Hallo Liebes Forum,
zunächst einmal möchte ich ein riesiges Lob an alle aktiven User aussprechen. Ich habe die letzten Wochen einige Threads als stummer Mitlesen verfolgt und den FB für mich selber beantwortet, was eine super Vorbereitung war. Als Dankeschön möchte ich hier nun meine Erfahrungen teilen und euch meine Aufarbeitung zur Verfügung stellen. Ich hatte diese Woche meine MPU und darf mich nach Aussage des Gutachters auf ein positives Gutachten freuen, sofern die Urinprobe clean ist (was sie auf jeden Fall ist).
Zunächst einmal ein paar Punkte vorweg:
Nach meiner Erfahrung möchte der Gutachter genauso sehr wie man selber zu einem positiven Ergebnis kommen. In meinem Fall hat der Gutachter das auch direkt zu Beginn des Gespräches erwähnt. Das Gespräch, welches typischerweise eine Stunde dauert, geht schneller rum als man denkt. Vor der MPU konnte ich mir nicht vorstellen, wie man mit der Thematik eine Stunde füllen kann. Ich habe gedacht, dass es viel mehr ins Detail gehen würde. Bei der Beantwortung des FB während meiner Vorbereitung war ich immer nach ca. 30 Minuten Monolog durch. Während der MPU entstehen allerdings häufiger Pausen, da der Gutachter das Gesagte schriftlich dokumentieren muss. Die Atmosphäre war erstaunlich locker. Das Gespräch hat mit Fragen zu meiner aktuellen beruflichen Tätigkeit angefangen, wodurch es einfach war "warm zu werden". Der Gutachter hat seine Fragen logisch aufgebaut und mich darauf hingewiesen, wenn es sinnvoller ist, bestimmte Punkte lieber später im Detail auszuführen. Während seiner Fragen hat der Gutachter mir immer mal wieder in die Augen geschaut, mich allerdings nicht unangenehm gemustert. Die meiste Zeit war er damit beschäftigt, auf seinen Monitor zu schauen und das Gespräch zu protokollieren.
Soviel also zum psychologischen Gespräch. Zur Vorbereitung gibt es folgendes zu sagen. Der FB deckt (zumindest in meinem Fall) circa 90% der inhaltlichen Punkte ab, welche besprochen wurden. Die Reihenfolge der Punkte war allerdings komplett abweichend zur Reihenfolge des FB.
Ich wurde mehrmals nach konkreten Beispielen gefragt. Diese muss man natürlich parat haben. Daher ist es auch ganz wichtig sich immer an der Wahrheit zu orientieren. Ich kann verstehen, dass es in gewissen Konstellationen Sinn macht, gewisse Punkte nicht anzusprechen. Wer allerdings eine Story kreiert, tut sich selber keinen Gefallen.
Ich habe mich bei der Beantwortung immer genau auf die Fragestellung gehalten. Manchmal ist ein eindeutiges "Ja" besser, als ein "Ja, also...".
Zur abschließenden Vorbereitung (die Woche vor der MPU) habe ich mir meine erarbeiteten Antworten immer wieder mündlich vorgetragen. Ausserdem habe ich mir selber auch mehrmals alles in chronologischer Reihenfolge erzählt (Abschnitt Vorgeschichte, Abschnitt "Drogenzeit", Abschnitt Aufarbeitung, Abschnitt Heutige Sicht). Das hat mir dabei geholfen auch während der Nervosität nichts zu vergessen bzw. in eine falsche Reihenfolge zu bringen. Fragen habe Ich aus dem FB sowie aus dem Internet und aus Literatur. Die Fragen habe ich in den Monaten zuvor bereits schriftlich beantwortet und immer wieder gelesen und ergänzt.
Nun noch einmal kurz etwas zu meinen Kosten:
Die Daten in den Klammern sind die Daten wo die Kosten angefallen sind.
