Hallo Zusammen,
erstmal Respekt an alle hilfsbereiten Forumsmitglieder und danke für die vielen hilfreichen Beiträge.
Ich möchte einmal meinen Fall teilen. Ich habe bereits 8 x 50 Minuten bei einer Verkehrspsychologin hinter mir, hat mir auch echt geholfen meine inneren Motive herauszufinden, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass die auch viel Geld mit mir machen wollte. Naja wie auch immer, in der letzten Sitzung bin ich mit ihr mal die MPU-Fragen durchgegangen, das hat mir auch weiter geholfen.
Trotzdem möchte ich mich hier im Forum nochmal absichern, ob ich mich ausreichend fürs MPU-Gespräch vorbereitet habe. Ich habe mich fürs kontrollierte Trinken entschieden, daher keine Abstinenznachweise erbracht. Daher ist es mir sehr wichtig, vom Gutachter nicht in die Kategorie Abstinenz eingeordnet zu werden.
Ich habe noch keinen Termin, möchte die MPU aber Ende Juni oder im Juli machen.
Hier mein ausführlicher Fragebogen:
Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 1,95 m
Gewicht: 90 kg
Alter: 26
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 10.08.2019
BAK: 2,05 Promille
Trinkbeginn: 20:30 Uhr
Trinkende: 01:30
Uhrzeit der Blutabnahme: 02:30 Uhr 2,05 %
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: keine
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Ist aufgrund der Hinweise auf Alkoholmissbrauch (Verkehrsteilnahme mit einem fahrerlaubnisfreien Fahrzeug unter erheblichem Alkoholeinfluss) zu erwarten, dass Herr M. zukünftig ein Fahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird? Ist insbesondere gewährleistet, dass Herr M. das Führen eines Kraftfahrzeugs und einen die Fahrsicherheit beeinträchtigenden Alkoholkonsum zuverlässig trennen kann? Liegen im Zusammenhang mit dem früheren Alkoholkonsum Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der Gruppe 1 in Frage stellen?
Bundesland: NRW
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Kontrolliertes Trinken seit November 2019; 1-2 Mal im Monat, maximal 3 Standardgläser am Abend, max. 1 Standardglas pro 1,5 Stunden
Abstinenznachweis
Haaranalyse: nein
Urinscreening: nein
Leberwerte ja seit wann, wie viele: 1x März, 1x Mai; Werte sind lt. Arzt gut, habe noch keine Kopien der Ergebnisse
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: ja
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
MPU
Datum: voraussichtlich Ende Juni
Welche Stelle (MPI): PIMA MPU GmbH
Schon bezahlt?: ja
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Ich habe um 7 Uhr angefangen zu arbeiten. Es war ein typischer Bürotag, keine besonderen Vorkommnisse. Ich hatte um 13 Uhr Feierabend, es war Freitag, daher hatte ich am nächsten Tag frei.
Mein Cousin ist aus Braunschweig zu Besuch gekommen, wir wollten zusammen Fußball schauen, und anschließend eine Kneipentour machen. Ich bin mit dem Fahrrad zur Fußballkneipe gefahren, gegen 20 Uhr haben wir uns getroffen. Beim Fußball haben wir 2 x 0,5 L Bier (0,5 ‰ ) getrunken und 2 Cocktails (á 8 cl, 0,64 ‰), ca. bis 22:30. Anschließend sind wir in die nächste Kneipe gegangen um 2 weitere Cocktails (16 cl, 0,64 ‰) zu trinken. Danach gegen 23:30 sind wir in eine weitere Kneipe gegangen, dort haben wir 4 große Bier (0,75 ‰) und 4 Berliner Luft (0,19 ‰) getrunken. Um 1:30 haben wir die Kneipe verlassen.
Ich bin ganz normal aufs Fahrrad gestiegen und wollte nach Hause fahren, so wie ich es immer mache. Habe mich angetrunken gefühlt, aber nicht fahruntüchtig.
Ich hatte leider kein Rücklicht, sodass mich die Polizei angehalten hat und bemerkt hat, dass ich alkoholisiert war.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
In Summe habe ich zwischen 20:30 Uhr und 1:30 Uhr 3 L Bier, 4 Cocktails (=32 cl Schnaps) und 8 cl Berliner Luft getrunken, was insgesamt ca. 2,9 ‰ entspricht bzw. nach 6 Stunden landet man bei ca. 2 ‰, was auch dem getesteten Blutalkoholwert entspricht.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Insgesamt wollte ich ca. 4 km fahren, angehalten wurde ich nach 1,5 km.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Ja, ich bin davon ausgegangen, dass ich unfallfrei nach Hause komme. Musste mich aber schon mehr konzentrieren als nüchtern.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe überlegt, mit dem Taxi nach Hause zu fahren, aber eher aus Faulheit. Dann habe ich beschlossen, doch Fahrrad zu fahren, da ich sonst am nächsten Tag hätte mein Fahrrad abholen müssen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass ich viel zu viel getrunken habe um noch Fahrrad fahren zu dürfen. Für mich war es jetzt nicht unüblich nach so einem Abend noch Fahrrad zu fahren.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Zwischen Mitte 2016 und August 2019 bestimmt durchschnittlich jedes zweite Wochenende. Also ca. 72 Mal. Aber nicht jedes Mal mit 2 Promille. An verschiedenen Abenden habe ich natürlich unterschiedlich viel getrunken.
