TF Fahrrad 2,05‰

Radelm

Benutzer
Hallo zusammen,

ich bin vor zwei Wochen mit dem Fahrrad nach einer Feier angehalten worden. Ich war absolut auffällig (Schlangenlinien) und - im Nachhinein auch aus meiner Sicht - nicht mehr fahrtauglich. Da ich nicht freiwillig pusten wollte, wurde ich mit zur Dienststelle genommen, wo mir Blut abgenommen wurde. Ergebnis: 2,05‰
Heute habe ich den Anhörungsbogen der örtlichen Dienststelle erhalten.

Zu welchem weiteren Vorgehen ratet ihr mir?

Ich stelle mich auf eine MPU ein und will versuchen den Termin so lange wie möglich hinauszuzögern. Ich sehe meinen Fehler ein und will es auch als Chance für mich und mein weiteres alkoholfreies Leben nu

Mein Plan bisher: AB (mindestes 6, besser 12) belegt mit Haaranalysen, Suchberatungsstelle, Forum :) , VP oder Vorbereitungskurs

Schon jetzt vielen Dank für Eure Unterstützung!

Viele Grüße!

FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 1,79
Gewicht: 98kg
Alter: 30

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 09.10.21
BAK: 2,05
Trinkbeginn: 20:00 Uhr
Trinkende: 02:30Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: ca. 04:00Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: Ja
Strafbefehl schon bekommen: Nein
Dauer der Sperrfrist: 0

Führerschein
Hab ich noch: Ja
Hab ich abgegeben: Nein
Hab ich neu beantragt: Nein
Habe noch keinen gemacht: Nein

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: keine
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): noch unbekannt

Bundesland:
Schleswig-Holstein

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Nein
Ich lebe abstinent seit: 09.10.21

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: geplant
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?: nein

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: bisher keine

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung:


Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: 0

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Andi18

MPU Profi
Willkommen hier im Forum.
Finde es sehr beeindruckend in welch kurzer Zeit Du die Thematik schon verinnerlicht hast.
Hier in Kürze meine Meinung:

Heute habe ich den Anhörungsbogen der örtlichen Dienststelle erhalten.
Diesen nicht beantworten, nichts zugeben und jegliche Aussage am Besten verweigern. Verweise auf den Anwalt, welcher Akteneinsicht beantragen wird.
Jedwede Aussage wirkt eher kontraproduktiv und niemals begünstigend, auch wenn es Dir versucht wird einzureden.
Die Herren der Exekutive sind nicht Dein "Freund und Helfer".

Ich stelle mich auf eine MPU ein und will versuchen den Termin so lange wie möglich hinauszuzögern.
leider ist nicht vorhersehbar, wie sich die Fsst meldet. Bei den letztem Fall "Dylan" hier im Forum, hat die Fsst das Strafverfahren nicht abgewartet. Lies mal diesen Thread.
Wie auch immer empfehle ich Dir einen RA zu suchen. Dieser kann dann Einspruch gegen den StB legen, evtl. eine Einstellung des Verfahrens gegen Auflage erreichen (somit hättest eine weiße Weste was Strafrecht angeht). Hier noch kurzer Lesestoff zum Sonderfall Fahrrad

Mein Plan bisher: AB (mindestes 6, besser 12) belegt mit Haaranalysen,
das klingt plausibel. Frage ist halt ob mit 30 Jahren das wirklich realistisch ist. Bei Deinen Parametern wäre KT ebenfalls möglich, hierzu bräuchtest dann keine forensischen Belege..
Aber 6 Monate Verhaltensänderung mußt in beiden Fällen erreichen. So oder so ist es am Allerbesten den Konsum auszusetzen, bis weißt was Sache ist. Parallel kannst Dir bereits ein zertifiziertes Labor suchen. Die Preisunterschiede sind gewaltig. Am Besten direkt ein Labor aufsuchen und keinen Vermittler.
Suchberatungsstelle, Forum :) , VP oder Vorbereitungskurs
Ist Geschmacksfrage, wo Du Dich am Wohlsten fühlst. Suchtberatungsstelle haben in aller Regel nicht den MPU Schwerpunkt.
Vorbereitungskurs wird meistens vom Tüv angeboten, hoher Pauschalpreis mit fragwürdiger Qualität.
Ebenso könntest bei karitativen Einrichtungen (Diakonie, Caritas etc.) nachfragen, sowie auch VPs. Erstgespräche sind idR kostenlos. Bezahlt wird die Beratung dann ansonsten stundenweise.
Beim Tüv i.ü, gibts eine kostenlose Web-MPU-Info, welche ich Dir ebfs empfehle.
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Chance für mich und mein weiteres alkoholfreies Leben
Dein Alter spricht eigentlich dagegen, für den Gutachter wird das schwer zu vermitteln sein.

Daher gebe ich dir die Links auf der Basis von KT ... AB wäre ja ableitend ...

MPU ... abc Teil 1 Ablauf der MPU
MPU ... abc Teil 2 Vorbereitung auf die MPU
MPU ... abc Teil 3 Umgang mit dem Gutachten

FAQ-Reaktionstest-Leistungstest

Unterlagen für die Neuerteilung

Die Regeln des KT
Kontrolliertes Trinken - Die Erklärung

KT mit EtG-Screenings

Wichtige Abkürzungen im Forum
 
Sollte AB absolut sicher als Strategie gewählt werden, wäre mE zu überlegen, ob sich nicht Urinproben anstelle von Haaranalysen eher lohnen würden. Vorteil: Bei HA wird gerne eine Wartezeit von vier, manchmal auch sechs Wochen empfohlen. Konkret hängt das wohl auch von deinem Haarwachstum ab. Bei Urinproben hättest du diese Wartezeit nicht. Nachteil: Du kannst nicht auf KT wechseln, Urinproben kennen nur Schwarz und Weiß.
Solltest du Pech haben und die FSST den Strafprozess nicht abwarten, dann bist du letztlich vom Gutdünken der FSST abhängig, die ggf. deine Frist zur Einreichung des MPU-Gutachtens verlängern wird. Hier kann ein laufender Abstinenznachweis durchaus überzeugend wirken (in meinem Fall war das so), schließlich wird angenommen, dass du mit deinem Trinkverhalten eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellst, und wenn du glaubhaft machen kannst aktuell nichts zu trinken (oder kontrolliert zu trinken), dann spricht das zunächst mal für dich. Freilich hängt das am Ende immer von der FSST, der Laune des Sachbearbeiters und zahlreichen anderen Parametern ab...
 

Radelm

Benutzer
Vielen Dank schon mal für die hilfreichen Rückmeldungen!

Ihr seid also nach derzeitigen Angaben der Meinung, dass ich mit KT besser und vielleicht sicherer unterwegs sein würde? Ich hätte bei meiner BAK gedacht, dass AB auch verlangt werden würde. Das kann ich am besten aber auch noch im Gespräch mit einem VP klären, wenn ich mich richtig informiert habe?

Ich werde auch kein Problem mit KT haben. Aktuell ist mir allerdings auch absolut die Lust nach Alk vergangen. In den nächsten Monaten stehen noch diverse Anlässe (Hochzeit etc.) an, die ich natürlich auch besuchen werde, aber ohne Alk zu konsumieren. Macht es Sinn im Trinkkalender trotzdem bei einigen Anlässen Konsum einzutragen?

Als erstes werde ich jetzt an einer Info-Veranstaltung teilnehmen. Anschließend werde ich mich mal einen VP wenden. Ich werde mich außerdem am Wochenende schon mal mit dem Fragebogen auseinandersetzen und einfach mal ausfüllen - ohne jegliche Vorbereitung. Ich freue mich dann auf Rückmeldungen und denke, dass mit mehr und mehr Vorbereitung meine Motive und mein zukünftiges Verhalten klarer werden.

Ich habe schon jetzt das Gefühl, dass mir dieses Forum sehr sehr helfen wird die Prozedur zu überstehen!
 

Andi18

MPU Profi
Ihr seid also nach derzeitigen Angaben der Meinung, dass ich mit KT besser und vielleicht sicherer unterwegs sein würde? Ich hätte bei meiner BAK gedacht, dass AB auch verlangt werden würde. Das kann ich am besten aber auch noch im Gespräch mit einem VP klären, wenn ich mich richtig informiert habe?
lt den Parametern hast sicher die Voraussetzungen für KT. Wenn das innere Motiv erkannt hast und damit die Hintergründe, kann sich natürlich herausstellen, daß KT vlt nicht zutreffend ist, v.a. wenn die Trinkmotive entsprechend lange zurückreichen (also ca >3 Jahre)
Ich werde auch kein Problem mit KT haben. Aktuell ist mir allerdings auch absolut die Lust nach Alk vergangen. In den nächsten Monaten stehen noch diverse Anlässe (Hochzeit etc.) an, die ich natürlich auch besuchen werde, aber ohne Alk zu konsumieren. Macht es Sinn im Trinkkalender trotzdem bei einigen Anlässen Konsum einzutragen?
es macht sicherlich Sinn den Alk auszusetzen, bis die obere Frage geklärt ist und Du Dir sicher bist.
Ansonsten um das objektiv zu betrachten, ist doch KT einzig Mittel zum Zweck. Soll heißen die Mpu kostengünstig abgewickelt zu bekommen. Wenn KT richtig gelebt wird, dann ist vom Konsumverhalten es verdammt nahe zu AB. Für mich eigentlich Wortklauberei.
Als erstes werde ich jetzt an einer Info-Veranstaltung teilnehmen. Anschließend werde ich mich mal einen VP wenden. Ich werde mich außerdem am Wochenende schon mal mit dem Fragebogen auseinandersetzen und einfach mal ausfüllen - ohne jegliche Vorbereitung. Ich freue mich dann auf Rückmeldungen und denke, dass mit mehr und mehr Vorbereitung meine Motive und mein zukünftiges Verhalten klarer werden.
Erstgespräche sind sehr sinnvoll. Lies Dir auch hier andere FBs durch. Die Neuesten sind von Rad-Delinquenten..
Mit dem FB zu beginnen ist sicherlich gut, v.a. die Fakten zu übertragen. Hier posten würde ich diesen allerdings dann erst, wenn die Vorbereitung etwas weiter fortgeschritten ist. Schließlich stellt der FB das Ergebnis der Vorbereitung dar, dieser spiegelt im Gesamten Dein gesamtes Konzept wieder. Wenn zwischendurch Fragen zu einzelnen Themen hast, werden die hier sicher beantwortet.
Ich habe schon jetzt das Gefühl, dass mir dieses Forum sehr sehr helfen wird die Prozedur zu überstehen!
absolut. Meiner Meinung nach findet hier im Forum die "Vollendung" statt. V.a. mit sehr "praxiserfahrenen" Kollegen.
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Macht es Sinn im Trinkkalender trotzdem bei einigen Anlässen Konsum einzutragen?
Wenn du dich für KT entschieden hast ja. (Maximal 3TE/Trinkanlass)
dass AB auch verlangt werden würde. Das kann ich am besten aber auch noch im Gespräch mit einem VP klären
Ich bezweifle mal, dass hier eine AB gefordert wird. Die 2,05‰ in Konstellation mit deinem Alter, sind noch kein Beinbruch. Positiv ist noch zu beurteilen, dass du in diesem Bereich mit "Schlangenlinien" gefahren bist ... du deine Trinkgrenze eigentlich so ziemlich erreicht hast.
Vermutlich lässt sich das noch besser beurteilen, wenn wir deine Trinkmotive kennen.

Bevor du dich an deinen FB setzt, vorab ein paar "gute FB" zu deinem Thema lesen.
 

