Wiederholungstäter 2. MPU Alkohol

Stubai83

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Hallo Zusammen,

erst einmal allen ein gutes und gesundes neues Jahr! Ich hoffe ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen.
Mein Name ist Stefan, ich bin 35 Jahre alt und komme aus der Nähe von Stuttgart. Da demnächst meine 2te MPU ansteht (27.01.2020) möchte ich euch gerne um Unterstützung bitten. Ich habe mir nach meiner letzten Trunkenheitsfahrt am 07.04.2017 bewusst die Zeit genommen um alles aufzuarbeiten und ich muss sagen, dass ich erneut erwischt wurde, war das beste was mir passieren konnte. Es ist mir äußert bewusst geworden wir gezielt ich den Alkohol eingesetzt habe, um eigene Schwächen zu kompensieren bzw. zu überspielen. Gepaart mit einer erhöhten Selbstüberschätzung das ich alles im Griff habe kam es wie es kommen musste. Mehr dazu aber später.

Erst einmal die groben Eckdaten, falls Ihr weitere Informationen benötigt bitte kurze Info. Den "großen" Fragebogen stelle ich auch bald ein, aber heute geht es mit unseren kleinen in den Zoo :)

Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 184 cm
Gewicht: 88 kg
Alter: 35 Jahre

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 07.04.2017, 21:10 Uhr
BAK: 1,03
Trinkbeginn: 17:30
Trinkende: 21:00
Uhrzeit der Blutabnahme: 21:45 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: Nein
Strafbefehl schon bekommen: Ordnungswidrigkeit, 500€, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot
Dauer der Sperrfrist: keine

Führerschein
Hab ich noch: Nein
Hab ich abgegeben: Ja
Hab ich neu beantragt: Ja
Habe noch keinen gemacht: Nein

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Ist zu erwarten, dass der Untersuchte auch zukünftig ein (Kraft-) Fahrzeug unter einem die Fahrsicherheit beeinträchtigten Alkoholeinfluss führen wird und/oder liegen im Zusammenhang mit dem früheren Alkoholkonsum Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der Gruppe 1 (FE Klassen ABE) in Frage stellen?

Bundesland
: Baden-Württemberg

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Nein
Ich lebe abstinent seit: 07.04.2017

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: Ja, 10 Nachweise alle negativ (21.08.2017, 05.12.2017, 09.03.2018, 12.06.2018, 13.09.2018, 04.12.2018, 05.03.2019, 04.06.2019, 03.09.2019, 05.12.2019)
Urinscreening ja/nein: Nein
Keinen Plan?: Nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Ja
Selbsthilfegruppe (SHG): Ja, aber nur einmalig, Blaues Kreuz
Psychologe/Verkehrspsychologe: Ja seit April 2017. Ausbildung: zertifizierter Kraftfahreignungsberater, Suchtberater, psychologischer Berater für Verkehrspsychologie und das wichtigste für mich, ich fühle mich sehr wohl und kann mich komplett öffnen

Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung: Nein

MPU
Datum: 27.01.2020
Welche Stelle (MPI): PIMA Stuttgart
Schon bezahlt?: Ja
Schon eine MPU gehabt? Ja am 06.08.2013
Wer hat das Gutachten gesehen? FSST, liegt auch in der Führerscheinakte
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
V. Zusammenfassung und Beantwortung der Fragestellung
Die medizinisch-psychologische Untersuchung ergab zu allen Fragestellungen der Behörde keine Befunde mehr, die sich noch als Argument für Bedenken an der Fahreignung interpretieren lassen. Es ist davon auszugehen, dass die anzunehmende erhöhte Wiederauffallenswahrscheinlichkeit für Herrn XXX nicht mehr besteht.

Daraus ergibt sich folgende Beantwortung der Fragestellungen:

Es ist nicht zu erwarten, dass Hr. XXX auch zukünftig ein Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird. Es bestehen keine Hinweise dafür, dass als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vorliegen, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der Gruppe 1 infrage stellen.

Es ist trotz auf der Grund der aktenkundigen Straftaten im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr (Straßenverkehrsgefährdung in Tatmehrheit mit Straßenverkehrsgefährdung in Tatmehrheit mit unerlaubten Entfernen vom Unfallort in Tatmerheit mit Trunkenheit im Verkehr in Tateinheit mit unerlaubten Entfernen vom Unfallort) entstandenen Zweifel an der charakterlichen Eignung nicht, dass Herr XXX auch zukünftig erheblich oder wiederholt gegen verkehrsrechtliche/strafrechtliche Bestimmungen im Zusammenhang mit der Kraftfahreignung verstoßen wird.

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten:
  • 08.02.2010 / 0,97 Promille Ordnungswidrigkeit
  • 11.02.2011 / 1,71 Promille Straftat, abgehandelt mit Strafbefehl, Sperrfrist 12 Monate
    • Drauf folgt die erste MPU 06.08.2013 positiv mit 15 Monate Abstinenzbescheinigung, Führerschein wiedererteilt
  • 07.04.2017 / 1,03 Promille Ordnungswidrigkeit
    • 27.01.2020 ist die 2te MPU geplant
Liebe Grüße
Stefan
 

Stubai83

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Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Meine erste aktenkundige Trunkenheitsfahrt hat am Montag, den 08.02.2010 stattgefunden. Es war ein Montagmorgen und ich bin wie immer um 06:00 Uhr aufgestanden, habe mich im Bad fertig gemacht und bin anschließend ins Geschäft gefahren. Ich war etwas aufgeregt, da es um die Vorstellung eines großen neuen Lieferanten ginge und ich zu dieser Zeit noch frisch im Einkauf war. Das Gespräch ist erstaunlich gut gelaufen und ich konnte ziemlich schnell eine sehr gute fachliche Verbindung zu den Lieferanten aufbauen. Dieser hat mir nach dem Gespräch am späten Nachmittag angeboten, die Themen bei einem gemeinsamen Abendessen noch zu vertiefen. Da aus Compliance rechtlichen Gründen nichts dagegengesprochen hatte, hatte ich dem zugestimmt. Wir hatten uns für 18:00 Uhr verabredet und ich bin mit dem Auto zum Restaurant gefahren. Dort angekommen haben wir sehr gut gegessen und unsere Themen weiter vertieft. Anschließend gegen 20:00 Uhr haben wir das Restaurant verlassen und mein Ansprechpartner hat mich gefragt ob wir noch zusammen ein Bier an der Hotelbar trinken möchten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen Alkohol getrunken. Ich habe bejaht und wir sind an die Hotelbar gegangen. Hier hatten wir das Gespräch fortgeführt. Die Themen gingen weiter in die Technik bzw. in eine Langzeit Liefervereinbarungen wobei ich mich mangels Erfahrung immer unwohler gefüllt hatte. Um dies zu überspielen hatte ich mit im Zeitraum von 20.15 Uhr bis 22.30 Uhr insgesamt 4 Hefeweizen bestellt um meine Unsicherheit zu verbergen und den Redefluss mit viel heißer Luft durchzustehen. Das ist mir so auch gut gelungen und ich habe mich gegen 22:30 von meinem Geschäftspartner verabschiedet. Mir war bewusst das ich Alkohol getrunken hatte und wollte mein Auto nur um parken damit ich es am nächsten Tag holen konnte. Durch die Euphorie und mein verschobenes Realitätsbewusstsein habe ich mich ans Steuer gesetzt und gedacht ach wird schon nichts passieren habe mich auf den Heimweg gemacht. Bereits 1.5 Kilometer später wurde die Fahrt bei einer groß angelegten Kontrolle beendet und ich musste mit den Polizisten auf die Wache fahren. Meine geplante Fahrstrecke war 10 km. Dort wurde um 22.50 Uhr an einem geeichten Atemalkoholgerät ein Promillewert von 1.0 Promille gemessen was die Polizisten veranlasst hat mit mir ins Krankenhaus zu fahren und eine Blutabnahme anzuordnen. Die Blutalkoholkonzentration hat um 23:20 Uhr einen Messwert von 0.97 Promille gezeigt was mir anschließend als Ordnungswidrigkeit auch vorgeworden wurde. Die Polizisten hatten mich wieder mit zur Wache genommen und meiner Frau die Schlüssel vom Fahrzeug übergeben. Ich wurde daraufhin entlassen.

