Wiederholungstäterin-Frage zur professionellen Hilfe

luna71

Neuer Benutzer
Hallo Zusammen,
ich bin Wiederholungstäterin und habe in wenigen Tagen meinen 2. Mpu Termin. Trotz Vorbereitung tue ich mich der folgenden Frage schwer:

"Warum haben Sie sich nicht gleich professionelle Hilfe gesucht?".

Rückfällig bin ich geworden, als mir meine Schwester damals erzählt hatte, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist und nur noch wenige Monate zu leben hat. Das hat mir den Boden unter den Füssen weggerissen und ich machte mir große Vorwürfe, weil ich in den Jahren davor nur sehr wenig Kontakt zu ihr hatte. Ich wollte dann wenigstens, in der uns noch verbleibenden Zeit, uneingeschränkt für sie da sein.
Das brachte mich schnell an die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit, Job, Haushalt, Hunde, meine Schwester zu den Ärzten und der Chemo begleiten, mich abends und während ihrer Krankhausaufenthalte um ihre Kinder kümmern, da begann ich wieder zu konsumieren, einfach um zu funktionieren. Morgens Amphetamin zur Leistungssteigerung, Abends einen Joint zum Abschalten.
Zu der Zeit war mir schon bewusst, dass ich wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen bin aber für mich war es in dem Moment einfach wichtiger, mich zuerst um meine Schwester und ihre Kinder zu kümmern. Hilfe suchte ich mir erst, nachdem ich wieder in eine Polizeikontrolle kam und erwischt wurde.
Durch den Konsum wurde ich aber eher unzuverlässig und leicht reizbar, wir stritten uns sehr oft.
Rückwirkend betrachtet hat mein Verhalten weder die Lebenssituation meiner Schwester, ihrer Kinder oder meine verbessert.

So was damals nun mal aber würde ein Psychologe sich mit dieser Antwort zufrieden geben.

Dankeschön fürs lesen :)
 

Hammer1860

Erfahrener Benutzer
Hallo im Forum,
die Frage muss ja nicht zwingend bei deiner 2.MPU gestellt werden. Falls doch ist deine Argumentation doch nicht schlecht. Du hast eben alles für deine Schwester und deren Kinder getan, ohne notwendigerweise an dich selbst zu denken. Ob dem Gutachter das reicht kann ich natürlich nicht abschätzen, weil du wahrscheinlich bei der 1.MPU schon geäußert hast, das du im Wiederholungsfall dir umgehend professionelle Hilfe suchst.
 

Hans64

Erfahrener Benutzer
Hallo,
ich denke auch das die Frage nicht unbedingt kommen muss, hängt m.u.a. auch davon ab was du ihm davor erzählst.
Schwierig dir das jetzt zu beantworten, weil der Kontext deiner Geschichte fehlt und du nur einen Frame zu deiner Frage bietest.

Hattest du den zuvor das Amphetamin schon zur Leistungssteigerung genommen bzw als äußeres Konsummotiv angegeben?

Du hast eben alles für deine Schwester und deren Kinder getan, ohne notwendigerweise an dich selbst zu denken. Ob dem Gutachter das reicht
Das ist der Punkt an dem du, meines Erachtens, auf jeden Fall den GA überzeugen musst das sowas nicht mehr passiert!
Das du dich so verändert und Strategien entwickelt hast, das bei einem weiteren Schicksalsschlag der dich stark fördert oder an deinen Leistungsgrenzen kommst, du eben nicht mehr zu Drogen greifst...den...auch so hart das jetzt klingt, sind Schicksalsschläge (nur) ein äußeres Motiv.
Psychologen betrachten es so:
"Viele Menschen erleiden Schicksalsschläge, kommen an ihre Leistungsgrenzen, aber nicht alle nehmen Drogen. Also warum gerade du?"
Wenn man sich selbst das beantworten kann ist man seinem inneren Motiv schon sehr nah...und so wie du das beschreibst, vermute ich, bist du ganz gut vorbereitet.

