Cannabis, Psychose und Psychiatrie: Welchen Weg soll ich gehen?

musthope

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Hallo zusammen,


ich möchte euch hier meine aktuelle Situation schildern und bin sehr dankbar für ehrliche Einschätzungen, Erfahrungen oder Tipps.


Im Mai 2024, kurz nach der Legalisierung, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Cannabis konsumiert – zuvor hatte ich keinerlei Erfahrung mit Drogen. In den darauffolgenden Wochen konsumierte ich täglich mehrere Joints – etwa einen Monat lang sehr intensiv. Zwar besaß ich zu dieser Zeit einen Führerschein, jedoch kein eigenes Auto.


Nach einem heftigen Streit mit meinen Eltern – ich war stark berauscht und habe in der Wohnung randaliert – kam es zur ersten Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik. Dort äußerte ich (vermutlich noch unter Einfluss), dass ich bis zu 12 Joints täglich rauchen würde. Die Diagnosen lauteten:

  • F12.2 – Abhängigkeitssyndrom
  • F12.5 – Psychotische Störung

Ich erhielt Abilify, und eine ambulante Suchttherapie wurde empfohlen.


Nur zwei Wochen später konsumierte ich erneut, was zu einer zweiten, diesmal richterlich angeordneten Zwangseinweisung führte (24 Tage). Ich bekam wieder Abilify – diesmal als Depotspritze – die Diagnosen blieben gleich.


Eine Woche nach der Entlassung probierte ich aus Neugier HHC, was einen massiven Realitätsverlust auslöste. Daraufhin ließ ich mich freiwillig einweisen – der dritte Aufenthalt. Seitdem habe ich den Konsum vollständig beendet – ohne Entzugserscheinungen. Die Diagnose lautete nun nur noch F12.5, also keine Abhängigkeit mehr. Der Entlassungsbericht empfahl lediglich die Weiterführung der Medikation sowie eine ambulante psychiatrische Betreuung – eine Suchttherapie war nicht mehr notwendig.


Einige Zeit später meldete sich die Führerscheinstelle. Laut Polizeibericht soll ich gesagt haben, ich sei Dauerkonsument und würde gelegentlich Auto fahren – an diese Aussage habe ich keinerlei Erinnerung. Die Führerscheinstelle forderte Entlassberichte (ich reichte den dritten ein) sowie ein ärztliches Gutachten. Dem Gutachter legte ich den ersten und den dritten Bericht vor.


Fragestellung des Gutachtens:


„Liegt eine Erkrankung vor, die die Fahreignung laut Anlage 4 FeV infrage stellt? Kann Herr XXX die Anforderungen zum Führen von Fahrzeugen der Klassen AM, B, L erfüllen?“





Das Gutachten fiel negativ aus – mit der Begründung mangelnder Therapiebereitschaft, einer akuten psychotischen Episode und unklarer Prognose. Es wurde eine MPU empfohlen.


Da ich dieses Gutachten nicht bei der Führerscheinstelle eingereicht habe, wurde mir überraschend eine zweite Chance gegeben ohne MPU-Auflage, aber mit der Möglichkeit, ein ärztliches Gutachten einzureichen.


Ich habe daraufhin meinen Führerschein freiwillig abgegeben, eine 6-monatige Haaranalyse durchgeführt (clean) und zusätzlich vier weitere Monate Abstinenz gesammelt. In zwei Monaten habe ich dann ein volles Jahr dokumentierte Abstinenz erreicht.

Im Februar 2025 habe ich das Medikament eigenständig ohne Ärztlicher Absprache abgesetzt nach rund sechs Monaten Einnahme – und fühle mich seither psychisch deutlich stabiler.

Aktuell arbeite ich mit einem MPU-Berater zusammen, der alle Unterlagen kennt. Er meint, dass eine Therapie nicht zwingend erforderlich sei, sofern ich 15 Monate belegbare Abstinenz vorweisen kann (Selbstheiler). Auch mein Hausarzt sieht aktuell keinen Therapiebedarf lediglich eine Suchtberatung von 6-8 Sitzungen dürfte ausreichend sein.



Allerdings habe ich mit mehreren MPU-Beratern gesprochen – mit sehr unterschiedlichen Einschätzungen:


  • Einige sagen, ohne Therapie keine Chance.
  • Andere meinen, eine gut dokumentierte Abstinenz sei ausreichend.
  • Einer riet mir, direkt zur MPU zu gehen und kein neues ärztliches Gutachten mehr einzureichen – während andere genau das Gegenteil empfehlen.