Meine zweite aktenkundige Trunkenheitsfahrt die dann auch zugleich zu meiner ersten MPU geführt hat, fand am 11.02.2011 statt. Ziemlich genau einem Jahr nach meiner ersten Fahrt und mit steigendem Pegel. Leider hat sich die fehlende Erfahrung in meinem Beruf immer wieder in den Fokus gestellt und ich habe es nicht erkannt, dass Alkohol hier ein Problem ist. Ganz im Gegenteil ich habe gelernt, dass ich mit Alkohol einiges kompensieren kann und deshalb ging es auch so weiter. Bei meiner zweiten Trunkenheitsfahrt handelte es sich um einen Freitag. Mein Vorgesetzter war zu diesem Zeitpunkt im Urlaub und hat mir ein größeres Einkaufsvolumen zu Verhandlung auf den Tisch gelegt. Das entscheidende Gespräch sollte um 10:00 Uhr stattfinden. Unser Lieferant ist pünktlich erschienen und ich hatte das Gespräch eröffnet und geleitet. Nach ca. 90 Minuten waren wir durch und beide Seiten waren mit dem Abschluss zufrieden. Ich konnte der Firma auf einen Schlag netto 500.000€ einsparen und war ziemlich aus dem Häuschen. Der Glücksgefühle überschütteten sich und ich habe sofort meinen Vorgesetzten informiert. Dieser hat mich zu dem Abschluss beglückwünscht, gelobt und eine größere Sonderzahlung an mich in Aussicht gestellt. Jackpot! Zur Mittagspause um 12:00 Uhr habe ich mit meinen Arbeitskollegen und einem Glas Sekt angestoßen und um 15:00 Uhr die Firma verlassen. Da ich immer noch ganz aus dem Häuschen war habe ich einen guten Freund angerufen und mit diesem ab 16:30 Uhr in einer Kneipe auf meinen Erfolg angestoßen. Die Laune war gigantisch und ich war glücklich, die Gefühle überschlugen sich in meinen Körper. Zwischen 16:30 Uhr und 19:15 hatten wir 4 Weizen getrunken (a 0.5L) zudem gab es zu jeder Runde einen doppelten Schnaps mit a 4cl. Um 19:15 Uhr hat meine damalige Freundin angerufen ich möchte doch bitte heimkommen. Durch den hohen Alkoholeinfluss war mein Bewusstsein deutlich getrübt und die Risikobereitschaft äquivalent angestiegen. Dies hatte zur Folge, dass ich ohne weiter nach zu denken in das Auto gestiegen bin und mich auf den Heimweg gemacht habe. Da ich unter starken Alkoholeinfluss stand hatte ich nur noch ca. 5 km geschafft bevor ich ein ordnungsgemäß parkendes Auto touchiert habe. Ausgelöst durch das Adrenalin habe ich vermutlich im Unterbewusstsein gemerkt das gibt richtig Ärger und bin noch ca. 500 Meter weitergefahren bevor ich das Auto abgestellt hatte. Ich habe mich vom Fahrzeug entfernt und wollte somit vertuschen das ich am Steuer saß und somit verhindern das die Polizei mich erwischte. Kurz darauf bin ich aber einigermaßen zu Sinnen gekommen und habe den Gedanken gefasst, dass ich den Unfall verursacht habe und deshalb auch am Unfallort bleiben muss. Als ich an meinem Fahrzeug angekommen bin war die Polizei bereits vor Ort und hat mich mit auf die Wache genommen und anschließend mir ins Krankenhaus zu Blutabnahme. Um 20:35 Uhr wurde bei mir eine Blutalkoholkonzentration von 1.71 Promille festgestellt. Gott sein Dank ist keinen was passiert und der Sachschaden wurde von der Versicherung übernommen die mich anschließend in Regress genommen hat. Nach erfolgreicher MPU und 15-monatiger Abstinenz hatte ich am 06.08.2013 eine positive MPU und meine Fahrerlaubnis wiedererlangt. Die Gründe warum die Abstinenz nicht geklappt hat bzw. warum es zu einer dritten Trunkenheitsfahrt gekommen ist führe ich in Frage 12 aus.

Meine dritte und letzte aktenkundige Trunkenheitsfahrt hat am 07.04.2017 stattgefunden. Ca. 4 Jahre nachdem ich meinen Führerschein wiedererlangt habe. Es war ein Freitag. Ich war wie immer auf der Arbeit. Die Nacht davor war ich geplagt von Sorgen über meine Mutter die leider an Krebs erkrankt war. Zudem bin ich wieder aufgeschreckt, da ich einen terroristischen Vorfall nie wirklich aufgearbeitet habe den ich leider miterleben musste (mehr dazu in Frage 12). Diese Sorgen, Schuldgefühle gegenüber meiner Mutter und Ängste hatten mich den ganzen Tag begleitet. Zu meiner Mutter hatte ich nur sehr wenig Kontakt. Nicht unbedingt, weil etwas vorgefallen ist es war mehr die Distanz und die Tatsache, dass Sie sich mehr um meine Schwester gekümmert hat. Dies hat mir nach außen hin wenig ausgemacht doch meine inneren Gefühle schwer belastet. Um mich aus der Situation zu flüchten, abzuschalten und die Ereignisse zu verdrängen habe ich mich mit einem Freund getroffen. Dieser kannte meine Vorgeschichte gegenüber meinen Alkoholkonsum nicht und ich war zu diesem Zeitpunkt auch nicht bereit mich jedem zu öffnen. Wir hatten uns um 18:30 Uhr nach der Arbeit in einer Kneipe getroffen und zusammen bis 21:00 Uhr 5 Bier mit a 0.4L getrunken. Ich habe in dieser Zeit über meine Probleme mit Ihm gesprochen und gemerkt, dass diese nicht aufgearbeitet sind und ich das schnellstens machen muss. Um 21:00 Uhr beschloss ich zu zahlen und nach Hause zu fahren. Ich war völlig durcheinander und hab an alles gedacht bloß nicht an die Tatsache, dass ich mich schon wieder betrunken ans Steuer setze. Es kam wie es kommen musste. Ich habe den Parkplatz verlassen und bin 300 Meter gefahren bevor mich 2 junge Polizistinnen für eine Routinekontrolle aus dem Verkehr gezogen haben. Ich habe sofort zugeben Alkohol getrunken zu haben und habe hinten im Polizei Fahrzeug Platz genommen. Wir sind gemeinsam zur Wache gefahren und ich musste in ein geeichtes Alkoholmessgerät meinen Atemalkohol abgeben. Das Ergebnis veranlasste die diensthabenden Polizistinnen mich mit ins Krankenhaus zu nehmen wobei mir Blut abgenommen wurde. 1 Monat später kam der Bußgeldbescheid das mir einer Ordnungswidrigkeit zu Last gelegt wird. 1.03 Promille. Ich habe die Geldbuße in Höhe von 500€ + die Gebühren der Verwaltung und der Polizei überwiesen. Das mein Leben so nicht weiter gehen kann war mir sofort nach der Trunkenheitsfahrt am nächsten Tag bewusst so dass ich mich erstens bei den 2 wirklich netten Polizistinnen mit einen Blumenstrauß bedankt habe (ist denen auch noch nicht passiert und Sie wünschten mir alles erdenklich Gute) und mich zweitens bei einer professionellen Hilfe angemeldet habe die ich eingangs bereits erwähnt habe. Dort fühle ich mich „sau wohl“ und konnte die letzten 3 Jahre meine Defizite aufarbeiten.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

17:30 Uhr – 21:00 Uhr: 5 Gläser Bier (0.4 Liter)
D.h. ich habe ca. 90 Gramm Alkohol zu mir genommen. Bei meinem Körpergewicht lässt sich ein Alkoholabbau von ca. 0.1% errechnen somit errechnet sich die 1,03 Promille zum Tatzeitpunkt um 21:10 Uhr.


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich bin 0.7 km gefahren und wollte insgesamt 23 km fahren.


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Aufgrund der Alkoholwirkung habe ich mich enorm überschätzt. Durch meinen missbräuchlichen Alkoholgenuss und anderen Alkoholfahrten in Vergangenheit hatte ich mir eine Trinkfestigkeit aufgebaut und ich hatte das Gefühl noch sicher fahren zu können. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt die dynamische Wirkung von Alkohol völlig unterschätzt und mir ist inzwischen völlig bewusst, dass durch die Zunahme von Alkohol die Risikobereitschaft deutlich ansteigt bzw. die Vernunft eher in den Hintergrund gerät.


