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Hallo Zusammen,
ich habe mitbekommen, dass dieses Forum ebenfalls sehr gute Tipps hat. Da meine zweite MPU am 07.07.2021 ansteht, möchte ich euch fragen, was ihr von meinem Fragebogen hält. Habe 11,5 Monate AN und 4 oder 5 Stunden bei einem VP absolviert.
Ich stelle mein erstes Gutachten ebenfalls ein. https://drive.google.com/file/d/1sxDrborPyh...iew?usp=sharing
Ich würde mal den Fragebogen ausfüllen, wie ich ihn dem Gutachter erzählen würde.
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten. (wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
1. TF (Auto): 2019 Ende Oktober habe ich mich mit meinen Freunden zum Weggehen verabredet und getroffen haben wir uns um 21:00. Nach 3 Stunden gemütlich zusammensitzen, ratschen und vorglühen haben wir uns auf den Weg zur Diskothek gemacht. Ich bin öfter früher als die Anderen Nachhause gegangen und so war es an jenem Abend auch. Den Club habe ich um 02:15 verlassen, bin ins Auto gestiegen und wurde um 02:20 kontrolliert. BAK 1,23
Ausfallerscheinung (Schlangenlinien etc.) gab es nicht. Es war eher eine Allgemeine Verkehrskontrolle, da ich von der Ecke kam, wo eine Diskothek ist. Die Polizei war direkt hinter mir, als ich auf die Hauptstraße gefahren bin.
2. TF (Fahrrad): 2020 ende Juni hab ich mich mit meinem besten Freund getroffen, da er seinen Geburtstag am See ein bisschen feiern wollte. 13:00 getroffen und losgefahren sind wir um 17:00. Da wir Hunger bekommen hatten, haben wir uns auf den Weg zum Supermarkt gemacht. 17:15 wurden wir kontrolliert, da der Polizist, der bei meiner Hausdurchsuchung dabei war, mich erkannte hatte und dachte, ich habe etwas stecken (auch so vor Gericht ausgesagt). BAK 2,07
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge)
21:00-24:00 4 Bier a 0,5L
24:00-02:00 2-3 Bier a 0,5L
13:00-17:00 10 Bier a 0,5L
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
nach ungefähr 800m wurde ich aufgehalten
geplant waren ca. 10km zu mir Nachhause
nach 3km aufgehalten
geplant waren ungefähr 5km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Ich hatte den Alkohol gespürt, mich aber noch fahrtüchtig gefühlt. Was zu dem Zeitpunkt aber eh keinen Sinn gemacht hatte. Ich war zur Auto TF noch U21 und hatte eine 0,00 Promille Grenze, da es aber sonst immer gut ging, habe ich mich dazu entschlossen auch an dem Abend wieder heimzufahren.
Für die frühe Uhrzeit war ich schon sehr betrunken, aber ich war es aufgrund meines FS Verlustes gewöhnt, mit dem Fahrrad betrunken zu fahren. Generell benutzte ich mein Fahrrad viel und bin somit geübt darin. Deshalb hatte ich auch keine wirklichen Probleme.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Eigentlich wollte ich mit dem Taxi heimfahren, aber ich hatte kein Geld mehr dabei. Im letzten Jahr (2018-2019) ist es zu oft gut gegangen und auch das dachte ich mir an jenem Abend. Also habe ich mich hinters Steuer gesetzt und bin losgefahren.
Über all die Jahre bin ich so oft mit dem Fahrrad betrunken gefahren, aber habe mir bis zu dem Zeitpunkt noch keinen einzigen Gedanken gemacht, dass dies illegal wäre.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Erst mit meiner TF im Oktober 2019.
7.Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Wenn ich ungefähr schätzen müsste, dann wären es glaube ich so 20-25x mit dem Auto. Ich habe mein Wohl über des der anderen gestellt und das ist ein Nogo. Wenn ich mir Gedanken darüber mache, was passieren hätte können, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Im Schlimmsten Fall hätte ich jemand überfahren können, gerade in der Nacht wo es dunkel ist und ich mit meinen doch erheblichen 1,23 Promille verlangsamte Reaktionszeiten habe. Ich hätte mein ganzes Leben Schuldgefühle gehabt und es wäre mit Sicherheit kein Tag vergangen, an dem ich mir gedacht hätte, warum nicht ich?