Denke das sowas in der Richtung eher kommen könnte als deine o.g. Frage.
 

luna71

Neuer Benutzer
Hallo im Forum,
die Frage muss ja nicht zwingend bei deiner 2.MPU gestellt werden. Falls doch ist deine Argumentation doch nicht schlecht. Du hast eben alles für deine Schwester und deren Kinder getan, ohne notwendigerweise an dich selbst zu denken. Ob dem Gutachter das reicht kann ich natürlich nicht abschätzen, weil du wahrscheinlich bei der 1.MPU schon geäußert hast, das du im Wiederholungsfall dir umgehend professionelle Hilfe suchst.
Danke für deine Antwort :) .
Genau das ist mein Problem, dass ich schon bei der 1. MPU gesagt habe, dass ich mir im Fall der Fälle Hilfe suche. Hört sich doof an aber dafür war damals einfach keine Zeit. Ich dachte auch, dafür habe ich alle Zeit der Welt, die Zeit meiner Schwester war auf wenige Monate beschränkt.
 

luna71

Neuer Benutzer
Hattest du den zuvor das Amphetamin schon zur Leistungssteigerung genommen bzw als äußeres Konsummotiv angegeben?

Bei der 1. MPU gabe ich an, dass ich Amphetamin mehr oder weniger nur zum feiern konsumiert habe und der Konsum irgendwann mit in den Alltag "gerutscht" ist. Also schon um Montags nach dem Feiern um fit zu werden.
"Viele Menschen erleiden Schicksalsschläge, kommen an ihre Leistungsgrenzen, aber nicht alle nehmen Drogen. Also warum gerade du?"
Wenn man sich selbst das beantworten kann ist man seinem inneren Motiv schon sehr nah...und so wie du das beschreibst, vermute ich, bist du ganz gut vorbereitet.

Anfang diesen Jahres ist meine Mutter gestorben und ich bin stabil geblieben. Da zu der Zeit noch die MPU Vorbereitung lief, hatte ich auch gleich professionelle Hilfe. Ich habe den Tod meiner Mutter in der MPU Gruppe zum Thema gemacht und mehrere Einzelgespräche mit dem Psychologen geführt. Auch hatte ich viel mit meinen Freunden darüber gesprochen und meinen Bruder gebeten, mich bei der Betreuung meine Vaters zu unterstützen. Das hat mir gezeigt, dass ich auch in schwierigen Lebenssituationen nicht alleine bin und jederzeit Unterstützung, ob privat oder professionell, bekommen kann. Innerhalb kurzer Zeit zwei solche Schicksalsschläge, insbesondere den Tod meiner, zu erleben ohne Rückfällig zu werden, hat mich stärker gemacht und mir gezeigt, dass ich stark genug meine Probleme selbst und ohne Drogen bewältigen kann.

Würde das als Antwort passen?

Dankeschön :)
 

Hans64

Erfahrener Benutzer
Bei der 1. MPU gabe ich an, dass ich Amphetamin mehr oder weniger nur zum feiern konsumiert habe und der Konsum irgendwann mit in den Alltag "gerutscht" ist. Also schon um Montags nach dem Feiern um fit zu werden.
Typisches Konsummuster, hatte ich auch nach extensiven Wochenende...


Würde das als Antwort passen?
Ja, auf jeden Fall.

Bestimmt hast du auch positive Veränderungen seither, sei es persönlich, in deinem Umfeld usw.
Deine Stolpersteine kennst du bestimmt auch, das ist wichtig zu wissen.

Klingt insgesamt so, das du gut vorbereitet bist.

Nen FB hier zu machen wird zeitlich wahrscheinlich nicht klappen wenn du in Kürze deine MPU antreten wirst, aber du kannst ja noch die FB im Drogenbereich noch ein wenig studieren wenn es dir was bringt.