Radelm

Benutzer
Hallo zusammen,
heute hatte ich den Strafbefehl im Briefkasten.

03:20 Uhr angehalten. 04:30Uhr Blutabnahme.

15 Tagessätze zu je 20€. Insgesamt ca. 560€. Da komme ich relativ gut bei weg, denke ich. Mehr Geld für die Aufarbeitung. :)

Im Schreiben steht, dass ich die Strafe auch in monatlichen Teilbeträgen zu je 50€, beginnend am 05. des Folgemonats zahlen kann.
Heißt das, dass ich keine Ratenzahlung beantragen müsste? Um das Ganze so lange, wie möglich hinauszuzögern, sollte ich am besten noch Einspruch einlegen, richtig?
 

Andi18

MPU Profi
Da bist mal wirklich günstig weg gekommen.
zum Faktor Zeit ist es nicht sicher gestellt, dass die Fsst den Ausgang abwartet, aber versuchen solltest es.
D.h Du hast jetzt 14 Tage Zeit Einspruch einzulegen. Diesen kannst am Tag vor dem GT noch zurück ziehen.
Wenn es dann so kommt, dann ggfs tatsächlich die Strafe in Raten bezahlen. Damit solltest die 6 Monate mindestens gut erreichen. Mich hatten die Aussagen im anderen Thread zur Ratenzahlung auch irritiert. Ich hätte auch nix beantragen müssen, wurde mir genauso standardisiert angeboten. Scheint mir sogar ein normierter Ablauf zu sein.
Aber bespreche das doch mit dem RA.
 

Radelm

Benutzer
Danke, das werde ich so machen.

Ich habe noch eine Frage zu den HA. Die erste mache ich nach 3,5 - 4 Monaten. Mache ich dann die zweite nach 6 Monaten nach der TF oder nach 3 Monaten nach der zweiten Analyse? Die Antwort auf diese Frage habe ich bisher nicht finden können.
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Mache ich dann die zweite nach 6 Monaten nach der TF oder nach 3 Monaten nach der zweiten Analyse?
Mit deiner TF hat das überhaupt nichts zu tun.
Lückenlos erfolgt deine zweite Analyse nicht später als drei Monate nach deiner ersten Analyse.
 

Radelm

Benutzer
Hallo liebe Community,
ich befinde mich noch in der Vorbereitung mit meinem VP und suche eine Möglichkeit meine Trinkmengen der letzten Jahre aufzuzeichnen. Habt ihr hier vielleicht ein Beispiel oder sogar eine Vorlage für mich?

Ich habe mittlerweile auch die Aufdorderung zur Vorlage eines Gutachtens bis 31.08. erhalten. Das wären dann fast 11 Monate. Ich werde noch versuchen einen weitern Monat rauszuholen, dann hätte ich nahezu die 12 Monate voll. Ich kann dann aber wohl nur mit 3 Haaranalysen an den Start gehen. Ist das problematisch?
Ich habe zu den HA auch noch eine Frage:
Ich konnte die zweite Haarprobe erst 3 Monate und 2 Wochen nach der ersten HA abgeben, weil ich Corona hatte. Warte ich jetzt wieder drei Monate oder 2,5 Monate bis zur dritten HA?
Vermutlich mach ich mir da zu viele Gedanken drum, aber ich will nichts vergessen. :)

In den nächsten Tagen/Wochen würde ich dann gerne auch noch mit Euch meinen Fragebogen durcharbeiten und würde mich sehr über Euer Feedback freuen!

Liebe Grüße
 

Andi18

MPU Profi
ich befinde mich noch in der Vorbereitung mit meinem VP und suche eine Möglichkeit meine Trinkmengen der letzten Jahre aufzuzeichnen. Habt ihr hier vielleicht ein Beispiel oder sogar eine Vorlage für mich?
Vorlage, was meinst da genau?
Wenn Du Dich an den großen FB ranmachst, kommst mehr oder minder automatisch drauf.
Berechne zuerst die Trinkmenge am Tag der TF, parallel solltest zwischenzeitlich das innere Motiv ergründet haben.
Wenn das weißt, kannst so die Trinkhistorie fast automatisch ableiten. Orientierung noch an anderen FBs ist ebfs sinnig.
Ich habe mittlerweile auch die Aufdorderung zur Vorlage eines Gutachtens bis 31.08. erhalten. Das wären dann fast 11 Monate. Ich werde noch versuchen einen weitern Monat rauszuholen, dann hätte ich nahezu die 12 Monate voll. Ich kann dann aber wohl nur mit 3 Haaranalysen an den Start gehen. Ist das problematisch?
Vermutlich wird's unproblematisch sein, die Frist um 1-2 Monate verlängert zu bekommen. Sobald die Fsst merkt, daß Du an der Aufarbeitung dran bist, ebfs abstinent lebst, ist es doch nur menschlich entsprechend kulant zu sein.
Sicher, man weiß es nicht, aber sehr wahrscheinlich. Ich denke es gibt Dir selbst dann auch Sicherheit die 4 HAs dabei zu haben, welche wahrscheinlich auch günstiger sind, als wenn die 4. HA beim MPI erstellst. Dann würde auch die Wartezeit dafür wegfallen..
Ich habe zu den HA auch noch eine Frage:
Ich konnte die zweite Haarprobe erst 3 Monate und 2 Wochen nach der ersten HA abgeben, weil ich Corona hatte. Warte ich jetzt wieder drei Monate oder 2,5 Monate bis zur dritten HA?
es gilt, daß der Abstand zwischen den HAs ziemlich genau 3 Monate betragen soll. 2 Wochen Toleranz sind unproblematisch. Folglich solltest dann 3 Monate nach der 2. HA die Dritte erstellen lassen. Nur dann gilt es als lückenlos.
Vermutlich mach ich mir da zu viele Gedanken drum, aber ich will nichts vergessen.
Kopf hoch und ruhig bleiben, das ist normal.
In den nächsten Tagen/Wochen würde ich dann gerne auch noch mit Euch meinen Fragebogen durcharbeiten und würde mich sehr über Euer Feedback freuen!
:smiley711:
 

Radelm

Benutzer
Hallo zusammen,

hier mein Fragebogen. Es kann sein, dass einige Sachen nicht ganz stimmig sind, da ich noch mal die Strategie von AB zu KT gewechselt habe. Ich bedanke mich freue mich auf Euer Feedback!

FRAGEBOGEN

Tathergang


1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Ich bin am 08.10. (Tag vor der Nacht der TF) morgens gegen 05:30Uhr aufgestanden und zur Arbeit gefahren. Nach einem durchwachsenen Arbeitstag, bin ich gegen 17Uhr nach Hause gekommen. Am Abend war ich mit zwei Freunden verabredet, um in den nächstgelegenen Dorf ein Fussballspiel des lokalen Fußballvereins zu schauen. Ich fuhr gegen 19:15Uhr mit dem Fahrrad zu meinem Freund, damit wir gemeinsam zum Sportplatz fahren konnten. Gegen 19:45Uhr sind wir am Sportplatz angekommen, wo dann wenig später auch mein zweiter Freund eintraf. Das Spiel begann um 20Uhr. Zum Start des Spiels tranken wir ein Carlsberg 0,33l. Das Spiel nahm seinen Lauf und unsere Mannschaft schoss ein Tor nach dem anderen. So tranken wir auch noch weitere Biere. Am Ende des Spiels stand es dann 7:2 und wir feierten den Sieg mit der Mannschaft und tranken noch einige Biere, sodass ich hier schon 10 Bier trank. Anschließend zogen wir gegen 23:00Uhr gemeinsam weiter in die Dorfkneipe. Dort tranken wir noch weitere Korn-Cola und Schnäpse. Ich beschloss gegen 3:00 Uhr dann die Heimreise anzutreten. Da ich mit meinem Fahrrad vor Ort war und es nicht stehen lassen wollte (für mich ein teures Rad) wollte ich es mit nach Hause nehmen. Ich schob das Fahrrad dann erst ein kleines Stück, stieg dann aber auf, weil ich mir kalt war und ich schnell nach Hause wollte. Ich war der Überzeugung noch sicher nach Hause zu kommen. Ca. 2km vor meinem zu Hause wurde ich um 03:20Uhr dann von der Polizei angehalten, die mir mitteilten, dass sie von einem Zeugen informiert wurden, dass ich Schlangenlinien fahre. Zudem lag mein Fahrrad auf dem Grünstreifen und ich stand daneben. Die Polizei fragte, ob ich bereit sei mich einem freiwilligen Atemalkoholtest zu unterziehen, was ich aber verweigerte in der Hoffnung, dass die Polizei mich einfach nach hause schieben lässt. Der Polizist ordnete daraufhin eine Blutentnahme an, mein Fahrrad wurde angeschlossen und sie nahmen mich mit auf die Wache. Hier musste ich dann warten bis der Arzt kam. Als der Arzt gegen 04:30Uhr eintraf, wurde mir gegen Blut abgenommen und ich machte ein paar Tests. Anschließend wurde mir ein Taxi gerufen und ich wurde entlassen. Ich fuhr mit dem Taxi zu meinem Fahrrad, was ich dann nach Hause schob.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Genau dokumentiert habe ich meinen Konsum an dem Abend nicht, aber aus meiner Erinnerung und nach Berechnung komme ich auf folgende Mengen:

10x Bier 0,33l 5% (Fußballspiel zwischen 20:00 und 23:00)

6x 4cl Korn 32%

5x 4cl Jägermeister 35% (Korn und Jägermeister ca. zwischen 23:00 und 03:00Uhr)

(Damit komme ich auf ca 2,15%.)


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Nach ca. 3,5km wurde ich angehalten, ich wollte noch weitere 1,5 km fahren. Aufgefallen bin ich schon zuvor, da ich aufgrund meiner Fahrweise bei der Polizei durch einen Zeugen gemeldet wurde.


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Ja, ich war der Meinung, dass ich noch fahren könnte. Ich war der Auffassung, dass ich noch sicher nach Hause komme und niemanden gefährde.


5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich habe die Fahrt nicht vermeiden wollen.


6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein.


7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ich bin bereits mehrfach angetrunken Fahrrad gefahren. Bereits vor meinem Abitur bin ich gemeinsam mit Freunden mit dem Fahrrad zu Parties gefahren und auch alkoholisiert wieder nach Hause. Insgesamt bin ich bestimmt über 100mal betrunken Fahrrad gefahren.

Mit dem Auto bin ich nie am Abend eines Alkoholkonsums gefahren. Hier gilt für mich persönlich schon immer eine 0,0%-Grenzen. Allerdings habe ich früher mein Auto häufig vor Ort stehen gelassen, wenn ich getrunken habe und musste es am nächsten Tag abholen. Hier habe ich zwar stets darauf geachtet, dass ich nicht direkt nach dem Aufstehen das

Auto abhole, aber während der Aufarbeitung meiner TF ist mir erst richtig bewusst geworden, dass ich sehr wahrscheinlich, insbesondere in den letzten Wochen/Monaten vor meiner TF auch hier mit Restalkohol am Straßenverkehr teilgenommen habe, weil ich nie einen Alkoholtest vor Fahrtantritt gemacht habe.


Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Meine ersten Erinnerungen an Kontakt mit Alkohol habe ich in meiner Kindheit. Wenn meine Familie essen war, z.B. beim Griechen, gab es immer einen Ouzo. Ich bekam statt Ouzo etwas süßes oder es gab einen „Kinderschnaps“. Hier ist mir Alkohol bzw. dass Erwachsene Alkohol trinken das erste mal bewusst aufgefallen.