Seit rund sechs Monaten versuche ich, einen ambulanten Psychiater zu finden – leider ohne Erfolg. Die Wartezeiten sind extrem lang oder die Praxen nehmen keine neuen Patienten mehr auf. Auch Kliniken konnten mir nicht weiterhelfen – da ich kein akuter Fall mehr bin, wurde ich mehrfach abgelehnt. Manchmal habe ich das Gefühl, man müsste erst wieder rückfällig werden, um überhaupt Unterstützung zu bekommen – was für mich selbstverständlich nicht infrage kommt.



Eine stationäre Therapie ist für mich keine Option – aus familiären und beruflichen Gründen. Ich habe ein Kind, das versorgt werden muss, und war im vergangenen Jahr bereits zwei Monate krankgeschrieben. Eine weitere Auszeit kann ich mir weder finanziell noch organisatorisch leisten.


Ein zusätzlicher Punkt, der mich beschäftigt, ist die Diagnose F12.5 (drogeninduzierte psychotische Störung). Diese wurde zuletzt nach meinem dritten Klinikaufenthalt gestellt – jedoch ist seither keinerlei psychotische Symptomatik mehr aufgetreten. Weder Wahn noch Halluzinationen oder Realitätsverlust – ich bin durchgehend abstinent geblieben und psychisch stabil.


Da die Symptome ausschließlich unter akutem Substanzeinfluss auftraten und sich seit dem letzten Konsum keinerlei Auffälligkeiten gezeigt haben, stellt sich für mich die Frage:



Wer kann offiziell einschätzen, ob diese Diagnose heute noch relevant ist – oder bereits entfallen kann?


Kommt dafür mein Hausarzt infrage, ein niedergelassener Psychiater oder ausschließlich ein Verkehrsmediziner im Rahmen eines Gutachtens?


Oder müsste dies in einem fachärztlichen Gutachten neu bewertet werden?



Diese Diagnose ist aus meiner Sicht nicht mehr aktuell, beeinflusst aber weiterhin die Einschätzung meiner Fahreignung. Eine klare Aussage von fachlicher Seite wäre für mich extrem hilfreich.


Das Thema Therapie beschäftigt mich insgesamt sehr. Ich bin stabil, abstinent, arbeite, habe familiäre Verantwortung – und möchte einfach nur meinen Führerschein zurück.


Laut den Empfehlungen der BASt (Bundesanstalt für Straßenwesen) heißt es:

„Wurde keine Therapie durchgeführt, muss die Abstinenz nennenswert länger als ein Jahr sein.“

Das müsste doch eigentlich auf mich zutreffen, oder?


Meine konkreten Fragen:

  1. Ist eine Therapie zwingend erforderlich, oder kann ich mit 15 Monaten dokumentierter Abstinenz auch ohne Therapie ein positives Gutachten bekommen?
  2. Welche Therapieform würde in meinem Fall überhaupt infrage kommen?
  3. Was ist die kürzeste Form einer anerkannten Therapie, die von MPU oder Führerscheinstelle akzeptiert wird?
  4. Wer darf oder kann die aktuelle Relevanz der Diagnose F12.5 fachlich bewerten bzw. bestätigen, dass diese möglicherweise nicht mehr zutrifft?



Am kommenden Donnerstag habe ich einen Termin bei der Drogenberatung. Ich hoffe sehr, dort endlich eine klare Perspektive zu bekommen.




Vielen Dank fürs Lesen und für jede ehrliche Rückmeldung!
 
Welche Therapieform würde in meinem Fall überhaupt infrage kommen?
vllt finden wir das raus, jetzt mal jenseits des MPU-Kontext:

Du hast erlebt, dass Du Dir tüchtig die Finger verbrennst. Es hat richtig weh getan. Und doch:
Nur zwei Wochen später konsumierte ich erneut,

Eine Woche nach der Entlassung probierte ich aus Neugier HHC,

Wofür war das wichtig? Wofür könnte das ein Lösungsversuch gewesen sein?
Wenn das Kind nach 2 schmerzhaften Erfahrungen immer noch unbedingt auf die heisse Herdplatte fassen will, passt was mit dem Kind nicht...
 
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