So jetzt noch mal im ganzen
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Es war ein Donnerstag, der 15.04.2021. Ich war schon den ganzen Tag Zuhause, da ich seit über einem Jahr in Kurzarbeit 0 war, mein Mann kam gegen 17 Uhr von der Arbeit nach Hause, der im Gegensatz zu mir, durch seine Tätigkeit in der Chemie massig Überstunden schieben musste. Dies führte in der Vergangenheit öfter zur Missstimmung und immer gleichen Diskussionen wie z.B. über Hausarbeit und was ich den Tag über geleistet habe. Um 17:45 Uhr wurde über Amazon die Seniorenfernbedienung zugestellt, welche ich für meine Nachbarn (87 + 89 Jahre), denen ich häufig half, bestellt hatte. 15 Minuten später nutzte ich die Gelegenheit mich den unangenehmen Gesprächen/Vorwürfen zu entziehen und flüchtete eine Hausnummer weiter zu meinen Nachbarn.
Dort wurde ich freudig mit den Worten: „oh, wie schön dass du da bist, heute morgen ist meine Pfeffermühle kaputt gegangen, komm rein“ in Empfang genommen. Dort setzte ich mich auf die Terrasse, bekam ein Glas und die Mühle und trank Sekt. Ich stellte noch die automatischen Rollladen auf Sommerzeit um und lernte die beschaffte Fernbedienung an und trank zwischendurch weitere Gläser Fürst von Metternich.
Um 20 Uhr bekam ich ein Anruf von Foodsharing, ob ich nicht eine Abholung übernehmen kann, da das Auto nicht ansprang und ich, da am nächsten dran, die einzige die Rettung noch sicherstellen konnte. (bei Backwaren ist es immer eine exakte Zeit). Aus falschem Pflichtbewusstsein sprang ich ohne weitere Gedanken über meinen Alkoholkonsum, schämte mich auch mich zu erklären und fuhr los. Ich kam keine 600m weit und fuhr in ein parkendes Taxi.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
12 Glas Sekt (Fürst von Metternich 12% Vol); zwischen 18 – 20 Uhr insgesamt 1,2l
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Es war eine Strecke bis zum Ziel von 1,9 Km geplant und ich fuhr 0,6 Km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ja, ich traute mir zu, den kurzen Weg gefahrlos zurück zulegen. Ich habe spontan gehandelt und nicht darüber nachgedacht. Ich wurde um Hilfe gefragt und bin los um die Kooperation nicht zu gefährden.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Gar nicht, ich schämte mich zuzugeben, dass ich was getrunken habe, wo ich doch unter den Foodsavern als Pflichtbewusst bekannt war und wollte mein Gesicht nicht verlieren und als unzuverlässig gelten.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mit Sicherheit im 3stelligem Bereich. Selbst bei 15 Trinkanlässen/Jahr bei dem jedes 3te Mal gefahren wurde sind das in 30 Jahren 150-mal. Dazu kommt in dem Jahr vor meiner Trunkenheitsfahrt aufgrund des erhöhten Alkoholkonsums selbst bei 1x in der Woche ca. 50 Fahrten unter Restalkohol hinzu.
Daraus schließe ich, das ich unheimliches Glück hatte keinem Menschen ernsthafte Verletzungen zugefügt zu haben oder gar seinen Tod verschuldet hätte.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Bereits in der Kindheit sah ich, dass zu gesellschaftlichen Anlässen die im Elternhaus gegeben wurden Alkohol gereicht wurde, ich selbst habe das erste Mal Alkohol mit 17 Jahren konsumiert.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ja, zu ca. 15 Anlässen im Jahr habe ich Alkohol getrunken, für mich stand der feierliche Anlass im Vordergrund, meist waren es 4 Glas Sekt, so 2 – 3x im Jahr auch eine ganze Flasche. Das zog sich durch die Dekaden. Bis auf einen Ausreißer im Winter 2003/2004, hier waren es auch bis zu 2x wöchentlich 3 oder 4 Gläser. Im Frühjahr 2004 reduzierte sich das wieder auf 1-2x im Monat oder auch mal gar nicht im Monat. Drastisch geändert hat sich dieser Konsum erst seit April 2020. Wobei drastisch bedeutet, dass sich der Konsum ca. alle 6 Wochen gesteigert hat. Angefangen mit 2-3x die Woche je 2 Piccolo (0,4l) über 4-5 x pro Woche 0,7l – 0,9l, auf 4-5x pro Woche (eher 5x) ca. 1,1 l Sekt, wobei auch 2x im Monat 2 Flaschen, also 1,4 l Sekt vorgekommen sind.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
zu Teenager Zeit, da waren es Longdrinks wie Amaretto Apfelsaft oder Batida de Coco mit Kirschsaft, die aber höchstens 1x pro Monat.