Das erste mal Alkohol getrunken habe ich auf einer Geburtstagsfeier mit 15 Jahren. Hier habe ich 2 Becks Green Lemon getrunken und war dadurch schon angeheitert.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ich habe unregelmäßig Alkohol getrunken.
Das erste mal Alkohol getrunken habe ich im Alter von 15 Jahren auf einer Geburtstagsparty. Danach immer wieder vereinzelt auf Geburtstagsparties. Hier waren es immer wieder Biermischgetränke. Später dann auch "normales" Bier, das war mir aber zu herb. Hier habe ich ca. 1-2x im Monat auf Parties Alkohol getrunken.

Mit 17/18 Jahren habe ich ein Jahr im Ausland verbracht, wo es sehr sehr selten Alkohol gab (sehr teuer) und dann meistens nur Bier, wenn gefeiert wurde. Hier habe ich einmal im Monat etwas getrunken und dann ca. 2x0,33L Bier.

Als ich wieder zurück war, war ich wieder an 1-2 Wochenenden im Monat mit Freunden feiern. Hier waren die Mengen dann Während der Abiturphase habe ich gar kein Alkohol getrunken, weil ich mich auf die Vorbereitung und Prüfung konzentriert habe. Nach dem bestandenen Abitur haben wir aber natürlich einige Wochen an den Wochenenden ausgiebig gefeiert. Ich habe dann ein Studium angefangen und bin ich eine andere Stadt gezogen, wo ich niemanden kannte. Hier habe ich anfangs auch sehr wenig getrunken, max. 1-2 Bier alle zwei Wochen. Zum Ende des ersten Semesters kannte ich meine Kommilitonen aber schon besser und wir sind auch 1-2 mal im Monat feiern gegangen. In den folgenden Semestern dann auch immer häufiger. Im letzten Semester waren wir dann fast jedes Wochenende unterwegs. Hier habe ich meine hohe Alkoholtoleranz entwickelt.

Nach dem Studium musste ich mich dann erstmal in meinem Job zurechtfinden und habe wieder weniger gefeiert getrunken, weil ich an den Abenden am Wochenende sehr müde war, da ich teilweise schon in der Woche morgens um 6 auf der Arbeit sein musste. Dementsprechend bin ich nur gelegentlich zu besonderen Anlässen, z.B. Geburtstagen, richtig feiern gegangen, ca. 1x im Monat. Zu dieser Zeit war ich außerdem sportlich auch sehr aktiv, sodass ich seltener auf Feiern war.

Später bin ich dann mit meiner damaligen Freundin zusammengezogen. Auch weil Freundin nicht so gerne gefeiert und kaum getrunken hat, waren wir höchstens einmal im Monat unterwegs und haben auch nur wenig getrunken. Als die Beziehung dann in die Brüche ging, hatte ich auch wieder mehr Zeit für Freunde und Veranstaltungen. Ich habe wieder mehr an Wochenenden mit Freunden unternommen und wieder mehr und häufiger getrunken (ca. 2 mal im Monat). Ich habe dann auch schnell eine neue Freundin kennengelernt und wir waren an den Wochenenden häufiger unterwegs, da wir einen ähnlichen Freundeskreis hatten. 2019 haben wir uns ein Haus gekauft und sind Anfang 2020 dort eingezogen. Während der Renovierungsarbeiten haben wir nicht getrunken oder gefeiert. Erst als wir eingezogen waren, waren wir auch wieder häufiger unterwegs bei Freunden. Ca. 2 mal im Monat. Ich habe dann einen neuen Job mit Führungsaufgaben angetreten, der sehr stressig war. An den Wochenenden habe ich dann versucht Ausgleich bei Kneipen-Besuchen mit Freunden und Parties zu finden, soweit das möglich war. Als die Corona-Beschränkungen weitestgehend aufgehoben wurden, wurden sämtliche feiern nachgeholt und ausgiebig gefeiert. Hinzu kam noch, dass ich meine privaten Projekte im Haus nicht umsetzen konnte, weil Baumaterial nicht verfügbar oder sehr teuer war. In den letzten Monaten vor der TF war ich dann fast jedes zweite Wochenende, teilweise auch dreimal im Monat unterwegs und habe viel getrunken.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Im Alter 16-17: 1-2 im Monat 2 x 0,33 Bier-Mix-Getränke

Im Alter von 18: max. 1 im Monat, 2x 0,33 Bier (Auslandsaufenthalt) (hohe Preise, wenig Geld)

Alter 18-21: unregelmäßig 1-3 im Monat, 4x 0,33 Bier + 2 Jägermeister je 2cl

Alter 21-24 (Studium): 2 mal im Monat, 3-4 0,33 L Bier + 2-3 Jägermeister 2cl

24-27 (Berufseinstieg/häufige Job-Wechsel): max 1x pro Monat zu besonderen Anlässen, 3x 0,33l Bier.

28-30: wieder steigernd von 1x pro Monat - zuletzt 3x pro Monat Höchstmenge 9x0,33l Bier + 5x 4cl Korn mit Cola + 7x 4cl Jägermeister

Insbesondere hat sich mein Alkoholkonsum in den letzt 15 Monaten vor meiner TF massiv gesteigert.
--> Trinkdiagram


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Auf privaten feiern, in Kneipen oder Discotheken mit Freunden. Ausschließlich in Gesellschaft.


12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Äußere Motive


Auf Parties bzw. Feiern ist es Gang und Gebe, dass Alkohol getrunken wird. Ich gehörte bis zur TF auch zu dem Kreis, der gerne mit seinen Freunden in Gesellschaft und als Kommunikationsöffner ein Bier getrunken hat. Zudem war es ganz normal in meinem Freundeskreis, dass viel Alkohol getrunken wurde. Gerade bei Feiern auf dem Dorf war ich immer in Kreisen unterwegs, bei denen mehr als normal getrunken wurde. Ich gehörte zwar, abgesehen von den letzten 15 Monaten vor der TF, nicht zu denjenigen, die bis zur Besinnungslosigkeit tranken, aber bei meinen Freunden kam dies nicht selten vor. Auch beim Familientreffen gehörte starker Alkoholkonsum dazu. Beim Alkoholkonsum wurde häufig auch intensiv über Themen diskutiert und viel gelacht, er war für mich also auch ein Kommunikationsöffner. Der Alkohol hat die Laune angehoben, die Feiern waren ausgelassener und witziger.

Innere Motive

In Zusammenarbeit mit meinem VP, habe ich meine inneren Motive ergründet. Ich kann diese nun bis auf meine Kindheit zurückführen:

Meine Mutter schied sich von ihrem Ehemann als ich vier Jahre alt war und arbeitete sehr viel (teilweise bis zu 3 Jobs), um mich und meine Schwester ernähren zu können. Ich lernte daher schon sehr früh selbstständig zu sein und mich selbst zu versorgen. So habe ich mir u.a. viele Fähigkeiten, wie kochen oder putzen, selbst angeeignet. Um meiner Mutter den Rücken freizuhalten und nicht weiter zur Last zu fallen, habe ich mir einen innerlichen Schutzmechanismus entwickelt, der es mir verbat meine emotionen und Gefühle zu zeigen, damit meine Mutter keine zusätzlichen Sorgen mit mir hatte. Zudem habe ich durch diese frühen Erfahrungen eine "Kämpfernatur" entwickelt. Ich kämpfte mich durch alle Themen überwiegend alleine durch, weil ich nicht gelernt habe, Hilfe in Anspruch zu nehmen bzw. habe selten Hilfe erhalten, weil meine Mutter wenig für mich da war. Diesen Schutzmechanismus habe ich auch in meinem Erwachsenenalter noch immer beibehalten. Ich habe meine Gefühle und Emotionen vermeindlich besser selbst verarbeiten können, was aber insebsondere rückblickend auf die letzten beiden Jahre vor der TF dazuführte, dass ich viele negative Gefühle und Ereignisse an den Wochenenden auf Parties oder mit Freunden vergessen wollte.

Diese negativen Emotionen etstanden zuletzt überwiegend durch meinen Stress im Job. Ich bin im Unternehmen ziemlich schnell und zügig aufgestiegen und hatte fast alle zwei Jahre einen höherwertigen Job. Damit stiegen aber auch die Anforderungen und Herausforderungen, durch die ich mich alleine kämpfen musste, was mir zwar auch viel Spaß macht aber teilweise auch eine große Bürde darstellte. Für meine neuen Jobs gab es keine Einweisung oder Übergabe, sodass ich mir alles selbst aneignen musste. 2020 übernahm ich eine Führungsposition und war auf einmal Chef von über 400 Mitarbeitern. Ich war der Meinung, dass ich alle Themen in der Hand haben müsste und habe die volle Verantwortung an mich gezogen, damit ich vermeindlich alle Mitarbeitern und Vorgesetzten zufriedenstellen kann.

Insbesondere bei meinem letzten Job hatte ich niemanden, mit dem ich mich auf gleicher Ebene austauschen konnte. Ich hatte nur mir unterstellte Mitarbeiter vor Ort und keinen direkten Kollegen, mit dem ich über Führungsthemen usw. reden konnte. Die Corona-Maßnahmen machten den Einstieg in meinen neuen Job nicht leichter. Kollegen mit denen ich auf der gleichen Ebene stand habe ich überhaupt nicht gesehen und auch teilweise nicht mal kennengelernt. Mein Vorgesetzter war leider auch niemand mit dem ich als vertrauensperson gut sprechen konnte.

So nahm ich meine negativen Erfahrungen Tag für Tag mit nach Hause und versuchte sie selbst zu verarbeiten. Meine Lebenspartnerin wollte ich auch nicht mit meinen Themen belasten, auch weil ich der Meinung war, dass sie das so oder so nicht verstehen wird, weil sie ja gar nicht wisse, wie es bei mir auf der Arbeit aussieht. Zudem wollte ich ihr nicht mit meinen Problemen auf die Nerven gehen. Auch war ich der Meinung, dass ich keine Hilfe brauche um meine Probleme aufzuarbeiten. Getreu dem Motto: "Da beisse ich mich alleine durch!"

In Wochen in denen ich teilweise bis zu 70 Stunden arbeitetete hatte ich dann auch keine Möglichkeit privat einen Ausgleich zu finden. Ich kam erschöpft von der Arbeit nach Hause und begab mich aufs Sofa oder ging ins Bett, um für den nächsten Arbeitstag wieder fit zu sein und volle Leistung zu bringen. Es blieb also keine Zeit für private Kontakte oder Freizeitbeschäftigungen. Diesen fehlenden Ausgleich bzw. die Entlastung versuchte ich mir dann zuletzt auf Feiern und beim Trinken zu holen.

In der Woche vor meiner TF kam dann noch ein besonders belastendes Ereignis auf. Einer meiner Mitarbeiter hatte einen schweren Verkehrsunfall, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Er wurde angefahren und musste mit dem Hubschrauber ins Krankhaus transportiert werden. Ich war nahezu die ganze Woche damit beschäftigt, Kontakt zu Angehörigen herzustellen und ein gutes Bild für das Unternehmen abzugeben. Damit wurde ich aber auch alleine gelassen. Mein Vorgestzter hat sich zwar interessiert, aber hat keinerlei Unterstützung angeboten. Das hat mich sehr belastet und ich hatte niemanden mit dem ich micht wirklich darüber austauschen konnte und wollte, weil ich mir die Belastung auch nicht eingestehen wollte.

