Was ist passiert?
Vorgeschichte:
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
Das erste mal bewusst von Drogen habe ich im Heim von anderen Jugendlichen gehört, dies war ca. im Jahre 2001
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Noch im selben Jahr 2001 mit 13, wir saßen als Gruppe Jugendlicher zusammen auf dem Heimgelände als einer der älteren Jugendlichen mehrere Joints aus der Tasche holten. Ich probierte an diesem Tag.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Das erste mal probierte ich mit 13, wir standen in einer Gruppe Jugendlicher die auch zusammen wohnten, den ganzen Tag also miteinander verbracht haben. Die meisten konsumierten schon mit einer Art Selbstverständlichkeit. Es imponierte in gewisser Art, ich wollte es auch ausprobieren. Es gefiel mir auf Anhieb, man war auf einer Ebene mit den älteren und zugleich gab es mir das Gefühl von Glückseligkeit.
Zu Anfang belief sich der Konsum nur auf Gelegenheiten. Ich selbst hatte zu dem Zeitpunkt keine Kontakte zu Dealern und das Taschengeld was wir damals bekamen war nicht allzu hoch, ich kam also nur dann mit Cannabis Kontakt, wenn die ältesten Mitbewohner auch mit in der Gruppe saßen und bereit waren ihr gekauftes Cannabis zu teilen.
Etwa 2003 waren die ältesten Mitbewohner ausgezogen, ich selbst verspürte ab und an die Lust zu konsumieren. Also begann ich selbst nach Kontakten zu Dealern Ausschau zu halten. Oder nach Leuten die welche kennen. Ich lies mir also z.B von dem Freund einer Mitbewohnerin ab und zu etwas mitbringen. Damals, waren es ca. 1g die man mir mitbrachte. Dies konsumierte ich in einem Zeitraum von 2 Monaten. Ich konsumierte aus heutiger Sicht noch relativ selten. Würde ich das in Joints beziffern waren es vielleicht 4-5 Joints, wobei ich da immer ein paar mal Zog und den Rest erst einmal im Aschenbecher liegen lies. Die Toleranzschwelle war zu dem Zeitpunkt noch sehr niedrig.
2004 bin ich nach einen Konflikt mit der Heimleitung aus dem Heim rausgeworfen worden und kam in eine Art "Auffangstelle" für Jugendliche die etwas mehr auf den Kerbholz hatten. Dort hatte ich ein eigenes Apartment mit einem weiteren Jugendlichen. Dort wurden die Kontakte zu Dealern deutlich einfacher und ich konsumierte auch mehr. Die Toleranzschwelle wurde schnell höher, ich konsumierte schließlich 2-3g im Monat bis zum Ende 2006 und meinen dortigen Auszug lag ich bei rund 3g in der Woche. Ich konsumierte täglich. Ich hatte in der genannten Zeit keine Perspektive was meine Zukunft betraf, flog auch aus der Schule raus und hatte somit den ganzen Tag über nichts zutun.
Ich begann ohne Schulabschluss eine Ausbildung zum Industrie und Konstruktionsmechaniker, während er Arbeit konsumierte ich gar nicht, erst nach Feierabend begann ich zu konsumieren. Ich war immer noch bei den rund 3g. in der Woche. Bei Schulblöcken, konsumierte ich auch vor der Schule bereits. Nach einer schweren verbalen Auseinandersetzung mit dem Ausbildungsleiter in der Schule musste ich meine Ausbildung Ende des zweiten Lehrjahres abrechen.
Von da an traf ich mich wieder täglich mit Freunden, ich hatte wieder den ganzen Tag Freizeit. In der Zeit stieg mein Konsum weiter an, auf etwa 5g die Woche. Ich konsumierte auch täglich von Morgens nach dem aufstehen bis Abends vor dem schlafen gehen.