- Bußgeld & Kosten Blutabnahme € 705 (Mitte Februar)
- Verfahrenskosten MPU Anordnung € 30 (März)
- FS Neubeantragung € 222 (Juli beantragt und September erhalten)
- Vorbereitende Literatur € 45 (im Frühling gekauft)
- Haarscreening € 185 (Oktober)
- MPU (AVUS) € 730 (Oktober)
---------------------
€ 1.917
Ich werde euch im folgenden meine allgemeinen Infos sowie die Beantwortung des FB zur verfügung stellen. Ich markiere die Frage mit einem +, wenn sie in der MPU gestellt wurde und mit einem -, wenn sie nicht vorgekommen ist. Zusätzliche Infos werde ich in Kursiv Schrift unter der Beantwortung hinterlegen,
Zur Person
Geschlecht: männlich
Alter: 22 (zum Zeitpunkt der Kontrolle 21)
Was ist passiert?
Drogensorte: Cannabis
Konsumform: gelegentlicher Cannabiskonsum (4x Konsum zwischen April und September 2019)
Datum der Auffälligkeit: 24.09.2019
Führerschein abgegeben: 03.07.2020 "freiwilliger" Verzicht
Drogenbefund
Blutwerte: THC 1,4ng/ml aktiv, THC-COOH 18 ng/ml
Schnelltest: ja, positiv
Beim Kauf erwischt: nein
Nur daneben gestanden: nein
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Kann Herr XY trotz der Hinweise auf Cannbiskonsum sowie der bekannten Verkehrsteilnahme unter Cannabiseinfluss ein Kraftfahrzeug sicher führen? Ist insbesondere nicht zu erwarten, dass Herr XY auch zukünftig ein Kraftfahrzeug unter dem Einfluss von Cannabis führen wird?
Bundesland:
NRW
Konsum
Ich konsumiere noch: nein
letzter Konsum: Cannabis 23.09.2019 (Tag vor Auffälligkeit)
Abstinenznachweis
Haaranalyse: Ja (6 Monate)
Urinscreen: nein
Keinen Plan: -
Aufarbeitung
Drogenberatung: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung: -
Altlasten
Bist du Rückfalltäter?: nein
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
-
in der 9. Klasse, als wir im Deutschunterricht eine Aufklärungsreihe zu Drogen und Alkohol mit abschließender Klassenarbeit über Cannabis oder Alkohol hatten
Ich wurde lediglich gefragt, ob ich vor meinem ersten Konsum schon einmal Kontakt zu Cannabis hatte (auch indirekt über Umfeld)
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
+
Mitte April 2019, inmitten meiner Prüfungsphase des 5. Semesters, nach einer Klausur, ich wollte dem Stress der noch bevorstehenden Klausuren entfliehen und das Gefühl, dass ich evtl. nicht bestanden habe loswerden.
Ich sollte zusätzlich angeben, wie oft ich insgesamt konsumiert habe
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?).
+
Ich habe im Verlaufe der nächsten 6 Monate insgesamt vier Mal gekifft, jedes Mal mit circa 7 Wochen Abstand dazwischen. Der erste Konsum war bei meinem Kommilitonen zuhause. Ich habe die Wirkung als positiv empfunden, da ich nicht an den Stress gedacht habe, und abends problemlos einschlafen konnte. Jedoch habe ich die Fahrt nachhause (alleine) als sehr unangenehm empfunden. Ich hatte Angst, dass jemand (im schlimmsten Fall Bekannte) mir den Konsum ansieht. Die weiteren Male haben mein Kollege und ich bei mir zuhause gekifft, nachdem wir gemeinsam für die Uni gelernt haben. Das war dann immer spät abends kurz bevor ich zu Bett gegangen bin. Ich habe mir einen Joint mit 1 Gramm Gras und ein wenig Tabak geteilt. Um die Beschaffung und Zubereitung habe ich mich nie gekümmert, ich wollte damit nichts zu tun haben, da es sich für mich dadurch weniger verwerflich angefühlt hat.