Zusätzlich erwschwerend hinzu kam dann auch noch die Corona-Situation in vollem Maße. Wir haben uns Ende 2020 eine Immobilie gekauft und hatten geplant umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchzuführen bzw. durchführen zu lassen. Durch Corona stiegen dann aber die Preise für Baumaterialien ins unermessliche und Handwerker wtc. waren auch nicht zu bekommen. Das belastete mich zu teilen sehr, da ich zumindest einen groben Plan im Kopf hatte, wie weit ich kommen wollte.

Ebenso hatte ich die Hoffnung im Urlaub Entspannung zu finden. Das letze Mal im Urlaub waren wir 2019. Anschließend haben wir dann für das Haus gespart und sind erstmal nicht in den Urlaub gefahren. Als wir es uns dann wieder leisten konnten, kam Corona. Nach mehreren Versuchen Reisen zu buchen (Risikogebiete etc.) haben wir beschlossen erstmal keine Reiseunternehmenungen mehr zu planen und blieben zu Hause, was mir aber rückblickend keine Entspannung verschaffte.
 

Radelm

Benutzer
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol wurde ich ausgelassener, entspannter und hatte Spaß. Lockere Sprüche und Witze waren bei jeder Feier dabei. Konversationen über Politik oder gesellschaftliche Themen wurden locker aber intensiv geführt, der Alkohol hat hier die Diskussionsfreudigkeit im positiven angeregt. Allgemein herrschte in mir eine entspanntere Stimmung und ich hatte das Gefühl, dass mein Stress und Nöte nicht gegenwärtig waren. Ich habe dann gerne getanzt, gelacht und ausgelassen gefeiert.

Bei viel Alkohol wurde immer noch gescherzt, aber auf einem wesentlich niedrigeren Niveau. Die Konversationen wurden inhaltsleerer und lauter. Die Sprache wurde verwaschener und man hat sich nicht mehr über komplexere Themen unterhalten. Ich wurde dann irgendwann müde und träge.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Nein, die gab es nicht. In meinem Freundeskreis war mein Konsum „normal“. Auch Familie und Partnerin haben keine Bedenken geäußert. Auch der Fakt, dass ich nie aggressiv, laut oder unfreundlich war, haben daher keine Hinweise anderer hervorgerufen. Auch weil ich unter der Woche keinen Alkohol und nie alleine getrunken habe, hat mein Konsum keine Bedenken erweckt.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Auch, wenn ich am Vorabend unterwegs war und getrunken habe, bin ich meinen Verpflichtung stets nachgekommen. Ich habe keine Termine, wie Umzüge von Freunden o.ä. Verpasst. In solchen Fällen habe ich am Vorabend aber auch meist keinen oder nur sehr geringe Menge Alkohol getrunken.

Da ich unter der Woche keinen Alkohol getrunken habe, bin ich auch meinen beruflichen Verpflichtungen stets nachgekommen, war nie zu spät oder habe nie Termine verpasst.

In seltenen Fällen war ich aber sonntags nach Festen oder Feiern durch die langen Nächte unausgeruht und müde und habe den Tag dann nach dem Duschen auf dem Sofa verbracht.


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Ja, bis zu meiner TF bzw. kurz davor habe ich deutlich mehr Alkohol getrunken als heute, da ich erst eine 7-monatige Trinkpause eingelegt habe und nun kontrolliert trinke.

Die konsumierte Menge am Tag meiner TF war wahrscheinlich eine der höchsten, Lediglich an meinem 30. Geburtstag habe ich noch mehr Alkohol getrunken.


17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Nein.


18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Während meines Abiturs habe ich in der Vorbereitungs- und Prüfungsphase bewusst auf Alkohol verzichtet. Ebenso dann im Studium während der Klausurenphasen. Auch habe ich verzichtet, wenn ich wusste, dass wichtige Termine anstehen, auf die ich mich Vorbereiten musste. Ich habe aber nie verzichtet, weil ich mich durch den Alkohol schlecht oder leistungsgemindert gefühlt habe.


19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)


Ich habe mich nie in eine Kategorie eingestuft. Ich hielt meinen Alkoholkonsum meinem Alter und Umfeld entsprechend, da meine Freunde auch nicht weniger gefeiert oder getrunken haben. Ich hielt meinen Konsum für völlig normal. Ich habe auch nie intensiver über die konsumierten Mengen nachgedacht.

Rückwirkend mit meinem heutigen Wissen, würde ich aber sagen, dass ich Alkoholmissbrauch betrieben habe. Ich habe versucht meinen emotionalen Stress und meine beruflichen Sorgen an Wochenenden mit Alkoholkonsum zu mildern, zu verdrängen und gelassener zu werden. Ich war der Meinung, ich müsste meine fehlende Freizeit der Wochenende am Wochenende wieder aufholen und bis tief in die Nacht unterwegs sein. Zudem hatte ich keinerlei Ausgleich mehr, weil ich durch meinen Beruf und meine private Situation in den letzten beiden Jahren alles ausgesetzt hatte.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Nach einer 7-monatigen Trinkpause trinke ich nach Rücksprache mit meinem VP heute wieder kontrolliert Alkohol. Ich trinke Max. 1x pro Monat zu im Vorhinein beschlossenen Anlässen, wie z.B. einer Hochzeitsfeier oder einem runden Geburstag. Hier trinke ich dann max. zwei alkoholische Getränke, z.B. 1 Glas Sekt 0,1l zum Anstoßen und ein Bier oder Alster 0,33l mit einem zeitlichen Abstand von einer Stunde.


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Am 08.07.2022 (meine eigene Hochzeit). Ein Glas Sekt 0,1l und ein Bier zum Essen 0,33l.


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein. (geringe Alkoholmengen, Trinkgedächtnis (Substitut))


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Nach meiner TF hatte ich mich entschlossen voerst auf Alkohol zu verzichten. Ich habe dann nach gründlicher Aufarbeitung mit meinem VP beschlossen, dass ich kontrolliert Alkohol trinken sollte. Gerade in Hinblick auf mein Alter und meine relativ kurze und intensive Trinkphase von 15 Monaten, sah er nach Aufarbeitung meiner Motive sah er keinen Grund, warum ich zukünftig abstinent leben sollte.

Ich trinke heute aber deutlich seltener Alkohol und auch nur zu wirklich besonderen Anlässen, weil ich für mich selbst erkannt habe, dass ich Alkohol nicht mehr brauche um Spaß auf Parties zu haben oder meine Probleme zu bewältigen. Mit dem kontrollierten Trinken habe ich bisher sehr positive Erfahrungen sammeln können.

Ich habe Alkohol als Ausgleich und als Entlastung genutzt, was ich heute nicht mehr benötige, da ich meinen Fokus auf Hobbies lege, die mich wesentlich stärker entspannen und mir den Kopf frei machen. Heute trinke ich kontrolliert, weil ich bei bestimmten Anlässen nicht auf Bräuche, wie Anstoßen auf das Brautpaar, oder den Genuss, wie ein gutes Bier zum Essen, verzichten möchte.

Ich arbeite dennoch weiter daran mehr über meine Emotionen und Gefühle zu sprechen und keine Belastungen mehr mit mir herumzutragen.

Auch habe ich mittlerweile mehr Vorteile, wie z.B. einen deutlich besseren Schlaf, für mich entdeckt.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Ich habe meinen Konsum nie als bedenklich erachtet und war der Meinung, dass ich meinen Konsum unter Kontrolle habe, da ich nie unter der Woche getrunken habe und weil ich auch kein Problem hatte, phasenweise weniger zu trinken. Ich hatte keinerlei körperliches Verlangen. Hinzu kommt, dass ich keinerlei Termine verpasst habe oder meinen Verantwortungen nicht nachgekommen bin.

Ich bin erst durch die Trunkenheitsfahrt richtig wachgerüttelt worden. Ich hätte nicht nur mich, sondern auch andere in große Gefahr bringen können. Die Trunkenheitsfahrt hat mir nicht nur gezeigt, dass ich nicht nur an mich denken sollte, sondern hat mir auch klar gemacht, wie stark meine Alkoholgewöhnung bereits ist und dass mein Konsum die letzten beiden Jahre objektiv nicht als normal anzusehen war. Zudem habe ich durch die letzten Monate erst bewusst wahrgenommen, dass die Zeit ohne Alkohol den Effekt haben, den ich eigentlich durch den Alkoholkonsum erzielen wollte. Ich bin wesentlich ausgeglichener, kommunikativer, was Gefühle angeht und gehe zielgerichteter meine Probleme an.

Zudem habe ich jetzt auch wieder mehr Zeit genommen meinen Hobbies, wie Sport, und Interessen, wie Holzwerken und Bastelprojekte. Ich spiele wieder Golf und mache Kraftsport, außerdem bin ich viel mit dem Fahhrad unterwegs (diesmal nüchtern :))


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Nach meiner TF habe ich sofort aufgehört Alkohol zu trinken. Ich habe erst mit niemandem außer meiner Freundin darüber gesprochen. Ich habe mich aber sofort mit meinem Konsum und den Folgen konfrontiert. Anfangs habe ich mich massiv geschämt, wie ich noch auf das Fahrrad steigen konnte und habe nach Antworten gesucht. Ich habe in dieser Zeit eine emotional extrem schwierige Phase durchgemacht, weil meine Kämpfernatur in mir sofort versucht hat eine Lösung zu finden. Ich bin täglich an der Stelle vorbeigefahren, an der mich die Polizei angehalten hat, was mir täglich mein Handeln vor Augen geführt hat.

Wenig später habe ich dann aber in meinem besten Freund einen guten und vertrauten Gesprächspartner gefunden, der mich aufgemuntert hat und mit dem ich auch über meine privaten Sorgen sprechen konnte.

Ich habe dann auch zügig die Hilfe eines VP gesucht. Hier habe ich teilweise negative Erfahrungen mit Anbietern gemacht, dann aber doch einen VP in meiner Nähe gefunden dem ich mich anvertrauen konnte und der gut meine Motive mit mir aufgearbeitet hat.

In dieser Umstellungsphase habe ich Veranstaltungen bei denen Alkohol getrunken wird, erst gemieden. Es stand zum Beispiel ein Junggesellenabschied an, zu dem ich nur einen Tag tagsüber gefahren bin, weil ich wusste, dass hier übermäßig viel Alkohol konsumiert werden wird, abends bin ich dann wieder nach Hause gefahren. Hier hätte ich mich völlig deplatziert gefühlt und habe als Ausrede genutzt, dass ich arbeiten müsse.

Ich bin dann aber relativ schnell auch wieder zu Veranstaltungen mit Freunden gegangen, an denen auch getrunken wurde, weil ich mich auch mit dem Thema konfrontieren wollte als Teil meiner Aufarbeitung.

Hier wurde ich dann stets mit Sprüchen von Freunden konfrontiert, warum ich nichts trinke und ob alles in Ordnung mit mir sei. Alles eher im lustigen Rahmen. Ich habe die ersten Male behauptet, dass mir nicht nach Alkohol ist, später dann aber über die Trunkenheitsfahrt und meine Lage gesprochen und auch darüber, dass ich nicht mehr trinken will und das auch sehr positiv erlebe. Das wurde dann akzeptiert und es galt sogar als Gesprächsstoff und hat einige Freunde auch zum Nachdenken angeregt. Auch hat sich herausgestellt, dass ich nicht der erste im Bekanntenkreis bin, der eine TF begangen hat. Hier kam ich sehr schnell mit den Betroffenen ins Gespräch, was mir wieder mehr Mut und Sicherheit gab.