Gerne :)
 

Hans64

Erfahrener Benutzer
Was vielleicht der GA wissen möchte ist dein Drogen Umfeld.
Du wurdest wahrscheinlich beim ersten Mal gefragt ob du noch Kontakt zu denen hast?
Immerhin musst du ja zwangsläufig für den Rückfall an Energie und Methode investiert haben um wieder an Stoff zu kommen, oder? Darauf solltest du ne Antwort haben, falls der GA dich damit konfrontiert.
 

santic

Benutzer
Ich hatte auch bammel davor, aber ich habe meine 2. MPU auch ohne selbsthilfegruppe geschafft. Ich finde es immer gut zu argumentieren das du schon eine gewisse Zeit abstinent warst und deswegen auch nicht auf die idee gekommen bist zu einer selbsthilfegruppe zu gehen desweiteren kannst du auch sagen das du nicht in eine "wenn-dann" Beziehungen rutschen möchtest/ wolltest, sprich wenn du in einer Gruppe bist dann bist du abstinent, was passiert wenn du nicht mehr in der Gruppe bist? Bist du dann wieder instabil und nicht abstinent. Die Frage wird zu 95 % nicht kommen. Mach dir kein kopf wegen dieser Frage, sei authentisch sei wie du bist, wenn du wirklich tief mit dir auseinandergesetzt hast dann wird das registriert und du bestehst.
 

santic

Benutzer
Bei der 1. MPU gabe ich an, dass ich Amphetamin mehr oder weniger nur zum feiern konsumiert habe und der Konsum irgendwann mit in den Alltag "gerutscht" ist. Also schon um Montags nach dem Feiern um fit zu werden.


Anfang diesen Jahres ist meine Mutter gestorben und ich bin stabil geblieben. Da zu der Zeit noch die MPU Vorbereitung lief, hatte ich auch gleich professionelle Hilfe. Ich habe den Tod meiner Mutter in der MPU Gruppe zum Thema gemacht und mehrere Einzelgespräche mit dem Psychologen geführt. Auch hatte ich viel mit meinen Freunden darüber gesprochen und meinen Bruder gebeten, mich bei der Betreuung meine Vaters zu unterstützen. Das hat mir gezeigt, dass ich auch in schwierigen Lebenssituationen nicht alleine bin und jederzeit Unterstützung, ob privat oder professionell, bekommen kann. Innerhalb kurzer Zeit zwei solche Schicksalsschläge, insbesondere den Tod meiner, zu erleben ohne Rückfällig zu werden, hat mich stärker gemacht und mir gezeigt, dass ich stark genug meine Probleme selbst und ohne Drogen bewältigen kann.

Würde das als Antwort passen?

Dankeschön :)
Ja voll, zeigt ja das du geblickt hast das drogen nehmen nicht wirklich was an der situation ändert.
 

luna71

Neuer Benutzer
Was vielleicht der GA wissen möchte ist dein Drogen Umfeld.
Du wurdest wahrscheinlich beim ersten Mal gefragt ob du noch Kontakt zu denen hast?
Immerhin musst du ja zwangsläufig für den Rückfall an Energie und Methode investiert haben um wieder an Stoff zu kommen, oder? Darauf solltest du ne Antwort haben, falls der GA dich damit konfrontiert.
Wurde ich gefragt aber ich hatte jahrelang keinen Kontakt zu denen. Meine Schwester wohnte in der "Drogen-Hochburg" hier in der Gegend und da viel es nicht schwer, solche Kontakte wieder zu finden. Meine Schwester war mein einziger "echter Kontakt" in dieser Gegend, nach ihrem Tod habe ich diese Gegend konsequent gemieden. Klar sieht man sich vielleicht auch mal beim Einkaufen aber dann Grüßt man höchstens mal und geht weiter...

Nen FB hier zu machen wird zeitlich wahrscheinlich nicht klappen wenn du in Kürze deine MPU antreten wirst, aber du kannst ja noch die FB im Drogenbereich noch ein wenig studieren wenn es dir was bringt.

Übermorgen, am Donnerstag. Ich bin so nervös, kann seit Tagen nur noch daran denken, ob ich auf jede Frage eine Antwort geben kann...
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
ob ich auf jede Frage eine Antwort geben kann...
Die Schwerpunkte werden sein:

Ursachenforschung

  • Was war das frühere Problem (Alkohol, Drogen, Verkehr)?.
  • Wie groß ist das frühere Problemausmaß? (z.B. Neugierkonsum, Missbrauch, Abhängigkeit)
  • Was waren die Auslöser und Problemursachen (sowohl äußere Umfeldfaktoren als auch in der eigenen Person liegende Ursachen)

Veränderung/Verhaltensänderung

  • Welche Veränderung ist aufgrund der entsprechenden Diagnose zu fordern? (Distanzierung von Drogen, Abstinenz, Überdenken von pers. Einstellungen)
  • Welche unterstützenden Maßnahmen sind für die Veränderung angebracht? (Entzugstherapie, psychologische Gespräche, reicht eine Einstellungsänderung durch selber darüber nachdenken)
  • Haben unterstützende Maßnahmen stattgefunden?
  • Waren die Maßnahmen Problemangemessen?
  • Haben diese zu einer angemessenen Veränderung geführt?

