Alkohol auf dem Rad - Anstehende MPU

Enigma

Neuer Benutzer
Hallo zusammen,

im Juli 2019 wurde ich am späten Abend mit 1,7 Promille auf dem Fahrrad von der Polizei angehalten.
(Genaues Datum ist mir bekannt, ich verzichte nur aus Anonymitätsgründen darauf)
Ende November desselben Jahres wurde ich zur Vorlage eines medizinisch-psychologischen Gutachtens von der Führerscheinbehörde aufgefordert.
Wie viele andere, die sich in dieser Situation befinden, dachte ich zunächst, der Fall sei mit Zahlen der Strafe abgegolten. Dass ein entsprechendes GA unabhängig der Judikative von einer Behörde gefordert wird, hat mich überrascht. War an der Stelle aber nicht schlimm, da ich die entsprechenden Maßnahmen zum damaligen Zeitpunkt finanziell nicht hätte stemmen können, insoweit ging keine Zeit verloren.

Zum Tathergang:

Am entsprechenden Tag war unsere Betriebsfeier, damit einhergehend gab es für alle Anwesenden unbegrenzte Freigetränke. Gemeinsam mit einem Kollegen trank ich im Zeitraum 15-20:30 Uhr etwa 4,5l Bier und 4cl Korn (es könnte auch weniger Bier gewesen sein, diese Menge habe ich im Rahmen einer MPU-Vorbereitung mit dem durchführenden Psychologen mit der Widmark-Formel ungefähr ausgerechnet), danach machte ich mich auf den Heimweg. Für mich stand zunächst eine lange Bahnfahrt an. Am Heimatbahnhof setzte ich mich aufs Rad und fuhr die circa 4km nachhause, wo ich kurz vor meiner Haustür von einer Polizeistreife kontrolliert wurde.
Die Beamten waren trotz der Umstände nett zu mir und ich zeigte mich kooperativ. Jedoch war ich geschockt, dass es sich bei Alkohol auch am Rad um eine Straftat handelt, dass war mir zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Ich dachte, es gibt ein Bußgeld und ein paar auf die Finger und dann wars das, aber nein.

Eine erhebliche Alkoholtoleranz begann ich ab dem Jahre 2015 aufzubauen. Ich war mit meinem damaligen Studium absolut unglücklich, aber wurde durch mein familiäres Umfeld zum weitermachen genötigt, bis ich schließlich (endlich) durch die Abschlussprüfung fiel und etwas neues beginnen konnte. In dieser Zeit habe ich auch extrem zugenommen und Zeitweise ein Körpergewicht von über 110 KG erreicht. Zu meiner Familie hatte ich in dieser Zeit ein schlechtes Verhältnis und eine Freundin hatte ich auch nicht, weswegen für mich nahezu immer die Wochenendheimfahrten entfielen, wenn ich nicht einen Freund besucht habe. Während also sämtliche Studentenfeiern, an denen ich ebenfalls teilnahm, in der Woche stattfanden, weil an den Wochenenden niemand da war, habe ich an den Wochenenden alleine weitergetrunken, wenn ich nicht zuhause war. Der Konsum nahm an diesen Wochenenden immer weiter zu und erreichte dann 2016/2017 seinen Höhepunkt. Dass ich nach Vorlesungsende bis Sonntag Abend einen Kasten Bier (je nach Kastengröße also im Schnitt 3L Bier/Tag) trank (und damit auch früh anfing), war keine Seltenheit. Nach Beendigung des Studiums, Wechsel in ein neues duales Studium, das ich mittlerweile auch sehr erfolgreich abgeschlossen habe, begann mein Alkoholkonsum gradual abzunehmen und ich unterwarf ihn insgesamt regeln (Nie unter der Woche trinken und auch am WE erst am Abend), allerdings war er weiterhin hoch. Mit neuen Freunden, die ich nach dem Umzug kennenlernte, fanden jedes Wochenende "Feiern" (sprich gemeinsames Spielen, trinken und Musik hören, allerdings ohne konkreten Anlass) statt, weswegen ich auch weiterhin regelmäßig betrunken war, nur eben nicht mehr so häufig. Ich legte gelegentliche Abstinenzen von 1 bis maximal 2 Monaten ein, allerdings nie mit dem Ziel, meinen Konsum nachhaltig zu senken, sondern ausschließlich um auch bei zukünftigem Konsum möglichen gesundheitlichen Schäden vorzubeugen und dem Körper bzw. der Leber eine "Pause zu gönnen". Mit dem zumindest verringertem Konsum
begann ich dann auch, regelmäßiger Sport zu treiben, insgesamt konnte ich im Zeitraum zwischen heute und meiner massivsten Trinkphase über 20 KG dauerhaft abnehmen.