Ich habe allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass einige Freunde kein Verständnis aufgebracht haben bzw. nicht aufgehört haben mich überzeugen zu wollen. Diese „Freunde“ meide ich mittlerweile. In dieser Umstellungsphase hat mir der Alkohol nicht gefehlt. Anfangs war ich etwas bedrückt, weil mir der vermeintliche Spaß und die vermeintliche Entspannung durch den Alkohol an den Abenden doch fehlte, aber habe schnell gemerkt, dass, wenn man nur zu ausgewählten Veranstaltungen geht, wesentlich mehr Gesprächsstoff hat, weil man sich auch seltener sieht. Zudem stellte ich fest, dass ich mindestens genau so viel Spaß an den Abenden ohne Alkohol habe.

Hinzukommt, dass ich mittlerweile teilweise auch früher zu Hause bin, weil ich die Veranstaltungen meist dann verlasse, wenn die Gespräche inhaltsleerer oder die Witze nur noch wenig witzig werden, was mich wiederum ausgeschlafener und dadurch entspannter macht.

Nach der gründlichen Aufarbeitung mit Hilfe des VP, habe ich auch, auch nach Rücksprache mit dem VP und meinen Vertrauten, beschlossen, kontrolliert Alkohol zu trinken.

Nach dieser anspruchsvollen Zeit kann ich aber sagen, dass ich Veranstaltungen sogar deutlich mehr genieße und viele positive Erlebnisse durch den Verzicht auf Alkohol habe. So habe ich durch eines meiner Projekte einen alten Freund wiedergefunden, mit dem ich heute viel Zeit verbringe und mit dem ich mich auch gut über meine Emotionen und Probleme austauschen kann.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Da ich nie Verpflichtungen verpasst habe, gab es hier nach wie vor keine Probleme. Dadurch, dass ich nicht mehr trinke und auch seltener zu Veranstaltungen gehe, habe ich mehr Zeit für Sport, den ich nun wieder aufgenommen habe (ich gehe drei mal die Woche mit einem guten Freund ins Fitnesstudio) und andere Hobbies, wie bastel oder auch lesen. Ich fühle mich mittlerweile ohne Alkohol deutlich wohler, ausgeglichener und leistungsfähiger. Ich habe an dem Wochenenden mehr Zeit mich auszuruhen und starte dann auch entspannter in die neue Woche. Ich kann so auch die stressigen Situationen besser meistern, weil ich mich intensiver darauf konzentriere Lösungen zu finden. Zudem spreche ich auch offener über solche Situationen.

Ich habe mittlerweile mein Studium fast abgeschlossen, auch, weil ich gelernt habe, dass ich mir mehr Zeit für mich nehmen muss und niemandem etwas beweisen muss, in dem ich mich für meinen Beruf aufopfere.

Zudem habe ich meinen beruflichen Einsatzbereich nach einem Gespräch mit meinem Vorgesetzten gewechselt, weil mich der alte Bereich durch die vielen negativen Erfahrungen belastet hat, die ich nicht mehr hätte aufarbeiten können. Ich arbeite jetzt etwas näher an meinem Wohnort und habe eine neue spannende Tätigkeit mit gleicher Verantwortung und guter Begleitung durch Vorgesetzte und Kollegen.

Auch mein Umfeld hat diese positiven Entwicklungen schon wahrgenommen und ich bekomme viel Zuspruch und Respekt für meine Lebensumstellung. Meine Freundin und ich sprechen häufig über den Alkoholkonsum, insbesondere, wenn wir übermäßigen Konsum beobachten. Ich trete nicht als Moralapostel im Freundeskreis auf, spreche das Thema aber offen an, wenn ich feststelle, dass jemand aus meinem Kreis auffällig oft über die Stränge schlägt.

Erst mit dem heutigen Bewusstsein, stelle ich mittlerweile interessiert fest, wie allgegenwärtig und verankert Alkohol in der Gesellschaft ist, was mich anfangs sogar fast schockiert hat.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Da ich nach meiner 7-monatigen Trinkpause nun kontrolliert trinke, ist die Gefahr eines Rückfalls in alte Gewohnheiten sehr gering. Mir ist aber bewusst, dass es durch äußere Umstände immer wieder vorkommen kann in alte Gewohnheiten zu verfallen. Ich habe mir hier aber einen Schutzmechanismus aufgebaut.

Ich habe zum einen direkt nach meiner TF den Kontakt zu meinem Vorgesetzten gesucht und angesprochen, ob ich den Bereich wechseln kann. Hier bot sich auch eine Chance, da ich einen neues Vorgesetzten bekam und ein Bereich zur Ausschreibung stand. Ich konnte wenig später, Ende Oktober, den Bereich wechseln und meine Aufgabe völlig neu angehen. Ich habe gemerkt und gelernt, dass ich nicht alle beruflichen Aufgaben allein erledigen muss, um erfolgreich zu sein, sondern nutze jetzt deutlich stärker die Kompetenzen meiner Mitarbeiter. Zudem habe ich in meinem Vorgesetzten auch einen Ansprechpartner und Mentor gefunden mit dem ich personelle Themen besprechen kann.

Eventuell aufkommende Drucksituationen und Stress spreche ich zu Hause und teilweise bei meinem besten Freund nun immer direkt an, weil ich gelernt habe, dass ich niemandem etwas beweisen muss bzw. ich niemandem schuldig bin, mich selbst unter Druck zu setzen oder alles in mich hineinzufressen.

Stress baue ich zum Teil mittlerweile auch ganz bewusst beim Kraftport ab. Alle zwei bis drei Tage legen wir kurze intensive Trainingseinheiten ab, bei denen ich mich richtig auspowern kann. Zudem habe ich bei handwerklichen Arbeiten zu Hause und mit Freunden einen guten Ausgleich zu meinem stressigen Alltag gefunden. Aktuell baue ich einen Sprinter zu einem Campingbus um. Ebenso mache ich zu Hause viele kleinere Verschönerungsarbeiten und bastle an Elektronikprojekten.

Bei stressigen Situationen auf der Arbeit, telefoniere ich häufiger mit meinen direkten KollegInnen mit mehr Erfahrung und spreche bestimmte Situationen auch bei meinem Vorgesetzten an, um mir einen Rat zu holen. Mein neuer Vorgesetzter ist auch mein Mentor, sodass ich hier einen festen Ansprechpartner bei fachlichen Fragen habe. Dadurch, dass die Corona-Maßnahmen mittlerweile gelockert sind, habe ich auch immer wieder die Chance mich Face-to-Face auszutauschen.

Sollte ich mal Themen haben, die ich nicht direkt zu Hause ansprechen können, habe ich mir auch noch die Telefonnummer einer telefonischen Sorgenberatung gespeichert.

Allgemein verdränge ich Themen seltener, weil ich gelernt und wahrgenommen habe, dass mir nichts peinlich sein muss, ich alles offen ansprechen kann und man, wenn man gemeinsam Dinge angeht oder darüber redet, mit einem besseren Gefühl zu seinem Ziel gelangt.

Durch das mehr an Freizeit an Wochenende, habe ich mittlerweile Interesse an vielen anderen Dingen gefunden, die meine Aufmerksamkeit fordern. Ich habe schon immer gern gekocht, mittlerweile nehme ich mir dafür aber auch deutlich mehr Zeit für die Vorbereitung usw. Ich mache aufwendige Grillgerichte, backe Brot und genieße meinen Alltag anders und intensiver als bisher.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)


Die Gefahr, wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen, ist stets präsent und in meinem Bewusstsein fest verankert. Ich habe mir während meiner Zeit vor der TF eine hohe Alkoholtoleranz angetrunken, die für immer bestehen bleiben wird.

Ein Sicherheitsmechanismus ist aber das kontrollierte Trinken. Durch das kontrollierte Trinken habe ich stets die Selbstkontrolle und Selbstdisziplin über mein Trinkverhalten. Nicht im Voraus planbare Anlässe und spontane Trinkgelegenheiten meide ich.

Nichtsdestotrotz kann ich aber in Situationen geraten, die eine Gefahr darstellen. So kann es zum Beispiel dazukommen, dass meine Freundin oder mein bester Freund, die meine festen Gesprächspartner sind, Teil eines Konflikts werden, den ich dann nicht mit einem der beiden besprechen und bewältigen kann. Für diesen unwahrscheinlichen Fall, habe ich mir die Nummer der Telefonseelsorge hinterlegt, sodass ich hier schnell und unkompliziert ein erstes Gespräch über den Konflikt führen könnte.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich plane Anlässe bei denen ich etwas trinken möchte im Voraus und organisiere die Hin- und Rückfahrt im Voraus. Ich fahre dann entweder mit Freunden oder suche mir schon vorher eine Telefonnumer eines Taxiunternehmens heraus. Das Fahrrad und das Auto bleiben dann zu Hause stehen. Sollte ich keine andere Alternative haben und kann nur selbst fahren, trinke ich nicht.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein.
 

Radelm

Benutzer
Hallo zusammen,

ich habe meinen Fragebogen noch mal überarbeitet. Die letzte Version kann gelöscht werden. Ich würde mich freuen, wenn sich jemand die Zeit nimmt und mich unterstützt. :)

Danke!
 

Radelm

Benutzer
Tathergang



1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.

(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)



Ich bin am 08.10. (Tag vor der Nacht der TF) morgens gegen 05:30Uhr aufgestanden und zur Arbeit gefahren. Nach einem durchwachsenen Arbeitstag, bin ich gegen 17Uhr nach Hause gekommen. Am Abend war ich mit zwei Freunden verabredet, um in den nächstgelegenen Dorf ein Fussballspiel des lokalen Fußballvereins zu schauen. Ich fuhr gegen 19:15Uhr mit dem Fahrrad zu meinem Freund, damit wir gemeinsam zum Sportplatz fahren konnten. Gegen 19:45Uhr sind wir am Sportplatz angekommen, wo dann wenig später auch mein zweiter Freund eintraf. Das Spiel begann um 20Uhr. Zum Start des Spiels tranken wir ein Carlsberg 0,33l. Das Spiel nahm seinen Lauf und unsere Mannschaft schoss ein Tor nach dem anderen. So tranken wir auch noch weitere Biere. Am Ende des Spiels stand es dann 7:2 und wir feierten den Sieg mit der Mannschaft und tranken noch einige Biere, sodass ich hier schon 10 Bier trank. Anschließend zogen wir gegen 23:00Uhr gemeinsam weiter in die Dorfkneipe. Dort tranken wir noch weitere Korn-Cola und Schnäpse. Ich beschloss gegen 3:00 Uhr dann die Heimreise anzutreten. Da ich mit meinem Fahrrad vor Ort war und es nicht stehen lassen wollte (für mich ein teures Rad) wollte ich es mit nach Hause nehmen. Ich schob das Fahrrad dann erst ein kleines Stück, stieg dann aber auf, weil ich mir kalt war und ich schnell nach Hause wollte. Ich war der Überzeugung noch sicher nach Hause zu kommen. Ca. 2km vor meinem zu Hause wurde ich um 03:20Uhr dann von der Polizei angehalten, die mir mitteilten, dass sie von einem Zeugen informiert wurden, dass ich Schlangenlinien fahre. Zudem lag mein Fahrrad auf dem Grünstreifen und ich stand daneben. Die Polizei fragte, ob ich bereit sei mich einem freiwilligen Atemalkoholtest zu unterziehen, was ich aber verweigerte in der Hoffnung, dass die Polizei mich einfach nach hause schieben lässt. Der Polizist ordnete daraufhin eine Blutentnahme an, mein Fahrrad wurde angeschlossen und sie nahmen mich mit auf die Wache. Hier musste ich dann warten bis der Arzt kam. Als der Arzt gegen 04:30Uhr eintraf, wurde mir gegen Blut abgenommen und ich machte ein paar Tests. Anschließend wurde mir ein Taxi gerufen und ich wurde entlassen. Ich fuhr mit dem Taxi zu meinem Fahrrad, was ich dann nach Hause schob.



