Wenn Alkohol zum Problem wird.....

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Nancy

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Wenn Alkohol zum Problem wird.....
In unserem Kulturkreis wird Alkoholisches zu fast jedem denkbaren Anlaß getrunken. Die Werbung zielt sehr einfühlsam auf die menschlichen Gefühle und Sehnsüchte. Bei weitem nicht jeder trinkt, weil er Probleme hat, wobei mit "Trinken" ein überdurchschnittlicher Konsum gemeint ist. Viele trinken aus Lebensfreude oder um diese zu steigern.
Aber alles, was gute Gefühle bereitet oder schlechte vermindert, kann übermäßig gebraucht und mißbraucht werden, und wird auch mißbraucht: Liebe, Drogen, Alkohol, Nikotin, Koffein, Medikamente, Sex, Essen, Sehnen (Sehnsucht), Spielen, Gier (Habsucht), Mißtrauen (Eifersucht) usw. Sucht gehört zum menschlichen Leben wie Hunger, Durst und Liebe.
Und bei der großen Zahl trinkender Menschen muß man sich eigentlich fragen, warum viele kein Alkoholproblem entwickeln. Und dennoch gilt es als sicher, daß viele große Probleme hätten, ganz vom Alkohol zu lassen, würde man sie darum ersuchen.
Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit, und es ist keine Schande, Alkoholprobleme zu haben. Schuldzuweisungen sind sinnlos, da die Gründe für die Abhängigkeit vielfältig und oft ungeklärt sind. Auch Angehörige, die das Alkoholproblem meist als erste erkennen, reagieren gefühlsmäßig zumeist mit Hilflosigkeit und unwirksamen Appellen, wie "Reiß dich doch zusammen" oder "trinke nicht so viel."
Das Problem
15 % aller Männer und 4 % aller Frauen sind in Deutschland alkoholgefährdet. 4,3 Millionen Deutsche sind alkoholabhängig, 5 % der männlichen Bevölkerung und 2 % der weiblichen Bevölkerung. 80.000 werden jährlich ein- oder mehrmals in Kliniken entgiftet, nur 35.000 erhalten jährlich fachkundige therapeutische Hilfe. 42.000 Menschen sterben jährlich an den schädlichen Folgen des Alkohols. Die volkswirtschaftlichen Schäden von Alkoholismus sind extrem hoch: Todesfälle, Krankheit, Unfälle, Kriminalität, verminderte Erwerbstätigkeit und Bekämpfung des Alkoholismus produzieren Kosten in Milliardenhöhe.
Das Thema betrifft jedoch nicht nur die Alkoholabhängigkeit, es kann viele Gründe geben, wann der Alkohol zum Problem wird: Wenn das Trinken immer mehr zum Alltagsleben dazugehört, wenn körperliche Probleme auftreten, wenn dadurch finanzielle Schwierigkeiten auftreten, wenn die Angehörigen zu leiden beginnen, wenn nicht mehr aufgehört werden kann, wenn die Arbeit belastet ist usw. Das Problemkind heißt aber nicht Alkohol, sondern problematisch sind die Trinkgewohnheiten.

Es wird zwischen Alkoholgefährdung, Alkoholmißbrauch und Alkoholabhängigkeit unterschieden.

Alkoholgefährdung ist die Vorstufe zur Abhängigkeit.

Alkoholmißbrauch
liegt vor, wenn der Konsum von Alkohol zu körperlichen und/oder psychischen und/oder psychosozialen Folgeschäden führt.

Alkoholabhängigkeit
liegt vor, wenn Entzugserscheinungen auftreten, wenn immer mehr Alkohol benötigt wird, um die gleichen Wirkungen zu erzielen, wenn Alkohol konsumiert wird, um die Entzugssymptome zu mildern, wenn der starke Wunsch oder eine Art Zwang zum Alkoholkonsum besteht, wenn verminderte Kontrollfähigkeit über Beginn, Beendigung und Menge des Alkoholkonsums vorliegt, wenn sich das Verhaltensmuster im Umgang mit Alkohol einengt (Alkohol wird auch zu unüblichen Gelegenheiten getrunken), wenn andere Vergnügen oder Interessen zugunsten des Alkoholkonsums fortschreitend vernachlässigt werden und wenn Alkoholkonsum fortbesteht, obwohl die betroffene Person um die schädlichen Wirkungen weiß.
Alkoholabhängigkeit wird allmählich erworben (gelernt) und hinterläßt im Gehirn dauerhafte chemische Spuren. Das Belohnungszentrum im Gehirn wird durch Alkohol angesprochen, daher ruft Alkoholgenuß im Gehirn eine positive Wirkung hervor. Diese positive Wirkung soll dann immer wieder erreicht werden, vor allem wenn das Leben sonst wenig Angenehmes bietet, daher wird immer wieder getrunken, das Trinken wird stabilisiert. (Prinzip der Sucht).
Bedingungen für Abhängigkeit vom Alkohol sind