Nachdem ich die finanziellen Mittel für eine MPU-Vorbereitung sowie die Abstinenz aufbringen konnte, habe ich ab dem 01.09.2020 offiziell meine absolute Abstinenz begonnen. (insgesamt lebe ich seit August 20 abstinent, mein letztes Bier trank ich am 31.07.2020 bei einem gemeinsamen Essen mit meiner Partnerin). Anfangs war ich sehr widerwillig und machte es eigentlich nur, weil sich mit meinen neuen finanziellen Situation nicht mehr relativieren ließ, warum ich die MPU nicht machen sollte. Während des Kurses konnte jedoch erkundet werden, warum ich viel Alkohol trank. Minderwertigkeitskomplexe, die mich glauben ließen, meine Freunde würden sich von mir abwenden, wenn ich offen über meine Gefühle und Probleme spreche sorgten dafür, dass ich die sinkenden Hemmungen mit steigendem Pegel sehr befreiend empfand. Dazu kam noch, dass ich zum Zeitpunkt der Tat von meiner damaligen Freundin stark emotional missbraucht wurde, was dieses Verhalten noch verstärkte.
Seitdem kann ich mit meinen Freunden und meiner neuen Partnerin viel offener umgehen und die Verbindungen zwischen uns sind jetzt deutlich intensiver und stärker geworden, was ich als sehr bereichernd empfinde. Darüber hinaus hat das definitive Wissen, dass diese Leute mich wirklich mögen und nicht nur dann, wenn ich mich möglichst taff gebe, dafür gesorgt, dass ich mich insgesamt selbst viel viel mehr zu schätzen weiß.

Zum Fragebogen


FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: M
Größe: 178
Gewicht: 87KG
Alter: 27

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: Juli 2019
BAK: 1,77
Trinkbeginn: 15:00
Trinkende: 20:30
Uhrzeit der Blutabnahme: 22:52

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert:
Strafbefehl schon bekommen: Ja
Dauer der Sperrfrist: unbekannt/wo steht das?

Führerschein
Hab ich noch:
Hab ich abgegeben: Ja
Hab ich neu beantragt: Nein
Habe noch keinen gemacht:

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Geschwindigkeitsübertretung mit 1 monatigem Fahrverbot
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Ist zu erwarten, dass der/die Untersuchte zukünftig ein Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird und/oder liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeugs in Frage stellen?

Bundesland:
NDS

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: -
Ich lebe abstinent seit: 01.08.2020

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein:
Urinscreening ja/nein: Ja
Keinen Plan?:

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Ja
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung:

MPU
Datum: Voraussichtl. 01.09.2021, aber noch nicht geplant
Welche Stelle (MPI):
Schon bezahlt?:
Schon eine MPU gehabt? Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: Nein

Meine Fragen an euch: Wie schätzt ihr meine Chancen ein? Was sollte ich ggf. besser unerwähnt lassen (Man soll ja die Wahrheit sagen, aber manchmal ist weniger mehr)?
Soweit ich das sehe muss ich zunächst Akteneinsicht fordern und sollte zwar kooperativ und aufgeschlossen sein, aber auf keinen Fall mehr preisgeben, als Aktenkundig ist.
Habt ihr noch weitere Tipps?
Ich habe einige Forenteilnehmer gesehen, die Testfragen beantwortet haben, wo finde ich die? :)

Liebe Grüße
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Enigma,

willkommen im Forum. :smiley138:

Den Fragebogen findest du hier: Fragebogen für eine Alkohol-MPU

Eine erste Einschätzung kann dann erfolgen wenn du die Fragen im FB beantwortet hast.
Wie sieht es denn dein VP?
 

Enigma

Neuer Benutzer
Hallo Nancy,

vielen lieben Dank für die schnelle Antwort. Mein VP sagte, er hat grundsätzlich keine Bedenken. Wir haben bald noch einmal ein letztes Gespräch, sobald ich meinen MPU-Termin vereinbart habe!


Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am entsprechendem Tag im Juli trank ich von 15-20:30 mit einem Kollegen auf unserem Betriebsfest, anschließend machte ich mich auf den Heimweg, der aufgrund der hohen Distanz einige Zeit in Anspruch nahm, und setzte mich circa 21:50 auf mein Fahrrad. Aufgefallen bin ich um 22:20 kurz vor meiner Haustür, aufgrund mehrerer Faktoren (Kein Licht sowie schwankende Fahrt, zusätzlich wurde aufgrund einer anderen Straftat konkret ein anderer Radfahrer gesucht). Zu dem Zeitpunkt hatte ich 1,77 Promille.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Ich habe 4,5l Bier und 4 Cl Korn über einen Zeitraum von 5,5 Stunden getrunken. Diese Menge wurde über die Widmark-Formel berechnet.

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr 2,9 km und wollte insgesamt 3km fahren.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein, ich war relativ wackelig. Ich dachte in dem Moment aber, dass ich mich schlimmstenfalls eben auf die Schnauze lege und habe das Risiko in Kauf genommen, da es mir wichtiger war, schnell zuhause anzukommen.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Gar nicht.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mit dem Auto nie, mit dem Fahrrad unzählige Male. Daraus folgere ich, dass die Dunkelziffer der Alkoholfahrten, auch mit dem Auto, sehr hoch sein muss.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Zum 16. Geburtstag eines Freundes, da war ich 14 Jahre alt.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Regelmäßiges Trinken begann etwa im Alter von 18, als die Teilnahme an Partys und das Besuchen von Discos für mich möglich wurde. Ich war am Wochenende häufig mit Freunden in einer Metal-Disco und habe im Zusammenhang damit einen Pub besucht.
Darüber hinaus haben wir auch häufig am Wochenende gegrillt und dabei viel Bier konsumiert.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
In Retrospektive lässt sich das nicht mehr genau sagen, aber ich habe nahezu jede Woche mindestens einmal Alkohol konsumiert, überwiegend Bier, selten auch Cocktails.
Im Jahre 2015 mit dem Verlauf meines ersten Studiums und der kurz zuvor erfolgten Trennung mit meiner damaligen Freundin nahm mein Trinkverhalten immer mehr zu. Das Verhältnis zu meiner Familie war ebenfalls sehr schlecht, was aber nicht auf meinen Konsum zurückzuführen war, sondern bereits in der Grundschule begann, da ich immer ein schwieriges und widerspenstiges Kind war. Ich hatte das damalige duale Studium aufgrund der hohen Vergütung und nicht aufgrund meiner tatsächlichen Interessen gewählt, da ich unbedingt ausziehen wollte. Ich merkte jedoch sehr schnell, dass mir nicht gefiel, was ich tat, und ich insbesondere aufgrund mangelnden Interesses nicht in der Lage war, die im Studium erforderlichen Leistungen zu erbringen. Da es sich um eine Beamtenlaufbahn handelte, konnte das Studium nach einem halben Jahr nicht mehr beendet werden, ohne sämtliche Bezüge zurückzahlen zu müssen. Leider habe ich mich über einen entsprechenden Zeitraum von meiner Familie dazu nötigen lassen, das Studium fortzusetzen, da der Beruf ja so "zukunftssicher ist" und "aus mir ja sonst eh nichts wird".
Über den Verlauf des Studiums habe ich an nahezu sämtlichen Feiern unter der Woche teilgenommen. Es wurde primär unter der Woche gefeiert, da die meisten anderen Studenten während des Wochenendes nachhause fuhren. Da ich niemanden hatte, der dort auf mich wartet, von gelegentlichen Verabredungen mit Freunden abgesehen, blieb ich währenddessen dort und trank alleine weiter, was mit der Zeit immer mehr wurde und in den Höchstphasen schließlich zu etwa 1Kasten/Wochenende (in variierenden Größen zwischen 6 und 10L) kumulierte. In dieser Zeit nahm ich massiv an Gewicht zu und brachte zwischenzeitlich mehr als 110KG auf die Waage.
