Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 05.08.2023 brach ich am Mittag in die Nachbarstadt auf, um eine alte Bekannte nach längerer Zeit wieder zu treffen. Wir gingen 3 Stunden spazieren. In dieser Zeit trank ich 3 Bier a 0,33l.
Um 18 Uhr fuhr ich zurück. Auf der 1 stündigen Rückfahrt trank ich noch 3 weitere Bier a 0,33l.
Zwischen 20 und 21 Uhr trank ich noch zwei weitere Bier a 0,33l.
Ich plante etwas mit Freunden für den nächsten Tag oder wollte etwas unternehmen, da es mein letztes Wochenende des Urlaubs war.
Es lief alles nicht so richtig und gegen 21 Uhr begann ich mich extrem zu betrinken.
Bis kurz vor 1 Uhr morgens hatte ich ungefähr noch 0,5 l Gin getrunken. Ab ca. 0 Uhr beginnt mein Filmriss und ich kann mich erst wieder erinnern, als ich gegen kurz nach 1 gegen eine Leitplanke auf einer nahegelegenen Landstraße fuhr.
Mir oder jemand anderem ist nichts passiert aber das Auto hatte einen Totalschaden.
Ich stand unter Schock und versuchte den anhaltenden Leuten zu erklären, dass ich einem Tier ausgewichen sei, nachdem ich von einem Mann gefragt wurde ob das der Grund sei.
Zufällig fuhr ein Krankenwagen vorbei und kurz darauf traf auch die Polizei ein. Es folgte eine Blutentnahme im Krankenhaus und das Auto wurde abgeschleppt.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
15-18 Uhr – 3 Bier a 0.33l
18-19 Uhr – 3 Bier a 0.33l
20-21 Uhr – 2 Bier a 0.33l
21-ca. 0:45 - 0,5l Gin
- Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr ca. 10 Kilometer. Wie viel ich fahren wollte, weiß ich nicht, aber ich ahne nichts Gutes aufgrund meiner Vorgeschichte (s.Frage 7).
- Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Leider fehlt mir hierzu die Erinnerung. Andererseits hatte ich klare Ausfallerscheinungen, worauf der Unfall hindeutet. Von daher denke ich, dass ich bemerkt haben muss, dass ich eigentlich nicht mehr sicher fahren kann.
Offensichtlich habe ich mich dennoch maßlos selbst überschätzt.
- Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich hatte mehrere Trunkenheitsfahrten im Vorraus. Die waren meist im Bereich der Alkoholisierung, in der ich keine Ausfallerscheinungen hatte, die mir selbst aufgefallen wären.
Dennoch habe ich versucht mich selbst abzuschrecken. Ich habe z.B. mir am nächsten Tag Berichte über Unfälle und Unfallstatistiken angesehen. Leider hat mich dies im alkoholisiertem Zustand nicht mehr abgeschreckt.
Ca. 3 Wochen vor dem Unfall ist mir jedoch einmal bei einer Fahrt doppeltes Sehen aufgefallen. In dem Moment bin ich dann schon ängstlich geworden und wieder umgedreht (Ich war vielleicht 1 Kilometer gefahren, als es mir auffiel).
Danach dachte ich wohl, solange ich keine solchen Ausfallerscheinungen habe, ist es vollkommen in Ordnung, nach ein paar Bier zu fahren, da ich ja schließlich viel vertrug.
- Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
- Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ca. 100 mal. Davon 2/3 unter Restalkohol am nächsten Tag.
Im aktiv betrunkenen Zustand gab es meist meinerseits keine Zweifel an meiner Fahrtüchtigkeit (Selbstüberschätzung). Ich fuhr oft einfach aus Lust am Fahren los durch die Nacht.
Am nächsten Tag unter Restalkohol habe ich mich jedoch oft unsicher gefühlt und mich geschämt.
