz bewusst etwas zu gönnen (z.B. eine Massage, einen Friseurbesuch oder ein leckeres Mittagessen). Diese Schritte zu mehr Selbstakzeptanz haben nach und nach gefruchtet, sodass ich mich deutlich stabiler und mit mir selbst im Reinen fühle. Das zeigt sich sowohl in meinem Inneren als auch in meinem Verhalten anderer gegenüber

Die Umstellung habe ich daher sehr positiv und als bereichernd für mein Leben erlebt.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich bin deutlich gelassener und innerlich selbstbewusster geworden. Ich habe das Gefühl, dass mein Inneres und meine Wirkung nach außen endlich im Einklang sind. Mir fällt es leichter, Schwächen und Fehler einzugestehen und ich habe endlich gelernt, dass es vollkommen in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten und auch mal etwas nicht zu schaffen. Dadurch fällt mir oft eine große Last von meinen Schultern und ich habe nicht mehr das Gefühl, alles alleine schultern zu müssen.
Diese innere Ruhe weiß meine Partnerin sehr zu schätzen und ich kann ihr in unserer Partnerschaft viel mehr Stabilität bieten. Meine Freunde sind sehr beeindruckt von meiner Veränderung und ich habe durch von ihnen durchweg positives Feedback bekommen. Im beruflichen Umfeld konnte ich durch meine innere Ruhe mit stressigen Zeiten deutlich besser umgehen und mit deutlich weniger Energieaufwand bessere Ergebnisse erzielen. Das ist meiner Vorgesetzten ebenfalls sehr positiv aufgefallen.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe für mich ein Umfeld geschaffen, in dem ich mich sehr wohlfühle. Meine Routinen und neuen Denkmuster helfen mir dabei, die Ursache meines früheren Alkoholmissbrauches zu kontrollieren und einen positiven Blick auf mich zu behalten. Die Grundlage für das kT ist für mich, dass ich in mich hineinhorche und regelmäßig reflektiere, ob ich noch mit mir selbst „im Reinen“ bin. Sollte ich feststellen, dass ich wieder in eine sehr selbstkritische Denkweise abrutsche, werde ich sofort ergründen, wo die Auslöser dafür liegen und entsprechend gegensteuern. Wenn größere Veränderungen in meinem Leben anstehen, nehme ich diese langsam, Schritt für Schritt in Angriff, um mich nicht zu überfordern.
Da ich seit fast einem Jahr, das bisweilen extrem anspruchsvoll war, meine Verhaltensänderung lebe, bin ich selbstbewusst genug zu sagen, dass ich davon überzeugt bin, dass mein neues Verhalten stabil bleibt. Durch meine Veränderungen habe ich Stellschrauben für mein Innenleben gefunden, die es mir ermöglichen auch große Herausforderungen für mich zu bewältigen. Mein Umfeld ist auch entsprechend sensibilisiert und würde mich sofort auf Veränderungen in meinem Trinkverhalten hinweisen.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)

Von meinem aktuellen Standpunkt aus gesehen kann ich mir das absolut nicht vorstellen, da ich mich als sehr gefestigt erlebe und die Alkoholexzesse der Vergangenheit absolut nicht mehr mit meinem Selbstbild vereinbar sind. Ich fühle mich so wohl mit mir selbst, dass Alkohol für mich absolut keinen Stellenwert mehr im Leben hat. Ich genieße Abende und die Gesellschaft anderer ganz bewusst und unter voller Kontrolle meiner Sinne. Außerdem bin ich sehr stolz auf das, was ich geschafft habe und möchte meine Fortschritte auf keinen Fall riskieren. Mein Leben ist jetzt deutlich besser als zuvor und ich möchte nicht mehr zu meinem alten Ich zurückkehren.
Trotz allem bin ich mir dessen bewusst, dass mein ehemaliges Trinkverhalten tiefe Gräben hinterlassen hat, in die ich auch zurückfallen kann. Ich tue Alles, um dies zu verhindern und halte mich an meine strikten Regeln, was das Trinken anbelangt. Sollte ich doch rückfällig werden, bin ich bereit professionelle Hilfe anzunehmen und gegebenenfalls komplett auf Alkohol in meinem Leben zu verzichten.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich werde das Trinken vom Fahren dadurch strikt trennen, dass ich zu meinen vordefinierten Trinkanlässen nicht mit einem Fahrzeug anreisen werde. Außerdem hab ich die Gefahren des alkoholisierten Fahrens absolut verinnerlicht und empfinde die Konsequenzen für mich als untragbar.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.
 