5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Leider war mein Bewusstsein getrübt und die Risikobereitschaft war deutlich angestiegen und ich hatte mir keinen Gedanken über meinen Zustand und der Fahruntüchtigkeit gemacht, deshalb bin ich ins Auto gestiegen und wollte nach Hause fahren.


6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja das bin ich. Bevor meiner letzten Trunkenheitsfahrt am 07.04.2017 hatte ich bereits 2 weitere aktenkundige Trunkenheitsfahrten. Bei der ersten Trunkenheitsfahrt im Ordnungswidrigkeitsbereich hatte ich die Situation nach unten gespielt. Es hat mich mehr geärgert, dass die Polizei genau mich erwischt hatte. Die Fahrt hatte weder beruflich noch privat/familiär keine direkten Konsequenzen, wobei meine damalige Freundin nicht begeistert war mich nachts vom Polizeirevier abzuholen. Die zweite Trunkenheitsfahrt mit Unfall und Fahrerflucht hat mir hier deutlich die Augen geöffnet. Ich war öfters unter Alkohol gestanden als ich mir selbst einstehen wollte. Ich habe mir immer wieder auf neue gesagt so viel habe ich doch gar nicht getrunken aber mein Gefahrenbewusstsein wurde hier erheblich getäuscht und ich überschätzte mich.


7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Zusätzlich zu den bereits zwei aktenkundigen Fahrten unter Alkoholeinfluss gehe ich von weiteren 50 bis 60 Fahren unter geringeren Alkoholspiegel oder mit Restalkohol aus unter dem ich im Straßenverkehr teilgenommen habe. Hier habe ich das fahrlässige Teilnahme unter Alkoholeinfluss am Straßenverkehr in Kauf genommen was rückblickend mehr als verantwortungslos war und ich nicht nur mich, sondern auch meine Mitmenschen sinnlos in Gefahr gebracht habe. Daher kann ich den beiden Polizistinnen die mich am 07.04.17 gestoppt haben nur noch einmal danken da dieses Ereignis meine Augen geöffnet und mein Leben grundsätzlich geändert hat. Die Dunkelziffer der nicht aufgedeckten Alkoholfahrten ist extrem hoch. Durch die nicht aufgefallene Trunkenheitsfahrt wird man sogar erst einmal noch bestärkt da es keine sofortige negative Konsequenz resultiert. Die Rückfallwahrscheinlichkeit bezogen auf 10 Jahre beträgt für einen Ersttäter ca. 43% was mir ebenfalls die Augen geöffnet hat.
 

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Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Den ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich mit 16 Jahren. Dies geschah im elterlichen Hause und im bei sein meines Vaters. Das war auch keine besondere Situation, sondern üblich gewesen.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Alkohol war seit meinem 16 Lebensjahr präsent. Für mich war es damals was besonders das ich jetzt so alt bin auch ein Bier trinken zu dürfen. Durch den Start meiner Ausbildung mit 16 Jahren hatte ich dann auch die finanzielle Möglichkeit mit meinen Freunden an Wochenenden fortzugehen und öfters Alkohol zu trinken. Bier zu trinken gehörte hier dazu. Wir haben auch damit begonnen Likör zu trinken. Nach meiner Ausbildung und den Umzug nach Stuttgart hatte ich meistens jedes zweite Wochenende getrunken um lockerer zu werden und mir einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Ich war jung und naiv und hatte immer das Gefühl etwas zu verpassen. Zumal hatte mir die Stadt Möglichkeiten geboten die ich bis Dato von meinem ländlichen Leben nicht gekannt hatte. In meiner Studienzeit ab 24 Jahren war der Höhepunkt erreicht. Die Mengen stiegen kontinuierlich. Bier an den Wochenenden ist zum Standard geworden und der Schnaps Konsum hat durch Trinkspiele auch zu genommen. Es kamen zu Ausfallerscheinungen. Nur in den Prüfungs- und Lernphasen habe ich auf Alkohol verzichtet. Auch hier habe ich vieles versucht zu kompensieren. Nach meinem Studium habe ich angefangen im Einkauf eines großen Konzernes zu arbeiten. Durch den schnellen Aufstieg in der Firma kam es Unsicherheiten in meinem Handeln die ich mit Alkohol überspielen konnte. Ich konnte bei Vertragsverhandlungen mit Hilfe von Alkohol, die des Öfteren bei einen gemeinsam Arbeitsdinner stattgefunden haben, meine Unsicherheiten bzw. Unwissenheit überspielen und bin somit zum Ziel gekommen. Das hat mein Handeln bestärkt. Nach der zweiten Trunkenheitsfahrt habe ich beschlossen auf den Alkohol zu verzichten. Dies ist mir gelungen bis mich bahnbrechende Ereignisse wieder zurückgezogen haben. Ich habe mich an alte Gewohnheiten erinnert und wieder mit dem trinken angefangen. Die Trinkanlässe gingen hierbei zurück aber ich habe ca. 3-mal im Monat bei sinkendem Pegel wieder Alkohol zu mir genommen.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

  • 16 Jahre – Erster Kontakt mit Alkohol Bier. Hierbei handelte es sich um eine Flasche Bier mit 0.5L Inhalt.
  • 16 Jahre bis 19 Jahre – Habe ich an 3 von 4 Wochenenden getrunken. Höchstmengen hier waren 6 Weizen. Hierbei handelte es sich um eine Flasche Bier mit 0.5L Inhalt. Hinzu kamen 1-2 Schnäpse mit a 2 cl meistens Pflümli Likör.
  • 19 Jahre bis 23 Jahre – Habe ich jedes 2 Wochenende 6 Weizen getrunken. Hierbei handelte es sich um eine Flasche Bier mit 0.5L Inhalt.
  • In meiner Studienzeit: Fast jedes Wochenende 5 Weizen Bier mit a 0.5 Liter Inhalt. Hinzu kamen bis zu 8 doppelte Schnäpse mit a 4 cl Höchstmenge. Nur in der Prüfungsphase hatte ich bewusst darauf verzichtet.
  • Die absolute Höchstmenge waren 5 Maß Bier (jeweils 1 Liter) und 2 Schnäpse (a 2 cl) auf dem Cannstatter Volksfest.
  • Nach der zweiten Trunkenheitsfahrt am 11.02.2011, ab dem 12.06.2011 auf Alkohol verzichtet (Abstinent)
  • 22.03.2016 wieder angefangen Alkohol zu trinken. An diesem Abend waren es 2 Bier und einen doppelten Schnaps. Hierbei handelte es sich um eine Flasche Bier mit 0.3L Inhalt und einen doppelten Schnaps mit 4 cl.
  • Zwischen März 2016 und April 2017 ca. 3-mal im Monat wieder getrunken. Dabei handelte es sich gelegentlich um 1 Pils (0.3L) + 2 Gläser Wein (ein Glas 0.25L). Die Höchstmenge war eine Flasche Wein mit 0.7 Liter Inhalt und 2 Pils mit 0.3 Liter Inhalt pro Glas. Zuhause habe ich bewusst nicht getrunken um Nachfragen meiner Frau aus dem Weg zu gehen.
  • Seit dem 08.04.2011 lebe ich abstinent.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich habe überwiegend an Wochenenden, d.h. freitags und Samstagabend getrunken, wenn ich in Gesellschaft unterwegs war. Hierzu zählen ebenfalls Hochzeiten und Geburtstage sowie verschiedene Feiern und Uni Feste. Des Öfteren haben wir uns auch bei Freunden zu Hause getroffen um dort zu trinken bevor wir weitergezogen sind und ich weiter Alkohol zu mir genommen habe. Ich habe aber nie alleine Zuhause getrunken. Wenn ich zu Hause was getrunken hatte, war es zusammen mit meinem Vater und teilweise mit der Verwandtschaft. Nach meiner zweiten Trunkenheitsfahrt und meinen nicht aufgearbeiteten Gefühlen habe ich angefangen auch hin und wieder mit Arbeitskollegen in Bars zu trinken, wenn wir geschäftlich zusammen verreist waren.


