TF Fahrrad 1,75% Ersttäter

claasi131

Neuer Benutzer
Hallo zusammen


zunächst einmal herzlichen Dank für das tolle Forum und die vielen aktiven Mitglieder, die sich hier wirklich viel Zeit füreinander nehmen. Gerne würde ich euch um Rat zu meiner MPU fragen und gleichzeitig einen ausführlichen Fragebogen liefern, der vielleicht für ähnliche Fälle genutzt werden kann.

Zu mir:
- Mitte Juli 2023 TF Fahrrad, 1,75% BAK, Ersttäter, keine Vorstrafen
- Ich hatte bereits 2x 60 Minuten mit einem VP und mache in 2 Wochen (Ende Jan/Anfang Feb 2024) meine MPU (6,5 Monate nach TF)
- Ich praktiziere KT seit Aug 2023, führe Trinkkalender und habe Ende Nov 2023 einen Haartest gemacht (negativ bzw. < 5 pg/mg "Cut-Off" EtG-Wert)

Ich hatte während meiner KT in 6 Monaten 5 Trinkanlässe.

Mein Fragebogen:

Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 1.75
Gewicht:79kg
Alter:29

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit:16.07.2023 bzw. in der Nacht auf 17.07.
BAK:1,75 %o
Trinkbeginn: 19 Uhr
Trinkende: 00.00 Uhr
Uhrzeit Polizeikontakt: 00.10 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme:1:15 Uhr

Strafbefehl schon bekommen: ja+bezahlt
Dauer der Sperrfrist: nein

Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja
Habe noch keinen gemacht:-

Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: keine

_______________________________

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Es war Sonntagabend, ich ging mit 6 Kumpels auf ein Konzert. Ich kam müde per Fahrrad vom Campen an der Havel heim mit 2 der 6 Kumpels. Wir haben um 19 Uhr in der Nähe Abend gegessen und um 20 Uhr trafen wir uns mit 3 weiteren Kumpels, um gegen 21 Uhr auf ein Konzert zu gehen. Da die Band stets eine kochende Stimmung verspricht, wir 3 aber besonders müde waren, entschlossen wir uns im Konzertsaal kurzerhand, eine Runde Gin Tonic zu kaufen – sozusagen zum Aufwachen und „in Stimmung bringen“. Während dem Konzert wurden aus einer Runde dann 3 sowie weitere kleine Biere. Wir haben uns gegenseitig hochgeschaukelt. Wir drei „Anstifter“ waren am stärksten betrunken. Nach dem Konzert verweilten wir drei noch ein bisschen mit einem „Absacker“-Bier, der Rest fuhr bereits nach Hause. Gegen 0 Uhr stieg ich auf das Fahrrad und fuhr mit hoher Geschwindigkeit bei bereits > 1 Sek rot über eine viel befahrene Kreuzung. Da ich sehr spät drüber fuhr, kamen von rechts schon bald die Autos, als ich den Bürgersteig/Fahrradweg erreichte. Die Polizei war eines dieser Autos. Ich bog an der Kreuzung nach der Überquerung links ab und fuhr weiter, ehe mich die Polizei nach ca. 100m anhielt. Ich zeigte deutliche Ausfallerscheinungen, verweigerte AAK und zeigte mich unkooperativ. Ich sagte zuerst nichts und später, ich hätte keinen Alkohol getrunken. Auf die Rückfrage nach Cannabis-Konsum sagte ich, vor einigen Jahren in Amsterdam hätte ich das einmal konsumiert. Ich wurde zur BAK mit aufs Revier genommen, mein Fahrrad schloss ich vorher selbst ab. Auf dem Revier wurde in meiner Hosentasche eine Dose mit kleiner Menge Cannabinoid (CBD) festgestellt. [Ich dachte bis zur diesbezüglichen Strafanzeige, „CBD“ sei aufgrund des niedrigen THC-Gehalts legal und deshalb auch frei in Kiosken erwerblich].