Hammer1860

Erfahrener Benutzer
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Alter 15–16: 1-mal/Monat; 4x 0,5l Biermischgetränke oder 0,5l Weinmischgetränke
Alter 16–21: 3–4-mal/Monat; 4–5x Mischgetränke wie Vodka-Energy, die Mischung wurde dabei zunehmend stärker
Alter 21–25: 5–6-mal/Monat; 4–5x 0,5l Bier, 1–2-mal/Monat 8–9x 0,5l Bier
Alter 25–26: 1–2-mal/Monat; 1x 0,5l Wein
Alter 26–27: 3–4-mal/Monat; 4–5x 0,5l Bier
Alter 27–28: 3–4-mal/Monat; 3–4x 0,5l Bier
Alter 28–29: 5–6-mal/Monat; 0,5l Wein
Alter 29–30: 2–3-mal/Monat; 2–3x 0,5l Bier; 2–3-mal/Jahr 6–7x 0,5l Bier
Ich konzentriere mich nur mal auf F10. Du hattest 1,9% Promille auf dem Kessel nach 7 Stunden zwischen Trinkanfang und Blutentnahme. Mit deiner Trinkhistorie wäre es quasi das erste Mal in deinem Leben, dass du solche Mengen getrunken hast. Mit deiner zuletzt angegebenen Höchstmenge von 7 Bier kommst du selbst ohne Abbauwerte niemals auf eine solche Promillezahl. Da musst du deutlich in der Vergangenheit nach oben schrauben. Beschäftige dich mal mit Promillerechnern, der Körper baut auch während des Trinkens 0,1-0,2 Promille pro Stunde ab. Deine Trinkmenge bei der TF passt, aber die Vergangenheit in Sachen Trinkhistorie ist Mist.

Wenn es tatsächlich das erste Mal mit solch einer Trinkmenge war, hättest du dein Fahrrad nicht mehr gefunden. Um so eine Promillezahl zu erreichen ist ein gewisses Training notwendig. Ohne das Training, hättest du es trotz Unwohlsein nicht komplett geschafft die 3 Kilometer ohne Probleme zu überstehen.

Bei der MPU werden realistische Trinkmengen in der Vergangenheit erwartet, davon bist du aber bei deiner Promillezahl weit entfernt. Sieht eher nach kompletter Verharmlosung aus.
 
Zuletzt bearbeitet:

JohnDeere

Neuer Benutzer
Ich konzentriere mich nur mal auf F10. Du hattest 1,9% Promille auf dem Kessel nach 7 Stunden zwischen Trinkanfang und Blutentnahme. Mit deiner Trinkhistorie wäre es quasi das erste Mal in deinem Leben, dass du solche Mengen getrunken hast. Mit deiner zuletzt angegebenen Höchstmenge von 7 Bier kommst du selbst ohne Abbauwerte niemals auf eine solche Promillezahl. Da musst du deutlich in der Vergangenheit nach oben schrauben. Beschäftige dich mal mit Promillerechnern, der Körper baut auch während des Trinkens 0,1-0,2 Promille pro Stunde ab. Deine Trinkmenge bei der TF passt, aber die Vergangenheit in Sachen Trinkhistorie ist Mist.

Wenn es tatsächlich das erste Mal mit solch einer Trinkmenge war, hättest du dein Fahrrad nicht mehr gefunden. Um so eine Promillezahl zu erreichen ist ein gewisses Training notwendig. Ohne das Training, hättest du es trotz Unwohlsein nicht komplett geschafft die 3 Kilometer ohne Probleme zu überstehen.