12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)


Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich 5 Jahre alt war. Ich und meine Schwester haben von da an bei meiner Mutter gewohnt. Ich sah meinen Vater nur sehr unregelmäßig. Dieser war in einer neuen Beziehung mit einer anderen Frau und hat 3 weitere Kinder gezeugt. Meine Mutter hat das auch nie wirklich verkraftet und hat den künftigen Umgang mit unserem leiblichen Vater so gut es ging untersagt. Mein Vater hatte mich und meine Schwester bis zu meinem 13ten Lebensjahr ein bis zweimal im Monat am Wochenende abgeholt und mit sich genommen. Wir haben tagsüber viele Ausflüge gemacht und sind nur zum Schlafen in das neue Haus zu seiner neuen Familie gefahren. Meiner Schwester hat die Situation nicht zu sehr zugesetzt da Sie noch zu klein war und die Kinder mehr als Brüder gesehen hat. Ich konnte das aber nie. Es ist nie was Spezielles vorgefallen aber ich konnte mich nie wirklich mit meinen Halbbrüdern anfreunden. Dies lag vermutlich auch daran, dass meine Mutter seiner Zeit über die neue Familie meines Vaters sehr schlecht gesprochen hat und ich mir das sehr zu Herzen genommen habe bzw. es hat mich sehr stark beeinflusst in meinem Denken. Meine Mutter hatte ebenfalls einen neuen Partner seit ich 8 Jahre alt war. Sie sind bis heute verheiratet. Er hat sich wirklich bemüht um unser Interesse zu wecken und war/ist auch immer für uns da. Ich konnte mich nie mit ihm so richtig identifizieren und war mit der Situation überfordert. Durch den neuen Partner meine Mutter hatte sich auch unser leiblicher Vater mehr von uns distanziert und ich hatte immer weniger eine Bezugsperson zu der ich aufblicken konnte. Als ich in die Pubertät gekommen bin hat sich das Verhältnis zu meiner Mutter auch rapide verschlechtert. Der neue Mann von meiner Mutter hat sich völlig aus den Streitereien herausgehalten und ich bin meiner Mutter praktisch auf der Nase herumgetanzt. Es kam wie es kommen musste und meine schulischen Leistungen haben sich auch rapide verschlechtert und ich bin sitzengeblieben. Ich habe öfters die Schule geschwänzt und meiner Mutter wusste nicht mehr was Sie mit mir machen wollte. Mein Vater kannte diese Probleme in dem Ausmaß nicht erst als meine Mutter ihn darüber informiert hatte wie es um mich steht wurde diskutiert wie es weiter gehen soll. Ich wurde damals nicht aktiv in das Gespräch eingebunden noch wurde ich gefragt warum ich so bin oder tiefer analysiert warum ich mich so verhalte. Zu Wahl Stand damals ein Internat um die Probleme die ich hatte zu verlagern oder ich ziehe zu meinem Vater. Dies habe ich dann auch getan. Ich bin mit 14 Jahren zu meinem Vater und seiner neuen Familie gezogen. Dort habe ich eigenes Zimmer bekommen und durfte dort „leben“. Mehr aber nicht. Ich wurde nicht wirklich in die Familie aufgenommen, was ich aber auch selbst nicht wollte. Ich habe mich weiter verschlossen und bin meistens in meinem Zimmer geblieben. Mein Vater hat sich auch nicht wirklich um mich gekümmert. Ich hatte das Zuhause mehr als Hotel gesehen in dem ich Essen und Schlafen kann. Ich bin durch den Umzug ebenfalls auf eine neue Schule gekommen und musste neue Freundschaften aufbauen. Da ich eher eine schüchterne Person war ist mir dies nicht leichtgefallen. Mit 16 Jahren durfte ich das erste Mal am Tisch Alkohol trinken (Bier). Das erste Bier hat nicht wirklich geschmeckt, dennoch wurde es am Wochenende des Öfteren beim Abendessen auf den Tisch gestellt. Ich habe zu diesem Zeitpunkt auch meine Lehre begonnen und hatte nun auch die finanzielle Freiheit. Zeitglich versuchte ich eine gute Lehre zu absolvieren. Ich habe immer versucht hier Anerkennung von meinem Vater zu bekommen und meinen Vater zu imponieren wobei mein Vater kein Interesse an mir gezeigt hat. Ich hatte immer das Gefühl nicht erwünscht zu sein und habe versucht das doch verletzende Gefühl mit Alkohol zu unterdrücken. An den Wochen war ich dann viel mit Freunden unterwegs und wir haben auch hier Alkohol getrunken. Hier ging es vor allem um den Wunsch der um neue Freunde kennen zu lernen und das ich von der Gruppe akzeptiert werde. Es war in dem Umfeld ganz normal zu trinken und ich wollte nicht ausgegrenzt werden. Er was spaßig zu trinken und lustige Dinge zu erleben. Daraus wurde schnell eine Gewohnheit und wir haben an Wochenende zu Anlässen wie z.B. Geburtstagen oder Discobesuchen oft Alkohol getrunken. Hier habe ich den Alkohol eingesetzt um meine Sorgen zu vergessen die ich zu Hause hatte, ich wurde aufgeschlossener und fröhlicher. Leider war ich sehr introvertiert und Alkohol hat mir geholfen dieses Band zu durchbrechen. Ich kam mir gut vor und vor allem ich dachte so komme ich auch gut in der Gruppe an. Oft war aber das Gegenteil der Fall ich konnte mich nicht mehr klar artikulieren und hatte am nächsten Morgen Kopfschmerzen. Dennoch hatte mir der Alkohol geholfen kurzfristig eine heile Welt zu schaffen. Auch wenn ich betrunken nach Haus gekommen bin hat das mein Vater nicht weiter gestört. Mit 19 Jahren und nach meiner Ausbildung bin ich dann nach Baden-Württemberg gezogen. Mein Vater meinte noch ich geben die 4 Wochen dann bist du sowieso wieder da. Dann haben wir uns im Streut getrennt und ich bin zu meiner damaligen Freundin gezogen. Ich habe bei einem großen Automobilkonzern in der Schicht Produktion angefangen. Dies war rückblickend gesehen nicht sehr fördernd für meine Beziehung. Wir haben uns öfters gestritten und am Schluss der Beziehung nur noch zusammengelebt. Wir hatten uns getrennt und ich habe mir geschworen aus dem Schichtbetrieb heraus zu kommen. Dies geling mir mit einem berufsbegleitenden Studium in einem großen Automobilzulieferkonzern. Während meiner Studienzeit hatte ich es an vielen Wochenenden weiter gefeiert und viele Unifeste besucht. Ich hatte mir auch keine großen Gedanken über meinen immer höheren ansteigenden Alkoholkonsum gemacht, sondern es für normal betrachtet. Schließlich machen es die anderen doch auch so. Unter der Woche bzw. in die Prüfungsphasen hatte ich bewusst nicht getrunken da ich u.a. noch arbeiten musste und die Leistung somit abrufen konnte. Das Studium habe ich erfolgreich beendet.

Nach meinem Studium habe ich meinen ersten Job im Bereich „Einkauf“ bekommen. Schnell musste ich mit wachsender Verantwortung feststellen, dass ich den neuen Aufgaben noch nicht gewachsen bin. Dies hat in mir ein Gefühl von Frust aber auch Ärger erzeugt da ich sehr zielstrebig bin. Meine Trinkanlässe haben sich dahin geändert, da ich Alkohol nicht mehr zum Spaß haben oder Genuss getrunken habe, sondern es als zweckdienstliches Mittel betrachtet habe um meine Unsicherheiten im Beruf zu überspielen und mich von meinem Problem zu flüchten. Auch habe ich die Trinkmenge teilweise erhöht da natürlich durch die hohe Gewöhnung von Alkohol der gewünschte Effekt nachgelassen hat. Da die erste Trunkenheitsfahrt keine direkte Konsequenzen hatte und ich mich eigentlich nur geärgert habe das die Polizei erwischt hat, habe ich erst nach meiner weiten Trunkenheitsfahrt die deutliche schlimmere Konsequenzen mit sich brachte intensiv mit meinem Trinkverhalten auseinandergesetzt und zusätzlich ab Januar 2013 psychologische Hilfe aufgesucht. Ich konnte zu der Psychologin eine gute Verbindung aufbauen und wir haben noch einmal meinen Alkoholkonsum reflektiert sowie die Trinkgewohnheiten und Trinkmotive besprochen. Zudem haben wir eine Ursachenforschung meiner Trunkenheitsfahrten betrieben sowie die Wirkung von Alkohol auf die Auswirkung auf die Fahrtüchtigkeit analysiert. Zuletzt über das Thema Rückfallvermeidung. Wie bereits gesagt ich hatte mich sehr wohl gefühlt und konnte einiges über mich selbst lernen und Vergangenes aufarbeiten. Ich hatte mich bewusst für die Abstinenz entschieden und meinen Führerschein nach erfolgter MPU wieder zurückerlangt.