Die Blutentnahme ergab 1,75° Alkohol und keine Canniboide oder andere Drogen. Meine Fragestellung zur MPU bezieht sich deshalb lediglich auf die Gefahr, nochmals unter Alkoholeinfluss am StV teilzunehmen (reine "Alkohol MPU").

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

19:00 – 20:00 Uhr: 1 Bier 0,5l
20:00 – 21:00 Uhr: 2 Bier 0,5l
21:00 – 22:00 Uhr: 3x Gin Tonic 0,3l (ich schätze 0,04l Schnaps pro Gin Tonic)
22:00 – 23:00 Uhr: 2 Becks 0,33l & 1 Cocktail 0,3l
23:00 – 24:00 Uhr: 1 Bier 0,5l

BAK: 1,75° rückwärtsgerechnet zur Tatzeit 00:10 Uhr

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich wollte 500m zur U-Bahn (U1 Berlin) zu fahren. Geplant war, am anderen Ende der U-Bahn nochmals 500m nach Hause weiterzuradeln.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Ja, ich hatte das Gefühl im betrunkenen Zustand aufgrund meiner verzerrten Selbstwahrnehmung und ggf. zusätzlich wegen der guten Stimmung, in der ich mich befand.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Da mein Fahrrad recht teuer und eher für Gelände außerhalb der Stadt ist, stelle ich es nach der Rückkehr vom See eigentlich ab, bevor ich mich zu abendlichen Veranstaltungen begebe. An diesem Tag war das aus logistischen Gründen nicht Teil der Überlegung, und ich habe mir keine weiteren Gedanken gemacht, da ich ja „nur“ zur U-Bahn fahren wollte.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Mit dem heutigen Wissen über Alkohol und die Abbauzeiten gehe ich davon aus, dass ich bereits häufiger alkoholisiert mit den Fahrrad am Straßenverkehr teilgenommen habe.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Mit 14 Jahren Alkopops/Mischbier mit Freunden.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

In der Schulzeit habe ich regelmäßig am Wochenende mit Freunden getrunken, auch 2x an einem Wochenende. Im Vordergrund standen Parties und Mädels. In der Studienzeit wurde die Häufigkeit erhöht, aufgrund der vielen Studentenfeiern und der vielen freien Zeit. So hatten wir zusätzlich zum Wochenende gelegentlich auch unter der Woche Parties, wenn den Folgetag vorlesungsfrei war. In dieser Zeit kam es 3x zu Erbrechen und insgesamt 4x zu Filmrissen.

Seit Ende 2019 bin ich ins Arbeitsleben eingetreten, aus meiner Studenten-WG ausgezogen und habe eine neue Partnerschaft begonnen (meine aktuelle Freundin). Seither habe ich meinen Alkoholkonsum in Häufigkeit und Menge gesenkt, auf ein Maß, von dem ich bis zur o.g. Trunkenheitsfahrt dachte, es sei „normal“. Und zwar vor allem auf Bier auf Feiern, in Bars oder auf Konzerten. Pro Abend i.d.R. zwischen 3 (über rund 2-3 Stunden, z.B. Barabend) und 6 Bier (über 5+ Stunden, z.B. Hausparty). Sehr selten trinke ich zusätzlich einen Gin Tonic oder einen Aperol Spritz auf Parties.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Schulzeit (Alter 15 bis 18): ca. 8 Trinkanlässe/Monat, 8-12 Bier + 1l Wein/Woche
Studienzeit (19 bis 24): ca. 8-10 Trinkanlässe/Monat, 16-24 Bier/Woche und 2 Cocktails/Woche
Arbeitsleben (25 bis 29): ca. 6-8 Trinkanlässe/Monat, 6-12 Bier/Woche