die Droge mit ihren spezifischen Wirkungen
der konsumierende Mensch mit seinen körperlichen und psychischen Eigenschaften
das Sozialfeld mit seinen menschlichen Beziehungen
die beruflichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten
Traditionen, religiöse Normen und so weiter.

Weder die biologischen, noch die psychologischen oder soziologischen Ansätze allein können das komplexe Geschehen der Entstehung des Alkoholismus erklären. Es ist ein Teufelskreis, in dem Alkohol als allgemeiner Konflikt- und Spannungslöser dient, ein Hilfsmittel zur Euphorisierung darstellt, körperliche Entzugserscheinungen produziert, psychische Abhängigkeit nach sich zieht und auf Grund der durch die wachsende Abhängigkeit zunehmend stärker werdenden Spannungen, Konflikte und unangenehmen Zustände immer wieder zur Beendigung der unangenehmen Konsequenzen eingesetzt wird.

Sinnvoller als zwischen Alkoholgefährdung, Alkoholmißbrauch und Alkoholabhängigkeit zu unterscheiden, ist die Einteilung nach vier Phasen:

Jemand greift zum Alkohol, um dann besser mit Problemen umgehen zu können. Es besteht eine psychische Abhängigkeit vom Alkohol, in der das Trinken noch kontrolliert werden kann.
Es sind schon einige Anzeichen alkoholabhängigen Verhaltens vorhanden. Allerdings gibt es noch die Möglichkeit, die unmittelbar bevorstehende körperliche Abhängigkeit abzuwenden.
Das Denken an den Alkohol und das Trinken von Alkohol nimmt großen Raum im Leben ein. Es besteht körperliche Abhängigkeit und nicht mehr die Wahl, trinken zu wollen oder nicht. Es muß getrunken werden.
Die chronische Phase, die von ausgedehnten Rauschzuständen gekennzeichnet ist, ist die letzte Phase einer schweren chronischen Alkoholabhängigkeit.

Viele Menschen, die die dritte oder vierte Phase erreichen, haben sich früher beruhigt, "nur" gefährdet zu sein. "Abhängigkeit", soweit sahen sie es bei sich nie kommen. Sie glaubten, aufhören zu können, wenn sie merken, daß es gefährlich wird. Dieser Selbstbetrug führt zu Überschätzungen der eigenen Fähigkeiten und zur Unterschätzung des Risikos der Abhängigkeit. Körperliche Abhängigkeit kündigt sich nicht an, sie ist nicht plötzlich da, sie entwickelt sich langsam und fast unmerklich.

Zur Frage: "Bin ich Alkoholiker ?"
Kaum eine Grenze wird sorgfältiger verschleiert als jene zwischen dem "sozialen Trinken", das als alltäglich und normal gilt und der beginnenden Alkoholabhängigkeit. Daß der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind, liegt in der Angst vor der gesellschaftlichen Ächtung, mit Alkohol nicht umgehen zu können. Den typischen Alkoholiker gibt es jedoch nicht, jedes Alkoholproblem ist so einzigartig wie der Mensch, der es hat. Fast jeder, der ein Alkoholproblem hat, weiß es, leugnet es sich selbst gegenüber und nach aussen. Die getrunkene Menge ist unerheblich, entscheidend ist das Gefühl der Ohnmacht und der Hilflosigkeit. Wer sich auf den abendlichen Alkohol den ganzen Tag lang freut oder wer immer wieder trinkt oder eine Menge trinkt, die er nicht will, ist sich in der Regel eines Alkoholproblems bewußt. Wer Probleme dauerhaft mit Alkohol bekämpft, hat ein Problem mehr.