Mein Erlebnis von der Zugfahrt habe ich erzählt, als es um die Nachwirkungen des Konsums ging.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
+
Nein
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
+
Seit meinem Abitur konsumiere ich Alkohol im Schnitt circa 2-3 Mal im Monat. Typischerweise ein bis zwei Gläser Weißwein (zumeist im Restaurant, oder wenn ich selber etwas Leckeres gekocht habe.
Das war während meiner Cannabis-Phase und nach dem Verkehrsdelikt auch nicht anders.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
+
Bis zu zwei Tassen Kaffee während des Arbeitstags, oftmals aber auch überhaupt keinen Kaffee.
Hier wurde explizit auch noch einmal nach anderen Drogen gefragt
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
+
Am Folgetag habe ich Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten festgestellt, das habe ich damals dann einfach so hingenommen und Kaffee getrunken.
Hier noch der Punkt "Bekifft in der Öffentlichkeit"
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
+
Ja, ich habe die festgestellten Folgen nicht direkt mit dem Konsum in Zusammenhang gebracht und einfach so hingenommen.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
-
THC 1,4 ng/ml , THC-COOH: 18 ng/ml
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
+
Am Abend vor dem Delikt.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit konsumiert?
+
Die Hälfte eines Joints mit circa einem Gramm Gras. Ganz genau kann ich das nicht sagen, jedenfalls sollte ich meinem Kollegen für das Kiffen jedes Mal 5 € abgeben.
In diesem Zusammenhang wurde ich gebeten die Wirkung der Droge zu beschreiben. Ich habe davon erzählt, dass ich nur noch an die Dinge gedacht habe, die sich in meinem sichtbaren Umfeld abgespielt haben. An alles andere habe ich nicht gedacht. Ich habe die Serie auf dem Fernseher beobachtet, mich allerdings nicht auf die Handlung, sondern auf die Stimmen, die Kleidung und sonstige Details der einzelnen Charaktere konzentriert. Ich bin ca 1,5 Std. nach dem Konsum müde ins Bett gefallen und konnte sofort einschlafen.
Auf die beschriebene Wirkung wurde sich dann noch einmal bei der Frage bezogen, was denn gegen gelegentlichen Konsum sprechen würde. Meine Argumente: Das Erlebte war mir eine Lehre, Will nicht mit dem Gesetzt in Konflikt geraten, Habe nur konsumiert wenn es mir schlecht ging und möchte in Zukunft meine Probleme nicht mehr Verdrängen, sondern mich ihnen Stellen um sie aus der Welt zu schaffen. Zu guter Letzt bin ich nun besser über die gesundheitlichen Risiken und das Abhängigkeitspotenzial informiert und möchte nicht riskieren in einen Negativkreislauf zu geraten. des Weiteren habe ich Ziele für die Zukunft (Beruflich), die mich motivieren nicht mehr in alte Verhaltensmuster zu verfallen.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
+
Mein anstehendes Kolloquium hatte mich stark unter Druck gesetzt, da ich mir unter dieser Prüfungsform nichts Konkretes vorstellen konnte. Für eine Übernahme in meinem Betrieb musste ich das Kolloquium bestehen. Die Übernahme war besonders wichtig, da ich mit der Rückzahlung meiner Schulden aus dem Bachelor beginnen sollte. Ich fühlte mich seelisch unter Druck gesetzt und habe Cannabis konsumiert, um diesem Druck entgegenzuwirken.