Bis zum 22.03.2016 (knapp 3 Jahre nach Erhalt meines Führerscheins) konnte ich auch konsequent auf Alkohol verzichten. Was mir in dieser Zeit aber aufgefallen ist, war die Tatsache das ich zwar nichts trinke und nichts trinken muss aber ich doch potentiellen Trinkanlässen aus dem Weg gehe. Es ging nicht darum, dass ich mir selbst nicht traute ich scheute mehr das Gespräch mit anderen warum ich keinen Alkohol trinke. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass nicht jeder verständnisvoll auf meine Entscheidung reagiert und mich doch versucht zum Trinken zu verleiten. Am besagten Dienstag kam es am Flughafen zu einen terroristischen Anschlag den ich aus nächster Nähe miterleben musste. Wir wurden anschließend in das Flughafengebäude zurückgedrängt und notdürftig medizinisch versorgt. Da mir körperlich nichts passiert ist wurde ich gegen 18 Uhr abends aus dem Flughafen entlassen. Meine Frau hat noch versucht einen Leihwagen zu organisieren, da es aber in der Stadt ebenfalls zu Anschlägen gekommen ist wurde das öffentliche Leben lahmgelegt. Ich hatte es zu später Stunde gerade noch so zu Fuß in mein Hotel geschafft. Dort angekommen wurde ich auf mein Zimmer gebracht. Aus Angst wollte ich nicht alleine auf meinem Zimmer bleiben und habe mich an die Hotel Bar gesetzt. Der Barkeeper hatte mich gefragt wo ich her komme und ich habe ihm die Geschichte erzählt die ich erlebt hatte. Daraufhin hat er mir unaufgefordert ein Bier und einen doppelten Schnaps auf den Tresen gestellt das ich auch getrunken habe ohne überhaupt einen Gedanken zu verschwenden. Anschließend bin ich ins Bett gegangen. Am nächsten Tag ist es mir gelungen die Stadt mit dem Zug zu verlassen da der Flughafen für längere Zeit gesperrt wurde. Dieser Vorfall hat mich lange beschäftigt. Natürlich hatte ich meinen damaligen Arbeitgeber informiert der mir auch Hilfe angeboten an. Ich war aber zu stolz diese anzunehmen und habe den Vorfall nach unten gespielt. Dennoch hatte er mich immer wieder im Schlaf verfolgt. Auch in meinen Job lief es nicht mehr rund. Die mir übertragenen Aufgaben und Personalverantwortung ist mir über den Kopf gewachsen und ich konnte die Aufgaben nicht mehr nach meiner eigenen Zufriedenheit erledigen. Ich habe mich sehr hilflos gefühlt, durch den Stress auch überfordert und war von mir selbst enttäuscht. Der Alkohol hat die Funktion übernommen um abzuschalten und die Probleme die ich hatte damit zu verdrängen. Die Probleme die ich in der Arbeit hatte haben sich auch auf meine Ehe wiedergespiegelt. Wir hatten kaum noch Zeit miteinander, es hat unser Eheleben enorm belastet. Wie soll das erst werden, wenn Kinder da sind? Die Situation hat mich wütend auf mich selbst gemacht da ich meine Frau vernachlässigt habe zudem hatte ich Schuldgefühle und war unzufrieden mit mir selbst. Da das nicht genug war hatte ich von der Krebserkrankung meiner Mutter erfahren. Meine Schwester hat mich hierzu informiert. Ich bin sofort zu meiner Mutter gefahren aber auch Sie war zu stolz über die Erkrankung zu sprechen und wollte mich nicht „belasten“. Sie hat sich dafür „geschämt“. Ich hatte in dieser Zeit enorme Schuldgefühle gegebenüber meiner Mutter und wusste ich muss mich mehr darum kümmern.

Es kam wie es kommen musste und ich wurde erneut mit Alkohol am Steuer aufgehalten. Dies war nur endgültig der Zeitpunkt aufzuwachen und mein Leben grundsätzlich zu ändern. Ich hatte mich selbst in eine sehr schwierige Situation gebracht und mich beruflich und privat völlig übernommen und bin nicht mehr zu Ruhe gekommen. Ich musste mir eingestehen, dass ich nicht alles unter einen Hut bringe und habe meinen Hob gekündigt und mir einen anderen Job gesucht bei dem ich mehr Zeit für mich und meine Familie habe. Ich habe in Seminaren für Führungskräfte gelernt Aufgaben abzugeben, Vertrauen aufzubauen und den Mitarbeitern auch wichtige Aufgaben zu übertragen. Mir war klar, dass ich hierzu noch einmal professionelle Hilfe benötige und habe diese ortsnah bei mir gefunden. Ich schilderte noch einmal all meine bisherigen Probleme und wir konnten diese die letzten 3 Jahre noch einmal sehr gut aufarbeiten. Ich fühlte mich immer sehr gut und glücklich, wenn ich darüber sprechen konnte. Es ist wie als wenn eine Last abfällt. Wir haben noch einmal grundsätzlich über meinen Alkoholkonsum besprochen und selbst reflektiert. Ich bin mit meinen Grundbedürfnissen und nach dem Bestreben von Beständigkeit, Stabilität, Sicherheit, Stärke und Zuverlässigkeit gegenüber meiner Frau und unseren Sohn der mein und alles ist völlig im Reinen. Ich bin mir den Rückfallgefahren bewusst die ein spontaner Schicksalsschlag sein können oder eher schleichend wie z.B. der Rückfall in alte Gewohnheiten oder Selbstüberschätzung. Ich habe mir neue Hobbies gesucht, bin unter Woche, wenn meine Frau auf der Arbeit (halbtags) ist mit unserem Sohn alleine daheim (Home-Office) was mir ein enormes Verantwortungsbewusstsein gibt. Unser Sohn gibt uns so viel zurück an Lebensqualität! Ich habe gelernt mich selbst zu lieben, die Verantwortung über all mein Handeln zu übernehmen. Ich habe meine Grenzen erkannt und mich neu organisiert. Fremde Hilfe anzunehmen ist keine Schande, sondern eine Chance sein Leben besser und effektiver zu gestalten. Der wichtigste Punkt für mich ich habe erkannt, dass ich den Umgang mit Alkohol nicht kontrollieren kann daher ist die Abstinenz die mir zeitgleich extrem gut der einzig gangbare Weg. Ich habe gelernt mit Problemen umzugehen und diesen Schritt für Schritt zu analysieren. Ich spreche diese an, ich suche Lösungen gemeinsam mit meiner Familie und Freunden, ich nehme im Zweifel Hilfe in Anspruch, wenn ich nicht weiterkomme. Ich habe mich mit meinen Eltern ausgesprochen, ich habe super liebe Schwiegereltern um die Ecke die auch immer für mich da sind. Ich bin mit mir im reinen, ich konnte die Veränderungen die letzten Jahre leben und das gibt mir enorm Selbstbewusstsein zu sehen, dass ich es geschafft habe mein Leben komplett geändert zu haben und mir ein etabliertes Sicherheitsnetz aufzubauen. Ich werde „wach“ durchs Leben gehen.
 

Stubai83

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13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Bei wenig Alkohol habe ich die Hemmschwelle überwunden und meine Unsicherheiten überspielt bzw. mir keine Gedanken gemacht warum das eigentlich so ist und ob mein Konsum noch angemessen ist oder nicht. Es lagen auch keine direkten negativen Folgen vor. Der Alkohol lenkte von meinen Gefühlen ab und ich war in diesem Moment zufriedener und glücklicher. Ich war enthemmter aufgeschlossener und sehr kontaktfreudig. Mein Urteilsvermögen war eingeschränkt und ich wurde risikobereiter. Gleichzeitig merkte ich, dass ich bei den geringen Mengen nicht mehr den gewünschten Zustand erzielte, so dass ich weiter getrunken habe. Ich habe versucht Gefühle und Probleme zu unterdrücken anstatt diese offen und zielführend anzugehen. Auch beruflich und familiär gab es unterschiedliche Interessen und ich habe versucht das alles unter einen Hut zu bekommen was mir nicht gelungen ist.