Die Folgen
Medizinische Folgeschäden können u. a. sein: Eine akute Alkoholvergiftung, Entzugssyndrome mit Magen-Darm-Störungen, Schlafstörungen, Kreislaufstörungen, neurologischen Störungen wie Zittern, Gleichgewichtsstörungen, psychische Störungen wie Angst, vermehrte Reizbarkeit, Depressionen, Sinnestäuschungen. Weitere Erkrankungen sind Erkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse, der oberen Verdauungswege, des Magens und des Darms, des Herz-Kreislaufsystems, Muskelerkrankungen, Knochenerkrankungen, Förderung von Krebs, Erkrankungen der Atemorgane, Stoffwechselstörungen, Mineralstoff- und Vitaminmangelzustände und Veränderungen des Hormonsystems. Beobachtet werden auch Erkrankungen des Nervensystems, Hirnveränderungen, das Alkoholdelir.

Psychosoziale Folgen des Alkoholismus können entweder die Konsumenten selbst betreffen (z.B. Führerscheinverlust), das soziale Umfeld (Familie), wie auch die berufliche und wirtschaftliche Situation. In der Familie hat der Alkoholiker oft nicht mehr die Möglichkeit, alle Rollenfunktionen wahrzunehmen, Alkoholismus führt oftmals zur Scheidung (mehr Ehescheidungen als bei Nicht-Alkoholikern). Daraus kann ein Teufelskreis entstehen, der schließlich zur völligen Vereinsamung und zum endgültigen Verfall, dem Alkoholismus, führen kann. Auch Kinder leiden durch den Alkoholismus ihrer Eltern. Die Erziehungsprobleme sind größer, auch die körperlichen und psychischen Beschwerden, verbunden mit schlechteren Leistungen der Kinder, werden beobachtet. Viele Straftaten und kriminelle Handlungen geschehen unter akuter Alkoholeinwirkung. Dazu gehören Erregungs- und Enthemmungsdelikte mit Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Sexualdelikten und Beleidigungen. Hinzuzufügen sind die Verkehrsdelikte und die häufige Verkehrsunfallflucht. Chronischer Alkoholmißbrauch führt auch zu Persönlichkeitsveränderungen, die wiederum oft kriminelle Handlungen nach sich ziehen. Dies betrifft aber insbesondere Personen, die bereits zur Delinquenz neigen.
Alkoholismus als Familienkrankheit
1. Verleugnungsphase Der Partner des Alkoholikers fürchtet Diskriminierung. Das Trinken wird vor anderen verharmlost und verleugnet. Man versucht den Schein einer intakten Familie nach außen zu wahren. In dieser Phase wird der Partner zum Co-Alkoholiker, d.h. er unterstützt den anderen in seiner Alkoholabhängigkeit, obwohl er ihm helfen will.
Unter co-alkoholischem Verhalten versteht man:

- Ignorieren des Alkoholproblems
- Alkoholprobleme verharmlosen und verdecken
- Verantwortung abnehmen

2. Interventionsphase
Man kann das Problem vor anderen nicht mehr verheimlichen. Die Familie fordert Versprechungen. Das Nichteinhalten dieser Versprechungen führt zu Vorwürfen. Dadurch trinkt der Alkoholiker noch mehr.

3. Resignationsphase
Die Familie gerät in die Gefahr der sozialen Ausgrenzung. Man begnügt sich nun mit kurzfristigen Zielen, wie z.B. „Trinke wenigstens nicht, wenn...“.

4. Erste Rollenwechselphase
Der Partner muß mehr und mehr die Rolle des Kranken übernehmen, da dieser seine Aufgaben in der Familie nicht mehr erfüllen kann.

5. Fluchtphase
Der Partner resigniert, er droht häufig mit Trennung oder Scheidung und versucht auf diese Weise dem Problem zu entfliehen. Doch er macht Drohungen oftmals nicht wahr, er wird also rückfällig.

6. Trennungsphase
Es kommt oft zur Trennung. Die Folge ist eine Reorganisation der Familie ohne den „Kranken“.

7. Zweite Rollenwechselphase - nach der Abstinenz
Wenn der Alkoholiker abstinent wird, kommt es zu neuen Konflikten. Er fordert nun seine alten Rollen zurück, ein neuer Rollenwechsel ist notwendig. Zahlreiche Beziehungen gehen in dieser Phase in die Brüche. Man muß nochmal ganz von vorne anfangen und dabei Ängste, Erinnerungen und vor allem das Mißtrauen gegenüber dem anderen überwinden.
Konflikte in der Familie
Man unterscheidet hier zwischen Mikro- und Makrosoziologischen Störungen:
Mikrosoziologische Störungen:
Konflikte durch Konsequenzen gestörter Sozialisierungsprozesse (z.B. durch unangemessene Erziehung der Kinder, Verwöhnung, ungerechte Strafen und negative Anregungen)
Generationskonflikte (z.B. durch Änderung der Autoritätsstruktur)
ökonomische Konflikte (z.B. durch unkontrollierte Geldausgaben)
sexuelle Konflikte (z.B. durch Impotenz)