Unzählige Male mit dem Fahrrad. Als ich letztens mit meinem Psychologen darüber geredet habe, kam mir eine neue Sichtweise, die ich bis vor ein paar Tagen nicht hatte. Ich hatte mir zuvor immer gedacht, wenn mir etwas mit dem Fahrrad passiert, während ich betrunken bin, betrifft es zu 99% nur mich. Ich bin selber Schuld wenn ich hinfliege o.ä..
Aber: wäre ich so betrunken gewesen, dass ich auf die Straße falle und ein Auto kommt, der in keinster Weise mit menschlichen Fähigkeiten eine Chance hätte, rechtzeitig zu bremsen. Was ist dann? Dieser Mensch muss mit dem Gewissen leben, ich habe einen Menschen überfahren! Zwar trägt er keine Schuld, aber dennoch wird es ein einschneidendes Erlebnis bleiben, für immer, in seinem/ihrem Leben. Und das möchte ich keinem auf dieser Welt zumuten.
Ich habe mein Wohl über das der Anderen gestellt und habe somit sehr egoistisch gehandelt. Durch die ganze führerscheinlose Zeit bin ich sehr reflektierend geworden und würde es heute niemals mehr in Betracht ziehen, egal ob mit Auto oder Fahrrad, betrunken zu fahren.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Das erste Mal war am Volksfest in unserem Dorf mit 16 Jahren.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt? 10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Von 16-17: maximal 1x im Monat (2-3 Bier)
Von 18-20: 2x im Monat (4-6 Bier)
Von ende 20 bis 21: 4-5x im Monat (Höchstmenge von 10 Bier wie am Delikttag)
Festivals oder Volksfeste/Wiesn kamen dazu (ca. 6/7 Tage extra im Jahr)
Vor allem als ich mein Abitur 2019 geschrieben habe und ich viel Freizeit hatte, nahm der Konsum/Konsummenge zu.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Am Wochenende mit meiner Clique, jeden Freitag/Samstag
12. Warum haben Sie getrunken? (Innere + äußere Motive)
Anfangs war es ein Gemeinschaftsgefühl und die Zusammengehörigkeit mit der Gruppe. Zum Anderen hatte ich auch nie ein positives Selbstbild und habe mit Alkohol probiert, mangelndes Selbstbewusstsein und Selbstzweifel überwinden zu können. Des weiteren kam der Stress in meiner damaligen Beziehung dazu. Sobald ich mit meinen Freunden zum Feiern gehen wollte, gab es gelegentlich Streitigkeiten in der Beziehung. Unter der Woche war ich mit meiner Freundin und am Wochenende mit den Jungs, das hatte meine damalige Freundin aber nicht eingesehen und Streit verursacht. Somit stellte das Weggehen auch ein gewisses Druckventil dar. Stress in der Beziehung, fehlende Arbeitsperspektive nach dem Abitur, Tod der Schwester noch nicht richtig verarbeitet, gerichtliche Verhandlungen etc.
Ich habe die Wochenenden immer gebraucht, um den Stress zu entkommen. Es hatte mir damals als Ausgleich geholfen und dadurch wurde auch immer mehr getrunken.
Unterbewusst reagiere ich wahrscheinlich auf Stress so empfindlich, da sich meine Eltern 2012/2013 geschieden haben. Zu damaligen Zeiten war lautstarken Streit an der Tagesordnung.
Die Scheidung meiner Eltern würde ich aber meinen Alkoholkonsum nicht zuschreiben. Ich habe es eher begrüßt, dass es vorbei war. Mein Vater war immer sehr schlecht gelaunt am Abend und es gab täglich Stress mit meiner Mutter. Meine Eltern waren vorrangig nur noch wegen uns Kindern zusammen. Geliebt haben sie sich seit 2001/2002 oder so nicht mehr, meinte mal meine Mutter. Mein Dad hatte täglich 4-5 Bier getrunken, am Wochenende gerne mehr. Eigentlich hatte ich es früher verabscheut, meinen Vater betrunken zu sehen.
Trotz der Operation habe ich aber noch die selben Grundgedanken, die ich früher auch hatte. Es kommt zwar nicht mehr zu den plötzlichen erröten, aber je mehr ich mich Stresse, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich röte Bäckchen bekomme. Es geht zwar sehr viel langsamer, aber obwohl ich keine habe, rede ich es mir selber ein und irgendwann kommt es dann auch dazu. Deshalb habe ich nach meiner OP auch weiterhin so viel getrunken.