Ich folgere daraus, dass es für mich normal war, Alkoholisiert Fahrrad zu fahren.
Vor Sommer 2016 habe ich mit maximal 0,8 Promille am Straßenverkehr teilgenommen, haben zumindest meine Berechnungen ergeben.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Ich kann mich daran erinnern, auf dem 50. Geburtstag meines Vaters Biergläser eingesammelt zu haben. Da war ich elf.
Auf meiner Konfirmation mit 14 Jahren habe ich das erste Mal Alkohol getrunken (1 Glas Sekt).
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Als ich 15 war (2009), hab ich auf dem 18. Geburtstag vom meinem Bruder gekellnert. Ich hatte bis dahin maximal ein Bier am Abend getrunken. Viele der Freunde meines Bruders wollten mit mir einen Trinken, ich hatte noch keine Erfahrungen mit viel Alkohol und habe nicht Nein gesagt, sodass ich an dem Tag meinen ersten und schlimmsten Absturz hatte. Ich musste mich übergeben, hatte einen Filmriss und musste von meinen Eltern abgeholt werden. Ich konnte mir natürlich auch einiges anhören von meinen Eltern. Wegen dieser Erfahrung habe ich es in den Jahren darauf vermieden, zu viel Alkohol zu trinken. Ich hatte einen relativ großen Freundeskreis, Abitur gemacht und spiele Fußball in der Kreisliga, von daher gibt es schon häufig Anlässe, an denen es Alkohol gibt, z. B. Geburtstage, Abifeiern, Kiste Bier nach dem Fußball etc. Ich habe auch entsprechend häufig getrunken, aber nur geringe Mengen.
Im Mai 2016 hat sich meine Freundin von mir getrennt (Beziehung seit Anfang 2012). Zudem war ich kurz vorm Abschluss eines dualen Studiums, habe von Juni bis Sept. 2016 meine Bachelorarbeit geschrieben und war für den Zeitraum von der Uni und dem Job freigestellt. Ich hatte also viel Zeit (keine Freundin und keine Termine wegen Bachelorarbeit), um z. B. auch unter der Woche raus zu gehen (z. B. ist mittwochs immer Studitag und alle Kneipen haben auf). Zu der Zeit war ich auch darauf aus, neue Frauen kennen zu lernen und wollte daher oft feiern gehen.
Mein Alkoholkonsum und damit auch meine Gewohnheit an Alkohol hat sich entsprechend erhöht. Ich habe 1-2 mal pro Woche Alkohol getrunken, zum Beispiel auf Geburtstagspartys, Hochzeiten, Kneipentouren, beim Feierngehen etc. gab es hohe Mengen (im Laufe der Zeit bis über 2 Promille), Ansonsten beim Doppelkopf spielen oder Bundesliga gucken 6-8 Bier, nach eigenen Fußballspielen 3 Bier. In dem Zeitraum gab es in meinem Freundeskreis auch viele 25. Geburtstage, die ja üblicherweise groß gefeiert werden.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Bis 2016 habe ich ca. 7-mal im Monat getrunken, allerdings geringere Mengen. Anlässe waren:
- Feiern, Zeltpartys, Geburtstagspartys: bis zu ein Bier (0,33 l) und ein Schnaps (2 CL, 40 ‰) oder auch mal ein Bier (0,33 L) und zwei Liköre (á 2 cl, 19 ‰) pro Stunde, 1x im Monat
- Doppelkopfabend oder Kneipenabend 6-8 Bier (0,33 L) in 4-5 Stunden, 1 x im Monat
- Beim Grillen, Abendessen mit meiner Freundin, Fußballgucken mit Freunden: 3-4 Bier (0,33 l) in zwei Stunden, beim Abendessen mit meiner Freundin haben wir uns auch mal eine Flasche Wein (0,7 L) geteilt. Ca. 1-mal im Monat
- Nach dem Fußballspiel (ich spiele selber): 1-2 Bier (0,33 l) 1x pro Woche, also 4x pro Monat
Ab Juni 2016 habe ich ca. 9-mal im Monat (2-3 Mal in der Woche) getrunken.