Ganz Wichtig war an dieser Stelle, dass ich das Kiffen als Teil meiner Verdrängungsstrategie erkannt habe, welche sich durch meine Vergangenheit entwickelt hat. Eine Verdrängungsstrategie welche ich heute nicht mehr verfolge. Ich habe also nur Gekifft wenn es mir schlecht ging. Darauf kam die Frage, warum ich dann nur vier Mal gekifft habe und nicht öfter. Ich habe dem entgegnet, dass ich damals schon Hemmnisse hatte, zb. selber zu einem Dealer zu gehen. Ausserdem war Kiffen nur ein TEIL der Verdrängungsstrategie, welch nur zu Stande gekommen ist, wenn sich die GELEGENHEIT geboten hat. Ansonsten habe ich Playstation gespielt. Auf jeden Fall habe ich mich nicht um die Bewältigung meiner Probleme gekümmert. Wenn es mir gut ging, immer nachdem die Prüfungsphase geschaut war, hatte ich auch kein Verlangen zu kiffen. (Wäre es so gewesen wäre ich sicherlich in der Kategorie "Drogengefährdung" einzuordnen)
Ich denke es ist wichtig hier sauber zu argumentieren, wenn man sich in die Kategorie D4 (Probierkonsum) einordnen möchte. Ich glaube bei allen anderen Kategorien ist automatisch 1 Jahr Abstinenzbeleg notwendig.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
+
Ich bin auf der Autobahn auf welcher nicht besonders viel los war, auf der linken Spur gefahren, obwohl ich die Möglichkeit gehabt hätte, auf die mittlere oder sogar auf die rechte Spur zu wechseln. Dadurch ist die Polizeistreife auf mich aufmerksam geworden und hat mich einer Routinekontrolle unterzogen. Im Rahmen der Kontrolle habe ich nervös und unkonzentriert gewirkt, weshalb ich auf Drogen angesprochen wurde. Im weiteren Verlauf des Gesprächs habe ich den Drogenkonsum zugegeben, weshalb ich einen Urintest durchführen musste. Nachdem dieser Positiv war, wurde ich von der Streife mit auf die Wache genommen.
Dem Gutachter hat es an dieser Stelle gut gefallen, dass ich meine Ausfallerscheinungen reflektiert habe. Damals habe ich schon gemerkt, dass mir alles etwas schwerer fällt, weswegen ich das Radio ausgeschaltet habe. Heute weiss ich, dass das mit dem Konsum im Zusammenhang stand (auch dass ich auf der linken Spur war ohne zu merken, dass rechts frei war). Ich konnte also zeigen, dass ich heute verstanden habe, dass man auch Tage nach dem Konsum noch eine Gefahr darstellt.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
-
Ich wollte zur Arbeit fahren.
Keine explizite Frage, kam aber zur Sprache.
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
-
Ich wollte 35 km fahren und wurde nach circa 15 km angehalten.
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
+
Dadurch, dass man noch 72 Stunden danach unter Einfluss von Cannabis stehen kann, muss ich davon ausgehen, dass es vier Mal (nach jedem Konsum) der Fall war.
Diese Aussage hat meine Einsicht bzw. meine Beschäftigung mit der Thematik untermauert. Das wurde mir vom Prüfer nach dem Ende des Gespräches im Feedback noch einmal erwähnt.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
-
Gar nicht, da ich meine Fahrtauglichkeit an meinem subjektiven Rauschempfinden festgemacht habe und nicht ausreichend über den Abbau-Prozess von Marihuana informiert war. Da ich in dem Glauben war fahrtüchtig zu sein, gab es für mich auch keinen Konflikt zu lösen. Erst im Nachhinein habe ich verstanden, dass auch nach Abklingen des Rauschzustandes gefährliche Beeinträchtigungen vorhanden sein können.
Ich glaube diese Frage habe ich vorweg genommen, da ich bei dem Punkt "Wie sind Sie auffällig geworden" davon berichtet habe.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
+
Cannabis senkt das Reaktionsvermögen. Situationen im Verkehr können nicht richtig eingeschätzt werden, da Distanzen und Geschwindigkeiten falsch eingeschätzt werden können. die Konzentration ist eingeschränkt und Automatismen bzw. das Multitasking gelingt schwieriger. Die Augen werden lichtempfindlicher. Die visuelle Wahrnehmung, z.B. von Ampelfarben, wird gestört.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
-
Man kann bis zu 72 Stunden unter Einfluss von Cannabis stehen. Die Abbauprodukte sind mehrere Wochen im Körper nachweisbar.