Oft hatte ich das Gefühl, wenn ich betrunken bin, kann ich zu dem werden, der ich innerlich bin. Gefühlt bin ich lustiger, vielleicht war es aber auch nur die Alkohol Stimmung. Meine Meinung, wenn mir was nicht passt konnte ich aber schon immer auch nüchtern sagen, auch wenn es gegen die komplette Gruppe ist. Dazu brauchte ich nicht den Alkohol.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Ich bin offener und ehrlicher geworden. Mein Selbstvertrauen hatte sich gesteigert und die oben beschriebene Gruppendynamik hatte ich durch den Alkohol mehr gespürt.
Die Hemmschwelle für peinliches rumschreien, rumgrölen oder dummen Aktionen (Streitsüchtigkeit) wurde öfters erreicht.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Kritische Hinweise gab es keine.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Gerichtliche Sachen oder wirklich wichtige Sachen (Studienkredit, behördlicher Kram o.ä.) haben niemals darunter gelitten. Das war mir immer viel zu wichtig, dass ich deswegen Ärger bekomme. Schulische Leistungen habe auch nicht darunter gelitten, da ich während Klausurenphasen nie getrunken hatte.
Dennoch war der Folgetag vom Trinken meistens in die Tonne zu werfen, da Kater. Antriebslosigkeit, Faul, in den Tag leben etc...
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Die absoluten Höchstmengen waren wie die am Delikttag, die 10 Bier.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Als "Grenze" hatte ich mir immer gesagt, nicht mehr als 10 Bier. Darüber hinaus wurde auch nicht getrunken und Kontrollverluste gab es auch nicht. Erinnerungslücken gab es hin und wieder mal, aber das ich mal gar nichts mehr vom Abend wusste, gab es nicht. Sobald mir das Bier nicht mehr geschmeckt hatte/mir übel o.ä. wurde, habe ich sofort aufgehört oder eine Pause eingelegt. Je nach dem wie jung der Abend war.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während Klausurenphasen habe ich nichts getrunken. Als Belohnung, wenn ich fertig war, dafür umso mehr. Fahrer machen oder nüchtern in die Stadt gehen war für mich schon immer ein No-Go. Ich hätte es mir niemals im Leben vorstellen können. Ich habe aber dennoch andere Leute sehr respektiert und meinen Hut vor denen gezogen, die es machen. Also in dem Punkt auch nie verzichtet.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Ich wusste bis heute, dass ich wesentlich zu viel getrunken habe. Die Mengen, die ich mir einverleibt habe, sind mit Sicherheit nicht normal. Früher war es mir aber eigentlich egal, wenn ich trinken will, trinke ich, wenn ich nichts trinken will, trinke ich auch nichts. Wenn ich nichts trinke, gehe ich aber auch nicht aus dem Haus.
Früherer und auch aus heutiger Sicht definitiv den Alkohol missbraucht.
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft? 21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Ich trinke seit dem 30.06.2020
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke keinen Alkohol mehr, da ich an dem Gefühl Gefallen gefunden habe. Ich will auch wieder mit Sport anfangen und da würde sich es beißen. Ich habe ebenfalls mein Selbstbewusstsein gebessert und eine neue Freundin kennenglernt.
Meinen alten Freundeskreis, bei dem soviel getrunken wurde, habe ich abgeschnitten und bin sehr froh darüber.
Komplimente habe ich während des Weggehens (nüchtern) bekommen und fande das Gefühl mega! Ich konnte es mir früher niemals ausmalen, nüchtern wegzugehen und bin jahrelang auch keine einziges Mal nüchtern furt gegangen.
