Fahrrad-MPU 2,04 Promille

Liam_82

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Moin zusammen,

ich bin 37 Jahre alt, männlich und komme aus Oldenburg (Niedersachsen).

Am 23.04.2020 traf ich mich mit einem Freund und wir tranken Bier. Ich war mit dem Fahrrad die 4-5 km zu ihm gefahren. Es war sehr warm und ich kam verschwitzt an und verspürte Durst. Anstatt zunächst den daraus entstandenen Durst mit z.B. Wasser zu stillen trank ich mit ihm Bier. Es ging sehr schnell runter und es folgten weitere. Wir starteten eine Online-Live-Schalte mit anderen Freunden. Ab ca. 20 Uhr wurde auch noch Grappa getrunken, ca. 3-4 4 cl Gläser habe ich getrunken. Ein Filmriss setzte ab ca. 22 Uhr ein. Gegen 24 Uhr muss ich mich aufs Rad gesetzt haben. Es waren letztlich 3,5 bis 4 Liter Bier und die erwähnten Grappa. Ich habe nicht ein alkoholfreies Getränk getrunken. Um 0:10 geriet ich in eine Polizeikontrolle. Wie hoch die Atemalkoholkonzentration war weiß ich nicht mehr. Ich wurde mit aufs Revier genommen wo mir ca. 30 Minuten später einer Blutprobe entnommen wurde. Dann wurde mir ein Taxi gerufen und ich fuhr nach Hause. Ich erinnere mich nur noch an einzelne Fragmente der Zeit auf dem Revier. An die Zeit zuvor ab ca. 22 Uhr habe ich keinerlei Erinnerungen, ich wusste nicht einmal mehr, wo genau die Polizeikontrolle war. Auf dem Revier, so erinnerte ich mich, war ein Polizist, den ich persönlich kenne. Ich rief ihn am nächsten Tag an und er sagte mir z.B. wo die Kontrolle war. Ich nahm direkt Kontakt zu einem Anwalt auf, hauptsächlich aus dem Grund weil ich mich an fast nichts erinnerte. Er sagte, ich solle erstmal auf Post von der Polizei warten.

Am 05.05.2020 erhielt ich ein Schreiben der Polizei (Beschuldigtenanhörung), das mir sagt, dass ich 2,04 Promille (BAK) hatte. Der Anwalt sagte mir, dass mir zu 99% eine MPU bevorstehe, er forderte meine Akte an, was "ca. 2-4 Wochen dauern wird". Sie liegt bis heute noch nicht vor. Letzten Samstag (16.05.2020) hatte ich ein erstes Gespräch mit einer Verkehrspsychologin. Ich unterhielt mich mit ihr über mein Trinkverhalten, und sie sagte, dass sie mich zunächst in A3 einordnet, das heißt "Kontrolliertes Trinken". Außerdem sagte sie, dass ich "ein leichter Fall" sei. Sie würde mich gerne aber noch wieder am Samstag, den 23.05. sprechen, und mein Trinkverhalten tiefer analysieren. Evtl wird es aber doch noch A2. Da ich da schon einen Ausflug mit meiner Freundin gebucht habe, kann ich den Termin nicht wahrnehmen, so dass es der 30.05. wird.

Ich möchte meine Erfahrungen gerne hier teilen, und vielleicht bekomme ich ja von Euch Tipps und/oder weiteren Input! Ich werde hier fortlaufend weiter informieren, spätestens nach dem 30.05., wenn der nächste Termin bei der Psychologin ansteht.

Ich lebe seit der Trunkenheitsfahrt abstinent (was mir absolut nicht schwer fällt!) und werde dies auch weiterhin tun bis ich genau weiß, was mich erwartet.

Meine Fragen:

1. Gestern besuchte ich einen Bekannten, der Anfang des Jahres eine MPU erfolgreich abgelegt hatte. Er sagte mir, dass er das Ergebnis der Blutprobe per Einschreiben bekommen hatte. Dies habe ich bis heute nicht bekommen. Da im Schreiben der Polizei (Datum des Schreibens 30.04.2020) die BAK aber ja erwähnt ist, müsste ich dann nicht auch noch ein Einschreiben bekommen, das die Blutprobe (Uhrzeit, Arzt, usw.) sauber dokumentiert? Es sind ja nun schon 18 Tage seit dem 30.04. vergangen...