Als ich schließlich durch die Abschlussprüfung fiel begann ich ein neues duales Studium und suchte mir endgültig meine eigene Wohnung. Ab da habe ich mein Trinkverhalten zwar im Vergleich zu vorher reduziert, habe aber insbesondere mit dem neuen Freundeskreis, der sich aus dem Umzug ergab, weiterhin nahezu jedes Wochenende Alkohol getrunken. Unterbrochen wurde das ganze nur von gelegentlichen 1-2 Monatigen Abstinenzen, die aber nie zum Ziel hatten, meinen Konsum nachhaltig zu verringern, sondern körperliche Schäden vermeiden sollten. Allerdings habe ich in diesem Zeitraum schon wieder einiges an Gewicht verloren. Anfang 2018 kam ich mit meiner damaligen Partnerin zusammen. Die Beziehung war von Anfang an nicht gut, und ich ging sie hauptsächlich ein, weil ich nicht mehr allein sein wollte. Sie hatte Borderline und hat mich emotional sehr ausgesaugt/missbraucht. Ich hatte mich dazu nötigen lassen, sie im April 2019 bei mir einziehen zu lassen. Da sie mit ihrem Geld nicht umgehen konnte, hat mein Konsum von dort an weiter abgenommen, da ich im wesentlichen 2 Leute von einem Studentengehalt versorgen musste und regelmäßige Trinkgelage nicht mehr finanziell möglich waren. Als es zum Betriebsfest Freibier gab, habe ich unkontrolliert zugegriffen. Nach dem Vorfall habe ich mein Trinkverhalten weiter reduziert und angefangen, regelmäßig schwimmen zu gehen. Meine Partnerin hat meine Schritte zur Selbstverbesserung sehr negativ aufgefasst und sie mir schlecht geredet, da sie meinte, ich würde sie nicht mehr wollen, wenn ich mich "zu sehr verändern" würde. Nach der endgültigen Trennung im Dezember 2019 kam ich schließlich 2 Monate später mit meiner neuen Partnerin zusammen, die denselben Studiengang absolvierte wie ich. Wir sind nach wie vor zusammen und die Beziehung verläuft sehr harmonisch und ich habe meinen Konsum weiter reduziert. Seit dem 01.08.2020 lebe ich abstinent.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Zuhause, bei Freunden oder in der Kneipe, ebenfalls mit Freunden.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich hatte große Angst, meine Gefühlswelt offenzulegen, da ich auf Ablehnung stoßen könnte. Konflikte und negative Emotionen habe ich grundsätzlich in mich hineingefressen, um die Auseinandersetzung zu meiden. Außerdem hat mein Umfeld ebenfalls viel konsumiert, was mich stets dazu motivierte, mit zu trinken, auch wenn ich mir einmal vorgenommen hatte, am entsprechenden Wochenende die Finger vom Alkohol zu lassen.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Der Alkohol wirkte zunächst anregend und führte zu Enthemmung, was dazu führte, dass ich meinen Freunden meine Gefühle offenlegte. Diesen Zustand habe ich gebraucht zu glauben, da ich mich nüchtern nicht getraut hätte diese Gespräche zu führen. Im weiteren Verlauf führte der Alkohol zu Kontrollverlust, bis ich schließlich ins Bett stolperte.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Es gab keine Hinweise Anderer, da ich im Alltag stets "funktioniert" habe. Auf Feiern o.ä. scheint mein Verhalten für mein Umfeld nicht bedenklich gewesen zu sein.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich war häufig müde und unkonzentriert. Ich habe im Rausch einmal den Partner einer Frau, an der ich damals Interesse hatte, wüst beschimpft und versucht schlecht zu machen, was schließlich zum Kontaktabbruch führte.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
(ich glaube, das habe ich mit 10. ausführlich getan. Heute trinke ich nicht mehr.)