Ich fühle mich ebenfalls fitter und produktiver, sei es jetzt privat oder in der Arbeit.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Bei der ersten TF mit dem Auto hatte ich noch nicht den Schuss gehört. Der Schuss ist erst Gefallen, seitdem ich mich mit dem Thema MPU und AN beschäftige. Ich bin seit ein paar Wochen sehr reflektierend geworden und schäme mich für viele Dinge sehr, die ich betrunken gemacht habe. Früher dachte ich, es sei normal sich am Wochenende normal abzuschießen. Dies ist aber nicht der Fall und ich bin froh, dass es zu den Trunkenheitsfahrten gekommen ist. Diese Verhaltensänderung habe ich gebraucht.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Die Änderung meines Trinkverhaltens kam erst über den AN. Am Anfang war es ein komisches Gefühl, aber ich hatte keine Entzugserscheinungen oder ähnliches. Habe mich relativ schnell daran gewöhnt.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Mein verändertes Verhalten wird äußerst positiv aufgenommen. Ich gehe mit dem Thema wirklich sehr offen um und bin stolz, wenn ich davon erzähle, dass ich auch ohne Alkohol Spaß haben kann. Die große Hürde ist geschafft, ich kann nüchtern unter betrunkenen Leute auch von jeglichen Sachen erzählen und den Mittelpunkt auf mich richten. Das war davor nicht der Fall. Meine Reizschwelle, wie schnell ich genervt bin, ist auch wesentlich nach unten gegangen. Vor allem mit nem Kater damals, den habe ich ja heute nicht mehr. Ich kriege öfter Komplimente, dass meine Freunde das super finden, wie ich mit dem Thema Konsum nun umgehe.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Wenn mir Alkohol angeboten wird, lehne ich dankend ab. Bestellt wird immer nur ein Wasser, ein Saft o.ä.
Zum Ausgleich, als Druckventil, will ich wieder aktiv Sport betreiben. Meine Freundin/Familie ist immer da zum reden, falls mich was bedrückt. Auch beruflich will ich mich weiterbilden und da ist der Konsum von Alkohol kontraproduktiv. Ich will was in meinem Leben erreichen und bin auch nicht mehr der Jüngste, es wird Zeit in die Puschen zu kommen. Es muss nach vorne gehen und da steht Alkohol nur im Weg!
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Schicksalsschläge stellen immer eine Gefahr dar, aber da ich aktuell auch zum Psychologen gehe, kann ich dort meine Gedanken teile. Freunde und Freundin sind für mich da, wenn ich sie brauche. Draht zur Mutter ist auch wieder sehr gut geworden.
Ich will meine aktuelle Lebensweise nicht gefährden, deshalb fresse ich nichts mehr in mich hinein und rede lieber darüber.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Getrunken wird gar nicht mehr!
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Hoffe ihr könnte mir Tipps geben, was ich eventuell lieber nicht sage, was ich sagen sollte, was auszubessern ist etc.
Danke euch!
ich habe mitbekommen, dass dieses Forum ebenfalls sehr gute Tipps hat. Da meine zweite MPU am 07.07.2021 ansteht, möchte ich euch fragen, was ihr von meinem Fragebogen hält. Habe 11,5 Monate AN und 4 oder 5 Stunden bei einem VP absolviert.
Ich stelle mein erstes Gutachten ebenfalls ein. https://drive.google.com/file/d/1sxDrborPyh...iew?usp=sharing
Ich würde mal den Fragebogen ausfüllen, wie ich ihn dem Gutachter erzählen würde.
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten. (wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
1. TF (Auto): 2019 Ende Oktober habe ich mich mit meinen Freunden zum Weggehen verabredet und getroffen haben wir uns um 21:00. Nach 3 Stunden gemütlich zusammensitzen, ratschen und vorglühen haben wir uns auf den Weg zur Diskothek gemacht. Ich bin öfter früher als die Anderen Nachhause gegangen und so war es an jenem Abend auch. Den Club habe ich um 02:15 verlassen, bin ins Auto gestiegen und wurde um 02:20 kontrolliert. BAK 1,23
Ausfallerscheinung (Schlangenlinien etc.) gab es nicht. Es war eher eine Allgemeine Verkehrskontrolle, da ich von der Ecke kam, wo eine Diskothek ist. Die Polizei war direkt hinter mir, als ich auf die Hauptstraße gefahren bin.
2. TF (Fahrrad): 2020 ende Juni hab ich mich mit meinem besten Freund getroffen, da er seinen Geburtstag am See ein bisschen feiern wollte. 13:00 getroffen und losgefahren sind wir um 17:00. Da wir Hunger bekommen hatten, haben wir uns auf den Weg zum Supermarkt gemacht. 17:15 wurden wir kontrolliert, da der Polizist, der bei meiner Hausdurchsuchung dabei war, mich erkannte hatte und dachte, ich habe etwas stecken (auch so vor Gericht ausgesagt). BAK 2,07
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge)
21:00-24:00 4 Bier a 0,5L
24:00-02:00 2-3 Bier a 0,5L
13:00-17:00 10 Bier a 0,5L
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
nach ungefähr 800m wurde ich aufgehalten
geplant waren ca. 10km zu mir Nachhause
nach 3km aufgehalten
geplant waren ungefähr 5km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Ich hatte den Alkohol gespürt, mich aber noch fahrtüchtig gefühlt. Was zu dem Zeitpunkt aber eh keinen Sinn gemacht hatte. Ich war zur Auto TF noch U21 und hatte eine 0,00 Promille Grenze, da es aber sonst immer gut ging, habe ich mich dazu entschlossen auch an dem Abend wieder heimzufahren.