Die Frage habe ich ebenfalls vorweg genommen.
zunächst einmal möchte ich ein riesiges Lob an alle aktiven User aussprechen. Ich habe die letzten Wochen einige Threads als stummer Mitlesen verfolgt und den FB für mich selber beantwortet, was eine super Vorbereitung war. Als Dankeschön möchte ich hier nun meine Erfahrungen teilen und euch meine Aufarbeitung zur Verfügung stellen. Ich hatte diese Woche meine MPU und darf mich nach Aussage des Gutachters auf ein positives Gutachten freuen, sofern die Urinprobe clean ist (was sie auf jeden Fall ist).
Zunächst einmal ein paar Punkte vorweg:
Nach meiner Erfahrung möchte der Gutachter genauso sehr wie man selber zu einem positiven Ergebnis kommen. In meinem Fall hat der Gutachter das auch direkt zu Beginn des Gespräches erwähnt. Das Gespräch, welches typischerweise eine Stunde dauert, geht schneller rum als man denkt. Vor der MPU konnte ich mir nicht vorstellen, wie man mit der Thematik eine Stunde füllen kann. Ich habe gedacht, dass es viel mehr ins Detail gehen würde. Bei der Beantwortung des FB während meiner Vorbereitung war ich immer nach ca. 30 Minuten Monolog durch. Während der MPU entstehen allerdings häufiger Pausen, da der Gutachter das Gesagte schriftlich dokumentieren muss. Die Atmosphäre war erstaunlich locker. Das Gespräch hat mit Fragen zu meiner aktuellen beruflichen Tätigkeit angefangen, wodurch es einfach war "warm zu werden". Der Gutachter hat seine Fragen logisch aufgebaut und mich darauf hingewiesen, wenn es sinnvoller ist, bestimmte Punkte lieber später im Detail auszuführen. Während seiner Fragen hat der Gutachter mir immer mal wieder in die Augen geschaut, mich allerdings nicht unangenehm gemustert. Die meiste Zeit war er damit beschäftigt, auf seinen Monitor zu schauen und das Gespräch zu protokollieren.
Soviel also zum psychologischen Gespräch. Zur Vorbereitung gibt es folgendes zu sagen. Der FB deckt (zumindest in meinem Fall) circa 90% der inhaltlichen Punkte ab, welche besprochen wurden. Die Reihenfolge der Punkte war allerdings komplett abweichend zur Reihenfolge des FB.
Ich wurde mehrmals nach konkreten Beispielen gefragt. Diese muss man natürlich parat haben. Daher ist es auch ganz wichtig sich immer an der Wahrheit zu orientieren. Ich kann verstehen, dass es in gewissen Konstellationen Sinn macht, gewisse Punkte nicht anzusprechen. Wer allerdings eine Story kreiert, tut sich selber keinen Gefallen.
Ich habe mich bei der Beantwortung immer genau auf die Fragestellung gehalten. Manchmal ist ein eindeutiges "Ja" besser, als ein "Ja, also...".
Zur abschließenden Vorbereitung (die Woche vor der MPU) habe ich mir meine erarbeiteten Antworten immer wieder mündlich vorgetragen. Ausserdem habe ich mir selber auch mehrmals alles in chronologischer Reihenfolge erzählt (Abschnitt Vorgeschichte, Abschnitt "Drogenzeit", Abschnitt Aufarbeitung, Abschnitt Heutige Sicht). Das hat mir dabei geholfen auch während der Nervosität nichts zu vergessen bzw. in eine falsche Reihenfolge zu bringen. Fragen habe Ich aus dem FB sowie aus dem Internet und aus Literatur. Die Fragen habe ich in den Monaten zuvor bereits schriftlich beantwortet und immer wieder gelesen und ergänzt.
Nun noch einmal kurz etwas zu meinen Kosten:
Die Daten in den Klammern sind die Daten wo die Kosten angefallen sind.