Vor April 2020 zu gegebenen Feierlichkeiten wie Jubiläen, Geburtstage, Hochzeiten, Taufe u.ä. ca. 3-4 Glas Sekt , auch schon mal bei besonderen Anlässen eine Flasche Sekt, bis zu 3x im Jahr.
Dann zu Zeiten der Kurzarbeit seit April 2020 Zuhause bis zu 5x wöchentlich 1 Flasche und 1-2 Piccolo, auch schon mal seit dem Jahr 2021 2 Flaschen Sekt.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Früher bei gegebenen Anlässen dort wo die Feierlichkeit stattfand mit Freunden und/oder Familie, im Jahr der Kurzarbeit Zuhause.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich hatte einen Beruf in dem ich sehr aufgegangen bin, den konnte ich durch die Schulschließung nicht mehr ausüben. Das war ein harter Schlag für mein Selbstwertgefühl.
Erst ein halbes Jahr zuvor hatte ich diese Qualifizierung absolviert, da ich beruflich kürzer treten wollte. Davor war ich Sachbearbeiter im Debitorenmanagement und habe über einen sehr langen Zeitraum nie unter 200 Std/Monat gearbeitet, nachts vom Ehepartner auf der Couch einschlafender Weise geweckt mit den Worten „ich solle doch ins Bett gehen.“ Oft murmelte ich irgendetwas von Opos oder Avisen und das ich noch buchen müsse. Das wurde auch meinem Partner zu viel, der den Lebensabend noch mit mir genießen möchte und wir beschlossen die Reißleine zu ziehen. Ich hatte hier nicht getrunken, ich bin immer vor Erschöpfung eingeschlafen. Gar nichts machen kommt für mich aber auch nicht in Frage! Ich bin nur Zufrieden mit mir, wenn ich auch was Gutes Vollbringe, das wurde mir bereits in Kindertagen gelehrt. So suchte ich mir einen Job mit 12 Wochen Ferien im Jahr, bei dem die Ableistung von Überstunden auch gar nicht möglich war. Finanziell gesehen konnten wir es uns leisten, dass einer von uns im Niedriglohnsektor beschäftigt ist. Diese Tätigkeit ist eine so wertvolle Aufgabe und es gibt einem so viel, einem Kind den Schulbesuch zu ermöglichen, so dass ich völlig darin aufging. Ich war allerdings nicht lange glücklich, bereits ein halbes Jahr später wurden die Schulen geschlossen und ich hatte gar nichts mehr. Zweifelte an meiner Daseinsberechtigung und fühlte mich wertlos. Mein Mann absolvierte pandemiebedingt zeitgleich Überstunden ohne Ende. Finanziell war die Sache also wieder ausgeglichen, aber mein Selbstwertgefühl war gleich Null und das belastete mich stark. Durch diese Schere der beruflichen Auslastung kam es dann Zuhause auch zu unangenehmen Gesprächen wie, was ich den heute alles Sinnvolles geleistet hätte. Das schmälerte mein Selbstwertgefühl noch mehr und ich entzog mich dem, indem ich sekttrinkenderweise Doppelkopf am Rechner spielte. Meine eigene Unzufriedenheit wurde immer größer je länger die Kurzarbeit andauerte. Das steigerte sich dann rapide und endete darin, das ich häufig bereits gegen 20 / 20:30 Uhr mit einer großen Flasche ins Schlafzimmer flüchtete und vom Bett aus Fernsah und lange bevor mein Mann zu Bett ging eingeschlafen war.
Es war ausreichend, das ich von 200% auf einmal gar nichts mehr hatte. Hinzu kommt, dass mein Bruder, um den ich mich zuvor als Einzige immer sehr gekümmert hatte, (lebte im betreuten Wohnen und selbst seine Tochter wollte nichts mehr von ihm wissen, auch für unsere Geschwister galt er nicht als gesellschaftsfähig) am 01.04.2020 an seiner COPD und mit Corona verstarb. Mich um meinen Bruder zu kümmern, gehörte auch zu meinen selbstgewählten, gerne gemachten Aufgaben. Ich partizipierte an der Freude die er hatte wenn er Besuch bekam. Das vergrößerte die Lücke und zeitgleich waren die berufliche Aufgabe die ich liebte und mein Bruder nicht mehr da.