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Mit Freunden und Bekannten.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Da ich in der Schulzeit durch meine guten Noten auffiel, wollte ich kein „Streber“ sein und trank mit dem Motiv „Cool sein“ und Zugehörigkeit. Auch, um mich locker zu machen gegenüber Mädchen und zeitweise sogar um egoistisches oder rücksichtsloses Verhalten gegenüber Mädchen zu rechtfertigen, nutzte ich in der Schulzeit Alkohol. Diese Motive setzen sich in der Studienzeit weitestgehend fort. Mittlerweile verstehe ich: Ich suchte mir mein neues soziales Umfeld bewusst so aus, dass es zu meinem Weltbild „Trinken und Party ist cool“ passte. Die eigene Unsicherheit, als „Streber“ abgestempelt zu werden, war aufgrund meiner Zugehörigkeit zum selbstgewählten Umfeld der „Partygänger“ in diesem Lebensabschnitt überwunden. Mir ist mittlerweile bewusst geworden, dass ich lediglich im (seltenen) Umgang mit Frauen auf Parties, die keine Partygänger waren, diese Unsicherheit damals noch verspürte. Deswegen war ich bei solchen Frauen auch wenig erfolgreich.

Seit dem Eintritt ins Arbeitsleben beschränkten sich meine Trinkmotive vorrangig auf die Motive „Geselligkeit“ und „Stimmungserhellung“. Insbesondere in den dunkleren Wintermonaten beobachte ich rückwirkend, dass ich besonders Lust auf mehr „Stimmungserhellung“ hatte und mich gezielt zu gemütlichen Barabenden mit Freunden verabredete. Aufgrund meines fortgeschrittenen Alters verspürte ich generell keine Unsicherheit mehr, sondern konnte mich selbst gut akzeptieren.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Bei wenig Alkohol fühlte ich eine stimulierende Wirkung. Der Kontakt zu Fremden und Frauen fiel mir leichter, ebenso das Tanzen. Bei viel Alkohol verstärkten sich diese Effekte, jedoch stoß meine Ansprache weniger häufig auf Gegenliebe. Mit zunehmendem Alkoholpegel nahm auch der Grad der Selbstüberschätzung, Selbstgefälligkeit und Rücksichtslosigkeit zu. Das war insbesondere bei meiner Trunkenheitsfahrt zu beobachten.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Nein, die Menschen in meinem sozialen Umfeld waren an Alkoholkonsum wie den meinen gewohnt. Zwar gibt es „Wildere“ und „Ruhigere“ Charaktere in meinem Freundeskreis, jedoch wurde das nie explizit zum Thema gemacht. Ich zählte mich bisher zu den Wilderen.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Auf Schule, Studium oder Beruf hatte mein Konsum keine Auswirkungen.

In den Schul- und Studienjahren hatte mein Alkoholkonsum zur Folge, dass mein Freundeskreis und der Kreis tatsächlicher oder potenzieller Partnerinnen hauptsächlich aus ähnlichen Konsumenten bestand. Ich gehe mittlerweile entgegen meiner damals umgekehrten Wahrnehmung davon aus, dass in dieser Zeit von Umgang mit Frauen negativ von Alkohol beeinflusst war (egoistischer). Zusätzlich gingen Abende mit mehr als 2 Bier mit unangenehmem Katergefühl einher. Seit Eintritt ins Arbeitsleben hat mein Alkoholkonsum kaum Auswirkungen auf mein Umfeld, außer, dass ich mit den Menschen mit ähnlichem Alkoholkonsum häufiger abhing.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Ja, siehe oben Studienzeit.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ja, insbesondere bei meinem 4x Filmrissen auf Studienfeiern ist das passiert. 3x davon mit Erbrechen.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ja, 2x über rund 2 Monate bei Backpacking-Reisen (mit 21 und 24) und 1x 1 Monat während Covid-Lockdown (mit 25). Außerdem nach meiner Trunkenheitfahrt für mehrere Wochen.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Ich habe mich als Gelegenheitstrinker eingestuft. Mit dem heutigen Wissen würde ich sagen, dass ich ganz klar regelmäßig Alkoholmengen im gefährlichen Bereich konsumiert habe (>60g, d.h. > 3 Bier).