- Ein typischer Abend beim Feierngehen war zum Beispiel, 20-22 Uhr Vortrinken in der Wohnung, dabei 4 Bier (0,33 L) und 4 Cola-Korn oder Wodka-Osaft getrunken (6 CL pro Mischung, oft haben wir uns zu dritt eine Flasche Korn oder Wodka geteilt). Anschließend ging es für eine Stunde in eine Kneipe, in der nochmal zwei große Bier und zwei Schnäpse (á 2 CL) getrunken werden, z.b Korn. Anschließend gings gegen 11 in einen Club, wo dann durchschnittlich 1 Bier (0,33) und 1 Schnaps (2 cl) oder ein Cocktail (statt Bier und Schnaps) pro Stunde getrunken wurde, manchmal wurde im Club auch nichts mehr getrunken.
Ein anderes Beispiel wären 25. Geburtstage, zum Beispiel von Freunden aus der Schulzeit. Dort wurden bestimmt bis zu 4 Bier (0,2 Gläser) und 4 Schnaps oder eher Liköre pro Stunde getrunken (2 CL, in dem Fall meistens Berliner Luft mit 19 %)
Ähnlichen Konsum gab es noch auf Hochzeiten, JGAs, Silvester, Mannschaftsabend, Kneipentouren (wie eine typische Kneipentour ausgesehen hat, seht ihr unter 1. ). Insgesamt kam sowas bestimmt 2x im Monat vor. (also 3-4 L Bier, 30-40 CL Schnaps in 5-8 Stunden)
- Beim Doppelkopfspielen gab’s auch so 2 Bier (0,33 L) und einen Schnaps (2 cl) pro Stunde, also knapp 3 Liter Bier und 8 CL Schnaps in 4 Stunden. 1x im Monat
- Beim Bundesliga gucken mit Freunden gab’s auch oft 6 Bier (0,33 L) in zwei Stunden, 1x im Monat
- Nach dem (eigenen) Fußballspiel gab es meistens 2-3 Bier (0,33l), einmal in der Woche, 4x im Monat.
- Grillabend mit der Familie, Essen gehen mit Freundin: 3-4 Bier (0,33 L) oder 0,35 L Wein, ca. 1 Mal im Monat
FRAGE: Der geschilderte Konsum bezieht sich besonders auf die Monate vor der Trunkenheitsfahrt, natürlich hat sich meine Alkoholtoleranz und mein Konsum von 2016 bis 2019 gesteigert, wie kann ich diese Kurve am besten darstellen? Einmal meinen Konsum 2016-2017 und einmal 2018 bis 2019 darstellen? Die Übergänge sind natürlich fließend, daher fällts mir schwer konkret zu sagen „von dann bis dann war der Konsum so hoch und von dann bis dann so hoch“…
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Auf Geburtstagen, Hochzeiten, anderen Partys, Kneipentouren, Disco, Grillabende, Bundesliga gucken, Essen mit Freundin, nach dem Fußball, bei mir in der Wohnung, bei Freunden.
Mit Freunden, Familie, Fußballmannschaft, Studienkollegen, Freundin
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich hatte ein geringes Selbstwertgefühl.
In meiner Jugend hatte ich mit schwerer Akne zu kämpfen, es sind auch einige Narben auf meinem Oberkörper geblieben. Ich habe alle Situationen vermieden, in denen ich mich Oberkörperfrei hätte zeigen müssen. Ich bin sowieso eher introvertiert und mir war es immer wichtig beliebt zu sein. Mit den Aknenarben hatte ich das Gefühl, einen Makel zu haben, mein Selbstwertgefühl hat darunter sehr gelitten. Mir war auch immer wichtig, dass andere ein gutes Bild von mir haben, ich habe immer darauf geachtet, nichts Falsches zu sagen, mir viel es auch oft schwer Nein zu sagen. Ich habe nach außen hin immer gezeigt, dass alles in Ordnung ist und immer Stärke gezeigt. Oberflächlich war auch alles in Ordnung, guter Freundeskreis, gutes Elternhaus, Abitur, Studium, Freundin. Aber die Situation mit der Akne bzw. den Narben hat mich sehr belastet. Ich konnte aber einigermaßen gut mit der Situation umgehen, auch dank meiner damaligen Freundin, der ich mich geöffnet habe und mit der ich über Gefühle reden konnte.
Ich war mit ihr von Anfang 2012 bis Mitte 2016 zusammen, dann hat sie sich von mir getrennt. Und das hat mich in eine Krise gestürzt. Auf einmal hatte ich keinen mehr zum Reden, ich habe z. B. nie gelernt mit meinen Eltern über Gefühle oder Probleme zu Reden. Nach außen hin habe ich trotzdem den starken, selbstbewussten Mann gegeben, um den Schein zu wahren. Ich habe immer so getan, als würde die Trennung mir nichts ausmachen.