2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?

(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)



Genau dokumentiert habe ich meinen Konsum an dem Abend nicht, aber aus meiner Erinnerung und nach Berechnung komme ich auf folgende Mengen:



10x Bier 0,33l 5% (Fußballspiel zwischen 20:00 und 23:00)

6x 4cl Korn 32%

5x 4cl Jägermeister 35% (Korn und Jägermeister ca. zwischen 23:00 und 03:00Uhr)



(Damit komme ich auf ca 2,15%.)



3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?



Nach ca. 3,5km wurde ich angehalten, ich wollte noch weitere 1,5 km fahren. Aufgefallen bin ich schon zuvor, da ich aufgrund meiner Fahrweise bei der Polizei durch einen Zeugen gemeldet wurde.



4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?

(Ja/Nein + Begründung)



Ja, ich war der Meinung, dass ich noch fahren könnte. Ich war der Auffassung, dass ich noch sicher nach Hause komme und niemanden gefährde.



5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?



Ich habe die Fahrt nicht vermeiden wollen. Ich wollte mein teures Fahrrad nicht stehen lassen.



6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?



Nein.



7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?



Ich bin bereits mehrfach angetrunken Fahrrad gefahren. Bereits vor meinem Abitur bin ich gemeinsam mit Freunden mit dem Fahrrad zu Parties gefahren und auch alkoholisiert wieder nach Hause. Genau sagen, wie oft ich alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen habe, kann ich nicht, aber es werden bestimmt mehrere hunderte Male gewesen sein. Statistiken gehen davon aus, dass nur jede 600ste Fahrt auffällt.

Mit dem Auto bin ich nie am Abend eines Alkoholkonsums gefahren. Hier gilt für mich persönlich schon immer eine 0,0%-Grenzen. Allerdings habe ich früher mein Auto häufig vor Ort stehen gelassen, wenn ich getrunken habe und habe es am nächsten Tag abgeholt. Hier habe ich zwar stets darauf geachtet, dass ich nicht direkt nach dem Aufstehen das

Auto abhole, aber während der Aufarbeitung meiner TF ist mir erst richtig bewusst geworden, dass ich sehr wahrscheinlich, insbesondere in den letzten Wochen/Monaten vor meiner TF auch hier mit Restalkohol am Straßenverkehr teilgenommen habe, weil ich nie einen Alkoholtest vor Fahrtantritt gemacht habe.



Exploration



8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?

(Allererste Erinnerung und erster Konsum)



Meine ersten Erinnerungen an Kontakt mit Alkohol habe ich in meiner Kindheit. Wenn meine Familie essen war, z.B. beim Griechen, gab es immer einen Ouzo. Ich bekam statt Ouzo etwas süßes oder es gab einen „Kinderschnaps“. Hier ist mir Alkohol bzw. dass Erwachsene Alkohol trinken das erste mal bewusst aufgefallen.



Das erste mal Alkohol getrunken habe ich auf einer Geburtstagsfeier mit 15 Jahren. Hier habe ich 2 Becks Green Lemon getrunken und war dadurch schon angeheitert.



9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?



Ich habe unregelmäßig Alkohol getrunken.

Das erste mal Alkohol getrunken habe ich im Alter von 15 Jahren auf einer Geburtstagsparty. Danach immer wieder vereinzelt auf Geburtstagsparties. Hier waren es immer wieder Biermischgetränke. Später dann auch "normales" Bier, das war mir aber zu herb. Hier habe ich ca. 1-2x im Monat auf Parties Alkohol getrunken.

Mit 17/18 Jahren habe ich ein Jahr im Ausland verbracht, wo es sehr sehr selten Alkohol gab (sehr teuer) und dann meistens nur Bier, wenn gefeiert wurde. Hier habe ich einmal im Monat etwas getrunken und dann ca. 2x0,33L Bier.

Als ich wieder zurück war, war ich wieder an 1-2 Wochenenden im Monat mit Freunden feiern. Hier waren die Mengen dann bei max. 4 Bier 0,33l und 2x2cl Jägermeister. Während der Abiturphase habe ich gar kein Alkohol getrunken, weil ich mich auf die Vorbereitung und Prüfung konzentriert habe. Nach dem bestandenen Abitur haben wir aber natürlich einige Wochen an den Wochenenden ausgiebig gefeiert. Ich habe dann ein Studium angefangen und bin ich eine andere Stadt gezogen, wo ich niemanden kannte. Hier habe ich anfangs auch sehr wenig getrunken, max. 1-2 Bier alle zwei Wochen. Zum Ende des ersten Semesters kannte ich meine Kommilitonen aber schon besser und wir sind auch 1-2 mal im Monat feiern gegangen. In den folgenden Semestern dann auch immer häufiger. Im letzten Semester waren wir dann fast jedes Wochenende unterwegs. Hier habe ich meine hohe Alkoholtoleranz entwickelt.

Nach dem Studium musste ich mich dann erstmal in meinem Job zurechtfinden und habe wieder weniger gefeiert getrunken, weil ich an den Abenden am Wochenende sehr müde war, da ich teilweise schon in der Woche morgens um 6 auf der Arbeit sein musste. Dementsprechend bin ich nur gelegentlich zu besonderen Anlässen, z.B. Geburtstagen, richtig feiern gegangen, ca. 1x im Monat. Zu dieser Zeit war ich außerdem sportlich auch sehr aktiv, sodass ich seltener auf Feiern war.

Später bin ich dann mit meiner damaligen Freundin zusammengezogen. Auch weil Freundin nicht so gerne gefeiert und kaum getrunken hat, waren wir höchstens einmal im Monat unterwegs und haben auch nur wenig getrunken. Als die Beziehung dann in die Brüche ging, hatte ich auch wieder mehr Zeit für Freunde und Veranstaltungen. Ich habe wieder mehr an Wochenenden mit Freunden unternommen und wieder mehr und häufiger getrunken (ca. 2 mal im Monat). Ich habe dann auch schnell eine neue Freundin kennengelernt und wir waren an den Wochenenden häufiger unterwegs, da wir einen ähnlichen Freundeskreis hatten. 2019 haben wir uns ein Haus gekauft und sind Anfang 2020 dort eingezogen. Während der Renovierungsarbeiten haben wir nicht getrunken oder gefeiert. Erst als wir eingezogen waren, waren wir auch wieder häufiger unterwegs bei Freunden. Ca. 2 mal im Monat. Ich habe dann einen neuen Job mit Führungsaufgaben angetreten, der sehr stressig war. An den Wochenenden habe ich dann versucht Ausgleich bei Kneipen-Besuchen mit Freunden und Parties zu finden, soweit das möglich war. Als die Corona-Beschränkungen weitestgehend aufgehoben wurden, wurden sämtliche feiern nachgeholt und ausgiebig gefeiert. Hinzu kam noch, dass ich meine privaten Projekte im Haus nicht umsetzen konnte, weil Baumaterial nicht verfügbar oder sehr teuer war. In den letzten Monaten vor der TF war ich dann fast jedes zweite Wochenende, teilweise auch dreimal im Monat unterwegs und habe viel getrunken.





10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?

(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)





Im Alter 16-17: 1-2 im Monat 2 x 0,33 Bier-Mix-Getränke

Im Alter von 18: max. 1 im Monat, 2x 0,33 Bier (Auslandsaufenthalt) (hohe Preise, wenig Geld)

Alter 18-21: unregelmäßig 1-3 im Monat, 4x 0,33 Bier + 2 Jägermeister je 2cl

Alter 21-24 (Studium): 2 mal im Monat, 3-4 0,33 L Bier + 2-3 Jägermeister 2cl

24-27 (Berufseinstieg/häufige Job-Wechsel): max 1x pro Monat zu besonderen Anlässen, 3x 0,33l Bier.

28-30: wieder steigernd von 1x pro Monat - zuletzt 3x pro Monat Höchstmenge 9x0,33l Bier + 5x 4cl Korn mit Cola + 7x 4cl Jägermeister



Insbesondere hat sich mein Alkoholkonsum in den letzten 15 Monaten vor meiner TF massiv gesteigert.



--> siehe Trinkdiagram



11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?



Auf privaten feiern, in Kneipen oder Discotheken mit Freunden. Ausschließlich in Gesellschaft.



12. Warum haben Sie getrunken?

(Innere + äußere Motive)



Äußere Motive

Auf Parties bzw. Feiern ist es Gang und Gebe, dass Alkohol getrunken wird. Ich gehörte bis zur TF auch zu dem Kreis, der gerne mit seinen Freunden in Gesellschaft und als Kommunikationsöffner ein Bier getrunken hat. Zudem war es ganz normal in meinem Freundeskreis, dass viel Alkohol getrunken wurde. Gerade bei Feiern auf dem Dorf war ich immer in Kreisen unterwegs, bei denen mehr als normal getrunken wurde. Ich gehörte zwar, abgesehen von den letzten 15 Monaten vor der TF, nicht zu denjenigen, die bis zur Besinnungslosigkeit tranken, aber bei meinen Freunden kam dies nicht selten vor. Auch beim Familientreffen gehörte starker Alkoholkonsum dazu. Beim Alkoholkonsum wurde häufig auch intensiv über Themen diskutiert und viel gelacht, er war für mich also auch ein Kommunikationsöffner. Der Alkohol hat die Laune angehoben, die Feiern waren ausgelassener und vermeintlich witziger.



Innere Motive

In Zusammenarbeit mit meinem VP, habe ich meine inneren Motive ergründet. Ich kann diese nun bis auf meine Kindheit zurückführen:

Meine Mutter schied sich von ihrem Ehemann als ich vier Jahre alt war und arbeitete sehr viel (teilweise bis zu 3 Jobs), um mich und meine Schwester ernähren zu können. Ich lernte daher schon sehr früh selbstständig zu sein und mich selbst zu versorgen. So habe ich mir u.a. viele Fähigkeiten, wie kochen oder putzen, selbst angeeignet. Um meiner Mutter den Rücken freizuhalten und nicht weiter zur Last zu fallen, habe ich mir einen innerlichen Schutzmechanismus entwickelt, der es mir verbat meine emotionen und Gefühle zu zeigen, damit meine Mutter keine zusätzlichen Sorgen mit mir hatte. Zudem habe ich durch diese frühen Erfahrungen eine "Kämpfernatur" entwickelt. Ich kämpfte mich durch alle Themen überwiegend alleine durch, weil ich nicht gelernt habe, Hilfe in Anspruch zu nehmen bzw. habe selten Hilfe erhalten, weil meine Mutter wenig für mich da war. Diesen Schutzmechanismus habe ich auch in meinem Erwachsenenalter noch immer beibehalten. Ich habe meine Gefühle und Emotionen vermeindlich besser selbst verarbeiten können, was aber insebsondere rückblickend auf die letzten beiden Jahre vor der TF dazuführte, dass ich viele negative Gefühle und Ereignisse an den Wochenenden auf Parties oder mit Freunden vergessen wollte.

Diese negativen Emotionen etstanden zuletzt überwiegend durch meinen Stress im Job. Ich bin im Unternehmen ziemlich schnell und zügig aufgestiegen und hatte fast alle zwei Jahre einen höherwertigen Job. Damit stiegen aber auch die Anforderungen und Herausforderungen, durch die ich mich alleine kämpfen musste, was mir zwar auch viel Spaß macht aber teilweise auch eine große Bürde darstellte. Für meine neuen Jobs gab es keine Einweisung oder Übergabe, sodass ich mir alles selbst aneignen musste. 2020 übernahm ich eine Führungsposition und war auf einmal Chef von über 400 Mitarbeitern. Ich war der Meinung, dass ich alle Themen in der Hand haben müsste und habe die volle Verantwortung an mich gezogen, damit ich vermeindlich alle Mitarbeitern und Vorgesetzten zufriedenstellen kann.

