Alkohol MPU beim TÜV Süd

Stern

Benutzer
Hallo an alle,
Ich hatte am 19.09.19 meine MPU.
10:30 Uhr war mein Termin, ich war ca. 20 Minuten vor dem Termin dort.
Schon am Tag davor war ich super aufgeregt und hatte mir am Morgen des 19.09. meinen Fragebogen noch mal durchgelesen und auch eure Tipps für den MPU-Tag.
Ich bin mit allem Selbstbewusstsein, das ich finden konnte, dort rein.
Die Dame am Empfang begrüßte mich sehr freundlich und reichte mir einen Fragebogen. Es stand genügend Wasser und Kaffee da, auf dem Tisch lagen Bonbons und Traubenzucker.
Den Fragebogen konnte ich in Ruhe ausfüllen, dann gab ich meine Zettel am Empfang ab und musste dann eine gefühlte Ewigkeit ich warten.
Es waren mit mir noch 3 andere Leute zur MPU dort und damit alle zügig durch den Tag kommen, wurde keine Reihenfolge der einzelnen ‚Stationen’ genannt, immer war irgenwer weg.

Ich musste als erstes zum Leistungstest: Erst Figurenvergleichen und dann den Reaktionstest. Ich fand das echt schwer und war nicht sicher, ob ich das bestanden hatte.
Die Dame, die mir die Tests erklärt hatte, nickte mir aber später freundlich zu und da wurde ich langsam ruhiger.

Ich musste wieder warten. Dann wollte mich der Psychologe sehen. Ich dachte an eure Tipps für den MPU-Tag: Und ging erhobenen Hauptes zum GA rein und schaute ihm direkt in die Augen, lächelte freundlich und fragte, ob ich meine Aufzeichnungen benutzen darf, damit ich nichts vergesse zu sagen, was mir wichtig ist. Ich durfte, aber ich brauchte meinen Zettel gar nicht. Ich muss aber sagen, dass ich mich mit meinem ‚Spickzettel’ sehr viel sicherer fühlte.

Der Psychologe ging meinen Fragebogen mit mir durch. Dann besprachen wir die Fragestellung der Führerscheinstelle. Er erklärte mir die Voraussetzungen für eine günstige Beurteilung (alles muss schlüssig sein, nichts Widersprüchliches, keine unrealistischen Angaben…)

Dann stellte er Fragen zum Tag der TF: Weshalb, wieso, warum ich getrunken habe, warum so viel, warum dann Auto auch noch gefahren?
Er wollte wissen, seit wann ich Alkohol trinke, in welchen Mengen, seit wann in so großen Mengen, was für Alkohol bei welchen Anlässen.
Ich erzählte ihm meine Geschichte. Er stellte dazwischen immer wieder einige Fragen zu meinem jetzigen Alkoholkonsum, wie ich das künftig handhaben werde.
Er wollte auch wissen, wieviel Promille ich nach einem Glas Sekt habe und wie lange ich brauche, um das wieder abzubauen.

Ich empfand das Gespräch, das ca. eine dreiviertel Stunde dauerte, schon als sehr unangenehm, jedoch nicht so schlimm, wie ich es befürchtet hatte. Es war alles sehr sachlich, aber dennoch freundlich. Ich hatte schon den Eindruck, dass der Phychologe eben auch ein Mensch ist.

Leider hatte ich nur eine Untersuchung der Leberwerte. Der Psychologe hätte gern etwas mehr in der Hand gehabt.
Es sollte dann noch eine Haarprobe genommen werden, um meine Aussagen besser unterstreichen zu können.

Abschließend gab er mir auch eine günstige Prognose.

Ich musste wieder warten, musste dann auch gleich vor Ort 307,00 EUR für die Haaranalyse bezahlen und musste dann zur ärztlichen Untersuchung.
Durch ein (für mein Empfinden zu) lockeres Gespräch wurde ich nochmal zu meinem damaligen und heutigen Trinkgewohnheiten befragt. Die Fragen gingen kreuz und quer von meiner Kindheit, Jugend, über Sport in der Judend und heute, Familie, Beruf, Freizeitgestaltung, Krankheiten .... und wieder zurück ...
Das waren aber nicht nur Fragen - er erzählte auch von sich, seinen Kindern, Familie, Unternehmnungen....
Irgendwie sollte sich das ganze wohl als 'Unterhaltung' darstellen. Ich habe keine Ahnung, was der Arzt damit bezweckt hat, aber ich war froh, als das Gespräch beendet war und er noch hier und da was auch immer geguckt hat, ich noch Blut und Haare lassen musste und dann gehen durfte.
Ob und wenn ja, was er gefunden oder mit meinen Antworten anfangen konnte, hat er mir nicht verraten.