Bei der MPU werden realistische Trinkmengen in der Vergangenheit erwartet, davon bist du aber bei deiner Promillezahl weit entfernt. Sieht eher nach kompletter Verharmlosung aus.
Hallo @Hammer1860

Danke Dir für deine ehrliche und direkte Rückmeldung, auch wenn ich erstmal schlucken musste. Als "Mist" oder "komplett verharmlost" würde ich meine Angaben nicht bezeichnen.
Du hast aber natürlich Recht damit, dass ich meine Trinkmengen in der Vergangenheit verharmlost und eher Durchschnittswerte ohne die "Spitzen" angegeben habe. Das war noch ein Überbleibsel der Schutzreaktion à la "so schlimm war es ja gar nicht". Damit ist weder mir noch dem GA geholfen und an der Vergangenheit kann ich eh nichts mehr ändern. Insofern hast du mir auf jeden Fall nochmal die Augen geöffnet. Hier die überarbeiteten bzw. präzisierten Mengen (F9 passe ich entsprechend in meinem FB auch noch an):

Alter 15–16: 2–3-mal/Monat; 4–6x 0,5l Biermischgetränke oder 1l Weinmischgetränke; 4–6-mal/Jahr 12x 0,5l Biermischgetränke oder 3l Weinmischgetränke (in der Spitze circa 1,4‰)
Alter 16–21: 4–6-mal/Monat; 4–5x Mischgetränke (große Gläser mit 400ml) wie Vodka-Energy, die Mischung wurde dabei zunehmend stärker (zum Ende 50:50 Mischung); zu dieser Zeit habe ich regelmäßig BAK-Werte jenseits der 2 ‰ erreicht
Alter 21–25: 5–6-mal/Monat; 6–7x 0,5l Bier, 1–2-mal/Monat 10–12x 0,5l Bier (Spitze wieder bei über 2 ‰)
Alter 25–26: 1–2-mal/Monat; 1x 0,5l Wein, 3–4-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)
Alter 26–27: 3–4-mal/Monat; 4–5x 0,5l Bier, 3–4-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)
Alter 27–28: 3–4-mal/Monat; 3–4x 0,5l Bier, 3–4-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)
Alter 28–29: 5–6-mal/Monat; 1x 0,5l Wein,
Alter 29–30: 2–3-mal/Monat; 2–3x 0,5l Bier; 1–2-mal/Monat 5–6x 0,5l Bier, 3–4-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)

Ich hoffe, dass meine anderen Antworten mittlerweile an Qualität gewonnen haben. So langsam kommt bei mir Panik auf.

Danke Dir nochmal und schöne Feiertage!
 

Andi18

MPU Profi
Hi,
der FB liest sich in Summe sehr gut. Hast gut aufgearbeitet. :hand0051:
Ein paar Kleinigkeiten würde ich noch anpassen. Auf die Trinkmenge wie Hammer bereits erwähnte, hab ich nicht mehr beachtet:

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)


Nein, nach meinen ersten Metern hatte ich nicht mehr das Gefühl, noch sicher fahren zu können. Da ich die Strecke kannte, auf dem Gehweg fuhr und mich mit meiner „Ausrüstung“ sicher fühlte, habe ich die Heimfahrt dennoch fälschlicherweise in Angriff genommen. Dabei habe ich mich auch davon leiten lassen, dass ein weiterer Gast mit dem Fahrrad nachhause fuhr.
Wenn Du Dich nicht mehr sicher gefühlt hattest, warum bist dann gefahren? Bei so viel Hintergedanken, könnte leicht der Verdacht des Kontrollverlustes aufkommen. Folglich würde ich diese Antwort anders formulieren. So in der Form:
Du hast Dir darüber keine Gedanken gemacht, da Du häufig plantest mit dem Fahrrad alkoholisiert zu fahren. War für Dich normal und im voraus geplant..
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Die Fahrt habe ich durch meine Partnerin vermeiden wollen, die mich mit dem Auto hätte abholen können. Da der Abend länger ging als gedacht, griff ich auf diese Option nicht mehr zurück.
diese dann analog 4. anpassen. Du wolltest nicht vermeiden mit dem Fahrrad zu fahren.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein.

