Erfahrungsbericht einer ambulanten Therapie

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Nach meiner Trunkenheitsfahrt mit 2,14 o/oo am 04.05.2004 war für mich klar, bis hierher und nicht weiter. Unser Dorfscheriff fiel aus allen Wolken als er 2,00 o/oo auf dem Gerät las und ich noch aufrecht stand und ohne Schlangenlinie Auto fahren konnte. Unter uns Alkoholikern wird so etwas auch oft das AHA-Erlebnis genannt.

Also stellte ich mir die Frage, was machst du jetzt. Dabei kam mir zu Gute, dass meine Schwägerin, die selbst trockene Alkoholikerin ist, viel über dieses Thema wusste. Sie gab mir den Rat, mich an die Drogenberatungsstelle zu wenden. Das tat ich dann auch, rief an und vereinbarte einen Termin. Dieser fand dann Ende Mai 2004 statt.

Mir wurde eine Therapeutin zugewiesen. Wir sprachen sowohl über stationäre als auch ambulante Therapiemöglichkeiten. Ich entschied mich dann, in Absprache mit meiner Therapeutin zu einer ambulanten Therapie. Hierzu muss ich aber sagen, dass dies nur dann möglich ist, wenn der Therapeut der Meinung ist, dass eine solche Therapieform auch zu einem Erfolg führt. Sprich, passendes Umfeld, persönliche Einstellung zur Therapie u.s.w.. Wäre für mich nur eine stationäre Therapie in Frage gekommen, hätte meine Therapeutin darauf bestanden diese zu machen..

Nachdem ich mich nun für eine ambl. Thera entschieden hatte, stellte meine Therapeutin die notwendigen Anträge bei meinem zuständigen Leistungsträger (BfA). In dieser Zeit besuchte ich dann die so genannte Motivationsgruppe in der Drogenberatungsstelle (Drobs) sowie meine Selbsthilfegruppe. Es versteht sich von selbst, dass man zu diesem Zeitpunkt bereits absolut Trocken zu sein hat. Ich habe es erlebt, dass Leute angetrunken zur Motivationsgruppe erschienen und resolut rausgeworfen wurden.

Mitte August 2004 war die Kostenübernahme durch die BfA dann abgesichert. Mir wurden 40 Einheiten bewilligt. Diese beinhaltet ein wöchentliches Gruppengespräch a` 100 Minuten, wobei in unserer Gruppe ein so genannter Intensivabend (2 Gruppengespräche a` 100) einmal monatlich stattfindet. Zusätzlich wurden mir noch 8 Einzel- und 8 Bezugspersonengespräche (mit Ehemann, Partner, Mutter und Vater u.s.w.) bewilligt. Da mein Mann und ich nur 2 Gespräche in Anspruch nahmen, wurde der Rest zu Einzelgesprächen genutzt. Am 06. September 2004 begann dann meine Kerntherapie.
Ich hatte also jeden Montag Gruppengespräche (es befinden sich nicht mehr als 10 Personen und 2 Therapeuten in einer Gruppe), sowie alle 2 Wochen Einzelgespräche bzw. Bezugsgespräche.
Zusätzlich ging ich selbstverständlich noch 1 x wöchentlich zu meiner Selbsthilfegruppe. Dieser Besuch ist Bestandteil einer Therapie. Sinn hierbei ist natürlich, dass nach Therapieabschluss der Patient eine Gruppe gefunden hat in der er/sie sich wohl fühlt und die er nach seiner Therapie möglichst weiterbesucht.
Kurz vor Ende meiner Kerntherapie am 28. Februar 2005, kam ich dann mit meiner Therapeutin überein, dass ich gern eine Verlängerung um 20 Einheiten beantragen würde. Ich wollte das bis dahin gelernte noch vertiefen. Mir wurden dann nochmals sogar 40 Einheiten bewilligt. Nach Meinung meiner Therapeutin bin ich jedoch heute so gefestigt, dass 20 Einheiten Verlängerung bei mir genügten. Also endet meine Therapie mit einem Abschlussgespräch am 24. Juli 2005.

Ich muss hier ja wohl nicht erwähnen, dass zu einer Therapie auch regelmäßige Arztbesuche gehören, das versteht sich jawohl von selbst. Vertraün ist gut, Kontrolle ist besser. Meine Therapiestelle arbeitet mit einem Neurologen und Psychiater zusammen, bei dem man regelmäßig vorstellig werden muss. Hierbei wird keine Zurücksicht darauf genommen, ob es sich dabei um den Arzt ihres Vertraüns handelt.

So, ich hoffe ich habe euch hiermit einen Einblick in eine ambulante Therapie gegeben. Ich habe mich für diese Form der Therapie entschieden, weil ich das erlernte sofort in meinem gewohnten Umfeld umsetzen konnte, für andere ist eine stationäre Therapie vielleicht sinnvoller. Fakt ist jedoch, dass ich mich nie besser gefühlt habe, als zum heutigen Zeitpunkt. Das letzte Jahr hat mir viele neü Perspektiven eröffnet.
 
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