An dieser Stelle weiß ich nicht genau, was ich daraus folgern soll. Mein Restalkohol war mir immer bewusst und ich war immer froh, wenn ich wusste, dass der Alkohol nun abgebaut ist und habe mich dann auch sicherer gefühlt.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Das erste Mal Kontakt mit Alkohol hatte ich mit 4 Jahren als ich nachts ins Wohnzimmer kam und sah wie meine Eltern Wein tranken.
Das erste Mal Alkohol zu mir genommen habe ich auf dem Schulball mit 14 Jahren. Dort trank ich auch gleich deutlich zu viel (ca. 8 Bier a 0,33l) und schwor dem Alkohol erstmal ab.
9.Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Mein erster Kontakt mit Alkohol war erstmal abschreckend. Dies hielt jedoch, wie mir auch prognostiziert wurde nicht lange ab. Mit 15 Jahren habe ich ca. 10 mal Alkohol getrunken. In Bier gerechnet werden es dabei maximal 2 Liter gewesen sein. Ich trank an Silvester zuhause etwas mit oder mit ging mit einem Freund 2 Cocktails trinken.
Mit 16 – 17 Jahren trank ich auch nicht öfter sondern nur zu besonderen Anlässen, wie Geburtstagen oder Silvester.
Ich hatte bis dahin nur ein weiteres mal einen Absturz.
Mit 18-20 Jahren trank ich öfters mit Freunden am Wochenende ca. 2 mal pro Monat.
Es war manchmal etwas mehr, bis zu 300ml Schnaps und 2 Bier waren ungefähr meine Maximalmenge. Ich hatte in dieser Zeit keine Abstürze.
Mit Ende 20 hatte ich meine ersten beruflichen Erfahrungen. Ich entdeckte Bier als Entspannungs- und Schlafmittel, sodass ich die ersten Male abends alleine trank.
Da ich mit 21 in die Nachbarstadt zog und das Gefühl hatte am Wochenende was zu verpassen trank ich am Wochenende nach der Arbeit auch mal etwas mehr hier waren es inzwischen schon bis zu 8 Bier a 0,5l.
Ungefähr 1 mal im Monat trank ich am Wochenende mit Freunden.
Ich wollte keine zu starken gesundheitlichen Risiken eingehen und legte meistens 2-3 alkoholfreie Tage die Woche ein. Sonst trank ich auch unter der Woche gerne 3-4 Bier a 0,5l.
In dieser ganzen Zeit hatte ich keine Abstürze.
Bis Mitte 23 setzte ich dieses Trinkverhalten so fort. Dann kam eine Phase in der ich neben der Ausbildung noch einen Nebenjob machte. Außerdem stand bald die Prüfungsvorbereitung an. Schlussendlich machte ich in dieser Zeit auch meinen Führerschein. Somit gab es eine Phase in der ich es einfach nicht „schaffte“ unter der Woche mehr als 1-2 kleine Bier zu trinken. Außerdem entwickelte ich schulischen Ehrgeiz und wollte keine Störfaktoren haben.
Mit 25 habe ich die Ausbildung abgeschlossen, hatte meinen Führerschein und einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Der Job forderte mich jedoch kaum. Somit trank ich wieder mehr. Hier waren es dann auch in der Woche teilweise bis zu 6 Bier a 0,5l und am Wochenende bis zu 10. Außerdem entdeckte ich Wein und Gin-Tonic für mich, da dies zu weniger Harndrang führte.
Ich hatte aber noch Projekte wie die Suche nach einem besseren Job, sodass es auch phasenweise wieder weniger war. Die alkoholfreien Tage wurden allerdings immer seltener.
Im Urlaub kannte ich kein Limit. So trank ich abends öfter mal 2 Flaschen Wein plus 4 Bier a 0,5l oder eben wie an dem Unfallabend, schon nachmittags und dann auch noch Schnaps.
Auch auf Firmenfeiern eskalierte mein Alkoholkonsum und ich hatte hier meine ersten beiden Filmrisse im Alter von 24. Bei der Unfallfahrt hatte ich den 3.
- Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Dies habe ich ja eigentlich schon in Frage 9 beantwortet. Oder wird hier im Gespräch mit dem GA gefordert, dass man alles noch einmal wiederholt?
- Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Gleiches wie bei Frage 10, gehe jedoch noch etwas genauer drauf ein:
Bei Familienbesuchen waren 2-4 Bier normal. Mit Freunden wurde es ca. 1 mal im Monat etwas mehr (s.Frage 9). Ansonsten oft alleine (s. Frage 9).
- Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive; Anmerkung: o.g. Link "psychologisches Gespräch" lesen)
Alleine getrunken habe ich um unangenehme Momente des Tages zu verdrängen. Ich ärgerte mich oft über meine fehlendes Selbstvertrauen ggü. Kollegen bei der Arbeit.
Außerdem litt ich unter meinen Schulden, die ich von 18-23 aufgebaut hatte und den Geldproblemen.
Weitere Motive waren fehlende Hobbys, mit denen ich meine Wochenenden füllen konnte.
Beim Trinken in Gesellschaft wollte ich meistens einfach lockerer werden und mehr Spaß haben.
- Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
bei wenig Alkohol: angenehme Entspannung, einfachere Kommunikation mit anderen, Wegfall der Schüchternheit.
Bei viel Alkohol: unterschiedlich. Mal absolute Entspannung und große Musikbegeisterung, sowie Antriebssteigerung. In Gesellschaft fiel mir teilweise unangenehm auf, dass ich eher wieder Kommunikationsprobleme bekam.
Außerdem merkte ich bei viel Alkohol eine stark gesteigerte Risikobereitschaft.
- Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, da nach außen hin alles lief, bemerkte niemand, dass ich zu viel trank.
- Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Wenn ich in der Woche zu viel getrunken hatte, hatte ich am nächsten Tag die ersten 2 Stunden bei der Arbeit keine Lust mit jemandem zu reden.
Die Wochenenden waren rückblickend oft verschwendet. Ich war damals zufrieden damit, eben auszuschlafen, die Wohnung zu putzen, zu kochen und mich abends zu betrinken.
Heute würden solche Dinge niemals mehr einen Tag füllen, da sie immer nebenher laufen (außer natürlich das Betrinken).
Es ist sehr schade, was ich alles an Wochenendaktivitäten verpasst habe, besonders im Alter von 20-23. Ich hätte z.b. deutlich mit meiner Familie unternehmen können und ärgere mich über die verpasste Zeit.
Wenn ich irgendwo der Fahrer war, habe ich mich geärgert, nicht trinken zu können, was ich auch als eine sehr negative Auswirkung sehe, schwer zu beschreiben, aber es ist einfach ungerecht den anderen gegenüber.
- Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Da ich heute gar keinen Alkohol mehr trinke, quasi die Zeit ab 14. Jedoch ist vor allem mein Alkoholkonsum von 21-25 problematisch gewesen.
- Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Am Anfang meiner Alkoholkarriere hatte ich 2 mal einen Absturz, d.h. dass ich erbrechen musste.
Danach für sehr lange Zeit gar nicht. Ausgerechnet auf den beiden Firmenfeiern im Alter von 24, an denen ich mir vorgenommen hatte nicht so viel zu trinken hatte ich jeweils einen Filmriss. Den nächsten Filmriss hatte ich mit 25 im Rahmen meiner Unfallfahrt.
- Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich habe mir immer eingeredet, nur mein Feierabendbier zu genießen. Ab ca. 24 Jahren war mir jedoch bewusst, dass es doch zu viel ist. Ich wollte allerdings auch nicht ohne und habe daher eher weiter meine 2 alkoholfreien Tage die Woche versucht einzuhalten. Ich redete mir ein, dass dies reicht um keine gesundheitlichen Probleme zu bekommen.
Heute erkenne ich meine Trinkmotive und dass ich missbräuchlich getrunken habe.
- Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein.
- Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 06.08.2023.
- Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
- Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Da ich erkannt habe, dass ich ohne Alkohol besser an mir arbeiten kann und deutlich mehr erreiche. Ich treibe nun 5-6 mal die Woche Sport (Fitnessstudio). Dadurch habe ich nun auch ein Hobby.
Ich habe einen neuen Job gefunden, der mich ausfüllt und in dem ich mich fachlich und menschlich weiterentwickle.
Meine große Lust zu arbeiten und zu lernen, die jeden Tag sofort nach dem Aufstehen da ist, bringt mir Respekt bei Kollegen ein. In der Kommunikation bin ich viel selbstsicherer geworden und lasse mir nicht mehr alles gefallen.
Dadurch verdiene ich auch wesentlich mehr Geld und habe keine finanziellen Probleme mehr.
Ich verschlafe nicht mehr das halbe Wochenende und habe auch nach Feierabend noch mehr Energie, wodurch ich mehr Lust auf Familienaktivitäten habe.
Da dies alles deutliche Verbesserungen für mich sind, möchte ich auch weiterhin keinen Alkohol mehr trinken. Würde ich dies tun würde ich vermutlich wieder in einen Trott geraten und alles schleifen lassen und schon bald wieder zu viel trinken.
Der Alkohol würde zu viel Platz in meinem Leben beanspruchen.
- Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Da es mir auf einen Schlag zu viel weggenommen hat (Führerschein, Bild nach außen zerstört). Am Anfang also eher zur Schadensbegrenzung. Jetzt wo ich die Vorteile erlebe (s. Frage 23), da ich dies alles nicht mehr verlieren möchte.
Ich habe mir viele Aktivitäten, z.B. Urlaub oder Geburtstagsfeiern ohne Alkohol langweilig vorgestellt. Außerdem dachte ich, dass ich ohne nicht locker sein kann. Auch die Zeit alleine zuhause, schien mir ohne Alkohol langweilig. Das hat mich immer davon abgehalten aufzuhören. Mittlerweile weiß ich allerdings, dass dies nicht so ist, da ich viele Situationen schon mehrfach nüchtern erlebt habe und trotzdem zufrieden war.
- Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich hatte große positive Erwartungen, was ich ohne Alkohol alles schaffen könnte. Diese waren zwar absolut übertrieben, zumindest in der Intensität und Geschwindigkeit, die ich mir vorgestellt habe, haben mir die Anfangszeit jedoch erleichtert.
Anfangs hatte ich manchmal mit Einschlafstörungen zu kämpfen und es war nicht schön anderen beim Trinken zusehen zu müssen, aber selbst nicht zu können.
- Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Dies habe ich in Frage 23 beantwortet.
- Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Hier bin ich nicht ganz sicher. Eine Selbsthilfegruppe wollte ich bisher nicht besuchen, da dort ja hauptsächlich Leute sind die mal richtig körperlich abhängig waren und auch kaum Leute in meine Altersklasse (so zumindest mein Vorurteil) und ich da irgendwie etwas Angst vor habe.
Allerdings möchte ich einfach weiter an meinen Zielen arbeiten, dies erfüllt mich und hält mich davon ab Alkohol zu trinken.
Wahrscheinlich wäre es besser, ein paar Personen zum Reden zu haben.
Ich möchte auch noch einen Verkehrspsychologen zeitnah besuchen, vlt kann der oder Sie mir dabei helfen, Strategien zu finden. Wenn Ihr mir dabei helfen könnt, wäre es natürlich auch sehr schön.
- Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ja, ich weiß, dass ich auch wenn ich mich sicher und stabil fühle bestimmte Ereignisse mich wieder in alte Muster zurück werfen könnten.
Ich werde mir aber in dem Fall sofort professionelle Hilfe suchen.
Außerdem werde ich alles dafür tun, dass es nicht dazu kommt.
- Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
In dem ich nicht mehr trinke.