(Hier bin ich unsicher, da ich in der Jugend auf jeden Fall mal einen Kontrollverlust mit Filmriss hatte. Allerdings weiß ich nicht, ob mir das nicht negativ ausgelegt werden würde.)
Du hast immer soviel getrunken wie Du wolltest.. Es gab keine Filmrisse oder dergleichen.


Mehr ist mir nicht aufgefallen. Hoffe, daß weitere Experten sich dem Fragebogen widmen.
 

JohnDeere

Neuer Benutzer
Hallo @Andi18

Danke Dir für deine Rückmeldung!

Die Fragen 4, 5 und 17 passe ich entsprechend in der nächsten Überarbeitung an. Deine Kommentare sind sehr treffend und ich habe in jedem Fall die TF billigend in Kauf genommen.

Ansonsten hoffe ich, dass Du und alle anderen im Forum schöne Feiertage hattet und gut 2023 gestartet seid. Auch wenn ich das Miteinander hier echt toll finde, wäre es doch schön, wenn sich in diesem Jahr möglichst wenige neue User anmelden müssten. Für alle, die den Weg der MPU gehen seid ihr, meiner Meinung nach, aber ein absoluter Glücksfall.
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Ich gebe gerne auch nich mein Feedback dazu:

Insgesamt ziemlich gut. Etwas Feinschliff noch…

Zur Krankheit - fie hast du nicht näher beschrieben, musst du hier auch nicht, aber es kann insoweit relevant werden, als dass die Krankheit (du hattest OPs, sicher Medikamente) und Alkohol als Entlastung in der Situation eine toxische Mischung geben und daraus eine Abstinenzforderung entstehen könnte, oder was meinst du dazu?

Deine Anzahl an unentdeckten TF - bitte hochschrauben, das klingt für 30 Jahre zu sehr beschönigend.

Deine Motive sind nachvollziehbar, in Frage 27 erwähnst du ein neues Umfeld, aber da kommmen Yoga und Massage. Dabei war die Familie, die einen ja mehr oderr weniger „eeig verfolgt“ der Knackpunkt, was hat sich in deinen Beziehungen dahingehend getan, dass es dir Stabilität gibt?

Einzig schlechte Antwort ist die 28 - das ist schon oft der Durchfaller gewesen, du musst es dir immer vorstellen können, um wachsam zu bleiben.

Was ich jetzt nicht klar rausgelesen habe ist deine KT-Strategie. Wie viel, was und wie oft? Die Frage wird sicher kommen…
 

JohnDeere

Neuer Benutzer
Hallo @rüdscher, vielen lieben Dank für dein Feedback.

Bezüglich meiner Krankheit besteht aus medizinischer Sicht kein Problem mit Alkohol – da gelte ich als komplett geheilt, nehme keinerlei Medikamente und habe nur noch die chronischen Folgen als Überbleibsel. Mit Alkohol habe ich in sozialen Situation ja in erster Linie meine Selbstzweifel und meinen Perfektionismus betäubt und mich dadurch entlastet. Da ich daran mittlerweile intensiv gearbeitet habe, hoffe ich nicht, dass eine Abstinenzforderung aufkommt.

Die anderen Aspekte werde ich in der zukünftigen Version meines FB anpassen und diesen am Wochenende einstellen (meine KT Strategie beschreibe ich in F20).

Heute hatte ich auch ein Gespräch mit einem VP, der mir mehr oder weniger davon abgeraten hat, meine Motive, die mich ja schon seit einiger Zeit begleiten, in der Form anzugeben. Er meinte ich solle lieber eine Geschichte aufbauen, in der ich die letzten Jahre zunehmend zur Entlastung getrunken habe. Außerdem meinte er, dass ich durch mein "Quartalsaufen", also die unregelmäßigen Trinkspitzen in den letzte Jahren, und dadurch, dass ich nur zu sozialen Anlässen getrunken habe, in die Hypothese A2 rutschen könnte. Da das jetzt schon öfter angeklungen ist, habe ich Angst, dass meine komplette Strategie für die Katz war und komplett von vorne anfangen muss. Relativ kurz vor der MPU wäre das natürlich ein GAU.

Wie seht ihr das (@Andi18, @rüdscher und @Nancy)?
 
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