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Heute trinke ich im Rahmen des KT zu besonderen Anlässen ledigliche Biere zum Genuss, die mir besonders gut schmecken. Besondere Anlässe zeichnen sich durch vorherige Planung (mind. 2 Wochen) und besondere Gesellschaft aus und kommen im Jahr 10-12 Mal vor. Zu diesen Anlässen vermeide ich Wirkungstrinken jedoch explizit und setze mir ein Limit von 0.3 %. Über einen Zeitraum von mind. 3 Stunden sind das max. 2x 0,5l „helle“ Biere á 5% oder 2x 0,3l IPA á 6%. Über einen Zeitraum von 4-5 Stunden sind es 3x 0,3l IPA á 6% . Dazwischen wird stets mind. 1 Nicht-Alkoholisches Getränk getrunken.

Meine Trinkanlässe mit KT waren:
- 1x im August 2x 0,5l, ein Freund hat mich besucht
- 1x im September 1x 0,5l, zum Abschied eines Freundes (Umzug aus Berlin)
- 2x im Oktober, habe Freund besucht (3x 0,3l IPA an einem Tag, und 1x 0,5l Helles zwei Tage später)
- 1x im Dezember mit alten Freunden in der Heimat (2x 0,5l Bier)

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

25.12.24 mit Kumpels aus der Heimat, 2x 0,5l Bier (Weissbier).

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich trinke deshalb keinen Alkohol mehr, weil mir meine TF vor die Augen geführt hat, wie rücksichtslos und egoistisch ich mich betrunken verhalten kann. Ich möchte nicht, dass unschuldige Leute, die sich verantwortungsvoll verhalten, wegen meiner betrunkenen Rücksichtlosigkeit Schaden nehmen - weder physisch noch psychisch im Falle eines Unfalls. Außerdem passt Betrunkensein nicht mehr zu meinem Selbstbild, mit knapp 30 langsam einmal ein ordentlicher "Erwachsener" zu sein, der sein Leben kompetent steuert statt sich "ab und zu ein bisschen gehen zu lassen". Das ist mir durch mit Arbeit mit meinem VP nun klar geworden. Ich möchte mich in meinem Freundeskreis nicht mehr zu den "jung gebliebenen" oder wilden Party-affineren Leuten zählen, sondern zu den erwachseren, verantwortungsbewussteren.
Heute trinke ich wenn überhaupt dann rein aus Genuss und in sehr begrenztem Umfang, und nicht mehr zur Erreichung sozialer Motive wie "Stimmungserhellung" mittels Vergiftung und Vernebelung der Sinne. Diese sozialen Motive erreiche ich heute durch eine bewusstere Lebensweise und gezielte Sinneswahrnehmung bei der Ausübung meiner Hobbies (z.B. Wassersport, Tanzen mit meiner Partnerin). Ich akzeptiere aber auch mal, wenn ich müde bin, und „zwinge“ mich nicht zur Geselligkeit, nur weil ich das bisher sozial so gelernt hatte.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Erst meine TF hat mir (und im Übrigen auch meiner Partnerin) vor Augen geführt, wie rücksichtslos und egoistisch mich mein Alkoholkonsum werden lassen kann. Entsprechend habe ich mich erstmals in meinem Leben wirklich kritisch und mit professioneller Hilfe mit meinem Alkoholkonsum und den dahinterstehenden sozialen Treibern beschäftigt.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Zunächst habe ich für mich festgestellt, dass ich soziale Motive viel lieber ohne Alkohol erreichen will. Dies habe ich mit meiner Partnerin geteilt, die meinen Impuls zu meiner Überraschung sehr proaktiv aufnahm und fortan beschloss, dieses Ziel gemeinsam zu verfolgen. So wurden Momente nachhaltiger erlebbar und fühlten sich echter an. Unser Leben ist seither bewusst von mehr Routine geprägt, v.a. morgens und auch an Wochenenden. Die Folgen sind ein gesunder Schlafrythmus, wir wurden zu Frühaufstehern und haben deutlich mehr und qualitativere Lebenszeit.