- Bußgeld & Kosten Blutabnahme € 705 (Mitte Februar)
- Verfahrenskosten MPU Anordnung € 30 (März)
- FS Neubeantragung € 222 (Juli beantragt und September erhalten)
- Vorbereitende Literatur € 45 (im Frühling gekauft)
- Haarscreening € 185 (Oktober)
- MPU (AVUS) € 730 (Oktober)
---------------------
€ 1.917
Ich werde euch im folgenden meine allgemeinen Infos sowie die Beantwortung des FB zur verfügung stellen. Ich markiere die Frage mit einem +, wenn sie in der MPU gestellt wurde und mit einem -, wenn sie nicht vorgekommen ist. Zusätzliche Infos werde ich in Kursiv Schrift unter der Beantwortung hinterlegen,
Zur Person
Geschlecht: männlich
Alter: 22 (zum Zeitpunkt der Kontrolle 21)
Was ist passiert?
Drogensorte: Cannabis
Konsumform: gelegentlicher Cannabiskonsum (4x Konsum zwischen April und September 2019)
Datum der Auffälligkeit: 24.09.2019
Führerschein abgegeben: 03.07.2020 "freiwilliger" Verzicht
Drogenbefund
Blutwerte: THC 1,4ng/ml aktiv, THC-COOH 18 ng/ml
Schnelltest: ja, positiv
Beim Kauf erwischt: nein
Nur daneben gestanden: nein
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Kann Herr XY trotz der Hinweise auf Cannbiskonsum sowie der bekannten Verkehrsteilnahme unter Cannabiseinfluss ein Kraftfahrzeug sicher führen? Ist insbesondere nicht zu erwarten, dass Herr XY auch zukünftig ein Kraftfahrzeug unter dem Einfluss von Cannabis führen wird?
Bundesland:
NRW
Konsum
Ich konsumiere noch: nein
letzter Konsum: Cannabis 23.09.2019 (Tag vor Auffälligkeit)
Abstinenznachweis
Haaranalyse: Ja (6 Monate)
Urinscreen: nein
Keinen Plan: -
Aufarbeitung
Drogenberatung: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung: -
Altlasten
Bist du Rückfalltäter?: nein
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
-
in der 9. Klasse, als wir im Deutschunterricht eine Aufklärungsreihe zu Drogen und Alkohol mit abschließender Klassenarbeit über Cannabis oder Alkohol hatten
Ich wurde lediglich gefragt, ob ich vor meinem ersten Konsum schon einmal Kontakt zu Cannabis hatte (auch indirekt über Umfeld)
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
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Mitte April 2019, inmitten meiner Prüfungsphase des 5. Semesters, nach einer Klausur, ich wollte dem Stress der noch bevorstehenden Klausuren entfliehen und das Gefühl, dass ich evtl. nicht bestanden habe loswerden.
Ich sollte zusätzlich angeben, wie oft ich insgesamt konsumiert habe
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?).
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Ich habe im Verlaufe der nächsten 6 Monate insgesamt vier Mal gekifft, jedes Mal mit circa 7 Wochen Abstand dazwischen. Der erste Konsum war bei meinem Kommilitonen zuhause. Ich habe die Wirkung als positiv empfunden, da ich nicht an den Stress gedacht habe, und abends problemlos einschlafen konnte. Jedoch habe ich die Fahrt nachhause (alleine) als sehr unangenehm empfunden. Ich hatte Angst, dass jemand (im schlimmsten Fall Bekannte) mir den Konsum ansieht. Die weiteren Male haben mein Kollege und ich bei mir zuhause gekifft, nachdem wir gemeinsam für die Uni gelernt haben. Das war dann immer spät abends kurz bevor ich zu Bett gegangen bin. Ich habe mir einen Joint mit 1 Gramm Gras und ein wenig Tabak geteilt. Um die Beschaffung und Zubereitung habe ich mich nie gekümmert, ich wollte damit nichts zu tun haben, da es sich für mich dadurch weniger verwerflich angefühlt hat.