2. Ich schlug der Psychologin vor, freiwillig Abstinenznachweise zu erbringen, als Pluspunkt bei der MPU und würde diese in der Hinterhand halten. Sie riet mir davon ab, "Kontrolliertes Trinken solle man einüben" und dann sich Abstinenznachweise nichtig. Aber: Kann man in Abstinenznachweisen auch quantitativ nachweisen, dass der Proband nur sehr wenig Alkohol getrunken hat und tatsächlich nur kontrolliert getrunken hat?

3. Kann mir die Corona-Krise positiv in die Karten spielen? Wir hatten ab dem 06.04. gezwungenermaßen Betriebsurlaub für drei Wochen. Meine Freundin hatte leider keinen Urlaub. Am Folgetag der Trunkenheitsfahrt war also mein letzter Urlaubstag. Schon aus Langeweile habe ich sehr viel Alkohol in der Zeit getrunken. Niemals allein, aber in Gesellschaft. Natürlich ist dies keine Entschuldigung, sich auf > 2 Promile den Kanal vollzuhauen. Aber diese Zeit ist nun mal sehr, sehr speziell. Auch mache ich mir Sogen um meinen Job. Wir leiden unter extremen Auftragseinbrüchen.
 

Falo

Stamm-User
1.
Nein ein extra Schreiben mit den Ergebnis der Blutprobe gibt es im Normalfall nicht.
Dafür gibt es ja die Anhörung, im extrem Fall wurde sogar schon die Anhörung bei der Tat durchgeführt (aber natürlich nicht bei 2 Promille) dann bekommst du als erstes Schreiben gleich einen Bußgeldbescheid oder Strafbefehl.

2.
Es kommt drauf was 'dein' Kontrolliertes Trinken überhaupt ist, das hier propagierte sehr strenge KT (nur zu besonderen geplanten Anlässen 1-2 Trinkeinheiten) wird normal nicht in einen Abstinenznachweis feststellbar sein.
Ich sehe in kein Problem AN zu sammeln und auch abzugeben und dann auf KT zu gehen.

3.
Corona setzt keine Gesetze in diesen Bereich außer Kraft.
Den einzigen Vorteil das man vermuliche einfacher eine Terminverschiebung bekommt wenn man wegen Corona z.B: nachweislich keinen Termin zur MPU bekommt.
Da aber die MPI eh schon wieder arbeiten sehe ich da auch keinen Vorteil.



Gut finde ich das die Pyschologen zwischen A2 und A3 schwankt, denn das sollte man wirklich nur nachden man alles (TF/Trinkverhalten/Historie) besprochen hat festlegen.
 

Rübezahl

Gesperrte(r) User(in)
also die MPU ist dir sicher, das ist Fakt. Ob die Trinkmengen, die du angibts stimmen können muss man sehen (Gewicht etc). Die Akte mit dem Polizeibericht sollte man auf jeden Fall kennen, bevor man sich hier festlegt ob KT oder nicht. 2,04 kann grenzwertig hoch sein für KT, aber prinzipiell nicht ohne Hoffnung. Frühest mögliche MPU sollte man 6 Monate nach TF ansetzen. Ich würde Strategie KT fahren und mir u.a. dafür eine Menge von 3-4 Bier pro Monat setzen. Zusätzlich das ganze freiwillig mit Haaranalysen untermauern. Ich habe mit 1,73 nur eine einzige für die letzten 3 Monate vor MPU gemacht (2,5 Bier im Monat ergab Abstinenz - Planübererfüllung). Vom Gefühl her würde ich hier aber lückenlos 6 Monate (2 Analysen) machen. Blöde und etwas skurril ist hier allerdings....du hast noch keine MPU-Aufforderung bekommen, wie ich das interpretiere. Ich bekam die quasi sofort, das kann aber auch Monate oder wenn es doof kommt auch Jahre dauern, dann allerdings meist mit einer Frist von 2-3 Monaten - ansonsten FE-Entzug. Ich weiß gar nicht, ob man die FsSt auch dazu drängen kann die Zweifel zügig zu äußern. Am besten wäre für dich:
1) Aufforderung mit Frist bis ca. Mitte Januar 2021
2) Haaranalyse ca. 23.08. für 3 Monate davor (4 Monate, damit die TF auch wirklich sicher "rausgewachsen" ist)
3) Haaranalyse 2 genau 3 Monate später für 2. Quartal
4) MPU Mitte Dezember (Wenn der finale Bericht der Analyse gerade so vorliegt)
5) Hoffen dass das GA bis Januar fertig ist
6) zur Fsst gehen und fristgerecht positives GA vorlegen