Grundsätzlich nehme ich weiterhin an abendlichen Veranstaltungen teil, jedoch weniger häufig. Auch bin ich hier wählerischer. So lassen meine Partnerin und ich Hausparties mit vielen Betrunkenen lieber aus, stattdessen organisieren wir öfter einfache Abendessen mit Freunden und gehen zu Tanzabenden (Salsa) und Comedy-Veranstaltungen. Für die letzteren beiden Aktivitäten war früher aufgrund von Partys weniger Zeit. V.a. nach Tanzabenden stellen wir immer wieder fest, wie das uns mehr „Kick“ gibt als betrunken auf einer Feier zu sein, und uns auch enger zusammenbringt. Auch verbringe ich Samstagmorgen und -frühnachmittag nun beim Schlagzeugunterricht und anschließend Squash, anstatt verkatert im Bett zu liegen.

Auch ohne meine Partnerin ging ich mit Freunden mehrere Male ohne Alkoholkonsum in Bars (Fußball schauen) oder zu Konzerten. Beim ersten Mal hatte ich alkoholfreies Bier ausprobiert, jedoch hat sich das inkonsequent angefühlt. Danach war es am Anfang ungewohnt, statt mit Bier mit Cola oder Sprudelwasser anzustoßen. Mittlerweile fühle ich mich jedoch als der Kompetente in der Runde, der auch „nein“ sagen kann. Grundsätzlich verbringe ich automatisch mehr Zeit mit denjenigen Menschen in meinem Freundeskreis, die ebenfalls nicht oder zumindest selten angetrunken oder betrunken sind. Dennoch ist oftmals mind. ein Angetrunkener dabei. Da fühlt es sich besonders angenehm an, der „Erwachsene“ und Verantwortungsbewusste zu sein.


26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Auswirkungen auf mich / Partnerin siehe oben.
Im Freundes- und Bekanntenkreis stoß mein „Nein“ zum Wirkungstrinken v.a. in der Anfangsphase auf geteiltes Feedback: Nahezu der gesamte Freundeskreis meiner Partnerin (sie ist 4 Jahre älter) als auch rund die Hälfte meines Freundes- und Bekanntenkreises nahmen das Thema sehr positiv und ermutigend auf. Zwei meiner Freunde beschäftigten sich auf mein Hinwirken ebenfalls stärker mit dem Erreichen von Stimmungserhellung ohne Alkohol. Allerdings reagierten v.a. Freunde aus der Heimat (Schulzeit) und 2 Freunde in Berlin mit Augenrollen und Unverständnis für die StVO und das MPU-System. Ich vermute, dass diese Freunde mich als Teil ihres sozialen Umfelds aus den gleichen Gründen auswählten, wie ich das in der Studienzeit tat. Zu einem der beiden Berliner Freunde habe ich jedoch wieder ein sehr gutes Verhältnis, da wir Anlässe gefunden haben, auch ohne Party zusammen Spaß zu haben.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich führe einen Trinkkalender, in dem ich 10-12 Anlässe pro Jahr im Vorhinein plane und mit einer Trinkmenge limitiere. Da die Trinkvermeidung von meiner Partnerin und mir an so viele positive Erfahrungen und ein besseres Lebensgefühl gekoppelt ist, schenken wir dem Thema viel Aufmerksamkeit und reflektieren gemeinsam in regelmäßigen Abständen darüber, was wir in den vergangenen Wochen erlebt haben und wie wir es erlebt haben. Das hatten wir auch schon vor der Veränderung unseres Alkoholkonsums gemacht, und jetzt erweitert auf die bewusstere Erfahrung „stimmungserhellenden“ Abenden (besonders Tanzen). Außerdem verstetigt sich mein Selbstbild eines verantwortungsbewussten Erwachsenen, der gute Stimmung nicht auf Kosten anderer und nicht auf inkompetentem Wege über die Abkürzung „Alkohol“ sucht.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)