Ab September 2016 war ich dann mit meinem Studium durch und war erstmals im Job als Berufsanfänger. Auch dort war vieles neu und schwierig für mich, ich war der „Neue“ und mir fiel es schwer, einzugestehen, dass ich auch dort „nicht alles im Griff hatte“ bzw. häufig nachfragen musste, auch mal Fehler gemacht hab etc.
Letztlich waren wohl die externen Auslöser für die Krise die Trennung von meiner Freundin, viel Freizeit von Juni bis September wegen der Bachelorarbeit und anschließend der neue Job. Der Alkohol hat mir geholfen, die ganze Last abzulegen. Betrunken konnte ich so sein, wie ich es ohnehin immer nach außen hin „gespielt“ habe. Ich war offener, redseliger, ausgelassener, selbstbewusster und das hat mir dann ein gutes Gefühl gegeben.
Das Motiv war das geringe Selbstwertgefühl, zusammen mit meiner Introvertiertheit, durch die ich mich niemandem anvertraut oder geöffnet habe.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol fühlte ich mich entspannter und lockerer, ich habe mich wohler unter anderen Menschen gefühlt und war redseliger.
Bei viel Alkohol wurde ich noch ausgelassener, hatte Lust zu tanzen, habe mich selbstbewusst gefühlt, hab meine Introvertiertheit abgelegt, mir war egal wie ich auf andere wirke. Ich habe meine Probleme vergessen und mich besser gefühlt.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Abgesehen davon, dass ich oft verkatert war, hat mein Alkoholkonsum hat mir wenig Probleme bereitet, ich wurde nie aggressiv oder so, bin nie auffällig geworden bis zur Trunkenheitsfahrt.
Viele Personen aus meinem Bekanntenkreis haben einen ähnlichen Alkoholkonsum wie ich zu der Zeit gepflegt.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Zwischen Juni 2016 und August 2019 war mein Alkoholkonsum sehr hoch, wie weiter oben beschrieben. Seit August 2019 trinke ich entsprechend der Regeln des kT.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, das ist einmal 2009 mit 15 passiert (18. Geburtstag meines Bruders).
Im September 2016 hatte ich einen Filmriss nach der Abschlussparty des Bachelorstudiums.
Auf meinem 25. Geburtstag (Ende 2018) musste ich mich Übergeben, da ich viel Schnaps in kurzer Zeit trinken musste (Sockenkranz ablaufen), hatte aber keinen Filmriss.
FRAGE: Sollte ich das dem Gutachter wirklich wahrheitsgetreu sagen?
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ich verzichte jeden Januar auf Alkohol, da es in der Weihnachtszeit und Silvester sehr häufig Alkohol gibt. Während meines Studiums gab es im Summe 5 Klausurenphasen, in denen ich jeweils einen Monat auf Alkohol verzichtet habe.
Nach meiner Trunkenheitsfahrt habe ich drei Monate nichts getrunken, anschließend habe ich mich in das Thema MPU eingelesen und nur noch kontrolliert getrunken.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Als Gelegenheits/Gesellschaftstrinker, der jeden Anlass genutzt hat, Alkohol zu konsumieren. Ich habe nie alleine getrunken.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich mache seit November 2019 das kontrollierte Trinken. Ich trinke maximal 2 x im Monat zu geplanten Anlässen, maximal 0,33 l Bier pro 1,5 Stunden oder 1 Glas Wein/Sekt (0,1 L) pro 1,5 Stunden.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
An Ostern mit meiner Familie, 2x 0,33l Bier.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Ja
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich über meine Möglichkeiten auch im Hinblick auf die MPU informiert und tat mich schwer, mit 25 bzw. 26 die Entscheidung zu treffen, lebenslang keinen Alkohol mehr zu trinken. Ich habe auch früher viele Jahre lang „normalen Konsum“ betrieben, daher war ich mir ziemlich sicher, dass ich es schaffe, dauerhaft kontrolliert zu trinken. Das habe ich in den letzten 6-7 Monaten ausprobiert und die Zeit hat mir bestätigt, dass ich ohne Probleme kontrolliert trinken kann, dass es mir damit gut geht und es mir Freude bereitet, zu besonderen Anlässen mit Freunden oder der Familie anstoßen zu können.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich hatte in der Vergangenheit bis auf einen Kater nie negative Auswirkungen durch meinen Alkoholkonsum erlebt. Daher habe ich keinen Anlass gesehen, mein Trinkverhalten zu überdenken. Mir fehlte auch einfach das Problembewusstsein, dass ich heute habe.
Ich hätte auch nie gedacht, dass ich bei 2 Promille noch Fahrrad fahren kann, das hat mir zudenken gegeben. Zudem hat mich das ganze Verfahren natürlich belastet, Strafanzeige, Führerschein weg, MPU etc. Mein Alkoholmissbrauch hat einfach extreme negative Konsequenzen nach sich gezogen. Auch ist mir bewusst geworden, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sowas passiert, da ich schon häufiger in dem Zustand Fahrrad gefahren bin.
erstmal Respekt an alle hilfsbereiten Forumsmitglieder und danke für die vielen hilfreichen Beiträge.