Bei viel Alkohol war ich sehr anfällig auf sinnlose Diskussionen und Streitereien. Ich war kaputt und schlapp am nächste morgen, was der Grund war warum ich hauptsächlich am Wochenende getrunken habe. Dadurch viel ich öfters in ein emotionales tief und hatte Stimmungsschwankungen und Kopfschmerzen. Auch hatte es mich genervt, dass ich den Tag danach nicht mehr so gestalten wollte wie ich vorhatte. Ich wurde völlig hemmungslos, ausfallend und mein Verhalten gegenüber meinen Mitmenschen war unangebracht. Der Alkohol brachte mich dazu Sachen zu sagen die völlig konzeptionslos aus mir herausgeschossen sind die ich am nächsten Tag wieder bereut habe.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Während meiner Ausbildung und Studienzeit gab es keine kritischen Hinweise da ich mich damals in Kreise bewegt habe die ähnliche Alkoholmengen zu sich genommen haben so dass ich hier nicht weiter auffiel. Auch ich habe meinen Konsum zu damals nicht wirklich überdacht. Die Stimmung war exzessiv und sofern jemand über die Stränge geschlagen hat, hat man die Sache bagatellisiert und nicht weiterverfolgt. Mein Vater war es von Anfang an egal meine Mutter war hier mehr hinterher und hat immer gefragt warum ich trinke, dass ich ein anderer Mensch bin, wenn ich trinke aber ich bin diesen Gesprächen konsequent aus dem Weg gegangen was auch der Grund war warum ich bei meinem Vater gewohnt habe. Meine Frau hat die Gefahr teilweise gesehen, aber auch die Verantwortung die ich beruflich hatte so dass Sie Ihre Augen teilweise verschlossen hat.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich war damals sehr ungebunden, lebte in den Tag hinein und habe außerhalb meines Berufes keine wirklichen Ziele verfolgt. Dadurch, dass meine Trinkanlässe hauptsächlich an Wochenende stattgefunden haben hielten sich die Folgen in Grenzen. Ich war stark verkatert und konnte das Wochenende nicht so gestalten wie ich wollte. Dadurch habe ich meine Hobbies äußerst vernachlässigt und war bei weitem nicht so leistungsfähig. Das Gefühl ist aber bis zum nächsten Trinkanlass wieder verschwunden. Durch meine erste Trunkenheitsfahrt hatte ich ein Fahrverbot von einem Monat zu erwarten was ich auch in meiner Firma erklären musste dennoch hat es mein damaligerer Vorgesetzter sehr locker gesehen und das Thema nicht weiter dramatisiert. Das hatte bei mir zu Folge, dass ich das Thema auch nicht ernst genommen hatte und mich mehr geärgert habe das es mich erwischt hatte. Die drauffolgenden Trunkenheitsfahrt brachte hier deutlich mehr Ärger mit sich. Durch meinen verursachten Unfall mit einem ordnungsgemäßen geparkten PKW hatte ich mir viel Ärger eingehandelt. Nicht nur finanziell (Regress Ansprüche Versicherung) sondern auch familiär haben sich meine Eltern von mir gewandt. Es hat über ein Jahr gedauert, bis sich die Bogen wieder geglättet haben und Sie gesehen hatten das mir die Sache durch meine Abstinenz wirklich wichtig ist. Auch meine „richtigen und wahren“ Freunde hatten sich erst einmal von mir distanziert, übrig geblieben ist das Partyfolk. Hier gab es auch keine Kritik an meiner Person. Beruflich musste ich auch umsatteln und bin als Vertreter einer Industriesparte bei einschlägigen Gremien tätig geworden. Erst durch meine dritte Trunkenheitsfahrt ist mir richtig bewusst geworden, dass es so nicht weiter gehen kann, daher habe ich nach intensiver Aufarbeit meiner Situation, Problem und Gefühlen alle Hebel im beruflichen und privaten Bereich in Bewegung gesetzt um dauerhaft Abstinent zu bleiben. Dies war kein leichter Schritt da ich erst lernen musste mir einzugestehen, dass ich es nicht schaffe alles unter einen Hut zu bringen bzw. ich nicht alles kann was ich möchte. Auf die Freunde, auch wenn es nur wenige sind, die ich jetzt habe kann ich mich voll und ganz verlassen.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Da ich seit dem 08.04.2017 vollkommen und zufrieden abstinent lebe ist es nicht mehr nötig Vergleiche zu schließen.


17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ich hatte einige Male mehr Alkohol konsumiert, dass es folglich zu Sinnes- und Orientierungsschwierigkeiten gekommen ist und ich mit Gleichgewichtsstörungen und Koordinationsstörungen kämpfen musste. Da ich hier die genaue Menge nicht mehr überblicken konnte ist es zusätzlich zu Gedächtnislücken gekommen. Es gab Abende an denen ich den Alkohol wieder bewusst eingesetzt habe um Probleme und Gefühl zu unterdrücken da ich meine Gedanken nicht unter Kontrolle hat und meine Gefühle mich geleitet haben. An solchen Abenden hatte ich über meine Trinkmenge keine Übersicht mehr und ich hatte mich den Konsum hingegeben.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ich hatte während der Prüfungsphase im Studium bewusst auf Alkohol verzichtet um gute Ergebnisse erzielen zu können. Aber während der Vorlesungsfreien Zeit bzw. nach den Prüfungen wieder getrunken. Zudem hatte ich mich nach meiner zweiten Trunkenheitsfahrt bewusst für die Abstinenz entschieden, aber die Dynamik von Alkohol weiterhin unterschätzt. Hier hat eine Vermeidung im Unterbewusstsein stattgefunden. Ich habe das Thema verharmlost und mich selbstüberschätzt. Ich dachte, ich habe das unter Kontrolle und musste lernen, dass ich mit Alkohol nicht umgehen kann, daher kann eine vollständige Abstinenz nur der einzige Weg für mich sein.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Früher hatte ich mir keine Gedanken zu meinem Konsum gemacht, was ich rückblickend unabhängig von meinen Trunkenheitsfahrten als grob fahrlässig gegenüber meiner Gesundgeit sehe. Ich habe mich mitreißen lassen obwohl ich zu jedem Zeitpunkt die Freiheit gehabt hätte Nein zu sagen. Ich hatte Alkohol nie als gesellschaftliches nogo gesehen. Ich habe Alkohol in Gesellschaft getrunken nie aber alleine Zuhause. Heute sehe ich, dass ich den Alkohol bewusst und gezielt eingesetzt habe um berufliche Ziele zu erreichen bzw. Unsicherheiten zu überspielen, eine Illusion einer heilen Welt in meiner Jugendzeit zu schaffen und Gefühle zu unterdrücken die aufzuarbeiten waren. Ich trank Alkohol um unangenehme Situationen zu entfliehen. Ich sehe aber weder eine seelische noch körperliche Abhängigkeit von Alkohol. Womöglich wäre ich aber, wenn ich so weiter gemacht hätte, in eine Alkoholabhängigkeit geraten.
 

Stubai83

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Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Nein


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
07.04.2017


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke keinen Alkohol mehr da ich für mich erkannt habe, dass ich den Umgang mit Alkohol nicht kontrollieren kann. Darum habe ich mich für die vollständige Abstinenz entscheiden und konnte diese Veränderung auch bereits knapp 3 Jahre leben. Ich habe meine Prioritäten geändert und dadurch deutlich weniger Stress in meinem Job. Ich habe gelernt Aufgaben abzugeben und Vertrauen zu den Mitarbeitern aufzubauen. Durch meine neue gewonnene Lebensweise bin ich deutlich agiler und ausgeglichener geworden was ein harmonisches Familienleben und mehr Zeit für die Beziehung mit sich bringt. Nicht nur ich fühle mich wohler, sondern auch meine Familie steht sehr positiv meinem Wandel gegenüber. Der Wunsch nach einem Kind hat sich erfüllt was nicht nur mich sondern und auch meine Frau extrem glücklich macht. Durch die Umstellung einiger Key Punkte in meinen beruflichen und privaten Lebensbereichen kann ich heute mit dem Thema Alkohol sehr offen umgehen und muss mich nicht mehr verstecken. Ich stehe nun fest im Leben und habe die Grundbausteine gelegt um ein erfolgreiches, familiäres und ausgeglichenes Leben zu führen. Meine Frau ist bereits 6 Monate nach der Geburt wieder halbtags arbeiten gegangen und ich kümmere mich um den Kleinen was für mich einen enormen Vertrauensbeweis darstellt das ich absolut auf den richtigen Weg bin. Die ganzen Veränderungen habe ich sehr positiv erlebt und verdanke ich alleine meiner Familie und Freunden sowie meiner Abstinenz dessen Entscheidungen der einzige gangbare Weg war.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe meinen missbräuchlichen Alkoholkonsum nie als kritisch gesehen und verharmloste das Thema Alkohol ungemein. In meiner Selbstüberschätzung habe ich mich immer so gesehen, dass ich noch alles im Griff hatte. Leider hat es erst eine weitere Trunkenheitsfahrt benötigt um mir die Augen zu öffnen und bevor noch was Schlimmeres passiert wäre. Durch meine Abstinenz nach kann ich mich auch wieder selbst respektieren und brauch mir nicht in die eigene Tasche zu lügen.