Durch meine in früheren Zeiten erworbene Trinkgewöhnung weiß ich, dass mein Körper grundsätzlich dazu in der Lage ist, sehr schnell wieder frühere Toleranzgrenzen zu erreichen. Insofern muss ich mir permanent klar machen, dass ich meine selbstauferlegten Regeln des kontrollierten Trinkens so aufrecht erhalte. Um dies auch in Extremsituationen sicherzustellen, habe ich neben meiner Partnerin auch einigen meiner dem KT „wohlgesinnten“ Freunde über meine Regeln eingeweiht und sie gebeten, mich darauf hinzuweisen, sollte Ihnen Nachlässigkeit von meiner Seite auffallen. Zudem bewahre ich meinen Kontakt zu meinem VP für Notfälle auf.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich führe einen Trinkkalender, in dem ich Anlässe im Vorhinein gemeinsam mit dem Transport so plane, dass ich an Trinkanlässen das Fahrrad zu Hause lasse. Da es spontanes Trinken nicht gibt, gibt es auch keine spontane Fahrradnutzung im alkoholisierten Zustand.

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Bitte entschuldigt, scheint mir vielleicht etwas lang geraten zum lesen...


Was haltet ihr von dem Fragebogen?

Mich würde insbesondere interessieren, wir ihr die Cannabis-Thematik seht - mein VP meinte zwar, dass es bei einer Alkohol-MPU nur um Alkohol geht, allerdings möchte ich einer dadurch schlechten Bewertung gerne durch gute Vorbereitung vorbeugen. Ich habe seit der TF natürlich auch kein CBD mehr konsumiert und lasse das fortan sein.

Vielen Dank im Voraus :)
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo claasi131,

ich habe mir deinen FB durchgelesen und bin der Ansicht, dass du die Aufarbeitung mit deinem VP schon ganz gut hinbekommen hast.
Was ich an deiner Stelle nicht unbedingt beim Gutachter erwähnen würde, ist dieses hier:
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ja, insbesondere bei meinem 4x Filmrissen auf Studienfeiern ist das passiert. 3x davon mit Erbrechen.
Jede "Blackout-Angabe" in der Vergangenheit könnte es etwas schwerer machen den Gutachter vom künftigen (bzw. dauerhaften) "KT" zu überzeugen, von daher raten wir hier im Forum dazu, die Anzahl möglichst gering zu halten...

Rückfragen:
Um dies auch in Extremsituationen sicherzustellen, habe ich neben meiner Partnerin auch einigen meiner dem KT „wohlgesinnten“ Freunde über meine Regeln eingeweiht und sie gebeten, mich darauf hinzuweisen, sollte Ihnen Nachlässigkeit von meiner Seite auffallen. Zudem bewahre ich meinen Kontakt zu meinem VP für Notfälle auf.
Was wäre denn für dich eine "Extremsituation"? Und welche "Notfälle" könnte es geben?
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Mit dem heutigen Wissen über Alkohol und die Abbauzeiten gehe ich davon aus, dass ich bereits häufiger alkoholisiert mit den Fahrrad am Straßenverkehr teilgenommen habe.
Du gehst davon aus...hmm...., sicher bist du dir nicht? Wie war es denn mit dem Auto? Bist du damit auch öfter mal alkoholisiert gefahren?
Ich führe einen Trinkkalender, in dem ich 10-12 Anlässe pro Jahr im Vorhinein plane
und
Ich führe einen Trinkkalender, in dem ich Anlässe im Vorhinein gemeinsam mit dem Transport so plane,
Was würde denn passieren, wenn du keinen Trinkkalender mehr führen würdest? Wäre die Gefahr dann groß dass du wieder mehr/öfter trinken würdest?
Was haltet ihr von dem Fragebogen?
Er hat noch einige Schwachstellen auf die ich mit meinen Rückfragen zum Teil schon mal eingegangen bin, und erstmal auf eine Rückmeldung von dir warte.
Mich würde insbesondere interessieren, wir ihr die Cannabis-Thematik seht
Was genau steht denn dazu in deiner Akte?
 

claasi131

Neuer Benutzer
Hallo Nancy,
danke dir für dein umfangreiches Feedback und den Tipp zu einer geringeren Blackout-Angabe. Dann beschränke ich mich auf 1x in der Jugend.