Ich möchte einmal meinen Fall teilen. Ich habe bereits 8 x 50 Minuten bei einer Verkehrspsychologin hinter mir, hat mir auch echt geholfen meine inneren Motive herauszufinden, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass die auch viel Geld mit mir machen wollte. Naja wie auch immer, in der letzten Sitzung bin ich mit ihr mal die MPU-Fragen durchgegangen, das hat mir auch weiter geholfen.
Trotzdem möchte ich mich hier im Forum nochmal absichern, ob ich mich ausreichend fürs MPU-Gespräch vorbereitet habe. Ich habe mich fürs kontrollierte Trinken entschieden, daher keine Abstinenznachweise erbracht. Daher ist es mir sehr wichtig, vom Gutachter nicht in die Kategorie Abstinenz eingeordnet zu werden.
Ich habe noch keinen Termin, möchte die MPU aber Ende Juni oder im Juli machen.
Hier mein ausführlicher Fragebogen:
Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 1,95 m
Gewicht: 90 kg
Alter: 26
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 10.08.2019
BAK: 2,05 Promille
Trinkbeginn: 20:30 Uhr
Trinkende: 01:30
Uhrzeit der Blutabnahme: 02:30 Uhr 2,05 %
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: keine
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Ist aufgrund der Hinweise auf Alkoholmissbrauch (Verkehrsteilnahme mit einem fahrerlaubnisfreien Fahrzeug unter erheblichem Alkoholeinfluss) zu erwarten, dass Herr M. zukünftig ein Fahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird? Ist insbesondere gewährleistet, dass Herr M. das Führen eines Kraftfahrzeugs und einen die Fahrsicherheit beeinträchtigenden Alkoholkonsum zuverlässig trennen kann? Liegen im Zusammenhang mit dem früheren Alkoholkonsum Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der Gruppe 1 in Frage stellen?
Bundesland: NRW
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Kontrolliertes Trinken seit November 2019; 1-2 Mal im Monat, maximal 3 Standardgläser am Abend, max. 1 Standardglas pro 1,5 Stunden
Abstinenznachweis
Haaranalyse: nein
Urinscreening: nein
Leberwerte ja seit wann, wie viele: 1x März, 1x Mai; Werte sind lt. Arzt gut, habe noch keine Kopien der Ergebnisse
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: ja
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
MPU
Datum: voraussichtlich Ende Juni
Welche Stelle (MPI): PIMA MPU GmbH
Schon bezahlt?: ja
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Ich habe um 7 Uhr angefangen zu arbeiten. Es war ein typischer Bürotag, keine besonderen Vorkommnisse. Ich hatte um 13 Uhr Feierabend, es war Freitag, daher hatte ich am nächsten Tag frei.
Mein Cousin ist aus Braunschweig zu Besuch gekommen, wir wollten zusammen Fußball schauen, und anschließend eine Kneipentour machen. Ich bin mit dem Fahrrad zur Fußballkneipe gefahren, gegen 20 Uhr haben wir uns getroffen. Beim Fußball haben wir 2 x 0,5 L Bier (0,5 ‰ ) getrunken und 2 Cocktails (á 8 cl, 0,64 ‰), ca. bis 22:30. Anschließend sind wir in die nächste Kneipe gegangen um 2 weitere Cocktails (16 cl, 0,64 ‰) zu trinken. Danach gegen 23:30 sind wir in eine weitere Kneipe gegangen, dort haben wir 4 große Bier (0,75 ‰) und 4 Berliner Luft (0,19 ‰) getrunken. Um 1:30 haben wir die Kneipe verlassen.
Ich bin ganz normal aufs Fahrrad gestiegen und wollte nach Hause fahren, so wie ich es immer mache. Habe mich angetrunken gefühlt, aber nicht fahruntüchtig.
Ich hatte leider kein Rücklicht, sodass mich die Polizei angehalten hat und bemerkt hat, dass ich alkoholisiert war.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
In Summe habe ich zwischen 20:30 Uhr und 1:30 Uhr 3 L Bier, 4 Cocktails (=32 cl Schnaps) und 8 cl Berliner Luft getrunken, was insgesamt ca. 2,9 ‰ entspricht bzw. nach 6 Stunden landet man bei ca. 2 ‰, was auch dem getesteten Blutalkoholwert entspricht.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Insgesamt wollte ich ca. 4 km fahren, angehalten wurde ich nach 1,5 km.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Ja, ich bin davon ausgegangen, dass ich unfallfrei nach Hause komme. Musste mich aber schon mehr konzentrieren als nüchtern.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe überlegt, mit dem Taxi nach Hause zu fahren, aber eher aus Faulheit. Dann habe ich beschlossen, doch Fahrrad zu fahren, da ich sonst am nächsten Tag hätte mein Fahrrad abholen müssen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass ich viel zu viel getrunken habe um noch Fahrrad fahren zu dürfen. Für mich war es jetzt nicht unüblich nach so einem Abend noch Fahrrad zu fahren.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Zwischen Mitte 2016 und August 2019 bestimmt durchschnittlich jedes zweite Wochenende. Also ca. 72 Mal. Aber nicht jedes Mal mit 2 Promille. An verschiedenen Abenden habe ich natürlich unterschiedlich viel getrunken.