Für die frühe Uhrzeit war ich schon sehr betrunken, aber ich war es aufgrund meines FS Verlustes gewöhnt, mit dem Fahrrad betrunken zu fahren. Generell benutzte ich mein Fahrrad viel und bin somit geübt darin. Deshalb hatte ich auch keine wirklichen Probleme.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Eigentlich wollte ich mit dem Taxi heimfahren, aber ich hatte kein Geld mehr dabei. Im letzten Jahr (2018-2019) ist es zu oft gut gegangen und auch das dachte ich mir an jenem Abend. Also habe ich mich hinters Steuer gesetzt und bin losgefahren.
Über all die Jahre bin ich so oft mit dem Fahrrad betrunken gefahren, aber habe mir bis zu dem Zeitpunkt noch keinen einzigen Gedanken gemacht, dass dies illegal wäre.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Erst mit meiner TF im Oktober 2019.
7.Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Wenn ich ungefähr schätzen müsste, dann wären es glaube ich so 20-25x mit dem Auto. Ich habe mein Wohl über des der anderen gestellt und das ist ein Nogo. Wenn ich mir Gedanken darüber mache, was passieren hätte können, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Im Schlimmsten Fall hätte ich jemand überfahren können, gerade in der Nacht wo es dunkel ist und ich mit meinen doch erheblichen 1,23 Promille verlangsamte Reaktionszeiten habe. Ich hätte mein ganzes Leben Schuldgefühle gehabt und es wäre mit Sicherheit kein Tag vergangen, an dem ich mir gedacht hätte, warum nicht ich?
Unzählige Male mit dem Fahrrad. Als ich letztens mit meinem Psychologen darüber geredet habe, kam mir eine neue Sichtweise, die ich bis vor ein paar Tagen nicht hatte. Ich hatte mir zuvor immer gedacht, wenn mir etwas mit dem Fahrrad passiert, während ich betrunken bin, betrifft es zu 99% nur mich. Ich bin selber Schuld wenn ich hinfliege o.ä..
Aber: wäre ich so betrunken gewesen, dass ich auf die Straße falle und ein Auto kommt, der in keinster Weise mit menschlichen Fähigkeiten eine Chance hätte, rechtzeitig zu bremsen. Was ist dann? Dieser Mensch muss mit dem Gewissen leben, ich habe einen Menschen überfahren! Zwar trägt er keine Schuld, aber dennoch wird es ein einschneidendes Erlebnis bleiben, für immer, in seinem/ihrem Leben. Und das möchte ich keinem auf dieser Welt zumuten.
Ich habe mein Wohl über das der Anderen gestellt und habe somit sehr egoistisch gehandelt. Durch die ganze führerscheinlose Zeit bin ich sehr reflektierend geworden und würde es heute niemals mehr in Betracht ziehen, egal ob mit Auto oder Fahrrad, betrunken zu fahren.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Das erste Mal war am Volksfest in unserem Dorf mit 16 Jahren.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt? 10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Von 16-17: maximal 1x im Monat (2-3 Bier)
Von 18-20: 2x im Monat (4-6 Bier)
Von ende 20 bis 21: 4-5x im Monat (Höchstmenge von 10 Bier wie am Delikttag)
Festivals oder Volksfeste/Wiesn kamen dazu (ca. 6/7 Tage extra im Jahr)
Vor allem als ich mein Abitur 2019 geschrieben habe und ich viel Freizeit hatte, nahm der Konsum/Konsummenge zu.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Am Wochenende mit meiner Clique, jeden Freitag/Samstag
12. Warum haben Sie getrunken? (Innere + äußere Motive)
Anfangs war es ein Gemeinschaftsgefühl und die Zusammengehörigkeit mit der Gruppe. Zum Anderen hatte ich auch nie ein positives Selbstbild und habe mit Alkohol probiert, mangelndes Selbstbewusstsein und Selbstzweifel überwinden zu können. Des weiteren kam der Stress in meiner damaligen Beziehung dazu. Sobald ich mit meinen Freunden zum Feiern gehen wollte, gab es gelegentlich Streitigkeiten in der Beziehung. Unter der Woche war ich mit meiner Freundin und am Wochenende mit den Jungs, das hatte meine damalige Freundin aber nicht eingesehen und Streit verursacht. Somit stellte das Weggehen auch ein gewisses Druckventil dar. Stress in der Beziehung, fehlende Arbeitsperspektive nach dem Abitur, Tod der Schwester noch nicht richtig verarbeitet, gerichtliche Verhandlungen etc.