....Grober Fahrplan, der es sogar erlauben würde, ohne Entzug durchzukommen. Dafür entscheidend ist allerdings der zeitpunkt wenn fsst aktiv wird (da hast du keinen einfluss) und wie du entsprechend beginnst deinen freiwilligen Nachweis zu führen. Das kann also etwas zum Pokerspiel führen.
Geh aber mal davon aus, dass du die FE wegen ungünstiger Termine trotzdem irgendwie verlierst. Ich bin summa summarum 2,5-3 Monate gelaufen
 

Liam_82

Neuer Benutzer
1.
Nein ein extra Schreiben mit den Ergebnis der Blutprobe gibt es im Normalfall nicht.
Dafür gibt es ja die Anhörung, im extrem Fall wurde sogar schon die Anhörung bei der Tat durchgeführt (aber natürlich nicht bei 2 Promille) dann bekommst du als erstes Schreiben gleich einen Bußgeldbescheid oder Strafbefehl.
Danke, denn ist dieser Zweifel ja schon beseitigt!
2.
Es kommt drauf was 'dein' Kontrolliertes Trinken überhaupt ist, das hier propagierte sehr strenge KT (nur zu besonderen geplanten Anlässen 1-2 Trinkeinheiten) wird normal nicht in einen Abstinenznachweis feststellbar sein.
Ich sehe in kein Problem AN zu sammeln und auch abzugeben und dann auf KT zu gehen.
Ja, ich denke, ich werde die Nachweise bringen. Schaden kann´s nicht. Im Moment würde ich tatsächlich höchstens zwei Bier (0,33 l) im Monat trinken. Ich werde die ANs dann bei der MPU in der Hinterhand halten und gut. Ich werde wohl Haaranalysen machen.

Zitate repariert *Nancy*
 
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Rübezahl

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Mein bisher erstes und einziges Schreiben war von der Polizei und nannte sich "schriftliche Äußerung zum Strafverfahren". Da musste man persönliche Daten angeben, und wenn man blöd ist kann man sich dort auch zum Vorfall äußern. Dort wurde mir auch das Ergebnis der BE mitgeteilt. Bei mir war das Mitte Oktober 19, ca. 6 Wochen nach TF. Seitdem kam weder was von Polizei oder Staatsanwaltschaft - auch warte ich immer noch auf den Strafbefehl. MPU etc ist unterdessen schon durch und meine FE hab ich wieder
 

Liam_82

Neuer Benutzer
Mein bisher erstes und einziges Schreiben war von der Polizei und nannte sich "schriftliche Äußerung zum Strafverfahren". Da musste man persönliche Daten angeben, und wenn man blöd ist kann man sich dort auch zum Vorfall äußern. Dort wurde mir auch das Ergebnis der BE mitgeteilt. Bei mir war das Mitte Oktober 19, ca. 6 Wochen nach TF. Seitdem kam weder was von Polizei oder Staatsanwaltschaft - auch warte ich immer noch auf den Strafbefehl. MPU etc ist unterdessen schon durch und meine FE hab ich wieder
Kann man Deinen und meinen Fall denn vergleichen? Bist Du Auto- oder Fahrradtäter?
 

Rübezahl

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Hm, das weiß ich nicht, kenn ja die Randbedingungen nicht. Von der Zeitschiene her nicht (s.o.) - da ist bei mir gefühlt alles andersrum.
Was zumindest ähnlich ist:
- du bist geringfügig jünger
- war wohl auch ein "böser" Donnerstag
- war auch Fahrrad
- du hast etwas mehr getrunken --> 1,73 vs. 2,0 --> das wird die Crux sein, zumindest hinsichtlich KT oder Abstinenz

Deswegen war mein erster Gedanke: KT -Strategie wählen und so argumentieren und die Glaubwürdigkeit noch etwas mehr zementieren als ich es getan habe (meint lückenlos 6 Monate KT beweisen statt ich nur 3 Monate und dabei nah an Abstinenz rangehen - aber trotzdem KT argumentieren)
Deine BAK ist erst mal deine größter Unsicherheitsfaktor dafür. Den rest ergeben die details, die wir noch nicht kennen
 

Liam_82

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Ich weiß ja nicht, ob das es besser macht, aber ich hatte Urlaub. Um genau zu sein, war es der vorletzte Urlaubstag eines dreiwöchigen Urlaubs. Der Urlaub war gezwungenermaßen aufgrund eines Auftragseinbruchs durch Corona.
 