Ich muss sagen, das Ganze (von der TF bis zum Erhalt des Führerscheins) war eine Erfahrung, die ich in meinem Leben nicht noch mal brauche hätte und ich bin überglücklich, dass jetzt hinter mir zu haben und wieder Auto fahren zu dürfen.
Ich kann aber auch sagen, dass ich das alles als Chance sehen kann, um einiges in meinem Leben positiv verändern zu können.



Wen es interessiert: In dem Fragebogen, den ich eingangs bei der MPU ausfüllen musste, waren Fragen:
  • zu meiner privaten Situation: Wo bin ich aufgewachsen, Familienstand, Kinder,
  • zu meiner schulischen/beruflichen Situation: Schulabschluss, was gelernt, als was ich jetzt arbeite
  • wann ich den Führerschein erworben hatte, welche Klassen
weitere Fragen:
  • Haben Sie derzeit noch offene Verfahren/lfd. Ermittlungen/aktuelle Auffälligkeiten?
  • Haben Sie schon einmal an einer Schulungsmaßnahme für verkehrausfällige Kraftfahrer teilgenommen?
  • Haben Sie innerhalb der letzten 10 Jahre bereits einmal med.psych. Gutachten oder ein ärztliches Gutachten zur Fahreignung erstellen müssen?
  • Haben Sie sich auf das heutige Gespräch mit Unterstützung von Fachleuten oder Institutionen vorbereitet.
Ein Gesundsheitsfragebogen:
  • Liegt bei Ihnen eine Sehstörung oder eine Minderung des Sehvermögens vor?
  • Liegt bei Ihnen eine Störung des Hörvermögen vor?
  • Körperbehinderung?
  • Erkrankungen des HerzKreislaufsystems, Bluhochdruck oder Gefäßerkrankungen?
  • Blutzuckererkrankungen?
  • Waren Sie wegen einer neurologischen oder psychiatrischen Erkrankung in Behandlung?
  • Waren Sie wegen Alkoholmissbrauch oder Folgeschäden in Behandlung?
  • Waren Sie wegen Drogenmissbrauch oder Folgeschäden in Behandlung?
  • Nehmen Sie Medikamente ein? – Wenn ja, welche?
  • Innere Erkrankungen? (Leber, Bauchspeicheldrüse, Magen Darm)
  • Z. Z. in ärztlicher Behandlung?
  • Liegt eine Minderung der Erwerbstätigkeit vor?
  • Liegt eine diagnostizierte Schlafstörung vor, die auch tagsüber zu einer erhöhten Müdigkeit führt?
  • Fühlen Sie sich heute insgesamt gesund und leistungsfähig?
Ihr Alkoholkonsum:
- Beschreiben Sie Ihren aktuellen Alkoholkonsum (in den letzen Wochen)
- die größte Menge an alkoholischen Getränken, die Sie bei einer Gelegenheit konsumiert haben?

Zum Ankreuzen:
- Ich trinke keinen Alkohol mehr. Der letzte Alkoholkonsum, an den ich mich erinnern kann war am ….
- Es gab früher schon mal Phasen, in denen ich über einen längeren Zeitraum keinen Alkohol getrunken habe. Das war zuletzt von …. bis ….
- Ich trinke nur noch äußert selten Alkohol, und zwar: ……

Hat sich Ihr Alkoholkonsum gegenüber früher deutlich verändert?
Zum Ankreuzen:
- nein, mein Alkoholkonsum ist im Wesentlichen unverändert geblieben.
- mein derzeitiger Alkoholkonsum ist seit …. So, wie oben beschrieben.
- ich trinke derzeit eher mehr Alkohol als früher
- ich habe früher mehr Alkohol getrunken

Beschreiben Sie bitte Ihren früheren Alkoholkonsum, falls sich Ihr Trinkverhalten verändert hat

In welchem Bereich lagen die damaligen durchschnittlichen Trinkmengen?
..... pro Woche …..
…. Täglich ….