Stabilisierung

  • Seit wann besteht die Veränderung?
  • Ist sie schon ausreichend lange erprobt? (Stichwort Abstinenzdauer/Abstinenzbelege)
  • Was stabilisiert die Veränderung? (Veränderungen in der eigenen Person und im Lebensumfeld)
  • Woran erkenne ich Gefahrensituationen, Wie gehe ich gut und erfolgreich damit um?
  • Falls das alte Verhalten wieder auftaucht (Rückfall) was mache ich dann um es schnellstmöglich wieder abzustellen/in den Griff zu kriegen?
----------------------------

Wenn du hierzu pauschale Antworten hast, dann geht da nichts mehr schief. ;)
 

luna71

Neuer Benutzer
Total normal.
Du schaffst das. :)
Wäre schön nach der MPU nochmal von Dir zu hören.
LG

Dankeschön :) . Und ja klar, ich sage auf alle Fälle mal bescheid, wie es gelaufen ist.
Wollte sowieso ab und an mal hier rein schauen, vielleicht kann ich der/dem Einen oder Anderen auch mal einen Tipp für seine 2. Mpu geben.
Hier nochmal kurzfristige Hilfe bekommen zu haben hat mich wesentlich sicherer gemacht, Danke dafür :) .
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Glaube, dass bekomme ich hin. Dankeschön :)
Super :smiley711:
Wenn der Gutachter merkt, dass sich jemand mit seiner Thematik beschäftigt hat, wird es schon ein bisschen einfacher.
Mach auf keinen Fall den Fehler, deinen FS in den Vordergrund zu stellen.
 

luna71

Neuer Benutzer
Mach auf keinen Fall den Fehler, deinen FS in den Vordergrund zu stellen.

Nein, mir wurde während der Vorbereitung schon eingebläut so etwas in der Art zu sagen, wie "Ich bin heute hier, weil ich mir und meiner Familie/Freunde beweisen möchte, dass ich keine Drogen mehr konsumiere und damit endgültig abgeschlossen habe".

Hoffe das passt so.
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hoffe das passt so.
Nein, dass ist nur moralisch richtig ... der Gutachter möchte etwas anderes hören ...

"Ich bin heute hier, weil ich die Zweifel an meiner Fahreignung ausräumen möchte."

Du bist bei einer MPU, du musst den Gutachter überzeugen, nicht deine Familie oder Freunde.
Ich hoffe du verstehst was ich meine. ;)

Kleiner Tipp, halte dich an folgende Regeln ...

- unbedingt pünktlich, bürgerlich gekleidet und gepflegt erscheinen ... auch ein GA hat Vorurteile
- sämtliche Unterlagen (AB-Nachweise, ärztl. Attests, Notizen usw.) solltest du an Bord haben
- du solltest ausgeschlafen sein und morgens nicht zuviel essen ... du brauchst das Blut im Kopf und nicht im Magen
- kurz vor der MPU wirfst du die eine Ladung Traubenzucker ein ... erhöht die Leistungsfähigkeit ("kurz vorher" daher, da nach bereits 3 Stunden ein Leistungsabfall entstehen kann)

Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg für deine MPU. :smiley711:

Lass uns hören, wie es ausgegangen ist !
 

luna71

Neuer Benutzer
Nein, dass ist nur moralisch richtig ... der Gutachter möchte etwas anderes hören ...
Super, vielen Dank für den Tipp.

Jetzt ist mir etwas echt dummes passiert, ich habe die Abstinenznachweise bei meinem Bruder im Auto liegen lassen, den sehe ich erst am Wochenende wieder... Kopien habe ich davon hier. Reicht das, wenn ich morgen nur die Kopien mitnehme und die Originale später nachreiche?

Ich bin echt sooooooooo doof...
 
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