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Seiner Zeit in 2013, nach meiner zweiten aktenkundigen Alkoholfahrt habe ich angefangen zusammen mit einer Diplom Psychologin mich mit meinem Trinkverhalten auseinanderzusetzen und vor allem eins gelernt, dass ich den Alkohol bewusst für meine Zwecke eingesetzt habe und das die Scheidung meiner Eltern mich mehr belastet hat als ich mir selbst eingestehen wollte. Unsicherheiten und Probleme habe ich nach außen hin durch den Alkoholkonsum überspielt. Ich habe mich meinen Problemen nie gestellt und konnte durch den missbräuchlichen Konsum meine Emotionen und Gefühle verstecken. Nach meiner dritten Trunkenheitsfahrt war ich schockiert und habe mich gefragt was ist nur mit mir los. Wieso habe ich es nicht geschafft Abstinenz zu bleiben. Warum hat meine Rückfallprophylaxe nicht funktioniert? Mir war klar ich muss mich noch einmal intensiv mit meiner Geschichte auseinandersetzen und habe hierzu professionelle Hilfe in Hr. XXX gefunden. Hier haben wir meinen bisherigen Weg noch einmal erläutert und weitere ungeklärte Probleme besprochen wie z.B. den erlebten Terroranschlag, die Fehlgeburt meiner Frau bzw. die Krebserkrankung meiner Mutter. Mir ging es hervorragend über meine Gefühle und die Funktion des Alkohols noch einmal zu sprechen. Seit meiner letzten Trunkenheitsfahrt lebe ich konsequent Abstinent und kann offen damit umgehen. Dies musste ich noch lernen, da ich dem gesellschaftlichen Zwang weiterhin gefangen war. Bis zu meiner letzten Trunkenheitsfahrt bin ich vielen gesellschaftlichen Ereignissen wie Hochzeiten, Geburtstage oder anderen Festen aus dem Weg gegangen. Nicht weil ich mir selbst nicht getraut habe, sondern weil ich über das Thema nicht reden wollte. Einige in meinem Umfeld haben sehr positiv auf meine Entscheidung reagiert, andere konnten mich hier nicht verstehen, haben aber meine Entscheidung akzeptiert. Dennoch war es mir unangenehm über das Thema zu sprechen. Dieses Band konnte ich nun durchbrechen und stehe voll und ganz zu meiner Entscheidung! Meine Frau findet das total super und trinkt nur zu ganz selten Anlässe mal einen Glas Alkohol. Wir unternehmen viele Dinge nun zusammen mit unserem Sohn was uns beide sehr glücklich macht, da wir durch meinen Egoismus und die mir übertragenen Verantwortlichkeiten im meinem letzten Job nur wenige gemeinsame Momente hatten. Mein Sohn und meine Ehe geben mir alles zurück was ich mir nur wünschen kann. Ich bin fit, wenn mich mein Sohn nachts benötigt oder wenn wir morgens gemeinsam aufstehen. Das Gefühl, dass dein Baby weiß das du immer für Ihn da bist ist, ist einfach unbeschreiblich. Wir kennen viele neue Paare aus den verschiedenen Babykursen und alle haben akzeptiert, dass ich nichts trinke. Viele finden die Entscheidung absolut richtig und schließlich gibt es im Leben so viel mehr wie Alkohol. Das Thema wird auch bei weiten nicht mehr so thematisiert wie das am Anfang noch war, da ich gelernt habe offen mit dem Thema umzugehen. Die professionelle Aufarbeitung meiner Eckpfeiler in den letzten 2.5 Jahren und die Identifizierung meiner Standpunkte haben mir die Augen geöffnet welche Mechanismen bei mir helfen um rational grundlegende Änderungen zu erreichen. Dazu mussten Strategien entwickelt werden um gelebte Verhaltensmuster dauerhaft zu durchbrechen. Hierzu war es nötig meine Gefühle zu verstehen, die äußeren Einflüsse zu bewerten und die daraus entstehen Situation zu bewerten. Denn wenn ich meine Gedanken über die Situation nicht im Griff habe, besteht die Gefahr das meine Gefühle den weiteren Verlauf der Situation bestimmen und damit verliere ich die Kontrolle über meine Gefühle. Gerade durch meine berufliche Veränderung habe ich mir die Freiräume geschaffen dies nicht mehr zu unterdrücken. Durch entsprechende fachliche Schulungen für Führungskräfte, bei denen mir zusätzliche Werkzeuge aufgezeigt wurden um persönliche Änderungen zu steuern, habe ich das Defizit ausgeglichen. Es werden immer wieder Situationen kommen die mich zweifeln lassen, aber ich bin stark genug diesen entgegen zu treten und die Situation als Chance zu sehen. Macht mich das glücklich? Ist das noch der richtige Weg für mich oder muss ich Korrekturen einleiten?


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Es hat seine Zeit gedauert um alle Pfeiler die meinen Leben nicht gut tun zu finden, aber durch meine berufliche Veränderung und geglückten Kinderwunsch, merke ich deutlich wie ruhiger und verantwortungsbewusster ich geworden bin. Für mich steht an erster Stelle meine Familie, meine Frau und Kind die das wichtigste in meinem Leben sind. Es war ein hartes Stück Arbeit alles zu analysieren, die richtigen Punkte zu verknüpfen und eingestehen, dass man nicht perfekt ist. Mein gesamtes Umfeld gibt hierzu positives Feedback. Sie sind begeistert, dass ich mit dem Thema Alkohol so offen umgehen kann. Genau dies war das Problem nach meiner ersten MPU, dass ich mich immer noch für das Thema geschämt habe. Nur durch ein offenes Reden über das Thema lassen sich langfristige und stabile Szenarien verfolgen und alte Gewohnheiten durchbrechen. Dies ist mir geglückt wobei ich meiner Familie, meinen Freunden und mein gesamtes Umfeld sehr dankbar bin. Ich musste lernen loszulassen, ich musste lernen anderen zu Vertrauen was mir gerade auf beruflicher Seite nicht einfach gefallen ist. Aber ich kann loslassen was mich inzwischen sehr stolz macht und meine neu gewonnene Freizeit mit meinen Liebsten verbringen. Ich werde meine neue Chance nutzen und weiterhin ehrgeizig und diszipliniert meine Ziele verfolgen.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Die Selbstreflektion war hier der entscheidende Baustein um ein dauerhaft stabiles Umfeld zu schaffen. Ich habe die Motive erkannt die mich zum missbräuchlichen Alkoholkonsum bewegt haben. Durch die Gründung unserer Familie stehe ich fest im Leben die sich auf den Papa voll und ganz verlassen können. Meine Frau und ich haben durch unseren neugewonnen Lebensmittelpunkt auch viele Familien in den verschiedenen Baby Kursen kennengelernt die ebenfalls fest im Leben stehen und meine Entscheidung keinen Alkohol zu trinken voll und ganz respektieren. Zudem habe ich gelernt mit meinen Gefühlen umzugehen und diese rational zu analysieren. Durch meine Gedanken, Bewertungen und äußeren Einflüssen können diese zu positiven und negativen Gefühle werden wobei auch negative Gefühle positiv sein können da diese als Warnsignal nützen. Zusammen mit meiner Familie und Freunden kann ich die negativen Sichtweisen und Gedanken prüfen und daraus lernen. Durch den Alkohol hatte ich mir ein Weg gesucht um meine Gefühle zum positiven zu beeinflussen um Unsicherheiten zu überspielen bzw. negative Gefühle zu unterdrücken. Ich habe nun das Werkzeug über meine Gefühle und Probleme zu sprechen um diese auch lösen zu können, schließlich ist das der einzige Weg und die Emotionen zu zulassen. Den Rückhalt den ich innerhalb dieses Personenkreises genieße entbehrt jeden Zweifel alleine da zu stehen. Mein neues Hobby, die Meerwasseraquaristik, sowie die neu gewonnene Freizeit in meinen beruflichen Leben ist die Zeit die ich für mich und meine Familie benötige. Durch die Prioritätenverschiebung von Arbeit auf Familie bin ich deutlich entspannender und ausgeblichener. Der verändere Umgang mit Problemen (ansprechen, Lösungen suchen, wenn nötig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen) war hierbei der entscheidende Schritt.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen? (mit Begründung)
Natürlich ist mir bewusst, dass ich wieder in alten Gewohnheiten zurückfallen kann. Durch die erneute Trunkenheitsfahrt habe ich mich intensiv mir meiner Vergangenheit auseinandergesetzt und konnte viel über mein Leben lernen. Die Selbstfreflektion und die Umstellung meiner beruflichen Laufbahn hat mir enorm geholfen, so dass ich keinen Alkohol mehr benötige und meine persönlichen Grenzen kenne um mich selbst zu akzeptieren. Zudem ist mir auch bewusst das in Zukunft immer wieder ungewohnte Situation im beruflichen oder privaten Bereich auf mich zukommen können, die zu einem erneuten Rückfall führen könnten. Da ich aber nun meine Motive genauestens kenne die in Vergangenheit zu einem missbräuchlichen Alkoholgenuss geführt haben, kann ich diese rechtzeitig erkennen und gegensteuern und mir die Freiräume schaffen die nötig sind. Ein wichtiger und deutlicher Unterschied ist die Tatsache das ich mit dem Thema jetzt offenkundig umgehe und nicht versuche meine Vergangenheit zu verharmlosen. Zudem habe ich meine Familie und meine Frau mit denen ich über alles sprechen kann was mir auf der Seele liegt was ein stabiles Umfeld geschaffen hat wozu kein Alkohol mehr benötigt wird. Auch die professionelle Hilfe die ich in den vergangenen Monaten in Anspruch genommen habe hat mir gezeigt, dass ich ein veränderter Umgang mit Problemen entwickelt habe und würde diese auch in Zukunft weitere bei Bedarf in Anspruch nehmen.