Makrosoziologische Störungen:
Konflikte durch Wechsel der sozialen Position in der Gesellschaft (z.B. beruflicher Abstieg)
Konflikte in der Beziehung zu Lebensgemeinschaften (z.B. störendes Verhalten führt zur Ausweisung aus der Hausgemeinschaft)

Die Folgen für Kinder alkoholkranker Eltern:

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Verängstigungen
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Verunsicherungen
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soziales und neurotisches (seelische Störungen, z.B. Hysterie) Fehlverhalten

Es ist nicht der Alkoholismus der Eltern als solcher, der zu Störungen der Kinder führt, sondern vielmehr die psychosozialen Störungen in der Familie überhaupt, z.B. auch Spielsucht und Gewalttätigkeit.
 

Nancy

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Lösungen
Jeder alkoholabhängige Mensch ist prinzipiell therapierbar, jeder Mensch kann seine Alkoholprobleme verändern, und zwar mit Erfolg. Denn: Trinken ist erlernt, Alkoholismus ist nicht angeboren. Bei der Behandlung des Alkoholismus müssen neben den eigentlichen Trinkgewohnheiten und dem Alkoholkonsum immer alle Faktoren des umfangreichen Bedingungsgefüges angegangen werden: Die Person selbst mit ihrer psychischen, beruflichen und wirtschaftlichen Situation, die Familie und das soziale Umfeld.
Die Behandlung des Trinkverhaltens muß aber zuerst oder zumindest parallel erfolgen. Denn solange der Alkoholiker sein Trinkverhalten nicht ändert, sind in der Regel andere Therapieverfahren gegen Ängste, soziale Schwierigkeiten, berufliche Konflikte, Ehe- und Familienprobleme nur schwer durchführbar und wenig wirksam.

Wer seine Trinkgewohnheiten verändern möchte, sollte zunächst überprüfen, warum so viel und abhängig getrunken wird. Es ist ein Unterschied, ob Trinken der kurzfristigen Problembewältigung dient, ob die Stimmung nach dem Stoff verlangt oder z.B. das Einschlafen besser gelingt. Die Bewältigung von mit dem Trinken zusammenhängender Probleme macht oft schon den Alkohol unbedeutender. Bei der Auseinandersetzung mit dem Trinken an sich, können folgende Schritte helfen:

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Sich mit seinem "Trinkteil" auseinandersetzen. (Wie schmeckt das erste, das dritte Glas, wie sind die Gefühle beim, nach dem Trinken, wie bewegt man sich, was ändert sich im Erleben, wie redet man mit anderen usw.)
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Sich mit dem "Nüchternsein" auseinandersetzen.
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Sich bewußt in beide Zustände versetzen und vergleichen: Was kann man besonders gut, was gelingt nicht.
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Überlegen, wie die Fähigkeiten des Trinkenden vom Nüchternen genutzt werden können.
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Klären, ob man abstinent werden oder zukünftig kontrolliert trinken möchte.
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Um Abstand vom Alkohol zu bekommen, auf jeden Fall einen Termin setzen, von dem an man beginnt, für zwei oder vier Wochen ganz auf Alkohol zu verzichten.
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Es sollten dann Situationen festgelegt werden, in denen auf keinen Fall getrunken werden soll.
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Festzulegen ist auch eine Obergrenze pro Tag, die nicht zu hoch angesetzt werden soll.
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Wenn einem danach ist, etwas zu trinken, sollte zunächst gefragt werden, warum jetzt. Bei einer zufriedenstellenden Antwort darf getrunken werden.