Nach ca. 2 Monaten nach dem Rauswurf musste ich eine Maßnahme, angeordnet vom Arbeitsamt für schwer vermittelbare Jugendliche machen. Ich konsumierte dort in den Pausen mit anderen Mitarbeiter, auch vor der Arbeit und nach der Arbeit. Doch ich merkte langsam das ich so nicht weiter machen kann, wenn man nur mit "seinesgleichen" zutun hat. Hat man immer wieder den Spiegel vor sich, wie es um einen steht und vor allem bei älteren, wie es um einen stehen kann in der Zukunft. Ich bemerkte immer mehr das ich selbst mit der Situation immer unzufriedener wurde. Daraufhin begann ich den Konsum zu reduzieren, ich konsumierte zwar immer noch täglich, jedoch nicht mehr während der Arbeit und vor der Arbeit. Die Maßnahme ging etwa 6-7 Monate lang. Gegen Ende war immer noch offensichtlich das ich nach der Maßnahme keine wirkliche berufliche Perspektive hatte. Es war ja mehr eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme um uns von der Straße weg zu holen. Ich begann mich mit dem anwesenden Sozialarbeiter auszutauschen und äußerte wage das ich etwas in meinem Leben ändern wolle. Dieser gab mir deutlich zu verstehen das er mich auf dem Weg unterstützen würde, ich vertraute ihm nach kurzer Zeit und fühlte das er es Ernst meinte. So begann ich nach Abschluss der Maßnahme damit, mich bei der Drogenberatung zu melden und fasste nach einem Gespräch dort den Entschluss eine Langzeittherapie zu machen. Diese begann Anfang 2009, bereits im Dezember 2008 hatte ich mit dem Konsum aufgehört denn dies war die Voraussetzung um eine Langzeittherapie beginnen zu können. Die Wahl bestand aus einem Entzug oder zuhause selbst aufzuhören. Ich wählte letzteres was mir auch zu meiner Bewunderung nicht schwer fiel.
In der Therapie die ich freiwillig von 6 auf 9 Monate verlängerte holte ich meinen Hauptschulabschluss nach Klasse 9 nach. Nach Abschluss der Therapie war mir bewusst das ich auf keinen Fall wieder zuhause sitzen kann und will. Ich wollte mehr aus mir machen und ging bis Ende 2012 weiterhin zur Schule bis ich mein Fachabitur bestand. Anschließend machte ich ein FSJ in einer Behinderteneinrichtung um zu evaluieren welchen Weg ich in Zukunft einschlagen möchte. Nach einer Ausbildung zum exam. Altenpfleger bin ich anschließend wieder in diese Einrichtung zurückgekehrt.
Wir befinden und zu dem Zeitpunkt im Jahre 2017 und ich war immer noch Clean.
2018 im August verstarb meine Oma, ich hätte bis zu dem Zeitpunkt nie gedacht das mich so etwas so dermaßen aus der Bahn werfen würde. Doch ich war in tiefer Trauer, sie war der einzige Mensch in der Familie zu der ich einen Bezug hatte. Es kam ein großer Erbstreit auf und ich wurde da immer mehr ungewollt mit hineingezogen da ich bei 50/50 einer der Haupterben war. Ich erinnerte mich an das Gefühl nach dem Konsum, die Gelassenheit, die Glückseligkeit und das ausblenden von Emotionen. Dort begann mein Rückfall, ich kaufte mir Cannabis und fing an zu konsumieren. Es waren zu Anfang, da ich die Arbeit strikt davon trennen wollte, Abends 1 Joint. Doch mein Suchtgedächtnis war sehr schnell wieder da, auch die Toleranz dazu so was es dann Abends 4-5 Joints wurden. Am Wochenende bzw. an freien Tagen auch bis zu 10 Joints.
Ich redete mir immer wieder neue Gründe ein, z.B als mein Vater mit dem ich keinen Kontakt hatte Anfang 2020 verstarb um den Konsum eingeschränkt weiter fortzuführen.
Aufgrund der Abgabe meines Führerscheins war mir klar das ich aufhören muss, doch nahm ich zu erst den Tod meines Vaters als Grund um das ganze weiter hinauszuzögern zuzüglich hatte ich in dem Jahr noch 2 Arbeitsunfälle und war in meiner Bewegung stark eingeschränkt. Letztlich begann ich den den Entschluss am 5.10.2020 aufzuhören. Ich konsumierte dort den Rest den ich noch hatte, was ungefähr 2 Joints waren, nahm mir Urlaub und ging freiwillig in den Entzug einer Klinik. Seitdem bin ich wieder Clean.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Nein.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Dieser war nie für mich von Bedeutung. Bei besonderen Anlässen trinke ich vielleicht 1-2 Bier. Ich bin und war auch nie ein Freund der Partyszene und habe diese immer bis heute gemeidet. Es macht mir keinen Spaß im Vollrausch irgendwo unterwegs zu sein. Im Gegenteil, ich verbscheue diesen.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Von 2003-2010 Zigaretten, ab 2020 wieder Zigaretten.