Mein Erlebnis von der Zugfahrt habe ich erzählt, als es um die Nachwirkungen des Konsums ging.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
+
Nein
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
+
Seit meinem Abitur konsumiere ich Alkohol im Schnitt circa 2-3 Mal im Monat. Typischerweise ein bis zwei Gläser Weißwein (zumeist im Restaurant, oder wenn ich selber etwas Leckeres gekocht habe.
Das war während meiner Cannabis-Phase und nach dem Verkehrsdelikt auch nicht anders.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
+
Bis zu zwei Tassen Kaffee während des Arbeitstags, oftmals aber auch überhaupt keinen Kaffee.
Hier wurde explizit auch noch einmal nach anderen Drogen gefragt
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
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Am Folgetag habe ich Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten festgestellt, das habe ich damals dann einfach so hingenommen und Kaffee getrunken.
Hier noch der Punkt "Bekifft in der Öffentlichkeit"
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
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Ja, ich habe die festgestellten Folgen nicht direkt mit dem Konsum in Zusammenhang gebracht und einfach so hingenommen.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
-
THC 1,4 ng/ml , THC-COOH: 18 ng/ml
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
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Am Abend vor dem Delikt.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit konsumiert?
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Die Hälfte eines Joints mit circa einem Gramm Gras. Ganz genau kann ich das nicht sagen, jedenfalls sollte ich meinem Kollegen für das Kiffen jedes Mal 5 € abgeben.
In diesem Zusammenhang wurde ich gebeten die Wirkung der Droge zu beschreiben. Ich habe davon erzählt, dass ich nur noch an die Dinge gedacht habe, die sich in meinem sichtbaren Umfeld abgespielt haben. An alles andere habe ich nicht gedacht. Ich habe die Serie auf dem Fernseher beobachtet, mich allerdings nicht auf die Handlung, sondern auf die Stimmen, die Kleidung und sonstige Details der einzelnen Charaktere konzentriert. Ich bin ca 1,5 Std. nach dem Konsum müde ins Bett gefallen und konnte sofort einschlafen.
Auf die beschriebene Wirkung wurde sich dann noch einmal bei der Frage bezogen, was denn gegen gelegentlichen Konsum sprechen würde. Meine Argumente: Das Erlebte war mir eine Lehre, Will nicht mit dem Gesetzt in Konflikt geraten, Habe nur konsumiert wenn es mir schlecht ging und möchte in Zukunft meine Probleme nicht mehr Verdrängen, sondern mich ihnen Stellen um sie aus der Welt zu schaffen. Zu guter Letzt bin ich nun besser über die gesundheitlichen Risiken und das Abhängigkeitspotenzial informiert und möchte nicht riskieren in einen Negativkreislauf zu geraten. des Weiteren habe ich Ziele für die Zukunft (Beruflich), die mich motivieren nicht mehr in alte Verhaltensmuster zu verfallen.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
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Mein anstehendes Kolloquium hatte mich stark unter Druck gesetzt, da ich mir unter dieser Prüfungsform nichts Konkretes vorstellen konnte. Für eine Übernahme in meinem Betrieb musste ich das Kolloquium bestehen. Die Übernahme war besonders wichtig, da ich mit der Rückzahlung meiner Schulden aus dem Bachelor beginnen sollte. Ich fühlte mich seelisch unter Druck gesetzt und habe Cannabis konsumiert, um diesem Druck entgegenzuwirken.