Ich folgere daraus, dass es für mich normal war, Alkoholisiert Fahrrad zu fahren.
Vor Sommer 2016 habe ich mit maximal 0,8 Promille am Straßenverkehr teilgenommen, haben zumindest meine Berechnungen ergeben.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Ich kann mich daran erinnern, auf dem 50. Geburtstag meines Vaters Biergläser eingesammelt zu haben. Da war ich elf.
Auf meiner Konfirmation mit 14 Jahren habe ich das erste Mal Alkohol getrunken (1 Glas Sekt).
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Als ich 15 war (2009), hab ich auf dem 18. Geburtstag vom meinem Bruder gekellnert. Ich hatte bis dahin maximal ein Bier am Abend getrunken. Viele der Freunde meines Bruders wollten mit mir einen Trinken, ich hatte noch keine Erfahrungen mit viel Alkohol und habe nicht Nein gesagt, sodass ich an dem Tag meinen ersten und schlimmsten Absturz hatte. Ich musste mich übergeben, hatte einen Filmriss und musste von meinen Eltern abgeholt werden. Ich konnte mir natürlich auch einiges anhören von meinen Eltern. Wegen dieser Erfahrung habe ich es in den Jahren darauf vermieden, zu viel Alkohol zu trinken. Ich hatte einen relativ großen Freundeskreis, Abitur gemacht und spiele Fußball in der Kreisliga, von daher gibt es schon häufig Anlässe, an denen es Alkohol gibt, z. B. Geburtstage, Abifeiern, Kiste Bier nach dem Fußball etc. Ich habe auch entsprechend häufig getrunken, aber nur geringe Mengen.
Im Mai 2016 hat sich meine Freundin von mir getrennt (Beziehung seit Anfang 2012). Zudem war ich kurz vorm Abschluss eines dualen Studiums, habe von Juni bis Sept. 2016 meine Bachelorarbeit geschrieben und war für den Zeitraum von der Uni und dem Job freigestellt. Ich hatte also viel Zeit (keine Freundin und keine Termine wegen Bachelorarbeit), um z. B. auch unter der Woche raus zu gehen (z. B. ist mittwochs immer Studitag und alle Kneipen haben auf). Zu der Zeit war ich auch darauf aus, neue Frauen kennen zu lernen und wollte daher oft feiern gehen.
Mein Alkoholkonsum und damit auch meine Gewohnheit an Alkohol hat sich entsprechend erhöht. Ich habe 1-2 mal pro Woche Alkohol getrunken, zum Beispiel auf Geburtstagspartys, Hochzeiten, Kneipentouren, beim Feierngehen etc. gab es hohe Mengen (im Laufe der Zeit bis über 2 Promille), Ansonsten beim Doppelkopf spielen oder Bundesliga gucken 6-8 Bier, nach eigenen Fußballspielen 3 Bier. In dem Zeitraum gab es in meinem Freundeskreis auch viele 25. Geburtstage, die ja üblicherweise groß gefeiert werden.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Bis 2016 habe ich ca. 7-mal im Monat getrunken, allerdings geringere Mengen. Anlässe waren:
- Feiern, Zeltpartys, Geburtstagspartys: bis zu ein Bier (0,33 l) und ein Schnaps (2 CL, 40 ‰) oder auch mal ein Bier (0,33 L) und zwei Liköre (á 2 cl, 19 ‰) pro Stunde, 1x im Monat
- Doppelkopfabend oder Kneipenabend 6-8 Bier (0,33 L) in 4-5 Stunden, 1 x im Monat
- Beim Grillen, Abendessen mit meiner Freundin, Fußballgucken mit Freunden: 3-4 Bier (0,33 l) in zwei Stunden, beim Abendessen mit meiner Freundin haben wir uns auch mal eine Flasche Wein (0,7 L) geteilt. Ca. 1-mal im Monat
- Nach dem Fußballspiel (ich spiele selber): 1-2 Bier (0,33 l) 1x pro Woche, also 4x pro Monat
Ab Juni 2016 habe ich ca. 9-mal im Monat (2-3 Mal in der Woche) getrunken.