Das hatte großen Einfluss auf mein Anerkennungsbedürfniss, so ganz ohne wertvolle Leistungen sprach ich mir eine Existenzberechtigung ab. Wer nichts vollbringt, bekommt auch kein Lob, keinen Respekt und Nichts zurück.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Nach einem Piccolo wurde ich kontaktfreudiger, bei feierlichen Anlässen trifft man ja auch auf unbekannte Menschen, bei einer Geburtstagsfeier/Familienfest hat man mitgemacht, im Laufe des Abends zeigten einige im Kreise der Familie eine gewisse Distanzlosigkeit. Bei einer ganzen Flasche wurde ich nur noch müde und wollte nach Hause.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, gab es nicht.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Durch den Rückzug, besser gesagt den Weg alles mit mir selbst auszumachen, vereinsamt man. Das wurde mir durch die Corona Hochkonjunkturzeit nicht wirklich bewusst bei Kontaktsperre und Lockdown. Das ich mich abgrenzte, habe ich wie die Gewichtszunahme der Pandemie zugeschrieben.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Als heute, seit dem 16.04.2021 habe ich keinen Alkohol mehr getrunken!
Es gab mal eine kurze Zeit, in der ich im Reitstall von der Reitbeteiligung zum Pferdebesitzer aufgestiegen bin. Dort habe ich dann in der Gruppe im Winter 2003/2004 auch 1-2x die Woche 3-4 Gläser mitgetrunken, wechselte zum Frühjahr (mit meiner Luna, die ich vor dem Schlachter gerettet habe) aber den Reitstall und hatte dann auch keinen Kontakt mehr. Im neuen Stall waren gleichgesinnte Einstaller, denen es ebenfalls nur ums Reiten und die Natur ging.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein, noch nie. Erst seit dem Tag des Unfalls.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich gar keiner Kategorie. Ich bin immer meinen Verpflichtungen nachgekommen, kam nie zu spät und man konnte sich immer auf mich verlassen. Heute weiß ich, dass eine Alkoholgefährdung vorlag.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein, seit dem Unfall habe ich nichts getrunken.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 15.04.2021
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein, gar nicht.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Die Triebfeder für die Änderung des Lebens ist schwer zu beschreiben, ich praktiziere es und bin glücklich. Ich habe verstanden aus welchen Gründen ich früher Alkohol getrunken habe und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich sehr gut ohne Alkohol leben kann, ich brauche ihn nicht, er löst keine Probleme, er bringt nur welche; daher trinke ich heute keinen Alkohol!
Auch möchte ich nicht durch Alkoholwirkung falsche Entscheidungen treffen und ich bin glücklich, dass ich nicht alleine bin und Menschen an meiner Seite, die mir dabei helfen.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Warum nicht schon eher, ich habe noch nie so viel wie im letzten Jahr über mich nachgedacht. Jetzt erst habe ich ein umfassendes Problemverständnis und alternative Lösungen gewonnen. Im Nachhinein bin ich froh, dass es so gekommen ist, ohne diesen Anlass hätte ich mein Verhaltensmuster nicht selbstkritisch beleuchtet und mir die Gefahren eingestanden. Ich habe mich auf einem gefährlichen Kurs befunden, von dem ich nicht weiß wo er hin geführt hätte. Durch diesen FehlTRITT habe ich den Schwung genutzt um vorwärts zu kommen und habe mich selbst besser verstehen gelernt. Ich habe es als Chance genutzt und nur gewonnen. Durch diese Aufarbeitung hat sich meine Einstellung prägnant geändert, daher erst durch den Unfall und nicht bereits eher.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Das ich einen Menschen wenn auch nur leicht verletzt habe, hat eingeschlagen wie eine Atombombe, das war der Auslöser. Dadurch, dass ich erkannt habe, das Unzufriedenheit mit mir selbst und dem eigenen Leben zu Fehlverhalten geführt hat. Ich habe „mein“ Belohnungssystem entwickelt, dies dient dazu die innere Zufriedenheit zu erhöhen und die Motivation zu stärken.
Ich habe den Ursprung des „ungeliebt“, „nicht Wertgeschätzt Fühlens“ erkannt und so fällt die Umsetzung der Verhaltensänderung auch leicht. Die Folge ist eine gesteigerte Willenskraft. So kann ich heute auch mit negativen Gefühlen umgehen ohne gleich den Rückzug anzutreten oder etwas zu trinken und ich hole mir Hilfe. Das hat dazu geführt, dass ich nichts mehr getrunken habe.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich erhalte ausschließlich positive Rückmeldung von Freunden, es fällt ihnen auf, dass ich nun eine der letzten bei den Feiern bin und sogar noch beim Aufräumen helfe. Ich nehme alles bewusster wahr und habe ganz ohne Alkohol viel mehr Freude an Alltagssituationen.
Meine Verhaltensänderung hat sich durch ausschließlich positive Erfahrungen nur bestärkt. Ich bin es die nach einer Feierlichkeit am nächsten morgen die Brötchen holt, während mein Mann noch schläft. Ich fahre täglich mit dem Rad zur Arbeit, der Weg kommt mir immer kürzer vor, ich bin leistungsfähiger geworden. Nicht auszudenken welche gesundheitlichen Schäden die Folge hätten sein können. Auch ein möglicher Arbeitsplatzverlust ist nun keine Gefahr mehr. Ich habe sogar etwas abgenommen, das finde ich schön.