Insbesondere bei meinem letzten Job hatte ich niemanden, mit dem ich mich auf gleicher Ebene austauschen konnte. Ich hatte nur mir unterstellte Mitarbeiter vor Ort und keinen direkten Kollegen, mit dem ich über Führungsthemen usw. reden konnte. Die Corona-Maßnahmen machten den Einstieg in meinen neuen Job nicht leichter. Kollegen mit denen ich auf der gleichen Ebene stand habe ich überhaupt nicht gesehen und auch teilweise nicht mal kennengelernt. Mein Vorgesetzter war leider auch niemand mit dem ich als vertrauensperson gut sprechen konnte.

So nahm ich meine negativen Erfahrungen Tag für Tag mit nach Hause und versuchte sie selbst zu verarbeiten. Meine Lebenspartnerin wollte ich auch nicht mit meinen Themen belasten, auch weil ich der Meinung war, dass sie das so oder so nicht verstehen wird, weil sie ja gar nicht wisse, wie es bei mir auf der Arbeit aussieht. Zudem wollte ich ihr nicht mit meinen Problemen auf die Nerven gehen. Auch war ich der Meinung, dass ich keine Hilfe brauche um meine Probleme aufzuarbeiten. Getreu dem Motto: "Da beisse ich mich alleine durch!"

In Wochen in denen ich teilweise bis zu 70 Stunden arbeitetete hatte ich dann auch keine Möglichkeit privat einen Ausgleich zu finden. Ich kam erschöpft von der Arbeit nach Hause und begab mich aufs Sofa oder ging ins Bett, um für den nächsten Arbeitstag wieder fit zu sein und volle Leistung zu bringen. Es blieb also keine Zeit für private Kontakte oder Freizeitbeschäftigungen. Diesen fehlenden Ausgleich bzw. die Entlastung versuchte ich mir dann zuletzt auf Feiern und beim Trinken zu holen.

In der Woche vor meiner TF kam dann noch ein besonders belastendes Ereignis auf. Einer meiner Mitarbeiter hatte einen schweren Verkehrsunfall, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Er wurde angefahren und musste mit dem Hubschrauber ins Krankhaus transportiert werden. Ich war nahezu die ganze Woche damit beschäftigt, Kontakt zu Angehörigen herzustellen und ein gutes Bild für das Unternehmen abzugeben. Damit wurde ich aber auch alleine gelassen. Mein Vorgestzter hat sich zwar interessiert, aber hat keinerlei Unterstützung angeboten. Das hat mich sehr belastet und ich hatte niemanden mit dem ich micht wirklich darüber austauschen konnte und wollte, weil ich mir die Belastung auch nicht eingestehen wollte.

Zusätzlich erwschwerend hinzu kam dann auch noch die gesamte Corona-Situation in vollem Maße. Wir haben uns Ende 2020 eine Immobilie gekauft und hatten geplant umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchzuführen bzw. durchführen zu lassen. Durch Corona stiegen dann aber die Preise für Baumaterialien ins unermessliche und Handwerker wtc. waren auch nicht zu bekommen. Das belastete mich zu teilen sehr, da ich zumindest einen groben Plan im Kopf hatte, wie weit ich kommen wollte.

Ebenso hatte ich die Hoffnung im Urlaub Entspannung zu finden. Das letze Mal im Urlaub waren wir 2019. Anschließend haben wir dann für das Haus gespart und sind erstmal nicht in den Urlaub gefahren. Als wir es uns dann wieder leisten konnten, kam Corona. Nach mehreren Versuchen Reisen zu buchen (Risikogebiete etc.) haben wir beschlossen erstmal keine Reiseunternehmenungen mehr zu planen und blieben zu Hause, was mir aber rückblickend keine Entspannung verschaffte.
 

Radelm

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13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?

(bei wenig und bei viel Alkohol)



Bei wenig Alkohol wurde ich ausgelassener, entspannter und hatte Spaß. Lockere Sprüche und Witze waren bei jeder Feier dabei. Konversationen über Politik oder gesellschaftliche Themen wurden locker aber intensiv geführt, der Alkohol hat hier die Diskussionsfreudigkeit im positiven angeregt. Allgemein herrschte in mir eine entspanntere Stimmung und ich hatte das Gefühl, dass mein Stress und Nöte nicht gegenwärtig waren. Ich habe dann gerne getanzt, gelacht und ausgelassen gefeiert.



Bei viel Alkohol wurde immer noch gescherzt, aber auf einem wesentlich niedrigeren Niveau. Die Konversationen wurden inhaltsleerer und lauter. Die Sprache wurde verwaschener und man hat sich nicht mehr über komplexere Themen unterhalten. Ich wurde dann irgendwann müde und träge.





14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?



Nein, die gab es nicht. In meinem Freundeskreis war mein Konsum „normal“. Auch Familie und Partnerin haben keine Bedenken geäußert. Auch der Fakt, dass ich nie aggressiv, laut oder unfreundlich war, haben daher keine Hinweise anderer hervorgerufen. Auch weil ich unter der Woche keinen Alkohol und nie alleine getrunken habe, hat mein Konsum keine Bedenken erweckt.



15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?



Auch, wenn ich am Vorabend unterwegs war und getrunken habe, bin ich meinen Verpflichtung stets nachgekommen. Ich habe keine Termine, wie Umzüge von Freunden o.ä. Verpasst. In solchen Fällen habe ich am Vorabend aber auch meist keinen oder nur sehr geringe Menge Alkohol getrunken.

Da ich unter der Woche keinen Alkohol getrunken habe, bin ich auch meinen beruflichen Verpflichtungen stets nachgekommen, war nie zu spät oder habe nie Termine verpasst.

In seltenen Fällen war ich aber sonntags nach Festen oder Feiern durch die langen Nächte unausgeruht und müde und habe den Tag dann nach dem Duschen auf dem Sofa verbracht.





16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?

Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.



Ja, bis zu meiner TF bzw. kurz davor habe ich deutlich mehr Alkohol getrunken als heute, da ich erst eine 7-monatige Trinkpause eingelegt habe und nun kontrolliert trinke.

Die konsumierte Menge am Tag meiner TF war wahrscheinlich eine der höchsten, Lediglich an meinem 30. Geburtstag habe ich noch mehr Alkohol getrunken.





17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?



In der Schulzeit, als ich noch viel mit Alkohol probiert habe, habe ich mich mal übergeben.



18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?



Während meines Abiturs habe ich in der Vorbereitungs- und Prüfungsphase bewusst auf Alkohol verzichtet. Ebenso dann im Studium während der Klausurenphasen. Auch habe ich verzichtet, wenn ich wusste, dass wichtige Termine anstehen, auf die ich mich Vorbereiten musste. Ich habe aber nie verzichtet, weil ich mich durch den Alkohol schlecht oder leistungsgemindert gefühlt habe.



19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?

(mit Begründung)



Ich habe mich nie in eine Kategorie eingestuft. Ich hielt meinen Alkoholkonsum meinem Alter und Umfeld entsprechend, da meine Freunde auch nicht weniger gefeiert oder getrunken haben. Ich hielt meinen Konsum für völlig normal. Ich habe auch nie intensiver über die konsumierten Mengen nachgedacht.



Rückwirkend mit meinem heutigen Wissen, würde ich aber sagen, dass ich Alkoholmissbrauch betrieben habe. Ich habe versucht meinen emotionalen Stress und meine beruflichen Sorgen an Wochenenden mit Alkoholkonsum zu mildern, zu verdrängen und gelassener zu werden. Ich war der Meinung, ich müsste meine fehlende Freizeit der Wochenende am Wochenende wieder aufholen und bis tief in die Nacht unterwegs sein. Zudem hatte ich keinerlei Ausgleich mehr, weil ich durch meinen Beruf und meine private Situation in den letzten beiden Jahren alles ausgesetzt hatte.



Heute und in Zukunft



20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?

(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)



Nach einer 7-monatigen Trinkpause trinke ich nach Rücksprache mit meinem VP heute wieder kontrolliert Alkohol. Ich trinke Max. 1x pro Monat zu im Vorhinein beschlossenen Anlässen, wie z.B. einer Hochzeitsfeier oder einem runden Geburstag. Hier trinke ich dann max. zwei alkoholische Getränke, z.B. 1 Glas Sekt 0,1l zum Anstoßen und ein Bier oder Alster 0,33l mit einem zeitlichen Abstand von einer Stunde.



21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?



Am 08.07.2022 (meine eigene Hochzeit).



22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?



Nein, auch keine andere alkoholfreie Ersatzprodukte. (geringe Alkoholmengen, Trinkgedächtnis (Substitut))



23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?



Nach meiner TF hatte ich mich entschlossen voerst auf Alkohol zu verzichten. Ich habe dann nach gründlicher Aufarbeitung mit meinem VP beschlossen, dass ich kontrolliert Alkohol trinken sollte. Gerade in Hinblick auf mein Alter und meine relativ kurze und intensive Trinkphase von 15 Monaten, sah er nach Aufarbeitung meiner Motive sah er keinen Grund, warum ich zukünftig abstinent leben sollte.

Ich trinke dadurch heute aber deutlich seltener Alkohol und auch nur zu wirklich besonderen Anlässen, weil ich für mich selbst erkannt habe, dass ich Alkohol nicht mehr brauche um Spaß auf Parties zu haben oder meine Probleme zu bewältigen. Mit dem kontrollierten Trinken habe ich bisher sehr positive Erfahrungen sammeln können.



Ich habe Alkohol als Ausgleich und als Entlastung genutzt, was ich heute nicht mehr benötige, da ich meinen Fokus auf Hobbies lege, die mich wesentlich stärker entspannen und mir den Kopf frei machen. Heute trinke ich kontrolliert, weil ich bei bestimmten Anlässen nicht auf Bräuche, wie Anstoßen auf das Brautpaar, oder den Genuss, wie ein gutes Bier zum Essen, verzichten möchte.

Ich arbeite dennoch weiter daran mehr über meine Emotionen und Gefühle zu sprechen und keine Belastungen mehr mit mir herumzutragen.



Auch habe ich mittlerweile deutliche Vorteile durch den geminderten Alkoholkonsum entdeckt, wie z.B. einen deutlich besseren Schlaf und deutliche Stabilisierung meiner emotionalen Lage. Ich bin dadurch aufgeweckter, selbstsicherer und habe deutlich mehr Spaß am Leben.





24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?



Ich habe meinen Konsum nie als bedenklich erachtet und war der Meinung, dass ich meinen Konsum unter Kontrolle habe, da ich nie unter der Woche getrunken habe und weil ich auch kein Problem hatte, phasenweise weniger zu trinken. Ich hatte keinerlei körperliches Verlangen. Hinzu kommt, dass ich keinerlei Termine verpasst habe oder meinen Verantwortungen nicht nachgekommen bin.