- Ein typischer Abend beim Feierngehen war zum Beispiel, 20-22 Uhr Vortrinken in der Wohnung, dabei 4 Bier (0,33 L) und 4 Cola-Korn oder Wodka-Osaft getrunken (6 CL pro Mischung, oft haben wir uns zu dritt eine Flasche Korn oder Wodka geteilt). Anschließend ging es für eine Stunde in eine Kneipe, in der nochmal zwei große Bier und zwei Schnäpse (á 2 CL) getrunken werden, z.b Korn. Anschließend gings gegen 11 in einen Club, wo dann durchschnittlich 1 Bier (0,33) und 1 Schnaps (2 cl) oder ein Cocktail (statt Bier und Schnaps) pro Stunde getrunken wurde, manchmal wurde im Club auch nichts mehr getrunken.
Ein anderes Beispiel wären 25. Geburtstage, zum Beispiel von Freunden aus der Schulzeit. Dort wurden bestimmt bis zu 4 Bier (0,2 Gläser) und 4 Schnaps oder eher Liköre pro Stunde getrunken (2 CL, in dem Fall meistens Berliner Luft mit 19 %)
Ähnlichen Konsum gab es noch auf Hochzeiten, JGAs, Silvester, Mannschaftsabend, Kneipentouren (wie eine typische Kneipentour ausgesehen hat, seht ihr unter 1. ). Insgesamt kam sowas bestimmt 2x im Monat vor. (also 3-4 L Bier, 30-40 CL Schnaps in 5-8 Stunden)
- Beim Doppelkopfspielen gab’s auch so 2 Bier (0,33 L) und einen Schnaps (2 cl) pro Stunde, also knapp 3 Liter Bier und 8 CL Schnaps in 4 Stunden. 1x im Monat
- Beim Bundesliga gucken mit Freunden gab’s auch oft 6 Bier (0,33 L) in zwei Stunden, 1x im Monat
- Nach dem (eigenen) Fußballspiel gab es meistens 2-3 Bier (0,33l), einmal in der Woche, 4x im Monat.
- Grillabend mit der Familie, Essen gehen mit Freundin: 3-4 Bier (0,33 L) oder 0,35 L Wein, ca. 1 Mal im Monat
FRAGE: Der geschilderte Konsum bezieht sich besonders auf die Monate vor der Trunkenheitsfahrt, natürlich hat sich meine Alkoholtoleranz und mein Konsum von 2016 bis 2019 gesteigert, wie kann ich diese Kurve am besten darstellen? Einmal meinen Konsum 2016-2017 und einmal 2018 bis 2019 darstellen? Die Übergänge sind natürlich fließend, daher fällts mir schwer konkret zu sagen „von dann bis dann war der Konsum so hoch und von dann bis dann so hoch“…
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Auf Geburtstagen, Hochzeiten, anderen Partys, Kneipentouren, Disco, Grillabende, Bundesliga gucken, Essen mit Freundin, nach dem Fußball, bei mir in der Wohnung, bei Freunden.
Mit Freunden, Familie, Fußballmannschaft, Studienkollegen, Freundin
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich hatte ein geringes Selbstwertgefühl.
In meiner Jugend hatte ich mit schwerer Akne zu kämpfen, es sind auch einige Narben auf meinem Oberkörper geblieben. Ich habe alle Situationen vermieden, in denen ich mich Oberkörperfrei hätte zeigen müssen. Ich bin sowieso eher introvertiert und mir war es immer wichtig beliebt zu sein. Mit den Aknenarben hatte ich das Gefühl, einen Makel zu haben, mein Selbstwertgefühl hat darunter sehr gelitten. Mir war auch immer wichtig, dass andere ein gutes Bild von mir haben, ich habe immer darauf geachtet, nichts Falsches zu sagen, mir viel es auch oft schwer Nein zu sagen. Ich habe nach außen hin immer gezeigt, dass alles in Ordnung ist und immer Stärke gezeigt. Oberflächlich war auch alles in Ordnung, guter Freundeskreis, gutes Elternhaus, Abitur, Studium, Freundin. Aber die Situation mit der Akne bzw. den Narben hat mich sehr belastet. Ich konnte aber einigermaßen gut mit der Situation umgehen, auch dank meiner damaligen Freundin, der ich mich geöffnet habe und mit der ich über Gefühle reden konnte.
Ich war mit ihr von Anfang 2012 bis Mitte 2016 zusammen, dann hat sie sich von mir getrennt. Und das hat mich in eine Krise gestürzt. Auf einmal hatte ich keinen mehr zum Reden, ich habe z. B. nie gelernt mit meinen Eltern über Gefühle oder Probleme zu Reden. Nach außen hin habe ich trotzdem den starken, selbstbewussten Mann gegeben, um den Schein zu wahren. Ich habe immer so getan, als würde die Trennung mir nichts ausmachen.
Ab September 2016 war ich dann mit meinem Studium durch und war erstmals im Job als Berufsanfänger. Auch dort war vieles neu und schwierig für mich, ich war der „Neue“ und mir fiel es schwer, einzugestehen, dass ich auch dort „nicht alles im Griff hatte“ bzw. häufig nachfragen musste, auch mal Fehler gemacht hab etc.