Ganz Wichtig war an dieser Stelle, dass ich das Kiffen als Teil meiner Verdrängungsstrategie erkannt habe, welche sich durch meine Vergangenheit entwickelt hat. Eine Verdrängungsstrategie welche ich heute nicht mehr verfolge. Ich habe also nur Gekifft wenn es mir schlecht ging. Darauf kam die Frage, warum ich dann nur vier Mal gekifft habe und nicht öfter. Ich habe dem entgegnet, dass ich damals schon Hemmnisse hatte, zb. selber zu einem Dealer zu gehen. Ausserdem war Kiffen nur ein TEIL der Verdrängungsstrategie, welch nur zu Stande gekommen ist, wenn sich die GELEGENHEIT geboten hat. Ansonsten habe ich Playstation gespielt. Auf jeden Fall habe ich mich nicht um die Bewältigung meiner Probleme gekümmert. Wenn es mir gut ging, immer nachdem die Prüfungsphase geschaut war, hatte ich auch kein Verlangen zu kiffen. (Wäre es so gewesen wäre ich sicherlich in der Kategorie "Drogengefährdung" einzuordnen)
Ich denke es ist wichtig hier sauber zu argumentieren, wenn man sich in die Kategorie D4 (Probierkonsum) einordnen möchte. Ich glaube bei allen anderen Kategorien ist automatisch 1 Jahr Abstinenzbeleg notwendig.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
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Ich bin auf der Autobahn auf welcher nicht besonders viel los war, auf der linken Spur gefahren, obwohl ich die Möglichkeit gehabt hätte, auf die mittlere oder sogar auf die rechte Spur zu wechseln. Dadurch ist die Polizeistreife auf mich aufmerksam geworden und hat mich einer Routinekontrolle unterzogen. Im Rahmen der Kontrolle habe ich nervös und unkonzentriert gewirkt, weshalb ich auf Drogen angesprochen wurde. Im weiteren Verlauf des Gesprächs habe ich den Drogenkonsum zugegeben, weshalb ich einen Urintest durchführen musste. Nachdem dieser Positiv war, wurde ich von der Streife mit auf die Wache genommen.
Dem Gutachter hat es an dieser Stelle gut gefallen, dass ich meine Ausfallerscheinungen reflektiert habe. Damals habe ich schon gemerkt, dass mir alles etwas schwerer fällt, weswegen ich das Radio ausgeschaltet habe. Heute weiss ich, dass das mit dem Konsum im Zusammenhang stand (auch dass ich auf der linken Spur war ohne zu merken, dass rechts frei war). Ich konnte also zeigen, dass ich heute verstanden habe, dass man auch Tage nach dem Konsum noch eine Gefahr darstellt.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
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Ich wollte zur Arbeit fahren.
Keine explizite Frage, kam aber zur Sprache.
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
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Ich wollte 35 km fahren und wurde nach circa 15 km angehalten.
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
+
Dadurch, dass man noch 72 Stunden danach unter Einfluss von Cannabis stehen kann, muss ich davon ausgehen, dass es vier Mal (nach jedem Konsum) der Fall war.
Diese Aussage hat meine Einsicht bzw. meine Beschäftigung mit der Thematik untermauert. Das wurde mir vom Prüfer nach dem Ende des Gespräches im Feedback noch einmal erwähnt.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
-
Gar nicht, da ich meine Fahrtauglichkeit an meinem subjektiven Rauschempfinden festgemacht habe und nicht ausreichend über den Abbau-Prozess von Marihuana informiert war. Da ich in dem Glauben war fahrtüchtig zu sein, gab es für mich auch keinen Konflikt zu lösen. Erst im Nachhinein habe ich verstanden, dass auch nach Abklingen des Rauschzustandes gefährliche Beeinträchtigungen vorhanden sein können.
Ich glaube diese Frage habe ich vorweg genommen, da ich bei dem Punkt "Wie sind Sie auffällig geworden" davon berichtet habe.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
+
Cannabis senkt das Reaktionsvermögen. Situationen im Verkehr können nicht richtig eingeschätzt werden, da Distanzen und Geschwindigkeiten falsch eingeschätzt werden können. die Konzentration ist eingeschränkt und Automatismen bzw. das Multitasking gelingt schwieriger. Die Augen werden lichtempfindlicher. Die visuelle Wahrnehmung, z.B. von Ampelfarben, wird gestört.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
-
Man kann bis zu 72 Stunden unter Einfluss von Cannabis stehen. Die Abbauprodukte sind mehrere Wochen im Körper nachweisbar.
Die Frage habe ich ebenfalls vorweg genommen.