29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch den grundsätzlichen und konsequenten Verzicht auf Alkohol.


30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin froh, dass meine erneute Trunkenheitsfahrt frühzeitig aufgedeckt wurde und ich somit die Chance war nehmen konnte mein Leben grundsätzlich zu ändern.
 

Stubai83

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So meine Lieben :)
Mein Fragebogen ist soweit fertig. Meine MPU ist am 27.01.2020. Ich selbst fühle mich hervorragend und bin froh das ich mein Leben ändern konnte. Falls Ihr noch einen Tipp für mich hättet wäre ich euch sehr dankbar.

Liebe Grüße
Stefan
 

Nancy

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Hallo Stefan,

willkommen im Forum.

Da dein FB doch sehr umfangreich ist (positiv gemeint), muss ich dich noch kurz um Geduld bitten. Ich habe allerdings deinen MPU-Termin gesehen - werde mich beeilen...:pc0003:
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
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Hallo Stefan,

ich habe deinen FB nun gelesen und kann sagen: Du stichst, was die Aufarbeitung angeht, aus der Menge heraus. Dies gelingt nur sehr wenigen Menschen. Es ist gut zu erkennen das du dir prof. Hilfe geholt hast um deine Hintergründe zu erarbeiten.

Von daher habe ich auch keine Anmerkungen bzgl. deines FB zu machen. Anfangs dachte ich noch das du die erste TF (OWI) gar nicht erwähnen musst, da sie längst getilgt ist und darum auch nicht in deiner FS-Akte stehen wird. Je weiter ich gelesen habe, umso mehr wurde mir klar das es dir wichtig ist auch von diesem "Vorfall" zu berichten, da du dem GA das "Gesamtpaket" darlegen möchtest.

I-wie ist in deinen Worten auch eine Art von "Befreiung" erkennbar wenn du deine Geschichte erzählst und du kannst stolz darauf sein wie du dein Leben in den Griff bekommen hast.

Du wirst bei der Exploration (aus zeitlichen Gründen) dem Gutachter wohl nicht alles so ausführlich schildern können. Ich vermute allerdings, dass du es auf das Wesentliche kürzen kannst.

Ich hege keinen Zweifel daran das du deine MPU bestehen wirst. :smiley138:
 

Stubai83

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Guten Morgen Nancy,

vielen lieben Dank für das positive Feedback. Da die erste Trunkenheitsfahrt noch in meinem ersten MPU Gutachten erwähnt ist, dachte ich auch es ist besser diese zu erwähnen bzw. rundet es das Bild meiner Aufarbeitung besser ab. "Befreiung" ist wirklich das richtige Stichwort. Es war ein langer Weg mir einzugestehen, dass ich es nicht alles alleine lösen kann. Wenn dieser Punkt einmal überschritten ist und man sich für externe Hilfe öffnet bzw. offen mit seinen Problem umgeht merkt man erst einmal, was im Leben wirklich wichtig ist. Daher habe ich mir auch die knapp 3 Jahre Zeit genommen um mich grundsätzlich neu mit professioneller Hilfe zu orientieren bzw. auch viele Punkte mit meiner Familie und meinen beruflichen Leben aufzuarbeiten. Das hat mir sehr gut getan!

Ich weiß, dass meine Familie und Freunde immer für mich da sind und durch das neu gewonnene Vertrauensprofil zu meinem Berater eine Person gefunden habe, bei der ich mich auch in Zukunft zu jeden Zeitpunkt melden kann wenn hierzu Bedarf besteht.

Mit der Exploration kannst du Recht haben, ich habe bereits für mich eine etwas kürze Fassung erstellt um die Eckpunkte abzuhandeln, falls ich doch mehr erzählen darf :smiley22: bin ich gerne bereit dies zu tun.

Nochmals vielen Dank für deine aufbauen Worte, es tut verdammt gut zu sehen das ich meine Lebensänderung auch nach außen hin transportieren kann. Ich gebe nach der MPU gerne Bescheid, wie diese gelaufen ist.

Liebe Grüße
Stefan
 

Stubai83

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Hallo Zusammen,
der Gutachter hat mich mit den Worten entlassen: „Das Gutachten wird positiv“. In 3 Wochen sollte ich es bekommen. Ich bin gespannt
 

Nancy

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Na, das war ja wohl klar :zwinker0004::schild0081:

Bitte noch einmal melden wenn du es "schwarz auf weiß" hast.
Und noch eine Bitte: Wäre super wenn du uns einen kleinen Erfahrungsbericht da lassen könntest....:smiley138:
 

Stubai83

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Hallo Zusammen,

soeben ist mein Gutachten gekommen. POSITIV

V. Beantwortung der Fragestellung

Die uns von der Behörde gestellte Frage beantworten wir folgendermaßen:

Es ist nicht zu erwarten, dass Herr XXX auch zukünftig ein (Kraft-) Fahrzeug unter einem die Fahrsicherheit beeinträchtigenden Alkoholeinfluss führen wird, und es liegen im Zusammenhang mit dem früheren Alkoholkonsum keine Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der Gruppe 1 (FE-Klassen ABE) in Frage stellen.

Fehlt mir ein Stein von Herzen :smiley2301:

Erfahrungsbericht schreibe ich auch sehr gerne. Morgen früh geht es ersteinmal zur Führerscheinstelle :smiley22:
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
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Administrator
Dann hier und jetzt meinen...

herzlichen Glückwunsch!!!

:gruppe0003:


Freue mich auf deinen Erfahrungsbericht...:smiley138:
 

Stubai83

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Danke Nancy,
komme gerade von der Fahrerlaubnisbehörde. Das Gutachten muss erst geprüft werden, ich soll mich am Montag wieder melden ob die Prüfung bereits abgeschlossen ist. :mad:

Naja ich rechne mal damit, dass ich am Dienstag nächste Woche meinen Führerschein abholen kann. Auf die paar Tage kommt es auch nicht mehr an.
Grüße
 
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