Ich habe die Wochenenden immer gebraucht, um den Stress zu entkommen. Es hatte mir damals als Ausgleich geholfen und dadurch wurde auch immer mehr getrunken.
Unterbewusst reagiere ich wahrscheinlich auf Stress so empfindlich, da sich meine Eltern 2012/2013 geschieden haben. Zu damaligen Zeiten war lautstarken Streit an der Tagesordnung.
Die Scheidung meiner Eltern würde ich aber meinen Alkoholkonsum nicht zuschreiben. Ich habe es eher begrüßt, dass es vorbei war. Mein Vater war immer sehr schlecht gelaunt am Abend und es gab täglich Stress mit meiner Mutter. Meine Eltern waren vorrangig nur noch wegen uns Kindern zusammen. Geliebt haben sie sich seit 2001/2002 oder so nicht mehr, meinte mal meine Mutter. Mein Dad hatte täglich 4-5 Bier getrunken, am Wochenende gerne mehr. Eigentlich hatte ich es früher verabscheut, meinen Vater betrunken zu sehen.
Trotz der Operation habe ich aber noch die selben Grundgedanken, die ich früher auch hatte. Es kommt zwar nicht mehr zu den plötzlichen erröten, aber je mehr ich mich Stresse, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich röte Bäckchen bekomme. Es geht zwar sehr viel langsamer, aber obwohl ich keine habe, rede ich es mir selber ein und irgendwann kommt es dann auch dazu. Deshalb habe ich nach meiner OP auch weiterhin so viel getrunken.
Oft hatte ich das Gefühl, wenn ich betrunken bin, kann ich zu dem werden, der ich innerlich bin. Gefühlt bin ich lustiger, vielleicht war es aber auch nur die Alkohol Stimmung. Meine Meinung, wenn mir was nicht passt konnte ich aber schon immer auch nüchtern sagen, auch wenn es gegen die komplette Gruppe ist. Dazu brauchte ich nicht den Alkohol.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Ich bin offener und ehrlicher geworden. Mein Selbstvertrauen hatte sich gesteigert und die oben beschriebene Gruppendynamik hatte ich durch den Alkohol mehr gespürt.
Die Hemmschwelle für peinliches rumschreien, rumgrölen oder dummen Aktionen (Streitsüchtigkeit) wurde öfters erreicht.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Kritische Hinweise gab es keine.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Gerichtliche Sachen oder wirklich wichtige Sachen (Studienkredit, behördlicher Kram o.ä.) haben niemals darunter gelitten. Das war mir immer viel zu wichtig, dass ich deswegen Ärger bekomme. Schulische Leistungen habe auch nicht darunter gelitten, da ich während Klausurenphasen nie getrunken hatte.
Dennoch war der Folgetag vom Trinken meistens in die Tonne zu werfen, da Kater. Antriebslosigkeit, Faul, in den Tag leben etc...
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Die absoluten Höchstmengen waren wie die am Delikttag, die 10 Bier.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Als "Grenze" hatte ich mir immer gesagt, nicht mehr als 10 Bier. Darüber hinaus wurde auch nicht getrunken und Kontrollverluste gab es auch nicht. Erinnerungslücken gab es hin und wieder mal, aber das ich mal gar nichts mehr vom Abend wusste, gab es nicht. Sobald mir das Bier nicht mehr geschmeckt hatte/mir übel o.ä. wurde, habe ich sofort aufgehört oder eine Pause eingelegt. Je nach dem wie jung der Abend war.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während Klausurenphasen habe ich nichts getrunken. Als Belohnung, wenn ich fertig war, dafür umso mehr. Fahrer machen oder nüchtern in die Stadt gehen war für mich schon immer ein No-Go. Ich hätte es mir niemals im Leben vorstellen können. Ich habe aber dennoch andere Leute sehr respektiert und meinen Hut vor denen gezogen, die es machen. Also in dem Punkt auch nie verzichtet.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Ich wusste bis heute, dass ich wesentlich zu viel getrunken habe. Die Mengen, die ich mir einverleibt habe, sind mit Sicherheit nicht normal. Früher war es mir aber eigentlich egal, wenn ich trinken will, trinke ich, wenn ich nichts trinken will, trinke ich auch nichts. Wenn ich nichts trinke, gehe ich aber auch nicht aus dem Haus.