Letztlich waren wohl die externen Auslöser für die Krise die Trennung von meiner Freundin, viel Freizeit von Juni bis September wegen der Bachelorarbeit und anschließend der neue Job. Der Alkohol hat mir geholfen, die ganze Last abzulegen. Betrunken konnte ich so sein, wie ich es ohnehin immer nach außen hin „gespielt“ habe. Ich war offener, redseliger, ausgelassener, selbstbewusster und das hat mir dann ein gutes Gefühl gegeben.
Das Motiv war das geringe Selbstwertgefühl, zusammen mit meiner Introvertiertheit, durch die ich mich niemandem anvertraut oder geöffnet habe.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol fühlte ich mich entspannter und lockerer, ich habe mich wohler unter anderen Menschen gefühlt und war redseliger.
Bei viel Alkohol wurde ich noch ausgelassener, hatte Lust zu tanzen, habe mich selbstbewusst gefühlt, hab meine Introvertiertheit abgelegt, mir war egal wie ich auf andere wirke. Ich habe meine Probleme vergessen und mich besser gefühlt.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Abgesehen davon, dass ich oft verkatert war, hat mein Alkoholkonsum hat mir wenig Probleme bereitet, ich wurde nie aggressiv oder so, bin nie auffällig geworden bis zur Trunkenheitsfahrt.
Viele Personen aus meinem Bekanntenkreis haben einen ähnlichen Alkoholkonsum wie ich zu der Zeit gepflegt.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Zwischen Juni 2016 und August 2019 war mein Alkoholkonsum sehr hoch, wie weiter oben beschrieben. Seit August 2019 trinke ich entsprechend der Regeln des kT.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, das ist einmal 2009 mit 15 passiert (18. Geburtstag meines Bruders).
Im September 2016 hatte ich einen Filmriss nach der Abschlussparty des Bachelorstudiums.
Auf meinem 25. Geburtstag (Ende 2018) musste ich mich Übergeben, da ich viel Schnaps in kurzer Zeit trinken musste (Sockenkranz ablaufen), hatte aber keinen Filmriss.
FRAGE: Sollte ich das dem Gutachter wirklich wahrheitsgetreu sagen?
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ich verzichte jeden Januar auf Alkohol, da es in der Weihnachtszeit und Silvester sehr häufig Alkohol gibt. Während meines Studiums gab es im Summe 5 Klausurenphasen, in denen ich jeweils einen Monat auf Alkohol verzichtet habe.
Nach meiner Trunkenheitsfahrt habe ich drei Monate nichts getrunken, anschließend habe ich mich in das Thema MPU eingelesen und nur noch kontrolliert getrunken.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Als Gelegenheits/Gesellschaftstrinker, der jeden Anlass genutzt hat, Alkohol zu konsumieren. Ich habe nie alleine getrunken.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich mache seit November 2019 das kontrollierte Trinken. Ich trinke maximal 2 x im Monat zu geplanten Anlässen, maximal 0,33 l Bier pro 1,5 Stunden oder 1 Glas Wein/Sekt (0,1 L) pro 1,5 Stunden.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
An Ostern mit meiner Familie, 2x 0,33l Bier.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Ja
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich über meine Möglichkeiten auch im Hinblick auf die MPU informiert und tat mich schwer, mit 25 bzw. 26 die Entscheidung zu treffen, lebenslang keinen Alkohol mehr zu trinken. Ich habe auch früher viele Jahre lang „normalen Konsum“ betrieben, daher war ich mir ziemlich sicher, dass ich es schaffe, dauerhaft kontrolliert zu trinken. Das habe ich in den letzten 6-7 Monaten ausprobiert und die Zeit hat mir bestätigt, dass ich ohne Probleme kontrolliert trinken kann, dass es mir damit gut geht und es mir Freude bereitet, zu besonderen Anlässen mit Freunden oder der Familie anstoßen zu können.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich hatte in der Vergangenheit bis auf einen Kater nie negative Auswirkungen durch meinen Alkoholkonsum erlebt. Daher habe ich keinen Anlass gesehen, mein Trinkverhalten zu überdenken. Mir fehlte auch einfach das Problembewusstsein, dass ich heute habe.
Ich hätte auch nie gedacht, dass ich bei 2 Promille noch Fahrrad fahren kann, das hat mir zudenken gegeben. Zudem hat mich das ganze Verfahren natürlich belastet, Strafanzeige, Führerschein weg, MPU etc. Mein Alkoholmissbrauch hat einfach extreme negative Konsequenzen nach sich gezogen. Auch ist mir bewusst geworden, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sowas passiert, da ich schon häufiger in dem Zustand Fahrrad gefahren bin.