Zuhause gibt es auch weniger Konflikte, da mein Mann sah, das ich gar nichts mehr trinke und verstand, das mir die Bestätigung fehlte und mir Bewunderung entgegen bringt, das ich auf diesen "Atombombeneinschlag" so konsequent reagiere und es mir nicht egal ist und ich die Fehler bei mir suche und er stolz ist, das ich die Ursache dafür abstelle und nun nach vorne gehe und alles auf den Tisch packe, das Gespräch offen suche statt mich zurück zu ziehen und Hilfe einzufordern, das quittiert er mit großer Zufriedenheit, was Harmonie bringt.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Zuhause visualisiere ich mein Tun durch eine graphische Darstellung. Ich habe einen Wochenplan an der Wand, in dem ich alle meine Tätigkeiten, die sonst nicht gesehen wurden eintrage. Pro 10 Minuten Arbeit je 1 cm farbiger Balken mit Tätigkeit. Ich habe daher meinen Notfallplan sowie 20,- € immer am Handy dabei und kann sofort darauf zurück greifen und alles bereden. Ich weiß jetzt, dass ich mich nicht schämen muss wenn mal nicht alles perfekt funktioniert und man dennoch geliebt wird. Ich habe keine Angst vor entstehenden Problemen. Ich habe gelernt Hilfe anzunehmen, ja sie sogar einzufordern zu können macht mich auch stolz, es ist eine neue Leichtigkeit die ich erfahren habe, der Rückzug hatte auch einsam gemacht. Ich bin auch Harmoniesüchtig, und habe gelernt wenn mich etwas verletzt, nicht wegzugehen, sondern zu erklären was man fühlt. Das mache ich solange, bis der andere es verstanden hat. Auch das Einfordern von Hochachtung ist keine Lobhudelei, sondern wird von Menschen die einen lieben auch gerne gegeben. Um diese Befriedigung meiner Grundbedürfnisse sicherzustellen, sensibilisiere ich meine Antennen auch für mich und nicht nur für andere. Wenn es meinem Gegenüber nicht gut ging, fiel mir das sofort auf, dieses Frühwarnsystem nutze ich nun auch für mich durch erhöhte Achtsamkeit mir gegenüber um Auslöser rechtzeitig zu erkennen und zu eliminieren, indem ich die Ursache beseitige. Auch mein Belohnungssystem hilft, indem ich jeden Tag die vergebenen Kichererbsen zähle und so den von der Natur her schnell verflüchtigten guten Erlebnisse/Momente Dauerhaftigkeit verleihe. Ich entlaste mich durch Sport, Radfahren werde ich immer vermehrt beibehalten und sei es, das ich eines Tages ein E-Bike brauche. Auch haben meine Nachbarn für ihren Enkel eine Tischtennisplatte in den Keller gestellt. Die kann man auch an einer Seite hochstellen, so das auch wenn er nicht da ist, ich alleine trainieren und mich abreagieren/entlasten kann, meine Nachbarn freuen sich und sei es auch nur das jemand im Keller ist. Auch hat mir mein Mann, bedingt durch das Diagramm, eine Katze zugestanden (Tiere machen ja nur Dreck und kosten Geld), durch dieses neue Haushaltsmitglied bin ich im Tierschutz und leiste ebenfalls wertvolle ehrenamtliche Unterstützung, (Wohnungsvorkontrollen und –nachkontrollen kann man auch mit dem Rad machen und bei den Futterstellen nach dem Rechten sehen. Dieses dient meinem Selbstwert. Auch wenn die Schulen wieder schließen werde ich keine Leere entstehen lassen, habe mit meiner Nichte bereits, die Verkaufsstellenleiterin bei Rossmann ist, über einen Minijob gesprochen, da sie immer Aushilfen brauchen und diese geringfügige Beschäftigung zeitlich sehr flexibel ist. Auch weiß ich es sehr zu schätzen das es meiner Gesundheit sehr zuträglich ist und ich halte mir vor Augen, das ich mein Bedarfsspray (Asthma) seit Mai 2021 nicht mehr benötigt habe.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ja, ich bin mir der Gefahr bewusst, wenn Zweifel an meinem Selbstwertgefühl aufkommen oder ich mit meiner Daseinsberechtigung hadere; jedoch habe ich erkannt, dass um Hilfe zu bitten ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche ist, daher würde ich keinen Moment zögern auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich möchte nicht mehr Trinken. Ich habe mich tiefgreifend, weit über die Verkehrstherapie hinaus, mit KT auseinander gesetzt und bin zu dem Schluss gekommen, dass es auch bei diversen Anlässen nicht wert ist zu Trinken, zumal mir Alkohol nichts bedeutet.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich habe dem Gesagten, nichts mehr hinzuzufügen.