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Während man konsumiert, das auch noch in einer größeren Gruppe; Nein. Man fühlt sich eher unbesiegbar und kann alles machen was man will. Rückblickend betrachtet muss man allerdings zugeben das auch Ich natürlich mit negativen Folgen zu kämpfen hatte. Mein Kurzzeitgedächtnis litt darunter, die sozialen Kontakte außerhalb der "Konsum-Connection" waren nicht mehr existent. Ich wurde unzuverlässiger gegenüber außenstehenden, dies äußerte sich zum Beispiel das ich so gut wie keinen Kontakt mehr zu meinen Brüdern hatte. Auch kam es immer wieder zu Streitigkeiten mit meiner Lebensgefährtin, weil ich immer antriebsloser wurde. Ich ging meinen Hobbys nicht mehr nach. Ging arbeiten und der Rest des Tages bestand aus konsumieren.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja ich habe trotzdem weiter konsumiert, in der ersten Konsumperiode vor der Therapie war mir zwar bewusst das meine Zukunft quasi nicht existent war, es war mir aber auch egal bzw. ich hatte auch resigniert.
In der Zweiten Periode rüttelte mich der Führerscheinentzug schließlich wach. Mir wurde bewusst das ich zwar noch eine Tagesstruktur mit der Arbeit hatte, ich aber ansonsten in mein altes Muster von damals drohte reinzurutschen.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Eigentlich nach jeden Feierabend, täglich 4-5 Joints mindestens.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Ich bin um 6:30 kontrolliert worden. Der Letzte Konsum war gegen 23:30-0:00 - und belief sich auch dort bei ca. 4-5 Joints.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Einen besonderen Grund gab es dafür nicht, viel mehr befand ich mich in einer Konsumroutine.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
In einer allgemeinen Verkehrskontrolle bemerkten die Polizisten das meine Augen gerötet waren.
(Ich weiß ich bin da durchaus dumm gewesen, deswegen bitte ich die nachfolgende Aussage nicht in der Art zu bewerten wie bescheuert ich doch bin)
Ich habe also den Beamten die Wahrheit gesagt und einen Konsum am Vorabend zugegeben.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden (auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Ich befand mich auf dem Weg nach Hause.
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
Ich bin etwa 2,5 km weit gefahren und hatte noch eine Restrecke von 1,5-2Km vor mir.
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Bewusst erst einmal nie ich fühlte mich immer fit genug zu fahren und ging davon aus genug Zeit zwischen den Konsum und dem führen eines Kfz's gelassen zu haben. Doch wenn man bedenkt das es bis zu 72h nach dem Konsum immer noch Auswirkungen auf dem Körper hat. Muss ich mir selber eingestehen, das ich das ganze unglaublich unterschätzt habe und keine genaue Anzahl nennen kann. Schätzungsweise bin ich mindestens 80x. unter dem Einfluss von Drogen im Straßenverkehr gefahren.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Mir war zu dem Zeitpunkt nicht bewusst das meine eingehaltene Zeitspanne von mindestens 6 Stunden nicht ausreichend sind. Ich habe mich fit und normal gefühlt und die Gefahr die von mir ausging nicht bewusst wahrgenommen. Im Grunde habe ich also den Konflikt aus heutiger Sicht überhaupt nicht gelöst.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
(Beschreibung bitte für die zutreffende Substanz)
Ich denke das im Bezug auf Cannabis gerade die Gefahr der Selbstüberschätzung hoch ist. Man fühlt sich Normal und Fit, dabei ist man im Rausch überhaupt nicht mehr fähig auf entsprechende Situationen im Straßenverkehr zu reagieren. Die Lichtempfindlichkeit nimmt stark zu und auch ist man nicht mehr in der Lage schnell auf eine Situation zu reagieren was die motorischen Fähigkeiten betreffen.
Um das ganze in einem Satz auszudrücken, man ist für sich und vor allem für andere Verkehrsteilnehmer eine große Gefahr.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Theoretisch kann man bis zu 72 Stunden nach dem Konsum noch unter dem Einfluss der Drogen stehen. Maßgeblich ist dabei das jeweilige Konsummuster. Der Körper speichert die Stoffe von Cannabis im Körper im Fettgewebe, so kann es beim Abbau von Körperfettzellen dazu kommen das der aktive Wert im Blut steigt. Auch bei Schockreaktionen baut der Körper in kürzester Zeit Fett und andere Stoffe ab, wodurch das eingelagerte THC wieder frei gesetzt werden kann.
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Bei einem täglichen Konsum steigt vor allem die Toleranz von Cannabis, die Folge ist ein erhöhter Konsum, einhergehend mit Nebenwirkungen wie akute Kurzzeitgedächtnisstörungen. Akute gestörte Motorik und Reflexe und Antriebslosigkeit. Die Langzeitfolgen betreffen das Kurzzeitgedächtnis, Schäden in der Lunge. Man geht auch Risiken dahingehend ein; das man an Angstzuständen, Depressionen oder Psychosen leiden kann.