- In welchen Mengen lagen die Maximalmengen bei einer Gelegenheit?
- Wie schätzen Sie rückblickend Ihren Alkoholkonsum ein?
Zum Ankreuzen:
  • Zeitweise war mein Alkoholkonsum nicht ganz unproblematisch
  • Ich denke, ich habe früher mehr Alkohol getrunken, als die meisten Leute
  • Besonders, wenn ich Probleme hatte, habe ich mehr Alkohol getrunken
  • Ich habe mir Sorgen gemacht, ob ich das Trinken noch kontrollieren kann
  • Ich denke, ich alkoholabhängig und muss auf Alkohol verzichten
  • hat Ihr Alkoholkonsum schon mal zu gesundheitlichen Problemen oder zu Schwierigkeiten in anderen Lebensbereichen geführt?
  • Haben Sie im Zusammenhang mit Ihrem Alkoholkonsum schon einmal fachliche Hilfe in Anspruch genommen? (z. B. ärztliche Behandlung, Suchtberatung, Therapie, Selbsthilfegruppe)
  • Wie viel Alkohol dürfen Sie Ihrer Meinung nach bei einer Gelegenheit trinken, wenn Sie danach noch am motorisierten Straßenverkehr teilnehmen wollen?
  • Wie lange dauert es Ihrer Meinung nach, bis Sie die Alkoholmenge im Körper abgebaut haben, die in einem Glas Bier (0,5 l) oder Wein (0,25 l) enthalten ist
  • Gibt es Aspekte, die Ihnen noch wichtig sind?
Ich hatte vor dem Abgeben des Fragebogens noch schnell Fotos davon gemacht (für den Fall, dass ich das nochmal brauche....), einiges habe ich jedoch jetzt nur stichpunktartig widergegeben.

Ich freue mich, wenn jemand meinen Bericht bis zum Schluss gelesen hat und wünsche allen bei ihrer MPU viel Erfolg.
Viele Grüße vom Stern
 

nobby

Erfahrener Benutzer
Danke für die Arbeit, der FB ist schon tückisch und diffizil, mit dem Zweck die Hosen ungeschönt runter zu lassen, teilweise also sehr psychologisch angegangen mit wenig Ausweichmöglichkeiten. Wie empfindest du ihn im Nachhinein, warst du bei den Alkoholfragen ganz ehrlich?
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
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Hallo Stern,
herzlichen Dank für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. :)
Wenn künftig jemand nähere Infos zum Ablauf der MPU haben möchte, werde ich diesen sicher öfter mal verlinken :smiley711:
 

Stern

Benutzer
Wie empfindest du ihn im Nachhinein, warst du bei den Alkoholfragen ganz ehrlich?

@ nobby
Ja, ich war sehr ehrlich beim Beantworten des Fragebogens. Das war auch gut so, denn im Gespräch mit dem Verkehrspsychologen und auch mit dem Arzt wurde immer wieder (manchmal auch in einem ganz anderen Zusammenhang) ähnliche Fragen gestellt oder auch einfach mal meine Antworten als Frage umformuliert. Wäre vermutlich echt doof gewesen, wenn ich da nicht 100%ig meine Antworten gewusst hätte.

Ich habe aber auch den Eindruck gehabt, dass meine Ehrlichkeit sehr positiv bewertet wurde. Ich habe ja nun mal 1,85 Promille bei der 1. Blutentnahme gehabt. Die erreicht man nicht, wenn man 1x im Monat einen Eierlikör auf's Eis macht.

Entscheidend war bei meiner MPU: Warum, weshalb, wieso und wieviel habe ich wann mit wem getrunken. Das musst du ehrlich sein - und wenn das richtig richtig richtig viel war, dann ist es eben richtig richtig richtig viel gewesen. Die bewerten nicht dein ehemaliges Verhalten (das hat schon der Richter gemacht), die bewerten dein jetziges Verhalten und daraus das künftige.
Ich denke, die wollen sehen, dass man nichts beschönigt, sich mit seinem ehemaligen Trinkverhalten wirklich schonungslos auseinandergesetzt hat und dass das nun anders ist. Und natürlich: Warum und was und wie ist das heute anders und warum und weshalb bleibt das auch künftig so.

Das ist aber nur meine persönliche Sicht, aber ich denke, das wurde auch im Gutachten deutlich gemacht. Ich stelle das Gutachten noch ein, bin nur leider noch nicht dazugekommen.
Wann ist deine MPU?

Viele Grüße vom Stern
 

admin

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Moin Stern,
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