Früherer und auch aus heutiger Sicht definitiv den Alkohol missbraucht.
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft? 21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Ich trinke seit dem 30.06.2020
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke keinen Alkohol mehr, da ich an dem Gefühl Gefallen gefunden habe. Ich will auch wieder mit Sport anfangen und da würde sich es beißen. Ich habe ebenfalls mein Selbstbewusstsein gebessert und eine neue Freundin kennenglernt.
Meinen alten Freundeskreis, bei dem soviel getrunken wurde, habe ich abgeschnitten und bin sehr froh darüber.
Komplimente habe ich während des Weggehens (nüchtern) bekommen und fande das Gefühl mega! Ich konnte es mir früher niemals ausmalen, nüchtern wegzugehen und bin jahrelang auch keine einziges Mal nüchtern furt gegangen.
Ich fühle mich ebenfalls fitter und produktiver, sei es jetzt privat oder in der Arbeit.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Bei der ersten TF mit dem Auto hatte ich noch nicht den Schuss gehört. Der Schuss ist erst Gefallen, seitdem ich mich mit dem Thema MPU und AN beschäftige. Ich bin seit ein paar Wochen sehr reflektierend geworden und schäme mich für viele Dinge sehr, die ich betrunken gemacht habe. Früher dachte ich, es sei normal sich am Wochenende normal abzuschießen. Dies ist aber nicht der Fall und ich bin froh, dass es zu den Trunkenheitsfahrten gekommen ist. Diese Verhaltensänderung habe ich gebraucht.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Die Änderung meines Trinkverhaltens kam erst über den AN. Am Anfang war es ein komisches Gefühl, aber ich hatte keine Entzugserscheinungen oder ähnliches. Habe mich relativ schnell daran gewöhnt.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Mein verändertes Verhalten wird äußerst positiv aufgenommen. Ich gehe mit dem Thema wirklich sehr offen um und bin stolz, wenn ich davon erzähle, dass ich auch ohne Alkohol Spaß haben kann. Die große Hürde ist geschafft, ich kann nüchtern unter betrunkenen Leute auch von jeglichen Sachen erzählen und den Mittelpunkt auf mich richten. Das war davor nicht der Fall. Meine Reizschwelle, wie schnell ich genervt bin, ist auch wesentlich nach unten gegangen. Vor allem mit nem Kater damals, den habe ich ja heute nicht mehr. Ich kriege öfter Komplimente, dass meine Freunde das super finden, wie ich mit dem Thema Konsum nun umgehe.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Wenn mir Alkohol angeboten wird, lehne ich dankend ab. Bestellt wird immer nur ein Wasser, ein Saft o.ä.
Zum Ausgleich, als Druckventil, will ich wieder aktiv Sport betreiben. Meine Freundin/Familie ist immer da zum reden, falls mich was bedrückt. Auch beruflich will ich mich weiterbilden und da ist der Konsum von Alkohol kontraproduktiv. Ich will was in meinem Leben erreichen und bin auch nicht mehr der Jüngste, es wird Zeit in die Puschen zu kommen. Es muss nach vorne gehen und da steht Alkohol nur im Weg!
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Schicksalsschläge stellen immer eine Gefahr dar, aber da ich aktuell auch zum Psychologen gehe, kann ich dort meine Gedanken teile. Freunde und Freundin sind für mich da, wenn ich sie brauche. Draht zur Mutter ist auch wieder sehr gut geworden.
Ich will meine aktuelle Lebensweise nicht gefährden, deshalb fresse ich nichts mehr in mich hinein und rede lieber darüber.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Getrunken wird gar nicht mehr!
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Hoffe ihr könnte mir Tipps geben, was ich eventuell lieber nicht sage, was ich sagen sollte, was auszubessern ist etc.
Danke euch!