Hier meine Antworten:

Extremsituation: bspw. bei Trennung von meiner Partnerin könnte ich mir vorstellen, als "frischer Single" besonders umsichtig mit meinen KT-Regeln sein zu müssen. Mit meiner heutigen Wahrnehmung finde ich einen kompetenten Single, der keine Kontrollverluste hat und stolz nein sagen kann, zwar ein deutlich erstrebenswerteres Selbstbild. Aber ich möchte zu 100% ausschließen, dass sich das in anderer Emotionslage in der Zukunft ändert. Dafür habe ich auch meine Freunde eingeweiht, und plane sie aktiv im Unterstützung zu fragen, für so einen Fall. Notfall würde ich damit gleichsetzen, bzw. wäre das eben auch einen Grund, um noch einmal psychologische Hilfe aufzusuchen, sozusagen um "nichts anbrennen" zu lassen.

Alkoholisiert Rad/Autofahren: Du hast recht, eigentlich bin ich mir sicher - ich bin auch früher schon alkoholisiert Rad gefahren. Und Auto zwar nie "frisch", aber im Studentenalter auch schon mit Restalkohol. Frage: Kann man hier ehrlich sein, oder sollte man das in seiner Aussage auf ein Minimum begrenzen?

Trinkkalender: Ich denke, der Kalender ist eine zusätzliche Hilfe, um die Anzahl und Art der Trinkanlässe festzuhalten und um einen schnellen Überblick zu geben. Ich nutze ihn als Dokumentationstool. Analog zu einem Tagebuch hilft er dabei, länger zurückliegende Erlebnisse zu reflektieren. Das Einhalten meiner KT-Regeln hängt aber nicht davon ab.

Cannabis: Es steht in meiner Akte, dass ich in der Tatnacht der TF eine Dose mit einer kleinen Menge Cannabis dabei hatte. Der Bluttest fiel aber auf alle Drogen (inkl. Cannabis) negativ aus. Ich vermute, dass ich als "Drogennutzer" abgestempelt werde, was meine Rückfallwahrscheinlichkeit auch bei Alkohol erhöht? Oder wird das nicht vermischt, da die MPU rein über Alkohol ist? Selbst wenn das nur CBD war, ich habe auch das mittlerweile aufgehört.

Unnötiges Zitat des Vorpostings gelöscht *Nancy*
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo claasi,
Alkoholisiert Rad/Autofahren: Du hast recht, eigentlich bin ich mir sicher - ich bin auch früher schon alkoholisiert Rad gefahren. Und Auto zwar nie "frisch", aber im Studentenalter auch schon mit Restalkohol. Frage: Kann man hier ehrlich sein, oder sollte man das in seiner Aussage auf ein Minimum begrenzen?
es bringt nichts vorherige Situationen zu beschönigen, von daher ist hier eine ehrliche Antwort die beste Wahl.
Trinkkalender: Ich denke, der Kalender ist eine zusätzliche Hilfe, um die Anzahl und Art der Trinkanlässe festzuhalten und um einen schnellen Überblick zu geben. Ich nutze ihn als Dokumentationstool. Analog zu einem Tagebuch hilft er dabei, länger zurückliegende Erlebnisse zu reflektieren. Das Einhalten meiner KT-Regeln hängt aber nicht davon ab.
Das -von mir fett markierte- ist eine wichtige Aussage, denn das "KT" sollte dir zwischenzeitlich in "Fleisch und Blut" übergegangen sein...
Ich vermute, dass ich als "Drogennutzer" abgestempelt werde, was meine Rückfallwahrscheinlichkeit auch bei Alkohol erhöht? Oder wird das nicht vermischt, da die MPU rein über Alkohol ist?
Zur Frage 1 : nein, das muss nicht zwangsläufig so sein.
Zur Frage 2 : es ist schon möglich dass der Gutachter dich fragt warum du Cannabis dabei hattest, ich würde an deiner Stelle ertmal abwarten ob die Frage kommt und erst dann entsprechend darauf antworten...
 
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