Psychotherapeutische Hilfe ist sinnvoll und notwendig, wenn starke Abhängigkeit besteht, wenn Selbsthilfe alleine nicht ausreicht und/oder wenn die zwischenmenschlichen Beziehungen sehr stark belastet sind.
In der Regel reicht ambulante Psychotherapie aus. Eine stationäre Psychotherapie sollte in Betracht gezogen werden, wenn es keine soziale Unterstützung durch Partner, Familie, enge Freunde gibt, wenn der Partner/die Partnerin selbst abhängig ist, wenn ambulante Psychotherapien mißlungen sind.
Zur Alkoholismusbehandlung gehört in der Regel eine Entgiftung, die -meist stationär- 1-2 Wochen dauert, sie ist bei körperlicher Abhängigkeit unabdingbar vor einer psychotherapeutischen Behandlung.
Die psychotherapeutische Behandlung kann Entgiftungen und das Einhalten von Abstinenz begleiten.
Die meisten körperlichen Alkoholfolgeschäden bilden sich erst nach ein- bis zweijähriger völliger Abstinenz zurück.
Kontrolliertes oder soziales Trinken kann als Behandlungsziel oder Behandlungsprinzip für die Behandlung Alkoholkranker nicht empfohlen werden.
Ob ambulante, teilstationäre (z.B. Tagesklinik) oder stationäre Behandlung notwendig ist, hängt von der Dauer und Schwere der Alkoholabhängigkeit ab, vom Erfolg früherer Behandlungen, von der Schwere der körperlichen, psychischen oder sozialen Folgeschäden, von der Therapiemotivation, der sozialen Einbettung und den Kompetenzen zur Selbstkontrolle.
Behandlungen gliedern sich in der Regel in die Kontaktaufnahme mit dem Arzt, dem Psychologen oder dem Sozialarbeiter, der Entgiftungsphase, der Entwöhnungsphase, der Weiterbehandlung und der Nachsorgephase.

Zur Therapiemotivation, die in der Regel nicht vorhanden ist sondern in der Therapie aufzubauen ist, gehören nach und nach 6 Grundsätze:

Notwendigkeit für Veränderungen erkennen. "So geht es nicht mehr weiter".
Hilfsbedürftigkeit feststellen. "Ich schaffe es nicht mehr allein".
Angebotene Hilfe akzeptieren. "Ich lasse mir helfen".
Abhängigkeit anerkennen. "Ich bin ein(e) Alkoholiker(in)."
Abstinenzgebot akzeptieren. "Ich darf überhaupt keinen Alkohol mehr trinken."
Allgemeine Lebens- und Verhaltensänderungen zum Ziel setzen. "Ich muß mein Leben anders gestalten, wenn ich endgültig vom Alkohol loskommen und nicht mehr rückfällig werden will."

Medikamente können keinesfalls die Alkoholabhängigkeit bekämpfen, da sie weder das Trinkverhalten noch psychische und soziale Gründe für die Alkoholabhängigkeit verändern. Medikamente können im Einzelfall den Trinkdruck reduzieren und so die Therapiefähigkeit erhöhen. Rückfälle sind häufige Ereignisse im Verlauf der Alkoholkrankheit. Diese führen keinesfalls immer in die katastrophalen früheren Trinkgewohnheiten. Rückfälle sind eine Chance zu erkennen, daß noch nicht alles Problematische geklärt und behandelt wurde.

Rückfälle gehören zum Krankheitsbild von Sucht und Abhängigkeit, aber wehe, wenn jemand einen Rückfall hat, dann sind das Leid und die Enttäuschung groß, die beste Voraussetzung, es nicht bei dem einen Rückfall zu belassen. Beser ist es, einen Rückfall als Gelegenheit anzusehen, etwas Verborgenes in sich selbst zu entdecken, was noch verborgen geblieben ist: Rückfall=Krise=Chance auf Veränderung. Rückfälle sollten entdramatisiert und entpathologisiert werden. Rückfälle sollten zum Überlegen veranlassen, wo im Veränderungsprozess weiterzumachen, was noch zu erledigen ist, statt wieder von vorne anzufangen. Rückfälle können ggf. "verschrieben" und unter erschwerten Bedingungen ausgetestet werden (z.B. Kneipenbesuch, Lippen mit Alkohol befeuchten). D.h. Konfrontation mit realistischen Risikosituationen. Wichtig ist immer: Selbstverantwortung und Selbstkontrolle fördern, anstelle von Kontrolle durch Aussenstehende.

Selbsthilfe und Selbstkontrolle zur Veränderung des Trinkverhaltens sind in der Regel nur möglich, wenn keine körperliche und nur geringe psychische Abhängigkeit besteht.
Wer sich bezüglich Selbstkontrolle testen will:

4 Wochen ohne Alkohol leben.
Dabei keine Entzugssymptome.
Alkoholbedürfnis läßt schnell nach.
Nach den 4 Wochen kein großes Bedürfnis, gleich wieder zu trinken.
Gegebenenfalls wenig und nur in adäquaten Situationen.
Möglichkeit des Selbstbetrugs prüfen.

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