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Einen Filmriss hatte ich nicht, aber ich habe durchaus die Kontrolle insofern verloren, dass ich erst bei starkem Rauschzustand aufgehört habe.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
höchstens 2 Monate

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Da ich im Alltag funktioniert habe und durch mein Umfeld ähnliches vorgelebt bekommen habe, hielt ich meinen Konsum zwar für auf lange Sicht gesundheitsschädlich, allerdings nicht ungewöhnlich. Heute würde ich mein Verhalten als Alkoholmissbrauch beschreiben, da es mir primär um die Wirkung ging und die Frequenz und Menge des Konsums sehr hoch war.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
31.07.2020
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Weil ich herausgefunden habe, dass ich keinen Alkohol brauche, um meinen Angehörigen gegenüber offen zu sein. Seither haben sich alle meine Beziehungen stark verbessert, ich bin generell fitter und gesünder und habe mehr Zeit für andere Hobbys, wie Rollenspiele und das Bemalen von Tabletop-Figuren oder das Schreiben von Texten.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Es fiel mir schwer zu sehen, dass das Problem bei mir liegt. Ohne einen Impuls von außen hätte ich wohl weitergemacht, bis es mal "geknallt" hätte (schwere oder irreversible gesundheitliche Schäden, Verlust des Jobs, Bruch mit dem sozialen Umfeld)
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich habe von einen Tag auf den anderen aufgehört. Anfangs nur, weil ich musste. Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt noch immer als derjenige, dem Unrecht getan wurde, bis ich mich mit dem VP intensiv mit meinem Verhalten und meinen Trinkgründen auseinandersetzte. Danach habe ich mich bewusst Konflikten gestellt und auch meinen Freunden gegenüber meine Gefühle und Probleme geäußert, was ebenso erwidert wurde. Das Wissen, dass mich mein Umfeld auch schätzt, ohne das ich mich besonders toll geben muss, hat mein Selbstwertgefühl deutlich gesteigert. Der Alkohol geriet in völlig in den Hintergrund.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Meine Beziehungen sind deutlich intensiver und schöner. Ich bin sehr glücklich mit meiner neuen Partnerin und ich bin gut in meinem neuen Job.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich fresse Negatives nicht länger in mich hinein und wende mich an meinen Freundeskreis oder meine Freundin, wenn mich etwas beschäftigt. Außerdem möchte ich nicht wieder in mein altes Elend und Selbstmitleid zurückfallen. Es geht mir aktuell sehr gut.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ja, Rückfallgefahren gibt es sicher. Gerade wieder in das Einzelkämpfertum zurückzufallen oder an Runden teilzunehmen, deren primäres Interesse der Alkoholkonsum ist, könnte kritisch sein. Allerdings kenne ich die Gefahren und meide sie.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich trinke nicht.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein
 

Andi18

MPU Profi
Während des Kurses konnte jedoch erkundet werden, warum ich viel Alkohol trank. Minderwertigkeitskomplexe, die mich glauben ließen, meine Freunde würden sich von mir abwenden, wenn ich offen über meine Gefühle und Probleme spreche sorgten dafür, dass ich die sinkenden Hemmungen mit steigendem Pegel sehr befreiend empfand. Dazu kam noch, dass ich zum Zeitpunkt der Tat von meiner damaligen Freundin stark emotional missbraucht wurde, was dieses Verhalten noch verstärkte.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich hatte große Angst, meine Gefühlswelt offenzulegen, da ich auf Ablehnung stoßen könnte. Konflikte und negative Emotionen habe ich grundsätzlich in mich hineingefressen, um die Auseinandersetzung zu meiden. Außerdem hat mein Umfeld ebenfalls viel konsumiert, was mich stets dazu motivierte, mit zu trinken, auch wenn ich mir einmal vorgenommen hatte, am entsprechenden Wochenende die Finger vom Alkohol zu lassen.
Hallo Enigma, Du erwähnst eingangs diese Minderwertigkeitskomplexe. Ich bin kein Psychologe, konnte aber durch schnelles googeln sofort rauslesen, daß dies sehr häufig tiefere Ursachen hat. Bei einem GA hast es bekanntlich mit einem Psychologen zu tun, dieser könnte dann tiefer drauf einsteigen. Aus dem FB wiederum geht das dann für meine Begriffe nicht eindeutig hervor.
Ich wollte ernsthaft anmerken, ob dieses handfestes Problem wirklich so nennen magst, glaub nicht, daß dies psychologisch bestätigt worden ist. Hier erinnere ich mich an einen aktuellen Thread von Karl, er hatte Verlustängste genannt, und sehe einfach Gefahrenquellen, da der GA unbedingt Ereignisse in der Kindheit bei ihm wissen wollte, was dann sehr wahrscheinlich ihm zum Verhängnis wurde.
 

Enigma

Neuer Benutzer
Hallo @Andi18, danke für den tollen Referenzthread. Ja, die Minderwertigkeitskomplexe haben einen tieferen Ursprung und gehen bereits auf früheste Kindheit zurück, ich hatte bereits sehr früh mit Mobbing zu kämpfen sowie (wie ich ja bereits erwähnte) ein schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern, da ich immer ein sehr schwieriges Kind gewesen bin.
Was mich in dem genannten Beispiel definitiv stark von Karl unterscheidet sind die 12 Monate AB sowie dass ich einen entsprechenden Avanti40 Kurs zur Förderung der Fahreignung tatsächlich bereits besucht habe. Im Kontext dieses Kurses fanden meine VP-Gespräche sowie meine Problembewältigung im sozialen Umfeld statt Aber ggf. wäre es klüger, eher "geringes Selbstwertgefühl" als "Minderwertigkeitskomplexe" zu sagen, oder?
 
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