Ich bin erst durch die Trunkenheitsfahrt richtig wachgerüttelt worden. Ich hätte nicht nur mich, sondern auch andere in große Gefahr bringen können. Die Trunkenheitsfahrt hat mir nicht nur gezeigt, dass ich nicht nur an mich denken sollte, sondern hat mir auch klar gemacht, wie stark meine Alkoholgewöhnung bereits ist und dass mein Konsum die letzten 15Monaten vor meiner TF objektiv nicht als normal anzusehen war. Zudem habe ich durch die letzten Monate erst bewusst wahrgenommen, dass die Zeit ohne/mit wenig Alkohol den Effekt haben, den ich eigentlich durch den Alkoholkonsum erzielen wollte. Ich bin wesentlich ausgeglichener, kommunikativer, was Gefühle angeht und gehe zielgerichteter meine Probleme an.



Zudem habe ich jetzt auch wieder mehr Zeit genommen meinen Hobbies, wie Sport, und Interessen, wie Holzwerken und Bastelprojekte. Ich spiele wieder Golf und mache Kraftsport, außerdem bin ich viel mit dem Fahhrad unterwegs (diesmal nüchtern :))



25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?



Nach meiner TF habe ich sofort aufgehört Alkohol zu trinken. Ich habe erst mit niemandem außer meiner Freundin darüber gesprochen. Ich habe mich aber sofort mit meinem Konsum und den Folgen konfrontiert. Anfangs habe ich mich massiv geschämt, wie ich noch auf das Fahrrad steigen konnte und habe nach Antworten gesucht. Ich habe in dieser Zeit eine emotional extrem schwierige Phase durchgemacht, weil meine Kämpfernatur in mir sofort versucht hat eine Lösung zu finden. Ich bin täglich an der Stelle vorbeigefahren, an der mich die Polizei angehalten hat, was mir täglich mein Handeln vor Augen geführt hat.

Ich habe mich massiv selbst hinterfragt: Mein Umgang mit dem Alkohol hinterfragt, antworten gesucht, wie es dazu kommen konnte und warum ich überhaupt noch aufs Fahrrad gestiegen bin.

Oberflächlich konnte ich hier schon schnell einige Treiber für meinen Alkoholkonsum ausfindig machen. Insbesondere die Arbeit bzw. meine Arbeitsweise und meine Erfahrungen haben mich sehr stark belastet, weshalb ich sehr schnell das Gespräch mit meinem Vorgesetzten gesucht und gefunden habe. Ich hatte dann sehr kurzfristig die Chance in einem neuen Bereich durchzustarten. Diese Chance habe ich ergriffen, auch, wenn das für mich bedeutete, dass ich mich noch mal verändern muss. Vor dem Wechsel habe ich dann meine Arbeitsweisen hinterfragt und warum ich so viel gearbeitet habe. Insbesondere mein Antrieb es jedem Recht machen zu wollen und alles nach meinen Vorstellungen machen zu wollen, haben mich zu langen und anstrengenden Arbeitswochen getrieben. Ich habe mir mit dem Wechsel des Arbeitsbereichs dann einen Plan angelegt. Ich dokumentiere täglich meine Arbeitszeit, sodass ich immer in meiner vertraglich vereinbarten Arbeitszeit bleibe. Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch mal länger arbeite, wenn viel ansteht, aber diese Überstunden hole ich mir dann zurück, wenn weniger los ist und gehe einfach mal früher nach Hause. Ich fange auch nicht mehr so extrem früh an zu arbeiten, sondern versuche jeden Tag ausgeschlafen zur Arbeit zu gehen. Teilweise arbeite ich heute auch im Homeoffice, insbesondere dann, wenn ich am Nachmittag etwas mit meiner Frau unternehmen möchte.

Diese Umstellung bedeutete aber auch für mich, dass ich lernen musste, Verantwortung abzugeben und lernen musste, dass nicht immer als gleich zu 100% nach meinem Vorstellungen läuft. Ich habe hier begleitend aber auch einige interne Schulungen gemacht, die mich dabei gut unterstützt haben.

Diese Umstellung in meinem Arbeitsleben hat eine große Verbesserung für mich und mein Umfeld gebracht. Ich fühle mich dadurch wesentlich ausgeglichener und entspannter. Meine Frau nimmt diese Veränderung auch sehr positiv war und unterstützt mich dabei sehr. Von ihr erhalte ich auch immer wieder Hinweise, wenn ich zu lange arbeite und ich nehme diese Hinweise sehr ernst.

In meinem weiteren Umfeld habe ich dadurch auch mehr Zeit auch unter der Woche etwas mit Freunden zu unternehmen, essen zu gehen oder entspannt ein Buch zu lesen.

Wenig später habe ich dann auch in meinem besten Freund einen guten und vertrauten Gesprächspartner gefunden, der mich aufgemuntert hat und mit dem ich auch über meine privaten Sorgen sprechen konnte.

Ich habe dann auch zügig die Hilfe eines VP gesucht. Hier habe ich zwar teilweise negative Erfahrungen mit Anbietern gemacht, dann aber doch einen qualifizierten VP in meiner Nähe gefunden dem ich mich anvertrauen konnte und der gut meine Motive mit mir aufgearbeitet hat. Hier habe ich auch gemerkt, dass es sehr schwer ist, selbst und ohne fremde Hilfe seine Motive zu ergründen und habe die Unterstützung meiner Familie, Freunde und des VP sehr positiv wahrgenommen.

In dieser Umstellungsphase habe ich Veranstaltungen bei denen Alkohol getrunken wird, erst gemieden. Es stand zum Beispiel ein Junggesellenabschied an, zu dem ich nur einen Tag tagsüber gefahren bin, weil ich wusste, dass hier übermäßig viel Alkohol konsumiert werden wird, abends bin ich dann wieder nach Hause gefahren. Hier hätte ich mich völlig deplatziert gefühlt und habe als Ausrede genutzt, dass ich arbeiten müsse.

Ich bin dann aber relativ schnell auch wieder zu Veranstaltungen mit Freunden gegangen, an denen auch getrunken wurde, weil ich mich auch mit dem Thema konfrontieren wollte als Teil meiner Aufarbeitung.

Hier wurde ich dann stets mit Sprüchen von Freunden konfrontiert, warum ich nichts trinke und ob alles in Ordnung mit mir sei. Alles eher im lustigen Rahmen. Ich habe die ersten Male behauptet, dass mir nicht nach Alkohol ist, später dann aber über die Trunkenheitsfahrt und meine Lage gesprochen und auch darüber, dass ich nicht mehr einfach so exzessiv trinken will und das auch sehr positiv erlebe. Das wurde dann akzeptiert und es galt sogar als Gesprächsstoff und hat einige Freunde auch zum Nachdenken angeregt. Auch hat sich herausgestellt, dass ich nicht der erste im Bekanntenkreis bin, der eine TF begangen hat. Hier kam ich sehr schnell mit den Betroffenen ins Gespräch, was mir wieder mehr Mut und Sicherheit gab.

Ich habe allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass einige Freunde kein Verständnis aufgebracht haben bzw. nicht aufgehört haben mich überzeugen zu wollen, zu trinken. Diese „Freunde“ meide ich mittlerweile. Gerade bei Betrachtung dieses Personenkreis bei Parties, bekräftigt es mich immer wieder extrem Alkoholexzesse zu meiden. Anfangs war ich etwas bedrückt, weil mir der vermeintliche Spaß und die vermeintliche Entspannung durch den Alkohol an den Abenden doch fehlte, aber habe schnell gemerkt, dass ich ohne den Alkoholkonsum in Verbindung mit meiner emotionalen Entwicklung deutlich ruhiger und zufriedener bin. Zudem stellte ich fest, dass ich mindestens genau so viel Spaß an den Abenden ohne oder mit wenig Alkohol habe.

Hinzukommt, dass ich mittlerweile teilweise auch früher zu Hause bin, weil ich die Veranstaltungen meist dann verlasse, wenn die Gespräche inhaltsleerer oder die Witze nur noch wenig witzig werden, was mich wiederum ausgeschlafener und dadurch entspannter macht.



Nach einer Trinkpause und der gründlichen Aufarbeitung mit Hilfe des VP, habe ich auch, auch nach Rücksprache mit dem VP und meinen Vertrauten, beschlossen, kontrolliert Alkohol zu trinken.



Nach dieser anspruchsvollen Zeit kann ich aber sagen, dass ich Veranstaltungen sogar deutlich mehr genieße und viele positive Erlebnisse durch den Kontrollierten Alkoholkonsum habe.



So habe ich durch eines meiner Projekte, die ich heute gerne in meiner Freizeit mache, einen alten Freund wiedergefunden, mit dem ich mich mal aus den Augen verloren hatte, mit dem ich heute viel Zeit verbringe und mit dem ich mich auch gut über meine Emotionen und Probleme austauschen kann. Dies ist ein echter Gewinn für mein Leben gewesen.



Im Juli war ich dann mit meiner Frau auch endlich wieder im Urlaub und konnte wandern gehen. Wir haben die Zeit sehr genossen und haben für nächstes Jahr schon Costa Rica als Ziel im Blick.



Daher kann ich sagen, dass ich heute eine gewisse Dankbarkeit verspüre, dass ich angehalten wurde. Dies hat mein Leben wieder deutlich verbessert. Ich habe eine emotionale Entwicklung durchlaufen und durchlaufe sie immer noch, die mich selbstbewusster und stärker macht. Ich gehe offener mit Gefühlen um und spreche Stresssituationen gleich an, wenn sie mir begegnen.



26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?



Da ich nie Verpflichtungen verpasst habe, gab es hier nach wie vor keine Probleme. Dadurch, dass ich kontrolliert trinke und auch seltener zu Veranstaltungen gehe, habe ich mehr Zeit für Sport, den ich nun wieder aufgenommen habe (ich gehe zwei mal die Woche mit einem guten Freund ins Fitnesstudio) und andere Hobbies, wie basteln oder auch lesen. Ich fühle mich mittlerweile ohne den unkontrollierten Alkoholkonsum deutlich wohler, ausgeglichener und leistungsfähiger. Ich habe an dem Wochenenden mehr Zeit mich auszuruhen und starte dann auch entspannter in die neue Woche. Ich kann so auch die stressigen Situationen besser meistern, weil ich mich intensiver darauf konzentriere Lösungen zu finden. Zudem spreche ich auch offener über solche Situationen.

Ich habe mittlerweile mein Studium fast abgeschlossen, auch, weil ich gelernt habe, dass ich mir mehr Zeit für mich nehmen muss und niemandem etwas beweisen muss, in dem ich mich für meinen Beruf aufopfere.

Zudem habe ich meinen beruflichen Einsatzbereich nach einem Gespräch mit meinem Vorgesetzten gewechselt, weil mich der alte Bereich durch die vielen negativen Erfahrungen belastet hat, die ich nicht mehr hätte aufarbeiten können. Ich arbeite jetzt etwas näher an meinem Wohnort und habe eine neue spannende Tätigkeit mit gleicher Verantwortung und guter Begleitung durch Vorgesetzte und Kollegen.



Auch mein Umfeld hat diese positiven Entwicklungen schon wahrgenommen und ich bekomme viel Zuspruch und Respekt für meine Lebensumstellung. Meine Freundin und ich sprechen häufig über den Alkoholkonsum, insbesondere, wenn wir übermäßigen Konsum beobachten. Ich trete nicht als Moralapostel im Freundeskreis auf, spreche das Thema aber offen an, wenn ich feststelle, dass jemand aus meinem Kreis auffällig oft über die Stränge schlägt.

Erst mit dem heutigen Bewusstsein, stelle ich mittlerweile interessiert fest, wie allgegenwärtig und verankert Alkohol in der Gesellschaft ist, was mich anfangs sogar fast schockiert hat. Diese Beobachtungen und Wahrnehmungen erinnern mich immer wieder an meinen problematischen Umgang mit Alkohol und halten mir immer wieder meine positive Entwicklung vor Augen.
 
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