Olympia

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dein Ernst? All deine Motive, die du bisher aufgezählt hast, wie zB:
Schon aus Langeweile habe ich sehr viel Alkohol in der Zeit getrunken. Niemals allein, aber in Gesellschaft. Natürlich ist dies keine Entschuldigung, sich auf > 2 Promile den Kanal vollzuhauen. Aber diese Zeit ist nun mal sehr, sehr speziell. Auch mache ich mir Sogen um meinen Job. Wir leiden unter extremen Auftragseinbrüchen.

Lies es nochmal durch und überlege wie das ankommt...
 

Rübezahl

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@Olympia: naja, das ist schon richtig. Man sollte schon prinzipiell bei der Bestandsaufnahme eine plausible Begründung darlegen warum es NICHT am Wochenende war. Ich hatte dafür die betriebliche Generalanweisung Überstunden zu reduzieren...wegen Arbeitszeitgesetz....
 

Liam_82

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dein Ernst? All deine Motive, die du bisher aufgezählt hast, wie zB:


Lies es nochmal durch und überlege wie das ankommt...
Ich würde dies natürlich nicht bei der MPU sagen. Aber hier schon, so war´s ja und so machen es viele andere auch. Aber, wie ich schon schrieb "Natürlich ist die keine Entschuldigung..."
 

Liam_82

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Moin,

hier mal wieder ein Update: Ich habe ein Schreiben (22.05) von meinem Anwalt bekommen, das mit sagt, dass die Akte ihm nun vorliegt. Im Kern sagt es Folgendes:

- Die BAK ist nicht anfechtbar, es ist davon auszugehen, dass ich noch in der Anflutphase war.
- Die Polizei hat meine TF schon am 11.05. der Fahrerlaubnisbehörde gemeldet.

Gut für mich, dass sich die Fsst Zeit lässt, oder?
 

Max

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Administrator
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.... bitte beachten !!!
 

Liam_82

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Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 179
Gewicht: 88 kg
Alter: 37

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 24.04.2020
BAK: 2,04
Trinkbeginn: 18:00 am 23.04.2020
Trinkende: 24:00
Uhrzeit der Blutabnahme: 01:07

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: ja
Strafbefehl schon bekommen: nein
Dauer der Sperrfrist: keine

Führerschein
Hab ich noch: ja
Hab ich abgegeben: nein
Hab ich neu beantragt: -
Habe noch keinen gemacht: -

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): nein

Bundesland:

Niedersachsen


Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: nein
Ich lebe abstinent seit: 24.04.2020

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: bisher nicht
Urinscreening ja/nein: bisher nicht
Keinen Plan?:

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: bisher einen Termin zur Einführung, nächster Termin: 30.05.2020
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer:nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung: Am 30.05. wird die VP mir sagen, ob Abstinenz oder KT der bessere Weg ist. Werde es wohl mit freiwilligen Haarproben untermauern, falls KT. D

MPU
Datum: noch keine Aufforderung
Welche Stelle (MPI): -
Schon bezahlt?: -
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: nein
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Liam_82,
- Die BAK ist nicht anfechtbar, es ist davon auszugehen, dass ich noch in der Anflutphase war.
- Die Polizei hat meine TF schon am 11.05. der Fahrerlaubnisbehörde gemeldet.

Gut für mich, dass sich die Fsst Zeit lässt, oder?
Naja, von "Zeit lassen" kann man bei 15 Tagen noch nicht wirklich sprechen...
think.gif
 

Rübezahl

Gesperrte(r) User(in)
Ansichtssache, bei mir dauerte es genau 2 Tage von Übermittlung BAK und Post von der Fsst.

Unnötiges Vollzitat des Vorpostings entfernt *Nancy*
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Jo, trotzdem wäre ein "Zeit lassen" eher eine Sache von einigen Monaten...:zwinker0004:
 
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